\ »^KT.RTNERE SCHRIFTEN-/ VON WILHELM ^;Ri3nr' HERAUSGEGEBEN TOM GUSTAV HINRICHS VIERTER BAND GÜTERSLOH VERLAG VON C. BERTELSMANN 1887 Alle Rechte vorbehalten f VORWORT. -IJer vierte und letzte Band der Kleineren Schriften Wilhelm Grimms erscheint in einem Abstand von mehr als vier Jahren nach dem dritten. Er trägt mit vollem Recht noch den Namen Gustav Hinrichs als Herausgeber, aber das Register hinzuzufügen und den abschliessenden Rechenschaftsbericht zu geben, ist dem trefflichen Gelehrten nicht mehr vergönnt gewesen, den die classische und die deutsche Philologie zu den Ihrigen zählen durften: mit fast gleichem Recht und mit ähn- lichen Hoffnungen. Denn es darf an dieser Stelle wol bekannt werden, dass wir Germanisten und Schüler Müllcnhoffs von ^der hingebenden Forscherarbeit und dem Scharfsinn des homeri- schen Philologen auch eine entschiedene Förderung unserer Nibelungcnkritik erwarteten. Der Text des vorliegenden Bandes war im Drucke fertig, als am 2(>. April 1886 der Tod den jugendkräftigen Mann seiner Familie, der Wissenschaft und den Freunden entriss. Zur Seite des Kindes, in dessen aufopfernder Pflege er sich die tödliche Krankheit geholt hatte, ward er ins Grab gebettet. Am hundertjährigen Geburtstag Ludwig Uhlands ist das schlichte Denkmal enthüllt worden, das ihm von denen gesetzt wurde, die ihm im Leben, im Beruf und in der Wissenschaft nahe gestanden hatten. Die Fertigstellung der Beigaben wurde erst im Herbste des vorigen Jahres wieder aufgenommen, nachdem inzwischen das Werk in einen andern Verlag Obergegangen war und Herr Geh. Rath Prof. Dr Herman Grimm mich mit Überwachung IV VORWORT. des Druckes betraut hatte. Das Schriftenverzeichnis, von dem mir nur ein unvollständiges Manuscript nebst einem Correcturbogen übergeben worden war, wurde ergänzt und im Druck abgeschlossen. Bei der Correctur durfte auch ich wieder die unter den deutschen Gelehrten längst sprichwörtlich ge- wordene Hilfsbereitschaft Reinhold Köhlers in Anspruch nehmen, der schon Hinrichs zu danken gehabt hatte. Ein Versehen, durch welches in der Bibliographie einige schon im Vorwort zu Bd III bezeichnete kleinere Textpublicationen übergangen wurden, mache ich hier noch gut. Es ist nachzutragen: S. 651 unter » Wünsch elruthe « : No. 4, den 12. Januar 1818. S. 13— 16. Märchen von einem, der auszog das Fürchten zu lernen. Von Wilh. Grimm. No. 10, den 2. Februar 1818. S. 37 — 38. Eine arme Spinnerin baut dem Herrn das Haus. Mitgetheilt von Wilh. Grimm [Gedicht aus der Heidelberger Hs. 341]. S. 656 (hinter »Hannoversche Zeitung«): Altdeutsche Blätter von Moriz Haupt und Heinrich Hoff- mann. Leipzig, F. A. Brockhaus. 8^. Bd II (1837—1840) S. 1—2. Ein Segen aus dem zwölften Jahrhundert [herausgegeben von] Wilhelm Grimm. S. 658 (vor »Verzeichnis«): Berliner Taschenbuch. Herausgegeben von H. Kletke, Alexander Duncker, Eduard Haenel. Berlin bei Alex. Duncker. 1843. 80. S. 168— 173. Märchen vom Meister Pfriem. [Mit Kupfer von Th. Hosemann.] — Wilhelm Grimm. Der Inhalt dieses vierten Bandes umfasst zunächst die Erträge der zehn letzten Lebensjahre Wilhelm Grimms, darunter vor allem die vollständige Gruppe der Freidank- Arbeiten, die man hier bequem beisammen hat, und die hochwichtige Abhand- lung Zur Geschichte des Reims, die bereits eine Seltenheit im Buchhandel zu werden begann. Ihr Originaldruck ist, wie jeder, der sie öfter benutzt hat, weiss, durch auffallend viele Druckfehler in den Citaten entstellt. Hinrichs hatte nicht die Zeit, diese durchgehends zu berichtigen, in einem Aufruf bat er deshalb die Germanisten um Mittheilung ihrer bezüg- lichen Randnotizen: er hat mir aber selbst noch erzählt, dass VüUWüUT. V ich der einzige gewesen sei, der ihm daraufhin eine Anzahl von Citatfehlern — besonders bei Dichtern des 12. Jhs. — nach- gewiesen habe. Unter allen Abhandlungen Wilhelm Grimms ist keine so viel benutzt worden wie diese, während dem reichen, Hiiregonden und fruchtbaren Inhalt der Aufsätze über Freidank gegenüber bisher eine Gleichgiltigkeit geherscht hat, die durch die verfehlte Hypothese, welche ihnen zu Grunde liegt, nur halb entschuldigt wird. Ich erfülle noch einen Wunsch Wilhelm Schcrers, indem ich na(;hdrücklich auf diesen Schatz sorgfältiger Sammlungen und feinsinniger Bemerkungen hinweise. Fortgelassen wurde von dem, was Wilhelm Grimm in den fünfziger Jahren veröffentlicht hat, meines Wissens nur der umfangreiche Abdruck der hannoverschen Marienlieder in Bd X der Zeitschrift für deutsches Alterthum. Jenseits der fünfziger Jahre liegt die Ausarbeitung der beiden Collegienhefte über die Gudrun und den Erek, deren Einleitungen man nicht nur als eine Probe von Wilhelm Grimms Art, die Zuhörer in das Studium der altdeutschen Dichter ein- zuführen, sondern auch um einzelner noch heute werth voller Urtheile und Bemerkungen willen dankbar begrflssen wird. Für die Verfasserschaft der drei politischen Artikel aus der Hannoverschen Zeitung vom Jahre 1832, welche den Schlus« dieses Bandes bilden, hatten sich Herman Grimm und Hinrichs in Übereinstimmung entschieden auf Grund des Briefwechsels mit Pertz, aus dem sich Wilh. Grimm als Einsender ergab (vgl. Wissenschaft). Beilage der Leipziger Zeitung 1882 No. 93), und wol auch auf einige charakteristische Ausdrücke und Bilder des ersten Aufsatzes hin. Dass sie aus Kassel, wo Wilhelm und sein Bruder fortdauernd lebhafte Beziehungen unterhielten, datiert waren, durfte nicht befremden, wol aber gienge die Fiction etwas weit, wenn der Verfasser sich als einen Mann gibt, der öfter Gelegenheit gehabt habe, den landständischen Verhandlungen — seit dem constituierenden Landtag von 1830/31 — beizuwohnen. Der neuerdings von Stengel ge- sammelte Briefwechsel der Brüder mit den Freunden in der hessischen lleimath scheint den Widerspruch aufzuklären. Mehrfach haben die Grimms ihre Landsleute zur Mitarbeit an VI VORWORT. der neuen Pertzischen Zeitung aufgefordert: diese Bitte ergeht am 13. Dec. 1831 von Jacob an Professor Hermann Hupfeld in Marburg (Stengel, Private und amtliche Beziehungen der Brüder Grimm zu Hessen Bd H, 265), zugleich für Bickel und Suabe- dissen, und wiederum unter dem 13. März 1832 von Wilhelm an den zuletzt genannten Freund (Ebenda Bd I, 267 f.); jedes- mal ist das Anerbieten hinzugefügt, die Besorgung der Beiträge an Pertz zu übernehmen. In Hupfeld nun, der sich im Beginn des Jahres 1832 längere Zeit in Kassel aufhielt, vermuthe ich den Verfasser des ersten Artikels, wo gleich im Eingang sein Antheil an den Arbeiten der hessischen Kirchencommission erwähnt wird, vielleicht auch der beiden kürzeren, die ihm noch gefolgt sind. Das rasche Abbrechen der Mitarbeit würde sich mit seiner Rückkehr nach Marburg am ehesten erklären. Wilh. Grimm aber hat an den eingesandten Manuscripten eine Art redactioneller Tätigkeit geübt: unzweifelhaft rührt der Eingang des ersten Artikels von ihm her, und so mögen sie immerhin als Zeugen für das lebhafte Interesse, das er den politischen Vorgängen in der Heimath bewahrte, am Schlüsse seiner Kleineren Schriften mit einigem Recht belassen bleiben. Für das Register hatte Hinrichs umfangreiche, aber wenig geordnete Auszüge hinterlassen. Wir überzeugten uns bald, dass dieselben für jeden andern als den Urheber so gut wie unbrauchbar waren, und so übernahm Dr Ferdinand Wrede die selbständige Ausarbeitung eines Index für alle vier Bände: dieser ist zum Drucke gelangt, nachdem ich mich durch hin- reichende Stichproben von seiner gründlichen Zuverlässigkeit überzeugt hatte. Seinen Umfang wird von den Fachgenossen niemand beklagen, nachdem der Herr Verleger in entgegen- kommender Weise den Raum zur Verfügung gestellt hat, wol aber könnte die Wahl der Stichworte hier und da und die Schreibung vieler altdeutscher und altgermanischer Eigennamen und Wortformen gar grundsätzlich angefochten werden. Dr Wrede ist darin fast durchweg dem Stande der wissen- schaftlichen Kenntnis treu geblieben, welchen die jeweilige Abhandlung Wilhelm Grimms darstellt, hat aber Verweisungen nicht gescheut, wo sie nützlich waren. Druckfehler, welche der VORWOKT. \ 1 1 Herausgeber leider nicht ganz selten fibersehen hatte, war er bemüht, aus den Eigennamen besonders fernzuhalten, hei andern Wörtern und Wortformen Sicherheit zu erreichen, war hier nicht immer möglich. Diese vier Bände enthalten freilich einen iinvergünglichcn Besitz unserer Wissenschaft und bergen noch manche fruchtbare Anregung, manches unaufgegangene Samen- korn. Aber sie repräsentieren zugleich auch ein bedeutsames Stftck Geschichte der deutschen Philologie, und dieser Gesicht»- |innkt, welcher fitir die Aufnahme vieler Artikel in Bd I und II entscheidend gewesen ist, durfte bei Anlage des Registers nicht Ix'i Seite geschoben werden. Weder ich noch mein jüngerer Freund konnten uns berufen ftihlen, am Schlüsse dieser Samm- lung über einen der Classiker der Wissenschaft vom deutschen Altcrthum gcwissermassen zu Gericht zu sitzen und unsere jiltcrn und jungem Fachgenossen darüber zu belehren, was aus ihm heute noch zu lernen sei. Schon die nächste Zeit würde über einen solchen raisonniorenden Index zur Tagesordnung übergehen; wie er jetzt vorliegt, hoffen wir, dass er noch recht hinge benutzt werden und die anregende Kraft der Schriften Wilhelm Grimms noch recht vielen deutschen Philologen ver- niitteln möge. Berlin im Jaoi 1887. Edward Schröder. INHALTSVERZEICHNIS. Froidanks Grabmal 1 — 4 I l)or Freidank • 5 — 92 Ibor Froidank. Nachtrag 93—97 l'bcr Froidank. Zweiter Nachtrag 98—116 /um Froidank 117 — 118 Nochmals über Froidank 119 — 124 Zur Geschichte dos Reims 125 — 341 Die Himmolsstürmer 342 — 346 Aibanesische M&rchcn 347—351 Spanischo Mürchon 352 — 360 Der Swinegel 361—362 Zwei ThiermÖrchon 363 — 365 Thierfabeln bei den Meistcrsängcrn 366—394 Über eine Thierfabel des Babrius 395 — 399 Holzschnitt zu einer Fabel 400 — 401 Die mythische Bedeutung des Wolfes 402 — 427 Die Sage von Polyphem 428 — 462 Volkslied aus dem sechszehnten Jahrhundert 463 Zwei Meistorliodcr . . . • 464—467 Bruchstücke einer Bearbeitung des Rosengartens 468 — 478 Der Rosengarten 479—503 Hruchstüoko aus einem unbekannten Gedicht vom Rosengarten . 504 — 523 Kinleitung zur Vorlosung über Gudrun 524 — 576 Kinloitung zur Vorlesung über Hartmanns Erek 577 — 617 Bericht über eine kirchliche Commission und die Landstände in Hessen (vgl. das Vorwort) 618—629 Bericht über Gesetzentwürfe in Hessen (desgl.) 630 Bericht über die Stellung der Regierung zu den Landständen und dem Adel in Hessen (desgl.) 631 — 634 ( 'hronolügisehes Verzeielmis der Schriften Wilhelm Grimms (desgl.) 637 — 659 Register von Ferdinand Wrede 660 — 700 FREIDANKS GRABMAL. ZoitAchrift für deutBchos Altorthuni. Horausgogebcn von Moriz Haupt. l'THter Band. Leipzig, Weidnmnnsoho Buchhandiiinfi^. 1841. 8*. S. 80—83. x\iif' der königl. Bibliothek zu München wird ein hand- ho schriftliches Werk des bekannten Hnrtinann Schedel aus Nfirn- berg (Cod. lat. 716) unter dem Titel »Opus de antiquitatibus* iit'bewahrt, worin er von seinem Aufenthalt in Italien >) spricht. Bl. 204 befindet sich folgende Stelle, welche schon vor längerer Zeit Professor Schmeller mir mitzutheileu die Güte gehabt hat. DE TARVISIO. Inter opuscula moa bonarum literarum opus Fridanci Rith- inorum autoris extabat^ quem mercatores ob sua lepida dicta ad urbem Venetorum vocarunt, in urbe Patavina mortem obiisse referebant. Qua re moti eius sepulchrum in ea perquisivimus. tundem in muro primariae ecclesiae ab extra eius imaginem de- l)i(tam roperimus, et eius epigramma tolis aranearum per Georium PHutzing praefatum (er war Schedels Begleiter), mihi omni bene- volentia coniunctissimum, plene mundatum talem scripturam lite- ris ac sermone theotouico exaratam perspeximus. Sui quotjue .ii ritbmi latina ac theotonica litera (lingua?)'-) perscripti sunt. Kpitaphiiun Fridanci sopulti in Tarvisio. Hye leit Freydanok gar on all sein danck der alweg sprach und nie sajick: — Etwas ganz Neues. Freidank war von den Kaufleuten stMner witzigen und scharfsinnigen Sprüche wegen nach Treviso ') Er nahm im .lalir 1466 den Dootorhut in Pavia. ^ Schedel meint wohl die lioarbeitungon Freidanks in Utoini»ohon und doutsoben Versen. \V. OKIMM, KL. SCHRUTKN. IV. l 2 FREIDANKS GRABMAL. (denn das ist die urbs Venetorum , urbs Patavina , da das Ge- biet von Padua schon seit 1402 zu der Republik Venedig ge- hörte) berufen, starb dort und ward in der Hauptkirche be- graben. Zum Andenken ward sein Bildnis an die Mauer der Hauptkirche gemalt und eine deutsche Inschrift dabeigesetzt. Diese Inschrift ist von dürftigem Inhalt und hat nichts von der Art und Weise des 13. Jahrhunderts, sie zeigt auch nicht die Sprachformen jener Zeit, sondern des 15. Jahrhunderts. Man müsste also annehmen, dass Schedel, indem er sie abschrieb, sie zugleich auch geändert habe. Aber noch mehr, der Gegen- satz in den Worten der alweg sprach und nie sanc war im 13. Jahrhundert unmöglich. Sagen und singen, sprechen und singen war bekanntlich der technische Ausdruck für den Vor- trag der Gedichte im Allgemeinen, und keineswegs wird da- durch ein Gegensatz, etwa zwischen prosaischer und dichterischer, von Gesang begleiteter Erzählung, ausgedrückt. Ich will hier nur eine Stelle und zwar eines Dichters, der noch im Anfang des 14. Jahrhunderts lebte, anführen; Frauenlob sagt (Hagen MS. 2, 344"): swaz ie gesanc Reinmar und der von Eschenbach, swaz gesprach der von der Vogel weide, und gerade von Walther kennt man nur lyrische Dichtungen. Johann von Kostenz (nach der Lassbergischen Handschrift der Verfasser von der Minne Lehre, die Bodmer got Amur nannte), der (nach Lassberg) im 13. Jahrhundert lebte, führt einen Spruch Freidanks mit einer Bemerkung an, die der Inschrift geradezu entgegen ist (2013' — 2014): ez sprichet her Fridanc, der ie seite unde sanc 32 staetecliche warheit. [S. unten S. 7.] Hierzu kommt noch Folgendes. Freidank konnte erst nach dem Kreuzzug von 1229 nach Treviso berufen sein; will man ihm auch ein hohes Alter beilegen, so waren doch bis zu Schedels Anwesenheit mindestens zwei Jahr- hunderte verflossen. Ich will die Möglichkeit zugeben, dass ein Wandgemälde und eine, wie es doch scheint, nicht in Stein ge- hauene Inschrift so lange der Zeit getrotzt habe, wiewohl ich etwas sehr Unwahrscheinliches zugebe : wie hat sich aber bei den deutschen in Treviso ansässigen Kaufleuten, die man doch vor- aussetzen muss, eine so alte Nachricht von seiner Berufung und Krankheit erhalten? FREIDANKH GKAHMAL. 3 \c\i bo/.weiflo nicht Schedels uud PHnüings Wahrhaftigkeit, iitul wa» sie beschreiben, haben sie gewiss an der Kirche /u iVoviso gesehen, aber ich ghiubo nicht, dass Freidank in Tre- viso war und dort ist begraben worden, oder mit anderen Worten, ich glaube niclit an die Wahrhalligkeit des Denkmals >' lliNt. Ks kann sein, dass im Anfang des 15. Jahrhunderts ein lustiger und scherzhafter Mann, dessen Witz und Scharfsinn liekannt war, von den deutschen Kaufleuten im V'enetianisciien mich Italien eingeladen ward und den Namen Freidank erhielt oder sich selbst beilegte, entweder weil er an sich bezeichnend war oder weil man ihn damit dem wirklichen Freidank, dessen Sprüche in damaliger Zeit noch bekannt genug waren, ver- i^Ieichen wollte. Ward doch im 16. Jahrhundert dem Kaiser Maximilian in einem Verzeichnis seiner Werke auch Freidanks (ledicht beigelegt, s. Haltaus Theuerdank S. 19. Dann konnten die zu Schedels Zeit lebenden Kaufleute sich seiner sehr wohl riinnern, und dann passen auch die Worte der Inschrift: der Iweg sprach und nie sang; sie sollen andeuten, dass er ein i'-rz;ihler, kein Sänger gewesen sei. Oder das Grabmal hat vielleicht nur einer blossen Volkssage seine Entstehung zu ver- danken oder dem wohlgemeinten Einfall eines deutschen Malers, der aus dem Gedicht wusste, dass Freidank in Italien gewesen war. Ich erinnere an den bekannten Grabstein Eulenspiegels, von dem es sehr zweifelhaft ist, ob er wirklich gelebt hat. Man hat Bilder von ihm, man zeigt zu Mollen, wo er soll gelebt haben, einen Panzer von Eisendraht, ja auch in Rom ist er an- I blich gewesen und hat den Papst gesehen (vgl. Flögel Ge- buchte der Hofnarren S. 460 ff.). Freilich meine Vermuthung, dass Freidank kein anderer .H3 als Walther von der Vogelweide sei, würde unhaltbar erscheinen, wenn jener wirklich zu Treviso begraben läge, vorausgesetzt, ilass Walthers Grabmal zu Würzburg nicht ein blosses Denk- mal gewesen ist^). Mich dünkt jene Vermuthung noch fort- ') Nach einer Mitthoilung von Professor Koberstein hat Legationsrath S( harold zu Würzburg Walthers Leichenstoin dort noch gesehen, bestätigt auch aus alten Papieren, dass dort ein Hof lur Vogelveide bestanden habe. 1» 4 FREIDANKS GRABMAL. während begründet: ich habe sie für keine Gewissheit ausge- geben und bin vollkommen mit dem zufrieden, was W. Wacker- nagel in der Vorrede zum 1. Bande des Lesebuchs (in der ersten Auflage) darüber sagt. Es ist natürlich, dass eine solche Be- hauptung zunächst den Widerspruch erregt, allein ausser den Erörterungen zwischen Gervinus (in der Vorrede zur ersten Ausgabe der Geschichte der poetischen Nationallitteratur und in den Heidelberger Jahrbüchern 1835, S. 902 ff.) und mir (in den Göttinger Anzeigen 1835 St. 41—43 [= Kl. Sehr. Bd II, S. 449 — 468, besonders 453 ff.]) ist die Sache nicht zur Sprache gekommen; ich muss also eine Widerlegung meiner Gründe noch erwarten. Etwas Entscheidendes dafür oder dagegen wird sich vielleicht aus feiner Beobachtung der Spracheigenthümlich- keiten Walthers und Freidanks ergeben: dafür habe ich die Bemerkung zu Roland 3, 23 machen können. Dass der östreichische Seifried Helbling, den ich, als ich ihn in der Einleitung S. xli anführte, nicht näher kannte, unter Bernhard Freidank unseren Dichter meinte, davon habe ich mich jetzt aus einigen Stellen seiner Gedichte, wo er Sprüche aus der Bescheidenheit anführt, überzeugen können. Karajans Ausgabe wird vielleicht noch weitere Aufklärung, auch wohl einige noch nicht bekannte Sprüche Freidanks gewähren. Ob der Vorname Bernhard richtig ist (man darf, da dieser Name früher nicht zum Vorschein kommt, fragen, woher ihn Helbling am Ende des 13. Jahrhunderts wisse), lasse ich dahingestellt sein; wahrscheinlich dünkt es mich nicht; überraschend ist aber der Schluss, den Herr Professor v. d. Hagen daraus zieht (Jahrb. der Berhn. Sprachgesellschaft 1, S. 97), weil Freidank auch den Vornamen Bernhard führe, könne er nicht Walther von der Vogel weide sein. Wilhelm Grimm. [Vgl. Über Bernhard Freidank und Zurechtweisung im Litterarischen Centralblatt 1857 No. 26 und 1858 No. 48 == Kl. Sehr. Bd 11, S. 508—510.] I i'lIKU IHKIDANK. VHEli FRI^DANK. m »ioloHOii in der Koniglichüii Akndt'inifl dor Wissenschaften am 15..Mfirz 1849.) AMüHidlungen d«>r Königl. Akttd«>mit! der Wissenschafton zu Berlin (phil.-hist. Khisse). 4'. 1850. S. 331-413. Separatabzug S. 1—85. I. ±Jcr Name, den unser Dichter sich gelbst beilegt, wird von W. Wackornagel im Glossar zu seinem Lesebuch durch Freidenker übersetzt, gewiss richtig, wenn man von dem Neben- begriff absieht, der diesem Ausdruck gegenwärtig anhängt, jener Zeit aber fremd war. Damals wird niemand über die Bedeutung dos gewählten, auf den Inhalt des Gedichts bezüglichen Namens in Zweifel gewesen sein, so wenig als jemand in Frauenlob, in ilcm Unverzagten oder in dem Freudeleeren (Haupts Zeitschr. 5, S. 243. 7, S. 530) und anderen den eigentlichen Namen des Dichters sah. Noch mehr, da es kein Geschlecht gab, das von der Vogelweidc' hiess, so mag auch Walther einen dichterischen Namen angenommen haben. Daher erklärt sich warum er, wie der Spervogel, der auch nur diesen Dichternamen (MS. 2, 226'') vorbringt, von sich in der dritten Person redet (18, 6 f.) und sich selbst (119, 12) min trfitgeselle von der Vogelweide an- rodet, von dem er Beistand im Gesang fordert: oder warum er dem, den man e von der Vogel weide nande (108, 7), eine Art (irabschrift dichtet; es ist nicht nöthig diese Lieder anderen hoizulogen. Freidank als Eigenname kommt erst im vierzehnten .lahrhundert vor, ohne Zweifel veranlasst durch das in grossem Ansehen stehende Gedicht, wie auf gleiche Weise ein Walther der Vogelweid von Veitheim in einer Urkunde vom Jahr 1349 (Haupts Zeitschrift 4, S. 578) erscheint. Dass Freidank, der Ur- sache hatte sich zu verbergen, zu seiner Zeit nur unter dem an- ij;enommenen Namen bekannt war, zeigt eine kürzlich gefundene Stelle in den Colmarischen Annalen aus dem dreizehnten Jahrhun- dert (Haupts Zeitschr. 4, S. 573), Frydankus vagus fecit rithmos theutonicos gratiosos: woraus wir zugleich ersehen, dass er ein 6 ÜBER FREIDANK. herumziehender Sänger war, auch darin dem berühmten Walther ähnhch. Beide klagen über mangelnde Freigebigkeit der Fürsten 332 (Anmerkungen zu Freidank S. 87, 6. 7 und 8). Eine durch 4 Schedel bewahrte Nachricht von einem Grabmal Freidanks und einer Inschrift darauf habe ich der Forschung nicht vorenthalten wollen, sondern in Haupts Zeitschrift 1, S. 30. 31 bekannt ge- macht, wo auch die Gründe auseinandergesetzt sind, weshalb ich glaube, dass man sie nicht auf unseren Dichter beziehen darf Das ist nicht der gute Stil des dreizehnten Jahrhunderts. Die erste Zeile entbehrt des Versmasses und lautet roh: hie lit Fridanc, kläglich ist der Zusatz gar an allen sinen danc: Veldeke sagt (MS. 1 , 20**) wan ez got ni gebot daz dehein man gerne solte sterben. Wie zierlich gedacht, wie reinlich ausgedrückt ist der Spruch auf dem Schwerte Konrads von Wintersteten. Von den Lebensumständen des Dichters scheint keiner seiner Zeitgenossen etwas gewusst zu haben; uns bleibt nichts übrig, als einzelne Andeutungen aus dem eigenen Werk zu- sammenzulesen. Selbst über seinen Stand, ob er von Adel war oder nicht, hatte man keine Gewissheit. Bei einigen heisst er meister, bei anderen her : ich habe die Stellen in der Einleitung zur Bescheidenheit S. xxxix. xl nachgewiesen und trage nur Tanhausers hofzuht (Haupts Zeitschrift 6, S. 488), die von Ett- müUer herausgegebenen sechs Briefe 9, 32, Helbling 2, 147 und Teichner (Dresden. Handschr. No. 67, Bl. 5*'. 18^) nach, wo er immer her genannt wird. Der Älteste von denen, die ihn nennen, Rudolf von Ems, bezeichnet ihn zweimal als meister, einmal ohne Zusatz: aber er nennt auch (Orlens 4481) den Walther meister, obgleich dieser gewiss zum Adel gehörte. Rudolf be- kümmerte sich schwerlich um Freidanks Lebensverhältnisse oder, was am wahrscheinlichsten ist, er wusste nichts Bestimmtes. Ebenso schwankt Hugo von Trimberg, der ihm doch die höchste Verehrung zollt, zwischen her und meister; hätte er etwas Näheres von ihm sagen können, er würde, zumal bei seiner Redseligkeit, es sicher nicht zurückgehalten haben. n. Die mehrmals angeregte Frage, ob Freidank noch andere Gedichte als die Bescheidenheit verfasst habe, verdient erst Auf- Cbkk fhkidank. 7 merksamkeit, wenn man Ciründ«' cluliir beibringen kann. In jener CJrubsuhrit't heiöst es: der alwege sprach und nie sanc, Angenommen, sie sei echt, d. h. aus dem dreizehnten Jahrhund(>rt, -() beweist sie weiter nichts, als dass der Verfasser derselben keine lyrische Gedichte von Freidank kannte, und es ist auch nicht glaublich, dass er solche unter diesem Namen habe aus- gehen lassen. Ausserdem scheint ftlr jene Zeit sprechen und ».ss «ingen nicht ausreichend einen Gegensatz auszudrücken: sagt '• doch Frauenlob (EttmüUer S. 114. 115) swaz ie gesanc Reinmär und der von Kscheubach, swaz ie gesprach der von der Vogel- wcide, und das w^ird niemand so verstehen, als habe Wolfram wie Keinmar nur Lieder gesungen, Walther Erzählungen oder Spruchgedichte vorgetragen, lleinzelein von Konstanz äussert in der Minneulehre her Fridanc der ie seite und sanc stietecluh die warheit, was auch nichts als ein allgemeiner Ausdruck ist. S. oben S. 2.] Hätten nur die Colmarischen Anualen ein Paar Worte mehr zugefügt! Doch rhythmi teutonici gratiosi bezeichnen eher lyrische Gedichte als die Sprüche der Bescheidenheit, die für i«'n Vortrag eines fahrenden Sängers wenig geeignet scheinen. Wenn die Worte nun auf die Lieder Walthers zu beziehen wären? Was Rudolf von Ems im Alexander sagt, der sinue- riehe Fridanc, dem ane valschen wanc elliu rede volge jach, >\vaz er in diutscher zungen sprach, hilft auch nicht weiter: r sinneriche heisst er zumal in Zusammenhang mit dem, was n'(;h vorhergeht, als Dichter der Bescheidenheit: die letzte Zeile kiuinte man verstehen, als habe er auch in anderer, etwa in lateinischer oder romanischer Sprache gedichtet, wo seine Rede nicht so fliessend gewesen sei : aber das ist doch sehr unwahr- scheinlich ; dagegen könnte sie allerdings darauf hindeuten, dass das Spruchgedicht nicht sein einziges Werk gewesen sei. Die Abschnitte von Rom und Akers unterscheiden sich durch die geschichtliche Haltung so bestimmt von der lehrhaften Weise des übrigen grösseren Theils, dass ich schon bei der Herausgabe der Bescheidenheit auf den Gedanken gerathen war, -io seien Stücke aus einem anderen Werk und hier nur ein- geschoben. Ich bin seitdem in dieser Ansicht bestärkt worden. Es ist schon auffallend, dass nur wenige Handschriften den Ab- schnitt von Akers kennen, nur A von der ersten und Bb von 8 ÜBER EREIDANK. der zweiten Ordnung: die einer ganz anderen Aufstellung fol- genden Handschriften 3133 haben nichts daraus, ebensowenig scheinen Hugo von Trimberg und Boner ihn gekannt zu haben. In Bb bricht diese geschichtliche Erzählung ohne allen Zu- sammenhang mit dem anderen plötzlich hervor. Endlich haben A und Bb die Quelle nicht gleichmässig benutzt, A hat 162, 25 — 163, 12, Bb 157, 1 — 162, 25, ein noch grösseres Stück, ganz allein. Immer aber muss diese Vermischung schon frühe stattgefunden haben, da sie sich bereits in der ältesten und besten, sicher in das 13. Jahrhundert gehörigen Handschrift 3S4 zeigt. Der Abschnitt von Rom passte mehr in den Plan der ^ Bescheidenheit. Das alles scheint mir darauf zu deuten, dass wir nur Bruchstücke eines grösseren Werks vor uns haben. Gleichzeitig mit dem Übrigen sind sie nicht gewesen, das er- weist eine andere Bemerkung: dort nämlich (46, 15. 130, 10) begegnen wir mehrmals der Klage über Nichtachtung des päpst- lichen Bannes, hier (148, 19) dagegen einer herben Äusserung über die Käuflichkeit desselben zu Rom, ja der über den Kaiser Friedrich ausgesprochene Bann (157, 19. 21. 158, 2. 160, 10. 19. 162, 4) wird geradezu als ungerecht und unkräftig betrachtet. Der Dichter redet von Rom, wo er Gras in den Palästen ge- funden hat (148, 23), als Augenzeuge: er mag auf dem Zug nach Syrien dort gewesen sein und beschreibt diesen Aufenthalt hernach als er sich in Akers befindet. Jetzt versteht man auch^ wie eine Stelle doppelt vorkommen kann, in dem früheren Ge- dicht (132, 26 — 133, 4) als gemeines Sprichwort, in dem spä- teren (158, 16 — 21) mit passender Anwendung auf den Kaiser und den Sultan. Lässt sich keine Hinweisung auf das verlorene Werk finden ? Ich muss auf eine vielfach angefochtene Stelle in Rudolfs Wil- helm von Orlens zurückkommen, die in allen ziemlich zahlreichen Handschriften immer gleichlautend erscheint, wold iuch meister Fridanc getihtet hän, so waeret ir baz für komen danne an mir, oder von Absalone: hset er iuch also schöne ÜBEH FKKIDANK. 9^ bvrihtet uIh diu nitcre wie der edel Stoiifiere, der kcisor Fridencli verdarp und lebende hohe/ lop t-nvarb. od der, wie ich in der vierten Zeile lese, ist kaum eine Ände- rung, aber Absalone kann nicht richtig sein, da ein' Ortsname folgen mu88. Zu den bisherigen Vorschlägen, die den schwie- rigen Namen ändern und mit grösserer Kühnheit eine Lücke voraussetzen und einige Zeilen einschieben oder eine Anspielung auf unbekannte Ereignisse darin erblicken, will ich einen neuen lügen, der nicht kecker ist als der massigste von jenen. Ich lese nämlich Akoue oder Akarone, und der Dichter jener beiden Ab- schnitte ist damit gemeint, der füglich so genannt werden konnte, da er in Akers eine Zeitlang lebte und dort das Werk dichtete, :«& von dem diese Bruchstücke uns erhalten sind. Akers ist die ^ gewöhnliche Form, die im Lanzelet (8847), im Herzog Ernst (5233), bei dem Marner (MS. 2, 174"), Enenkel (S. 289), Bruder Wernher (MS. 2, 164"), Hugo von Trimberg (7505. 15845), Püterich (St. 110) gebraucht wird: Akön finde ich bei Heinrich von Neustadt (Apollon. 18217. 20G17) im Reim auf Ebrön: endlich Acharön bei Odo, dem Verfasser des lateinischen Ernst (5233). Nichts scheint natürlicher als dass der, welcher die Schicksale Friedrichs bei dem Kreuzzug erzählte, auch Barba- rossas und seines traurigen Untergangs gedachte. Hier entsteht nämlich die Frage, wen wir als Verfasser der beiden Abschnitte zu betrachten haben. Rudolf von Ems meint wohl einen anderen als Freidank, weil er sechzehn Dichter anführen will und sonst nur fünfzehn genannt hätte. Das hat weiter kein Gewicht, da der von Akers schon der heftigen Äusserungen wegen, die er sich erlaubt, seinen Namen wird geheim gehalten haben und ihn Rudolf auf diese Weise am natürlichsten bezeichnete; nur so viel ist sicher, dass er ihn als einen Zeitgenossen Freidauks betrachtete. Beide ftir eine Per- son zu halten, sind wir durch die Einmischung dieser Ab- schnitte in die Bescheidenheit, weil sie schon frühe stattfand, veranlasst: ein stärkerer Beweis liegt in der Übereinstimmung der Sprache und des dem Dichter geläufigen Ausdrucks, die 10 ÜBER FREIDANK. ich hier nachweisen will, den glouben bezzern 148, 13: die kristenheit bezzern 76, 2. äne schäme 148, 17: 53, 5. 112, 15. schalkeit 149, 3: 143, 5. 20. diu kristen 149, 14. 153, 20. 10, 26. kunst gewalt noch list 149, 18: kunst noch list 19, 22. 126, 17. kunst und al der werlde list 79, 6. guot bilde geben 149, 20. 152, 7: 69, 21. 71, 5. gesunden 149, 23: 180, 10. einen an liegen 150, 7: 102, 13. 106, 15. 170, 5. 7. swjere senften 150, 11: zorn senften 64, 12. gouch Narr 150, 25: 54, 22. 98, 12. gouches tore 83, 11. loesen befreien 151, 3: 20, 16. 39, 19. 130, 9. . 181, 4. sich haben an einen 151, 6: 55, 11. 97,27. zer helle varn 151,12: 105,9. 180,1. drizec lant, her usw. 151, 16. 155, 10: 4, 17. 46, 1. 57, 7. 102, 15. swan alle krüinbe werdent sieht 152, 2: daz mich krümbe dunke sieht 50, 24. bürge unt lant 152, 20: 75, 13. ze langer frist 154, 2: 31, 9. 33, 3. 96, 24. pflüoc bildlich 155, 18: 27, 15. 168, 13. über lüt 155, 22: 168,18. valsch slahen 156, 25: 46, 21. über daz 156, 19: 6, 8. daz beste tuon 156, 22. 160, 18: 82, 25. 99, 4. 110, 24. 149, 22. tödes grünt 156, 24: meres grünt 11, 3. helle grünt 11, 17. bi gestän 158, 1: 16, 13. krump oder sieht 158, 2 .336 10, 21. widersatz 158, 26: 172, 15. 173, 3. sigen 160, 1 ^ 46, 17. nider sigen 117, 27. die sträze oflFen stänt 161, 21 66,6. verbannenl62, 8. 14:51,1. z'ende komen 162, 19: 11 1, 13. gehoenen 162, 23: 68, 13. michels baz 163, 12: michels lieber 156,2. michels gerner 59, 11. des libes röst 163, 25: einen üf den röst setzen 168, 10. Von den metrischen Gesetzen Freidanks, die unten näher betrachtet werden sollen, zeigt sich in den beiden Abschnitten keine Abweichung. Wie dort wird in jeder Zeile nie mehr als einmal die Senkung ausgelassen, gelten im ersten Fuss drei Silben, wovon die mittelste am mindesten betont wird, und ist ein dreisilbiger Auftakt unerlaubt: wie dort findet man nur wenige und leichte Kürzungen, und, was vielleicht am stärksten wiegt, unt in der letzten Senkung vor stumpfem Reim, nur, wenn t oder 1 dessen Anlaut bildet: also unt tac 154, 15, unt tant 156, 17. Ebenso in den Reimen dieselben Eigenthümlich- keiten, erwert: ernert 163, 3. 4 wie erwern: ernern 63, 7. 69, 13. 14 und besonders wirt: wirt 156, 20: 87, 10. ÜBKK FREI DANK. 1 1 111. Sind die geschichtlichen Abschnitte Zuthut aus einem zweiten Werk, 80 haben wir das Alter der Bescheidenheit erst zu er- mitteln, denn nur von dem über Akers wissen wir gewiss, dass er im Jahre 1221) in Syrien ist gedichtet worden. Wir müssen uns nach Zeugnissen umsehen. Ich führe jenes zuerst an, das ich in einer Stelle der Überarbeiteten Klage 3540 — 354H ge- funden und in der Einleitung zu, Freidank S. xxxvji — xxxviii schon geltend gemacht habe: es steht dort in einem Zusatz mit der Absicht, einen Spruch aus der Bescheidenheit einzurücken, der unverändert geblieben ist. Ich beharre bei der schon früher (S. cxviii — cxx) begründeten Behauptung, dass wörtliche Lber- einstiiinuung mit F'reidank auf ein Abborgen aus seinem Ge- dieht mit Sicherheit schliessen lässt. Man kann einwenden, er habe seine Sprüche aus dem Munde des Volks geschöpft, aber die Herstellung des reinen Reims, um den sich das Volk wenig bemühte, veranlasste so gut Änderungen als die Handhabung des regelrechten Versmasses. Wie selten mag es sich gefügt haben, dass die ohnehin beständiger Umwandlung preisgegebene Überlieferung des Sprichworts geradezu konnte beibehalten werden: wie gross die Verschiedenheit in der Auffassung einzelner Sprichwörter war, ersieht man aus dem, was ich S. xc — cv nebeneinandergestellt habe. Nach meinem Geft\hl trägt der Ausdruck überall Freidanks Eigenthümlichkeit, und die :«7 erblicke ich gerade in den von der überarbeiteten Klage wieder- •' holten Worten 117, 21. 22 der tot liep von liebe schelt unz er uns alle hin gezelt. schein in dieser bildlichen Bedeutung ge- brauchen nur wenige (ich kenne nur die zur Goldenen Schmiede 52 angeführten Stellen, wozu noch Troj. Krieg 100G8 kommt), das Gewöhnliche war wohl, wie Hartmann im Erek 2208 — 2210 sagt, der tot allez liep leidet, so er liep von liebe scheidet, ebenso Hug von Langenstein (Martina Bl. 125'') der tot — : fröude leidet und lieb von liebe scheidet, und Friedrich von Sunburg (Mgb. 22') freu Werlt, ihr kunnet liep von leide scheiden; zwei Handschriften von Freidank haben den Aus- druck wirklich nicht verstanden und scheidet gesetzt, die eine dert auch die folgende Zeile, die andere entstellt den Keim. 1 2 ÜBER FREIDANK. Lachmann hat zu den Nibelungen 353, 2 die Gründe an- gegeben, weshalb die L^berarbeitung der Klage vor dem Jahr 1225 muss vollendet gewesen sein: möglicherweise war sie schon zehn Jahre früher vorhanden, immer aber muss die Bescheidenheit vorangegangen sein. Vielleicht können wir noch weiter zurück- schreiten: ich habe in der Einleitung S. cxxvi den Ausdruck unwip hervorgehoben, der bei Walther und Freidank zuerst sich zeige, jetzt aber gefunden, dass auch in der echten Klage 361 unwiplicher muot steht. Ich will hier noch keinen Schluss ziehen, immer aber haben wir durch die Stelle in der über- arbeiteten Klage einen sicheren Anfangspunkt gewonnen und müssen zunächst nachsuchen, ob wir bei den Dichtern aus dem Ende des zwölften und Anfang des dreizehnten Jahrhunderts eine Spur von Freidank entdecken können. Hartmann sagt im zweiten Büchlein 193 er bedarf unmuoze wol, swer zwein herren dienen sol: Freidank (ABaßQl) 50, 6 swer zwein herren dienen sol, der bedarf gelückes wol; Hartmanns unmuoze scheint mir besser und könnte die echte Lesart sein. In demselben' Büch- lein 701 des wip da sint gehoenet, des well wir sin' gekroenet: Freidank 102, 18 die man vil manegez kroenet, des wip sint gehoenet. Erek 431 swen dise edeln armen niht wolden er- barmen: Freid. 40, 15 man sol sich gerne erbarmen über die edeln armen. Erek 4800 nü mac doch daz nieman bewarn, daz im geschehen sol: Freid. 132, 6 swaz geschehen sol, daz geschiht. Gregor 525 wan im niemer missegät, der sich ze rehte "an in (Gott) verlät: Freid. 2, 14 vil selten ieman misse- gät, swer siniu dinc an got verlät. Gregor 3400 (etwas ver- schieden Armer Heinrich 26 — 28) wir haben daz von sime ge- böte, swer umbe den andern (nach der Wiener Handschrift 3.{8 Lachmann in Haupts Zeitschr. 5, S. 65) bite, da loes er sich lö selben mite: Freid. 39, 18 merket, swer für den andern bite, sich selben loeset er da mite. Armer Heinrich 101 des muge wir an der kerzen sehen ein wärez bilde geschehen, daz si zeiner eschen wirt enmitten do si lieht birt: Freid. 71, 7 diu kerze lieht den liuten birt unz daz si selbe zaschen wirt. Iwein 2964 mit lachendem munde truobetn im diu ougen: Freid. 32, 15 daz herze weinet manege stunt, so doch lachen muoz der munt. ÜRRR FRBIDANK. 13 Freidanks Auft'ussuug steht in allen diesen Sprüchen nahe, und seine Worte klingen durch, ja der Reim ist fast iinmer bei- hchaltcn. Hierzu kommt, dass auch Ilartmanns Nachahmer mul Zeitgenosse, Wirut, sichtbar einen Spruch aus der Be- scheidenheit entlehnt hat, Wigalois 167, 7 er (Gott) nidert hoch- gemttete und ha'het alle gttete: Freid. 2, 5 got hoehet alle güete und nidert hochgemttete. Wolfram und Gottfried waren von der Macht des eigenen Geistes zu sehr erfüllt, als dass sie von anderen etwas hätten annehmen sollen: wenigstens finde ich tbei ihnen keine Stelle, die Bekanntschaft mit Freidank ver- riethe. Wolfram bringt zwar einige Sprichwörter vor, aber eigenthümliche, und da, wo derselbe Gedanke vorkommt, ist er gedrungener und schöner ausgedrückt. Parz. 272, 12 weinde ougen hänt süezen munt; Freid. 32, 14 daz herze weinet manege stunt, so doch lachen muoz der munt, und Parz. 338, 11 im wsere der Hute volge guot, swer dicke lop mit wärheit tuot liegt fern von Freid. 60, 23 merket, swer sich selben lobet äne volge, daz er tobet; selbst der volksmässige, auch anderwärts (Einleitung xcv) übereinstimmende Spruch 31, 16 hiute liep, morne leit lautet im Parzival 103, 24 hiute freude, morgen leit oder 548, 8 hiute riuwe, morgen fro. Bruchstücke aus einem unbekannten Gedicht, das Stil und Sprache in die beste Zeit des 13. Jahrhunderts weisen (Mones Anzeiger 4, S. 314 — 321), enthalten Z. 122 — 124 Folgendes: mir ist ouch für war geseit daz er lihte friunde sich bewiget, swer alle zit niugeme pfliget. Ich glaube, dass wir hier den echten Text eines Spruches aus der Bescheidenheit vor uns haben, den wir nur aus wenigen und zumal späteren Handschriften kennen, 97, 26 des friundes schiere sich verwiget, der niuwer friunde pfliget. Das ausser Gebrauch gekommene Substantiv niugeme, das ich nur im Erek 7635 und Lanzelet 7983 nachweisen kann und wofür Graffs Sprachschatz 4, S. 236 nur einen einzigen Beleg hat, mag Ver- ■ anlassung gewesen sein, mit Abschwächung des Gedankens die Wiederholung niuwer friunde zu setzen. Das seltene Wort war auch dem Verfasser des lateinisch-deutschen Freidanks un- bekannt, denn er bringt (Göttweig. Handschr. 4, alt. Druck 5") «twas anderes, ganz Gehaltloses vor, der friunde sich verwiget, iV* 14 ÜBER FREIDANK. s welch man lügen pfliget: die lateinische Übersetzung verstän- diger, doch abermals abweichend, qui similis vento nobilitatis (1. mobilitatis) labe notatur, foedus amicitias modicum curare probatur. Die Karlsruher Handschr, S. 111'^' entstellt das ihr unverständliche Wort: »Der frunde er sich schier verwiget Wellich man ierunge pfliget«. Die Handschrift jener Bruch- stücke ist alt und gut, das zeigen die Sprachformen, aber dass sie, wie Mone behauptet, gerade in den Anfang des 13. Jahr- hunderts gehören, wird mit Sicherheit sich nicht erweisen lassen, so erwünscht es wäre. Der Winsbeke und die Winsbekin, die nach Wolframs Parzival müssen gedichtet sein, aber wenn Pfeiffers Vermuthung, wonach (Wigalois xvii) Wirnt sie be- nutzt hat, richtig ist, schon vor 1208 — 1210, gewähren eine Anzahl Sprüche, die wir auch aus der Bescheidenheit kennen. Der Winsb. 3, 1 sun, merke wie daz kerzen lieht die wile ez brinnet swindet gar: Freid. 71 , 7 diu kerze lieht den liuten birt unz daz si selbe zaschen wirt. Der W. 23, 4 der man ist nach dem sinne min dar nach und er gesellet sich : Freid. 64, 4 swer den man erkennen welle, der werde sin geselle. Dör W. 25, 1 sun, bezzer ist gemezzen zwir danne verhowen äne sin: Freid. 131, 23 bezzer ist zwir gemezzen dan zeinem mal vergezzen. Der W. 25, 7 daz wort mac niht hin wider in und ist doch schiere flir den munt: Freid. 80, 12 mit witze sprechen daz ist sin: daz wort enkumt niht wider in. Der W. 28, 5 der tugent hat, derst wol geborn und eret sin geslehte wol: Freid. 54, 6 swer tugende hat, derst wol geborn: an tugent ist adel gar verlorn und 64, 13 swer rehte tuot, derst wol geborn. Der W. 33, 4 swer gerne ie über houbet vaht, der mohte deste wirs gesigen: Freid. 126, 21 vit lihte er schaden schouwet, der über sin houbet houwet. Der W. 33, 8 muotes alze gasher man vil traegen esel riten sol: Freid. 116, 25 swem gäch ist zallen ziten, der sol den esel riten. Der W. 41, 5 ein ieglich man eren vil, der rehte in siner mäze lebet und übermizzet niht sin zil: Freid. 114, 9 swer schone in siner mäze kan geleben, derst ein saelic man: da bi mit spotte maneger lebet, der üz der mäze höhe strebet. Der W. 45, 4 si machent breite huoben smal: Freid. 120, 5 breite huoben werdent smal. Der W. 60, 9 ez ÜBKU FUKIUANK. J5 ist ein lop ob allem lobe, der an dem ende rehte tuet: Freid. i, 20 icbn Hchilte niht swhz icinen tuot, machet er duz ende not. Der W. (58, (5 wir koufen in dem eacke nibt: Freid. 85, 5 wer inme sacke koufet. Die Winsbekin 15, 1 gedanke sint «Ion liuteu tri und wflnscbe sam: weibtu des niht? Freid. 115, 14, diu baut kan niemen vindeu, diu gedanke mugen binden, man .wo vi\het wip unde man, gedanke uiemun vahen kan. Die W. IG, 6 '-^ /(' 8wacher heimh'ch wirt man siech: Freid. 93, 14 unrechtiu lieimeliche tuot nieman eren riebe. Die W. 19, 2 sie sagent vvip haut kurzen uuiot, da bi doch ein vil langez bar«: Freid. 1S2, 3 die i'rouwen haut langez hur und kurz gemüete; daz ist war. Die W. 20, 1 est komen her in alten siten vor mangen tren unde tagen daz mau diu wip sol gUetlich biten und liep- liih iu dem herzen tragen, so suln sie zühteciicb versagen od aber so sinueclich gewern daz si iht \}er nach beginnen klagen : I'Veid. 100, 20 diu wip man iemer biten sol, iedoch stat in ver- /ihen wol und 100, 24 verzihen ist der wibe site, doch ist in liop daz man si bite. Die W. 32, 4 betwungen liebe ist gar • in wiht: Freid. 101, 1-3 betwungeniu liebe wirt dicke ze diebe. Die W. 41, 3 swer sinem rehte unrehte tuot, der eren niht ge- hüeten kan: Freid. 106, 20 swer sinem dinc unrehte tuot, dem wirt daz endo selten guot. Bei der Verschiedenheit des Aus- drucks im Einzelnen ist die Übereinstimmung im Ganzen so <:;ross, dass der Einfluss Freidanks sehr wahrscheinlich wird, zumal das strophische Versmass und die verschiedene Haltung (los Gedichts nothwendig zu Änderungen führen musste. Bei Thomasin ist mir Bekanntschaft mit Freidank noch wahrschein- licher. Welscher Gast Pfsilz. Handschr. 2* swer frumer Hute lop hat, der mac wol tuon der bocsen rat: Freid. 89, 22 swer der trumcn hulde hjit, der tuot der bwsen lihton rat. W. G. 11" swer in zorn hat schoene site, dem volget guotiu zuht mite: Freid. 64, 18 swer in zorn ist wol gezogen, da hat tugent im- tugent betrogen. W. G. 15' her üz (dem Fass) kumt ze keiner tVist niuwau daz innerhalben ist: Freid. 111, 2 öz iegelichem vazze gat daz ez innerhalben hat. W. G. 19** si (Minne) blendet wises mannes muot und schadet [sele lip] 6re unde guot: Freid. *^), 11 minne blendet wisen mau, der sich vor ihr niht hüeten Ig ÜBER FREIDANK. kan. W. G. 43'' swelh man hat einen riehen muot, derst niht arm mit kleinem guot: Freid. 43, 20 swa ist froelich armuot, dii ist richeit ane guot. W. Gr. 44'' swer sinem guot niht herschen kan, derst der pfenninge [dienstjman: Freid. 56, 15 nieman der ze herren zimt, der sin guot ze herren himt. W. G. 42" swen niht genüeget des er hat, des armuot mac niht werden rat: Freid. 43, 10 swen genüeget des er hat, der ist riche, swiez ergät. W. G. 44'' swelh man verkouft sin frien muot, der nimt niht gelichez guot: Freid. 131, 3 ichn g.iebe minen frien muot umbe keiner slahte guot. Dazu kommt dass ich diese Sprich- wörter grossentheils nur bei beiden gefunden habe. Heinrich 341 von Türlein, der etwa im Jahr 1220 die Krone dichtete, ge- ^•^ währt kein Zeugnis über Freidank, wenigstens nicht in der mir allein zugänglichen Wiener Handschrift, die unvollständiger ist als die Heidelberger ; in einem Spruch fasst er sich ganz anders, s. unten die Anmerkung zu 88, 15. Lichtenstein scheint sich nur um die Dichtungen von Artus und der Tafelrunde be- kümmert zu haben: mit Freidank kommt einiges Gemeinsame vor, doch die Übereinstimmvmg müsste entschiedener sein. Frauendienst 95, 14 ich was da der beste niht: ich was oiich niht der boeste gar: Freidank 90, 25 wer mac die besten üz gelesen, wan nieman wil der boeste wesen? Frauend. 340, 25 guot gedinge derst vil guot: lieber wän noch sanfter tuot: Freid. 134, 22 diu groeste fröide die wir hän, däst guot gedinge und lieber wän. Frauend. 475, 21 der edele sol erbarmen sich über die armen; daz rät ich: Freid. 40, 15 man soll sich gerne erbarmen über die edeln armen. Fleck hat die Bescheidenheit nicht gekannt (vgl. Anm. zu 107, 23), auch nicht Stricker, der im Jahr 1240 starb: da, wo er von Ketzern spricht (Hahn kleinere Gedichte von Stricker 12, 503 f.), hat er gar nichts mit Freidank gemein, so ähnlich im Allgemeinen Gedanken und Ansichten sind. Auffallender ist es, dass Ulrich von Türheim, der in seinem um das Jahr 1250 gedichteten Wilhelm Sprich- wörter genug vorbringt, nichts von ihm zu wissen scheint. Die einzige Stelle, in der man etwas Ähnliches findet, ist doch zu verschieden gefasst, Pfalz. Handschr. 152. Cassel. 120'' ez ist ein altiu lere daz sich der man gesellet als sin leben ist ge- riJKFt I'KBIDANK. 1 ^ > tollet lautet in der Bescheidenheit besser, 64, 4 swer den mun ngen Barlaam und der gute Gerhard. In dem letztgenannten Werk benutzt er Freidank ohne ihn zu nennen, auch nicht ohne einiges zu ändern, 37.38 die wisen jehent »swer sich lobe ANCK »Hort icli lijil) gut duM JHt nit mein ach lieber g4it wes iiuif^.s daii Mein es stet nit nier zu incini {{epot Dan ich verzer und gib durch got.« Diese Sprüche sind aus Bernharts Überarbeitung genommen, das zeigen die Veränderungen, Zusätze und die schlechten Reime, nur der siebente, der ihm auch nicht zugeschrieben wird, mag aus dem echten Freidank 1, 7 — 10 stammen, es müsste ihn denn Bernhart unberührt gelassen haben, was er wohl mitunter that. Der Sammler hat beide Namen getrennt, man kann nicht wissen aus welchem Grund, aber mit richtigem Gefühl. Den ersten und fünften Spruch scheint Bernhart zu- • gesetzt zu haben, der zweite entspricht Freid. 56, 24 und 54, 3, der dritte dem Eingang der Bescheidenheit, der vierte steht 10, 15. Der sechste ist doch nicht zu finden, aber er ist des fechten Textes nicht unwerth und könnte zu den verlorenen ge- hören, vielleicht lautete er: ich hän guot daz ist niht min, herre got, wes niac ez sin? ez stat niht nirr zt' niinu' gebot dan ich verzer und f^iho durch got. In einer Strassburger Handschrift vom Jahr 1385 sind gleicherweise einzelne Sprichwörter in Reimen und Prosa ge- sammelt, die Ciraft* in der Diutisca 1, S. 326 — 328 bekannt ge- macht hat: einiges ist aus Freidank entlehnt, der dabei nicht genannt wird. Eine Stelle, die Graft* ihrer Anstössigkeit wegen übergangen, Professor Massmaun mir aber mitgetheilt hat, darf ich hier nicht zurückhalten, »Alter der tivfel mus din walten :i58 iiim pHirit nimest sinen zug Ainem falken sinen flug einem hunt ^ sin geserti (1. geverte) vnd einem zagel sini herti (hier scheint eine Zeile zu fehlen) Ainem menschen sine hiz ainem man machest den zagel blaw Vnd dz hbpt graw vnd die hoden lang 30 ÜBER Oi'REIDANK. Sprichet maister fridang. « Ich vermuthe, der unsaubere Spruch ist ebenfalls aus Bernharts Werk genommen, dessen er ganz würdig erscheint, und dem auch wohl noch ein zweites Stück zugehört, das man unten in der Anmerkung zu 51, 17 — 22 findet. Ein Freidank dieser Art mag nach Treviso berufen und dort begraben sein. Endlich will ich noch den Prolog mittheilen, den die Wolfenbüttler Handschrift der Bescheidenheit (Bl. 77"^) allein enthält und der, Stil und Sprache nach zu urth eilen, im vier- zehnten Jahrhundert mit Beziehung auf 151, 7 — 12 ist hinzu- gedichtet oder, was am wahrscheinlichsten ist, aus Bernharts Umarbeitung entlehnt worden. Er zeigt, wie in dieser Zeit Freidank angesehen ward, nicht als eine wirkliche, sondern als eine symbolische Person, so dass seine Unterredung mit dem Papst gar wohl mit seinem Grabmal in Italien kann zusammen- gestellt werden. WIE DER PABST FRIDANG SINE SÜNDE WOLTE VERGEBEN. Der päbst nach Fridanc het gesant: fragt ob er waere ein persofant. »gestu für ritter und für knehte, und swie du habest in dime getrehte, swie dich einer müge gefrägen, daz kündestü eime gerimt wol sagen: daz (1. des) soltü hie bescheiden mich, daz (1. des) wil ich absolvieren dich: und wil dir al dine sünde vergeben, nach dinem ende dez ewege leben.« [der] Fridanc sprach, »heiliger vater, kunt ir so voller und so sater die sünde an riuwe und leit vergeben, und kume wir also (1. sus) inz ewege leben, wirt uns diu helle an buoz gewunen (1. genomen), so sule wir al in himel komen«. [und] also die herolt gar klein wägen und torsten wol die wärheit sagen: 864 vor küngen fürsten si nit vermiten 26 daz si diu tischtüecher vor in zeschniten, ^) *) Die verborgene Unthat aufdeckten. ÜBKK FKRIDAKK. 3] nnicr nngcn: des rrtrht it>(;licli sitis kopfs ah slagi'H. V. Zu den Sprichwörtern, die andere unserem Freidank bei- legen, aber in dein Text der Bescheidenheit, den wir kennen, sich nicht finden, und die ich S. 182 gesammelt habe, will ich einige Nachträge liefern. In Rudolfs Wilhelm Ton Orlens kommt (Cassel. Ilandschr. 9166—9180) folgende Stelle vor: der edt;! wise wigant was siues lieiles also fro daz ime was geschehen so daz er die woge niht wo! besach. inie geschach als einer sprach, der sich verstiioiit des besten wol, »nieman sich sines liebes sol ze sf're fVöun in sinem niuot: ouch istz dem manne niht guot daz er [sin] unswlekeit so [sere] klage daz er an frendcn gar verzage. durch liep durch leit sol niemen sich vergaben; daz ist wislich. est war, so ie gteher, so ie gar unnneher.« Ich finde in diesen Sprüchen Freidanks Geist und Ausdruck (man vergleiche zu dem letzten Spruch 32, 19. 20) und glaube, dass sie aus der Bescheidenheit genommen sind; passend be- zeichnet ihn der Ausdruck der sich verstuont des besten wol. In den von Ettmüller herausgegebenen sechs Briefen heisst es Z. 29 f. nach Haupts Herstellung (Zeitschrift 4, S. 398): swer ane sinne minnet, 855 wie selten der gewinnet ST keine wünnecliche zit! wan her Fndanc der kwit »ein man der rehte mhuie h&t, wie dicke er von den Hüten gati er truret zallen stunden und klaget sine wunden, 32 ÜBER FREIDANK. diu noch unverbundeii stat, wände si nieman enhät der sie gebinden künde, so si bluoten begunde. Zu der Stelle aus der Minnenlehre Heinzeleins von Konstanz bemerke ich, dass auch Kirchhof in Wendunmut (Frankf. 1581) S. Mö'"* dieses Sprichwort, doch mit anderer Wendung anführt, Lass auss dem Hof fühni deinen Mist Mit Vortheil weil du Schultheiss bist, Aber doch bauw zuvor ein Hauss Der Mist kompt herjiach auch hinauss. Es ist kein Grund vorhanden, das Zeugnis dieser Stellen zu verwerfen, und der Schluss ergibt sich von selbst (vgl. Ein- leitung S. xxxi), dass wir Freidanks Werk nicht mehr voll- ständig besitzen. Der Verlust eines beträchtlichen Theils ist nicht wahrscheinlich, schon deshalb nicht, weil in der bedeuten- den Zahl von Sprüchen, die Hug im Renner dem Freidank ausdrücklich beilegt, nicht ein einziger vorkommt, der noch un- bekannt wäre. VI. Von den seit 1834 aufgefundenen und mir zugänglich ge- wordenen Handschriften Freidanks werde ich bei der neuen Ausgabe Nachricht geben: hier berühre ich nur die, welche bisher noch nicht bekannte Stellen enthalten. Mittheilungen aus der Karlsruher Handschrift machte Mone (Anz. 4, S. 57 — 60), die mich zu einigen Bemerkungen (Göttinger Anzeigen 1885 St. 45 [= Kl. Sehr. Bd. H, S. 467]) veranlassten; er hatte über hundert Zeilen ausgehoben, die in meiner Ausgabe fehlen sollen, die aber darin stehen. Eigene Einsicht in die Handschrift, die ich der Grossherzoglichen Bibliothek verdanke, macht es mir möglich, genau nachzuweisen, was sie bisher Unbekanntes gewährt. 356 23 hänt zwene lierren Einen kneht, ^^ - er dient in beden selten reht. Vielleicht nur eine Entstellung von 50, 6. Die Kürzung reht für rehte an dieser Stelle ist für Freidank auffallend, doch vgl. unten 934: vielleicht ist auch hier zu lesen beden niht ze reht. ÜBKK FKBIIMNK. gg 15.*) gcdHiit; li 8ch(>int, nach der zweiten Ordnung. Darin finde ich (S. 294*') /.vvei noch unbekannte Sprüche ez sint inorf^en «He linte dem tode naher [vil] danne laute. der tot die liute von uns stilt rehte hIm der .scliuchzabels npilt. Mones Anzeiger 1839 S. 20 spricht von einer zu Wien in Privathänden befindlichen Papierhandschrift vom Jahr 1501, die ein Bruchstück von 74 Versen aus dem Freidank enthält. Nur die beiden Anfangszeilen werden mitgetheilt, aber diese liefern einen Spruch, der sonst nicht vorkommt, \nl schiere hat verlorn ein man daz er in langer ztt gewan. Von dem lateinisch -deutschen Freidank hat Eschenburg (Denkmäler S. 111 — 118) Nachricht gegeben: ich kenne ihn aus dem sehr seltenen, wahrscheinlich noch in das 15. Jahrhundert gehörigen Druck, der sich in der Meusebachischen Bibliothek befindet, sodann aus einer Göttweiger Papierhandsehrift in klein Folio, deren Mittheilung ich der zukommenden Güte des Hm Diemer verdanke, wo dieser Text verschiedenartigen lateinischen Stücken beigebunden ist. Der Druck enthält etwa 1080, die TTandschrift gegen 900 deutsche Zeilen: sie stimmen wenig mit I inander und gewähren nur zum Theil dieselben Sprüche; wahr- xheinlich liefern sie Auszüge aus einer vollständigeren Über- setzung. Auch die Strassburger Handschrift, von der Eschen- l'tirg S. 112 und Graff in der Diutisca 1, S. 324 sprechen, sfiieint, zumal sie nicht mehr als 372 deutsche Zeilen enthält, gleicher Art zu sein. Die lateinische Übersetzung, die den S59 deutschen Text nicht ändern will, aber oft sehr verderbt vor- ^^ bringt, ist wohl im 14. Jahrhundert entstanden: die Strassburger l'ergameuthandschrift fällt in das Jahr 1385. Der deutsche 36 ÜBER FREIDANK. Text verdient Berücksichtigung, da er einige gute Lesarten (vgl. die Anmerkung zu 72, 12) bewahrt oder bestätigt. Die sonsther nicht bekannten Sprüche lasse ich hier folgen. Göttw. Hs. 3^ alter Dr. 5" gedenken (gedanke Göttw.) hoeren unde sehen diu wellent (Dy wysen Göttw.) nieman (nym- mer a. Dr.) staete jehen. in Einem muote niemen mac geleben einen ganzen tac. Diese vier Zeilen sind vorhin auch aus der Karlsruher Hand- schrift mitgetheilt, der alte Druck hat nur die beiden ersten. Göttw. 6* unkiuschiu wort die machent daz boese (1. guote) site [mit] swachent. 10^ des wisen mannes sorgen Schaft im gemach vor borgen. 10*^ swer den wiben übel spricht, der ist an ir minne enwiht. 14* swie dem menschen geschult (1. liep geschiht), ez gloubt doch einr dem andern niht. 15* ezn wart nie müeje also gröz, [im] der [do] wirt boeses wibes gnoz. Alter Dr. 1* »Wer wiecheu wyl dem czukunftigen czoren Der volge nach cristo vnd seynem orden.« Offenbar ganz verderbt, lateinisch Cedere venture quisquis vult iudices ire Debet post Cristum filiatis passibus ire. 5* »Es wart nye so stet kein menschen mud Der zu aller stundt rutht.« Die erste Zeile ist unmetrisch, der Reim unzulässig. Die la- teinische Übersetzung lautet: »Non est cuiusque mens subdita sit requiei Ut non mutetur spacio quocunque diei«. Ich glaube, es ist nichts als eine Entstellung des oben mitgetheilten Spruchs der Karlsruher Handschrift Z. 157. 158. 19^ niumaere grözen schaden tuet, si velschet manegen statten muot. 360 24*^ der richtuom ist für niht gar, 82 des man niht gebrochen tar. 25^ Swer sich ze sünden (1. Swer ze sünden si) bereit, däst diu groeste unsselekeit. Lateinisch: Hie ad peccandum qui cernitur esse paratus Post erit infelix multoque dolore grauatus. Oreu frridank. 37 28* »Der übet aufM vnordr'tlicher Hb« dem wil eyii wiiiidt dfr andern zu Mcliibe.* Sichtbar entstellt, das Lateinische lautet: Cum quis illicito »ese supponit anjori Ilic sensus veniet ex sensu deteriori. SO** eini ^KPsen giftigen man 8oI man legen pin an. (^iii colubrum suadet emittere dira venena Illum si sequitur non mirum congrua pena. In der Wolfenbttttler Handschrift, die ich 33 bezeichnet habe, finde ich einiges, was sonst nicht vorkommt. U\. 110*' icl» niidc vist'lu' inaiicjjon tac. so ich ir nilit geliaben (1. haben) mac. 120'' danimb lafs dich lieb nit vber gen und «^t'denck daz du ir niügst vor gesten wiitu aber ye ein lieb haben so sweig vnd lafs dich nit vberladen.« Angerückt ist dieser Spruch an 99, 19. Der Mangel an Vers- mass und der ungenaue Reim zeigen die Unechtheit an. Das passt für Bernhart Freidank, und ich glaube, dass er aus diesem, den die Handschrift S kennt, hierher gerathen ist. VH. Gedichte des Mittfjlalters auf König Friedrich I den Staufer von Jacob Grimm 1844 wird S. 113 gesagt »einen Abstand Walthers und Freidanks aus ihrer Spracheigenthttmlichkeit dar- zuthun fällt schwer, da von beiden wir nicht Text genug vor uns haben, Freidank aber bei Zusammenstellung schon über- lieferter Sprüche leicht Ausdrücke und Wendungen behielt, die nicht einmal in seiner Mundart vorhanden waren. Es kommt hinzu, dass seine Bescheidenheit nicht in ihrer echten Gestalt aufbewahrt und auf die jüngeren mehr unvollständigen als inter- sei polierten Abschriften kein Verlass ist; die wenigen gerade auch ^ in unsere Münchner lateinische Sammlung S. 110'' aufgenommnen und daraus in Docens Miscellaneen 2, S. 195. 196 abgedruckten Sprüche gewähren älteste Urkunde.« Ich kann dem nicht bei- stimmen. Zwar ist, wie ich gezeigt habe, die alte Ordnung nicht mehr herzustellen und in ein Paar einzelnen Sprüchen 38 ÜBER FREIDANK. das Ursprüngliche gestört, aber bei der überwiegenden Mehr- zahl ist der Text gesichert, und zwar so gut gesichert, als in den meisten Denkmälern jener Zeit. Eine ansehnliche Reihe von Handschriften gewährt hinlängliche Beglaubigung, ja es liegt gerade ein Zeugnis für die Echtheit des Textes darin, dass, der verschiedenen Umstellungen und Änderungen der Reihenfolge ungeachtet, er so gleichlautend und übereinstimmend sich erhalten hat; und wer darauf besteht, den höchsten Grad der Verderbnis vorauszusetzen, der kann doch unmöglich an- nehmen, der ursprüngliche Text würde Abweichungen von Walthers Sprachformen gezeigt haben: dann müsste die ver- muthete Verderbnis absichtlich darauf ausgegangen sein, diese Verschiedenheit zu tilgen, daneben aber das Übereinstimmende stehen zu lassen: ja, die Urheber der Verfälschungen (mehrere natürlich, denn einer allein konnte den echten Text in allen Handschriften unmöglich vernichten) müssten sich in diesem Streben die Hand geboten haben. Ich zweifle nicht, der Text der reinsten Handschrift würde ebenso wenig Verschiedenheiten von Walther zu Tage bringen, als der, den wir besitzen, wahr- scheinlich aber noch einige Übereinstimmungen mehr. Die Heidelberger Handschrift A, welche die Grundlage meiner Aus- gabe gewährte, ist mindestens ebenso alt als jenes Münchner Bruchstück, das Schmellers Carminä burana S. 107 — 109 ge- nauer als Docen mittheilen: sie ist eine gute, wenn auch nicht vortreffliche zu nennen und stellt die erste Ordnung dar. Da sie im Ganzen unbezweifelt bessere Lesarten liefert, so habe ich ihr in den meisten Fällen der zweiten Ordnung gegenüber den Vorzug gegeben, jedoch bei der neuen Bearbeitung des Textes von dieser Strenge etwas nachgelassen. Das Münchner nur aus 56 Zeilen bestehende Bruchstück folgt der zweiten späteren Ordnung, und da es den Vorzug verdienen soll, so habe ich die Mühe nicht gescheut, es mit A genau zu vergleichen. Es stellte sich heraus, dass seine Abweichungen, die niemals den Sinn berühren und im Geringsten nicht einen Gegensatz von echtem und überarbeitetem Text auch nur andeuten, über- all Fehlerhaftes oder Verwerfliches liefern. 105, 6 flickt es gegen das Versmass gar ein und schreibt fälschlich verniugeret. rilKH KUEIUAXK. 39 136, 12 siht ft^r das richtige ensiht der ersten Ordnung. »62 1:1«, 13 wo A das schwierige getagen hat und die Handscliriften ^ der zweiten Ordnung, die das Wort nicht verstanden, iinujer n Würzburg zeigt dieses unt (vor dem persönlichen Pronomen bei ihm auch und) selten, hat aber die Bedingung zusammengehöriger Wörter nicht immer fest- gehalten, wie Haupt zum Engelhart S. 233 nachweist; dort findet man auch die von Lachmann zu Iwein S. 557 schon gesammelten Beispiele. Bei ihm steht es vor a e i i ei (an unt abe Troj. Kr. 18390. üf unt abe 22006. junc unt alt MSHag. 2, 317". Alexius 1271. Silv. 536. 989. Gold. Schmiede 1388. 1532. Troj. Kr. Orrr fkridank. 58 2105. 12916. kapclläne und or Silv. 869. stn sun und er 2898. beide schibe und er Pantnl. 1545. tracke und er Troj. Kr. 9872« ftfn muc und er 10217. sin niassonie und er 10896. Deidanite und er 15453. er und ich Kngelh. 600. Th^lamAn und ich Troj. Kr. 11727. 11769. ir und ich 22222. mich und in 3531. si und in Kngclh. 5094. er und ir Troj. Kr. 11152. üz unt in Turnier 62, 2. ein unt ein Engelh. 463), sonst nur vor d und, vvrnn man den Anfang von Konrads Werken betrachtet, äusserst selten (ich unt dft Engelh. 526. dirre unt der Silv. 2617. mir unt dir Troj. Kr. 5704. dort unt da 19568), vielleicht auch rimual vor t (az unt tranc Alexius 670). Das Volksepos ge- währt nur wenige Beispiele, vor einem Vocal steht unt weder im Nibelungelied noch in der (rudrun: dort vor Consonanten nur dreimal und zwar vor m und d (wip unt man 1462, 3. wider unt dan 2229, 1 und in einer unechten Strophe mäge unt man 1793, 1): nach einer Lesart auch einmal vor l (sorge unt leit 934, 2; vgl. die Anmerkung von Lachmann). In den echten Strophen der Gudrun nur zweimal vor g und w (stolz unt guot 115, 2. gerne unt wol 240, 2), in den verdächtigen vor s und w (michel hoch unt starc 65, 2, wo aber wahrscheinlich michel uudc starc zu lesen ist. man unt wip 127, 1). Dietleib und die Klage haben sich reiner gehalten: in beiden Gedichten iiabe ich kein imt gefunden, denn in dem erstgenannten ist Zeile 12047 ohne Zweifel zu lesen die beide kflene unde junc. Dem natürlichen Gehör war die Kürzung unt vor dem stumpfen Reim zu stark. Auch bei den Liederdichtern des zwölften Jahrhunderts, Reinmar mit eingeschlossen, im Eraclius (Z. 5077 ist sigelös unde wunt zu lesen), im Lanzelet, im Athis und bei Herbort habe ich es vergeblich gesucht. Der Dichter des Ser- vatius setzt es nicht vor einem Vocal , aber vor g h n s (unt guot 3231. hin unt her 1889. tac unt naht 667. unt sage 1973). Merkenswerth dass Veldeke nur in dem früher ge- dichteten grösseren Theil der Äneide sich dessen enthält: zu- erst erscheint es 10460 dar nach screip siu (so in der Berliner Ilandschr. aber schreip sie ein im Druck) ein a unt s, und des- .S75 halb ist mir sehr wahrscheinlich, dass die nach neunjährigem *^ Zwischenraum unternommene Fortsetzung nicht 10766, sondern 54 ÜBER FREIDANK. schon 10454 beginnt. Es kommt dann noch öfter vor und zwar vor akst (wan er unmehtic was unt alt 13086; in der Ber- liner Handschr. fehlt die Zeile, in der Wiener wsm er waz gar alt. Minne, al daz ich mac unt kan 10907. wan sie ir sere dröut unt schalt 10550, die Berliner liest »wände si ir drowet vn schalt«, in der Wiener fehlt die Stelle, dö rihte sie sich üf unt sprach 10558. sünde unt scholt 10987. naht unt täc 11174). In den Liedern Veldekes erscheint es nicht, denn statt »sunder wig und wan« MS. 1 , 90''' ist sunder wtch und ane wan zu lesen. Doch Eilhart von Oberge, dessen Tristant Veldekes Aneide muss vorangegangen sein und der die feineren metrischen Gesetze schon kannte und beachtete, gebraucht dieses unt: er setzt es nicht vor Vocalen, aber vor d 1 m s w (des Volkes zöch vil hin unt dar 6321. da im was [vor] geschehen Mep unt leit 4069. 7222. daz was beidiu wip unt man 3802. er legete ez zwischen in unt sie 3887. daz er haben sol unt wil 3577). XI. Schon in der Einleitung zur Bescheidenheit S. cxxvii habe ich darauf hingewiesen, dass bei Freidank kein Reim sich zeige, der nicht auch bei Walther zulässig wäre: hier trage ich nach, dass sich zwischen beiden eine merkenswerthe Übereinstimmung findet. Sie gebrauchen nämlich nur lieh, nicht lieh mit kurzem Vocal, was bei anderen entschieden vorherrscht, lieh reimt bei Freidank bloss auf rieh 11, 23. 16, 8. 41, 8. 43, 22. 58, 25. 91, 12. 103, 3. 108, 7. 115, 20. 122, 7. 126, 7. 11. 155, 23, ebenso bei Walther ausser einmal auf entwich, wie man in Hornigs Glossar S. 418 und 421 nachsehen kann. Die Paar Stellen, worin bei Freidank lieh erscheint, sind auch aus anderen Gründen unecht, wie unten die Anmerkung zu 141 , 7 darthut. Die von Frei- dank bei dem schwachen Verbum gebrauchte Form 6t, ver- zwivelot Q6, 7 und gemarterot 173, 9, hat Walther nicht ange- wendet, was vielleicht nur zufällig ist, oder ihm schien diese Alterthümlichkeit der gehobenen Sprache des Liedes nicht mehr angemessen. In den Denkmälern des elften vmd zwölften Jahr- hunderts, zumal in denen, die in die erste Hälfte desselben ÜBKR FREIDANK. 55 fallen, zeigt sich 6t so häufig, dass ich mich der Beispiele ent- halte. Ein Gleiches gilt vom Kother und Wernhers Maria selbst in der Überarbeitung, die wir besitzen. Im jüngeren Anegenge, geergerot 3, 33. ordenöt 3, fi?. geordenöte 8,«!. hungeröt .176 37, 36. In dem Lied auf die Jungfrau Maria (Wackernagels ** Lesebuch 1, S. 197) ungebnichot, richsenöt. In den 17000 Zeilen der alten Kaiserchronik etwa vierzigmal. In gleichem Ver- hältnis in den alten Bruchstücken von Keinhart Fuchs, gewarnöt 1557. gehandelöt 1617. 1750. gevolgot 1645. gelägöt 1697. gedihtot 1798, die alle in der späteren Überarbeitung getilgt sind. In dem Gedicht vom Antichrist Elias und Enoch (Fund- grube 2) iroäenot 109, 13. gebildot 116, 39. weigeret 123, 34. gelonot 125, 15. verwandelot 130, 12. gesammenot 134, 3. In den Bruchstücken von Ägidius gelonot, goffenot, virdieuot. In der heil. Margareta gemahelot : erwellot : tot 181. 213. Etwas seltener in Hartmanns Credo 9. 10. 629. 816. 1872. Im Kolands- lied gemarterot 111,31. gewarnöt 203,22. vorderöten 246, 4. •Carmina burana verwandelot : not S. 204. In Albers Tundalus verwandelot 44, 72. 58, 17. gevoderot 47, 62. In Eilharts Tristant gemarterot 3543. Im Servatius erziugote 837. gesam- note 869. zeichenote 1597. ordenote 1787. bezzerote 2053. kestigoten 2212 immer im Reim auf gote böte geboten, der zeigt dass 6 schon in o abgeschwächt ist. Im Anno fehlt es, gleicher- weise in den Bruchstücken vom Grafen Rudolf, von Ernst und von Athis. Heinrich von Veldeke meidet es in der Aneide wie in seinen Liedern gewiss absichtlich. Auch in dem heil. Ulrich des Albertus habe ich es nicht gefunden, mit dem wir zum Schluss des zwölften Jahrhunderts gelangen. Von da au schlüpft es nur einzeln durch. Dietleip entwapenöt 8910. verseröt 9536. gesenftöt 12374. Klage gebaröt 566. Nibel. ermorderöt 953, 3. gewarnöt 1685, 3; beide Strophen gehören zu den echten. Gu- drun hat es nicht gebraucht. Bruchstück von Ecken Ausfahrt unverdienöt Str. 26. minnöt 27. Reiumar verwandelot MS. 1, 78''. 82". Eradius gemarterO)t 5042. Konrad von Fussesbrunnen in der Kindheit Christi geoffenot 81, 16. Kourad von Heimes- furt gesegenot 1087. Welscher Gast marteröt Bl. 178''. Neid- hart verwandelot MSHag. 2, 98*. 103*. 3, 257\ geringelöt 56 ÜBER FREIDANK. MSHag. 3, 205^ 236^ Warnung vernagelet 1233 und ver- wandelet 3051. Als alterthümliche Form in Dieterichs Flucht 9277 recken die man heizet genotigot wigant. Hernach erlischt die Form in der gebildeten Sprache der Dichter gänzlich, in der Volkssprache oder in Mundarten wird sie fortgedauert haben, das beweist ihre häufige Anwendung in Grieshabers Predigten. In Betracht kommen daher nicht rohe Dichtungen, wie Morolt verwaridelöt 7". S^. Enenkel erarnöt Haupts Zeitschrift 5, S. 278. gewäfenote Chronik S. 346. Wigamur gesatelot 18^ oder spätere 877 wie Rüdiger von Hindihofen durchwieröt Wittich vom Jordan ■^9 Bl. 10 Gothaer Handschr. Wigamur rot : gesatelot 1750. Auch zeigt sich schon Kürze des Vocals, Heinzelein von Konstanz gesegnet : gebot Diutisca 2, S. 255. Hug von Langenstein ver- dampnot Martina Bl. 42*^. 68''' gewandelot : gehandelot 59'^. ge- kestegot 56^ 179*^. kestegotte 170''. prediget 193°. gesegenoten 208'*. Leben Christi von Wernher gesegenot : dienet MSHag. 4, 515. Fragm. 21^ got : gejagot. Liedersaal 3, 262 verdamnet : got. Meist folgen diese schweizerischen Mundarten. So wenig als Walther (vgl. Lachmann zu 98, 40) reimt Freidank sagte : dagte, gerten : werten, was Hartmann, Wolfram und Konrad unbedenklich thun. Bei F. erscheint die dritte Person tete 36, 3. 100, 12. 23 und tet 5, 16. 108, 26. 180, 21, die Walthers Lieder wohl der schwankenden Form .wegen im Reime meiden. W. reimt hein : stein 30, 26. genau : man 63, 3. kan (kam) : man 106,26. F. ruen : tuen 99,3. oehein : dehein 141, 3. Wenn Walther nicht an : an reimt, F. einige Male, so wird niemand darauf Gewicht legen, zumal das Lied immer strengere Regeln forderte ; dagegen lässt W. einmal rieh ; sieb zu (Lachmann S. 197), dem ich bei F. nicht begegne. Auch gedron (: Ion) steht bei F. 87, 12 allein, wie gedrot (bröt) 123, 24, was Hartmann im Armen Heinrich 1075 gebraucht; vgl. Gramm. 1^, S. 196. Das seltene vals (: hals) F. 45, 4 kommt bei W. nicht vor, und da überhaupt nur walsch (Parz. 357, 7. Passional 221, 21) als Reim dazu vorhanden gewesen wäre, so blieb für das Sprich- wert nichts übrig, als sich dieser Freiheit zu bedienen; ähn- licherweise reimt Wolfram Parz. 18, 3. 27, 15. 105, 9. 154, 5 harnas : was : palas, neben Wilh. 305, 12. 376, 17. 416, 13 har- Obek freidank. 57 nasch : verlasch und 439, 10 harnasch : pfasch, der Dichter des Eraclius 4726 harifts : KosdrAas und 4683 harnas : was wie Ul- rich von Zazichofon im Lan/.. 136(5. 6493, der auch 3697 wunste: Wrunste zulilsst, Thomasin im Welschen Gast Bl. 142". 143'' kirnst : wuust; ein Beispiel aus dem zwölften Jahrhundert im jüngeren Anegenge 20, 5 was : dras (drasch). Freidauk bedient sich zwar des rührenden Reims, doch nur mit wirt (Subst.) : wirt (Verbum), aber zweimal 87, 10. 156, 20; auch bei Walther nur ein Beispiel, das auf einer Verbesserung beruht, tajte ( Verbum ): tnete (Subst.) 30, 10. Ein Lied 122, 24 — 123, worin dieser Keim öfter vorkommt, halte ich ftir un- echt; ich werde mich darüber uu einem anderen Ort ausft\hrlich iiussem. Aus der Abneigung gegen den rührenden Keim er- klärt sich wohl der auffallende Umstand, dass beide Dichter die Ziisaiuinensetzunj^en mit lieh liehe liehen dafür nicht ver- 878 wenden, was ausser ihnen, wie es scheint, nur noch Gottfried ^ thut. Eine Ausnahme wäre gelich : wunderlich 126, 7, aber der Spruch ist sicher unecht und noch dazu der Text verderbt. Den Schlagreim gebraucht Freidank in den beiden Zei- len eines Spruches, singen springen sol diu jugent: die alten walten alter tugent 52, 6. 7, auch ist in dem 48. Capitel S. 165 — 169 in dem Anfang der Zeilen liegen : triegen durch- geführt. Er findet sich angehäuft in einer Strophe unter Wal- thers Liedern 47, 16, ich bin nur zweifelhaft, ob diese Strophe von ihm herrührt, und werde dies anderwärts näher erörtern. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Walther und Freidank den Schlagreim in dieser Weise zuerst gebraucht haben. Ich merke hier noch an, dass er späterhin nur in strophischen Gedichten vorkommt und Freidank der Einzige ist, der ihn bei dem kurzen Keimpaar anwendet. Eine Eigenthümlichkeit Freidanks ist der Mittelreim, wo in der kurzen Zeile ein Wort mit dem Endreim zusammenklingt, ohne an ihn zu stossen, z. B. diu Krist gebär an argen list 7, 14. est lützel nammi iine schämen 53, 13: auch bei Walther dö gotes sun hien erde gie 11, 18. Ich habe diesen Mittelreim noch bei ein Paar späteren Dichtern des dreizehnten Jahrhun- I derts bemerkt, doch auch in dem Gedicht von dem Himmel- 58 ÜBER FREIDANK. reich aus dem zwölften, das aus Langzeilen besteht (Haupts Zeitschrift 8, S. 145), findet sich an daz fiur ne leget me neweder bloh noch stoch 248 und daz uns gewerren ne mege nähen noch verren 338, und bei Wernher von Tegernsee (Iwein 329) du bist min, ich bin din. Einmal lässt Freidank die zwei ersten Worte eines zweizeihgen Spruchs auf einander reimen, swä ist froelich armuot, da ist richeit ilne guot 43, 19. Die leichteste Erweiterung des Reims wird durch eine Vorpartikel bewirkt und kommt "wohl bei allen Dichtern ' vor. Häufig ist völlige Gleichheit der Partikel, und ge : ge findet man tiberall, bei Freidank z.B. gestän : getan 16, 12. genuoc : ge- truoc 69, 17. gelogen : gezogen 159, 9, bei Walther gewalt : ge- stalt 16, 12. geschozzen : genozzen 40, 32. gemuot : getuot 116, 18 usw. ' Seltener ist be:be. Freidank hat nur begät : bestät 14, 10, Walther betaget : behaget 1, 28. benomen : bekomen 65, 29. 73, 23. er : er zeigt sich nur bei Freidank in erwern : ernern 63, 8. 69, 13. ernert erwert 163, 3. erbal : erschal 109, 10; er kann nur Zufall sein, wenn es bei Walther nicht vorkommt, ver : ver bei beiden öfter, un : un zweimal bei Freidank, un- 379 minne : unsinne 101, 1. unstaete : ungeraete 117, 22, bei Walther ^1 finde ich es nicht, für den Liederdichter war vielleicht die Partikel zu gewichtig, ze : ze oder zer : zer fehlt bei beiden. Sodann gerbe, er : ver bei beiden häufig, einmal bei F. ze- brochen : gerochen 4, 4. Diese Vorschlagsilbe wird flüchtig ausgesprochen und ge manchmal nicht mitgezählt, sie ist also bis auf un dem Ohr wenig bemerkbar. Von einem doppelten Reim kann erst die Rede sein, wenn vor dem Endreim abermals auf einander reimende abgetrennte Wörter stehen, die in der Regel dasselbe Wort wiederholen. Freidank und Walther verwenden dazu nicht bloss Artikel, Pronomen und Partikel, sondern auch Substantivum, Adjectivum, Adverbium und Verbum. Hier nur einige Bei- spiele, ein hast: ein gast F. 13, 14. ich war : ich var F. 124, 16. umbe minne :umbe gewinne F. 58, 19. unde katzen runde kratzen F. 138, 15. unde reht r unde kneht W. 9, 6. dine tage r mine klage W. 64, 18. Sodann äffen wil r äffen spil F. 8, 35. ander tugent r ander jugent F. 52, 18. gerne stilt : gerne spilt F. 49, 5. ÜBRR FKRIDANK. 59 wären driu : wuren diu F. IIJ, 25. dunke rebt : duuke siebt F. 50, 25. Mit nicbt völligem Glcicblaut bebuote sieb : bebüete mich W. 113, 24. Es stehen auch zwei Wörter voran, sf)l man vahen : sol mau bähen F. 47, 18. ze rehte bau : ze rebtc otain F. 50, I(). der ist frö : der ist so W. 110, 28. alle frowen var : alle frowen gar W. 49, 7. Alle Dichter von OtlVied un gestatten die Wiederholung des- selben Keims in zwei unmittelbar aneinauderstossenden Reim- paaren, Veldeke scheint zuerst darüber hinausgegangen zu sein und lässt einige Male denselben Keim zehn- und zwölfmal wiederkehren. Auch Freidunk liebt solche Anhäufungen, die nur in der zweiten Ordnung der Uandschrifleu durch andere Stellung der Sprüche zum Theil verschwunden sind. So lässt er z. B. achtmal tugent und jugent (52, 18 — 25) aufeinander reimen, zweiundzwauzigmul uot (106, 18 — 107, 15), sechsmal (138, 3—8) unt und (80, O—ll) an an. Bei Walther dieselbe N(>igung; es genügt hier die Hin Weisung auf fünf siebeuzeibge Strophen (S. 75. 77), wovon jede einen der langen Vocale zum Auälaut hat. XII. Hier mögen noch weitere Erläuterungen zu den einzelnen Sprüchen Freidanks eine Stelle finden. 1,1. In Konrads Klage der Kunst 9,4. 23,4 erscheint Frau Bescheidenheit in wünnecÜcher waete und spricht das Ur- theil. 1,10. büwen uf den regenbogen auch in Türleins 3^^) Wilhelm 107'' und bei Johannes von Wttrzburg im Wilhelm .Vi von Ostreich Bl. 43''. 52". Liegnitzer Haudschr. Vgl. Deutsche Mythologie S. 695. 2, 27. Kenner 16197 swer gibt nü daz der mensch niht tobe, der gotes geschepfde wolde swachen und selbe einen floch niht künde machen. 3, 9 — 14. Welscher Gast Pfalz. Handschr. S. 74" got siht den muot baz dan daz der man getuot. si daz ein mau tuot rehte wol, sin getät doch heizen sol übel ode guot dar nach und ime stat sin muot. 3, 18. Den Genitiv bei wan hat Lachmann bei Nibel. S. 245 erörtert. 3, 27. 181, 20. Vgl. D. Mythol. S.290. 4, 17. Wie Freidank verwendet auch Walther drizec 19, 21. 25, 32. 27, 7. 60 ÜBER FREIDANK. 88, 2. 7. 4, 27. Der strengen Regel gemäss müsste an dieser Stelle werkn geschrieben werden, aber für Freidank scheint mir die Kürzung zu stark. 6, 8. über daz wie 156, 19 das heutige überdies, im Althochdeutschen nicht selten (Sprach- schatz 5, S. 27), finde ich nur bei Boethius (Wackernagel Leseb. I, S. 139,21) und in Gottfrieds Tristan 449, 3. 6, 10. 158, 27. daz scheide got ist Gramm. 4, S. 334 besprochen. 6, 21. 19, 21. 24. 25, 23 muss gschepfede gesprochen werden, wenn man die Regel herstellen will, wie Goldene Schmiede 1384; unverkürzt steht das Wort 1 1 , 23. 12, 11. 180, 24. schepfede würde als niederdeutsch nicht zulässig sein, denn die Handschrift e, die 19, 20. 180, 24 scheflfede gewährt, mischt solche Formen ein. Ebenso verhält es sich 29, 13 mit geselle, das, wie bei Walther, sonst (63, 22. 82, 20) unverkürzt steht. geselle kommt hier nicht allein vor, Iwein 4959. 7567. Wolframs Lieder 4, S. 27. Helmbrecht 1271 ist, immer gegen die Handschriften, selleschaft seile seilen geändert: im Engelhart 1469 hat Haupt auf anderem Weg zu helfen gesucht: in Hartmanns Erek 3163 und bei Fleck (Sommer zu Flore 158) ist es beibehalten: im Rother 1645 und Graf Rudolf 13, 1 war es zulässig, vielleicht auch bei Gottfried er sellete sich Lobgesang 31, 5 mit der Lesart gesellet; vgl. Lach- mann zu Iwein 2704. Ferner steht hier 49, 14. 151, 21. 175, 2. 7 gebot, oder man müsste das niederdeutsche bot annehmen, 121, 19 gebüren, 129, 17 geladen, 13, 22 gemeine, 37, 14 gedanke, 156, 8 gevaterschaft, 132, 9 geschehen, 142, 20 gewar, 154, 16. 160, 21 geschiht, 161, 2 genesen, wo man wohl gnesen schrei- .S81 ben könnte: ebenso Athis E 142 gevertin. Gerhart 892 geburt. 53 Gleicherweise hier 154, 11 betrogen und Flore 3070. 7398 be- gunden begünden: dagegen ist Flore 7423 glegenheit gesetzt. 7, 1. Über erschellen vgl. Lachmann zum Eingang des Parzi- vals S. 10. 7, 4. ich wiste gerne eine maere wie Lanzelet 2434, ich hörte gerne, ich wollte, es könnte mir einer sagen. 7, 10. 11. Kaiserchronik Pfalz. Handschr. Bl. 57*= unsern vater Adam diu erde magetliche gewan. diu erde was maget reine, ^ si ne genam toten nine keinen, noch enphie nie mennisken bluot unz Cätn sinen bruoder ersluoc. daz bluot daz von im ran, der erde iz ir magetuom nam. Anegenge 20, 17 — 23 dö was ÜBRR FRBIDANK. 61 C&tn leit daz got sin opher vertneit unt ze deme Abeles sacb: vil starke er ez Ober in räch : ze töde er in dar umbe sluoc. d6 gerneilte daz bluot die inugetreinen erde, daz der gotes werde vor sinem bruoder iV, goz. Wartburger Krieg (MS Hag. 3, 17 H'') diu erde AdAmes muoter was. Vgl. Silvester 3450 — 3461. 8, 5. &ne mannes rat scheint der hier übliche Ausdruck: so Wornhers Maria 203, 2 und andere Denkmäler des zwölften tluhrhunderts in W. Wackernagels Lesebuch 192, 20. 125, 20. Diemcr, Vorauer Ilandschr. 230, 11. 9, 11. ez ist noch inanec frage, diu niht hat antwurt Lieders. 3, S. 561, 34. 9, 25. Evan- gelien aus dem elften Jahrhundert (Voran. 328, 6) von dem tAde (Christi) starp der tot. Maricnlieder aus dem zwölften Jahr- hundert Ilanöv. Handschr. 28'' bit stneme dode döde unsen döt. Passional 112, 61 und unsen tot ze tude ersluoc mit stme tAde. 10, 7 — 16. Ich finde diese Lehre schon bei Dietmar von Merse- burg, der im Anfang des elften Jahrhunderts schrieb und sie wahrscheinlich von anderen empfangen hatte, etwas ausführlicher entwickelt, Chronicon 1, 7 tres namque sunt animae, non equaliter incipientes nee simul finientes. prima angelorum incorporeorum, qu:e cum eis est sine inicio et termino. secunda hominum, {[ux cum eis sumit exordium 86d in fine non habens participium. namque inimortalis est et, ut quidam gentiles opinantur, in futuro non habens hoc ofücium quod in hoc seculo. tercia species est pecudum ac volatilium, qua- cum corpore parem inicii fini8(|ue sortitur equalitatem. 10, 26. kristen ist oben S. 366 [== 43] erläutert. 1 1 , 3. 4. Hermann der Damen 672. 673 wä ane himel und erde hangen, min sin kan des niht erlangen: got 8S9 habets in siner zangen, und ist ihm niht 8wa?re. 11, 5. Ver- ^ schiedene Erklärungen der drei Himmel bei Hermann von Fritz- lar 98, 14 — 32. Der erste Himmel ist die Luft: der zweite der, an dem Sterne, Sonne und Mond stehen : der dritte der feurige, in welchem sich die Heiligen und die Engel befinden. Nach anderen ist der erste Himmel das natürliche Licht, darin die Heiden Gott schaueten: der zweite das Licht des Glaubens, darin wir Gott erkennen, über dem Licht der Natur: der dritte das Licht der Glorien, darin die Heiligen Gott schauen. Ferner, der erste Himmel ist die Person des heiligen Geistes, der zweite 62 ÜBER FREIDANK. die Person des Sohnes, der dritte die Person des Vaters. Auch die drei Hierarchien sollen damit angezeigt werden. Endlich eine ganz übersinnliche Deutung, sinnelich gewerp des menschen ist der erste himel: der ander himel ist redelich gewerp des geistes: der dritte himel ist vernunftic gewerp des geistes. Das Loblied auf den heil. Geist aus dem zwölften Jahrhundert (Die- mer 341, 8) nimmt sieben Himmel an, wenn hier nicht ein Fehler dahinter ist, sibene sint der himele, unte loufent dar nebene Sternen sibene lichte. 11, 9. 10. Wernhers Maria 178, 32, 33 e diu erde begunde stän unt der himel swebende wurde. 11, 16. Marienlieder Hanöv. Handschr. lO*" in himele inde in erden enis engein hol, it si dines heiligen namen vol. 11, 21. der beste roup bezieht sich auf die Niederfahrt Christi zur Hölle, wo er diejenigen erlöste und durch den Erzengel Michael hin- wegführen Hess, die ungetauft in der Vorhölle schmachteten, Adam und Eva, die unschuldigen Kinder usw. Evangelien (Voran. 328, 7) diu helle wart beroubet, dö daz maere österlamp für unsich geopferet wart. Hochzeit (Karajans Sprachdenk- male) 43, 3 f. daz was ein schöniu hervart, dö diu helle beroubet wart, dö got die sine knehte brähte zuo ir rehte, ze siner brüt- loufte mit sinir martir er sie koufteJ Anegenge 39, 64 — 67 dö der gewihete gotes sun den roup deme an gewan, den er waenen wolte daz ern immer haben solte. Wernher vom Niederrhein 62, 17 — 21 unsi herre di brach di hellin undl nam da einen kreffcigen roub. du (d. i. dö) rou den düvil der kouf, den Judas 388 det mit sineme räde; di rüwe was alze späde. Passional 101, ^^ 55 — 61 diu helle wart beroubet, wand ir der guoten her ent- stoup. Krist bevalch disen roup an maneger heiligen sele dem erzengel Michäele, daz er si brähte an vriundes wis in das vröne paradis. 112, 64. 65 wie er (Christus) uns üz der helle mit gewalde roubete. 11, 25.26. 12, 1.2. Legenda aurea Cap. 2 in der Sage vom heil. Andreas quid est magis mirabile quod deus in parva re fecerit? diversitas et excellentia facierum. Haupts Zeitschr. 3, S. 28. 29 frage, welhez daz groeste wunder gotes si. antwürte, daz er so vil menschen geschaffen hat, doch keinz dem andern gelich ist. Konrad von Würzburg stellt die- selbe Betrachtung an MS. 2, 203'', an liuten hat diu gotes kraft • ÜBBK FKEIDANK. 68 ittr elliu dinc gewundert, beschouwe ich menschen tt^sent liun- dert &ne valschen list, b{ den allen, wizze Krist, sint zwt^ne L,'elich einander niht. 12, 12 — 13, 22. Den Abschnitt von dem ;ivc Marul, der nur in zwei Papierhandschritten, denn auch B ist eine solche, vorkommt, halte ich für unecht, nicht bloss weil ihm Freidanks Geist und gedrängter Ausdruck fehlt, sondern auch wegen des Keims muoter : tuoter (vgl. zu Athis S. 26) und tles Worts lobesam, das Freidank und Walther nicht gebrauchen; vgl. Iluupt zu Engelhart S. 247. 13, 20 MS. 2. 172* sit d»n 8un dir niht verseit. 14, 17. Hartmanns Credo 367«^ mit aller himeiischen herschaft: di heiligen engele sint daz. Pfaffenleben •J80 elliu englische lu'rschatt. 15, 7. 8. Heinrich vom ge- meinen Leben (W. Wackernagels Lesebuch) 222, 6—9 swenne des briesters hant wandelet gotes lichnamen, soll si sich danne niht zamen von wiplichen ane grifen? 15, 19. Welscher Gast Bl. 158" die tagzit wol begßn und mit guotem herzen ze kirchen st^n; vgl. Gerhard 1190. Diemer zu der Voran. Hand- schrift 354, 10. Frommann zu Hermann von Fritzlar 30, 40. Ueineke vos von Heinr. Hoffmann 3323. 4373. 16, 24 f. Vgl. D. Mythol. S. 829. 16, 25. Walther sagt 12, 30 got git zu künege swen er wil; vgl. Sommer zu Flore 710. 18, 2. Wacker- nagel (Haupts Zeitschr. 6, S. 284) macht hier blas in der Be- deutung von Spahn, Windlicht, die auch bei Frauenlob (vgl. Ettmüller S. 334) vorkommt, geltend, doch in den Sumerlaten SM 8, 62 steht blas flatus, und diese Bedeutung scheint hier natttr- ^ lieber, ebenso beim Bruder Wernher (Einleitung S. XCXi), der vielleicht Freidanks Spruch kannte. 21, 6. der tot ein scharpfer böte ist in der Deutschen Mythologie S. 808 erklärt, 21, 11. Welsch. Gast Bl. 146'* ja hat ieglich man und wip fünf tür in sinem lip. Karl Roths Predigten 27 unseriu venster daz sint diu ören diu nase diu ougen und der munt. Erznarren von Christian Weise S. 330 einen jeglichen bei seinen neun äugen lassen. 21, 16. durch boesen namen, weil man schlecht von mir spricht. 21, 19. Gottfrieds Lobgesang 56,6 mich vil armen sac. 22, 18. 19. Über dem Eingang des Kirchhofs zu Eilenburg befindet sich die Inschrift: was ihr seid, das waren ■wir: was wir sind, das werdet ihr. Ebenso über der Kirch- 64 ÜBER FREIDANK. hofsthüre zu Avignon nous etions ce que vous etes, et vous serez ce que nous sommes; s. Blätter für litt er. Unterhaltung 1834 No. 335 S. 384. Der von Singenberg MS. 1, 157« wol ime der denket waz er was und ist und aber schiere wirt. Sttsskind von Trimberg MS. 2, ITS" swenne ich gedenke waz ich was ald waz ich bin ald waz ich werden muoz, so ist al min fröude [da] hin. 22, 26. 101, 6. 122, 17. Dass auch Walther von der Freiheit der Gedanken spricht, ist in der Ein- leitung S. cxxiv bemerkt: Wolfram thut es im Parzival 466, 16 f. und Sttsskind MS. 2, 178* in einer besonderen Strophe. 24, 14. ir sin ist blint bezieht sich, wie mir Benecke richtig bemerkt hat, auf die Juden: ihnen mangelt die wahre Einsicht. 25, 15. so muoz der ketzer lere sin in winkeln und in vinsterin, dazu gehört Welsch. Gast Bl. SS'' eines vinstern winkeis muot. 26, 22. 29, 31. tivel, wie auch in einer alten Erzählung (Reinh. 390, 520), bei Konrad von Fussesbrunnen in der Kindheit Jesu 97, 29 und Stricker XII, 587 zu schreiben ist: die Vatican. Handschr. von Hartmanns Gregor 230 hat der tivel der schänden; die Kürzung tiufl im Servatius 1 SO scheint mir für Freidank zu stark. 26, 23. Eine Formel wie Erek 3187 unser herre ensi der dich ner. 27, 21 — 28, 2. Allgemeiner fasst Frauenlob den Spruch (Ettm. S. 199), daz mensche wirt in driu gelich, swenne ez von hinnen vert: sin sele aldä ze himelrich , ob ez der licham hat beschert: daz fleisch den wurmen alse spsech, 385 daz hänt si schiere verzert: daz guot den erben nach sim leben ^'^ menschliche vollebräht. vert er ze helle durch sin streben, sin wirt niht mer gedäht. 29, 19. so waent ein tore er si got wird durch ähnliche Stellen erläutert in Massmanns Eraclius S. 502. 503. 29, 24. 25. Gedicht von den sieben Todsünden aus dem zwölften Jahrhundert (Mones Anzeiger 1839, S. 58. Altdeutsche Blätter 1, S. 363) hochvart leidir vil gewaltes hat: si ist in armir alse in richir wät. Auch der Welsche Gast han- delt im achten Buch von der hochvart. Frauenlob dagegen (EttmüUer S. 61. 62) nimmt hochvart in der edelsten Bedeutung als Streben nach dem Höheren und weiss sie nicht genug zu preisen: ir süezer site kan allez adel vergolden; ihr steht über- muot entgegen. 30, 23. 24. Veldeke MS. 1, 21'' die ir (der VUKli FHRIDANK. ' 66 Wolt) volgcnt die jehent daz si ba>8et ie lanc sA niC>. MSHag. 3, 438" fron Werlt, ir altet unde böset. Fraueulob (Ettm. S. 189) ie olter und ie erger wirt der werlde leben. 31, 1. Lied 'les Herrn von Kohnas (Altdeutsche Blätter 2, S. 122. MSHag. 1, 468'") uns ist diu bitter galle in dem bonge verborgen. Welsch. Gast Bl. 22' ze gallen köret valsch die sOeze. Altd. Blätter 1, S. 86,280 wan uns lit verborgen in dem hone diu l)itter galle. Jung. Titurel 1070, 4 hiute sfleze, morgen sftre; ir (der Welt) honic hat verborgen bitter gallen. Frauenlob Kttm. S. 110 mit gallen sflezen einen honec. S. 117. ob meres llu/ \v:er galle gar, mit hone ez übersttezen. S. 146. in honic l)iutc ich gallen. S. 167. ich spür gallen in des honges list. ;i, 16. MSHag. 2, 364" hiute süeze, morne sür. S. oben S. 338 [= S. 13]. 33, 8. Welsch. Gast Bl. 76 wan der guote und der unguote suln haben in ir muote bede gedinge und vorhte ze got. 33, 22. Berthold 91 swer sinen riuwen und sine huoze unz an denselben (jungesten) tac spart, daz ist ihm ze nihte guot. 33, 23. Walther 77, 30. 31 swer sich von zwivel keret, der hat den geist bewart. 35, 5. Walther 7, 40 hilf uns daz wir si (die schulde) abe gebaden mit stiete wernder riuwe. Armer Heinrich 518 si bereite aber ein bat mit wei- nenden ougen. Welsch. Gast Bl. 105" mit tugende und mit j;üete sol er baden siij gemüete. Gerhart 2311 ir weinen was >o güetlich daz munt und ougen beidiu mich baden hiezen sunder danc: ir kintlich weinen mich betwanc daz ich mit ir 886 do weinde. Der Winsbeke 64, 1. Die Winsbekin 17, 10 ftz ^ ougen muost er wangen baden: von herzeliebe daz geschach. Pt'jüz. Handschrift 341 Bl. 89 mich dunket wir müezen baden alrerst üz den sünden mit reines herzen ünden, die üf ze berge schie/en und fJz den ougen fliezen. Neidhart 20, 3 Ben. w:ene ich sttndehafter in den riuwen baden. Altd. Wälder I, S. 44, 277 min herze mit manegen leiden ist vil starke überladen: ez muoz in grözen sorgen baden. Frauenlob Ettm. S. 35 sOndaer, wilt du die buoze leisten, bihte wol. din ougenregen dich weschet ab. 35, 10. Loblied auf die Jungfrau Maria aus dem zwölften Jahr- hundert (Diemer 299, 7) nü nist miner sunden nie so vil, siner guote ne si mere. 35, 23. 24. Koland 183, 4 daz her allent- \V. r.KIMM, KL. SCHRIhTRN. IV. 5 66 > ÜBER FREroANK. halben vor in swant, sam der sunne tuot den sne. Konrad& Trojan. Krieg Strassb. Handschr. Bl. 228'* si künden Hute swenden (im Kampf), alsam diu sunne tuot das is. 35, 27. suonestac auch Lanz. 8848. Passional 264, 58. 321, 30: aber schon im zwölften Jahrhundert (Karajans Sprachdenkmale 96, 3) suonstac. 39, 6. 7. Ecclesiasticus 3, 33 ignem ardentem extinguit aqua et eleemosyna resistit peccatis. 41 , 4. 5. Konrad von Fusses- brunnen in der Kindheit Jesu 80, 21 ouch ist uns dicke geseit ez si ein groziu saelikeit, swer sine freude und sin klagen in rehter mäze künne tragen. Cato (Liedersaal I, 572, 471. 472) du solt ouch ze keinen tagen ze vil von diner armuot sagen. 41, 18. Buch der Rügen 711 — 716 wie sit ir so grundelos als daz mer, da wazzer groz stjete in fliezent und sich dar in be- sliezent, und kan doch niemer werden vol. 42,2. Die Form huot auch im zwölften Jahrhundert, Heil. Margareta (Haupts Zeitschrift 1) 161 neben huote 287: ferner Dieterichs Flucht 368. Pyramus (Haupts Zeitschr. 6) 178. 42, 27. Der Dat. PI. wal- den auch im Lanzelet 7082 im Reim auf halden. 43, 4. 5. In dem Bruchstück eines Lehrgedichts aus dem zwölften Jahr- hundert (Docen Mise. 2, S. 306. 307) heisst es nuo ist maneger dem daz wirret, daz in sin armuot irret daz er niet mac volle- bringen sinen willen an manegen dingen, als er doch gerne täte : der tuo als ich im rate, er bedecke sin armuote mit fuoge und 387 mit guote .... swaz er tugende mag gefuoren, die uobe er naht ^^ unde tag, und swenne ers niht getuon mag, so bescheine er guoten (willen) doh. 45, 12. Physiologus (Fundgr. 1, 29) zellit daz diu natra driu geslahte habe, ir erist geslahte ist, so siu eraltet, so ne gesihit si nicht: so vastet si denne vierzich tage und naht unze sich daz vel ab ir lösit. so suochet si denne ein engiz loch an eineme steine unte sliufet da durch: so vert ir diu obere hüt abe; so wirt si gejunget. Vgl. Kara- jans Denkm. 88, 16 f. 47, 5. Vielleicht ist vorm zu streichen; vgl. Lachraann zu Nibel. 959, 3. 47, 25. reizer althochd. reizari (Sprachsch. 2, S. 259) nur noch im Tundalus 45, 74 ein reizasre zornes und strites. Meisner (MSHag. 3, lOP) reizelaere. 48, 9. irriu wip liederliche, der Ausdruck kommt im Iwein 2895 vor und schon im zwölften Jahrhundert Pfaffenleben 650 (Altd. ÜBRR FREIDANK. 07 Blätter 1, S. 234). Auch Stricker gebraucht ihn, denn ich lese htii Huhn 12, 263 ich klage dax win und irriu wtp mSr i'röwcnt dtMine i'rowp» lip. Der Sachsenspiegel nennt sie varendiu, ander- wärts heissen sie unst;etiu, Türheims Wilhelm BI. 24'»'' keinen gehresteu si (die in den Zelten liegenden Kitter) h.Tteu, wan si der unsta^teu wibe gar enbtlren. So auch lieinhart Fuchs 3.')1, wo 1G23. 1(527 zu lesen ist und geriitent sA verwenden (UiHcivire nach Diutisca 2, S. 320''); vgl. Konrads Troj. Krieg 21614. Deutscher Cato (Hirkenstock. Ilandschr. S. 322. Lieder- saal 2, S. 177. Attd. Bl. 2, S.31) irriu wip und spiles liebe machent uianegen man ze diebe. 49, 21. Vgl. 115, 1. 51, 7. Auch im Sprachschatz 1, S. 1102 wizziclichen. 51, 17 — 22. Ver- ändert und verschlechtert steht der Spruch aus der Strassburger Handschrift vom Jahr 1385 in der Diutisca 1, S. 326 abgedruckt; er scheint mir aus Bernharts Überarbeitung genommen. »Alter hite iiiinne So ich mich reht besynne Dryer harit schaden liat wie es darnach ergat. Zu dem ersten sint sy unwerd won man ir nit vil begerd So ninit (es) och kranken grus vnd daz selb er och tur bezallen [er] niu8.< 53, 9. 10. Kanzler MS- 2, 247» die pflegent alle tumber site, 388 die sich des schament, des si doch sint geret. 53, 15. 16. Es ^ heisst hier vorhte machet lewen zam, da aber der angeborene Muth des Löwen in allen Dichtungen gepriesen wird, so muss sich diese Behauptung auf eine besondere Veranlassung beziehen, wo der Löwe von Furcht sich bezähmen Hess. Der alte Phy- siologus (Fundgruben 1, 17. vgl. 21) gibt Auskunft, so ser gat in demo walde und er de jagere gestinkit, so vertiligot er daz spor mit sinemo zagele zediu daz sien nine vinden. Ebenso der Welsche Gast Pfalz. Uandschr. Bl. 198'' der lewe enpfindet wol s wanne man in jagen sol, so verstreichet er sin spor gar mit dem zagele; daz ist war. da mite wil er daz erwinden, daz in nin mttge der jeger vinden. Bei der folgenden Zeile, eren besme daz ist schäm, erklärt Benecke (Wörterbuch S. 108) den ganzen Spruch dahin, »so wie man den Löwen durch Furcht 68 * ÜBER FREIDANK. zähmt, so zieht die Ehre den Menschen durch Scham.« Zu dieser den Gedanken abschwächenden Deutung kann ich mich nicht bekehren. Wer zähmt den Löwen durch Furcht und auf welche Weise jagt man ihm Furcht ein? Wenn noch ge- sagt wäre »durch Hunger«. Die zweite Zeile bezieht sich gleicher Weise auf das Thier und seine eigenthümliche Natur. Das zeigt ebenfalls der Welsche Gast an jener Stelle, swan sich der lewe rechen wil und hat zornes niht so vil als er wolde, er tuot im e mit siegen des zageis harte we: er treibt sich selbst an. eren besme ist also der Zagel, der wegen des Büschels, in den er endigt, hier Zuchtruthe heisst, wie Walther (23, 29) das Wort gebraucht. Diesen edlen Trieb des Löwen kannte auch Boppe MSHag. 2, 379" sins zageis swanc in zornes twinget. 54, 4. 5. In den Schwabenspiegel 71, 18. 19 aufgenommen. 54, 22. 23. Mosis (Diemer 87, 3 — 6) swer dumben herset, der fliuset sin arebeit: swer so winket dem plinten, der verliuset sine stunde. 55, 16. 17. der angel ist der Stachel der Biene und anderer Insecten, wie er nach Stalder noch jetzt in der Schweiz, nach Schmeller 1, S. 78 in Baiern heisst. Man glaubt, man müsse den Stachel drücken oder daran saugen, dann komme der Honig, dem aber der Stich folge. Auch Walther gebraucht das Gleichnis, er sagt von den Doppelzüngigen 29, 12 in sime süezen honge lit ein giftec nagel. Bei Frauenlob Ettm, S. 238 sagt die Werlt zu der Minne »in diner freude ein dorn un- S89 wert, in diner süeze ein angel tuogen lüzen kan«. Ich lasse 61 einige beweisende Stellen folgen. Antichrist 111, 42 (Fund- gruben 2) von den Heuschrecken, man sagit daz sie sich vlizin wie sie verholne bizin. die angle tragint sie in den mundin, da mite tuon sie wundin. Pfaffenleben 561 (Altd. Blätter 1, S. 231) wil er daz honic ezzen, so souge er den angel. Rein- bots Georg 718 auf Freude folgt Leid als daz hone, dar nach der angel. Jung. Titurel 2399, 3 nach honge scharfen angel bieten. Liedersaal 2, 181 diu mir unsüezen angel in süezez hone geworfen hat. Andere Stellen in Beneckes Wörterbuch S. 45 und 362, wo aber die Erklärung »in den Angel beissen« unzulässig ist. 57, 2. 3. Walther 31, 15 diu meiste manege enruochet wies erwirbet guot. 57, 7. Frauenlob Ettm. S. 56 ClIKK FREIHANK. 69 ein rittor dnzic jAren rilfche umc gtibäien. 57, H. 9. Iwcin 'dhSO — 358H ich nuihte mich wol Auen ritterliches inuotes: Übe« linde guotes der gebrist mir beider. 58, 5. 6. Flore 7930 wan daz horze da der haz innn Itt verborgen, daz versmelzent sorgen sain der rost das isen; ähnliche Redensarten weist Sommers Anmerkung nach. Freidanics AuffasMung näher im jung. Titurel 58H3, 3. 4 alsam daz rost den stahel und fsen izzet, also tuet leit dem herzen, swa liebe r<'hte niht vergizzet. Berthold 200. 201 wendet das Oleichnis auf den Ilass an, wan in (den men- schen) izzet der haz in dem herzen, als der rost tuot isen. 58, 11. 12. Walther 42, 7. 8 ich bin einer der nie halben tac mit ganzen fröiden hat vertriben. , 51), 20. 21. Der Spruch mit denselben Worten in dem deutschen Cato (Liedersaal 3, S. 171. JJirkenstock. Ilandsohr. S. 312). 60, 23. 24. 61, 1. 2. Frauen- lob Ettm. S. 63 ein lop daz mit der volge üz wisem munde gat, daz lop bestat; vgl. Einleit. S. xciv. 62, 2. 3. Reinart 181. 182 en hout bispel, viants mont seit seiden wol. 63, 14. swer sich scheltens wil began erklärt die Anmerkung zu Flore 3146 »wer vom Schelten leben will, wer das Schelten zu seinem Ge- werbe machtt: warum nicht einfacher: »wer sich auf Schelten einlassen, mit Schelten befassen will«, wie unten 171, 11 und bei Walther häufig: Hermann von Fritzlar 213, 15 sich koufes begän, Engelhart 1075 des diu natüre sich begät. 63, 20. Konrad von Wrtrzburg MS. 2, 205*' swer an dem ende wol gevert, den hat fro S:elde geret. Jttng. Tit. 5900, 3. 4 swaz grözer wirde hat ein ane- .sso genge, nimt ez ein swachez ende, sin eren don der klinget niht ^'^ die lenge. S. Einleit. S. xci. 64, 12. Prov. 15, 1 responsio niollis frangit iram. Rabenschlacht 121, 5. 6 uns saget dicke dez ma;re »süeziu wort benement groze swaere«. 64, 18. 19. Welsch. Gast Bl. 11'* swer in zorn hat schoene site, dem volget guotiu zuht mite. Der Winsbeke 24, 6 gezuomet rehte s! din zorn. 64, 24. swer im zorne fraget wer er si erklärte mir Benecke durch die Annahme, »er« sei der Gegner, den der Zornige an- rede und den er durch die Frage herabwürdigen wolle; aber kühn wäre dies er hier gesetzt. Soll durch die Frage die Be- wusstlosigkeit in der Leidenschaft ausgedrückt werden? Hein- rich von Morunge MS. 1, 53'' ich weiz wol daz si lachet, swenne 70 . ÜBER FREIDANK. ich vor ir stän und enweiz wer ich bin. 65, 5 — 11. Schon Isidor sagt Lib. sententiar. 1 , 27 erunt autem quatuor ordines in judicio und so auch in einem Gedicht der Vorauer Hand- schrift; vgl. Diemer zu 102, 14. Sodann gehört noch hierher eine Stelle aus einem Beispiel Strickers, die in Lachmanns Ab- handlung über den Eingang des Parzivals S. 5 mitgetheilt wird, und die eine verschiedene Auffassung enthält. Danach ist bei dem jüngsten Gericht ein Viertel der Menschen der Hölle un- abwendbar verfallen, und zwar auf dreifachem Wege. Erstlich die im Unglauben verharren: sodann die verzweifeln, sich für verloren halten und keine Hilfe suchen: endlich die auf Gott zu grosses Vertrauen setzen, die sich nämlich darauf verlassen, dass er ihnen, wie sie immer leben, das Himmelreich öflfnen werde, weil Christus die Busse für sie übernommen habe. Diese letzte ist die dritte Strasse, die Freidank nicht näher bezeichnet: aber auf das, was Stricker sagt, geht hinaus, was in dem Ge- dicht der Handschrift 8 vorkommt, diu dritte (sträze) ist, swer sündet üf gedingen und troestet sich unstaeter jugent. Schade dass der Renner 20877 — 20889 nur von dem Wege zum Himmel- reich redet, indem er Freidanks Worte Q6, 13 — 20 umschreibt. 66, 20. Der alles was er hat hingibt und selbst von Almosen lebt. 67, 6. 7. Ich beharre bei meiner Erklärung und ver- werfe die erkünstelte, die Benecke im Wörterbuch S. 254^ vor- bringt, »durch Zaubersprüche kann man nie glühendes Eisen besprechen, dass jedermann es anfassen kann,, ohne dadurch verbrannt zu werden.« Es ist ja hier von der Kraft der Zauber- sprüche die Rede, nicht von ihrer Unzulänglichkeit; isen ist der 391 Nominativ. 67, 19 — ^^22. Derselbe Gedanke in der Strophe 63 eines unbekannten Dichters (MSHag. 3, 440''). Der tiuvel ist ein lügenaere und ist doch da bi vil gewaere, der im gedienet, daz er deme nimmer ungelonet lät. mit willen kan er dienst vergelten: daz tuont die kargen herren selten, die vergezzent maneges dienstes, des man in gedienet hat. des entuot der tiuvel niht: swie gar er si ein boese wiht, er lonet doch in allen, ÜBBK FREIDANK. 71 «lic im godienet bänt mit Hize. d« II vsen herren zitewtze kiiii er MclmlU'i), die dietisti'M ungelönet lAzent daz n de«te wir» gevalleii. 67, 25. Vgl. Haupt zu Winsboke 8, 9. 69, 5—8. Noch eine Stelle aus dem Welschen Gast Bl. 211' daz fiur unde der arge man diu goliuhent sich dar an, da% in beden niht genüeget. da/, fiur brinnt, diu erge füeget wie sie erfülle dez guot. 69, 9 — 12. Cato (Lieders. 1, S. 5G3. 564) du solt oueh wizzen, 8w4 du gast, daz dft dri vtent hast, die vinde nemneich alleine: der t^rste ist diu weit unreine, diu eigen lip der ander ist, der der dritte des argen tiuvels list. 69, 21. 23. Welsch. Gast Bl. 121'* der (pfaffe) sol gu^tiu bilde geben mit kiuschem libe, mit reinem leben, mit guotem werc, mit rede schoene, und noch- mals Bl. 1 34'' kommt er darauf zurück. Grieshabers Predigten 2, S. 34 da von so w;ere einem iegUchen lerer not daz er siuen undertanen guotiu bilde fiir trüege. 70, 9. Weitere Nach- weisungen über hulwe liefert Hahn zu Strickers kleineren Ge- dichten Xn, 199; auch bei Enenkel (Rauch Script, rer. Austr. 1, S. 291) werfen in ein hulben. 70, 13. Zu der Redensart swer des h:ele niht enhat vgl. Gramm. 4, S. 247. 71, 7. 8. Wacker- nagel in Haupts Zeitschrift 6, S. 283. Diez Poesie der Trou- badours S. 129. -71, 17. 18. Dieser Spruch aus Freidank in der Erzählung vom Sperber (Lieders. 1, S. 232, 349. 3öO). 72, 1. Ulrichs Wilhelm Pfalz. Handschr. Bl. 164« diu diet ist unberihtet, swa der künec ist ein kint. 72, 8. guot umb ere 392 nemen sprichwörtliche Redensart, Ehre für äusseren Vortheil ^ und Gewinn aufgeben : man soll ere für daz guot nemen. Sper- vogel MS. 2, 227" erst tumb swer guot vor eren spart. Hart- mann vom fahrenden Volk, Erek 2165. 2166 swaz der diete dar kam, der guot umbe ere nam, der tet man niht eines rAt. Strickers Karl 4" die guot umb ere nämen. Meister Kelin MSHag. 3, 22" vil maneger sprichet »ich nim guot umb ere«. Reinmar MS. 1, 79'' mer umb ere sol ein man sorgen denn umb ander guot. Lutolt von Seven MSHag. 3, 328" die biderben namei tire für daz guot. Friedrich von Sunburg MS. 2, 211' swer gibt der guot dur ere neme, daz sich der sere sünde, der 72 ÜBER FREIDANK. liuget aide ez sündet der, der aller meist da git dem kristen, Juden. Kanzler MS. 2, 239'' swer guot für ere minnet, sin guot an ere gar zergät. Schwabenspiegel 16, 30 — 32 ob ein sun ze einem spilmanne wirt, daz er guot für ere nimt. wider sines vater willen, unde daz der vater nie guot für ere genam, dann verliert der Sohn das Erbrecht; vgl. 255, 14. In Konrads von Würzburg Klage der Kunst MSHag. 3, 336'' wird der verur- theilt, der künsteloser diete guot umb ere gebe, um von ihnen, den Unwürdigen, gepriesen zu werden. 72, 16. engen rat erkläre ich jetzt durch einen kurz und scharf gefassten, ent- scheidenden, nicht, wie W. Wackernagel im Glossar zum Lese- buch, durch einen beschränkten : so steht in Türleins Wilhelm 3" enge bediuten. Zu den schon angeführten Stellen noch folgende, Herbort 6694 rede kurz enge und smal. Passional 314, 23 diu künegin was vil swinde dar üf an engem rate. Konrads Troj. Krieg Strassb. Handschr. Bl. 296'' mit wisen liuten enger rät die beste kraft an rate hat. Renner 4223 do si säzen in engem rate, als eine Entscheidung musste gefasst werden. Noch Hans Sachs gebraucht den Ausdruck in diesem Sinn; die Stelle ist Grammatik 4, S. 883 angeführt. Der Gegensatz ist langer rät, Welsch. Gast Bl. 20^ man sol lange gedenken waz man tuo und snelle tuon daz; ietwederz sin reht reht hat, längei-^ rät und snelliu getät. Vgl. Reinaert 2492 Isengrin ende Brüne die vraet hebben nu den nauwen raet metten coninc openbare. 72, 17. 18. Wenn man einem Fürsten Rath ertheilt, so merkt man, auf welche Weise er will gerühmt werden, auf welches Lob er Anspruch macht. Denselben Sinn gewährt der Spruch 393 in dem alten Druck des deutsch -lateinischen Freidanks Bl. 33** 6^ man siht bi dem neste wol wie man den vogel loben sol. Leicht möchte dieser bildliche Ausdruck der ursprüngliche sein, zumal er in ähnlicher Weise noch heutzutage fortlebt, Simrocks deut- sche Sprichwörter 353 s^man siehts am Nest was für Vögel darin sind«. . 73, 7. Die alten erben in der Bedeutung von Vorfahren, Eltern. Auch in dem alten Bruchstück von Ernst (Fundgruben 230, 1) min lant dat mir — von allen (1. alten) erven ane kumen is. 73, 18. Der jüngste Tag (Haupts Zeit- schrift 1, S. 123) 222 so vervallent die bürge die dä^ durch ÜlJKIl KKBIDANK. 73 überrmiot geworlit wurden. 74, 4. Renner 23357 alle kOnge ftf erden mit ir liern uiügcn sich der flöhe niht erwern. 74, 18. Chro- nicon saleruitanum Cap. 1 1 (Pertz 5. 478, 4f>), Kaiser Karl ver- hmgt, dass Hi(!h ihm Ariohis, der hinghardischc Herzog von IJenevent, unterwerfe, niuum est quod qurero, ut armiger meu» unus miliarius fiat«. So trägt man daz wAfen der Minne (Parz. 180, 4), des Todes (zu Wigal. 7797), der Unfreude (Stricker XII, ■21), der Welt (Docen Mise. 2, S. 221); vgl. D. Mythol. S. 807. 74, 2t). Suhwabenspiegel 147, 12 Wackern. der der wArheit ze vil 8 wert, der wirt der werlde unwert; vgl. Einleitung S. xc. 75, 2. 3. swer die warheit fuorte und die ze rehte ruorte wer dio Wahrheit vorbrachte, aufführte, eigen hatte und sie, wie es Recht ist, t<)rderte, geltend machte. So in Strickers kleinen Gedichte 7, 63 ob dfi die warheit fflerest und die Iflge ninder rrterest. Gudrun 195, 2 brant ffteren herbeifiUiren, stiften. Kon- rads Alexius 1298 den siechen allen wart beschert daz si ge- suntheit fuorteu ihnen zu Theil ward. Wir sagen in diesem Sinne »ich ffthre den Namen«, rfleren hat eine ähnliche Be- deutung, anregen, Servatius 1454 die warheit begunde er rOeren. 609 diu schritt niender rüeret daz ie iemen sinen geliehen er- funde. Erek 5955 verfluochet si der tac, daz ich die rede ruorte. Winsbeke21, 5 dem ors die kraft rüeren; vgl. Rabenschlacht 648, 3. Strickers Ka^l•69^ 72». Konrad von Wnrzburg MS. 2, 202'' swer lüter lop wil rfleren, des er niht sol ffleren, dem wirt ez so schedelich daz der dar an verseret wirt. Passional 1 74, 48 daz houbet rfleren. 272, 69 daz wort daz ich hie rftere. Lohen- grin S. 131 gein dem min herze ie haz von schulden ruorte. ;i94 Teichner (Liedersaal 2, S. 538) sit ich da swigen müeste, daz mich ^ nieman schelten liez und mich ze tftr flz stiez, so ich die war- heit ruorte an und (2, S. 536) in anderer Fassung swer die war- heit wirft enbor, vor den spert man tflr unt tor. 75, 7. Die heimliche Ehe ist gemeint. 76, 21. 22. Ahnlich im Welsehen Gast Bl. 166" swer niht behaltet herren reht, der sol billichen sin knoht. 77, 8. 9. Welsch. Gast Bl. 197* wan die Abelen sol er verdrucken und die guoten zuozim zflcken. Helbling 4, 337 — 340 die mir ze Wienne sint gereht, die wil ich fflr zflcken und die nider drflcken, si sin alt oder kint, die nach dem her- 74 ÜBER FREIDANK. zogen sint. 77, 16. 17. Auch bei Frauenlob Ettm. S. 221 schepfte ich wazzer mit eim sibe. Teichner (Liedersaal 2, S^ 536) ein sip daz wirt niemer wazzers vol, swaz man dar in schepfen tuot. 78, 11. Karajans Denkmale 10, 5. 15, 20 nieman ist gotes kint wan die daz reht wurkende sint. 78, 22. driu, auch metrisch besser, ist die richtige Lesart, denn was Z. 21 enthält, wird nicht mitgezählt und dient als ein Gemeinplatz nur zur Ausfüllung. 79, 7. Meister Stolle MSHag. 3, lO*» sagt von der Frau Ehre si kleit daz wisheit erbet niht und edeliu tugent; daz si got gekleit. 79, 16. tübel Döbel, stumpfer hölzerner Pflock, womit die Bodenstücke des Fasses fest verbunden werden, was bei Ducange unter incastraturae er- klärt wird; vgl. Sprächschatz 5, S. 352 tubil Schlucht, Einschnitt (noch heute in der Schweiz gebräuchlich): tubili gitubili in- castratura. Heinrich von Meisen 4053 daz vil freislich übel, daz in uns haftet als ein tübel. Renner 957 lüge ist Sünden und schänden tübel. 16607 vorhte und schäme sint eren tübel. 79, 19—24. Verderbt als Räthsel in Haupts Zeitschrift 3, S. 28 ein nagel helt ein eisen, ein eisen ein pferdt, ein man ein schloss, ein schloss ein man; vgl. Einleit. S. xcvii. 79, 29. solher ere, wie auch die Magdeb. Handschrift hat. 80, 10. 11. swigen ist diu beste witze in manegen liuten Liedersaal 3, S. 562, 54. 80, 25. swer in guot und ere seit zuspricht, ihnen als eigen beilegt. Parzival 165, 22 sin wunde und harnasch swaere — im 395 müede unde hunger sagete. Heil. Elisabeth (Diutisca 1, S. 477) ß^ Gott, dem ere und ewecliche tugent gesaget si. 80, 26. swa AC, wa Bcd. Besser wohl eine Frage, wä diu witze wesen sol? 81, 21. Wenn die Glocke geläutet wird, laufen die Narren zusammen. 82, 8. 6. Vgl. Deutsche Mythol. S. 645. In der Anmerkung ist verdruckt Calenberger für Lalenberger. Diutisca 2, S. 77. 107 und Hätzlerin 270*" unwisiu wort und tumbiu werc tribe ich Elblin von Eselberc; Graff meint, es sei der Name des Dichters. Pfalz. Handschr. 341 Bl. 78 die werdent äne meil und kument ze staetem heil üf die burc ze Tugentberc; da sint erkant des wisen werc. In der Erzählung von der Frau Ehrenlcranz (Liedersaal 1, S. 385) heisst es in minem hüs Belibentriu und da ze Harrenberc in dem laut HoflPenheil. Vgl. ÜBER FKEIDANK. 75 Haupt ZU Winsbeke 45, 7. 82, 11. Reinmar von Zwetor MSHug. 2, \S6^ so erkent man doch den esel bi den öron. 82, 14. Reinmar von Zweter MS. 2, 128'* die mit entlt^benter wirdo fuoron. 85, 5. Über die Redensart im sacke koufen, die auch Diutisca 1, S. 325 aus Freidank genommen ist, vgl. Haupt zu Winsbeke 63, 6. 85, 19. Pftlz. Handschrift .341 BI. 127 doch han ich micheln man gesehen, dem man zuht unt fuoge nuiostc jehen, und einen kleinen so ungefüegen, da/ al die werlt mohte genüegen. 85, 23. Magdeb. Handschr. Bl. 25'' id enis neyn sulues mer. Eine verderbte Stelle bei Hclbling 1.5,372 »deham selb ist niur einen: de^ ist daz lant allez vol enthält wohl denselben Spruch,, denn ich bessere dehein selb- selbe ist nie wan einer »nur einer ist von niemand unabhängig«, womit Gott gemeint wird, dessen Macht, wie Helbling hinzu- setzt, Oberall durchdringt, die Erde erfüllt. Denselben Ge- danken drückt Frau\ Einiu tüsent wibe tugende hat. 103, 1. 2. Kenner 12776 ob ein frouwe missetuot, da bi hAnt hundert stieten muot: swer die mit jener schelten wolte, der twte anders denne er solte. 104, 26. 27. Frauentumier (Koloi'z. 87, 406 — 410) si kunnen brechen hertiu sper: daz ist ein niiohel wunder, sie ligent 8t:ute under unde behaltent doch den pris, der man si junc (1. turap) oder wis. 105, 1. 2. Rei- .sag Ueke vos 1157 de heft syne ere nicht wol vorwart, de sus syn ^o wyf mit ener andern spart. 105, 8. Flore 5334 ez ist ein n6t swer eine ane gesellen treit nahe gandiu herzeleit in sune herzen verborgen. 105, 10. des tiuvels er engiltet er macht nichts daraus, wie wir sagen »er kümmert sich den Teufel darum«; vgl. Deutscthe Mythol. S. 066. 106, 6—0. Marienlieder aus dem zwölften Jahrhundert Hanöv. Handschr. Bl. 23'' dCi heizes vrowe inde bis ouch also: wan dft, vrowe, has gemachet vrö so wat in himele inde in erden is. du vrowe van vroweden geheizen bis, wan dft trftrikheit enruorde dich nit. Darum nennt Konrad (MSHag. 2, 330") Maria frouwe aller freude. Konrad von Heimes- ftirt 215 — 217 lässt den Engiel Gabriel zur Jungfrau Maria sagen aller fröuden frouwe, frouwe dich : joch fröwet von dinen fröuden sich swaz fröude da ze himel ist. Stricker (TIaupts Zeitschrift 7, S. 405) si sint so guot für allez guot, die frouwen sint und fröude gebent. Wenn Lichtenstein 660, 0 sagt si frowe ob al den freuden min, so bezieht sich das wohl auf diese Etymologie, mög- licher Weise auch Gudrun 4422 (1105, 2) diu freudenlose frouwe. 78 ÜBER FREIDANK. Noch weiter führt sie aus Frauenlob S. 111 Ettm., frö von der hift, we von der burt, und S. 113 we üf ein frö gestempfet, wan si uns tragent ein lebendez frö in spilnder ougenweide. ein frowe diu mac sich fröuwen wol an lebender fruht. Morolt 2, 1 144 swä frouwen sint, da ist freude vil. MSHag. 3, 417^ frouwen fröuwent verre baz danne ein rose in touwe naz. vgl, zu 103, 25. 26. 106, 10. 11. Karajans Denkmale 12, 12 er ist charl, da ist si chone (daz ist ein vil altiu gewone), daz kint daz ist daz dritte reht. 106, 20. 21. Meister Kehn (MSHag. 3, 22'') swer sime dinge in dirre werlde rehte tuot, dem mac an sime adel wol gelingen. Türheims Wilhelm Bl. 125* swä man dem rehte reht tuot, da wirt daz reht behalten. 107, 23. vgl. Sommer zu Flore 36 wan ie daz lihter boeser ist. 107, 24 — 27. Diete- richs Flucht 7935 betwungen dienst wirt nimmer guot, swer dienst betwungenlichen tuot, dö mac wol schade von üf stän. 108, 7. Helbling 8, 1 gewonheit diu ist riche. Jung. Titurel 5344, 3 gewonheit ist noch richer dan natüre. Vgl. zu Flore 7635. 399 108, 11. 12. Hätzlerin S. 144, 109 ein ieglich herz sich da nach ^^ sent als ez dan vor ist gewent. 108, 15. 16. Walther 108, 17. 18. der guote win wirt selten guot, wan in dem guoten vazze : wirt daz bereit ze rehte wol, so habet ez den win. Frauen- lob Ettm. S. 58 edel win muoz nieten von s wachem vazze äs- mackes sich; vgl. Einleitung S. xc. 108, 17. 18. Lateinische Sprichwörter aus dem zwölften Jahrhundert (Altdeutsche Blätter I, 11, 16) unde homo consuescit vix unquam linguere nescit; vgl. Einleitung S. C. 109, 6. 7. vastet, wie alle Handschriften lesen, ist in der Bedeutung von büezen, die sich leicht ergibt, schon durch den Schwabenspiegel (Cap. 287 S. 268 Wackernagel) und andere Stellen beglaubigt. Volle Sicherheit meiner Erklärung des Spruches gewährt Türheims Wilhelm Bl. 197**, wo er eben- falls vorgebracht und nur in entgegengesetztem Sinne angewendet wird, lä dinen untröst rasten: den man sol niemen vasten, e er doch vor im tot geht. Statt slahen hat die Magdeburger Hand- schrift irsclan. Entscheidend ist auch eine Stelle in einem Ge- dicht des 12. Jahrhunderts (Vorauer Handschr. bei Diemer S. 348. 349), swanne der man vihtet, sin wäfen üf rihtet, so keret der manslecke deme swerte daz eine ecke über sin selbes haubet: so ÜBER FREIDANK. 79 wirt diu sSle ertuupct. den leintigen 8ol er (1. man) vasten, den tot lÄzen rasten; im nist dere vasteu porn6t: er hAt ime selben getiln den tot. Hierher gehört vielleicht auch eine andere Stelle bei Diemer 308, 12. 13. 109, 12. liÄthsel und Fragen in Haupt» Znitschrifl 3, S. 84 ein frAge, wer geschrien habe daz ex diu ganze weit horte, antwurt, der esel in der archen Nöe. 109, 18. ga- inAlIon ist das Chamäleon (lacerta chamn'leon), von dem schon die Alten, weil es lange ohne Speise aushält, glaubten, es lebe von der Luft; mehr sagt auch Freidank nicht, der Meisner Mgb. 38'', Frauenlob Ettm. S. 27. Hug im Renner 1.8734 f. aus- fflhrlicher ein tior heizt gamAIion (so in der F^rankfurter Hand- schrift, der Druck hat canieiion), dA schribent die nieister wunder von, daz der lufl ein spfse si, Und swelher varwe ez wone bt, nAch der werde sin balc gevar. Ironisch äussert Boppe MS. 2, 23(5'' bei der Forderung unmöglicher Dinge gamAl46n sol niht 400 wan der erde leben. Reinbot geht weiter, 3879 — 3880 gamAleAn '2 des luftes lebet, der siben mile über der erden swebet, und der jüngere Titurel 2757 gamaniol (1. gamalion) vil hoch gelente vier- zehn mile oberhulp der erde, und lebet niht wan luftes: femer 4755 von dem galadrot (1. garaAlion) so sagt er miere wie er in den lüften get nu swebende und sine jungen brüetet, biz daz si mit im schöne fliegent lebende. Heinrich von Müglin (heraus- gegeben von Wilh. Müller) S. 24 ich lebe dins tröstes sunder wAn reht sam der lui't gamaliön. Hätzlerin 219'', 104 freut in den lüften sich gamAliön gen miner wünne. Liedersaal I, 203 wird gesagt, gamaliön nehme die Farbe nach der Luft an. Über die Verwechselung des gamAliön mit dem karadrius s. unten zu 143, 7. 109, 26. Neidhart MSIIag. 3, 225" hunt an einer lannen. Morolt 51" twingst du den alten hunt in bant, so mäht dft hüeteu diner hant. 110, 17. gelückes rat ist von W. Wackernagel in Haupts Zeitschrift 6, S. 135. 136 erörtert. 1 10, 25. 26. Stricker (Jahrb. der Beriiner Gesellschaft 8, S. 289) diu werc werdent selten guot, diu man An guoten willen tuot 111, 6. 7. Jung. Titurel 4151, 1. 2 [steme] würze wort und ouch gestcinc diu hAnt krefte niht wan von des krefte, der kraft an allen dingen was gebende. 112, 1. 2. Welscher Gast Bl. 218* swelh man git und git drAt, wizzet daz er zwir gegeben hAt; 30 ÜBER FREIDANK. s. Einleitung xcix. 112, 3. Welscher Gast Bl. 220^ er sprichet alle tage »morgen«. 112, 4. Vgl. Erek 4073, wo wohl zu lesen ist wjen du ein abeleite bist. 114, 23. Wer das Gold als Schmuck am Leib trägt. Hochzeit (Karajans Denkm.) 19, 8 — 15 die frowen zieret daz golt: von diu ist si ime holt, diu ist nie so here noch so riche, si treit an barer liehe die bouge joch daz vingerlin: wie mag iz ir lussamer sin? siu spannet für ir brüste (daz ist geworht mit listen) ein guldin gewiere, daz iz ir den lip ziere, wan si schone da mite gät. Gottfrieds Lob- gesang 70, 6 du spien din golt an bloze hüt. 114, 27. Gudrun 2596 (649,2) gelücke daz ist sinewel sam ein bal. 1 15, 2. 3. Lan- zelet 5989 — 5991 da enwas nieman ze stunde, der ir den nüschel künde gelegen wol ze rehte. Das Wort war früherhin häufig 401 in Gebrauch: nusche Anno 648. Rother 3087. nuske Diemer 20, 73 8. 286. 1. nüschel Rother 392. Äneide 780. 1306. 12687. Ferner Lanzelet 6035. 6045: auch nusche 5612. Im 13. Jahrhundert wird es selten, ich finde es nur noch in Heinrichs Krone Bl. 90"* und bei Neidhart 24, 2 Ben. nüschelin; die anderen Dichter ver- schmähten es. Erst in einem Osterspiel des 15. Jahrhunderts (Wackernagels Lesebuch 1015, 39) kommt es wieder zu Tag. 115, 14 — 17. Von der Freiheit der Gedanken redet Walther 62, 19 wie Freidank hier und 101, 6. 122, 7; Stellen bei anderen habe ich in der Einleitung S. xci nachgewiesen : dazu füge ich noch Hartmanns Büchlein 1, 916. 917 ich hän gewaltes wan den muot und den frien gedanc. Die Winsbekin 15, 1 gedanke sint den liuten fri und wünsche sam. Reinmar von Zw.eter MSHag. 2, 188** gewalt mac melden understän. gedanke muoz man ledic- fri ungevangen läzen gän; ez wart nie keiser künec so her, der gedanc und merken künne erwern. Helbeling 6, 233. 315 ge- danke sint fri. 115, 22. 23. Eingerückt ist der Spruch in die Erzählung Frauenlist (Kolocz. 113, 642. 43), wo er aber nach unserm Text wird zu bessern sein. 115, 27. Teichner (Lieder- saal 1, S. 457) ich bin so ungeslaht daz ich niempt niht mer ge- trou denn daz ich mit den ougen schon oder vor in henden hau. 116, 1. Hartmanns Büchlein 1, 1186 du solt an Kundich helfen mir. Tanhauser MS. 2, 67'' her Schafieniht. Jude Süsskind MS. 2, 178'\ 179" Wähebüf, Nihtenvint, her Bigenöt von Dar- ÜBER FKEIDANK. gj bit\n, her Dünnchabe. Helbeling 15, 512 Getrütsinniht Apol- lonius 3764 £ntriuw8iuniht. Hauch Script, rer. austr. 2, 311.312 in Ort Trfisinniht. 1 ](>, 10. tüseiit manne sin sagt ebenso \ eldeke Äneide 10!», 41. Keinmar MSHag. 1, 188*. Lichten- t.-in 48, 7. Strickers Karl 121". 116,25.26. Friedrich von Schwaben (Berliner Ilandschr. Bl. 129) ir 8Ü üf iuwerm pfert ' i^'.rhe: ir sult riten esel w;uhe. 117, 26. 27. Morolfll, i42. 643 du hast gesprochen sidor «die einen g6nt Af, die andern ind«»r«. 118, 23. Kenner 1238 swer tihten welle, der tihte so daz weder ze nider noch ze ho stns sinnes flftgedaz mittel halten. Kindheit Jesu 97, 37 sin Ißre er im her fftr zoch weder /(' nider noch ze hoch. 118,27. 119. 1. Kaiserchronik Bl. 79' 402 von Justinian der steic von tugenden ze tugenden. Roland 1, '** 24 von Karl ie baz unde baz steic der herre ze tugcnde. Al- l)ortus 788 von Ulrich sus er von tugende hin ze tugende trat. 1 1 9, 9. Welscher Gast Bl. 1 54" ir (der unmaze) geschoz ist ane veder gar. 119, 18. Aus dem zehnten Jahrhundert (Wacker- nugels Lesebuch 1, 123) übe man alliu dier furhtin sal, nehein so harto so den man. 120, 5. Spervogel MSHag. 2, 373» est hiute nun, morne din : so teilet man die huoben. Lichtenstein 207, 20 sie waren breiten huoben holt. 120, 14. Der Gegensatz auch bei Walther 26, 29 sun, diene manne ba>stem, daz dir manne beste lone. 120, 27. mate habe ich vorgezogen, weil es die Handschrift der ersten Ordnung (hier die einzige) gewährt, gegen wise der sieben anderen Handschriften der /weiten, denn wi^ke in der Magdeburger ist die niederdeutsche Form: überdies würde das seltnere Wort die Vermutunjr ftlr sich haben, wise gebrauchen süddeutsche wie norddeutsche Dichter, Herbort 14339. Athis A* 85. B 142 [Kl. Sehr. HI, S. 318. 321]. Erek 186. 7035. Iwein 4464. Wolframs Wilh. ">(), 12. Strickers Karl 26». Reinbots Georg 3036. Göli MS. 2, r>7". Kourads Trojan. Krieg 3970. 14561. Ortnit S. 69. Lohen- grin S. 44; bei Walther kommt das Wort nicht vor. Der Sprachschatz 2, S. 658 hat keinen Beleg von matä: im 13. Jahr- hundert ist es selten, Lanzelet 2671. 3327 Fragm. bei Müller Blatt 14'' eine mateu m.vjeu; Traugomundslied 833, 37. 834, 7 die matten grttene; Fleck gebraucht zwar 2326 mate, aber bald ber- W. CItIMM, Kl.. St MIUKTB.N. IV. 6 82 ÜBER FREIDANK. nach 2425 wise: doch hier war er wohl an die Überlieferung- gebunden, die von einer Wiese sprach, auf der die Seligen wandeln, deren auch Steinmar (MS. 1, 105'') gedenkt, ich wart aller fröuden vol als ein sele von der wise, diu ze himelriche sol. War das eine heilige itiswisä? Schwabenspiegel 179, 4 Wackernagel wise, aber in einer andern Handschrift matte. Späterhin erscheint mate in elsässischen und schwarzwaldrheinischen Weisthümern (Gedichte auf Friedrich I, S. 114) und ist noch heute in der Schweiz geläufig. 121, 17. Tirol und Fridebant MS. 2, 249"^ du solt wizzen, liebez kint, da gegen ist elliu lere blint, din liute solt du willec hän. 123, 12 — 17. Auf den Gegensatz zwischen Worten und Werken kommt auch Walther mehrmals zurück, 7,, 403 12. 14, 6. 7. 33, 27. 37. 34, 27. 100, 22. 123, 20—24. Engel- ^^ hart 4080 — 4084 ich hän vil manegen doners blic gesehen harte freissara, dar nach ein kleinez weter kam unde ein vil gefüeger slac. Boner hat 29, 19. 20 den Spruch aus Freidank genommen, aber 21, 22 nähert er sich der Fassung im Engelhart. 123,21.22. Wal- ther 76, 13. 14 min herze swebt in sunnen ho: daz jaget der winter in ein stro. MSHag. 3, 448^ die boesen wisen in daz stro. Türleins Wilh. 96'"* ir hoch gewalt ist worden stro. 124, 1. 2. Vielleicht ist die Lesart von a die echte, sie wird auch in Mgd. durch und, das stehen geblieben ist, angezeigt und gewährt einen guten Sinn, der arme, geringe Mann soll sich nur mit Wahrsagen ab- geben, das ist sein Geschäft (Deutsche Mythol. S.985): seine Noth soll er nicht klagen, denn nur für jenes erhält er Lohn ; kumber klagen ist der gebräuchliche Ausdruck, Tirol MS. 2, 250" swen dine liute kumber klagen, 250^ swenne der gernde kumber klaget. Der Sinn der andern, besser beglaubigten Lesart ist auch nicht verwerflich, »ich will mich auf das Wahrsagen des Armen nicht einlassen, es ist trügerisch«. Das deutet auch die Stelle aus dem Marner an, wie die andere aus der Predigt, wo allerdings vom Prophezeien die Rede ist, dem man nur keinen Glauben bei- legt. Gleicher Weise sagt 8 tummen witze und toren schätz und armes wissagen rät gedihet kranker mäze. Eine Stelle im Welschen Gast nimmt absichtlich wärsagen für war sagen Bl. 59*^ dar umbe sol ein ieglich man, der an reht gedenken kan, den armen über- sehen niht. swelhen ze gebenne geschiht varnden Hüten dazs ÜBER FKKIDANK. 83 von iu liegen, die haben mich den sin dazs der armen niht ver- j^etzon gar, wan si von in sagent wÄr. 124, 3. 4. Über den Sinn von widergüefcn, das den Wiederhall bezeichnet, kann hier kiMii Zweifel sein: er wird bestiltigt durch die in der Einleitung S. xcviii augeführte Stelle aus Heinrich von Moninge, der ant- würten dafür gebraucht. Das Wort kommt, wie ich dort schon bemerkt habe, auch im Beljand Bl. 80 vor: ich will die Stelle voU- 8tHndi<{ hersetzen, weil sich daraus ergibt dass man güefen annehmen niuss, mit grimme vil klegelicher stimme sie nach ir df> guoflen: si schrirn unde ruoften mit klegelicher herte. 124,-5. 6. Wal- ther 11, 13 — 15 swer dich segene, si gesegent: swer dir fluoche, 81 verfluochet. 125, 15. Berthold 383. 401 frouwen die ge- 404 maleten und geverweten. 125, 20. der golt suochte und '* kupfer vant, ist vergoldetes Kupfer gemeint? MS. 2, 97* mit golde kupfer überzogen. Keinmar von Zweter 2, 141 verguldet kupfer. 125, 23. obezin kann nicht durch die aus Keinmar von Zweter MS. 2, Hl** angeführte Stelle gerechtfertigt werden, wo zu lesen ist silberschin ob zin. Freidanks Spruch obe silber widere zin, des git ein stücke dez ander hin verstehe ich jetzt »wenn Silber dem Zinn widerstrebt, weil sie beide zu verschiedenartig sind, so gehen beide zu Grund«, sei nun an eine Mischung gedacht joder an versilbertes Zinn. Im Wigalois 11367 wird sogar bild- lich gesagt min rotezgolt gar überzint. Einen ähnlichen Ge- l danken drückt Frauenlob S. 52 aus, und ist bi guote ein swacher sin, guot lat den namen hie. wol hin, von guote entrin. din golt hat zin: du bist sin golt und effest in. Dass man Zinn mit Gold und Silber versetzte, sehen wir aus Berthold 244, 126, 2. glas lilr rubin erläutert W. Wackernagel in Haupts Zeitschr. 6, S. 306. 126, 4. Vielleicht ist das Richtige fiir zobel, der ist wise niht. 126, 7. 8. Ich weiss nicht was hier soll angedeutet werden und worin die Spitze des Gedankens liegt, wozu kommt dass die Kürzung vatr bei Freidank ganz unzulässig ist wie der Reim gelich : wunderlich. Die Stelle ist unecht wie alle, worin die Flickworte daz ist wunderlich erscheinen, also 109, 16. 137, 8. 142, 5; sie verrathen sich schon durch geistlose Auffassung und rohen Ausdruck. Will man den immer fremden Spruch ändern, so müsste man kühn sein, wart ie stiefkint ge- 6* 84 ÜBER FREIDANK. lieh dem edeln vater, daz wundert mich. Es wäre dann ein im Ehebruch erzeugtes Kind gemeint, wie Spervogel MS. 230'' sagt, da mac ein höchvart von geschehen, daz si ime ein stiefkint toufte. Die Karlsruher Handschrift liest elich kint, dann wäre wohl unelich zu bessern, und Stiefvater könnte bleiben. Im lateinischdeutschen Freidank (alter Druck 3P) steht daz kint, und die Zeile lautet »si pure ingenuus facie vitrico similetur«. 126, 18. Lachmann zu Walther S. 141 we daz ir bein ir arme ir hant ir zungen niht erlament! Engelhart 3666 sin zunge müeze im noch erlamen, eine Verwünschung, die auch der Unverzagte (MSHag. 3, 44*') und der Meisner (Mgb. 39"*) ausspricht. In 405 einem moralischen Gedicht der Birkenstocker Handschr. S. 72 '^ heisst es, der sweiger kan manegen list durch der [armen] sünder ungenist, da miter die zungen machet lam; er gesweiget einen mit der schäm. 126, 22. über houbet mit übertriebnem Eifer, unbesonnen, masslos: so auch Winsbeke 33, 3 swer gerne ie über houbet vaht, der mohte deste wirs gesigen und Livländische Reimchronik 3084. 3085. swer iuwer (1. über) houbet houwen wil, der mac niht lange türen. Reinmar von Zweter (MSHag. 2, 194'') er ist ein töre, der getar vast über houbet gräzen dar, da sin getät im selben schaden schaffet. Frauenlob S. 242 swer über houbet vaehet (1. vihtet), daz enist niht guot. Ohne Miss- billigung Reinbots Georg 1257 alsus hän ich über houbet ge- rungen, mit grösster Anstrengung. Schwabenspiegel 31, 6 Gerolt von Swäben gewan Rome über houbet mit der Swäben helfe. Daselbst 70, 3 er phendet wol über houbet mit rehte ohne sich zu beschränken. Der bildliche Ausdruck wird noch weiter geführt, Meisener (Mgb. 44*^) diz bispel merket al ge- meine, swer über houbet vihtet, wider ström swimmet, dem risent spasne in sinen buosem ; ez ist üz minem rate. Fragm. 44*' man seit swer von der erden hohe über sich houwet, das spaene im risent in die gesiht (1. siht). Hugs Martina 726^ über houbet sie houwent, die die hohen went erkunnen. Brants Narren- schiff 7, 120 wer über sich vil howen wil, dem fallen späne in die ougen vil. Kirchhofs Wendunmut (Frankf. 1581 S. 214") wer spen vber dem köpf will hauwen, der nimmt schaden. 126, 26. Der schwere Auftakt sie si, wie ihn Freidank sich nie erlaubt, verräth schon die ünechtheit. 127, 13. Herbort 83 Ober freiimnk. g5 so zele man mich dem fünften rade. 127, 18. Ein Adjectiv frat in folgenden Stellen, Pattsiimal 70, 32 im was der Itp gar ditrcliHlagen und also bluotec unde frat. 15(>, 50 euch was im sin uutlitzo von der tn'ne liitze so dicke übergangen daz er au den wangen her unde dar an maneger st&t was durchfrezzen unde frat. Apollonius von Tyrl. 10036 ougen rot unde frat. 128, 14. 15. Ilrinrich vom gemeinen Leben 241 — 245 die muniche soldcn binden uude vorne der ougen also wesen vol, daz si allenthalben wol die viende gesaihen wä si sich weiden ntt'hen ze den die in bevolhen sint. 129, 15, 16. Beide Zeilen, die nur in zwei spateren Handschriften vorkommen, sind 401 schon niotrisch unzulässig; der Gedanke ist mit unpassender An- ^^ Wendung dem vorhergehenden Spruch abgeborgt. 130,24. 25. Ich vermuthe zwene herte steine malent selten kleine; vgl. Sprach- sehatz 2, S. 711 chleino gemalnomo pulvere. 131, \). 10. Kirch- hofs militaris disciplina S. 101 das sprüchwort der Teutschen lehret Ein gut Weg vmb mach keine Krumb. 131, 11. 12. Hein- richs Krone B1.30" ein man slüege wol ein her ob ez waere äne wer. Gliers (Beuecke Beiträge S. 132) ein man ist tüsent manne her, die alle wen sin äne wer. Vgl. zu Athis F 71 [Kl. Sehr. IH, S. 309]. 131, 23. 24. Derselbe Spruch im Liedersaal 1, S. 334, wo aber die zweite Zeile entstellt ist. 132, 2 — 4. Das Vorangehende wird durch ein Beispiel erläutert, wie stolz auch einer darauf sei, dass er sich in Gestalt eines Sackes geschafien (die Les- art stellet, gebessert in stalte, wäre auch zulässig) habe, so hängen doch, weil er dann keine Arme hätte, die Ermel (die schwache Form ermelen ist Athis S. 69. 70 [Kl. Sehr. IH, S. 297 f.] nachgewiesen) an seinem Rock herab, wie bei einem Verstümmelten (handeloser mancus Sprachschatz 2, S. 71. Ren- ner 12744. 23565). Die Lesart schalkes wis mag ein anderes Verständnis von sac veranlasst haben; möglicher Weise ist sie die echte. Gemeine Leute, Knechte trugen Mäntel von grobem Sacktuch, von welchen, wenn sie umgeworfen wurden, die Er- mel leer herabhiengen, gerade wie sie die Slowaken in Böhmen noch heutzutage tragen und bei ihnen gewiss altherkömmlich sind. Darauf weist auch ein anderes Sprichwort (oben 49, 19) >wenn der Knecht einen Zobelpelz anzieht, so bleibt er darin doch ein Knecht«. Von dem Hirten Paris sagt Konrad (Trojan. 86 ÜBER FREIDANK. Krieg 1652) sin roc was gesniten üz eime gräwen sacke und hienc an sime nacke ein gräwer mantel niht ze guot: der jüngere Titurel (5070, 1) von Parzival zimiere was er sparende, er fuof ' in sackes kleiden. So verstehe ich auch Parzival 364, 12. 13 üz Schildes ambt in einen sac wolt ich mich e ziehen, so verre üz arde fliehen da mich niemn erkande. 132, 16 — 19. VgL W. Wackernagel in Haupts Zeitschr. 6, S. 273 Anm. 132, 26. Ich ziehe jetzt die Lesart Samkarc Gleichschlau, der anderen Säme- karc Halbschlau vor, weil jene einen noch besseren Sinn ge- währt. 134, 2. Der Saelden kint erklärt die Deutsehe My- 407 thologie S. 827. 134, 18. unrehte bezieht sich hier auf ''^ ketzerische Irrlehren; vgl. Wackernagels Lesebuch 165, 28. 134, 21. rihtic dem Recht gemäss, schon im Althochdeutschen (Sprachschatz 2, S. 418): die Abschreiber änderten, weil das Wort nicht mehr üblich war, denn ich finde es sonst nicht. 136, 1. diu boesen maere werdent wit breiten sich aus, wie 14, 2 der sunnen schin ist harte wit. Dagegen MS. 2, 156'' so wirt sin lob vil wite; vgl. Hartmanns Lieder 6, 8 des liez ich wtte maere komen, wo auch nach Lachmanns Anmerkung das Ad- verbium gesetzt ist. 136, 3. daz mtere fliuget, vgl. Deut- sche Mythologie S. 850—851. Frommann zu Herbort 13704. 136, 9. Prov. 9, 17 aquae furtivae dulciores sunt. 136, 20. Boppe MS. 2, 23]. 232 berichtet dasselbe, was wahrscheinlich, aus einem alten Physiologus genommen ist, Pardüs ein tier genant ist küne balt, ze maze gröz, in rehter forme wol gestalt, dem sin natüre fremde minne bringet, daz selbe tier daz wonet statte der lewiii bi, swie doch des lewen kraft und minne bezzer si, und swie sins zageis swanc in zornes twinget. 137, 11. Spervogel MS. 2, 230*^ swer den wolf ze hirten nimt, der vät sin schaden. 137, 23. Vgl. Reinhart Fuchs xxxvi. Sigeher MS. 2, 222 dem in lambes munde wahsent wolves zende. 138, 7. 8. Engel- hart 3534 — 3537 es ist noch ein bewaeret dinc, so man deti fremden hunt ze vil streichen unde triuten wil, daz er enblecket einen zan; vgl. Haupts Anmerkung. 138, 17. Im zehnten Jahrhundert (Wackernagels Lesebuch 1, 123) föne demo hmble so beginnit tir hunt leder ezzen. 138, 21. 22. Morolt 2, 605 der fuhs der sich müsens schämt, von hunger er ergramt. f ÜBKR FRBIDANK. 87 Prauenlob S. 75 ein fuh» und ouoh ein mClsar der mftset nach siner art. 139, 19. 20. Murner (MS. 2, 172*) ein «necke für (inen (1. den) lAbart wol ti^sent klafter [lanc] spranc. Reinmar von Zwcter (MSIIag. 2, 206') ein snecke wolle springen für den l^bart beide bere uut tal. 140, 7. Ich habe die I^sart «gurret /.urückgeset/t, obgleich sie ziemlich verbürgt ist, weil ich 'glaube, dass sie auf einem Missverständnis beruht, kerren be- zeichnet das Ausstossen thierischer Laute (Parz. 69, 12 diu ors 408 von Stichen kurren. Neidh. MSIIug. 3, 189' diu swin hArtich ^ kerreu), imd gurren kommt in diesem Sinne nicht vor, ergurret heisst im Lanzelet vor Alter schwach geworden (1455 das Pferd was niiit lam, ergurret, mager noch ze kraue), und in gleicher Bedeutung braucht der Teichner vergurret, er spricht (Lieder- saal 1, 457) von einem Pferd, daz man ftbertriben hat und einen trit uit mac von stat: swaz man slahe üf im, ez murret, also ist diu weit vergurret, daz ein zuc nit ziehen wil in der alten tugeut sil. Das Verbum ist gebildet von gurre, das einen alten gliedcrlahmeu Gaul bezeichnet und von kerren abstammen kann, da der alte müde Gaul ächzt und stöhnt, gurre erscheint im Althochdeutschen noch nicht, ich iinde es zuerst im alten Laurin (Nyerup Symb. S. 8), Eraclius 1451, dann bei Keinmar MS. 1, 80''. .Berthold 356 und anderen. 140, 9. esel und gouch stellt auch Walther 7H, 31 zusammen. 141, 5. 6. Zu den in der Einleitung S. Lxxxvi angeführten Gründen, weshalb ich diese Zeilen für unecht halte, füge ich noch, dass re eine niederdeutsche Form ist; vgl. Athis S. 15. 16 [Kl. Sehr. III, S. 228]. 141, 7. 8. Die Stelle, die nur in Aa vorkommt, ist unecht, schon weil Freidank wie Walther im Keim nicht lieh mit kurzem Vocal gebraucht; vgl. zu 126, 7 und oben S. 377. 378 [= 57]. 142, 5. Dietleib 11144 nach der krebze site gan. 142, 14. Bei den Dichtern ist oft von der glänzenden, in Farben leuchtenden Kleidung der £ngel die Rede, manchmal werden die Kleider der Frauen damit ver- glichen, am häutigsten ritterlicher Schmuck; vgl. Lanzelet 4430. Iwcin 2554. Lichtenstein 92, 2. 296, 15. 453, 16. Strickers Daniel Bl. 149". Konrads troj. Krieg 2926. 5723. 19451. 24712. Engelh. 2646. Turnier von Nantes 119, 1. 136, 1. Jung. Ti- turcl 4515, 4. Oswald 622 (Haupts Zeitschr. 2, S. 108). Rosen- 88 ÜBER FREIDANK. garten C 2005. Der Unverzagte sagt dem Jüngling (MSHag. 3, 43*) du solt alle frouwen eren, so wirt dir der engel wät dort gegeben. 142, 15. 16. Liedersaal 3, S. 520 swie vil der rappe gebadet sich, doch ist sin varb niht weidenlich, daz er niht wizer wirt dan e und daz er sich wisch iemer me. 142, 17. 18. Fraue;i- lob S. 58 daz edel vederspil verderben muoz dar abe, swä krä, 409 swä rabe ir ätem gegen im bieten. 143, 2. Helbling 8, 1233 ^^ den kneht begreif sin alter tue. 9, 43. 44 billich solt ich lazen sin die minen jungen tücke. 143, 7. Zu der Einleitung S. Lxxxvi einige Nachträge. In dem Vocabularius St. Galli (Hattemer 1, 10) steht charadrion opupam hupupa und noch- mals charadrion et ipsam non habemus, sed tamen dicitur et ipsam volare per medias noctes in sublimitate cell; in einer anderen Glosse wie mehrmals im Sprachschatz 2, S. 245 ca- radrius lerichä. Die Umdichtung des Physiologus in Karajans Denkmalen stimmt (S. 104. 105) mit dem lateinischen und deut- schen in Hoffmanns Fundgruben. Nach Boppe (MSHag. 2, 378**) wird der Vogel, dessen Gefieder schneeweiss ist, galadrius im Land Galadite genannt, bei dem Meisner kaladrius. In den von W. Wackernagel in Haupts Zeitschrift (7, S. 147) bekannt gemachten Predigten kommt vor der adelar ist ouch einem andern vogel gelich, der heizet caradrius umbe die bediutunge diu an ime ist. Dann wird die Sage ausführlich aber überein- stimmend mit dem Physiologus erzählt. Jung. Titurel 5154, 3 swen der galadrot mit schine grüezet, swie gröz sin suhte wagre,^ der würde im sunder sterben doch gebüezet: ist aber daz er wendet diu ougen von dem siechen, sin leben wirt verendet. Wie es scheint, hat man Charadrius den Todten vogel, Cha- mäleon, das von der Luft lebt (vgl. oben zu 109, 18) und Ga- lander (eine Lerchenart), der in die Höhe steigt, verwechselt und vermischt, sowohl den Namen als den Eigenschaften nach. Der Vocabularius St. Galli hat upupa geschrieben, meint aber noctua, immer im Missverständnis. 143, 14. zu wuse ist ohne Zweifel ze fuoze, da die Göttw. Handschr. häufig w für v und s für z schreibt. Damit stimmt die lateinische Übersetzung, A fortuna milvus cum locuplete relictus (Est a fortuna capo in 1. r. alter Druck 32*), Cum sibi currendo cogitur quaerere victus. ÜHEK FHRIDAKK. 89 Nun (>rklärt sich die Lesart 7A\m fAchl's in der Karlsruher Hand- schrift. 144, 11 — 26. Vgl. die deutsche Unulichtung des Physiologus aus dem xwölflen Jahrhundert in Karajans Sprach- denkmalen S. 102. 145, 23. Strickers Gedichte von Hahn 13, 15 — 21, wo der Salamander di«« Fliege rflhmt, der fliegen künde niht geliehen: die gewaltigen und die riehen die möhten sich ir niht erwern: sie mflestens kne ir dauc nern, sit se mit 4io in trunke und xzc und fif ir klcider 8.Tze, rtf gulter und ftf *' goltvajc; im geviel nie trouwe haz. 147, 14. mitteilaire findet sich Litanei 118 Massm., jedoch der ältere Text (Fundgr. 2, S. 217) hat mitila^re. 148, 21. Welsch. Gast Bl. U^ stQende er umbe ein pfenninc pfant, in loste niht K&h haut. Sonst ist noch nachzutragen Ilelbiing 1, 1175. 13, 122. Orendel 1354 pfenwert. Karl Roths Predigten 42 zweihundert pfennewert brotes du- centorum denariorum panes. Alexius bei Massmann 72, 256 Pfenninges wert er nie gewan. Kirchhofs Wendunmut Bl. 205* batzeu bezaln für pfenningwehrt viel für geringe Sache. Bl. 87'' wollt er allwegen zu allen Sachen sein pfennigwehrt auch reden, wie man in Süddeutschland sagt, seinett Heller dazu geben. 149, 5 — 12. Der heil. Petrus zieht umher; s. Deutsche Mytho- logie S. XXXVI— XXXVII. 150, 3. sin leben während seines Lebens: Genesis 20, 22 al din leben so lange du leben wirst. 150, 26. Bei merbot- fragt W. Wackernagel im Glossar zum Lesebuch »Mobrt? Aus Marbut Morabeth (vgl. mittelalt. mar- botinus maravedi)? Gedichte auf Friedrich I S. 114 wird der Erklärung von maravedi beigestimmt, das Goldstück vergebe die Sünde. Aber wie ist das Folgende, wo nur von Persön- lichkeiten die Rede ist, und ander wirte, gebftre unde hirte damit zu vereinigen? Kann merbote nicht einen bezeichnen, der über das Meer gesendet ist, um für eine Fahrt nach Syrien zu werben? Schon im Concilium von Clermont (1095 — 1096) sollte sie als Busse gelten. Zugleich erscheint im Althoch- deutschen Meripoto und auch bei Neidhart (MSHag. 3, 267'') Merbot als Eigenname; die Lesart merboten würde dann den Vorzug verdienen. Die Magdeburger Handschrift Bl. 45'' hat mer bute: dies ftlhrt mich auf einen anderen Gedanken, der meerbutt pleuronectes hippoglossus heisst, nach Nemnich auch 90 ÜBER FREIDANK. heiligbutt, englisch holibut: sollte Freidank versteckter Weise den Papst gemeint haben, der den Fischerring trägt, mit welchem der Ablassbrief besiegelt ward? 154, 6. 7. Reineke vos 4215. 4216 alsus ist dar manege list, daran der pawes unschuldig ist stammt aus Freidank. 155, 4. Ich habe golt silber um- gestellt, weil es metrisch besser und einer entsprechenden Stelle 411 bei Walther 25, 7 gemäss ist. 158, 8. äne hohen rät nach ®^ 160, 3 ane genuoger liute rät: die Fürsten, mit denen der Kö- nig sich zu berathen hat, sind gemeint; Walther 84, 28 edelr küneges rät, und hier 72, 7 des küneges rät. Gudrun 1151, 2 Wate vmd ouch her Fruote des küneges raste pflac. 158, 13. Kai- serchronik Bl. 10° si ne wolden iz nimmer glouben, si ensaehens etelich teil mit den ougen. 158, 27. Es wird wohl zu lesen sein got müeze ez scheiden: auch bei Walther 16, 31 got müeze ^ ez ze rehte scheiden. 159, 10. si hänt manegen zuo gezogen bildlich von dem Einziehen des vollen Fischnetzes, sie haben manchen Fang gethan, und zwar auf unrechtliche Weise. Eben- so sagt Ottacker S. 24", als das Reich ohne Kaiser war, man sach gemeinlichen an armen und an riehen höchvart unde ttber- muot: ieglichen dühte er waer so guot daz er sich wol berihtet, e daz ez würde verslihtet, er müeste e ziehen sinen zuc; da von geschach vil manic ruc, des laster und sünde was. 161, 1 — 3. Die Christen, die in Syrien leben und sich der Be- drängnisse des Landes erwehren müssen, auch die waren dem vom Kaiser geschlossenen Frieden entgegen, landes in der dritten Zeile verwerfe ich, weil es aus Unverstand eingerückt ist. 163, 15. daz hüs von siben füezen ist, wie Haupt in der Zeitschrift 3, S. 279 (vgl. Wackernagel das. 6, S. 297) richtig bemerkt, nicht der Sarg, sondern das Grab. Heinrich von Rucke MS. 1, 98*^ und enwirt mir dar nach niht wan siben füeze lanc. Philibert (Karajans Frühlingsgabe) 100, 46 ein grap daz küme siben füeze hat. Altdeutsche Blätter 1, S. 115 dir muoz ge- nüegen äne dinen danc an eime grabe siben füeze lanc; ähn- lich im jung. Titurel 1352, 1. 2. Frauenlob S. 242 sagt die Minne zur Werlt »swer allerbest dir dienet, dem hästü verligen ein linin tuoch und siben fuoz landes«. 164, 8. 21. meisteil finde ich nur noch Iwein 3746. Eine Lesart erlaubt auch hier ÜBKK FRRIDANK. <)] meistic zu lesen, was Walther 107, 16 gebraucht. 1()4, 12. Kai- serohronik Bl. 34*= die verworhten und die vertanen die man solte Stummeln oder häheu. Bl. 43'' bestumbelt und irhangon. Iü4, VJ. Ich vermuthc, das« gotes laut zu lesen ist. 165, 19. Hud- laub M8. 2, 187'' daz si (die merker) stn vcrfluochet: ir zungen sint 66 lanc. PfUlz. Ilandschrifl 341 Bl. 75 man besnide die Zungen daz sie die Iflgc nüde. Wickrams Kollwagen (1590) Bl. 63'' 413 werden etelich (die Gotteslästerungen ausgestossen haben) hart *^ an jrö Leib gestrafiet als mit dem Thurn, Branger, die Zungen besnitten. 166, 9. den fuoz setzen ist Reinhart Fuchs S. 388 zu 123 erläutert. 169, 16. 17. Buch der Rügen 616. 617 warnt ir got triegen, den nieman betrieg(?n kan? 169, 20. 21. Hart- manns Credo 2596 Crist der nie gelouc, neheinen menschen er betruoc. 170, 19. 20. Gottfrieds Lobgesang 19, 5. 6 und 9. 10 du wünneberndcz fröudcn tach da durch man regen nie gesach. du helfebernder krall ein turn vor vientlichem bilde. Heinze- Icins Minnenlehre 1817 — 1818 minne, du bist ein schilt für trfiren. minne, du kanst müren manegen schrin für sorgen slä. 171, 11. Wer im Handel fortkommen will, darf nicht die Wahr- heit sagen, muss den Käufer täuschen, wie auch der folgende Spruch zeigt, den die erste Ordnung unmittelbar folgen lässt, nicht die zweite, koufes ist durch alle Handschriften gesichert, aber Morolt 2, 397 — 398 steht swer sich klaffens sol began, der muoz sin war sagen län. Vielleicht eine Parodie, allein da klaft'en so wohl passt, so könnte hier das Ursprüngliche bewahrt sein, zumal Freidank 171, 13. 14 sonst eine Wiederholung ent- hielte. 171, 27. 172, 1. Türlein erzählt (Wilhelm 31") von Schlangen auf dem Gebirge Sentanar, der här und houbet ist ein meit, und fährt dann fort, von dem zagele ich niht sprechen sol: vil manec zagel giftec ist. houbetwisheit, zageis list hat liep von eren dicke gesetzet und liep mit leide 86 ergetzet daz man von rehte den zagel fliuhet. Liedersaal 3, S. 338 juncfrouwen blic und slaugen zagel, also ist diu werlt gest^dt. 176, 25. Graf Rudolf 26, 16 daz gröze kflnecriche naemens niht für eine naht. 177, 2. Vgl. Haupt zu Wiusbeke 3, 10. Johann von Rinken- berg MS. 1, 188V Regenboge MSHag. 3, 354^ Liedersaal 1, 555. 177, 5. nach lanclibe hat Renner 23770 aus Freidank, er braucht 92 ÜBER FREIDANK. aber auch 20870 lanclebic. Armer Heinrich 1514 nach lanclibe und 646. 712. Helbling 9, 59 lancleben: sonst habe ich das Wort in dieser Zeit nicht gefunden; lanclibi longaevitas im Sprachschatz 2, S. 46. 177, 13. Sommer zu Flore 3756. 413 177, 17. dem Tode maneger winket ist in der Deutschen My- ^^ thologie S. 802 erklärt; vgl. Lachmann zu Nibelungen 486, 6. 177, 24. Der Lesart an dem sper B ist gegen die neun übrigen Handschriften, wozu noch die Magdeburger Bl. 23'' kommt, in der D. Myth. S. 805 der Vorzug gegeben. 178, 2—5. Vgl. Ein- leitung S. cm. oix und Sommer zu Flore 3792. Rudolf von Rotenburg MSHag. 1, 83* diu wort diu dunkent mich niht war, daz man spricht »dar nach man werbe, des werde meist dem man«. Hätzlerin 135 vil dings verdirbet des man niht wirbet. 179, 6. 7. Über den Untergang der Welt durch Feuer ist Deutsche Mythologie S. 776 nachzusehen. 188, 5. Welsch. Gast Bl. 131"^ unser herre tuon sol dem übelen we, dem guoten guot. 182. Zu dem Spruch aus Johann von Freiberg vgl. Haupt zur Winsbekin 19, 2. ObEK KREIDANK. NACHTRAG. 9$ ÜBER FREIDANK. NACHTRAG. (Goleson in der Königlichen Akademie der Wissenschaften am 18. Not. 1851.) Abhandlungen der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin (phiL-hist Klasse). V. 1851. S. 257—261. Separatabzug S. 1—5. In meiner bereits in den Schriften der Akademie (1849)267 gedruckten Vorlesung über Freidank glaube ich neue Gründe ^ angegeben zu haben, welche uns berechtigen, in Walther von der Vogelweide und Freidank einen und denselben Dichter zu erblicken, und will erwarten, ob sie Kraft genug haben, auch andere zu überzeugen. Man kann sie mit einem Strich un- gültig mächen, wenn man zu beweisen vermag, dass Walther durch körperliche Schwäcne verhindert war, an dem Kreuzzuge im Jahr 1228 Theil zu nehmen. Hr v. Karajan hat in einer eben erschienenen, aus den Sitzungsberichten der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien (Band 7) besonders ab- gedruckten Abhandlung über zwei Gedichte Walthers von der Vogel weide den Versuch gemacht, diesen Beweis zu ftlhren, natürlich ohne das Verhältnis zu Freidank mit einem Wort zu berühren. Er stellt die Behauptung auf, Walther sei etliche und sechzig Jahr alt gewesen, als er 1227 das Lied Ir reinen wip, ir werden man gedichtet habe. Dies zu begründen, setzt er voraus, Walther habe im 22. Jahr angefangen zu dichten, sei mithin 1165 — 1167 geboren. Hatte der reich begabte, wohl schon früh geweckte Geist im achtzehnten begonnen, was nie- mand für unwahrscheinlich halten wird, so hatte er damals das sechzigste noch nicht erreicht. Doch ich gehe darüber hinaus, gesetzt er war 60 Jahr alt, so konnte er noch rüstig sein, wie im 55. schon hinfällig. Hr v. Karajan beschreibt ihn aber als einen schwachen Greis, der am Stabe geht Von Schwäche 94 ÜBER FREIDANK. NACHTRAG. steht nichts weder in jenem noch in einem anderen Lied, und es wird nicht gesagt, dass er sich des Stabes bereits bedient habe, er verlangt nur danach, wir werden gleich sehen weshalb. Will man die Stelle, die hier entscheiden soll, richtig deuten, 258 so muss man Inhalt und Stimmung des Liedes beachten. Alt ^ konnte sich der Dichter nennen und Todesgedanken hegen, wenn er das von der Anhöhe absteigende Leben betrachtete. Er sagt der Welt ab, mit welcher zu brechen er bei dem An- blick ihrer Rückseite (Wackernagel in Haupts Zeitschr. 6, S. 1^2) schon in einem anderen Liede (S. 100) bereit schien: tausend- mal habe er Leib und Seele für sie gewagt, jetzt narre sie ihn und verlache seinen Zorn. Er denkt an die Rettung des un- sterblichen Theils, min sele müeze wol gevarn! ruft er aus und räth dem Leib die irdische Minne aufzugeben und der unver- gänglichen anzuhangen. Eine ähnliche Stimmung nur mit höhe- rem Schwung zeigt das kurz vorher gedichtete Lied (S. 124) Owe war sint verswunden alliu miniu jär! Er beginnt jetzt mit der Mahnung an gesangliebende Frauen und Männer, ihm, der seit vierzig Jahren gesungen habe, Ehre und Wohlwollen reich- licher zu gewähren; er fühlt sich zurückgesetzt und vergessen. Hierauf sagt er: 66, 33 Lät mich an eime stabe gän und werben umbe werdekeit mit unverjsageter arebeit, als ich von kinde habe getan. so bin ich doch, swie nider ich si, der werden ein, genuoc in miner mäze ho. :ll Sein Vorsatz ist deutlich ausgedrückt, er will aufs Neue nach werdekeit, nach der höchsten Ehre streben und zwar mit furcht- loser Anstrengung. Das ist nicht die Sprache eines hinfälligen Greises, der nicht mehr allein stehen kann, sondern eines ent- schlossenen Mannes, der auch das Ende seiner Laufbahn in Glanz stellen will; hat er doch auch für die Zukunft noch Ge- dichte versprochen (125, 10), also bis jetzt keine Abnahme der geistigen Kräfte gespürt. Was sollen aber die Worte lät mich an eime stabe gän? Gewiss nicht was Hr v. Karajan daraus folgert und was sie in anderer Verbindung wohl heissen könnten, I ÜBER FUEIDANK. NACHTRAG. 95 gebt mir den Stab des Alters in die Hand, der meine schwan- kenden Schritte stüt/t: das würde mit dem zugleich ausge- sprochenen Vorsatz in unvereinbarem Widerspruch stehen. Ich bin über den Sinn nicht zweifelhaft, Walther sagt «lasst mich den Pilgerstab ergreifent. Er hat die Absicht, dem Kaiser, seinem Lehnsherrn, der ihm geneij^ war und dem er den KreuÄ- zug angeruthcn hatte (10, 17), zu folgen. Zu einer solchen ge- fahrvollen, filr einen Bejahrten doppelt beschwerlichen Fahrt über das Meer war ein Entschluss und guter Muth nöthig. Walther hatte schon vorher den Wunsch danach -ausgedrückt 2» und die mit Helm, Panzer, Schild imd geweihtem Schwert ge- * rüsteten Kitter ermahnt mitzuziehen. Er ruft dann aus (125, 4) wolte got, wair ich der sigenünfte wert! Wäre ich würdig, an dem Siege Theil zu nehmen! Er meint, das Heil, das daraus erwachse, könne auch ein Söldner mit seinem Sper erlangen imd schliesst mit der Wiederholung seines Wunsches, 125, 9 roöht ich die lieben reise gevaren über se, so wolte ich denne singen wol, und niemer mer ouwe. Es standen Hindernisse entgegen, die wir nicht kennen, viel- leicht war er, was Wackernagel (zu Simrock 2, 196) vermuthet, bei unverhehlter Armuth (125, 5) nicht im Stand, die Aus- rüstung zu beschaffen : es können aber noch andere Gründe ihn zurückgehalten haben. Er fasst jetzt den Entschluss, als Pilger oder Waller mitzugehen, und sagt, man solle ihn den Stab in die Hand nehmen lassen, der bei einer solchen Fahrt gebräuch- lich war und burdo, roman. bourdon hiess; Nachweisungen dar- über findet man bei Ducange. Wernher vom Niederrhein sagt 33, 12 du Salt zu seute Jacobe varin mit dinir schirpeii uud mit dime stave, luidi vort zum heligin grave. Als sein Vorsatz feststand, dichtete er das Kreuzfahrerlied (S. 76), detsen Zeit schon die wiederholte Klage über den Tod, der den Menschen in Sünden tinde (77, 4. 5), bezeichnet. In dem fol- genden Jahr zog er dann mit dem Kaiser, und in Syrien ent- stand das Kreuzlied, in welchem er sich der erlangten werde- keit freut: 96 ÜBER FREIDANK. NACHTRAG. 14, 38 Allererst lebe ich mii- werde, Sit min sündic ouge siht daz here laut und oucli die erde der man vil der eren gibt, mirst geschehen des ich ie bat, ich bin komen an die stat da got mennischlichen trat. Die Übereinstimmung der einzelnen Ausdrücke mit Freidank habe ich schon in der Einleitung S. cxxix nachgewiesen. Das heilige Grab, dessen Erwähnung sonst nicht fehlen würde, hat 260 Walther so wenig gesehen als Freidank, vermuthlich weil beide * nicht zu den Kämpfenden gehörten. Freidank sagt sich zum Trost: 63, 17 für Sünden nie niht senfter wart dan über mer ein reiniu vart; swer niht das here grap gesiht, sin Ion ist deste minre niht. Ich will noch einen streitigen Punkt berühren. Walther hatte, wie wir von ihm selbst wissen, in Ostreich seine erste Jugend zugebracht und dort seine Kunst wahrscheinlich von Reinmar erlernt. Er harrte aber an dem Hofe des Herzogs Leopold nicht aus, und wenn er auch einige Male nach Wien zurückkehrte, so geschah es niemals auf längere Zeit, in spä- teren Jahren gar nicht mehr. Er scheint dagegen eine natür- liche Anhänglichkeit zu den schwäbischen Kaisern gefühlt zu haben. Von Ostreich aus begab er sich zu Philipp, und wenn er auch nicht bei ihm blieb, weil er sich über ihn zu beklagen hatte, so sehen wir ihn doch hernach wieder in Verbindung mit Friedrich H, dem er schon zu Dank verpflichtet war (84, 30), bevor er ein Lehen von ihm erhalten hatte. Möglich dass er von Geburt ein Ostreicher war, aber es ist erst zu erweisen: die beiden Gedichte, die man anführt, vermögen das nicht. In dem einen, ohnehin nicht ganz klaren, das Lachmann früher anders aufgefasst hatte, lässt Walther die fahrenden Sänger von dem Tag zu Nürnberg berichten, 84, 19 die selten mir, ir malhen schieden danne laire: unser heimschen fürsten sin so hovebaere, daz Liupolt eine müeste geben, wan der ein gast da waere. ÜBER FHKIDANK. NACHTIIAG. 97 Sie giengen leer aus, weil die dort versammelten Karsten so odle Sitte zeigten, das» Leopold von Ostreich allein hatte gehen müssen, wenn er nicht da Gast gewesen wÄre. Das ist ulles ironisch ausgedrü(;kt, und so ist auch die Entschuldigung Leopolds gemeint, die ebenso fOr die Übrigen hätte gelten niOssen, weil sie, wie er, da Gäste waren; vielleicht hat sieder sparsame Leopold allein ausgesprochen. hoveba;re war sie nicht, denn bei Artus machte die Abwesenheit aus seinem Reich keinen Unterschied, Art()s was des landes gast: stner koste iedoch dA niht gebrast Parz. TTf), 2!), und Erek konnte in dieser Lage nur nicht so reichlich geben, als er wünschte, aber Artus half ihm aus 2261— 22G9. Das andere Lied Vil meneger mich berihtet (S. 107) kann noch weniger angeführt werden. Dass Walther 281 in Ostreich lebte, als er es dichtete, bezweifelt niemand, und * dass hie auf Ostreich zu beziehen ist und er damals andere, ihm noch unbekannte Länder frömdiu nennt, versteht sich von selbst. Sagt er doch im Alter 124, i^ Hut utido laut, da ich von kinde bin erzogen, die sint mir trönide reht ula ob ez »i gelogen. Endlich soll der Keim 34, 18 verwarren : pfarren , als »ein her- vorstechender Zug landschaftlichen Vocalismus, bedeutend ins Gewicht fallen«. Allein dieser Keim weist nicht ausschliesslich auf Ostreich, sondern auch auf das südwestliche Schwaben, denn ich habe ihn bei Hug von Langenstein (Martina 223**), der in dem Breisgau zu Haus war, wieder gefunden. Schwaben halte ich nach einigen Ausdrücken, die freilich noch keine Ge- wissheit geben können (Einleitung S. XLi), für das Geburtsland Freidanks. \V. (.I!IMM, KI. SCHRIFTRN. IV. 98 ÜBER FREIDANK. ZWEITER NACHTRAG. ÜBER FREIDANK. ZWEITER NACHTRAG. Göttingen, bei Dieterich 1855. 19 Seiten 4. 8 U ber meine Ansicht von dem Verhältnis Walthers zu Frei- -. dank habe ich von denen, die eine Stimme dabei abgeben konnten^ selten eine Äusserung, noch seltener ein Urtheil vernommen, Gervinus war der einzige, der in der ersten Ausgabe seiner Ge- schichte der deutschen Dichtung sich oflFen dagegen erklärte^ und ich weiss nicht wie man sagen kann, »es sei von allen Seiten Widerspruch laut geworden«. Jacob Grimm soll sich »mit aller Entschiedenheit dagegen ausgesprochen haben«, er hat nur, da& sind seine Worte, »zwei wo nicht entschiedene, doch schwer abzuweisende Gründe« dagegen vorgebracht: ich habe ausgeführt,, warum ich sie nicht kann gelten lassen, und dabei ist es ge- blieben*). Lachmann stimmte mir nicht bei, aber meine letzte Schrift hat er nicht mehr lesen können, und die Äusserungen in seiner Ausgabe von Walthers Gedichten sind so zweifelhaft gestellt, dass man daraus allein auf eine Verwerfung nicht schliessen kann. Neuerdings ist W. Wackernagel ohne Rückhalt mir bei- getreten, und diese Beistimmung eines scharfsinnigen und un- abhängigen Forschers ist mir von doppeltem Werth. Simrock hat in der neusten Ausgabe seiner Übersetzung von Walther meiner Ansicht sich geneigt gezeigt und in einem Hauptpunkt mir beigestimmt. Die übrigen sind einer Beantwortung der Frage *) Ich habe mich dagegen ausgesprochen: 1) Akad. Berichte 1843, p. 123. 2) in meiner gedruckten Abhandlung [Gedichte des Mittelalters auf König Frie- drich I den Staufer und aus seiner sowie der nächstfolgenden Zeit] p. 10. 11. [Abhandlungen 1843. S. 150—151, einzeln Berlin 1844 = Kl. Sehr. III, S. 8-9]. 3) ebendaselbst p. 11 3. II 4 [253— 254 = Kl. Sehr. III, 100—101], wo Gründe vor- gebracht sind , die noch unwiderlegt sind. Hierauf passen die Worte »und dabei ist es geblieben« viel besser. [Jacob Grimm auf einem Zettel.] ÜBER FRKIDANK. ZWEITER NACIITRAO. 99 ausgewichen, man hat auch wohl fnr das Klügste gehalten, xu thun als sei sie gar nicht vorhanden. Hat man Zweifel gehegt, w'io. das leicht möglich ist, so sind sie nicht an den Tag ge- kommen. Es ist mir daher licl), dass ein geachteter Gegner (Franz Pfeiffer Zur deutschen Literaturgeschichte, drei Abhand- lungen) hervortritt, der ernstlich auf die Sache eingeht, seine Gründe anführt und sich scharf und entschieden ausspricht. Es ist mir auch lieb, dass er die Ergel)nis8e meiner Untersuchungen säiiimtlich über Bord wirft, so ist nichts zu vermitteln, und ich kann mich ebenso entschieden ihm entgegenstellen. Ich brauche nur den Angriff abzuwehren, denn neue Forschungen finde ich 4 nicht bei ihm. Ich werde nichts von dem was er vorbringt übergehen, aber eine andere Ordnung befolgen. 1 Die Grabschrift in Treviso soll echt sein und Freidank dort begraben liegen. Ich zweifle, dass irgendwo deutsche Grab- schriflen aus dieser Zeit in Kirchen vorkommen, sie mussten in der Kirchensprache, d. h. lateinisch abgefasst sein. Sodann weisen die Sprachformen auf das 15. Jahrhundert. Mein Gegner hilfl sich mit dem Ausruf, »als ob im 15. Jahrhundert jemand auch nur im Stande gewesen wäre ein älteres Schriftdenkmal oder was immer sonst anders als in Sprachformen jener Zeit wieder- zugeben«! Warum sollte ein gelehrter Mann nicht buchstäblich drei Zeilen abgeschrieben haben, zumal diese überaus verständ- lichen ? Ich glaube dass sie gerade so da standen, wie er sie mit- theilt. Man änderte die Sprache deutscher Werke, die veraltet waren, das war noth wendig, wenn sie fortdauern sollten, aber hier war keine Veranlassung dazu, und die drei Zeilen wären in der alten Form noch verständlich gewesen, h^e leit Freydänck ist Roheit, nicht alte Kunst: solche Verse, denen alle Senkungen fehlen, waren schon im Anfang des Jahrhunderts nicht häufig und kommen um das Jahr 1240, wo die Grabschrifl soll ab- gefasst sein, nicht mehr vor; ich wenigstens habe keinen bemerkt. Wie jemand, der nur einiges Gefühl für das Schickliche hat, die zweite Zeile, »er liegt da gegen seinen Willen, ohne sein zuthun (on all sein danck)«, in einer Grabschrifl vorbringen kann, begreift man nicht, sie enthält aber eine alberne Anwendung eines Spruches aus der Bescheidenheit. 100 ÜBER FREIDANK. ZWEITER NACHTRAG. swenne ich sterben lerne, daz tuon ich niemer gerne : die wile ich iemer mac geleben, so wil ich wider dem töde streben 176, 4 — 7. In der dritten Zeile muss all weg erst in das doch im 15. Jahr- hundert noch nicht veraltete ie geändert werden, um das Metrum herzustellen. Der Inhalt der Grabschrift genügt meinem Gegner, obgleich sie nichts gewährt als den Namen : doch war Jahr und Tag des Todes das Erste, was man erwarten konnte und was schwerlich auf andern Grabschriften fehlt. Wollte man aus seinem Leben etwas berichten, so lag die Erwähnung des Kreuzzuges nahe. Die schlechten Verse rühren vielleicht von dem Maler her, der im Anfang des 15. Jahrhunderts aus Deutschland nach Treviso gekommen war und das Spruchgedicht kannte. Haben 5 wir doch auch ein Gedicht aus dieser Zeit, wonach der Papst den Dichter nach Rom berufen und sich mit ihm unterredet hat; das ist nicht minder ein Zeugnis, wenn man es dafür will gelten lassen i). Ich kann unmöglich an die Echtheit dieser Grab- schrift glauben. 3 Über Freidanks bürgerlichen Stand soll kein Zweifel zu- lässig sein. Ich bedaure, dass mein Gegner den entscheidenden Beweis vorenthält. Es kommen mehrere in der Einleitung S. cxxix scholl nachgewiesene Stellen vor, worin über Zurücksetzung oder Herabwürdigung des Adels geklagt wird, die auf adliche Ab- kunft schliessen lassen: eine bürgerliche wird durch nichts an- gezeigt. So viel ich weiss, stützt sich jene Behauptung lediglich darauf, dass einige ihn meister nennen, andere jedoch nennen ihn her. Zu jenen gehört Rudolf, zu diesen der Tanhauser, der nicht lange nach Rudolf dichtete; auch in den von Ettmüller herausgegebenen Briefen heisst er her Fridanc. Wahrscheinlich wusste man nichts darüber. Ich will noch anmerken, dass die Würzburger Handschrift überschrieben ist hie hebt sich her Fri- 1) Ich habe die Stelle S. 25. 26 [oben S. 30. 31] mitgetheilt und benutze die Gelegenheit zu einer Berichtigung: einem die Tischtücher zerschneiden, heisst nicht eine verborgene Unthat aufdecken, sondern es ist wörtlich zu nehmen. Es war eine Ehrenstrafe, man sandte Herolde ab, welche den ehrlosen Eittem das Tischtuch verschneiden mussten; vgl. Rechtsalt. 713. ÜBEK FRRIDANK. ZWKITKIt NACHTKAG. 101 danc an. Sie gehört /war in die Mitte de« 14. JalirlmiidortH, beruht aber auf einer guten Quelle. Da Uudoli'auch den Walther meister nennt, also der wichtigste Zeuge schwankt und demnach beide Dichter auch hierin auf einer Linie stehen, so kann die Frage auf sicli beruhen. 4 Die Gründe, weshalb ich Freidank fflr keinen wirklichen, sondern fflr einen bedeutungsvollen, vom Dichter absichtlich an- genommenen Namen halte, schienen mir so einleuchtend, dass ich keinen Widerspruch erwartete: mein Gegner weist mich auch nicht ganz damit ab, verlangt aber volle Sicherheit. Fordert er ein äusseres Zeugnis, so wird das schwer /u beschaffen sein; ich muss ihm also seine Zweifel lassen, fühle mich aber dadurch nicht bt'irrt. Freidank hat gewiss nicht ohne hinlänglichen Grund einen anderen Namen angenommen, dem man doch gleich ansah, dass er ein erdichteter war; ich habe mich darüber schon in der Einleitung geäussert. Er deutet den Grund an, wenn er sagt: seit ich die warheit zaller zit, so fund ich niaiiegen widerstrit; dar »mbe nmoz ich dicke gedagen. man niac ze vil der warheit sagen, und seitich halbe» daz icli weiz, so mueste ich büwen fremden kreiz 74, 23 — 75, 1. Er wird wie Walther vieles gesehen und erlebt haben. Der strenge Richter erblickt darin nur »ein feiges Selbstverstecken«. Die Be- soiieidenheit konnte ihrer volksmässigeu Natur wegen auch in nicht höfische Kreise eindringen. Hielt es Walther seiner Lieder wegen, die den Höfischen bestimmt waren, filr nöthig den wahren Namen zu verhüllen und nannte er sich deshalb von der Vogel- weide (Wolfram sagt bloss her Vogel weid, Wilhelm 286, 19), wie niemand zu seiner Zeit hiess, so ergibt sich eine neue Über- einstimmung zwischen beiden. Sind sie nur Eine Person, so echeint es natürlich, dass der Dichter bei Werken so verschiedener Art zwei verschiedene, jedes Mal angemessene Namen wählte. Es wird niemand, ausser meinem Gegner, deshalb mir schuld geben, [dass ich ihn zu einem Proteus mache, dessen immer neue Ge- staltenwandlung Homer so schön beschreibt. Durch Lbertrei- bungen widerlegt man nicht. 102 ÜBER FREIDANK. ZWEITER NACHTRAG. 6 Sogar Bernhart Freidank, den ich für immer beseitigt hielt, taucht wieder auf. Doch da mein Gegner ihm keinen un- bedingten Glauben schenken will und ich nicht weiss, wie weit sein Glaube oder Unglaube reicht, so gehe ich darüber hinweg. Schade dass Bernhart nicht auf der Grabschrift zu finden ist, die billig den vollen Namen hätte angeben müssen. 7 Eine Behauptung hat mich überrascht. Ich habe in der Einleitung (S. cxi — cxvi) nachgewiesen, welcher leitende Gedanke dem Gedichte zu Grund liegt und was Freidank damit beab- sichtigte: es ergibt sich auch klar aus der Anordnung des Ganzen, und niemand hat dagegen einen Einwurf gemacht; Wackernagel (Geschichte der deutschen Literatur S. 280) nennt es ein im Ganzen planmässig wohlgeordnetes Werk. Anders denkt mein Gegner, er sagt, dass dieser Plan erst von mir sei hineingelegt worden und sich in keiner Handschrift finde. Das ist eine völlig grund- lose, nur bei der flüchtigsten Ansicht mögliche Behauptung. Er hat nicht bemerkt, dass meine Ausgabe die älteste und beste Handschrift (die Seitenzahlen sind sogar angegeben) darstellt, in welcher die Abschnitte sammt den dazu gehörigen Über- schriften wie die einzelnen Sprüche genau so folgen. Ich habe nur, was die andern Quellen sonst noch gewähren, an passenden Orten eingefügt, dieses aber jedes Mal in den Lesarten angezeigt, 7 auch was sich in jener und der sie ergänzenden Handschrift nicht findet, durch Sterne bezeichnet; dadurch ist die Ordnung nicht geändert, nicht einmal gestört, sondern nur vervollständigt worden. Ausserdem habe ich eine auf mühsame Untersuchungen gestützte Vermuthung über eine ältere, noch bessere Ordnung geäussert. Eine Ordnung, in welcher einzelne Sprichwörter an verschiedenen Orten nicht könnten angeführt werden, wenn sie, wLe dies oft der Fall ist, verschiedene Beziehungen enthalten, überhaupt eine streng logische Ordnung ist hier gar nicht möglich, und das Streben danach würde unverständig und pedantisch gewesen sein. Die neuste Sammlung deutscher Sprichwörter hat wohl gethan, die alphabetische Ordnung beizubehalten. Freidanks Plan, wie ich ihn dargelegt habe, ist geistreich gedacht und so gut es möglich war ausgeführt: er vereinigt das Zusammengehörige in verständig und natürlich gesonderten Abschnitten. Man kann ri«KI{ IHF,!f)ANK. '/UKITKIt NA8e Bezeichnung nur, um den Dichter wie einen Bettler dar/u8toll(>n, der aus bunten, anderen entwendeten Lappen sich <>in(>ii Mantel für seine Blossen zusammenflickt. Er bedenkt nicht, dass das illtestc Zeugnis Zweck und Plan des Werkes wohl erkannt hat. Rudolf sagt im Alexander tiunplieit Htrafen unde spot, die weit erkennen, iiiiiineii got; des Ithes und der seien heil, weltlicher eren teil in dirre weite kurzen, tagen lerte kunsteliche (I. kündecliclie) bejagen der sinneriche Fridanc. 8 Wer die beiden ziemlich umfangreichen Abschnitte von Rom und Akers mit einiger Aufmerksamkeit liest, dem kann die völlige Verschiedenheit des Inhalts und der Auffassung von dem übrigen Tbeil des Gedichts nicht entgehen. Sie enthalten weder Sprichwörter noch Sprüche, sondern eine Schilderung der dortigen Zustände, wie sie der Dichter selbst gesehen hat. Es zeigt sich darin bei bitterer, aufgeregter Stimnuing eine lebendige Anschauung, ein scharfer Ausdruck und eine gewandte, sichere Rede. Sie sind ohne Zweifel in Syrien niedergeschrieben, und mau lernt hier die Eigenthümlichkeit des Dichters am besten kennen. Oflenbar sind sie in die Bescheidenheit eingerückt, 8 dafür spricht auch der Umstand, dass sie in den meisten Hand- schriften fehlen : wahrscheinlich hat sich auf diese Weise nur <'in Theil des Gedichts erhalten, in welchem Freidank erzählte, was er auf dem Kreuzzuge gesehen und erlebt hatte; die heftigen Ausfalle darin mochten die Verbreitung desselben hindern. Dieses Verhältnis der beiden Abschnitte zu den übrigen scheint mir so unzweifelhaft, dass ich es mir nur durch die Befangenheit meines Gegners erklären kann, wenn er behauptet, die beiden Abschnitte beständen aus nichts als aus lose aneinandergereihten Sprüchen und Sentenzen, und es sei schwer einzusehen, wie sie je Theile einer Erzählung könnten gebildet haben. Nichts ist 104 ÜBER FREIDANK. ZWEITER NACHTRAG. leichter zu begreifen, als dass in dieser Art noch mehrere Ab- schnitte vorhanden waren, denen man einen beliebigen Titel geben kann. Man findet kein Werf, das sich nicht auf Rom und Syrien bezieht, und was von beiden Orten erzählt wird und die darüber angestellten Betrachtungen wird niemand Sprüche und Sentenzen nennen wollen, wie meinem Gegner beliebt. 9 Lösen sich diese beiden Stücke ab, so bin ich berechtigt, das Übrige als ein für sich bestehendes Werk zu betrachten, dessen Abfassung während eines kurzen Aufenthalts in Syrien wenig Wahrscheinlichkeit hat. Es kam darauf an, Spuren des früheren Daseins zu entdecken, und ich habe diese mühsame Arbeit nicht gescheut. Ich fand bei Dichtern aus dem ersten Viertel des Jahrhunderts Sprüche und Sprichwörter, die auch bei Freidank vorkommen und, wenn sie auch nicht immer ganz wörtlich übereinstimmten, doch sichtbar damit zusammenhiengen. Ich zog daraus den natürlichen Schluss, dass diese Dichter die Bescheidenheit gekannt und benutzt hätten. Mein Gegner, der die Entstehung des Werkes in Syrien durchaus behaupten will, ist genöthigt das Verhältnis umzukehren und nimmt an, Frei- dank habe die bemerkten Stellen aus jenen Dichtern entwendet. Er macht sich kein Bedenken, diesem in vollem Masse zur Last zu legen, was bei den andern vorauszusetzen er für eine Kränkung ihrer Ehre erklärt. Einen Beweis findet er darin, dass sie den Freidank nicht als Quelle nennen, und sagt, dies sei ein Zeugnis so sprechend als eins. Ich glaube, dass damit gar nichts be- wiesen wird. Wenn man Sprüche und Sprichwörter, die dem ganzen Volke zugehörten und einem jeden bekannt waren, in ti^reidanks volksmässiger Fassung anführte, so konnte es niemand einfallen, dafür einen Gewährsmann zu nennen oder »ein Plagiat« darin zu sehen. Mit biblischen Stellen hielt man es nicht anders, selten wird dabei die Quelle genannt. Pfeifi'er ist ohne Noth 9 besorgt, dass »die hohe Achtung vor Hartmanns edler Gesinnung und dichterischer Kraft darunter leide«, wenn in seinen ziemlich umfangreichen Gedichten ein Paar allbekannte Sprichwörter mit Freidanks Worten angeführt werden. Ein Gleiches gilt vom Winsbeke, der mehrere, und von dem Uberarbeiter der Klage, der nur zwei aufnahm; ihr Werth sinkt dadurch nicht im Ge- i MKIt I ÜKIIiANK. /WKUKU NAt IITRAG. 105 rindeten, und dicl)teri8(;lic Krait kann sich dabei niclit bcwülircu, du Sprichwrirtcr nhcriiefrrt, niclit erfunden werden. Hat doch Hurtniann einen S[)ruch, der nicht von ihm herrührte, xweinial in verschiedenen Gedichten vorgebracht. Wie viel weiter ist Boner gegangen! Pfeiffer weiss recht gut, schweigt aber darüber, dass dieser eine grosse An/aiil von Sprichwörtern Freidanks in seine Fabeln wörtlich eingerückt hat, ohne ihn ein einziges Mal /u nennen. Er hätte eher Ursache dazu gehabt, aber der in Ansehn stehende Mann, der geistliche Prediger, hat gewiss nicht go.u antworten, hatten die, welche ihn benutzten, keinen Grund dazu, so hatten andere, die nichts aus ihm uuhmon, noch weniger Ursache. Sogenannte literarische Stellen, in denen man seine Kenntnis der vorhandenen Gedichte darlegte, kommen in diesem Zeiträume nicht vor: Ciottfried nennt einmal die Dichter, die er rühmen will, aber es sind ihrer nur fünfe. Erst der redselige Rudolf führt im Wilhelm und im Alexander eine Reihe von Dichtern und Gedichten auf, die ihm bekannt sind, und unter diesen auch Freidank, der indessen ge- storben war. Früher im Gerhart hatte auch er einen Spruch von ihm aufgenommen, ohne ihn zu nennen (Über Freidank 11. 12), jetzt thut er e^, weil er an ihn erinnern und ihn damit ehren will. Aber es war noch ein anderer, ganz einfacher Grund vorhanden, weshalb man nicht von ihm sprach. Den Dichtern, welche in dem ersten Viertel des Jahrhunderts die Poesie zur höchsten Blüthe brachten, lag ein Werk fern, das nicht poetisch ergötzen, sondern mit sittlichem Ernst die Welt strafen wollte; Gottfried und Wolfram scheinen es gar nicht gekannt zu haben. Freidank wird sich in soweit selbst nicht als Dichter betrachtet haben und hat die Bescheidenheit nur berihtet, geordnet. Ich [finde nicht, dass Thomasin, dessen Welscher Gast nicht unbe- kannt geblieben war (Rückert zählt zwölf Handschriften auf), irgendwo genannt wird, auch nicht Hartmanns Büchlein, der König Tirol und der Winsbeke, die in ihrer Art doch aus- I gezeichnet sind. Erst im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts, als die poetische Kraft zu sinken begann lind die Lehre in Auf- lo 106 ÜBER FREIDANK. ZWEITER NACHTRAG. nähme kam, wuchs Freidanks Ansehen und steigerte sich immer mehr. 10 Vergleicht man die bei anderen vorkommenden, aber mit Freidank zusammenhängenden Sprüche, so zeigt sich bei ihm das Bessere und UrsprüngHche. Hartmann giebt keine Ge- legenheit dies nachzuweisen, weil die Übereinstimmung zu gross ist, doch zu einem Spruch muss ich eine Bemerkung machen, weil Pfeiffer damit beweisen will, dass Freidank der sei, welcher entlehnt habe. Im Gregor nämlich heisst es: wir haben daz von sime geböte, swer umbe den andern bite, da loes er sich selben mite 3400, aber auch im armen Heinrich, wie ich angeführt habe, man seit er si sin selbes böte und erloese sich da mite, swer über des andern schulde bite 26, bei Freidank, merket, swer für den ander bite, sich selben loeset er da mite 39, 18. Pfeiffer sagt mit Recht, dass bitet stehen müsse. Der Spruch ist in keiner alten Handschrift, nur in drei späteren erhalten, und man ist, auch wenn die Stelle im armen Heinrich nicht vorläge, berechtigt zu bessern, man seit swer für den andern bite, sich selben loese er da mite. Merket, nu merket gebraucht Freidank noch an andern Stellen, 60, 23. 123, 24. 129, 27. Warum Pfeiffer (wenn es nicht zu Frei- danks Ehre geschieht) es »ein armseliges Flickwort« nennt, weiss ich nicht: Walther sagt noch öfter nü merket, nü merkent, nü beeret und merket, und es scheint bei Sprichwörtern besonders angemessen, da sich auch der Winsbeke dessen bedient, 3, 1. 27,1. 31,1 und die W^insbekin 44,2. Für einen biten soll »modern« sein: wer hat je einen Ausdruck, der in jener Zeit vorkommt, weil er heute noch wie so viele andere in Gebrauch ist, »modern« genannt? Ausserdem ist er schon im Althochdeutschen (Graff 3, S. 54) zu finden. Thomasin gegenüber ist Freidank unbedingt im Vortheil, man sieht deutlich, dass jener nur geändert hat, um die Lehre i ÜHKIJ 1 liKJl>AMv. /UKllKU N.\(.lirKAG. 107 breiter auszudrücken, uud kann »ich davon ftberzeugen, wenn man die von mir (Über Froidunk S. l'J [oben S. J5]) %U8amm(>n- ii (^(■stellten Sprüche vergleicht. Nur einen will ich anttlhreu, 8wvlh man HAt einen riehen nmot dorst iiiht arm mit kleiiium guot W. Gast 2717. swa ist l'nrlich armui>t, da ist groz richcit Ane guot Fr. 43, 20. Der Unterschied zwischen geistreicher und geistloser Auffassung ist siclithar gcnu^. Don Dichter des Winsbeke nöthigte die Stropheuform zu Änderungen; in den beiden Stellen, die PfeiÖer vergleicht, steht Freidank nicht im Mindesten zurück : sein Aus- druck ist schilrt'er und dem Gedicht angemessener und deshalb natürlicher. Hier ein anderes Beispiel, 8UII, merke wie daz kerzeii lieht die wile ez brinnet »windet gar 3, 1. Sinnvoller bei Freidank, diu kerze lieht den liiiteii birt unz daz .si selbe zaMcheii wirt 71, 6. Bei einem anderen Gedicht muss ich länger verweilen. In der pfälzischen Ilandschrifl folgen 32 Strophen, von welchen Pf'eifler einen berichtigten Text liefert. Ich habe sie eine Art Cento genannt und mit vollem Kecht, denn sie bestehen aus um- schriebenen und erweiterten Sprichwörtern, die zuweilen mit einem geringen, gewöhnlich ohne allen Zusammenhang an einander geschoben sind; es ist eine blosse Spitzfindigkeit, wenn Pfeifler behauptet, am Ende jeder Strophe werde der Grundgedanke kräftiger ausgedrückt. Einen vollkommenen altdeutschen Cento, in welchem auch Sprichwörter eingeflochten sind, hat Wacker- uagel in Haupts Zeitschrift 3, S. 40 bekjuint gemat;ht, andere hat er nachgewiesen. Das ist meinem Gej^ner entgangen, welcher meint, es komme im deutschen Mittelalter sonst kein Beispiel or. In jene Strophen, die ich als eine Quelle für den Text behatidt^t und natürlich nur, wenn es nöthig war, in den Les- arten angeführt habe, sind gegen GO Sprichwörter eingefügt, die auch im Freidank vorkommen, und der Zusammenhang mit ihm ist unverkennbar, obgleich die verschiedene Form bedeutende Abweichungen und Zusätze veranlasste. Ich zweifle nicht, der 108 ÜBER FREIDANK. ZAVEITER NACHTRAG. unbekannte Verfasser hat diese Sprichwörter aus Freidank ent- lehnt, bei dem man, wie eine Vergleichuug darthut, die bessere Fassung findet. Ich muss einige Beispiele mehr ausheben. 12 1 swä trunkene Hute und tobende sint, swer die niht fürchtet, derst ein kint Freid. 94, 5, ungeschickt verändert und erweitert, swer da dröuwet, da man in niht fürchtet, derst ein kint, und git so vil daz er sich eren roubet, der ist an guoten sinnen worden bhnt, 3, 4 — 6, wohl die einzige Stelle, worin behauptet wird, grosse Freigebig- keit könne der Ehre Schaden bringen. 2 swer schiltet wider schelten, der wil mit schänden gelten Freid. 63, 2. 3. Weil der Reim nicht zu brauchen war, wird ein Gemeinplatz aus dem Spruch gemacht, swer schiltet wider schelten, derst niht wol gezogen 5,11. 3 swer blinden winket, derst ein gouch, mit stummen rünet, derst ez euch Freid. 54. 22, verschlechtert, swer blinden winket, derst ein kint, mit stummen rünet, derst verlorn 9, 2. 4 swer den toren flehen muoz, dem wirt selten sorgen buoz Freid. 83, 4. Hier ist Freidank nicht verändert, hat aber einen unverständigen Zusatz erhalten, swer den tören flehen muöz ze allen ziten umbe gruoz, dem wirt selten sorgen buoz 9, 7. Man kann in die Lage gerathen, von einem Thoren etwas er- bitten zu müssen, aber um einen Gruss wird niemand ihn an- flehen. 5 möhte ich minen willen hän, ich wolde dem keiserz riche län Freid. 73, 22. Der Gedanke wird abgeschvi^ächt und schief ausgedrückt, swannich volende minen muot, des einen bin ich here, sone ruoch ich waz der kaiser tuot 10, 7, ÜBEH H{KII>.\NK. ZWKUKI; NAIIITRAO. 109 G 8wä ich wuiz deM woIvt^M stiuit, di\ wil ich hQotcii iiiiiicr liaiit. du2 er mich iht vitwiiikU-: iS sin hizci) Nwirt von gründe Frvid. 137, 26, mit einem missglücktcn Zusatz, 8W11 ich »'rkenne den wolfe.s zant in iniiii*s friundeH munde, dt\ >vil ich hüeten mtner hant daz er mich iht verwunde; sin bizen swirt von j^runde 11.9. Man flieht den Wolf'szabn, wo man ihn erblickt. Dieses Gedicht kann vor 1230 gedichtet sein, aber auch nachher, und hat in jedem Fall die Sprüche aus Freidank ge- nommen. Weil darin ein ähnli<-hcs von Spervogel nachgeahmt, ja eine ganze Strophe von ihm eingerückt wird, so verfällt Pfeiöer auf den unglücklichen Gedanken, dem alten Dichter, der um 1180 in hohem Alter starb, das Ganze oder doch den grössten Theil davon beizulegen. Es fehlt dem Flickwerk gänzlich Gehalt, Geist und Anmuth, die uns in den echten Gedichten Spervogels erfreuen. Es wird nicht unter den Liedern des 12. Jahrhunderts erscheinen, von denen wir Haupts Ausgabe erwarten. 11 Ich habe in der Einleitung S. XC — cv eine Reihe von Sprüchen und Sprichwörtern zusammengestellt, die auch bei andern Dichtern vorkommen. Was aus dem Winsbeke hierher gehörte, schien mir in den Anmerkungen einen passenden Platz zu erhalten: mein Gegner tadelt mich nicht bloss deshalb, er hält mir auch vor, dass er nicht die geringste Äusserung finde, ob und welcher von beiden den anderen ausgeschrieben habe. Wie konnte ich damals, wo ich noch glaubte, die Bescheidenheit sei in Syrien gedichtet, eine solche Frage aufwerfen? Mein Gegner wird das nicht bedacht haben, ich will darüber hinweg sehen. Aber etwas anderes muss ich ihm zur Last legen, ich sagte dort: >ich lasse jetzt die volksmässigen, mit Freidank übereinstimmen- den Sprüche aus früheren, gleichzeitigen und späteren Denkmälern folgen, wobei es meist deutlich, immer wenigstens wahrschein- lich ist, dass kein äusserer Zusammenhang wirkte: weder hat Freidank die früheren entlehnt, noch ist er Quelle der späteren gewesen, sie sind vielmehr aus gemeinschaftlichem Boden in ver- 110 ÜBER FREIDANK. ZWEITER NACHTRAG. schiedener Gestalt hervorgewachsen«. Dieses an sich natürliche Verhältnis zeigt sich auch bei Volksliedern sehr häufig. Ich hatte sogar die Möglichkeit bedacht, dass sich in einzelnen Fällen noch ein Zusammenhang entdecken lasse, und hätte dann keinem 14 anderen als Freidank die Entlehnvmg zuschreiben können. Was ich dort sagte, gilt noch immer mit Ausnahme der wenigen Sprüche, die, wie ich jetzt glaube, aus der Bescheidenheit ge- nommen sind. Was macht aber mein Gegner aus meiner Be- merkung, die man gar nicht miss verstehen kann? Etwas ganz anderes, er behauptet die Möglichkeit des Entlehnens von Seiten Freidanks sei »als undenkbar von mir sogleich wieder verworfen worden«. Wenn das wahr wäre, so hätte ich damit eine Blosse gegeben, denn man konnte mich mit den von mir selbst ange- führten, biblischen Sprüchen und lateinischen Sprichwörtern leicht widerlegen. Ich will noch jetzt eine Entlehnung Freidanks, so- bald sie sich erweisen lässt, ohne Bedenken anerkennen. 12 Die vorhin besprochenen, der Form nach gemeinschaft- lichen Stellen mögen etwa 200 Zeilen ausmachen, ich will 300 annehmen: rechnet man diese ab, ferner 400 Zeilen in den Ab- schnitten von Rom und Akers, so bleiben für die Bescheidenheit 3800 Verse, die ihr allein zugehören. Jene zwei- oder dreihundert Zeilen, die mein Gegner nicht zu vermehren gewusst hat, können keinen Einfluss haben, wenn man das Werk beurtheilen will. Es besteht aus Sprüchwörtern, die damals allgemeine Geltung hatten, aus Sprüchen, von denen einige aus der Bibel, andere aus dem Munde des Volks genommen waren, ein Theil, imd ohne Zweifel ein nicht geringer, enthält Freidanks eigene Ge- danken und Betrachtungen. Den Werth dessen, was lebendige Überlieferung gewährt hat, brauche ich nicht zu vertheidigen: was von ihm selbst herrührt (es lässt sich im Einzelnen nicht bestimmen), finde ich sinnreich gedacht und trefi'lich ausgedrückt, wiewohl nicht alles gleich gut sein kann. Kenntnis der Welt, ein freier, kühner Blick, sittlicher Ernst leuchten überall durch. Das einfache Reimpaar und die schlichte Sprache war bei dem Spruch und Sprichwort, sollten sie volksmässig bleiben, allein angemessen: eine geschmückte Rede, Umschreibungen und Er- weiterungen vertrugen sich nicht damit. Das Überlieferte hat ÜBER FKEIDANK. /WEITER NACHTRAG. Hl er mit sicherem Takt hehandolt, dem Inhalt nichts oder nicht« Wesentliches entzogen, aber ihm einen gleiciimftssigen Ausdruck gegeben, wie man schon aus der Hchandhuig der biblischen Stellen ergehen kann. Seine Kigeuthünilii^hkeit fühlt uuin überall, in der von mir(S. 2(i [oben S. 31]) aus Rudolfs Wilhelm nachgewiesenen Stelle, wo er nicht genannt wird, ist sie, scheint mir, nicht zu verkennen. In diesem Sinne habe ich mit Hecht gesagt, dem Empfangenen sei das Siegel seines Geistes aufgedrückt, aber ich habe zugleich die Grenzen seiner Einwirkung (Einleitung S.jcxviii — cxx) bestimmt genug bezeichnet. Wo habe ich ihn 15 über Gebühr erhoben? Ist es zu viel, wenn ich sage: »er hat eine Umprägung des edlen Metalls vorgenommen, das durch den feiner geschnittenen Stempel nichts verlor«? Ich glaube, der Standpunkt, von dem man ihn beurtheilen muss, ist damit richtig bezeichnet, und mein Gegner hätte mich mit den ironisch ge- steigerten Redensarten von einem » aus dem reichen Innern schöpfen- den Geist« , zu dem ich ihn habe stempeln wollen, verschonen sollen. Von einem höheren dichterischen Schaffen kann bei einem Lehrgedicht überhaupt nicht die Rede sein. Pfeiffer mag den Freidank so tief herabsetzen als ihm beliebt, ihn tXir geistlos halten und eigener Gedanken völlig unfähig, das ist seine Sache und sein Geschmack, gegen welchen zu streiten ein bekanntes Sprichwort verbietet. . 1 3 Wie sich wohl mein Gegner die Entstehung des Werkes in Syrien denkt? Hat Freidank die früheren Dichter, die er an- geblich ihres P^igenthums berauben wollte, in Akers durchgelesen und dort ausgeschrieben? Hat er die nicht geringe Anzahl von Büchern, unter denen auch eine vollständige Sammlung von Walthers Gedichten sich befinden musste, gleich mit dem Vor- satz sie »auszubeuten« und in der Hoffnung auf schriflstellerischc l^^dusse in Syrien, auf die stille Ruhe, wie sie bei einem betrach- ^^Kuden Werke nöthig ist, und die er in dem unruhigen Akers schwerlich gefunden hat, bei seiner Ausfahrt gleich mitgenommen? Oder hat er den Vorsatz zu einer solchen Arbeit längst vor dem Kreuzzuge gefasst, Auszüge gemacht und diese mit sich gefuhrt? Das alles ist nicht sehr glaublich, wohl aber dass er, was er auf dem Kreuzzuge erlebte, dort, als die Eindrücke noch frisch waren. 112 ÜBER FREIDANK. ZWEITER NACHTRAG. gleich niederschrieb. Pfeiflfer legt 'ihm vermittelst einer kühnen Hypothese (der ich nicht beitrete) noch ein erzählendes Gedicht von Askalon bei: soll er dieses auch in der kurzen Zeit seines dortigen Aufenthalts verf'asst haben? Oder fällt es in die Jahre 1230 — 1240, die er vorgeblich noch in Deutschland verlebte? Hat er die Dichter seiner Zeit »ausgebeutet«, so befremdet, dass er gerade die grössten, Gottfried und Wolfram, übergieng, und bei den meisten eine so dürftige Auswahl traf. 14 Nicht genug dass Freidank seine Weisheit bei andern geholt hat, Pfeiffer weiss ihn noch härter anzugreifen. Eine Behauptung scheint ein Scherz zu sein, ist aber ernsthaft ge- meint. Ich habe zum Beweis, dass die Abschnitte von Rom und Akers von keinem anderen als dem Verfasser der Bescheidenheit herrühren, die Übereinstimmung in der Anwendung nicht etwa 16 seltener, sondern bekannter Wörter und Redensarten nachgewiesen, wie sie ein jeder, ohne es zu wissen, sich angewöhnt, z. B. Walther. Dieser Beweis scheint meinem Gegner auch eingeleuchtet zu haben, aber man erräth nicht, was er, der unbefangen ist, daraus folgert. Freidank hat »nicht bloss andere, er hat sich selbst ausgeschrieben« : der Schwachkopf hat die ihm sonst bekannten Ausdrücke ver- gessen, bei sich selbst wieder aufgesucht und dann »ausge- schrieben«, kleine Münze aus dem eigenen Beutel entwendet. 15 Ich habe das Verhältnis Freidanks zu W9.1ther noch nicht berührt, um diese Frage abgesondert zu behandeln. Man kann mit einigem Schein sagen, Freidank habe Walthers Ge- dichte geliebt und sich so eingeprägt, dass er ihn unwillkürlich nachgeahmt habe: aber damit begnügt mein Gegner sich nicht, er behauptet. Freidank habe ihn förmlich ausgeschrieben und ausgebeutet. Dabei erlaubt er niemand anderer Meinung zu sein, jeder Unbefangene, meint er, müsse seine Überzeugung gewinnen, ohne alle anderen Beweise, bloss durch die von mir nachgewiesene Übereinstimmung zwischen beiden. Das heisst einem den Daumen aufs Auge setzen. Ich stelle meine An- sicht entgegen, wonach beide eine und dieselbe Person sind, und ich glaube damit die grosse, über unwillkürliche Nach- ahmung weit hinausgehende Übereinstimmung auf die einfachste und natürlichste Weise zu erklären. Es steht eigentlich nichts l IIKK 1 KKIDANK. / W KITER NACIITRAO. 113 entgegen, als die Verscliiedenlieit /wischen einem lyrischen und einem lehrlmflen Dichter, die ich seihst hinlänglich hervorge- hoben hübe. Aber lehrhui't /.eigt sich Wulther auch in seinen Liedern, und in manchen wird die freie poetische Stimmung durch diese ihm natflrliche Richtung getrübt: auf der anderen Seite bricht im Freidunk, wie VVackernagel mit Recht anmerkt, die lyriäche Kmpiiuduug durch. Ausserdem habe ich ein ähn- liches Verhältnis bei Ilartmann und Lichteustein nachgewiesen, was mein Gegner mit Stillschweigen übergeht. Zeigte sich jene Übereinstimnuing lediglich in einer Anzahl von Sprüchen, Sprich- wörtern, (jleicliuiöseu und eigenthümlichen Redensarten, so würde immer noch Bedenken haben, aber es kommt Folgendes hinzu, worauf meine Überzeugung beruht. 1) Die höchst wahrschein- lich gleiche Ileimuth, die Verhüllung des wahren Namens, die äussere Stellung als t'uhrende Sänger, die Theilnahme an dem Kreuzzug, das Zurückbleiben von Jerusalem, endlich das Ver- schwinden zu gleicher Zeit. Pfeiffers Meinung, dass Freidank noch bis 1240 gelebt habe, stützt sich auf nichts als auf die unechte Grabschrift, die überdies kein Jahr angibt. 2) Die völlige Übereinstimmung in religiösen, politischen und sittlichen 17 Dingen. Manches ist in den Liedern, wie natürlich, umständ- licher, aber nicht schärfer ausgedrückt, es fallen hier härtere Worte als dort; ein . Widerspruch mit Walther tritt nirgend hervor, und doch würde selbst eine beschränkte Natur nicht alles Eigenen sich entäussern können, wie umgekehrt eine reiche uatiirlichen Grenzen unterworfen bleibt, innerhalb welcher sich ihre Gedanken bewegen. 8) Die weitgehende Lbereiustimmung in der Sprache und in den Sprachformeu. Auch hier gilt die Bemerkung, dass bei keinem Einzelnen die Sprache in ihrem vollen Umfang erscheint, sondern bei jedem unwillkürlichen Be- schränkungen unterliegt. liier sind nicht auffallende und un- gewöhnliche Redensarten von Gewicht, die man abborgen kann, psondern ganz unscheinbare Ausdrücke, Wörter und Wendungen, weKhe nachzuahmen oder gar auszuschreiben niemand in V'er- leuchiuig kommt; solcher habe ich eine grosse Anzahl nachge- wiesen, die noch könnte vermehrt werden. Selbst bei Goethe, lesseu Sprache so reich und mannigfaltig ist, findet man Lieb- W. OKIMM, KL. SCHRI^TKN. IV. 8 114: ÜBER FREIDANK. ZWEITER NACHTRAG. lingswörter im Uberfluss. Es versteht sich von selbst, das& nicht jedes Wort bei Walther auch bei Freidank vorkommen kann, oder umgekehrt; ich habe selbst eine Anzahl alterthüm- licher Wörter angemerkt, die sich in Walthers Liedern nicht zeigen und dort auch nicht an ihrer Stelle gewiesen wären. Es bleibt zu erwägen, dass niemand gleich anfangs seine Sprache und Sprachformen auf das Genaueste feststellt und durch ein langes Leben beibehält, dass vielmehr in Folge verschieden- artiger Einwirkungen, innerer und äusserer, und der beständigen weiteren Entwicklung der Sprache Änderungen von selbst ein- treten. 4) Die gleiche Behandlung des Reims. Auch ein alter- thümlicher ist darunter, und dass einige wenige auf geläufigen Kürzungen beruhende bei Walther sich nicht zeigen, kann zu- fällig sein oder lässt sich aus dem Unterschied zwischen ge- sungenen und gelesenen Gedichten vollkommen genügend er- klären, vät, vervät, enpfän erscheinen in dem neuen Text nicht mehr, und die ohnehin gewagte Behauptung, diese Stellen seien einem mitteldeutschen Gedicht entnommen, fällt zusammen. Was hilft es mir, dass ich die gleiche Behandlung des rüh- renden Reims, den gleichen Gebrauch von — lieh, worauf ich besonderes Gewicht lege, von dem Doppelreim und der An- häufung desselben Reims nachgewiesen habe? Meinem Gegner ist der Umstand so gleichgültig, dass er ihn gar nicht erwähnt. 5) In der neuen Ausgabe wird sich zeigen, mit welcher Sorg- 18 falt Freidank die feineren metrischen Gesetze beachtet hat: Pfeiffer ist im voraus überzeugt, dass dies nur durch Anwen- dung künstlicher unstatthafter Mittel gelingen werde. Meine Bemerkung, dass Freidank eine Hebung ohne Senkung nur ein ' Mal in der Zeile zulasse, wie der Dichter des Athis, hat er so wenig beachtet, als die nachgewiesene Übereinstimmung mit Walther im Gebrauch des in der letzten Senkung vor dem stumpfen Reim stehenden unt. Welche Übereinstimmung mit Walther, von dem wir kein Gedicht in dem einfachen Reimpaar besitzen, sonst noch erwartet wird, weiss ich nicht. IQ Ich muss die Lichtstrahlen sammeln, die Pfeifler von allen Seiten auf Freidank fallen lässt. Er blickt auf ihn herab wie auf die Dohle, der man die eingesteckten Pfauenfedern aus- Ober KRBiDANK. zweiter Nachtrag. 115 gezogen hat: das hAssliche Tbier steht da unverhOUt, der Ver- achtung preisgegeben. Leider habe ich ihm selbst zu seinem Urtheil dio Worte geliefert: ich habe geäussert: »wenn ein sol- ch«'8 Abborgen wirklich stattgefunden hiitte, welch ein annseliger, aller eigenen Mittel entblAsster (ieist muss er gewesen sein«. Das greift er auf und sagt: »Wenn das künftig das Urtheil über ihn sein wird, so kann ich es nicht hindern«, setzt aber mild hinzu: »obwohl es mich zu hart dünkt«, was in der Sache nichts ändert. Wird man glauben, dass der, welcher die Stellung des Papstes und die Zustände in Rom, die Lage der Dinge in Akers, den seltsamen Verkehr des Kaisers mit dem Sultan so scharf und verständig beurtheilt, der die sittlichen Verhältnisse in Deutschlund so genau beobachtet hat, dass der keine eigenen Gedanken gehabt und was er sonst vorbringt anderen abborgen uuisstc? Ist es denkbar, dass ein verständiger Mann sich der mühsamen und fruchtlosen Arbeit unterzogen habe, die gewöhn- liche Ausdrucksweise in der Sprache eines anderen mit pein- licher Aufmerksamkeit zu erforschen und sich einzuprägen? Konnte er sich damit schmücken oder geltend machen? Konnte er die Absicht haben, einen lyrischen Dichter in der einfachen Form eines Spruchgedichts nachzuahmen? Konnte derselbe Mann, der als strenger Sittenrichter die Gebrechen der Zeit bitter tadelt, einem berühmten Zeitgenossen Gedanken nnd Sprache unverschämt entwenden? der so kühn spricht, aus Feigheit hinter einem falschen, gerade die Freiheit der Gedan- ken bezeichnenden Namen sich verstecken wollen? Heisst das nicht zu viel Schande auf einen Einzigen häufen? Freidank selbst antwortet: mine spräche sind nicht geladen mit luijen sfinde schände schaden. 129. 18. Mich wundert, dass Pfeiffer dem geistesarmen Mann, der keinen 19" Schritt allein zu gehen vermag, noch ein erzählendes Gedicht beilegt, das Rudolf über seine eigenen erhebt; hier ist der Wa- gen aus dem Geleise gekommen. 17 Am Schluss noch eine Frage: warum hat mein Gegner sich die Mühe gegeben, eine Widerlegung auf diesem weiten Umweg zu versuchen? Er war bereits am Ziel angelangt, und 8* 116 ÜBER FREIDANK. ZWEITER NACHTRAG. zwar mit einem einzigen Schritt. Da er mit Lachmann an- nimmt, Walther sei in Deutschland und wahrscheinlich schon vor des Kaisers Ankunft in Palästina gestorben, so ist keine Möglichkeit mehr vorhanden, ihn und Freidank für eine Person zu halten, und alles, was ich vorbringe, fällt zusammen. Lach- manns Voraussetzung scheint mir so erzwungen als eine, und mein Gegner hätte schon deshalb sich nicht rühmen sollen, dass er mir das Einfache und Natürliche entgegenhalte, oder dass er die alten Zeugnisse zu Ehren bringe, womit er nur die erbärm- liche Grabschrift meinen kann. Hier gerade will man ein altes, echtes und klares Zeugnis zu nichte machen. Ich werde mich nie überreden lassen, dass Walthers Lied Allererst lebe ich mir werde in Deutschland sei gedichtet worden und nur einer künst- lichen Versetzung in diese Lage seine Entstehung verdanke. Lachmanns Gründe machen keinen Eindruck auf mich, er meint, Walther habe darin auf die überwundene trübe Zeit deuten müssen und die Empfindung wärmer und persönlicher aus- drücken. Aber es war noch Trübes genug zu beklagen, der Bann nicht gelöst, sondern verstärkt, schon dieser Umstand musste seine Freude dämpfen: und dann, wer kann die augen- blickliche Stimmung, in welcher ein Gedicht entstanden ist, be- rechnen? Ist aber das Lied in Syrien gedichtet, so ist es eine starke Stütze für meine Ansicht, und ich freue mich deshalb Wackernagels und Simrocks Beistimmung. Mein Gegner muss fest bei Lachmanns Ansicht beharren, denn es kommen, wie ich nachgewiesen habe, einige Ausdrücke des Liedes im Ab- schnitt von Akers vor, welche die diebische Elster nothwendig dort muss geholt haben. [Vgl. die Erklärung Über Bernhart Freidank und die Zu- rechtweisung Kl. Sehr. Bd II, S. 508—510.] ZUM FKEIDANK. 117 ZUM FREIDANK. Zoitsohrift fDr doutsohcs Altvrthum. HorauHgogeben von Moriz Haupt. Elftor Bund. Berlin, WeidmanDscho Buchhandlung. 1859. 8<>. S. 209— 210. IM i n dem zweiten Nachtrag zu meiner Schrift Ober Freidank habe ich S. 17 [oben S. 114] gesagt, die Kürzungen vut, vervät, enpfän würden in dem neuen Text der Bescheidenheit nicht mehr vorkominen. Das nehme ich in so weit zurück, als sie in einigen Stellen bleiben. Franz Pfeifter (Zur deutschen Litteraturgeschichte S. VI) hat die Behauptung aufgestellt, dies seien keine ober- deutschen Formen. Darin hat er Unrecht. Die strenghochdeutsche Sprache Hartmanns lässt sie mehrmals im Reim zu, Iwein 1667 enpian: getan. Arm. Heinrich 633 han: enpfVin. Gregor 749 undervän: han. Büchlein 1, 1769 vervät: zergät. Aber auch andere und darunter entschieden oberdeutsche Dichter gebrauchen sie ebenfalls im Reim. Eraclius LV enpfast: last. Herzog Ernst 2665 getan: bevan. Lichtenstein 16, 17 vervät: rät. 432, 24 umbe- vät: missetät. Flore 1891 van: ane vän, daneben 6915 sähen: vervähen. König Tirol Ms. 2, 248* enpfät: stät. Ms. 2, 21' hat: vervät. Ms. 2, 54* hat: gevnt. Hermann der Damen 444 210 ane vät: stät. Konrad von Würzburg Ms. 2, 198'* begät: vät Reinhart Fuchs 365, 2007 gevät: gät. Kolocz. S. 131 vän: gän. Hugo Martina 273*^ hat: umbevät. Zu dem Abschnitt über Rom kann ich aus einer noch un- benutzten Handschrift eine Stelle mittheilen, deren Echtheit ich nicht bezweifle, die aber ihrer Heftigkeit wegen aus allen anderen Handschriften verschwunden ist, ich hau in den buochen gelesen der bähst sul lebende heilic wesen, oder swie der bäbest werbe, er si heilic, so er sterbe. kam nie bäbst zer helle, so tuo er swaz er welle. 118 ZUM FREIDANK. Der Unterschied dieses und des Abschnitts über Akers von den Sprüchen der Bescheidenheit kann nicht verkannt werden. Wer der vrunderhchen, in der Luft schwebenden Behauptung beistimmt, Freidank habe das ganze Gedicht (nur 200 Zeilen finden sich auch bei anderen) aus noch unbekannten, natürlich in das erste Viertel des 13. Jahrhunderts, also in die glänzendste Zeit der mittelhochdeutschen Dichtung fallenden Werken zu- sammengestoppelt, der muss ein Gleiches von diesen beiden Abschnitten behaupten, die so sichtbar auf eigener Anschauung und lebendiger Betrachtung der geschilderten Zustände beruhen. Ich will hier noch einen nicht gleichgültigen Druckfehler be- merken, in dem zweiten Nachtrag S. 15 Z. 9 v. u. steht 1220 für 1230. Wilhelm Grimm. NOCHMALH ÜliKH I l;KII>.\.VK. 119 NOCHMALS ÜBER FREIDANK. m ZoitRclirift fftr doutschc« Alterthum. 1Ior^lt8^cgt>l)cn vuii Moriz liuupt. KIft.T Hund. BtM-lin, NNVidmnniirt.lic nu.liliuiulluiin. 1859. 8» S. 238— 243. Wo ich nicht irre, hat Mftllonhott' gch'gentlich bemerkt, Freidank sei bflrgorlichon Standes gewesen. Ich weiss nicht, worauf sich diese Behauptung stützt: in dem Gedicht selbst kann ich keine Hindeutuug darauf entdecken. Die Benennung her und meister schwankt und kann nicht entscheiden, wie ich schon (Zweiter Nachtrag S. 5 [= oben S. 100]) gezeigt habe. Ein Freidank kommt in früherer Zeit nicht vor, und der Dichter gab sich seiner Gesinnung wegen und weil er unbekannt bleiben wollte diesen Namen: seinen ursprünglichen, den er natürlich nicht ablegte, kennen wir nicht, auf diesen aber kommt es hier an. Erst gegen das Ende des Jahrhunderts bewirkte das An- sehen zu dem das Gedicht allmählich gelangte, dass Freidank als Eigenname eingeführt ward und zwar bei Adlichen sowohl als Nichtadlichen. J. V^. Zingerle (Die Personennamen Tirols im Mittelalter) weist nach Freidank von Stegen (1295), Freidank Stuck (1316), Freidank von Vals(1336), Freidank von Auchhofen (1358), Freidank Gössl (1454). Andere Nachweisungen aus dem 14. Jahrhundert habe ich in der Einleitung S. XLI gegeben. In das Ende des 13. Jahrhunderts fällt auch Bernhart Freidanks Entstellung des alten Gedichts. Auch dieser, den Helbling allein kennt, war wohl ein Tiroler. Schon an sich ist unwahr- scheinlich dass dem bedeutungsvollen Namen des alten Dichters noch ein gewöhnlicher hinzugefügt worden, allein auch die, welche ihm näher standen, Rudolf von Ems, Raumeland, der Tanhauser, wissen davon nichts, und sein Verehrer, Hugo von Trimberg, der ihn so oft nennt, würde nicht versäumt haben, den vollständigen Namen vorzubringen. Ich kann ein ähnliches Verhältnis nachweisen. Der Ver- fasser einiger Lehrgedichte, wovon das erste daz alte swert 120 NOCHMALS ÜBER FREIDANK. heisst, nennt sich selbst am Schluss desselben Meister Altswert^ anderwärts auch Niemant (78, 30), und wird von den Leuten so genannt (95, 21. 110, 31). Ohne Zweifel ist der sonst nirgend vorkommende Name Altswert nicht sein wirklicher: er 239 will, weil er, wie Freidank, die Sitten seiner Zeit straft, unbe- kannt bleiben. Er war, wie dieser, ein Süddeutscher und von Adel. Er ermahnt si sanfte süeze und milte, daz hoeret zuo dem schilte 2, 23. Als er anlangt, ruft der Wächter ir hänt sin lange zit begert, dar umb sült ir im bieten zuht: er ist von art ein edeliu fruht 35, 29. Auch begleitet ihn ein Knecht (14, 8. 18, 11). Seine GeHebte ist ein hohez wip 71, 20. Die Herausgeber vermuthen dass er in die Mitte des 15. Jahrhunderts gehöre: er ist mindestens ein Jahrhundert älter; darauf führen die ziemlich reinen Reime und die metrische Behandlung der Verse. Freidank war ein höfischer Dichter, und die höfische Kunst las zu seiner Zeit in den Händen des Adels: wo man nichts Bestimmtes weiss, streitet die Vermuthung immer für adelichen Stand; bei dem Winsbeke war der bairische lütter nachzuweisen. Wer sich ein wenig besinnt, wird nicht auf den Einfall gerathen, das Lehrgedicht sei ausschliesslich den Bürgerlichen zugekommen: berühmte Adliche, wie Hartmann in seinen Büchlein und Lichtenstein im Frauenbuch, gefielen sich darin, und ich habe schon (Über Freidank S. 17 [=obenS.22]) ausgeführt wie allgemein die lehrhafte Richtung in jener Zeit war. Wir lernen Freidanks Stellung aus dem Gedicht selbst hinläng- lich kennen : der weite Kreis seiner Betrachtungen, die Einsicht in die öffentlichen Zustände, die Beurtheilung der Verhältnisse des Papstes in Rom, des Kaisers und des Sultans in Syrien, die Bemerkung dass er vieles verschweigen müsse, das alles zeigt dass er zu den höheren Ständen gehörte. Allein ich bin auch einigen Sprüchen begegnet, die den adlichen Stand des Dichters anzeigen. Ich habe früher nur darauf hingewiesen, will mich aber jetzt näher darüber äussern. N0CHMAL8 ÜBER FRKIDANK. 121 Es ist nicht glaublich dass ein Bürgerlicher sich selbst herab- setze. T'St lützel namen kne schämen wall hdrren unde frouwen namen 41, 8. hörre und frouwo war die Bezeichnung der Adelichen. Auf seine eigenen Zustände mag er hinweisen: man tret leider neben kneht für arme harren &ne reht 56, 27. SWR hrrren name ist Ane guot, MO da/, niaclu't dicke swwren muot 57, 10. Was kümmerten ihn, war er nicht selbst in der Lage, diese Sorgen? Der Bürgerliche der sich eine höhere Stellung erworben hat wird auch nicht klagen über das Emporkommen geringer Leute, 8Ö swache Hute werdent rieh, sost niht so anvertregelich 41, 8. Auch nicht über den Nachtheil, den adeliche Kinder von der Erziehung geringer Leute empfangen, swa Schalke (mit der Lesart swache) niagezogen sint, da verderbent edeliii kint 49, 17. Er wird auch um Mitleid für Kinder seines Standes, nicht für adeliche bitten, man- sei sich gerne erbarmen über die edeln armen 49, 17. Glaubt man, er habe diesen Spruch aus Hartmann entlehnt, wo er auch vorkommt, warum suchte er gerade diesen aus, wenn dadurch nicht seine eigene Gesinnung bezeichnet ward? Warum sagte er nicht: über die swachen armen? Ferner swer lügende hat derst wol geborn, an tiigent ist adel gar verlorn 54, 5. edele zuht schopne unt jugent witze richeit ere unt tugent die wil der tot niht stiele lan 176, 16. Die Betrachtung in den beiden letzten Stellen, die einen weit- verbreiteten Spruch enthalten (vgl. Einleitung S. XCII), könnte freilich auch ein Bürgerlicher angestellt haben, ebenso natürlich aber sind sie im Munde eines Adelichen, der seine Standes- genossen näher kennen gelernt hat. 122 NOCHMALS ÜBER FREIDANK. Freidank sagt von Rom wip und pfaifen lebent da wol, die zwei nieman schelten sol: der zweier zuht ist groezer da dan ich wizze iender anderswä 154, 1. Eine Handschrift fügt hinzu äne ZUG Messine eine, da sint wip kiusche und reine. Es ist kein Grund vorhanden die Echtheit dieser Zeilen anzuzweifeln. Es folgt daraus dass Freidank von Rom nicht 241 nach Apulien gieng, wo der Kaiser sein Heer sammelte, zu dem er nicht gehörte, sondern nach Sicilien, dass er auch nicht mit dem Kaiser, der aus Otranto absegelte , sondern als blosser Pilger mit dem Stab von Messina aus nach Syrien sich ein- schifile. Walthers Ausruf lät mich an eime stabe gän! habe ich schon auf den Pilgerstab bezogen. In dem aus Sprichwörtern zusammengesetzten strophischen Gedicht habe ich schon mehrere Stellen nachgewiesen (Zweiter Nachtrag S. 12. 13 [oben S. 108. 109]), die aus der Bescheiden- heit genommen, aber entstellt sind. Ich will noch ein anderes Beispiel anführen, das auffallend genug ist. swer sich also riebet daz er sich selbe stiebet, * der hat sich niht wol gerochen, der sich selbe hat gestochen 65, 8. Freidank drückt den Gedanken noch in einer anderen Fassung aus: erst tump der riebet sinen zorn, da von er selbe wirt verlorn 64, 23. Das ist ein echtes Sprichwort aus dem Volk, wie etwa »wer sich die Nase abschneidet verschimpft sein Angesicht« (Simrock 7424). Ich habe es schon in der Einleitung (S. CI) nach der Auffassung Konrads von Würzburg mitgetheilt: ich beere wise liute jehen und sie gemeine sprechen daz sinen schaden rechen vil maneger dicke welle, der mit der räche velle sich in groezer ungemach troj. Krieg 13048. NOCHMALH OBER FRBIDANK. 123 man sol die räche iiiidun diu Hcliudcii uf den nickt; Indet : 8wer also richet daz er »chndet im selben, der i^t wise niht 18955. Ich will noch eine andere Stelle nachweisen: or sprach »erst tiinibe, Hanimir got, der mit schaden richet daz man im gesprichet« Reinhart Fuchs 162. Ein verwandter Spruch bei Burkart Waldis: wenn du dein eigt'n wilh-n erstochen, so hast du dich an der weit gerochen Äsop 217*. Fttr die derbe volksmilssige Auffassung hatte der geistlose Ver- 24J fasser des Flirkworks keinen Sinn, er änderte mit ungeschickter Sentimentalität und der sin leit so richet daz erz da nach beweinet, den niuoz riuwen daz ers ie gewuoc. 5, 3, 6. Billig hätte er sagen müssen worin die Rache bestand, die ihm Thränen auspresste. Als eine besondere metrische Ausbildung muss man es betrachten dass Freidank in der Zeile nur eine Senkung au8- lässt. Die Regel würde fest stehen, wenn sich auch zwei oder drei Ausnahmen fänden. Aber auch diese fallen der fehlerhaften Überlieferung zur Last und werden in der neuen Ausgabe sich nicht mehr zeigen. Es versteht sich von selbst, dass diese Regel nicht auf die wenigen Sprüche Anwendung findet, in welchen sich der Dichter der alten Freiheit bedient, die Sen- kungen ganz wegzulassen. Noch einer anderen Bemerkung von mir muss ich Erwäh- nung thun. Ich habe gesagt (Über Freidank S. 39.40 [oben S.45]) »von demt (in der ersten Ausgabe noch herrschenden) »Vor- urtheil, dass man bei Freidank eine strenge Beachtung der me- trischen Gesetze nicht suchen dürfe, bin ich zurückgekommen. Ich glaube vielmehr dass er den besten Dichtern in dieser Be- ziehung nicht nachsteht und hoflfe dass eine neue Bearbeitung des Textes davon überzeugen wird.« Ferner (Zweiter Nach- trag S.17.18 [oben S. 114) »in der neuen Ausgabe wird sich zeigen* mit welcher Sorgfalt Freidank die feineren metrischen Gesetze 124 NOCHMALS ÜBER FREIDANK. beachtet hat.« Das kann sich natürlich nur auf die metrischen Gesetze beziehen, die für das einfache Reimpaar bei den guten Dichtern jener Zeit galten, und ein Missverständnis scheint mir nicht möglich. Dennoch hat ein unbefangener Forscher meinen Worten einen anderen Sinn zu geben gewusst. Ich soll be- hauptet haben, der Bau von Freidanks Versen sei strenger, als das Volk und selbst die höfischen Epiker und sonst Didactiker ihn geübt, sei beinah ganz so streng als in der Lyrik geregelt. Er hat sogar Häkchen hinzugefügt, als seien das meine eigenen Worte und Gedanken und man könne sich auf die Richtigkeit seiner Angabe verlassen. Dass eine solche unverständige Über- treibung mir nicht in den Sinn gekommen ist, brauche ich kaum zu sagen. Nur wer nicht weiss dass die metrischen Gesetze des Liedes und des einfachen Reimpaars verschieden sind, der könnte auf den unglücklichen Einfall gerathen, diese nach jenen 243 regeln zu wollen. Dazu kommt dass ich ausdrücklich bemerkt habe (Über Freidank S. 40 [oben S. 45]), die Übereinstimmung mit Walther trete in metrischer Beziehung so weit hervor als sie bei der Verschiedenheit der Dichtungsart möglich sei. Wilhelm Grimm. [Ich verweise auch hier wieder wie schon oben S. 116 auf Bd II, S. 508—510.] ZUR GESCHICHTE DES KKIM8. 125 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. (Ooloson in der Königlichen Akudcmio der Wissenschaften am 7. Mfirz 1850.) Abhandlungen der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin (phil.-hist. Klaseo). 4°. 1852. S. 521— 713. Einzeln: Göttingen bei Dieterich. S. 1—193. J-7er gewöhnliche Reim fordert Verschiedenheit des An- 821 lautes oder, um es allgemeiner auszudrücken, er beginnt erst ^ mit dem Vocal, der rührende dagegen setzt völlige Gleich- heit aller Buchstaben voraus; ein Keim wort oder auch beide dürfen bei ihm in Zusammensetzung mit einer Partikel, einem Substantiv oder Adjectiv stehen: immer aber müssen sie ver- schiedene Bedeutung haben, und gleiche ist nur unter be- sonderen Bedingungen erlaubt. Ich beginne die Betrachtung*) mit dem dreizehnten Jahr- hundert und habe Gründe, Walther und Freidank voranzustellen. Beide gebrauchen diesen Reim höchst selten. Jener bindet nach Lachmanns zwar in- den Text nicht aufgenommener, aber sehr wahrscheinlicher Vermuthung tajte (Verb.): taete (Subst.) 30, 10, dieser nur wirt (Subst.): wirt (Verb.), jedoch zweimal 87, 10. 156, 20, * dinc : tegedinc 97, 18 neue Bearbeitung frezzen (gezzen Les.): vergezzen 138, 18.» Auffallender ist, dass beide die Zu- *) [Auf eingeklebten Zetteln nennt W. Grimm im Handexemplar noch fol- gende Schriften, welche zu untersuchen seien: »Noch nachzusehen ist Bruder Phili})p, Kindheit Christi, nach der Berliner Handschrift. — Über eine rhei- nische Chronik des 13. Jahrhunderts von Pertz, Abhandl. der Akademie 1855 S. 131 f. — Die Keime des französischen Kenard waren nachzusehen. — Ein alter lateinischer Aesopus von einem gewissen Balbo. In Du Meril Poesies iuedites du moyen iige p. 213. 258. Der Herausgeber deutet S. 215 an, dass er nicht älter als das 12. Jaiirhundcrt sein könne und auch nicht unter das 13. herabgerückt werden dürfe. Vgl. Benfey Gott. Anz. 1857 No. 189. Seine Keime sind zu untersuchen. — Chronica pruesulum et archepiscoporom ecclesiae Coloniensis wahrscheinlich von 1370, redigiert und später von D. Haun (t 1515) fortgesetzt, in den Annalen des histor. Vereins von D. Eckerz ediert. Cöln. Ztg. 1857, No. 182. • 126 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. sammensetzungen mit -lieh -liehe -liehen, die sieh so häufig dar- bieten und von ihnen in jdem nicht rührenden Reim öfter ver- wendet werden, hier meiden; vgl. Über Freidank S. 49. 50 [oben S. 56. 57] und die Anmerkung zu 126, 7 [S. 83]. Wahrscheinlich hält es Gottfried von Strassburg ebenso, sonst stehen jene beiden in dieser Eigenthümlichkeit allein. Wir werden hernach sehen, dass die anderen Dichter des 13. Jahrhunderts und viele sehr häufig diese Reime auf -lieh -liehe -liehen gebrauchen: -Veldeke gestattet sie einige Male, wenn er sie auch nicht zu lieben scheint: Reinmar, Otto, der Dichter des Eraclius, der Manier und der Bruder Wernher wenigstens einmal, wobei man den geringen Umfang ihrer Gedichte in Anschlag bringen muss: Lichtenstein lässt sie in seinen Liedern nicht zu, wohl aber in seinen anderen Gedichten, Im Wartburger Krieg kommt über- haupt kein rührender Reim vor. Zurückhaltend damit ist Kon- rad von Würzburg und Frauenlob. Blicken wir in die frühste Zeit, so erscheinen sie schon häufig bei Otfried und nach ihm 622 mehr oder weniger in allen Gedichten, die hier in Betracht 2 kommen können, bis zum Ende des zwölften Jahrhunderts, ja es gibt einige, die keinen anderen rührenden Reim dulden. Wenn bei dreifachem Reim zwei rührende Wörter neben oder zwischen einem nicht rührenden stehen, so wird die Wirkung der Rührung aufgehoben. Auch Dichter, die sonst den rühren- den Reim nicht lieben oder gar nicht anwenden, gebrauchen ihn dann unbedenklich und lassen auch wohl dieselben Wörter mit gleicher Bedeutung zu, was sie sonst streng meiden. Reinmar zit : strit : zit MS. 1 , 83*. * Marienlieder Hanöv. zerriven : ge- schriven : schriven 36, 19. * Veldeke küniginne : minne : minne MS. 1, 19^ als e:sne:als e MSHag. 3, 468^ Gottfried von Strassburg kan : gewan : gewan Lobgesang 31, 1 — 3. himelriche : minnecliche : geliche MS. 2, 184''. Walther unbewpllen : wollen : bevollen 5,19. werdekeit : herzeleit : leit 24,15. riehen : trüge- lichen : Friderichen 26, 23, Hier lässt er -liehe zu, geliche: himelriche : sicherliche 76, 36. Er bindet sogar in zwei Strophen enkan gemachet lachet : gewan gemachet lachet 110, 17 — 19. 24 — 26. Der tugendhafte Schreiber gebunden : entwunden : wunden MS, 2 , 102^ Liesd eines Ungenannten sich : ich : ich ZUR UEHCillCIiTR DR8 HKIMH. |27 MSIIag. 3, 321". Neidhart geleit : treit : leit 11,5 Ben. ende- liehen : sicherlichen : strichen 12, 8. hiurc : stiure : biure 19, 2. Gottfried von Neifen wendet : sendet : wendet 6,22. stunden: wunden : underwundcn 8, 35. wenden : senden : senden 9, 14. 40, 7. seldebjcre : b.Tßre : swjcre 21, 12. röt : nAt : nH 36, 33. beliberi : liben : vertriben 43, 11. Heinrich von TOrlein heil: meil : Unheil Krone Hl. 1''. wert : swert : wert 3''. alle : vulle : alle 12''. hantstift : Stift : gift 15''. nanne : gena^me : widcrzaeme 68". guot : wol geinuot : wol geinuot 30010. Ulrich von Winter- steten mich : grimmeclich : tougenlich MSHag. 1, 148''. geltch : rieh : minneclich 1, 158''. gelich : fremdeclich : rieh 1, lö.^**. sicherliche : fröudenriche : gelichö 1, 169". Der Dflring gewaltec- lichen : entwichen : minneolichen MS. 2, 20''. Winli gewan : ge- wan : man und geriehen : minneelichen : berichen MS. 2, 21^ Tanhäuser enzwei : hei : enzwei MS. 2, 61''. hei : hei : enzwei 3, 63". geliehen : riehen : lobelichen 2, 63''. JH:jä:wäfena 2, 66". Schulmeister von Esslingen niht : iht : niht MS. 2, 93^ Walther von Breisach eigenliehe : geliehe : riebe und sinneriche : geliehe : geliche MS; 2, 95. Hermann der Damen wirt (Verb.) : verbirt : hellewirt MSIIag. 2, 162". Der um die Form immer besorgte Frauenlob gebraucht den zweizeiligen rührenden Reim in seinen zahlreichen reimerfüllten Gedichten überhaupt nur zweimal und nur in Zusammensetzungen (meisterschaft : ritter- sehafl S. 147 Ettm. und jaemerlichen : unbarmeclichen S. 234), 623 dagegen den dreifachen öfter, himelriche : wirdeeliche : tegeliche ' S. 42, 43. freislich : eislich : unmeislich S. 93. erzeiget : zeiget : geneiget S. 205. mir : dir : mir S. 249. Regenboge unbescheiden- heit : leit : beseheidenheit und rieh : tugentlich : gelich MSIIag. 2, 309". Ein gleiches Verhältnis findet bei dem vierfachen Reim statt, sei es, dass zwei nicht rührende darunter stehen oder nur einer, Veldeke dane:twanc:danc: traue MS. 1, 19". danc:kranc: danc : sanc 1, 19''. Heinrich von Morunge winde : kinde : under- winde : vinde MS. 1, 54*. Singenberg in fünf Strophen MS. 1, 153" w:ere : wwre : unin.'ere : maire. leiden : leiden : beiden : beiden usw. Merkwürdig sind zwei Lieder, die unter Walthers Namen gehen, in den vier Strophen des einen (S. 122. 133) findet man 128 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. winde : erwinde : linde (Subst.) : linde (Adject.). wandelbaere : baere : swaere : gebaere. gedingen : dingen : ringen : geringen, ge- meine (Adj.) : gemeine (Verb.) : reine : gebeine; unter diesen Reimen ist kein rührender mit gleicher Bedeutung der Wörter. Das zweite Lied besteht aus einer Strophe von zwanzig Zeilen (47, 16 — 35). Die ersten sechs lauten Ich minne, sinne lange zit: versinne Minne sich , wie sie schöne löne miner tage. nü löne schöne: dest min stät: vil kleine meine mich, niene meine kleine mine klage, der vierfache Reim wird hier durch Schlagreime je in zwei Zeilen gebildet, und es ist Bedingung, dass der erste und vierte wie der zweite und dritte zugleich rührende sind. In den beiden ersten Zeilen sind es Wörter mit verschiedener, in den vier anderen aber mit völlig gleicher Bedeutung. Dieser Art sind in einer sonst gleich gebildeten Strophe eines Unbekannten (Lachmann zu Walther 47, 16) auch die beiden ersten, also steht hier herre : verre : verre : herre. hulde : schulde : schulde : hulde. niuwe : riuwe : riuwe : niuwe. Ist Walther der Dichter des Liedes Ich minne, sinne? Es wird in der Heidelberger Liederhandschrift (S. 9. 10) dem Reinmar zugelegt, das macht es schon zweifelhaft. Mich dünkt es nicht wahrscheinlich, dass Walther sich zu einer solchen überkünstlichen Spielerei mit dem Reim, wenn sich in seinen anderen Gedichten kein Gegenstück 524 findet, herabgelassen habe, freilich auch nicht Reinmar, wiewohl ^ sich anführen lässt, dass dieser mit unerträglicher Wiederholung des Worts minne, die einige Male einem Schlagreim gleicht und doch keiner ist (MS. 1, 776), etwas Ähnliches sich erlaubt hat, aber diese Strophe wird auch. Heinrich von Rücke (MS. 1, 98) beigelegt. Auch das zuerst angeführte Lied Ein meister las scheint mir Gesinnung und Ausdruck nach nicht Walthers Geist zu verrathen, und ich stimme den Gründen Wackernagels (Alt- französische Gedichte S. 218. Geschichte der Litt. S. 199) bei, der es ihm abspricht. Ich gebe noch weitere Beispiele eines solchen vierfachen Reims, von welchen Gottfried von Neifen die ZUR GEftCIIICirrR DES KRIMH. 129 meisten liefert, swinden : vindcn : erwinden : anderwinden 17, 35. gebunden : wunden : befunden : überwunden 18,26. vertrtben : beliben : wtben : liben 18, 34. gunde : enbunde : underwundc : er- wunde 28, 8. güete : gemüete : güete : hüete 30, 4. minneclfchen : I ulien : inneclichen : wichen 39, 27. underwunden : befunden : wun- den : uhverbunden 50, 33. Ulrich von Wintersteten minneclfchen : tougenlichon : entwichen : hor/.eclichen MS. Ilag. 1, 148^ Rudolf von Rotenburg sielekeitrstietekeit: werdekeit: breit MSHag. 1,336'*. Fruuenlob 8.261. 1,25 — 21) /ange ; twange : lange r.twange. Es versteht sich von selbst, dass bei weiterer Anhäufung die Einmischung rührender Wörter noch weniger Anstoss macht. Heinrich von Moruuge se : u : nie : mö : ergd MS. 1, öl**. Neid- hart gemuot : fruot : guot : behuot : tuot : behuot 37, 4 Ben. Gott- fried von Neifen betwingen : ringen : singen : gedingen : gelingen : dingen : ringen : dringen 25, 22 — 34. gebunden : wunden : er- wundeu : underwunden : kiniden : funden : wunden : stunden 26 7 — 19. swaere : enbrere : fröidebiere : gevsere : swaere : waere : m.'ere : ba're 26, 30 — 27, 4. Ulrich von Gutenberg getan ; getan : kan : inidertan : man : kan MSHag. 1,11 8"'. Taler an : getan : gän : wän : an : gan MS. 2, 100''. Frauenloi) ewikeit : meit : wirdekeit : weit : bereit : treit S. 20. noch : bloch : doch : noch : joch ; koch S. 115. lat : hat : stilt:wat:hat:nat S. 116. zange : twange: lange: twange: umbevange S. 2G1. Ich untersuche zunächst den rührenden Reim bei Walthers und Froidauks Zeitgenossen. Ilartmann bedient sich dessen nicht ganz selten, doch häufig nur in seinem ersten Werk, im Erek. Ich will zusammenstellen, was? überhaupt bei ihm sich zeigt, sin (Verb.) : sin (Pronom.) Erek 2309. in : in (Pronom. und Partikel) Er. 1 707. 251 3. 9647. Gregor 2211.2860. Iwein 67 1 1 herren (Gemahl) :herren Er. 8969. dicke ( Ad V.) : dicke (Subst.) Er. 2625. leit (Verb.) : leit (Subst.) Er. 3449. 526 zagen (Feiglinge) :ane zagen Er. 4225. arme (Adj.): arme (Subst.) * Er. 5891. swebte in wage:mer8 wi\geEr.7061. du wilt:wilt (Subst.) Er. 7181. dingen (Subst.) :i\z dingen (Verb.) Büchlein 1, 1353. hie (Prat.) : hie (Partikel) Greg. 2453. liuten (Verb.) : Hüten (Subst.) Greg. 3587. ringe (Adv.) : ich ringe Bflchl. 1, 1873. Lac : lac Er. 3389. 4437. 5035. Auch palas : Pallas Er. 8201 muss ich an- W. (iKIMM, KL. SC^IHIKTE.V. IV. 9 1 30 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. führen. In der einen Zeile eine vorgesetzte Partikel, gedinge : dinge Er. 3045. Büchl. 1, 1864. walt : gewalt Er. 3113. 6759. 6827. gewert : wert Er. 3777. wünne : gewänne Er. 5625. ent- wesen : wesen Er. 3275. breit : zerbreit Er. 8725. lieh : gelich Gregor 2756. Iw. 1333. 1669. 3595. verlos : siegelos Er. 947 i los Büchlein 1, 815. ich mache : ungemache Büchl. 2, 35. da mite : vermite Er. 1059. wert : entwert Er. 4949 : gwert 6471. füere : gefüere Er. 9973. vernement : nement Iw. 2171. enpfielen : vielen Iw. 6225. Armen : erbarmen Gregor 3277, das fast bei allen Dichtern vorkommt, kann ich übergehen, da man die Wurzel nicht wird erkannt haben. Auch ein Beispiel, wo in beiden Zeilen eine mitreimende Partikel vorgesetzt ist, belangen : gelangen Büchl. 1, 1880. -lieh -liehe -liehen zeigt sich nur im Erek häufig, gelich : herlich 287 : lobelich 743 : manlich 843 : bliuclich 1319: wsetlich 1851: lobelich 1909: riterlich 2301: alsamelich 2285.2317: samenlich 2321. grimmeclich : ungelich 9251. geliche : lobeliche 781 : riterliche 2457 : friuntliche 2896 : müezecliche 2940 : billiche 3335 : unmüezecliche A 395 : waer- liche4857: wirdecliche 5093 : vollecliche 7147 : klägeliche 7967: wunderliche 9739. algeliche : vollecliche 2959. heimliche : wip- liche 5105. barmecliche : herzeriweliche 5743. manlichen : laster- lichen 903. glichen : riterlichen 1945 : volleclichen 2813: angest- lichen 3139: ungiudeclichen 2381, sogar, was ich bei keinem anderen gefunden habe, zwivellichez : gelichez 7067. In den übrigen Gedichten habe ich es viel seltener bemerkt, in den Büchlein heimlich : gelich 2, 77. billich : ungelich 2, 175. waer- lic^e : geliche 1 , 909 : ungeliche 2, 171. müelichen : geliehen 1, 651. In den Liedern saelecliche : ungeliche 15, 9. Im Gregor geliche : wünnecliche 33 : heimliche 2761: bescheidenliche 3159. Im Armen Heinrich mislich : gnislich 167. Im Iwein gelich: eislich 427: tägelich 753 : wünneclich 1683 : unmügelich 2659. gemeliche : geliche 2217. geliehen : flizlichen 3755. Die Zu- sammensetzung mit Schaft nur im Erek, riterschaft : herschaft 1977. geschaft : meisterschaft 7365. 7605. Die übrigen Sub- 526 stantivcompositionen lassen sich ebenfalls leicht übersehen, im 6 Iwein zeigt sich gar keine, in den anderen Gedichten schefte ."^ riterschefte Erek 2333. gewant: isengewant E. 2407. stegereife: ZUR r.ESCIilClITE DR8 RRIMH. 131 goltreife E. 7()69. hirAt : rät Ann. Heinr. 1453. Grog. 2049. fsenhalten : behalten Gregor 2818 : gehalten 2871. Ferner v&- lande: lande E. 5f)47. misselunge : wandelunge Büchlein 1, 1153. inu\in : in E. 175. 1315. moutanje : Britanje E. 1913. Kamant: genant E. 2881. Marguel : Lnntaguel E. 1934. ergan : Kardi- gän285l. gelingen : Karlingen Bflehl. 1, 1279. spdculAtor : tor A. Heinr. 1357. Ilenegöu: Ilaspengöu Gregor 1403. Hier liegt immer die Verschiedenheit der Bedeutung am Tage; Gleichheit desselben gestattet Hartmann nur, wo der rührende Keim durch das Hilfsverbum oder das persönliche Pronomen oder eine Par- tikel gebildet wird, er hat : ir hsU Iw. 3411. daz minn ich : des sorg ich Iw. 7437. da verlttre niemen an wan ich. zware j4 bin ich (iedoch min selber vient niht) Büchl. 1 , 1451. dA hän ich michel angest zuo : nü gedenke selbe ouch dar zuo Arm. Heinr. 10J)9. diu muoz verderben dÄ mite, wan da verliuset si mite Büchlein 2, 771. Noch zurückhaltender als Hartmann erscheint Wolfram; ausser einem einzigen Beispiel ohne Composition, e (Subst.) : e (Partikel) Wilh. 465, 19, finde ich nur den Keim auf los, verlos; lös Parz. 693, 17 : helfelos Parz. 501, 27. Wilh. 421, 7. 450, 5: rehtlos Parz. 524, 25: sigelös Parz. 693, 27. Wilh. 421, 7. 450, 5, und dann noch (wenn ich nichts übersehen habe) teidinc: dinc Parz. 729, 5. Kigennamen und fremde Wörter sondere ich ab, im Parzival Kaylet : Dölet 48, 7. 58, 28. Waleis : Kanvoleis 59, 23. 60, 9. 77, 19 : leis 28 1, 1 1. Brandelidelin : Lehelin 67, 17. 85, 27. baruc : ruc 108, 11. -lieh kommt noch am meisten vor, -liehe selten, -liehen habe ich gar nicht gefunden, gelich : ritter- lich Parz. 104, 19. 534, 23: miuneclich Parz. 648, 21: werlich Parz. 532, 27. Wilh. 57, 1: grwzlich Parz. 562, 5: werdeclich Parz. 648, 21: wünneclich Parz. 796, 13: unzallich Wilh. 52,25: kostlich Wilh. 116, 7: unzerganclich Wh. 216, 15. ritterlich: uugelich Parz. 24, 9. werlich : ieslich Parz. 351, 27. manlich: ieslich Wh. 260, 13. zornecliche : sicherliche Parz. 120, 19. geliche : senliche Parz. 704, 27. Im Titurel wie in den Liedern zeigt sich kein rührender Keim. Wolfram gebraucht nicht, wie Hartmann, Hilfsverbum, persönliches Pronomen und Partikel. Gottfried lässt das Pronomen zu, enzwizchen si (Isolt und 132 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. Tristan): hin dan lac er, her dan lac si 427, 19. durch in : ir fuoge hasten under in 445, 1. si meinde in : gelobtens under in 527 420, 5, wobei freilich Geschlecht, Numerus und Casus Unter- "^ Scheidung bewirken. Mit verschiedener Bedeutung im Tristan e (Subst.) : e (Partikel) 42, 29. sin : sin (Verbum und Pronomen) 86, 21. 229, 21. 487, 7 habe (Eigenthum) : habe (Hafen) 223, 23. 224, 13. wis (Subst.) : wis (Adject.) 248, 39. 6 wäfen ; wäfen 254, 19. vaste (Adv.) : vaste (Subst.) 390, 33. arme (Subst.): arme (Adj.) 395, 1. wilde (Wildnis) : wilde (Hochwild) 429, 27. 433, 13. tranc : dranc Lobgesang 28, 9. Mit vorgesetzter Par- tikel genaeme : sich an genaeme 231, 37. gewar (Verb.) : ge war (Adject.) 360, 19. zehant : hant 75, 15. meine : ungemeine 484, 27. Zusammensetzungen mit Subst. und Adject., herberge : berge 139, 27. gedankhaft : haft 428. lieh : gotelich 393, 21 : wünnec- lich 441, 33: schedelich 442, 17. erbärmecliche : liehe 393, -32. Nirgend -lieh -liehen, ein einziges Mal -liehe, unmüezecliche : iegeliche 456, 29, das natürlich befremdet. Die Lesarten ge- währen keine Abweichung der Handschriften, ich glaube den- noch, dass man ändern muss. Tristan und Isolt haben sich eingeschlossen, auch Brangäne hat sie verlassen und zu den Frauen sich niedergesetzt: da kommt der König und fragt nach der Königin vil harte unmüezecliche. nu sprach ir iegeliche »si släfet, herre, ich waene«. diu verdähte Brangaene diu arme erschrac unde geschweic. Es ist zu lesen ir geliche, die mit Brangäne gleichen Dienst bei der Königin that; durch die sub- stantivische Geltung von geliche tritt der Reim aus der Reihe der hier nicht zulässigen. Ich habe von den Meistern, die der Kunst des dreizehnten Jahrhunderts die Richtung gaben, jeden einzeln betrachtet, die übrigen fasse ich zusammen. Gleiche Bedeutung der Reimwörter wird nur gestattet, wenn sie aus dem Pronomen, Hilfsverbum . und den Partikeln bestehen. Beispiele hat schon Hartmann und Gottfried gewährt: ich stelle hier zusammen, was sich bei den übringen Dichtern findet: von dem Volksepos wird beson- ders die Rede sein. Konrad von Fussesbrunnen reimt im Leben Jesu ir : ir (welhez meinet ir? do sprächen sie ze ir) 74, 75 und in der Urstende er : er (daz si geswigen unz er rehte ver- ZUR GE8CIIIC1ITB DES KRIMH. 133 n.Tine waz er seltsjunes wolde sagen) 109, 'Sd. Herbert was: was (dA Ilector genesen was und der fride gegeben was 9390), in : in (sie ranten zuo engegen in ftf den rinc undcr in) 9875. Heinrich von Türlein ist : ist (sit er uns gekflndet ist : swer under uns der fVuoste ist) Krone 25". Lichtenstein mir : mir (des kan si niht geweigern mir : ich helf uns drin, dir unde mir) 154, 8. verderben mich : bedenken mich 352, 1. besmiden mich: daz mrtet mich 544, 27. geviele niht : verswigen niht 29, 7. für übel niht : von niemen niht 273, 29. geturniren niht : hohes 628 muotes niht 309, 23. Stricker waere : wäre (ob der walt lemtio ^ w«re und niht wan ritter waere) Karl 80'' scheint nicht ganz sicher, da vielleicht w;ere : biere zu ändern ist. Rudolf von Ems sin: sin (daz ir durch den willen sin [min von Gr. übergeschrieben] iuch ruochet underwinden sin) Wilh. v. Orlens 3974. Uhich von Türheim gar : gar (der hals also diu guffe gar : daz houbet was gestellet gar nach einer grozen mülin) Wilh. . . . Tanhäuser von mir : nach mir MS. 2, 62''. Passional hat : hat (daz fiwer vier tugende hat, die es mit grozer tugende hat 1. mugende hat) 117,37. der : der (sage mir, herre, wer ir der? do sprach Jesus z'im »sich, der) 59, 2. im : im (ir erge wart her für gelesen: swaz si der betten ie üf im. sumelich gie da zu im) 65, 85. in : in (ir heubet neigete si üf in und sach noch jaemerliche üf in) 73, 67. an : an (sin gewonlichez cleit taten si im wider an und griffen arcliche in an) 68, 18. Doch nach alle minem willen din : wol mich liebez crüce din 210, 9 gehört nicht hier- her: es ist zu lesen nach allem willen min. Jung. Titurel waren: waren (in Tasme si waren : gap allen die da wären) 4451. Renner gemerken kan : (übergen) kan 5825. neben sich : hinder sich 6169. sprachen niht : gesahen niht : griffen niht : giengen niht : schrien niht 10844 — 10849. Wigamur mir : mir (ritter halt, nu sage mir waz schulde bietest du ze mir?) 654. Boner gelichet sich : blat er sich 46, 11. stözet sich : hüete sich 85, 67. wun- derliche st: daz si 74, 41. » Der Suchenwirt hat drei Gedichte mit rührendem Reim gemacht No. 43. 44. 45. Equivoca Meister- lied Haupts Zeitschr. 10, S. 307; vgl. das zweite Meisterlied. **) *) • Geiuahlt sein : bezahlt sein Goethe 5, S. 103.« [Zettel.] 134 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. Diese Grenze wird überschritten, wenn selbständige Verba, Substantiva und Adjectiva im zweiten Reimwort mit völlig gleicher Bedeutung wiederholt werden. Erlaubt ist dies nur, wie wir oben gesehen haben, bei dem drei- und mehrfachen Reim, nicht aber bei dem einfachen Reimpaar. Wo ein solcher Reim vorzukommen scheint, zeigt sich bei genauerer Betrach- tung immer einige Verschiedenheit in der Bedeutung, die ihn zulässig macht, oder er beruht auf Verderbnis des Textes. Ich will die Stellen, die hier in Betracht kommen, soweit ich sie kenne, anführen. Bei Herbort elter vater : vater 17992 sind die BegriflFe verschieden, ebenso lässt sich der welsche gast : der diutsche gast bei Thomasin Pfalz. Handschr. Bl. 224** erklären, auch noch al : über al (so beredent in die al, diez im rieten über al) 199", dagegen wäre nicht zu entschuldigen vertragen : vertragen (der rieh durchz guot muoz vil vertragen unwirde, die ich niht wolt vertragen) 42'*. Aber die Stelle ist oflFenbar verderbt, ich bemerke zu den von Rückert angegebenen Les- 529 arten, dass auch die Göttinger Handschrift haben setzt, was ^ richtig sein könnte, da Thomasin geben : pflegen 202** reimt. Bei Konrad von Heimesfurt ist statt wolte : wolte 1053 zu lesen solde:wolde; * wolte: wolte ist Druckfehler, 1. wolte :solte Pfeiffer.* Pfeiffer (Haupts Zeitschrift 8, S. 159) bemerkt, dass auch sehen: sehen vorkomme, allein ich kann die Stelle in dem Gedicht nicht finden, * Es ist Urstende 111, 69 gemeint, wo winkel- sehen : sehen vorkommt, es ist dafür winkelspehen zu lesen. Pfeiffer. Nein, es ist ein erlaubter rührender Reim.**) In Heinrichs vom Türlein Krone 21362 — 21365 heisst es so harte in begunde der herte släf twingen und selbe nüwe twingen daz er sich niht mohte erholn. Die dritte unverständliche Zeile ist etwa in solhe ruowe bringen zu lesen. Bei Herbort ist gesunt : wol gesunt 6417 in gesunt ; ungewunt zu ändern, wie schon Frommann angezeigt hat, ebenso bei dem tugendhaften Schreiber beroubet : beroubet (MS. 2, 101'') in betoubet : beroubet und bei Reinbot erkorn : erkorn 2691 in erkorn : erborn. In Strickers Daniel sind einige verderbte Zeilen *) [S. unten die Briefstelle.] ZUR GESCHICHTE DES REIMS. 135 herzustellen, die ich, da das Gedicht noch nicht gedruckt ist, aus der Dresdener Handschritl anführen will, »im begund er bald er haue (1. nu beguude er balder zouwen), vn hatte schier gehaaü ein loch so breit vnd so hoch« Bl. 123. -da der kunec Artus saz, der was des herste ane saz« (1. berste an widersaz.) Bl. 211. 212. »der ist nit so versone das er habe der wicze kunst (1. gunst). kimde ein mä alle kunst die got auf der erden ie geschuf ün Hess werden« Bl. 229. Bei Rudolf ist gücte : güete Gerh. 1039 in gttete : blüete zu bessern, bei Raumelaut verirret ; verirret MS. 2, 226^ in verirret: verwirret und beim Marner behaget : behaget MSHag. 2, 257" in bejaget : behaget ; ich lese nämlich die erste Zeile diu diu pris vil wol bejaget. Statt solden : solden Herzog Ernst 3939 ist golden : wolden (auch statt mer : mer mare 4529 me : se) zu setzen. Bei Ulrich von Türheim kommen einige zweifelhafte Stellen vor, verdienen müeze : geleben müeze Trist. 518, 17 kann man zu- lassen, da müezen als Hilfsverbum steht, aber einer Stelle im Wilhelm, daz wir keines mannes eilen bedürfen zuo din eines 6.so eilen wäre nur durch eine Änderung zu helfen, etwa daz wir ^® deheines hergesellen. Bei dem Litschauer steht swer in der riuhe riten sol, sin pfert er wol beslahen sol MS. 2, 237, aber die Lesart sol beslahen wol (MSHag. 3, 735) ist allein richtig. In Türleins Wilhelm heisst es wie sie gebären solde, do man si toufen solde Bl. 13'', will man nicht toufen wolde lesen, was sehr passend scheint, so steht hier süln wie müezen in der vor- hin angeführten Stelle aus Ulrich von Türheim. Im Passional ist wölken : wölken 106, 68 in volken : wölken zu bessern, be- kumen : bekumen 126, 16 in bekumen : kumen und bösen : bösen 228, 58 in bösen : lösen. Für einen gebildeten, guten Mustern nachstrebenden Dichter, wie sich der Verfasser der Guten Frau zeigt, wäre me : md 1255 unerträglich: um ihn zu entschuldigen, hat der Herausgeber den Reim durch einen Abschnitt getrennt, aber ich zweifle nicht, die zweite Zeile ist verderbt, und man muss lesen nach drin tagen oder e. Sollte Konrad von Würz- 136 ^UR GESCHICHTE DES REIMS. bürg, der überall glättet, solche verwerfliche Reime gerade in seinem letzten Gedicht, im Trojanischen Krieg, geduldet haben, während sich in seinen übrigen Werken durchaus keiner findet? Es ist unglaublich, und ich bin überzeugt, dass sie sämmtlich auf Verderbnis des Textes beruhen. Es fällt gleich in die Augen, dass äne var 2383 und von dirre vart 23601 stehen muss. Bei den übrigen bessere man äne siure 2497, des kleides sin 3101, da : sä 5007, gesinde : kinde 5726, unde da 6346, richiu volle 6684, beidersit 10295, der släf an im gelige 11071, ze sagenne : ze klagenne 11350, und sin lip 20257, überflüetec 20623, jugent 20959, gegerwet 22765, verkorn 22836. Eine Stelle in Heinrichs von Freiberg Tristan mit aller not : des todes not 3633 unterscheidet den allgemeinen und besonderen BegriflF, und ebenso verhält es sich in einer Stelle des Gedichts vom Priester Johann (Altd.Blätter 1,S. 314), al der järe (in der ganzen Zeit): drizec järe 226. Wo in der Heidelberger Handschrift des Jüngern Titurels, die Hahn herausgegeben hat, ein solcher Reim vorkommt, ist sicher eine Verfälschung des Textes anzu- nehmen. Der alte Druck von 1477 bessert die meisten, danach ist zu lesen hitze : witze 317. füeren : rüeren 382. girde : wirde 3157. riche : geliche 4371. vinden : erwinden 4655. gewidert: gevidert 5719. fiere : schiere 6004. schulde : schulde 2824 ist die ganze Stelle verderbt, und statt gebende : entstehende, wie hier der alte Druck hat, ist jehende : entsehende zu lesen. Lohen- grin S. 63 ist wahrscheinlich stalte : gevalte und S- 189 gestam- met : gesämet zu setzen. Bei Boner findet man 97, 40 Pfeiffer 531 vil bezzer ist daz zwene man 11 ein frouwen haben denn ein man zwei wip. Schwerlich hat der Dichter, der sonst nur genaue Reime ge- stattet und den rührenden selten anwendet, sich diese Rohheit zu Schulden kommen lassen; Benecke hat eine spätere Nach- hilfe in den Text genommen. Ich ändere vil bezzer ist daz zwene hän eine frouwen denn ein man zwei wip. Im Wigamur ist zu bessern getwungen nuo 796, alle wunder ZUR GKSCmt'IITK DKS |{K1.M><. 137 4660 und gdn mittem tage gevienc 4579. Streng erwiesen sclu'int itjir der verworf'liche Reim hei keinem gebildeten Dichter. Ertit Hin Ende des Jahrhundert«, vielleicht erst im Anfang des folgenden kam der Schmied Kegenboge auf den unglücklichen G<>danken in seinem langen Ton (MSIIag. 3, 468'') fünf Strophen, jetl(^ von 23 Zeilen, man kann denken mit welcher Anstrengung, zusamnienzuhänunern, wo alle weitgetrennten Keime nicht bloss rührende sind, sondern auch bis auf sint : hofgesint lauter unerlaubte, um so auffallender, als er in seinen übrigen Gedichten sich des rührenden enthält. Wenn bei vollem Gleichklang der Wörter die Bedeutung verschieden ist, so gilt der Reim als kunstgerecht, und ich weiss kein grösseres Gedicht dieser Zeit, in dem er nicht vorkäme, bei einigen selten, bei andern häufig: am sichtbarsten tritt er hervor, wenn die Reimwörter bloss liegen, d, h. durch «ine Zu- sammensetzung nicht gleich äusserlich unterschieden sind. Ich gebe die Beispiele so vollständig als möglich. Athis e (Subst.) : e (Partikel) C* 109. sluogin sporn zu sitin : in andir sitin A** 51. Ei'aclius marc (Münze) : marc (medulla) 1427. want (Verb.) : want (Subst.)* 3145. Lanzelet werden (Verb.) : werden (Adj.) 4583. Wigalois reit (Verb.) : reit (Adj.) 12, 5. wol getan : getan 30, 30. 203, 3. werden : werden 63, 30. sin : sin (Prono'm. und Verb.) 109,2. 170,23. statrstat 274, 14. Kourad von Fussesbrunnen im Leben Jesu in (Pronom) : in (Partikel) 73, 17. 84,61. hieze (genannt werde) : hieze (anordne) 75, 44. gemaches (Subst.) : gemaches (Verb.) 87, 84. bat (Subst.) : bat (Prät.) 88, 1. sage (Verb.) : sage (Subst.) 97, 46. Urstende alter (senectus) : alter (altare) 127, 84. Konrad von Heimesfurt wären (Adject.) : wären (Verb.) 53. e (Subst.) : e (Partikel) 45, 271. Welscher Gast ^ (Partikel) :e (Subst.) 7 P. leit (Verb.) : leit (Subst.) 82^ rauoz (Verb.) : muoz (Subst.) 83". für übel guot ; zem oberisten guot 94'". 532 schaffen : schufen 107''. wise (modus) : wise (Adj.) 108". wjsen 12 (Verb.) : wisen (Adj.) 108". criuce : sich criuce 178^ ere (Subst.) : ere (Verb.) 202". kunt (Verb, für kunnet) : kunt (Adject.) 217». wem (dauern) : wem (gewähren) 223". Herbort sin (Verb.): sin (Pronom.) 1401. maere (Adject.) : maere (Subst.) 1635.. wert (Adject.) : wert (Subst.) 1865. 9062. wis (Subst.) : wis (Adject.) 138 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. 3023. 10905. in : (Pronom.) : in (Partikel) 3735. 1 1959. 13574. 14452. 16172. lide (Verb.) : lide (Subst.) 5802. enden (Verb.) : enden (Subst.) 6191. habe (Verb.) : habe (Subst.) 11885. habe (Vermögen) : habe (Hafen) 17604. genäde (Subst.) : genade (Verb.) 17976. ane (Subst.) : ane (Partikel) 18022. Hein- richs von Türlein i) Krone sin : sin 53**. 30023. wirt : wirt (Subst. und Verb.) 60^ habe (Hafen) : habe (Vermögen) 70^ varn (Verb.) : varn (Nachen) 71", bergen (Subst.) : bergen (Verb.) 79^. was (erat) : was (campus herbidus) 17470. wäc (Subst.) : wac (Verb.) 27672. habe (Verb.) : habe (Subst.) 27097. hän (Verb.):han (Subst.) 29945. Stricker wert (Verb.): wert (Adject.) Kl. Ged. XI, 29. sin : sin Karl 48". werde (Adject.): werde (Verb.) 112^ in (Pronom.) : in (Partikel) 113^ dö si mich heten verraten und mich schuofen in die not, daz räch ich; des gie mir not 128" zeigt Verschiedenheit der Bedeutung, sin : sin Amis 945. in (Pronom.) : in (Partikel) 233. wirt : wirt 2255. Lichtenstein sin: sin 21, 31. 129, 17. 337, 19. 470,30. 471, 5. Sit (Subst.) : sit (Verb.) 80, 25. hän (Hilfsverb.) : hän (habere) 38, 31. 335, 21. hie (Präf.) : hie (Partikel) 209, 3. habe (Subst.) : habe (Verb.) 467, 21. her : her 472, 1. komen hinne: verbergen hinne 512, 18. Fleck*) gnade sagen : singen unde sagen 3 sind die Begriffe getrennt, wie alt: fünf jär alt 613. sin: sin 3731. 5179. wise (Subst.) : wise (Adj.) 2027. wis (Subst.) : wis (Adj.) 3459. si (Pronom.) :si (Verb.) 4097. 5533. wirt: wirt 3199. werde (Subst.) : werde (Verb.) 6017, doch vgl. die Anmerkung, man (Subst.) : man (Verb.) 6559. wert (Adject.): wert (Verb.) 7873. Gottfried von Neifen bar (Verb.) : bar (Adj.) 8, 31. wer (Pronom.) : wer (Verb.) 9,18. heil (Adject.) : heil (Subst.) 21, 24. 24, 17. swtere (Subst.) : swjßre (Adject.) 23, 18. man (Subst.) : man (Verb.) 23, 24. senden (Verb.) : senden (seh- nenden) 24, 1. sende (Subst.) : sende (Verb.) 24, 2. guot (Adj.): \¥ guot (Subst.) 39, 8. bluot (sariguis) : bluot (flos) 39, 11. solt 1) Ich gebe die Beispiele nach der Wiener Handschrift, die ich in der Berliner Abschrift benutzt habe, bevor die Ausgabe von Keller in meinen Händen war; diese tritt mit Z. 12062 ein. *) [Das Beispiel aus Rudolf von Ems hat W. Grimm unter Verweisung auf S. 8 = oben S. 133 gestrichen.] ZUR GE8CHICIITR DEA REIMS. ]89 (Subst.) : solt ( Verb.) 39 , 26. leit ( Subst. ) : leit ( Verb.) 39 , 7. Meister Alexander val (Subst) : val (Adj.). lachen (Subst.) : lachen (Verb.), bat (Subst.) : bat (Verb.), want (Verb.) : want (Subst.). varn (Subst.) : varn (Verb.), wiut (ventus) : wint (canis) MSIIag. 3, 28''. Ulrich von Wintersteten ougen (Subst.) : ougen (Verb.) MSIIag. 1, 145". Ulrich von Türheiin lachen (Verb.) : lachen (Subst.) Tristan. Häufiger im Wilhelm man (Subst): man (Verb.), eilen (Mass): eilen (Kraft), werde : werde, gewirket hat : sper bt ime hüt. wjlfen : schrien wäfen. leit (Subst.) : leit (Prät.). wege (Subst.) : wege (Verb.), wäge (fluctus) : wäge (lanx). armen : armen, wirt : wirt. hojren : ftf haaren. Herzog Ernst maere (Subst.) : m.x're (Adject.) 4599 lind das ungenaue lüte (Prät.): Hute 5.305. Tanhäuser triuwe ( Adject.) : triu we (Subst.) MS. 2, 64^ Ulrich von Türlein künden : künden Wilhelm 19". werde : werde 100\ 12P. werden : werden 116". 124''. dri stunt : ze stunt 118''. er nam : für liebe nam Ti?''. was : gebluomter was 131". nam (nomen) : nam (Verb.) 137''. e : 6 144". Passional got herre, den ich meine, dft bist, den ich meine 2, 87. war : war 23, 23. weich (Verb.) : weich (Adv.) 23, 58. sagete (dixit) : sagete (sägte) 49, 5. gruoben (Verb.) : gruoben (Subst.). berge : ze berge 95, 27. 101, 46. 108, 84. arme (Subst.) : arme (Adject.) wise (Subst.): wise (Adj.) 14G, 10. .genaeme (Verb.) : genaeme (Adject.) 212, 55. sal (Subst.):8al(Verb. = sol)278,59. vaste(Adv.):vaste (jejunium) 335, 37. stat (1. an der stat auf der Stelle): stat (urbs) 336, 83. Marienlegenden hin von mir wilt keren : du Salt dich dar an kereu 131, 163. arm (Adj.) : arm (Subst.) 231, 545. Heinrich von Meisen sin : sin Unservater 478. armen : armen 2260. Meise- uer muozen (Subst.) : muozen (Verb.), arm (brachiuni) : arm (pauper) : wazzers arm. wider (Partikel) : wider (vervex) Amgb. S. 43. Konrud von Landegge ich muote : muote (Dat.) : muote (Prät. von müejen) MS. 1, 199''. ßoppe risen (Subst.) : risen (Verb.) MS. 2, 230''. Konrad von Würzburg gebraucht diesen Reim in den erzählenden Gedichten mit grosser Zurückhaltung: nur einige Male habe ich ihn im Trojanischen Krieg bemerkt: e:e 10192. wilde : wilde (Adject. und Subst.) 16203. erden (Welt): erden (Heimath) 22148. diu (vart) wart erhaben : der apfel guldin und erhaben 23519. Dagegen wird ihm ein Lied ] 40 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. von drei Strophen (MSHag. 2, 318''. XIII.) beigelegt, worin nicht bloss linde (Subst.) : linde (Adject.), dicke (Adv.) : dicke (Adj.), schone (Adv.) : schone (Verb.) vorkommen, sondern auch der dreifache Reim winterleit : leit (duldet) : leit (liegt), wert 534 (dauert) : wert (Adj.) : wert (gewährt), gewant (Partie, von wen- ^* den) : gewant (Subst.) : gewant (Prät. von winden). Ja, ein an- deres von zwei Strophen (MSHag. 3, 453^) ist ganz aus solchen Reimen zusammengesetzt, z. B. künde (Subst.) künde (possem): künde (nuncio). ringen (Subst.) : ringen (luctari) : ringen (im- minuere). scheiden (Dat. PI. von scheide silurus) : von ir schei- den (Verb.) : scheiden (vaginas) ; spaene scheiden. In den übrigen Liedern sind sie gemieden, sogar in der mühsam gearbeiteten Vorrede zum Engelhart, wo sie gute Dienste hätten leisten können. Ja, wir werden hernach sehen, dass Konrad die an- dere Art dieses Reims, von welcher gleich die Rede sein wird, ebenfalls nur in den erzählenden Gedichten und auch da nicht minder sparsam gebraucht: in den Liedern macht lüterlich: wünneclich (MSHag. 2, 200") die einzige mir bekannte Aus- nahme: die Klage der Kunst, worin sicherlichen : riehen : künic- richen : geliehen vorkommt (MSHag. 3, 334''), darf als ein unter- geschobenes Gedicht (vgl. Wackernagels Geschichte der Litte- ratur S. 114, Anm. 29) nicht angeführt werden. Der Gedanke liegt also nahe, auch jene beiden Lieder für unecht zu halten. Bei einem Ungenannten rinde (cortex) : rinde (bovi). linde (Subst.) : linde (Adject.). winde (Hunde) : luftes winde MSHag. 3,4689. Jung. Titurel der eine : eine (Adv.) 2836. ander (alius): ander (alter) 3080. Boner für war : war 57, 53. über ein : ein 70, 25. sin : sin 99, 65. Lohengrin solde (Verb.) : solde (Subst.) S. 163. Renner arm (Adj.) : arm (Subst.) 346. wider (Partikel): wider (Subst.) 1 694. wirt (Subst.) : wirt (Verb.) 4559. 5353. 5553. 56 U. 9256. 21203. guot (Subst.) : guot (Adj.) 3843. 4896. 9508. 10606. 20391. 21631. sparn (Subst.) : sparn (Verb.) 4815. 21072. alter (altaria) : alter (senectus) 5033. werden (Subst.) : werden (Verb.) 5061. da heime : heime (Grille) 5615. 5657. genuoc (Adj.) : genuoc (Verb.) 5832. leben (Subst.) : leben (Verb.) 6607. werde (Verb.) : werde (Subst.) 8168. schepfen (Schöffen) : schepfen (Verb.) 8410. esse (As im Würfel) : esse (Kamin) 11406. war: ZUR GE8CHICIITR DE8 REIMS. 141 war 13710. lachen (Verb.) : lachen (Subst.) 14092. 15934. lägen (Pnlt. von ligon) : lägen (insidiari) 14756. Tisch noch man (Mensch) : pfaffo noch man (Laie) 17898, under wegen : wegnn (Verb.) 19046. wise (Subst.) ; wise (Adj.) 19862. marc (me- dulla):marc (Geld) 19891. mit lambes vellen : vellen (Verb.) 21529. gevallen (placere) : gevallcn (delap8U8)21533. leit(Verb.): leit (Subst.) 23;-l84. Der spatere Suchen wirt, der noch am Schhiss des 14. Jahrhunderts lebte, hat sich mit einem Gedicht von 118 Zeilen abgequält (S. 146), in welchem nur rührende Reimpaare vorkommen: fast alle sind dieser Art und keine un- erlaubte darunter. Stehen beide rührende Reimwörter oder auch nur eins in 586 Zusammensetzung, so tritt der Unterschied der Bedeutung so- ^* gleich hervor und kann kein Bedenken erregen; ohnehin bietet sich dieser Fall öfter dar. Es scheint mir angemessen, die Reime auf -lieh -liehe -liehen, -heit, -schaft, -tuom und -haft abzusondern : da diese Wörter jetzt (das Adjectiv haft in Gott- frieds Tristan 23, 13 ausgenommen) nur noch in Zusammen- setzungen vorkommen, so ist ihr Begriff verdunkelt und das Rührende wird weniger empfunden, (a) -lieh, -liehe, -liehen. Nur zweimal zeigt sich -lieber bei Heinrich vom Türlein imd im jüngeren Titurel, nur einmal -lichez in. Hartmanns Erek. Reinniar geliehen : gemellichen MS. 1, 83, der einzige rührende Reim, den er zulässt. König Tirol ritterlich : herteclich MS. 2, 250". Eraclius nur sicherliche : minneclfche 3777. Lanzelet gelich : mennegelich 2975. senftecliche : billiche 2235. gezogen- liche : minnecliche 3145.3479.8451: riterliche 5283 : bitterliche 6849. s.-elecliche : algeliche 7299. güetliche : nemliche 7635. wirdeöUche : bescheidenliche 8591. Wigalois süberlich : tegelich 11, 10: gelich 77, 8: ieslich 187,33. j:emerlich : gelich 123, 7. wunderlich : jegelich 43, 22. heimlich : tegelich 45, 23: billich 51, 31. tegelich : unbillich 97 , 35. ungelich : mislich 165, 19. geliche : meisterliche 24, 18.26, 8: gefuocliche 27, 29: minnec- liche 28, 3. 73, 24. 238, 36: wünnecliche 48, 24: gemeinecliche 116, 29: kreftecliche 171, 9. herzenllche : väterliche 246, 5. jjemerliche : offenliche 250, 39: kreftecliche 171, 9. 262, 19. Bei beiden also, bei Wirnt und Ulrich von Zezichofen, kein -liehen. 142 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. Ich habe bei den eben angeführten gebildeten, der besten Zeit zugehörigen Dichtern vollständig sein wollen, bei anderen, wenn sie nicht ausgezeichnet sind, genügt eine Auswahl. Im Wel- schen Gast alle drei Formen, doch -liehen am häufigsten, freve- lich : frowehch 7^. sicherlich 1^. noetlich : gelich 23«. 79^ ete- lich : boeslich 26^*: wunderlich 76*'. wunderlich : gemelich 42'''. eteliche : sumeliche 71'*: sicherliche 136''. ungeliche : wunderliche 28^ tougenliche : sicherliche 58''. gemeinliche : höveschliche 60** : genzliche 94''. genzliche : sicherliche 164''. tegeliche : werltliche 196''. müezeclichen : lesterlichen 3«. frowelichen : hochvertic- lichen 4*. sicherlichen : boeslichen 5^ 5'': unhövischlichen IP: geliehen 196\ 204\- fralichen 212\- übelichen 214\- genzlichen 220^ 224=* : flizeclichen 221»: oflPenlichen 222^ offenlichen : tougen- lichen 222*^. boeslichen : frümecllchen 157'^: geistlichen 17P: be- scheidenlichen 212«. unmaezlichen : unkiuschlichen : unredelichen 636 155^ tegelichen : übellichen 167^ Konrad von Fussesbrunnen 1^ in der Kindheit Jesu griulich : freislich 83, 3. gelich : grimme- lich 83, 42. minnecliche : kintliche 88, 29. geliehen : eweclichen 76, 69. 79, 20. In der Urstende erbarmeclichen : gnaedeclichen ]21, 83. geliehen (Verb.) : jaemerlichen 124, 48. Konrad von Heimesfurt gebraucht nur -lieh und nur einmal, gelich : untoet- lich 825, was gegen die Vermuthung Pfeiffers (Haupts Zeit- schrift 8, S. 153) spricht, er sei auch der Verfasser der Urstende. Bei Herbort -lieh und -liehe häufig iegelich : gelich 2929. 3177. 10755. 16874. 16906: groezhch 6487. lügelich :, mislich 3045. frcBÜch : engestlich 3195. tegelich : gelich 9362. herlich : gelich 15934. minnecliche : hübeschliche 527. zornecliche : werliche 2094: geliche 7777. hübeschliche : stolzliche 2425 : frevelliche 7447. gezogenliche : boesliche 8031. geliche : iegeliche 10979. 16233. freisliche: geliche 11709. jaemerliche : unsaelecliche 14957. ewecliche : endeliche 15293. herliche : geliche 16750. 18433. un- wipliche : boesliche 17254; nur einmal -liehen, gezogenlichen : iegelichen 631. In Heinrichs Krone -lieh, selten -liehe und liehen und einmal -lieber, ungelich : wunderlich 8" : kumberlich 38«=: lügelich 17749: misselich 18073: süberlich 14035: tugent- lich 16324: rilich 18341 : wunneclich 29154. gelich : ieslich 40^ 26993. 27952: klegelich 45^- eislich 73^ 12780. 20895. 13402. ZUR GE8CIIICHTE VKÄ REIMS. 148 vorhtlicli : ieslich 43". Sodann kosteliche ; geliche 14747. iege- liche : geliche 25387. gezogenlichen : betlichen 39" nnd iegellcher: gelicher 25904. Gottfried von Neifen minneclich.-gelich. minnec- liulien : geliehen 34, 22. Auch im Mai -lieh und -liehe hilufig und nur einmal -liehen, gelich : wünneelich 5, 23: froclieh 49, 31 : unmügelieh 50, 25: tugontlich 72, 31: fli/.eclich 96, 3: minnec- lich 97,3. 107,29: werdeclieh 116,33: ungezogenlich 166, 11: willeclich 228, 1. ungelieh : eweclich 2, 25. Ferner geliche: bitterliehe 38, 35: innereliehe 93, 29: innerliche 204, 15: willec- liehe 210, 5: reiscliehe 210, 17: örliche 240, 5 und lesterlichen: geliehen 156, 9. EigenthOmlich, dass hier immer gelieh geliche geliehen ohne weitere Zusammensetzung in dem einen der beiden Reime steht, ungelieh 2, 25 macht kaum Ausnahme, nur liep- liehe : tugontliche 242, 24: aber ich glaube, das Gedieht schliesst mit 242, 23 und halte die folgenden sechs Zeilen für einen un- echten Anhang. Lichtenstein im Frauendienst sunderlieh : gelieh 94, 13. ernstlieh : endelich 102, 3. ritterlich : wünneelich 188, 3: minneclieh 231,12: lobelich 272, 3. wunderlich : staeteclieh 327,21. minneelich : meisterlich 442, 12. schedelich : lesterlich 537, 12. nur im Frauenbuch einmal magetliche : zornieliche 625,27 und 537 heimlichen : 8 waehlichen 613, 15, wiewohl man erwägen muss, ^^ dass klingende Reime im Frauendienst selten sind. Bei Stricker erseheint -lieh sehr vereinzelt, gelieh : billieh Kleine. Ged. I, S. 26: unbillich VI, S. 94. wünneelich : gelich Karl 15'*. gelich : herlieh 28". helfelieh : iegelich 51". gelieh : grozlich (Adv.) 112". Auch im Daniel nur gelieh : minneelich Bl. 17. freislich : gelieh Bl. 60 und einmal geliche (Verb.) : groziiche (Adv.) Bl. 1. Unsicher ist spoteliche : müezecliche in der Fabel von dem Fuchs und Krebs (Haupts Zeitschrift I, S. 398). Die Warnung zeigt bloss froe- lich : gelieh 1219. unbillich : griulieh 3191. Neidhart lobelich: minneclieh 24, 8 Ben.: wünneelich 54, 1. gelieh : viretegelich 32, 5 und geliche : sumeliehe 26, 2. In den verdächtigen Liedern gelich: minneelich MSIIag. 3, 212". geliche :waBrliche 241". Rein- bot nur wünnecliche : geliche 3284. Bei Rudolf von Ems zwar kein -lieh, doch -liehe und zwar am häufigsten im Gerhart. Ich zähle sie sämmtlich auf, algeliche : minnecliche 753. 1979. vestecliche : j.'^mereliche 1531. lobeliche : gewaltecliehe4317. free- 144 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. liehe : werdecliche 5533. graezliche : wünnecliche 5723. wünnec- liche : geliche 5937. staetecliche : geliche 6909, einmal sicher- lichen : güetlichen 2209. Im Wilh. v. Orlens klegeliche : algeliche 4496. geliche : herzecliche 4997. riliche : geliche 5213. minnec- liche : trürecliche 10421. Fleck gebraucht -lieh und häufig -liehe (vgl. Sommer zu Flore S. 266): aber -liehen durchaus nicht, gelieh : edelich 469: herlich 3561: waetlich 6967. ungelich:min- neclich 251. Von -liehe nur Beispiele, geliehe : beseheidenliche 231: lüterliche 1767. hoveschliehe 2001: nemeliche 4053: vollec- liche 4243. algeliche : beseheidenliche 1107. riliche : innecliche 3467. verzegenliche : flizecliche 3865. unervorhteeliche : gliche 6803. Gottfried von Neifen minnecliehen : minneclieh : geliehen : gelieh 34, 22. Otto von Botenlauben gnaedecliche : endeliehe MSHag. 1, 11". klageliehen : tougenlicheu MS. 2, 172". Walther von Klingen gliche : gensedecliehe MS. 1, 31". Markgraf von Hohenburg minneclieh : gelieh MS. 1, 17". Jacob von Warte geliehe : sieherliche MS. 1, 66'\ Marner nur manlichen : geliehen MS. 2, 172". Reinmar von Zweter wunderlich : gelieh MS. 2, 135". ungeliche : sumeliche 2, 132". geliehen : edellichen 2, 128": sicher- lichen 2, 144". eweelichen : sicherlichen 2, 148". Bruder Wernher nur willeeliche : sieherliche MS. 2, 162'''. Der wilde Alexander unendelich : gelich MSHag. 1, 306*^. Raumeland wipliche : geliehe MSHag. 2, 370^ Meisener minneclieh : gelieh MSHag. 3, 89^. untugentlich : gelich 3, 109". lesterlichen : geliehen 3, 109". lüge- 538 liehen : geliehen 3 , 110. -liehe nur im dreifachen Reim, himel- 1^ riche : vorhtecliche : geliche 3, 93"'. Ulrich von Wintersteten grimmeclich : tougenlieh MSHag. 1, 154". minnecliche : geliehe 1, 157". geliche : herzecliche 1, 164". ungeliche: sieherliche 1, 163". tougenliche : minnecliche 1 , 166". tougenliehen : geliehen 1, 159". Rudolf von Rotenburg geliehen : minnecliehen MSHag. 1 , 79". Der von Gliers gelieh : wünneclieh MSHag. 1 , 106". Christian von Hamle geliehen : minnecliehen MSHag. 1, 113". Der Schenk von Limburg minnecliche : geliehe MS. 1, 59". Reiman von Brennenberg lobelich : gelich MS. 1, 184". 185". wunderliehe: sicherliehe 1, 185". Christian von Lupin vorhtecliche : zornliche MS. 2, 16". Ulrich von Muneger genaedeelichen : unendeliehen MS. 2, 46". Hug von Werbenwag geliehe : minnencliche MS. 2, ZUR r.E8CHl(;HTE DE8 RRIM8. 145 50". Göli wünnecliche : gelJche MS. 2, 58*. Der von Buwen- burg ininneclichen : geliehen MS. 2, 180''. Hadlaub gebraucht nur -liehe und überhaupt keinen anderen rührenden Reim ge- liche : rninnecliche MS. 2, 185''. ungeliche ; minnecliche 2, 192". zartUche : niinnecliche MSHag. 2, 294". -lieh setzt er aber in Verbindung nnt anderen Keimen, wodurch nach der oben an- geführten Hegel die Berührung aufgehoben wird, wunderlich: ungelich : sich MSHag. 2, 800''. minnecli(!h : hovelieh : erenrich : ich 2, 306". Der Kanzler wunderlich : unbegrifelich MS. 2, 245''. Herzog Ernst gebraucht nur einmal -lieh, das er auch im nicht rührenden Reim (gelich : sich ,3315) verwendet, wünneclich : zühteclich, öfter -liehe, menliche : redeliehe 481. geliche : willec- liehe 1259: grözeliche 1737: jaemerliehe 1951: behegeliche 1951: behegeliche 2090: minnecliche 2695: willecliche 3312: wunder- liche 3727: getriuweliche 5335, nur zweimal -liehen, wo aber auch -liehe stehen könnte, stritecliehen : nitlichen 1 3 1 1 . aller- tegeliehen : krefteeliehen 1385. In dem Passional kommt bloss -lieh vor und auch dieses verhältnismässig (das grosse Werk enthält gegen 100000 Zeilen, wovon erst mit Einschluss der dazu gehörigen Marienlegenden etwa 40000 gedruckt sind) äusserst selten: ich habe nur bemerkt offelich : endelieh 14, 73. güetlieh : getrüelieh 16, 58. ordenlieh : eweelich 21, 10. vient- lich : gemeinlich 201, 83. Gute Frau tegelieh : billieh 809. ge- lich : unmügelieh 2925. geliehen : tegeliehen 2123, kein -liehe, wiewohl es sehr oft mit riebe gebunden wird 43. 233. 1130. 1295. 3238 usw. Heinrichs von Meisen Unservater zeigt häufig -lieh, selten -liehe, gar nicht -liehen, gelieh : geistlich 443 : lobe- lieh 630. 871: unsihtlich 1005: frühteelieh 3183: mügelich 3374: m unsehedelieh 4248. wirdeclieh : tegelieh 827. 936, unnützelich : ^^ tegelieh 837. tegelieh : klegclieh 3151. freislieh : engestlich 3014. 4534 : lobelieh 4453. Sodann gebruoderliehe : geliche 1 85. waer- liche : geliche 1922. Aus Ulrich von Türheim habe ich an- gemerkt geliehe : minnecliche Wilhelm Pfalz. Handschr. Rl. 250 und geliehen : geselleelichen Tristan 540, 37. In Ulrichs von Türlein Wilhelm nur gelich : sumelieh 04\ geliche : menschliche. Bei Konrad von Würzburg ist -lieh, -liehe selten genug, ich habe nur gefunden lüterlieh : wünneclich MS. 2, 200". enges- W. GRIMM, KL. SCHRIhTBS. IV. 10 146 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. lieh : minneclich Weltlohn 69. klägelich : minneclich Engelh. 2326. Von wünneclich : ungesihteclich Troj. Kr. 9918 wird gleich her- nach die Rede sein, von dieplich : liephch MSHag. 2, 323" weiter unten. Sodann geliche : sicherliche MSHag, 2, 315^. riliche minnecliche Engelh. 1620. geliche : snellecliche Engelh. 2699: innecliche Engelh. 987. -liehen kommt bei Konrad nicht vor. Heinrich von Freiberg gestattet im Tristan nur -lieh, gelich: megetlieh 693: koestHch 1319: herlich 1347: tugentlich 4231. minneclich : friuntlich 1978. heimlich : listeclich 3024. lieplich: wünneclich 4929. klegelieh : gemeinlieh 6743. Dagegen im Jo- hann von Michelsberg geliche : wünnecliche 12 und prislichen: wünneclichen 65. Man müsste die Verschiedenheit aus früherer Abfassung dieses Gedichts erklären, aber ich habe noch weitere Gründe, den Heinrich von Freiberg, der sieh darin nennt, für einen anderen zu halten. Im jüngeren Titurel, wo lauter khngende Reime gebraucht werden, kann nur -liehe oder -liehen vorkommen. Sie sind nicht häufig, tegeliehe : ungeliehe 159: hurtecliche 555. ungeliehe : saelecliche 805 : hoveliche 4112. ge- liche: herzenliche 1090: menliehe 1203: flühtecliche 1383: ritter- liche 1466 (und so ist auch 2801 zu lesen): behendeeliche 2554: sunderliche 2830: ewecliche 3085: verborgenliche 3297: un- genaedecliche 3786: ritterliehe 5563. 5928: werdecliche 5984: tegeliehe 6165. menliehe : kreftecliche 3541. Die Heidelberger Handschrift hat noch einige mehr, die aber vor den besseren Lesarten des alten Drucks verschwinden, hoch und riebe statt betwungenliche 798. fürsten, frien, gräven, arm und riebe statt fürstenliehen an ir herren stat vil wunder werdecliche 1077. triuwenriehe statt hoveliche 1096. trügelisten riehen statt trügen- liche 1558. riebe statt geliehe 2545. krefte riebe statt kreilic- liche 2921. 3401. riebe statt sunderliche 4301. jämers riebe statt 5945. Sigune in der Klage über Tschionatulanders Leiche spricht: 540 »ich meine üf erde in solchen noeten lebende, 20 ich wsen von miner noete waere ein lewen herze tot üf hebende«. Von meinem Klagegeschrei würde ein Löwenherz lebendig werden, mit Hindeutung auf die Sage von dem Löwen, der ZUR GE8('HICHTE DES KEIM8. 147 seine Jungen lebendig schreit. Das hat der Bearbeiter de« Heidelberger Textes nicht verstanden und setzt eine Albern- heit dafür: »ich iripin ul' erde mit klage 8o klegeliche: ez >virt diu klage beriide an mir noch vil der klage jseinerliche« 5159. Sodann -liehen, frevellichen: meisterlichen 337. gfletltchen : sicher- lichen 723. werdiclichen : lieplichen 1244. ritterlichen : geliehen 2021. hurticlichen : geliehen 2109. kreileclichen : geliehen 2316. kristenlichen : ordenlichen 2801. voUeclichen : unhovelichen 2884. werdeclichen : menlichen 3604. geliehen : flühteclichen 3910: lobelichen 4958. menlichen : kostlichen 4182. tegelichen : ge- walteclichen 6130. -liehen w^ird in der Heidelberger Hand- schrift nicht vermehrt. Überhaupt höchst selten ist ungelicher: billicher 2586 (s. oben S. 535 [= S. 141]). Im Reinfried von Braunschweig, den ich in K. Gödekes Auszügen benutzen kann, finde ich -lieh und -liehe , kein -liehen , griuwelich : sicherlich S. 67. keiserlich : minnenclich 104, wozu noch geistlich : meist- lich 50 kommt. Sodann endeliche : minnecliche 12. tougenliche: minnecliche 14. grimmecliche : geliche 45. wunderliche : behen- decliche 97. eigenliche : ungeliche 100. Bei Frauenlob habe ich nur jaemerlichen : unbarmeclichen S. 234 bemerkt. Auch im Lohengrin ist der Keim höchst selten, ritterlich : ungelich S. 71. zühtecliche : geliche S. 59. ritterliche : geliche S. 139. Im Wi- ganiur alle drei Formen, herlich : toerlich 423. lobelich : unge- hiurlich 478. gemelich:tegelich 514. mislich:lieplich 1102. kint- lich : waerlich 1310. gnözlich : grozlich 1434. hovelich : minnec- lich 1548. grozlich : ungelich 1710. gelich : gezogenlich 1952: hovelich 1982: ritterlich 2326 : tugentlich 3437 : minneclich 5725. tugentlich : ritterlich 2042 : zierlich 2326. minneclich : gemelich 4361. Sodann geliche : wunderliche (so ist zu lesen) 1025: ritterliche 1229 und werlichen : ungehegelichen 1. unbehegelichen r)64. geliehen : wasrlichen 3425. So häufig in Hugos Renner -lieh und -liehen, so selten -liehe, gelich : lesterlich 922: edellich 2461: sunderlich 2804. 10376: werltlich 4241. unbillich 4975. 6131: unzimlich 5729: jämmerlich 7376. 16830: krefteclich 7886: zwivellich 11942: klcesterlich 12080: heimlich 20665: tiuvellich \V 10« 148 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. 23891 : getriuwelich 24212: ungelich 3759.24565: giteclich 24645. unbillich : ungelich 2834. werltlich : ungelich 4241. lüterlich : inneclich 4669. wizzentlich : eweclich 4679. unbarmherzeclich : jaemerlich 6799. unverspelteclich : velschlich 7772. jaemerlich : oflPenlich 9071: froelich 15492. unordenlich : unhoevelich 9169. unelich : unzimlich 9171. unkristenlich : unerlich 9173. unmuoter- lich : unbruoderlich 9174. ungesellich : unendelich 9176. unrede- lich : unfriedelich 9 1 82. unordenlich : unbarmherzeclich 9240. un- gelich : schedelich 9348. oflFenlich : sunderlich 10375: jaemerlich 24050. giteclich : ungelich 10734. sunderlich : inneclich 10965. tegelich : wertlich (so liest die Frankfurter Handschrift S. 202"*) 13662. heimlich : offenlich 17078 (so ist zu bessern, wie in den anderen Stellen steht) 21793. 24305. veterlich : inneclich 15758. rüich : jaemerlich 16322. willeclich : heimlich 17098. ordenlich: eifenlich 17900. unordenlich : unbruoderlich 18079. engestlich : minneclich 19134. tougenlich : demüeteclich 20729. reineclich : sunderlich 22802. güetlich : minneclich 23268. menschlich : güt- lich 23809. Nur zweimal habe ich ein sicheres -liehe bemerkt, wunderliche : geliche 88. offenliche : ernestliche 19855. Von -liehen Beispiele genug, edellichen : esellichen 1458. einveltec- lichen : ernestlichen 6437: frumeclichen : lesterlichen 7100. ewec- lichen : geliehen (Verb.) 13510. jaemerlichen : eweclichen 14003. 17036. 18382: minneclichen 17241. geliehen (Verb.) : tugent- lichen 15092: wünneclichen 20075. frcElichen:volleclichen 20718. waerlichen : versümeclichen 21875. willeclichen : unnützelichen 21881. Bei Boner, der sich selten einen klingenden Reim er- laubt, nur -lieh und nicht oft, gelich : trügenlich 83, 1 1 : senftec- lich 69, 3: herlich 82, 33. ungelich : valscheclich 33, 37. * Cato ed. Zarncke rührend 273 guetlichen : volleclichen. * [Zettel.] Noch ist etwas Eigenthümliches bei diesem Reim zu be- merken: manchmal berühren sich darin cl nl rl, ohne dass zu- gleich die vorhergehende Silbe mit zum Reim gehörte. Dies lassen aber nur einige zu. Hartmann einmal in dem minder ausgebildeten Erek barmecliche : herzeriwecliche 5743, wo Haupt herzeriweliche bessert. Wirnt wünnecliche : gesellecliche 22, 24. jaemerliche : sicherliche 258, 30. Thomasin maezeclichen : de- i zc'u (;KscincnTE des rrimh. 149 mfleteoltchen Pföl/. Handschrift Bl. 158". offenltchen : tougen- lichen 222*'. sicherlichen : lestorlichen Göttiug. Handschr. Bl. 142' und Dresdner Handschr. unmoezecUch : unsta'teclich. Urstende erbarmecliche : gnaedecliche 121, 83. Wernher von Teufen ztth- teclichrmiuneclich MS. 1, 44^ Lichtenstein zOchteclIch : minnec- ^ich 170, 1. manneclich : trftrelich 315, 31. sunderlich : ritterlich 542 76, 17. 193, 29. 268, 25. 487, 26. ritterlich : jämmerlich 221, 19: '■" kumberlich 235, 17. wunderlich : meisterlich 444, 12. Rudolf vestecHche : jaemercliche (wo aber wohl jasmerliche zu bessern ist) Gerhard 1531. minnecliche : trflrecliche Orlens 1Ö421. Fleck unbescheidenliche : gezogenliche 3 1 37. Ulrich von Wintersteten minnecliche : senftecliche MSHag. 1 , 557''. Konrad von Kilch- berg zühteclich : minneclich MS. 1 , 14''. Reinmar von Zweter werdeclich : sttnderlich MSHag. 3, 468''. Christian von Lupin wrerliche : sunderliche MS. 2, 17''. Herzog Ernst wünneclich : ztthteclich 5057. Rabenschlacht volleclichen : trftreclichen 18. Rosengarten D wünneclich : gewalteclich 583. Konrad von Würz- burg nur wünneclich : ungesihteclich Troj. Krieg 9918. Jung. Titurel krefticliche : gewalticliche 34. senfticliche : krefticliche 2839, wo aber der alte Druck senftelichen : kreftelichen liest. Hugo hat kein Bedenken bei diesem Reim und setzt ihn häufig, ansihteclich : zühteclich Renner 561. giteclich : flizeclich 1978: jasmerclich 7376: mildeclich 7646. minneclich : willeclich 2900: cweclich 6448. willeclich : eweclich 6045: gedulteclich 20749. ein velteclich : wünneclich 10390: eweclich 12008. flizeclich : innec- lich 12188. inneclich : milteclich 24543. volleclich : unfl.Tteclich 15918. eweclich: minneclich 24330: genaedeclich 2440 und ewec- lichen : minnedichen 1868. Sodann ordenlich : effenlich 17900. tougenlichen:offenlichen 12470. kumberlich :unerlich 2676. Das sind alle Beispiele, die ich gefunden habe. Dieser Reim kommt also bei den Dichtern, die als Muster voranstehen, wie Wolfram, Gottfried von Strassburg, Singenberg und Gottfried von Neifen, nicht vor: bei Walther und Freidank ist er unmöglich; wir werden unten sehen, dass er sich nur in dem inneren Reim einer unechten Strophe der Nibelungen zeigt, auch nicht in der Klage und im Dietleib. Gebildeten Dichtern, Lichtenstein etwa 150 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. ausgenommen, entschlüpft er nur als seltene Ausnahme, und Lachmann hat Recht, wenn er ihn (zu den Nibelungen 70 und zum Iwein S. 546. 550) für kunstlos erklärt. (b) Den rührenden Reim mit dem in Zusammensetzungen stehenden -heit meiden gänzlich nicht bloss Walther, Freidank, Hartmann, Wolfram, Gottfried und Neidhart, sondern auch die meisten ihrer Nachfolger. Zweimal im Lanzelet manheit : ver- mezzenheit 7721: wärheit 7809. Bei mehreren nur einmal, Era- clins baltheit : kristenheit 2351. Heinrichs Krone schalkheit : ge- wonheit 27*^. Mai bosheit : manheit 67, 31. Flore wärheit : ge- 543 legenheit 3601. Stricker torheit : manheit Daniel Bl. 80. Bei 23 Reinmar von Zweter und dem Meisner goteheit : kristenheit MS. 2, 136^ MSHag. 3, 92. Auch bei Konrad nur das einzige, auch in anderer Beziehung merkwürdige klärheit : wärheit Troj. Krieg 20967. Bei Herbort dagegen ist dieser Reim nicht selten, manheit : zageheit 3057 : krankheit 1 11 7 1 : veikheit 17676. snel- heit : schoenheit 6303. wisheit : pfaf heit 10686. 18248: manheit 10851. 16670. 17676. wärheit : kuonheit 1189: smäheit 9468. gewonheit : ge wisheit 15281. gotheit : zierheit 16316. Noch häu- figer bei Thomasin arkheit : leckerheit 6**. wärheit : Sicherheit 4 P : manheit 8P: schalkheit 86'^: träkheit 117^ 206\- snelheit 15P. 206^ leckerheit 153*: trunkenheit 156^ 196\- kristenheit 17P: b6sheitl94'': kintheit 210\- trügenheit 220*^ : zageheit 222". lecker- heit: trunkenheit 67". 115'\ 195"*: träkheit 195". trügenheit : los- heit 115®. bescheidenheit : Sicherheit 116": wärheit 134"*: schoen- heit 152". lurzheit:goukelheit 217*^. träkheit: zageheit 153''': snel- heit 206'\ Passional wisheit : gotheit 10, 25. kintheit : wärheit 56, 22. zierheit : wisheit 119, 17. gewonheit : cristenheit 167, 6: smäheit 345, 78. Marienlegenden torheit : kristenheit 247, 235. Renner bescheidenheit :verstandenheit 928. kristenheit : gelichsen- heit 12016: gewonheit : kristenheit 13623. 16866: unverstanden- heit 16187: trunkenheit 16800. Wenn ein wurzelhaftes ch an heit stösst, wo dann beide h in einander übergehen, so ist aller- dings ein rührender Reim noch anzunehmen: ich kenne nur Lanzelet richeit: wärheit 2831. Passional wärheit :richeit 281, 47 und Reinfried von Braunschweig richeit : kristenheit S. 49. Ein Gleiches gilt aber nicht von seh : h , das ebenfalls nur wenige zun (;K'»di- keitll": duldikeit 72". frümikeit:un8t.'Btekeit 16": kündikeit 139". sta^tikeit : werdekeit 38". Licbtenstein staetikeit : sjelikeit 41, 11: werdikeit 425, 19. Fleck gitekeit : behendekeit 4781. Otto von Botenlauben werdekeit : sieldekeit 1. saelekeit MSHag. 1, 31'. Reinman von Brennenberg unstietekeit : werdekeit MS. 1, 184". Passional barmberzikeit : bitterkeit 68, 58. wildekeit391, 47: edelbeit 148, 14. bcilikeit : innikeit 129, 5. reinikeit : bertikeit 320, 14. 322, 47: irrekeit 205, 8. blindekeit : irrekeit 298, 77. Marienlegenden innekeit : reinekeit 108, 79: barmberzikeit 230, 523. Heinrieb von Meisen Unservater werdekeit: bertekeit 1453. In dem Renner babe icb nur einmal und zwar in einem er- weiterten Reim bemerkt driveltekeit : einveltekeit 11278. Boner lässt -keit:-keit allein zu, bitterkeit: süezekeit 2, 17. 4, 11. 13, 33. 25, 49. 33, 39. senftekeit : bertekeit 66, 47. scbalkeit : kündekeit 71, 71. Dagegen -keit : -beit ist kein rübrender Reim. Ibn gebraueben Lanzelet swlikeit : scbonbeit 5159. Wirnt manbeit : frümekeit 20, 35. 194, 22: saelikeit 107, 27. Herbort st»tikeit : manbeit 12134. Tbomasin unstaitekeit : warheit 39': bosbeit 61". 152 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. wärheit : unsaelikeit 73*. 78": üppekeit 218'"*. duldekeit : zageheit 155\ kintheit ; staetikeit 210^ usw. Heinrichs Krone wärheit r werdikeit 2l'\ Heinrich von Freiberg manheit : wirdekeit Trist. 2007. Reinmar von Zweter trügeheit : stastekeit MS. 2, 150*. Passional künheit : heilikeit 6, 91. swindekeit : kintheit 12, 51. wisheit : bitterkeit 13, 15: ewikeit 119, 87. einvaldikeit : wärheit 25, 66. unvollkomenheit : lüterkeit 80, 23. süzikeit : klärheit 133, 71. Heinrichs von Meisen Unservater werdekeit : herheit 1439 : hertekeit 1353: goteheit 2304. einekeit: wärheit 4827. Reinfried von Braunschweig rehteheit:kristenheit S. 52. Wigamur kintheit: gevüegekeit 342. unsinnekeit : stolzheit 5069. Auch Konrad scheut ihn nicht; im Silvester kommt er am häufigsten vor, kristenheit : saslikeit 43: irrekeit 1560: girekeit 2044. gesuntheitr süezekeit 493. grimmekeit : pfafheit 1225.- manicvaltikeit : got- heit 2817. Sonst noch im Engelhart gesellekeit : bescheidenheit 363. unwerdekeit:smäheit 5613. Im Partenopier werdekeit: klär- heit. Im Troj. Krieg edelkeit: Sicherheit 4277. gesellikeit : trügen- heit 17692. werdekeit : tumpheit 18176. grimmekeit : zageheit 545 18711. Renner heilikeit : gelichsenheit 21221. Ebenso wenig ^^ kann ch : k und seh : k als rührend betrachtet werden , die ein Paar Mai bei Konrad vorkommen, siecheit : üzsetzikeit Silv. 922 r werdekeit Engelh. 5857 und menscheit : sselikeit : staetikeit Silv. 4105. 4373. fremdekeit:jüdischeit Gold. Schmiede 1717.' Dieses sch:k erscheint mehrmals. Bei Thomasin girischeit : saelikeit 25": kündekeit 127": üppekeit 206". nerrischeit : kündekeit 155^ 188'': unsaelikeit 167 ^ unhövischeit:unstaetikeit 195''. Auch im Passio- nal staetikeit : küscheit 14, 66. 16, 10: valscheit 321, 2. menscheit: heilikeit 18, 9: bitterkeit 61, 86: miltikeit 90, 9. iteikeit : valscheit 198,6. Marienleg. werdikeit : valscheit 27, 159. Wigamur val- scheit : staetekeit 1129. miltekeit : hübscheit 2645. (c) Auch -Schaft : -schaft zeigt sich nur bei einigen. Es ist schon oben (S. 525 [= S. 130]) bemerkt, dass Hartmann im Erek riterschaft : herschaft reimt, daran schliesst sich Wirnt riterschaft : heidenschaft 236, 1 1 : geselleschaft 293, 9. valschaft : raeisterschaft 64, 23. Herbort ritterschaft (die Ritter) : ritter- schaft (ritterliches Fest) 3015: geselleschaft 3015. 3333. 4001 : friuntschaft 4085. 11121 : boteschaft 7999. 8039. 14271. 15355: vintschafl 1(>722 : wirtHchatt 178.')(). 'riioinasin meisterscbaft : eigcnschaft 187'' : gesellcschafl U»f>''. künncschaft ; geselleschaft 152''. Heinrichs Krone ritterscliafl : lantschafl 25'': boteschail 44*^: gcHelleschail 14006. 27988: Wirtschaft 14895: manscbaft 15422: bAsgen(^z8chafl : ritterschaft 19480. Lichtenstein ritterschaft : bot- schafl 48, 27. Uudolf von Em» ritterschaft : htVschaft Wilh. v. Orlens 5780. Fleck gnozschefte : friuntschefte 873. heidenschaft : friuntschaft 2525. Boppe MS. 2, 232^ ritterschaft : keiserschaft. Passional herschaft : heidenschaft 25, 26. 166, 67. Marienleg. vintschaft : herschaft 1!)6, 49. Gute Frau ritterschaft : geselle- schaft 1469 ist ungewiss. Frauenlob ritterschaft : meisterschaft S. 147. Wigamur ritterschaft ; gesellschaft 4605. Jüngerer Titurel nur einmal (2598 ist verderbt) heidenschefte : ritterscheftc 2826. Lohengrin ritterschaft : boteschaft S. 48, wenn nicht zu lesen ist : mit siner stolzen ritter kraft. Renner meisterschaft : ritterschaft 487: eigenschaft 3827: geselleschaft 13780. Boner bischaft : meisterschaft Vorrede 41. vigentschaft : ft-iuntschaft 95, 75. -Schaft : -haft bildet so wenig einen rührenden Reim als -scheit : -heil, daher öfter bei Kourad von Würzburg, Kugelh. geselleschaft : tugenthaft 351. Trojan. Krieg ritterschaft : jamer- haft 13127: fröudcnhaft 17596. redehaft : graveschaft 17966. bote- schaft: tugenthaft 18015 rsamenthaft 18101. Lieder wunderhaft: geschaft MSHag. 312' meisterschaft: sigehaft 331'. Der Kanzler M6 macschaft : sippehaft MS. 2, 246''. Aus dem Flore merke ich ^* an dienesthaft : manschaft 4861. Wigamur ritterschaft : zwivel- haft 503: tugenhaft 3403. (d) -tuom : -tuom gewähren Fraclius wistuom : richtuom 369. Welscher Gast bistuom : herzentuom 54'. Flore richtuom : wts- tuom 1601. Passional bistuom : wistuom 110, 5. (e) -haft : -haft ebenfalls nur bei wenigen. Welscher Gast tugenthaft : namhaft 56". imtugeuthaft : schadehaft 82' : zagehaft 83". 179". Heinrichs Krone manhaft : zinshaft 45*. Herzog Ernst manliaft : warhaft 4517. Wigamur tugenthaft : schadehaft 1852. Schon im 12. Jahrhundert kommt dieser Reim, wie wir unten sehen werden, vor, auch bei Heinrich von Veldeke. Bei Reinolts von der Lippe vierfachem Reim geschaft : samethaft : kraft : sigehaft MSHag. 3, 50* findet keine Berührung statt. 154 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. Noch sind die übrigen mit Substantiv-, Adjectiv- oder Par- tikelcorapositionen, in seltenen Fällen mit Ableitungen gebildeten Reime zu betrachten. Eraclius ritterschaft : schaft (Subst.) 2665. berge : halsberge 4479. Lanzelet äküste : küste 1335. herbergen: bergen 3225. war : gewar 7614. heim : (»heira 8461. Konrad von Fussesbrunnen wart : bewart 73, 37. künden : Urkunden 80, 15. heilant : lant 81, 70. Anegenge nam : vernam 103, 61. wise : ich bewise 104, 49. Wirnt riterschaft : schaft 19, 7. 46,' 30. 119, 34. 230, 34. haben .-erhaben 41, 28. 51, 5. 284, 24. zehant : haut 53, 10. 108, 23. 241, 35. wunden : überwunden 82, 2. verlos : sigelös 193, 36: valschlös 208, 9. Herbort otmüetec : höchmüetec 139. zit : höchzit 209. beswaernisse : übelnisse 631. gevencnisse : verraetenisse 6713. zoubernisse : verraetnisse 13237. vinsternisse : gevencnisse 17582: gesteltnisse 18211 (dieser Reim auch in den Marienliedern der Hanöv. Handschr., die noch ins 1 2. Jahrhundert gehören), halsberc : berc 1301. 4998. halsberge : berge 8701. stat: walstat 1541. 1565. 5773. 7037. ersam : lustsam 2941. hönsam : lobesam 2998. lussam : gruozsam 3211. -sam : -sam kommt im 13. Jahrhundert nur hier und im Mai vor, früher war es weniger selten ; wir werden es in Heinrichs Gedicht vom gemeinen Leben, Hartmanns Credo, in der Litanei, im Himmelreich, in Wernhers Maria und in einem Alram von Gresten beigelegten Lied finden, bestät : stät 3955. warnunge : samenunge 4157. stuont' : bestuont 3997. fride : bercfride 6193. wunden : überwunden 8695. genäde : ungenäde 9451. horten : gehorten 8626. gewizzen : wizzen 10417. 547 hant : zehant 10531. 11781. wäre : geware 11862. unbescheiden : ^^ scheiden 12211. liez : geliez 14955. verlos : triuwelos 16974: sigelos 17362. 17432: lös 17110. schuh : verschult 16976. un- triuwe (Subst.) : ungetriuwe (Adject.) 16982. gaz : vergaz 17658. gemache : ungemache 17794. fürt : zefuort 17808 : gefuort 18128. ruowe : unruowe 17818. Thomasin hant : zehant 8''. 62*. 186*^. gevallen : vallen lO''. minne : unminne 19''. er (Pronom.) : uner 20''. vingerlin : blüemelin 2^. gemuot : muot 48''. rat : hirät 54''. tugent : untugent 83''. 98^ genomen : vernomen 113''. 205\ 223*. ritterschaft : schaft 116*^. wizzen : verwizzen 121''. vergeben : geben 132*. ich enschilt: schilt (Subst.) 142^ riche : fügende riche 143". einvalt : manicvalt 150*. demuot : übermuot 155*^. nemen : ver- ZUK (;KHCIIIÜHTR DRH KK1M8. 155 neroen 163*. ]98^ 20r. 203*. 215''. versuochet : suochet 277\ hoohvart : vart 182''. 183». getAn : undertAn 185". 200". entweich; weich 193". dinge : gediuge 220*^. Heinrichs Krone gewizzen : wizzen 1'. 35*. 38". unwirde : ich wirde 3*'. unwirdet : wirdet 6'. 34". geboten, erboten : boten 12'". 68^ a>heim : heim 17': vater- heim 1)6359. getiuret : untiuret 22*. halsberc : berc 22**. herberge : berge 15066. 17320. halsbergen : bergen 87*. nam : vernam 29'. gefüere : widerfüere 31''. gewalt : walt 45'". 74*. ungaz : vergaz 70*. bergen (Dativ PI.) : sich bergen 79". hochvart : zuovart 79'. hafl (Subst.) : manhaft 12693. lieh (Subst.) : gelich 14380. 1G526. widerfuor : fuor 19333. niissefuor : erfuor 29421. Konrad von Heiniesfurt zweifboten : geboten 67. entboten : boten 407. her- berge : berge 149. gehiez : hiez 443. gelich : lieh 513. bestaten : gestaten 649. * Urstende 111, 69 winkelsehen : sehen ♦ [s. S. 529 = oben S. 134]. Der von Singenberg vinde : enpfinde MS. 1, 155". Gottfried von Neifen walt : gewalt 8, 23. 38,26. bant : gebant 9, 2. los : fröidelös 9, 10. langet : belanget 14, 27. verber: ber 38, 36. gewer : wer 39, 2. ervar : var 39, 7. In einem an- deren Liede (34, 26) folgen immer fünf rührende Reime auf einander, und die Schlusszeilen der vier Strophen sind eben- falls unter sich mit rührenden Reimen gebunden. (1) erwinden: winden (canibus): winden (ventis):ze Winden: überwinden, want (2) seldeba're : gebaere (Subst.) : offenbaere : fröidebajre : verbwre: gebaere (Verb.), guot (Subst.). (3) erlouben : louben (Subst): louben (Verb.):gelouben (Verb.):gelouben (Subst.) : Bottenlouben. steinwant. (4) bescheiden (Infin.) : gescheiden (Partie.) : scheiden (Infin.) : bescheiden (Adject.) : verscheiden : wir scheiden, guot (Adject.). Mai schaft : ritterschaft 4, 15. verlos : lös 134, 23. herrenlos 491,6. zehant : haut 1 66, 29. 2 1 2, 33. 234, 1 3. gew.-ere : wiere 170, 15. vart : hochvart 209, 4. gehörsam : lobesam 212, 7. Lichtenstein sinnelös : verlos 70, 21. 361, 25. 365, 23: lös 361, 25. *4S ze hant : hant 83, 23. 99, 21. 263, 31. 488, 11. gestaten : unstiiten ■» 169, 6. üf gehaben : haben 187, 17. gebatzbat (balneum) 228, 29. danc:gedauc .360, 11. weit : erweit 3*63, 17. 364, 1. 9. werden (Verb.) : unwerden 645, 1. Auffallend selten bei Rudolf von Ems. Ich habe nur anzuführen aus dem Wilhelm Orlens sige- lös : verlos 1297. enden : verenden 4554. Strickers Karl verlos: 156 ^UR GESCHICHTE DES REIMS. sigelös 7P. 80'': los 12P: saeldelos 122''. wenden : erwenden 104\ wert : ge wert 13 P. in (Pronom.) : in (Partikel) 11 3^ gejagt: ver- jagt 72'' ist zu bessern in gejagt: verzagt; vgl. Roland 199, 12. Amis herzogen : gezogen 893. waere : alwasre 943. Daniel jungelingen: gelingen Bl. 26. sitzen : entsitzen 33. boten : verboten 134. 235. enpfangen : ane gepfangen 185. belibe:libe 205. Bei Fleck sehr häufig; das Verzeichnis bei Sommer S. 265. 266 ist nicht ganz voll- ständig, erwenden : missewenden 907. ich wise : der unwise 931. wis : gewis 1031. lange : belange 1129. ende : verende 1217. ver- los : sigelös 1633: helfelos 5093. 5339: trostelös 5983: endelös 7267. verwizen : itewizen 2191. wiz : itewiz 6899. bereit : reit 3261. gemüete : heimüete 3355. füere : gefüere 3395. verrihte: enrihte 3399. bime wege : after wege 3493. ich meine : gemeine 3639. eilenden: vollenden 2721. wint:erwint 3773. missewende: wende 4191. bebluot : bluot 4451. nasme : genaeme 4527. 7507. Verlust : gelust 4693. scheide : bescheide 4953. danc : gedanc 4775. 5191. danken : gedanken 5877. ze muote : muote (Verb.) 5453. dinge8:gedinges 5239. tegedinc:dinc 5465. leit:iif geleit 5555. vermaeren : maeren 5641. wisse : gewisse 5921. gewar:war 6129. wart : bewart 6139. herzogen : gezogen 6539. missetän : getan 6807. entweich : weich 7207. geviel : enpfiel 7227. erboten: boten 7649. Bei Reinbot dagegen nur enphähen : umbevähen 1702. Herzog Ernst zehant : hant 479. ritterschaft : geschaft (Verb.) 4405. Rudolf von Rotenburg geschaft (Subst.) : meister- schaftMSHag. 1, 85^ Winli ent stän : stän MS. 1, 22^ Rein- mar von Brennenberg agetstein : isenstein MSHag. 3, 329''. Tür- heims Tristan ungemache : mache 557, 37. ungehabe : habe. Wil- helm überwinde : underwinde. höchvart : vart. entwarf : warf, enbirt : gebirt. einander: ander, behangen :umbehangen. unrehte: rehte. ungemaches : du maches. ich mache : mit gemache. Tür- leins Wilhelm ritterschaft : schaffc 32''. Passional geschaft : meister- schaft 1, 57. underscheit:menscheit 18, 11. vurwart: wart 16, 16. 649 anderweide : weide 20, 25. österpflägen : pflägen 21, 48. maneger 29 leie:leie 80, 33. vergezzen : ungezzen 95, 57. vuor:ervuor 116, 34. unbehende : hende 132, 86. haben : überhaben 170, 51. vur war: gewär 172, 13. zehant : hant 184, 70. * 151, 51 Köpke. * owe: we 214, 93. wirt ( Verb.) : hellewirt 237, 92. entweich : weich ZUR GESCHICHTE DEH RKIM8. 157 220,60. geleit:leit301,59. haben: erhaben 359, 39. wirt(Sub8t.): entwirt 366, 62. halden : enthalden 373, 77. itewizen : verwizen 373,85. • durchschrapf'en : schrapfen (Subst.) 172,9 Köpke. • Marienlegeuden engelden: vergolden 107,49. Gute Frau müedinc: dinc 1879. tuome : heiltuome 2405. Heinrichs von Meisen Unser- vater samenunge : ordenunge 1283. Bei Konrad von Wflrzburg, zumal wenn man den grossen Umfang seiner Gedichte bedenkt, sehr selten, im Silvester gewant : want (Prät.) 1962. dannoch : noch 3485, zuht : unzuht 4701, und im Engelhart . hein (heim): dehein 1541. waeren : bewaeren 6059. Heinrich von Freiberg haut : zehant Trist. 4719. leit (Subst.) ; überleit 6123. gebernde : enbernde 6417. In der Strophe eines Ungenannten vers winde: swinde. erwinde : ich winde MSHag. 3, 468''. Jung. Titurel ander reinander 2344. herbergen : bergen 2383. ervarnde : vamde 2636. hende: behende 5668. wunden : erwunden 5950. Bei dem grossen Umfang dieses Gedichts äusserst wenige Beispiele, wie sich auch (S. 534 [== S. 140]) von den nicht in Zusammensetzung stehenden rührenden Reim nur zwei fanden. Es ist schon oben S. 530 [= S. 136] bemerkt, wie durch Verderbnis des Textes in der Heidelberger Handschrift die unstatthafte Berührung sich eingedrängt habe, hier muss ich hinzufügen, dass auch für un- seren Fall eine ähnliche Erscheinung eintrete. Es zeigt sich nämlich eine Anzahl zwar unerlaubter rührender Reime, die aber absichtlich in den Text dieser Handschrift eingeschwärzt sind, da sie manchmal mit weiteren Veränderungen in Zusam- menhang stehen. Der Urheber derselben hat dem Gedicht eine Zierde beilegen wollen, an welcher der Dichter selbst kein Wohl- gefallen gehabt hatte. Der alte Druck ist frei von diesen Ver- fälschungen, und ich will hier seine offenbar besseren Lesarten angeben, die den rührenden Reim immer aufheben, sinnec- liehe statt sinneriche 537. wilden und unbilden statt wilden und un wilden 703, 2. bendec statt wendec 762. minnecliche statt zühticriche 1049. unverwendet statt unverendet 1122. mit dienste sunder wanken statt mit worten mit gedanken 4206. undervachet statt undermachet 4818. sumersunne oder (nach der Hauöverschen Handschrift), was den V^orzug verdient, oster- sunne statt osterwunne 5406. freude wernde statt freude bernde 158 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. 5412. zouberschefte statt zouberkrefte 5665. gewidert statt ge- vidert 5719. verzagte statt versagte 5797. klagende statt tragende 550 5882. stürme, wetter herte statt gröz michel ungeverte 5557. 30 "Wigamur mänot: not 1216. ritterschaft:sperschaft 4977. Renner leit : verleit 152. bergen (Subst.) : verbergen 583. manger leie : leie 841. laden : geladen 946. verboten: boten (Subst.) 1070. wirt (Verb.):hellewirt 3209. 5091. 12805. himelrich : künecrich 3495: ertrich 7636. 8303. 16370. 17678. 18438. 18884. 19849. 21150: genäden rieh 8102. künecrich : rieh 16086. ertriche : himelriche 4917. zigen (Subst.) : gezigen 4195. gazzet : vergazzet 5461. hant:zehant 6313. tat imissetät 6357. walt:gewalt 6859. werde: unwerde 7470. huote : isnehuote 7496. schiuhelinc : griuwelinc 8096. zerinne : entrinne 8110. sibenvalt:einvalt 8677. libe:belibe 11918. gehoere : hoere 13418. kumberjär : hungerjär 13548. für war : war 13710. drier leie : leie 14042. maneger lei : leie 16040. 16248.23318. witze : wanwitze 14894. setzen : entsetzen 16600. lieh : ungelich 17142. verborgen : borgen 17180. stuollachen: lachen (ridere) 17346. beliben:liben 17744. under wegen : wegen (Verb.) 19046. ungeschriben : geschriben 19190. bilde : unbilde 19633. gewunnen : wunnen 19979. sinnec : unsinnec 20043. ver- gilt: engilt 20377. deckelachen: lachen (Subst.) 21223. Boner torwart : banwart 15, 41. diupstäl : stal 22, 31. zergieng : gieng 43, 31. ze haut 34, 27. 60, 27. 86, 21. 89, 35. 91, 13. 65: über haut 56, 51. entwirt : wirt (Subst.) 63, 57. gedanc : danc 85, 9. geben : vergeben 89, 12. gevalt : manecvalt 96, 49. * er (der Bär) ebnet zw seim (des Menschen, der sich todt stellt) munde ob er noch athem funde do er keines empfunde lies er in an der stet, Meisterlieder cod. Arnim (Ms. germ. 23) No. 36. * [Zettel.] Fremde Wörter und Eigennamen stelle ich zusammen, bi- sande : sande Eracl. 751. tier :tehtier Eracl. 473: forehtier Parz. 592, 9. Wolframs Wilh. 379, 25. Lanz. 731. Marroc : roc Lanz. 4427. Diomedes:des Herbort 7463. 8939. 8967. 9009. 9410. 9913. PäHmedes:Diomedes das. 11755. Kastor : Nestor das. 281. 1439. Esionam : nam das. 1945. rieh : Friderich Welsch. Gast 180*. Lichtenstein 468,1. Neidhart 28, 2 Ben. Bruder WernherMSHag. 3, W: Heinrich Lichtenstein 8, 17. 78, 1. 191, 5. 469, 19. 527, 9. Türleins Wilhelm 92^: Ysterich Lichtenst. 106, 13: Oesterich 350, 15 das.: Uolrich 199, 9 das.: Dieterich das. 490, 20. Lohen- ZUR OEKCHICIITB DEH REIM«. 159 grin S. 109. Dietench : hiitiplrich MS. 2, 64^ riebe : OestcrHche Welsch. Gast 194". desrOrcades Heinrichs Krone 21777. Igem: gern das. 22331. kleinot : not 26198. 28606. tjostiure : tiiire das. 27992. man : Hcrinan Liühtonst. 193,3. Genelüne:lüne Strickers Karl 77\ nam : Helenum Fleck 1609. Rennewart : wart. Renne- warten: warten Türhcims Wilhelm. TantHsel : risel Heinrichs von Freiberg Tristan 3401. 4327. 4555. Ludewic : Brünswic MS. 2, wi 85\ liabilou : Ion Lohengrin S. 115. Anchardassin : sin S. 121. ^^ d6:cred6 Passional 115, 85. HörAdes : des das. 46,3. 156,83. 167, 79. 350, 95. Hßrodiades : des das. 350, 85. trüt : Gdrdrüt Gute Frau 3041. Albarose : liljenrose Jfiug. Titurel 5295. Cana- dicke : dicke Wigamur 4747. Hugewit/c : witze Renner 6359. Wir haben oben (S. 524 [= S. 129]) gesehen, dass bei An- häufung der Reime dazwischen- oder danebengestellte nicht rührende Reime die Berührung aufheben : ebenso scheinen auch unerlaubte zulässig, wenn sie mit erlaubten gemischt sind, eine Strophe des Meisners (Amgb. S. 43) gewährt Beispiele, rat (rota): rät (Verb.) : rat (rota) : Kuonrät : unrät : rät (Subst.) : rät (Verb.) : rät (Subst.). stapte : unstiete : statte. In diesem ausgedehnten und bei einzelnen wiederum sehr beschränkten Gebrauch zeigt sich der rührende Reim während des dreizehnten Jahrhunderts: gehen wir seiner ersten Erschei- nimg nach, so begegnen wir ihm schon im Althochdeutschen, ütfried bedient sich seiner mit voller Freiheit und zeigt uns die Bedingungen, unter welchen er angewendet ist, am deutlichsten. Ich ordne die Beispiele aus ihm mit ziemlicher Vollständigkeit, wie ich hoffe, den bisher angewendeten Unterscheidungen ge- mäss. Gleicher Laut und gleiche Bedeutung erscheint nicht selten bei dem Hilfsverbum sin und dem Pronomen. Von jenem wird nur so ist, was und st (sit) gebraucht, worolt ist : druhtin ist I 3, 42. gidän ist : iz ist II 1, 41. unser ist : in worolt ist II 4, ()7. ther hinana ist: thanana er ist II 13, 19. kind ist : liebesten ist II 13, 33. kreftiger ist: in worolti ist III 2, 18. unredina ist: wanan er ist III 16, 56. bilemit was : geloubig ni was I 4, 76. sosiz was : queman was I 16, 17. untar iu si : er suntiloser si III 17, 39. biliban si : thar er si 111 23, 55. gewis si : uppigaz sl V 1, 18. 30 usw. 24, 26. abwertaz si : war iz st V 23, 41. Per- sönliches ungeschlechtiges Pronomen, tbna thir : mit thir II 4, 57. 160 ZUR GESCHICHTE DES REIMSI untar thir : widar thir 111 7, 83. weiz thih : hiluh thih V 8, 37. hilu thih : gurtit anderer thih V 15, 42. untar iu : sagen ih iz iu III 13, 39. zimit iu : untar iu IV 11, 49. untar iu : fora iu IV 13, 8. zi iu : untar iu IV 23, 19: forahtet ir iu V 4, 37. Per- sönliches geschlechtiges Pronomen, gimuatfagota er in : was thar mit in II 44, 113. zi in : untar in III 16, 51. V 12, 14: ingegin in IV 20, 9. fon in : untar in III 25, 39. gizalta iz allaz in : mit in V 11, 46. untar in : mit in IV 18, 12. V 10, 27. bran in in: 552 mit in V 10, 29. Pronom. demonst. , nirwelit thaz : bi thaz II ^2 1 2, 58. wizist thü thaz : gisceinta siu thaz III 11, 15. thaz : umbi thaz III 14, 102. wizit ir thaz : er ni deta thaz III 16, 25: ubar thaz III 20, 17. wizist thaz : ubar thaz III 12, 28. 35. 20, 17. V 23, 112. sagen ich iu thaz : umbi thaz III 14, 99. wirdit innan thes:brest imo thes V 23, 139. bi thiu : thiu II 14, 90. after thiu : bi thiu III 13, 43. fora thiu : bi thiu IV 1, 12. zi thiu : bi thiu II 21, 11: after thiu III 1, 24: in thiu IV 13, 10. Possessives und persönliches Pronomen, drühtin min : irgazi thü min IV 33, 17. Possessives, lera rainu : nist si minu III 16, 13. in war min: thaz wesan min III 11, 62. Von Partikeln habe ich nur ein Beispiel zaltun wir io : sähen wir nan er io I 17, 15. Gleichlaut mit Verschiedenheit der Bedeutung duam : duan (facere) I 1, 44. III 20, 179. wunni (Subst.) : wunni (Verbum) II 6: 39. nim es gouma : goumä III 7, 42. wisu (Adject.) : wisu (Subst.) III 17, 24, libe (Subst.) :libe (Verbum) III 19, 37. gelicho (Adverb.) : gelicho (Subst.) III 20, 36. V 25, 56. eino (unus) : eino (solus) V 7, 15. ubar al : al II 1, 36. mäht : thü mäht III 20, 44. duat : wola duat Hartmann 78. sin: sin (Pronomen und Verbum) I 27, 57. II 6, 46. III 14, 38. 19, 2. IV 36, 24. V 11, 30. min (Pronomen possessiv.): min (persönliches Pronomen) IV 33, 17. in : in (Pronomen und Partikel) III 23, 28. IV 9, 9. 16, 10. 23, 30. 34, 6. 35, 5. Da bei Otfried völliger Gleichlaut der Vocale und Consonanten nicht nothwendig ist, so will ich noch anführen wäri:wiari III 4, 3. märon : meron III 7, 86. garnö : gerne I 5, 12. selidon : säli- don I 7, 24. ungimezen : gimazen V 10, 24. rehte : rihte I 10, 26. 26, 14. rehte : irrehte III 7, 68. er : er I 27, 55. werke : wirke II 12, 10. III 1, 10. wison : weisen I 18, 24. IV 15, 47. übe : liabe, liebe III 14, 8. IV 37, 14. V 20, 45. 23, 55. 188. gewisso : wasso UI 13, 20. githunkit : githenkit III 13, 36. gibirgi : giburgi III ZUR GKHCIUCIITE DK« KKIMK. ]ßl 8,3. 8tulli:8tilli III H, 48. wirdi.wurdi IV 19,45. theDko.tbuuke IV 19, 68. terren : thurren IV 26, 52. garno : gerne IV 29, 33. hantoii : hunton III 10, 34. munnon : ininnAn III 12, 2. IV 6, 55. 11, 52. V 12, 65. 71. 78. 15, 6. 23, 74. kunsti : konsti III 16, 7. ubili : ubiri V 23, 75. sure : sere IV 34, 11). uuzzin : iiozzin V 13, 10. löto : liutA IV 24, 13. 26, 6. Iftti : liu« IV 33, 32. leibta: liubta V 11,43. wortp : wirte II 10, 13. Glcichlaut, wenn eins von beiden Kcimwörtern in Zusannnensctzung steht, wobei sich Vorschiedeuheit der Bedeutung alnbald ergibt, thegankind : kind I 14,21. houbit: inannahoubit II 6,52. richi : himelriehi I 28, 12. II 12, 61. 16, 31. 21, 25). IV 4, 50. V 18, 11. 23, 70. 86: kuning- 54« richi IV 7, 79: woroltiichi V 19, 59. rlche8:hiniilriche8 Salom. 37. ^ III 26, 22. unibiring : ring V 1, 32. schuidheizo : hcizo III 3, 5. IV 34, 15. fazzön:Iiohtfazzon VI 16, 15. alalichi:lichi IV 29, 45. guallichi : lichi V 12, 45. sumiliche: liehe V 25, 71. gilicban: niitjäilichan 111 5, 14. zi wnru : alawiiru Hartm. 60. alawäri:wäri 1 22, 12. II 4, 15. 9, 75. 111 2, 28. V 7, 46. 9, 12. uoti : ebonoti I 23, 24. einoti : noti II 3, 59. 4, 30. Am häufigsten erscheint Zusammensetzung mit Partikeln, worin beide Reimwörter stehen können, iileibö:I('ibo 111 6, 55. nuzzi:annuzzi IV 33, 5. giheizan: heizan II 14, 75. 111 12, 31. wirdit : firwirdit II 17, 7. bihiazi: hiazi IV 20, 17. läzet : biläzet II 21 , 41. giswichi : biswichi III 15,44. biswiches : giswiches III 13, 17. giswichit : biswichit V 23, 156. bigO : gige V 23, 363. gab : firgab V 12, 60. firliazi : bi- lia/.i II 6, 33: giliazi V 33, 18. wurti : firwurti I 17, 7. wurtin: firwurtin III 6, 47. firwerde : werde III 8, 32. firbarun : bärun IV 6, 6. firburgi:burgi IV 6, 22. wizzi:firiwizzi III 20, 41. 126. V^ 18, 4: itwizi IV^ .30,21. duancgiduan IV 6, 29. wardigiward III 6, 44. giwerde : werde III 13, 18. giligge : ligge III 23, 56. antwuiÜ : giwurti I 5, 34. 22, 38. III 20, 109. V 15, 15: wurti IV 27, 29! giwurti: wurti III 2, 30. 4, 20. 11, 62. 15,68. IV 15, 58. 29, 16. V 22, 16. wizi : itwizi IV 31, 2. ungerno : gerno I 17, 32. unimahti : mahti III 23, 21. urheize : biheize IV 23, 28. minu: uniiinnu I 4, 40. giang : zigiang III 8, 15. wiht:niawiht I 25, 27. V 19, 57. niwiht : niawiht II 5, 12. III 13, 35. tharawert : gegin- wort V 7, 58. sun : herasun l 19, 21. 22, 41. II 3, 26. 4, 29. 6, 48. 7, 11: heimortsuu II 4, 73: tharasun II 6, 6 usw. thara- w. i;KIMM, KL. BCIIRirrBN. IV. 11 {Q2 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. sun : herasun V 23, 46: wisun V 18, 6. Auch gifnah : nah V 5, 10 mag hier stehen. (a) Wenige Zusammensetzungen mit -lih, häufige mit licho, gilih : gilumflih I 25, 25: sumilih III 3. 17. iagilih : samalih V 25, 65. gilicho : guallicho 113, 24: driulicho I 16, 10: frawalicho I 17, 56. II 9, 14. 13, 14. 16, 32: baldlicho I 27, 40 : gomilicho I 27, 47 : lugilicho II 4, 62 : blidlicho II 4, 64. giwaralicho I 17, 46. III 16, 22. drugilicho II 6, 13: geistlicho II 10, 16. 14, 70: kraftlicho I 23, 34. II 11, 10. IV 7,42. V 4, 23: garalicho II 21, 26: follicho II 23, 6. III 22, 18: wenaglicho III 10, 14: jämarlicho III 24, 8. theganlicho III 26, 40: suazlicho IV 1, 18: kuninglicho IV 22, 28: liublicho IV 29, 35. 37, 18: 554 forahtlicho I 15, 24. II 4, 96. V 20, 12. 20. baldlicho : thegan- ^* licho IV 13, 21. herlicho : guallicho IV 19, 55. iagilicho : geist- licho V 23, 203. Nicht -heit : -heit, nur heit : zagaheit IV 7, 76. -tuom nur in suäsduam:duan II 7, 20: giduan V 10, 7. wisduam: duan I 1, 50. IV 1, 50. 19, 2. Mit Verschiedenheit der Vocale gifartin : f'uartin IV 35, 25. githigano : theganö II 9, 12. giwisso: wasso III 13, 20. giwissi:wessi IV 18, 30. elilente:lante V 9, 17. liobo:giloubo III 23, 8. IV 13, 28. liubi:giloubi V 20,44. liuben: gilouben III 26, 12. leibta:liubta V 11, 43. libe:geliabe V 20, 39. widarwerto : worto II 4, 93. 104. worte : antwurte II 14, 74: ewarte IV 19, 15. worton : widarwerton 123, 20. III 16, 26: ewarton I 17, 35. III 24, 108. IV 3, 9. 8, 13. 19, 15. 27, 27. 30, 19. 36, 2. 37, 26. geginwerti : wurti II 10, 8. geginwerti : giwurti V 24, 21. giwelti : wolti IV 17, 16. wollet irwellet IV 22, 11. irwellent : woUent V 23, 32. ubarlüt : liut III 6, 31. suntilosan : firliasan IV 26, 22. d6ti:gidäti V 7, 41. lantliutö : lüto IV 26, 5. Auch durch Ableitungen und Flexionsendigungen kann der rührende Reim gebildet werden, rehtaz:thaz II 12, 56. thaz:fliazantaz II 14, 30. scinantaz II 17, 11. thaz : blidaz IV 33, 6. furdir : thir III 13, 13. thes : mithontes II 24, 12: heimortes III 14, 47. thes :'nahtes III 23, 31: sindes III 24, 104: todes IV 30, 16: muates V 20, 83. fartes : mithontes V 13, 36. heilant : lant 113. 23, 32. III 4, 2. 24, 1. IV 1, 13. 4, 64. laute : heilante V 9, 23. henti : rouhenti 14, 20: wihenti I 4, 74. thanne : widarstantanne III 26, 50. got: bimunigöt IV 19, 47: bredigot V 16, 28. not : firdamnot II 5, 24. III 13, 34. V 2, 16. 16, 34: gieinot III 15, 2. IV 1, 2: zeinöt. WR GEHCIIICMTR DKH RKIMS. |g3 IV 23, 23; bizeinAt IV 5, 20: redinöt IV 6, 46: biredinAt V 19, 17: pfnöt IV 7, 77 : weinAt IV 26, 32: biseganöt V 3, 15: gisamanÄt V 11, 2. bibinota:nAtta IV 34, 1. nött:thionöti I 13, 12. V 20, 90: regonöti II 1, 18. ebonftti III 5, 13: steinAti III 17, 31: spentAti III 14, 12. gisamanöti III 10, 26. 26, 47. nAtin : warnAtin IV 14, 7: steinAtin III 22, 34. wisun : sun II 9, 34. 87. 97. 12, 68. gewissi: 8f III 19, 6. IV 20, 19. 22, 7. 26, 37. V 6, 11. 23, 37. wtsi : st I 3, 15. III 20, 51. IV 22, 7. 28, 21. V 6, 11. 15, 13. lindo:thA IV 23, 39. 8ü:giwi88o III 5, 15. 6, 13. 10, 35. 18,- 47. 24, 23. IV 19, 33. 29, 2. V 9, 31. egi8o:8A V 4, 22, 39. drägon: stetigen V 17, 31. thingon : mennisgon III 20, 22. V 19, 19. 41 usw. sa- manungu : manungu III 15, 10. mammunti : munti V 23, 29. 59. 131. 173. 185 usw. Ein rührender Keim mit gleicher Bedeutung, 656 so wer so ouh muas eigi, gebe themo ni eigi I 24, 7, fällt weg, ^ sobald man richtig neigi ausspricht, wie auch eine Handschrift schreibt: ebenso kommt vor nist : ist II 4, 47. 13, 23. 54. III 6, 52. 20, 137. zin:in I 17, 43. II 7, 16. III 10, 23. IV 24, 34. ziu:iu IV 10, 13. 15, 51. 22, 12. Das kurze Ludwigslied ge- währt skluog her : stah her 109, 1. hio was : thurft was HO, 5. Der Leich*) auf den heiligen Georg aus dem neunten Jahr- hundert wereltriche : himilriche 5. In den wenigen Gedichten, die aus dem elften Jährhundert auf uns gekommen sind, sehen wir Otfrieds Regel festgehalten. Die Schöpfung (Diemer 93 — 103) lässt nur das Pronomen zu, an demo sehstin dagi worhter in (den Menschen): disiu werilt al irwart durch in 95, 11. sinis undankis dienot er: gotis holdin, mit vorhtin machit er 100, 1. Sodann geisti h^ri joch vil edili : woli gizam den edilin (substantivisch) 94, 8. in scalkis wis : in sunis wis 99, 5. zuovirsicht : anisicht 99, 3. (a) mis- lich:gelich 99, 21. (b) doticheit (1. dotheit) : gotheit 96, 21. An- zumerken ist mennischeit : gotheit 97, 10. Das ältere Anegenge (die vier Evangelien bei Diemer 319 — 330) ich lobe dich : gib ich an dich 320, 21. sin : sin (Verb, und Pronom.) 329, 25. ge- sin (Verstand) : wir sin 320, 19. (a) wunterlich : gelich 323, 16. In der Weltbeschreibung (Merigarto) findet sich noch folgende *) [Änderung W. Grimms für: Das Lied.] 11» 164 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. Stelle »döne mäht ih heime vuese, dö skouf in ellente min vuese« 5, 3; das wäre der erste unzulässige Reim. Aber ich halte den Text für verderbt und lese done mäht ich heime haben muoze, dö skuof ih in eilende mine fuoze. Lob Salomons (Diemer 107—113) (a) gilichin (Verbum):richlichin 113, 17. (b) cristen- heit : wisheit 107, 7: wärheit 113, 23. (d) richtuom : wistuom 108,2. (e) ginözschaf : herschaf 112, 9. Ungenau diso : laudis 113, 26. Auch bei den Gedichten aus dem zwölften Jahrhundert halte ich eine Absonderung der verschiedenen Arten des rühren- den Reims, wie ich sie bei dem dreizehnten Jahrhundert durch- geführt habe, nicht für vortheilhaft, da ihre Anzahl geringer ist: man wird lieber übersehen, was jedes einzelne enthält. Die Bücher Moses (Fundgruben 2) gewähren öfter Hilfsverbum und Pronomen, von jenem, fast wie Otfried , nur ist, was, si, sin, also iz ist: der da ist 92, 20. ungewizzen was : ungenesen was 87, 42. dir wole si : mir hie si 58, 21. daz war si : da heime si 63, 15. gewis sin : herre sin 53, 24. gelouben dir : erscinen dir 93, 35. zuo mir neige dich: ich begrife dich 28, 29. (giengen) nach ime : ir rede pevulhen si ime 68 , 3. sine bruoder forhten in : si engulten wider in 82, 39. trütchint min: den raunt min 38, 42. Zu 556 diesen tritt, und hier zum ersten Mal, der Reim mit derselben Par- ^^ tikel, furhtet iu nicht : missedunch iu nicht 69, 37. Sodann ze wäre: wäre (Verb.) 47, 37. Worten (Partie.) : Worten (Dat. PI.) 57, 27. riche (Subst.) : riebe (Adject.) 73, 38. stat : stät '9 1 , 9. wunne: wunne 36, 5 ist in wunne : kunne zu bessern, was schon Wacker- nagel (Lesebuch 173, 7) gethan hat. Da hier ungenaue Reime vor- herrschen, so will ich noch anführen trinehen : trunchen 38, 40. der : dir 39, 29. ziehen : zihen 46, 15. herte: harte 100, 26. ant- wurte : Worten 93,16. 96,30. 99,3. Egiptum : richtuom 72, 3. Mit Zusammensetzungen engele : höchengele 11, 5. heim : öheim 43,45. 46, 32. fercholen : cholen 69, 6. gewäre : wäre (Verb.) 90,41. freissam : gehörsam 13, 17. uberwant : unterwant 49,6. (a) Zusammensetzungen mit -lieh öfter, mit -liehe und mit -liehen selten, gelich : minneclich 10, 5: forhtlich 13, 21: egelich 26, 20: erlieh 73, 11: wunderlich 86, 23. 88, 4. erlieh : zierlich 19, 3: tugentlich 55, 30. mannegelieh : untötlieh 23, 10. iegelich : same- ZUR OESCHICIITE DE8 RKIMS. 165 lieh 33, 34. zuhtlich : umpillich 56, 27. grAzIich : ^rlich 83, 86. miäsolioh : ungewArlich 93, 30. minnichliche : ämerliche 48, 32. geliche : sameliche 00, 27. wfslichen : tumplichen 37, 29. frido- lichen : widuthen ()2, 48. vrolichcn : miniiochlichen 80,35, aber keine ZusainnieiiHet/uiig mit -tuom und -heit. Ich merke noch an Spottes : des 29, 13. do: rehto 39, 41 : wortA 45, 45. gedien6t: nftt 56, 45. dienoten : noten KM), 21. In der ganz abweichenden Bearbeitung der Vorauer Ilandschrifl von den Büchern Moses findet sich Ililfkverbum, Pronomen und Partikel, dar inne was: geordinet was 12, 23. gelegen was : geheimen was 25, 14. ge- boren wart : erslagen wart 10,28. dich : dich 24, 5. stiez in üz: warf in ftz 0, 27. dö er under wegen chom, der engel im en- gegene chom 37, 8, wo der Unterschied der Bedeutung in under wegen und ingene liegt. Sodann sin : sin (Pronomen und Verbum) 14, 18. 26, 75. 23. frowe Sare : säre 19, 23. Mit Zusammen- setzungen, heimwart : cwart 16,7. ze wäre : wfire (Verb.) 16,9. 52, 14. 65, 3. minnelichen : liehen 25, 3. oheim : heim 25, 6. nerigen : irnerigen 38,26. ubermuot : muot 39,17. man : nicman 51,8. not : bezeichenot 39,21. 43,24: virdamnot 39,4. genöte: dienote 25, 12. 26, 0: gesegenote 28, 11. wesenuuge : offemmge 82, 12. (a) -lieh öfter, zwei Mal -liehe, gelich : erlich 7, 4. 82, 5: vreislich 12, 28: wunderlich 69, 12: sunderlich 79, 15. anelich : unsuntlieh 88, 23 und suraeliche : ungeliche 6S, 10. ge- walticlichen (gewalticliehe?) : wisliche 8, 16. (b) tracheit : ver- wizecheit 7, 24. Drei Gedichte, überschrieben Vom Recht, Die Hochzeit, Der verlorne Sohn (in Karajans Denkmalern), die 657 wahrscheinlich von demselben Verfasser herrühren, wol gezogen ''' sin : viel unbetrogen sin 13,2. beslöz er : liez er 43,2. Femer vor trage : nach trage 15, 0. winnet (ejulat) : gewinnet 21, '20. ewarte : warte 27, 12. riebe : himelriche 29, 12. (a) iegelich: erlich 29, 5 und, nach wahrscheinlicher Ergänzung, wunderlich: gelich 47, 17. Leben Jesu (Vorauer Handschrift bei Diemer 22;)— 279, in den Fundgruben I, S. 1.30—193 nach einer Hand- schrift des zwölften Jahrhunderts, die aber vollständiger ist, in- dem das Leben des Evangelisten Johannes 130 — 141 voran- steht) gewährt auffallend viel Beispiele von dem Reim mit dem Hilfsverbum, dem persönlichen Pronomen und einigen Partikeln, 166 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. vom Hilfsverbum sin nur ist, was, sint, seltsaene ist : geheizen ist Fundgr. 137, 45. war ist: der iz ist Diemer 248, 26. F. 164, 13. diu werlt ist : gegeben ist D. 253, 16. min pluot ist : ge- geben ist D. 253, 21. F. 168, 19. sin herre ist : gesendet ist D. 254, 22. F. 160, 33. ergangen ist : versaget ist D. 266, 14. F. 181, 21. verholn was : umbegurtet was D. 258, 19. F. 173, 25. saelig sint : gewirsert sint F. 137, 45. geborn wart : gesehen wart D. 233, 25. F. 144, 11. mir : mir D. 254, 9. F. 169 und (wo D. eine Lücke hat) 149, 23. dir : dir D. 252, 7. F. 131, 21. iu : iu D. 255, 1. F. 169, 43. D. 269, 27. F. 184, 35. D. 270, 16. F. 185, 16. was da : wonete si da D. 231, 21. er sluoc si üz : tragen üz D. 251, 2. sluoc iz allez dar üz : tragen üz F. 166, 18. ruore mich niht : ich ne kome niht D. 267, 20. F. 182, 29. zwifeloten si niht : was da niht D. 269, 2. F. 183, 45. Der gewöhnliche rührende Reim fehlt nicht, wäre (Verb ) : ze wäre D. 247, 24. 268J 27. F. 163, 7. ze wäre : wären F. 170, 1. die herren : un- sereme herren (Christus) D. 272, 20. F. 187, 7. riche (Adject.): riche (Subst.) D. 252, 18. sin (Verb.): sin (Pronom.) F. 131, 21. üf gie : gie D. 267, 5. F. 182, 5. danne gie : wider gie D. 267, 25. F. 182, 37. sagen : wissagen D. 229, 2. F. 140, 13. ze wäre: miteware D. 277, 1. F. 191, 19: wsere (Verb.) F. 168, 5. ge- betten : gebeten D. 235, 12. heilant : lant D. 234, 4. 245, 14. 275, 26. ein plint man: ein guotman D. 248, 17. hirät : rät F. 141, 8. Jesus:alsus D. 242, 14. 256, 18. F. 171, 27. ir minnet: ich hän geminnet D. 254, 15. F. 169, 23. gedinge : dingen D. 278, 3. F. 192, 11. chindes : des D. 238, 24. todes : des 259, 10. ver- end6t:t6t D. 262, 19. F. 177, 31. Als unvollkommener Reim minne : manne D. 254, 17. F. 169, 25. (a) grozlich : wunneclich D. 250, 16. F. 165, 39. erlich : gelich D. herlich : geiich F. 145, 558 27. gotlich : wislich F. 149, 19. trürlichen : kintlichen D. 154, 6. ^^ trüreclichen : kintlichen F. 169, 9. (b) -heit in gotheit : menes- heit D. 265, 5. F. 180, 9 nur einmal wie (d) -tuom in wistuom: hertuom D. 264, 25. F. 179, 89. Unerlaubt wäre über vierzec tage : vor sinen marterlichen tage D. 249, wenn man nicht vierzec tage als einen besonderen ei^geren Begriff will gelten lassen: aber ich bin überzeugt, dass diese zwei Zeilen einen un- echten Zusatz enthalten, wie sie auch in F. nach 165, 4 fehlen. ZVH GEHCIIICIITE DRH RKIMH. }ß^ Auf das Leben Jesu folgen in beiden Ilandsühriilen (I)ienier S. 280, Fundgr. S. 193) unmittelbar hinter einander noch zwei Gedichte, der Autichrist und das Jüngste Gericht, als enthielten sie eine Fortsetzung: in F. sind sie äusserlich gar nicht ge- trennt, bei D. nur durch einen grösseren Anfangsbuchstaben; auch hat man bisher in diesen dreien nur ein Ganzes gesehen. Die Vcrgleiciuing der rührenden Reime lehrt aber, dass das Leben Jesu einem anderen muss beigelegt werden. Diese Keime nämlich sind hier nicht nur sparsamer, sondern auch bloss in Zusammensetzungen angewendet, und unter diesen findet sicli -tichuit, das dort nicht, im Lob Salomons und hier zuerst vorkommt. Autichrist (d) bistuom : herzochtuom D. 280, 9. F. 194,8, wo herzentuom geschrieben ist. irrecheit : cristenheit D. 281, 14 wird auch hier nicht als rührender Keim gelten. Jüngstes Gericht (a) wunueclich : gelich D. 287, 13. F. 200, 7, (b) wjirheit : Sicherheit D. 292, 8. F. 204, 39. (e) winescapht: trütscapht D. 2U1, 9. F. 204, 1. Am Schluss des Jüngsten Ge- richts nennt sich die Dichterin Avai^sie verleugnet auch nicht ihr Geschlecht, denn wer würde sonst bei dem elften Tag (286, 1) an den Untergang des Geschmeides der Frauen ge- dacht haben? Dass sie auch den vorangehenden Antichrist ver- fasst habe, kann mau vermuthen, die Keime sind nicht dagegen, doch bei dem geringen Umfang des Autichrists zu keiner Über- zeugung gelangen. Der Herausgeber hält (S. XVL XVIL « 8. Diemer Kleine Beiträge zur älteren deutschen Sprache und Litteratur, im Anfang *) die beiden Kinder, deren Ava gedenkt, für den älteren Hartmann, von welchem wir das Credo besitzen, und für den Heinrich, der das Gedicht Von dem gemeinen Leben verfasst hat. Wenn er aber (S. XXXV) noch weiter annimmt, Ava habe das Leben Jesu wo nicht ganz, doch zum grösseren Theil gedichtet und Hartmann sei ihr Mitverfasser gewesen, so steht die Verschiedenheit der Keime entgegen. Wie ich daraus habe schliessen müssen, dass das Leben Jesu, der Antichrist und der Jüngste Tag nicht von einem und dem- selben Dichter herrühren können, so geht auch daraus hervor, dass Hartmanu, der Dichter des Credo, keinen Antheil an dem Leben Jesu gehabt habe: bei ihm kommt, wie sich nachher 168 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. 559 zeigen wird, kein Hilfsverbum und kein persönliches Pronomen '^^ vor, die dort so häufig sind, auch kein -liehen, dagegen -heit öfter, das wir dort nur ninmal und streng genommen in einem nicht rührenden Reim fanden; vgl. oben S. 543 [= S. 150]. Soll dieser Hartmann der Sohn der Ava gewesen sein, so muss es sich auf anderem Weg erweisen lassen, was vielleicht den weiteren Forschungen Diemers gelingt; von Heinrich wird gleich die Rede sein. In der älteren Judith (Diemer S. 117 — 123) zeigen sich keine rührende Reime, vielleicht weil das Gedicht nur einen so geringen Umfang hat, wohl aber in der jüngeren (S. 127 — 180), bewollen bin : gevaren bin : gewesen bin 172, 11. Ferner gelichecze liehe 142, 8. wart rewart 150, 11. stat (Subst.): stät 151, 14. entlibe : libe 172, 15. halsberge : berge 175, 12. ze wäre : woere (Conjunct.) 176, 6 führe ich an, weil beim Verbum der Umlaut fehlen konnte. Einmal (a) algeliche : gnaideclichen (wohl gna3decliche) 141, 20. Das Loblied auf Maria (Diemer S. 295 — 316) enthält keinen rührenden Reim und kann daher nicht wohl, wie der Herausgeber S. XXXV vermuthet, von dem Dichter der Litanei verfasst sein. Das Loblied auf den heiligen Geist von dem Priester Arnolt (Diemer S. 333 — 357) kennt, wie der Herausgeber S. L nachweist, die Kaiserchronik und die meisten in der Vorauer Handschrift enthaltenen Ge- dichte. Ich finde bei ihm nur krefte : halpkrefte 342, 11. Das Gedicht von dem himmlischen Jerusalem (Diemer S. 361 — 372) hat keinen rührenden Reim. Ebenso fehlt er in den Gedichten einer Frau (Diemer S. 375 — 378), und das ist der Vermuthung nicht günstig (vgl. Diemer S. XXXV), die sie der Frau Ava beilegt, denn diese gebraucht ihn. Der Physiologus (Karajans Denkmäler) bevangen sint : beswaeret sint 81, 11. in mislichen steten ist : so heitirer ougen ist 92, 13. Ferner not ; meinöt 87, 4: gewizenöt 93, 21. (a) gelich : wildelich 81, 75. geistlich: vleischlich 96, 5 und sumeliche : geistliche 102, 12. Die um- fangreiche Kaiserchronik gewährt nur weniges, des dar ist : ir- vullet ist 2969. dirre hof ist : war ist 5797. tot ist : warm ist 1^453. Ferner vur war- han : gesaget hau 2954. der heilige man : man (Ehemann) 4016. wuoteriche : riche 7699. gesunden: Sunden 7945. gebot : gebot 9495. mänot : not 12735. (a) alUr- ZVH (iKHCIlICHTK DKK HRI.MS. ]Q^ menneglich:l)illioh 1007. gelich : wunderlich 2440: r-weclieh 3450. bowegelich : tötlicl» 2442. eittlich: mennecliüh 5887. geistlich :<^wec- lieh 0(534 und lirrlujhp : vlizech'che 4753. guotliche : vorhüiche Olli, (b) wiKhfit : kristenheit 10i)3. wÄrheit : hoshcit 1770. (d) vizzetuoin : hcrtuom 12259. Mit gleicher Bcdeutuug wi»- suijen : wissagen 9630 und öre : öre 14071 ist gewiss nach den LoHurten in wissaf^en : vcrdagen, vre : m^re zu beHseru. Des 560 älteren Ilartinanns Credo zeigt kein Ililfsverbuni und keine ^ I^irtikein, nur einmal das Pronomen deuionstrativum gedenke an (lazrrAte ich dir daz 2820. Sodann frowen : frowen (Subst. und Verb.) leit (Verb.):leit (Adject.) 1581. gni\de : gnÄde (Subst. und Imperat.) 3112. Aue ende : ich ende 3701. gewerde : werde 45'). want : gewant 2070. wunne : du gewunne 2540. Übe : be- liben 1063. 1905. 2018. 3048. bewaren : wäre 2942. gaz:ver- i^az 2695. geware : beware 2f)34. verlos : erbelos 621. wollust: Verlust 2494. zwirliche (süberiiche?) : niisselichc (Verb.) 3703. gemuotsani : jreborsam 239. In unvollkommenen Reimen selben: seiden 20;")0. volcwige : entwichen 3032. Nicht selten (a) -lieh, gelich : ungosihtlich 87: wislich 279. semelich : tagelich 2782: iegelich 2822. mugelich : gelich 583: tagelich 2810. sunderlich: wunderlich 91. 337. allertagelich : alsamelich 1025. -liehe nur einmal, innieliche:minnicliche 1886, wo vielleicht -lieh zu ändern ist. (b) -heit öfter, goteheit : magetheit 729. kristenheit : ver- süineheit 2940: warheit 2968. 3633. wi8heite:goteheite 145, 197: klarheite (so ist zu lesen) goteheite 1439. Heinrichs Gedicht vom gemeinen Leben oder -von des todes gehugede, (a) un- tugentlich : gebrüchlich 827. ernstliche : froliche 561. geliehen: wisliehen 235: sumlichen 358. (b) girischeit : schalkheit 799 ist oben S. 543 [= S. 150 f.] erörtert, (d) richtuom : frituom 135. cristentuom : wistuom 383. Auch ungehorsam : lobesam 828. siechtuom : getuon 612. Statt ruofen : ruofen 689 ist ruofen : wuofeu zu lesen, rihtwre : widervehta>re 283 gehört nicht hier- her. Heinrich gebraucht also nur die Berührung verdunkelnde Zusammensetzungen, wie wir ein Gleiches im Antichrist und im Jüngsten Gericht bemerkt haben. Diese Kigenthümlichkeit hebe ich hier hervor, weil dadiirch die Vermuthung (vgl. Diemer S. XVI), djiss dieser Heinrich zugleich der Dichter der Litanei 170 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. sei, unwahrscheinlich wird. Es sind zwei Handschriften der Litanei bekannt, beide aus dem zwölften Jahrhundert: die Strassburger, abgedruckt in Massmanns Gedichten des zwölften Jahrhunderts S. 43—63, ist etwa um fünfhundert Zeilen voll- ständiger, als die Grätzer, die Hoffmann in den Fundgruben 2, S. 216 — 238 bekannt gemacht hat. Die Sprachformen scheinen in jener etwas alterthümlicher zu sein, sonst stimmen beide ziemlich überein, und keine zeigt Neigung, den Text zu ändern : um so überraschender ist es, dass in einer Stelle, die ein Gebet enthält und am Ende vorkommt, 1393-1460 M. 235, 38-237, 24 H. eine auffallende Verschiedenheit sich zeigt, die einer Über- 561 arbeitung gleicht, während in den acht Schlusszeilen, die nicht *^ mehr zu dem Gebet gehören, wieder Übereinstimmung herrscht. Die Lesarten der Strassburger Handschrift verdienen in der Mehrzahl entschieden den Vorzug; ich will das hier nicht aus- führen, wo es uns nur auf eine Stelle ankommt: sie lautet in der Strassburger: samene, herre, dines vater kint in der himelischen Jerusalem (dar üz ne lä niht besten) den orthaben dirre getihte), daz wir von gesihte zuo gesihte bescöwen dih selben in den himelischen seiden. Dagegen in der Grätzer, die ich buchstäblich hersetze, samene i herre uater diniu chint in der himilischen ierusalem der selben gnaden la niht bisten dinen scalch Heinrichen der uil harte einlichen sich dar üf gifiizzen hat swer mit sinne dizze gibet uerstat swelhe gnade er damit erwerue daz er der teilnumftich werde. Hier zeigt sich, wie es scheint, 'eine Überarbeitung, und die Strassburger enthält wahrscheinlich das Echte. In der ersten Zeile ist i, ein Schreib- oder Lesefehler, zu streichen: in der dritten und vierten Zeile ist zu bessern niht entsten dinem und einlichen in der fünften nur verständlich, wenn man dafür emez- ZUR GKHCHICHTR DKH KKIMH. 171 liehen setzt. Ks ist daher Grund vorhanden, den Namen Hein- rich für eingeschwärzt zu halten, sal.'sal 1. sohsol (volutabrun) 461 M. sühgisol 224, 42 F. Übe : enUibe 1361 M. 234, Ab F. herban : Columban 896 M. fehlt in F. Bei M. findet sich nur (a) -lieh, gelih : tagelih 24i), wo F. 220, 6 mit einer Änderung glichen (Verb.) : tägilichen hat. In den übrigen Stellen stimmen beide zusammen, unwoulih : lobelih 365. tagelih : unvcrtregelih 684. rodelih : unbewegelih 871. tugintlih : lobeUh 1325. bruoder- liii.'gcnuMnlih 13i)3. (b) -heit mehrmals, magitheit:warlieit 381: gniudicheit 1064. armicheit : gna>dicheit 772: heilicbeit 904. rei- nicheit : gnacdicheit 988 : gedultichcit 1 309. warheit : frumicheit 1323. (d) richtuom : frituom 327 : wistuom 860. irretuom: rieh- 562 tuom 1429. datum (latein.) : siechtuom 918. (e) berhafl : wer- *'^ haft 1120. Eiunial wunnesam : alsam 1327. F. allein w:cre (Verb.) : ze wäre 224, 34, wo M. besser waere : toufasre 454 hat. Dass der Dichter der Litanei nicht zugleich der Dichter des älteren Anegenge sein kann (S. XXXV), beweist die Ver- gleichung der Keime. Antichrist Elias und Enoch (Fundgr. 2, S. 106 — 134) demuot:höchmuot 109, 6. werde ( Verb.) : unwerde 118, 41. manlihrgelih 123, 24. (a) gelich : egeslich 116, 21: gramelich 122, 20: dobelich 122, 28. algeliche : st^etecliche 121, 9: wserliche 130, 32; 131,24. Bruchstück von Johannes dem Täufer (Fundgr. 2, S. 129 — 141) war ist : komen ist 141, 16. (a) geistlichen : misselichen (Verb.) 140, 10. ertriche : himelricbe 140, 14. Das Himmelreich (Haupts Zeitschritl 8, S. 145) be- steht aus 378 Zeilen, deren Reime durchaus rein sind, gesehen sint : erwenet sint 359. untotlichen: liehen (Verb.) 55. leitwente: mfirwente 215. wirt (Verb.):wirt (Subst.) 77. heilsame : freis- same 164. (c) wirtschefte : wertschefte 239. herschefte : genoz- schefle 341. Jüngeres Anegenge daz des lebens wxre : er danne wa;re 19, 27. (a) gewalticliche : ewicliche 7, 13. Sodann siechtuom: tuon 3, 17. wistuom : getuon 6, 17. 39. 57. 9, 55. 10, 14. ordenot: not 3, 67. was : wahs 4, 1 1 kann wohl nicht als rührender Keim gelten, so wenig als maere : mSre 24, 53. Aber geborn : geborn 21,13 wäre ein unerlaubter mit gleicher Bedeutung, wenn nicht der Zusammenhang nothwendig auf die Änderung verlorn : ge- born filhrte. Albers Tundalus gitan : wol gitan 46, 59: übel 172 5iüR GESCHICHTE DES REIMS. gitän 46, 67. verlos : batelos 54, 68. genuhtsam .: alsam 42, 9. ketenlin : glöckelin 63, 16. (a) freislichrjaBmerlich öl, 62. eislich: schedelich 52, 61. unvertregelich : klegelich 52, 82: ungemech- lich 54, 54. JEemerlich : gelich 56, 62. herlich : erlich 60, 2 : mis- lich 63, 37. wunneclich : ummugelich 62, 12. billichen : geliehen 50, 11. (b) Schönheit : wärheit 59, 6. gotheit 64, 43. Aber un- erlaubt ist got muoze din walten : diner herverte muoz er walten 64, 69, wenn hier nicht ein Fehler steckt: vielleicht ist zu bessern got muoze dich behalten und diner hervart walten. Wernhers Maria e : e (Subst. und Partikel) 151, 17. wart: bewart 154, 18. 211, 27. lieh : wnetlich 165, 31. gewern : entwern 169,11. du waere : gewsore 171, 39. werden (Verb.) : erwerden 190, 9. heilant : laut 196, 16. 204, 7 : Egiptelant 208, 17. (a) bezeichenlich : wunneclich 206, 1 1. tugentliche : kunecliche 163, 30. algeliche : grözliche 166, 15: fro- liche 172,30. gemeinliche :lobeliche 168,17. alliche:maneclichel92, 563 17. fr61iche:willecliche 193, 24. herzecliche: verstantliche 205, 39. *^ mortgelichen : tobelichen 208, 5. (b) gewärheit : gotheit 201, 14. trugeheit : wärheit 201 , 22. (c) meisterschaft : lantschaft 169, 7. herschefte : trütschefte 180, 16. Statt vinster : vinster 208,31 ist vinster : winster zu lesen. Rolandslied von in : unter in 234, 18. ich gevolget hän : schaden han 203, 20. sines herzen tougen newesse nieman innen : da wurzilt der tiuvel inne 103, 32. ge- loiiben : irlouben 44, 16. rasten : raste (Verb, und Subst.) 156, 1. (a) herlich [1. heimelich]*): gelich 22, 26. gremlich : herlich 23, 5. misliche:sumeliche 105, 25. geliche : wärliche 215, 10. totliche: gemeinliche 277, 8. (b) b6sheit:gewareheit 6&, 20. kristenheit: wärheit 123, 17. 294, 14. 301, 13. Bei Eigennamen dä:Brech- mundä 264, 6. sä : Preciösä 272, 15. 278, 7. 289, 11. Josüe : e 243, 14. Tarmarke : marke 96, 2. Targilisen : Bilisen 276, 8. Aber es kommt noch folgende Stelle vor, vil tiure er hin ze gote rief mit tränenden ougen : dö sach er mit flaisclichin ougin den engel von himele 2, 22. 23. Das scheint ein sicheres Beispiel von dem nicht erlaubten Keim, aber man muss erwägen, dass hier ein Unterschied vorausgesetzt wird zwischen den zu Gott schauenden trauererfüllten Gedanken und den wirklichen Augen, *) [Mittheilung Ed. Schroeders.] ZUR GKHCIIICIITR DKM HEIMS. 178 die den Engel erblicken, und so ermuntert auch Turpin die Helden >:uin Kanii)fc, mit flai8(;lichen ougin scult ir bin (Gottei») antlutze gesehen 130, 29. Der Ausdnu-k kommt auch ander- wärts vor, er sach da diu tougen diu vleisclfchiu ougen niht mugen vol sehen Tundalus (54, 7. daz er si mohte beschouwen mit fleischlichen ougen Heil. Margarets 253 (Haupts Zeitschr. 1, S. IGß). LamV)recht8 Alexander gebraucht Hilfsverbum, per- sönliches Pronomen und Partikel, di\ du h«Tre niwit an ne macht wesen : nah minem rate wesen 4105 (Weismann), ver- wandelote sih : vertunkelote sih 135. si g^t nackit allizane und haut lut/il umbe unde ane 461 7. Sodann wis (Subst.) : wis (Adj.) 380. habe (Subst.) : habe (Verb.) 917. glesen (glesin): gelesen 3399. heris kraft : vor mit micheler kraft 3913. grüben (Verb.): grüben (Subst.) 4599. malen (Verb.):z6 dem male 5442. sal (Subst.) : sal (Verb.) 5788. wisen (Subst.) : wisen (Verb.) 6808. getan : üf getan 282. getan : uudertän 115. lugenmere : ummere 89. hoe : ebenhöe 931. berchf'ride : l'ride 979. riebe : entriche 138(): himelriche 7092. 7136. walt : gewalt 3357. 4912. 6738. böte : geböte 3367: urbote 6358. sigelos : fro wedelos ;i443: ver- los 4069 : erenlös 6350. half : andirhalf 4295. zewaren : waren (Verb.) 4603. 4882. 5268. 5574. 5672. 5742. 6393. 6970. wäre (Verb.) : zware 409i^. wert : bewert 5354. abe ginc : ane ginc 564 5095. vollenginc : zegiuc 5188. irzoge : herzöge 6178. herzogen: ** irzogen 1624. Zusammensetzungen mit -lieh, -liehe, -liehen, -heit, -tuom, -Schaft und -haft, (a) freislich : eislich 252. 1658. 5659. gelich 5246: tagelich : ungeloublich 5875. gheh : sterblich 4705: horlich 5816. 5854. 5857. geliche : freisliche 338. herliche 5368: wisliche 6488. smeliche : frevilliche 488. t;tgeliche : zageliche 2907. unfrideliche : wisliche 4927. gezogenliche : algeliche 6366. froliche:trüweliche 6647. listecUche: werliche 6920. sicherlichen: freisUchen 4279. herlichen :grozlichen 7098. (b) wisheit : richeit 73. wisheite : degenheite 2380. (c) vientscaft : frftntscaft 6213. (d) wistuom : rtchtuom 7068. (e) warhaft : erhaft 3«)51. 6736. Graf Rudolf nur (b) dorpericheit : edelicheit 7, 2. manheit:degen- heit 19, 25: geilheit 20, 18. Bonus (Haupts Zeitschrift 2, S. 208) (a) unmügelich : tr.eglich 9. sich geliehen : flizeclichen 230. Da« Gedicht von den Martern der heiligen Margareta (Haupts Zeit- 174 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. Schrift 1, S. 152), das aus 762 Zeilen besteht, gestattet den rüh- renden Reim nur in den Zusammensetzungen mit -lieh (a) wun- neclich : gelich 275. grimmeclich : ebengelich 289. grüslich : sunt- lich 325. sicherlich : fleischlich 321. unbarmeclich : grüslich 363. gelich : billich 761. Einmal mit -liehen, grüslichen : mortlichen 433. Wernher vom Niederrhein ich dir sagin sal : den du dragin sal 55, 30 (du sol auch im Welschen Gast, s. Reinhart Fuchs 384, 30), hier steht das Hilfsverbum in Verbindung mit einem zweiten Reim. Unterschied der Bedeutung läge in sten undi griez : des meres griez 4, 27 , aber die Stelle ist verderbt ; vgl, die Anmerkung. Zu bessern ist di nie sunden bigan (1. sunden mochte bigän) : antwurten bigan 9, 23. clagit he me : conturbavit me 51, 9 : -lieh, -liehe, -liehen wird gemieden, auch finde ich nur einmal (b) mildecheide : renicheide 58, 2. Statt irlost : irlost 46, 13 ist zu lesen irlost : gilöst. Unerlaubt würde sein steit : steit 53, 13, aber ich bessere dan de in dem ewangelje steit, de von deme urteile üz geit. Die niederdeutschen Marienlieder der Hanöverschen Handschrift, die gegen 5000 Zeilen enthalten, gebrauchen weder Hilfsverbum noch Pronomen oder Partikel: sonst aber (a) ewelich : süverlich Bl. l'\ gelich : selich 4*^. 22''': süverlich 22*. 54'\ 87'^: heimelich 44^*. süzelich : süverlich 19^ minnecliche : sunderliche 2^ lüterliche : eweliche 9''. , voUiche : geliche lO'*. süverliche : geliche (Verb.) 21''. geliche : eweliche 36''. wunderliche : sunderliche 37**. bitterliche : schemeliche 38*. sunderliche : geliche 48''. 91''. eweliche : sunderliche 56''. 58''. unmezliche : geliche 77". (b) süzicheit : selicheit 5''. heilicheit : 565 einveldicheit 9". gerechticheit:geh6rsamecheit 9'"'. edelcheit : reine- 4^ cheit 9\ bittercheit : süzicheit 29''. otmüdicheit : stedicheit 39'': werdicheit 41''. barmherzicheit : unverdoldicheit 45''. heimlicheit: idelcheit 50'' : otmüdicheit 51": einveldicheit 58''. senftmüdicheit: mildicheit 91". wärheide : bosheide 6''. süzicheide : driveldicheide 6''. mildicheide:unverfluzicheide 26''. vrolicheide : trüricheide 30''. heimhcheide : senftmüdicheide 41''. otmüdicheide : selicheide 47": werdicheide 53". drunkenheide:bescheidenheide 50''. süzicheide: heimilicheide : wisheide: selicheide 52''. wisheide : reinicheide 57'^ einveldicheide 58''. heimlich 61". reinicheide : gelusticheide 91". sicherheide : barmherzicheide 93". (d) richedüm : heilichdüm 8''. ZUR GERCillCHTB DB8 REIMS. ]75 Auch minnesatn : lovesani 8**. 9*' und das hier zuerst erseheinende und hernach nur noch bei Herbert vorkommende uperstentnisse: bedrftvnisse 80''. Sodann «Te (Subst.) : t^re (Verb.) 1*'. geiste: geiste abstract und persönlich genommen (sA gerne wancde he in dineme geiste, de aller meiste uver alle geiste) 2**. schade (Schatten) : schade ( Schaden ) 5'. leven (Subst.) : leven (Verb.) 5". 87''. sanc (Subst.) : sanc (Verb.) 9*. worden (verbis) : worden (Part, praet.) 20''. 50\ 61". 63''. 64°. 66'. 82^ salven (Subst.): Salven (Verb.) 24". wis (Adj.) : wis (Subst.) 23'«. 48». 75^ spise: ongele spJse (bildlich) 24^ armen ( Subst.) : armen (Adj.) 27^ cron (Subst.) : eron ( Verb.) 40". rüchen (Subst.) : röchen ( Verb.) 40". du brandes.-brandes (Subst.) 64''. geboden (Subst.) rgeboden (Part, praet.) 66''. sin (esse) : sin ( Pronom.) 66^. wirt (Subst.) : wirt (Verb.) 71''. have (Subst.) : walehave (Adj.) 77". minnen (Andenken) :minnen (Lieben), ich will die Stelle ganz hersetzen, he lovet dine (der Jungfrau Maria) Schönheit bit diner minnen in dem sänge geistlicher minnen 79''. sal (Verb.) ; sal (Subst.) 92'*. ich getrftwe : getrüwe (Adj.) 93". In Zusammensetzungen alze- hant : hant 4". nemen: vernehmen 5". 75". gebrichet : zebrichet 5". gedenken : verdenken 5". erlüchtet : lüchtet 10''. wurdes : ant- wurdes 11". iezft:zü 18''. haven : erhaven 40''. 78". 85^ 86^ volle- kunienrkumen 47'': willekumen 82^ gevelletrbevellet 53". offer- nian : man 56''. himelriche : kunincriche 38'": riebe 57". riebe: ertriche 69''. ertnche : himelriche 77". riches : keiserriches 92^ geboden (Subst.): geboden (Part. Praet.) 66^ ungezzen : vergezzen 76". sanc (Subst.) : gesanc (Verb.) 85". gemach : enmach 91". k^re : umbeköre 93''. Der unerlaubte Reim ist nur einmal ausser Zweifel, van siner minnen, van slner rosin werdent geverwet alle rosin 72'', ♦ spise : der engele spise 24\ » Ein ander Mal, denn alle engele die sint in derae sesteme chore : si havent m6 eren wan die vonf chore 39'* soll wohl die beigeftigte Zahl 566 einen Unterschied begründen, und in einer dritten Stelle 19" ** steht zwar beide : beide mit gleicher Bedeutung neben einander, aber es folgt unmittelbar beide (Subst. = bite) : leide : gescheide, wodurch die Berührung aufgehoben wird. Albertus gebraucht im heil. Ulrich wert: wert 41 und sun:suon 882 mit Verschieden- heit des Begriffs, trugelich:gelich 620. Heinriche: Nordentriche 176 ^ÜR GESCHICHTE DES REIMS. 794. maezlichen : geliehen 448. Dass im Reinhart Fuchs, heil. Aegidius und dem ersten Text von Eilharts Tristaut kein rüh- render Reim sich zeigt, erklärt sich leicht aus dem verhältnis- mässig geringen Umfang der Bruchstücke, die sich davon er- halten haben. Ich will noch die Liederdichter dieses Jahr- hunderts anführen, welche diesen Reim gebrauchen, wiewohl ihre Gedichte von geringem Umfang sind. Dietmar von Eist walt : gewalt MS. 1,4P. Kürenberg (a) schedelich : lobelich 1, 38. schedelich : gelich MS. 1, 38''. Spervogel (b) gotheit:kristeu- heit MS. 2, 229\ Meinlo von Sevelingen mir : mir MS. 1, 97". Volkslied ir : ir (war went ir : neig ih ir) Carmina burana S. 153, Das unter Alram von Gresten stehende Lied lobesam : minne- sam MS. 2, 110^. Dass Reinmar, der noch in das dreizehnte Jahrhundert reicht und dessen Lieder zahlreicher sind, keinen anderen rührenden Reim zulässt als (a) geliehen : gemelichen MS. 1, Sa^» habe ich oben (S. 521 [S. 126]) bemerkt, wohl aber finde ich bei Ulrich von Gutenberg habe danc : ungedanc MS. 1, 114^. undertan : wol getan llö'': missetän 118". Ich habe Heinrichs von Veldeke noch nicht Erwähnung gethan : er dichtete zwar die Aneide in den achtziger Jahren des zwölften Jahrhunderts, aber Bildung und Kunst stellen ihn an die Spitze der folgenden Periode. Bei ihm sucht man die mit dem Pronomen, Hilfsverbum oder der Partikel gebildeten rührenden Reime vergeblich: die unerlaubten darf man gar nicht erwarten, und mit Sicherheit ist füeren : füeren 128 in füeren : rüeren, minne : minne 9146 in minne : sinne zu bessern, ebenso wider : wider 1750 in wider : nider (vgl. 7187), was durch die Berliner Handschrift bestätigt wird, daz her : daz her 9170 ist gleichfalls verderbt: nach der Wiener Handschrift (in der Ber- liner fehlt die Stelle) sind die beiden Zeilen zu lesen ez was niht durch wer : dar in herbergetez her. Richtig steht ich mac : mäc 2176. genuogen (Prät.) : genuogen (Adjeet.) 2951. Ferner verlos : sigelös 4420 : erbelos 8102. sehaft : boteschaft 4168. hals- berge : berge 5972. 6434. 7124. 8329: herberge 6434. werten: antworten 8498, müedinc : teidine 12526. Marroe : roc 6286. -lieh 567 und -liehe nur dreimal, (a) lobelich,: mannegelich (nach der ^'^ Wiener Handschrift ieglich) 5848. eislich : freislieh 3195. sunder- zri{ <;es(;iiichtk i>ks hkims. 177 lic-he : siclierlicho 120(58 (die Stellt« fehlt in der * Jk»rliner und Wiener Handschrift), -liehen kommt nicht vor, denn listlichen : 8underli( licn H5H3 ist verderbt, nnd mit der Jierliner und Wiener Handschrift sind die beiden Zeilen /u lesen mit listeclichen dingen albesunderlingen. (b) wurbeit : wtsbeit 1 505 : Ungezogen- heit 8502: bosheit 11248: girheit 1239(). (c) boteschaft ; her- sehaft a5)00: geseileschaft 3874: friuntschafl 4104: Wirtschaft 4128. ritter8chaft:herschufl 4510. i>380: geseiischaft 82iM>. 518i). 7260. 8736. 900(5. nieistersclmft : vientschaft 5776. friuntschaft : geselleschaft 7560. herschaft : Wirtschaft 13000. (d) richtuom : wistuoni 405. 2374: nmgetuom 4234. (e) örhaft : werhaft 5036: vvarhatl 18414. Aus diesen Keimen geht hervor, dass Veldeke in keiner Be/.iehung /u dem späteren Herzog Ernst steht, wo -liehe viel öfter vorkommt (oben S. 538 [= S. 144]), dagegen das hier nii^ht seltene -heit (denn losheit : wirdekeit Ernst 47 ist kein rührender Reim), -schaft nnd -tuom mangelt. Das alte Bruchstnck (Fundgr. 1, S. 228—230) enthält nur 126 Zeilen, es lässt sich also daraus nichts beweisen; indessen zeigt sich darin kein Keim dieser Art. Der Dichter des Pilatus steht der Zeit wie der Bildung nach neben Veldeke. Er reimt rehte : unrehte 1, 107. genade : ungenade 1, 110. gewalt : walt 2, 9. heimuote : armuote 2j 95. kunincriche : riche 2, 141. laut : hei- lant 2, 407. Herodes : des 2, 411. Sodann (b) semftikeit : barra- herzikeit 1, 100 und (c) gesellescaf : bereitscaf 2, 29. Dass -lieh -liehe und -liehen fehlen, kann in dem geringen Umfang des Gedichts seinen Grund haben. Ganz anders bei dem Dichter des Servatius, der ebenfalls als Zeitgenosse Veldekes angesehen wird (Haupts Zeitschrift 5, 76), denn er gebraucht in 3548 Zeilen den rührenden Keim fast nur in der Zusammensetzung mit -lieh (a) tägelich : unverträgelich 1(59: klägelich 743. 1777. gro'zlich : kunterlich 1953. unmeglich : klegelich 2193 und einmal gärliche : 8:elecliche 841. Sonst noch (d) bistuome : tuome, auch lande : hei- lande 817. [heilant : laut]*) 2353. manlich (Subst.) : glich 291. 258 1. Endlich will ich hier der Überarbeitung von KilhartsTristant eine Stelle geben, weil sie in metrischer Beziehung dieser Zeit *) [Mittheilnng Ed. Schroeders.] W. r.RIMM, KL. SCiWIFTES. IV. 12 178 ^UR GESCHICHTE DES REIMS. zuzugehören scheint. Wir finden darin niht als Subst. und Par- tikel, wenn he enwolde wibes niht, ez wrere in liep iht oder niht 1111. sin (Verb.) : sin (Pronom.) 3237. 5863. werde (Adj.) : werden (Verb.) 4451. Sodann lässt sie den rührenden einige Male zu, wo er sich dem unerlaubten nähert, doch noch erträg- lich ist, daz was von rotem golde riche (prächtig) : daz gap im Ö68 al der künic riche (mächtig) 619. er tet als im der herre hiez : ^^ Tristant im hundert Schillinge geben hiez, wo zu lesen ist Tristant im hundert schillinc hiez (verhiess) oder der im hundert schillinc geben liez 6250. diu frowe den boten gewinnen hiez : Piläse der knappe hiez, die Bedeutung des Reimwortes ist hin- länglich verschieden, vielleicht ist auch hier zu ändern gewinnen liez 6060. zuo dem se kam er gän (1. gegän) : da vant er vil schiffe gän (fahren) 7137. -liehen in Zusammensetzungen als Adverbium ist nicht selten, (a) menlichen : freislichen 125. ge- trüwelichen : frolichen 2518. zornlichen : waerlichen 3075. ernest- lichen : inneclichen 3379. 4842. spottlichen 6493. waerlichen : offenlichen 7153: torlichen 7602. sicherlichen : wislichen 7259. lieplichen : jtemerlichen 7327. tegelichen : heileclichen 7670. Nur einmal das Adjectiv herlich : unmaszlich 299. Einmal waerliche ; ofeliche 1145, wenn man nicht wasrlichen lesen will mit freierem Reim, wie bitterlichen : geliche 97 steht, (b) -heit in wärheit : wisheit 1445: wizzenheit 3515. Sogar hovescheit : unkiuscheit 141 (s. oben S. 543 [= S. 150]). frümikeit : manheit 1231 enthält, wie oben gezeigt ist, keinen rührenden Reim, auch nicht her- schaft : schadehaft 2162 oder früntschaft : unbehaft 5724. Ich merke noch an bist : liebist 2234. Von der Volksdichtung rede ich absichtlich zuletzt. Alterer Laurin kleine sin : gewaltic sin S. 11. öheim min : gruoz min 59. da : da 72. Sodann wise (Adj.) : wise (Subst.) 68. über al : al 25. vernam : nam 33. sin : gesin (Pron. und Verb.) 39. ze hant : haut 75. (a) erlich : genzelich 48. sicherlich : lobelich 53. (b) wär- heit : kristenheit 46. Auffallend würde man : man 44. 76 mit gleicher Bedeutung sein, wenn wir nicht die rohe Arbeit eines Spielmanus vor uns hätten. Rother her genözte sich in : he sazte sie ineben in 1319. sin (Pronom.) : sin (Verb.) 1859. (a) tagelich : herlich 1383. Sodann herre : heren 2454. Dagegen ZUK (iEHCHICIlTB DE» RRIMH. ]7i) guot : guot 2237 (Adject.) mit gleicher Bedeutung fällt der Spiel- iimniiHdicIitimg /u. Im Dirtleih steht der rnhrend(> Keim mit glcicljer HtHlcutung bgund abermals sich steigern, so darf man aus diesem Fortschritt schon auf ein höheres Alter der überschlagenden Reime in den echten Strophen zurückschliessen. Nun ergibt sich aber ein Unterschied, die Oberschlagenden Keime der echten Strophen gehören zugleich zu den unvollkommenen, wie wir sie aus den Dichtungen des zwölften Jahrhunderts kennen , also Hagne : degnen 1 20, 1 . Hagnen : degnen 1974, 3. lazen : maze 2153, 3. m.'ere : eren.21, 3. maere: verre 138, 1. mere : 'm.'ere 583, 1. masre : waeren 106, 1. recken: 571 rechen 968, 1. gere : swaere 1881, 3. küniginne : Kme 794, 1. ** gewinnen : minen 160, 1. Sigemunde : friunde 679, 1. triuwe: getrouwen 2114, 3. Genau sind nur miere:8w:ere 2137, 1. mere: 8ere2071, 1 und gelobte : ertobte 2143, 1. Gerade umgekehrt zeigen die zahlreichen überschlagenden Reime der unechten Strophen die Regelmässigkeit des dreizehnten Jahrhunderts, nijere : wa>re 324, 1. 807, 1. gebaere : m:ere 102, 11. maere: vide- laere 1372, 1. mseren : lobebat^ren 1,1. berge : herberge 454, 2. degene : engegene 102,7. ere : mere 128, 1. eren : geren 656, 1. leide : beide 17, 3. dinge : ringe 802, 3. gedingen : ertwingen 114,1. küniginne : iune 1846, 1. beliben : wiben 17, 1. riebe: degenliche 102, 5. riehen : tougenlichen 147, 1. Kine : Pilgerine 1435, 3. ziten : riten 1537, 1. hochgeziten : striten 1, 3. schiere: viere 880, 1. wolde : solde 1054, 1. gesunden : wunden 1893, 1. gesunden : verch wunden 238, 1. 1796, 3. gerouwen : zerblouwen 182 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. 837, 1. guoter : muoter 341, 5. Die wenigen ungenauen lassen sich leicht beseitigen , sedele : edelen 243, 3 ist nach den Les- arten zu berichtigen, eren : herren 43 , 1 könnte mitgehen, und statt den zinnen : küniginne 377, 1 dürfte man unbedenklich der zinne setzen. Diese reinen Reime der unechten Strophen und ein Paar aus Wolframs Parzival darin aufgenommene Wörter (Lachraann zu 423, 2. 417, 5, Heldensage S. 65) weisen auf einen bestimmten Zeitpunkt ihrer Abfassung. Ich kann mir den Gegensatz, in welchem sie zu den alterthümlichen Reimen der echten Strophen stehen, am natürlichsten durch die An- nahme erklären, jene echten Strophen seien im zwölften Jahr- hundert damals entstanden, als die bei Kürnberg zuerst auf- tauchenden, bei Friedrich von Hausen schon ausgebildeten über- schlagenden Reime*) aufgekommen waren, und der spätere Sammler oder Ordner des Nibelungeliedes habe zwar die End- reime der Regel seiner Zeit näher gebracht, die überschlagen- den aber unberührt gelassen, da sie höchstens als eine Zierde, nicht als eine Nothwendigkeit betrachtet wurden. Merkwürdiger Weise zeigt Gudrun ein ähnliches Verhältnis, nämlich in den überschlagenden Reimen erscheint dort neben den überwiegenden genauen eine nicht unbeträchtliche Anzahl alterthümlich freier (z. B. degene : lebene. gelouben : ougen. waere : sere), die man in den Endreimen vergeblich sucht. Durch diese wie die nächst- folgende Beobachtung wird zugleich die Annahme unechter Strophen, die Lachmann mit Scharfsinn herausgefunden hat, 572 aufs Neue bestätigt, wenn er auch den Heptaden zu Liebe einige S2 mit Unrecht dazu geschlagen hat. In der Gudrun sind sie nicht zu verkennen. * Müllenhoff S. 8. * Doch ich kehre zur Betrachtung des rührenden Reims zu- rück. Er findet sich nicht in den überschlagenden Reimen der echten Strophen des Nibelungeliedes, man müsste denn Kriem- hilt : Prünhilt 784, 3. 789, 1 dazu rechnen, oder recken : rechen 968, 1 und triuwe : getrouwen 2114, 3 als rührende ansehen. Aber eine Stelle muss ich in ihrem Zusammenhang hersetzen, »ob ez dir wol gevalle, vil liebe vrouwe min, so wold ich gerne *) * Der Schreiber Wernhers vom Niederrhein gebraucht überschlagende ungenaue Reime Vorr. VI. Vgl. Wackernagel Gesch. der Lit. S. 135. * ZUIi GESCIIIUHTK DES UKIMS. 183 «enden nach den vriiinden din die mfnen videlaerc in Bur^ondon lant.« die guotcn videltere liio/ er bringen ni\n /.<• hant 1347. videlaere : videla^re wäre aU rfthrender Keim unerhört und so roll, dasH man ihn dem Ordner des (Jedichts nicht zutrauen urc komcii wm.h. ** t'Z j)\li«'ii altr iiimI jiiiif^t* iniil all«'/ ÜMK ()A was. da/, uf d«T l»n'itrun}jf des Keims sehe. Ferner rieh : Dietrich 32. 88.3. 8!)5. 1115. 1 120. 1 140. ruhe : HeIfViche 570. riehen : Diet- richen 83. 1183. Knnriciien : Dietrichen 487. -lieh, -liehe und liehen, (a) lobelich : sicherlich ,524. klägeliche : heimliche 14 loheliche 318. sicherliche : iinma'/.eeliehe 500: hertecliche 429 eisliche (524. geliche : endeliche 148: inanliche 594. sicherlichen ritterlichen 250: iintrcrstlichen 27 1 : andehteclichen 512: vient- lichen 648: etlichen CA\b: lobelichen 982: jämmerlichen 1086. Schon oben habe ich volleclichen : trureclicheu 18 angeftlhrt. lu)seii<;arten C lieben bruoder min: die ringe luin 471. entwesen: ift'\v«'ti im IHK l»K^ ICKIM». Ig{J Auch die umnittclhur«' Wiederholung dcHSclbeii Wort» rechne loh nicht dahin; rührfuide Keime konnte man darin nitrht sehen, denn es wären unerluulUe gewesen. Singenberg fruit iuch, fröit iuch, fröidertchen MS. 1", irj-i**. Gottfried von Neifeu ziert damit immer die erste Zeile der fftnf Strophen eines Liedes (U), 8); S.'flic 8;elic «i diu wunne 1. Niemen niemen kan er- denken 2. Wafen wafeu über die Minne! 3. Frouwe fronwe, s.'clic frouwe, 4. Wol dir, wol dir, wibes gflete,5. In dem Refrain eines anderen Liedes (49, 13) jedes Mal diu guote, diu guote, diu guote, die reine. Vereinzelt wil diu guote mir ir helferiche helfe senden 3, 21. in den fröiden fröiden une 6, 20. kan si liebe liebe machen, swil- si liebe liebe machet 0, 32, 33. minne minne, trüte minne, swic, ich wil dich wagen 52, 15. 24. Lichtenstein wol wol wol mich 450, 3. Bei ihm auch in dem Endreim fro fro fro 507 , 23 und wol wol wol 52 1 , 6, wie bei 578 Walther haha haha haha 38, 4. Rudolf von Rotenburg kOsse ** kftsse küsse mich MSHag. 1, 79''. Wachsmut von Mülnhausen in den Anfangszeilen von drei Strophen summer summer sumraer- zit. Frouwe frouwe frouwe min. Rose rose rösen bluot MS. 1, 178. Steimar im Refrain schojne scha>ne schcene scha'ne, trceste mich MS. 2, lO?"* und sumer sumer süeze 109". Bei Geltar ebenfalls im Refrain hei hei hei hei hei MS. 2, 119". Noch weiter ab liegt die Wiederholung desselben Worts in einer Zeile zwischen anderen, wie bei Walther Der guote win wirt selten guot, wan in dem guoten vazze 106, 17. in. Den Binnenreim nehme ich an, wenn die Reim werter innerhalb der Zeile so weit aus einander gerückt werden, dass man nicht mehr einen Schlagreim darin sehen kann. Begreiflich kommt er nur bei längeren Zeilen vor. Er erscheint in allen Strophen eines Liedes bei Wolfram (7, 41 ff.), z. B. es ist nu tac, daz ich wol raac mit wArheit jehen. Der tugendhafte S(rhreiber gebraucht ihn in einem Lied von fi\nf Strophen (MS. 2, 102**), lieb unde leide habent beide ptliht üf minen schaden : owe leider ich bin beider überladen usw. Nach Lach- manns Besserung steht bei Walther brinc si des inne, das 190 2UR GESCHICHTE DES REIMS. werdiu minne twingen kan 98, 39. Bernge von Horheim in einer Strophe (MS. 1, 172) nü lange ich mit sänge die zit hän gekündet usw. Ferner Christian von Lupin (MS. 2, 16'') und Hadlaub (MSHag. 2, 288. 289). Abermals weiter ab hegen überschlagende Reime, wenn sie in mehrere Zeilen vertheilt sind, wie z. B. bei Lichtenstein S. 18: als solche müssen nach Lachmanns Anmerkung zu 98, 40 bei Walther 9319, 22 ze gebenne : ze lebenne angesehen werden. Dreifach zeigen sie sich schon bei Heinrich von Rücke in zwei Liedern (MS. 1, 99^ 100"). Etwas Anderes ist die Wiederholung desselben Wortes, die der Sinn herbeiführt, und die in anderen Strophen des Liedes auch nicht wiederkehrt: auf den Reim ist es dabei nicht ab- gesehen, und er braucht auch nicht vollkommen zu sein. Ich will Beispiele aus Reinmar von Zweter anführen, der solche Wiederholungen überhaupt liebt, gehoft und ungehoft, verhoft der mir diu driu beschiet MS. 2, 124^ swer minnen wil nach minne site 2, 133'''. zwifel machet zwifelmuot 2, 134''. swer bannen wil und bannen sol 2, 143*^. ein gelle ir gellen niden 579 muoz 2, 144''. ein bruoder sinen bruoder sluoc 2, 149'*. ich ^^ wise an wiser liute rät 2, 15P. Mit Überladung got aller wunder wunder e gewundert hat mit wunder wunder unde wunder me 2, 153''. Lichtenstein Ist der wibe güete und ir schoene schcene ob aller schoene 423, 26. Konrad von Heimesfurt da wünne bernde wünne birt 920. In einer Strophe Singenbergs (MSHag. 1, 290*^), in zweien Gottfrieds von Neifen (29, 14—35) und in einer des Markgrafen von Hohenburg (MSHag. 1, 34**) wird mit dem Wort minne in beständigen Wiederholungen gespielt. IV. Der Schlagreim steht innerhalb der Zeile und ohne Be- rührung mit dem Endreim; ein anderes Verhältnis tritt ein, wenn sich an das letzte Wort einer Zeile in dem Anfang der nächstfolgenden ein zweites Reim wort anschliesst: dies Reim- paar kann allein stehen, es kann sich aber auch noch mit einem dritten und vierten Reim verbinden. Ich nenne diesen Reim, /( i; <.i>riin Ulk dks kkims. |*i] der imtürlitrh nur iu lyriuclRj» ütiliclit«»» Hrsclieint, th'ii ühfi- ^<> he II den. l'nlx'kHnnt ist «t in d«'n Liedern de» zwoUten Jahr- Imndeits, auch noch bei Veldeke, Ilartnmnu, Wolfram, Gottfried von Strassbiirg und Walther: aber des Letzteren Schüler, der von Sintjenberg (starb r2in 20), stattet die vier ersten Zeilen von fünf sicbonzeiligen Strophen (MS. 1, 158") damit aus, 2. B. Wi«' j^eni«! ich mit frnitleii wiiti*. wiere iiiifröid» niht so wert. IUI i.xt dem riehen froid«' iinmaTc: m«*n' ist «wer ir /»• rehti* gert. Ich muoz Heben und« leiden, leiden trost von Hchiildeii geben: triuwe und ere verret beiden: beiden iiiemen kan gelebtui. usw. Auch in den folgenden Strophen besteht jedes dieser Keimpaare UU8 demselben Wort, das auch meistens dieselbe Bedeutung hat: da aber der Keim zugleich vierfach ist, so hebt sich die un- erlaubte Berührung auf. Künstlicher verwickelt den übergehen- den Keim Gottfried von Neifen. Aus einem Liede von filnf zehnzeiligen Strophen (21, 2) will ich die erste ganz hersetzen: Ich hcor aber die vögele singen. in dem walde suoze erklingen: dringen siht man bluomen durch daz gras. 580 was diu sumerwuiuie in leide. W nu hat aber diu liehe beide beid(^ bluomen unde rosen rot: meige kiimt mit maiieger bluot. tuot mir wol diu minnencliche, seht, so wirde ich fröideriche, sunder not vil maneger sorgen fri. usw. Man sieht, er besteht zweimal aus dem einfachen Reimpaar, und zweimal ist er dreifach. Ich bemerke ausdrücklich, dass der getrennte Keim rot : not in der sechsten und zehnten Zeile nicht hierher gehört. Fünf neunzeiligc Strophen eines anderen Liedes (38, 26) zeigen ihn vierfach mit überschlagenden End- reimen, so in den ersten sechs Zeilen: Sumer, nu wil din gewalt walt den anger und die beide beide kleiden: dast dien kleinen vogelen not. J92 ZUR GESCHICHTE DES KEIMS. man siht bluoiuen inanicvalt, valt an nianeger stolzen meide : reide locke tragents unde mündel rot. usw. In einem dritten Lied von drei zehnzeiligen Strophen (42, 35) steht er in den beiden ersten Zeilen, ein dritter entsprechender Endreim folgt erst in der sechsten : *) Ich solt aber dur die süezen grüezen meigen walt heid ouwe mid der kleinen vögele süezez singen, lieze eht mir an ir gelingen trüt min trost, mis herzen frouwe, daz si minen kumber wolde büezen. usw. Ulrich von Wintersteten im Abgesang von zwei elfzeiligen Strophen (MSHag. 1, 15P): nement war wie winter gegen uns ziehe. leider, kreftie ist sin schar: so ist der sumer schiebe. fliehe, winter hat daz mezzer bi dem hefte, usw. 581 Steinmar in drei sechszeiligen Strophen mit dreifachem Reim ^1 (MS. 2, 109''). Ich wähle die zweite als Beispiel: Der ich han da her gesungen, diust ein klnogiu dienerinne: nach ir minne han ich vil gerungen: gelungen ist mir niht an ir, wan si wolte guot von mir. Bei dem Schenk von Limburg in dem Kehrreim eines Liedes von drei Strophen (MS. 58'') ein vierfacher Reim: Frowe, mache daz wir swache leitlich Sache lache mir unt dir. Konrad von Würzburg in drei elfzeiligen Strophen (MSHag. 2, 323), wo ein sechsfacher Reim beide Stellen füllt: Järlanc von dem kalten sne valwent bluomen unde kle: *) * S. Burkhart von Hohenfels MS. 1 , 83^ 84'*. * ZUR (JRHCHICHTB DEft KRIMfl. 193 Mir .^itit man griieiu.*« IoiiUvm in )l)'rii wald«* nilit. «chouwft wir der uiij^cr ntv j»'iii('rlicli»' ul»rr uIh «'•; wt! iimtu'gciu klciiU'ii vogi-lin da vnn ffsfliilii. iihw. Ferner im Kreuzes Leich S. !(!: 3, 2 diu in dir unspalr drate gienr zc rate, H, 7 dt'r mit fjold«' wan betroffen t)t!'t'n wandt*! nu'inle? \(\. !» wart dnnstic truiit der touwes vollen wollen! vorgedenken sclniof daz giezen. !.'{, 4 der vierde kam in ale» wise 8pi(8en lAt Renner 1835. Mit Doppelreim swaz swendet bluot und blendet muot 6411. Vierfach, so ein gevater gen ir gevatern beginnet snatern über den gatern 18228, und mit Wiederholung der- selben Wörter und also auch mit rührendem Reim, der hier sogar ein unerlaubter ist, als bringt ein sal den andern sal, und bringt ein val den andern val 20401. Noch ein späteres Bei- spiel, ouch saget man von ir wunder vil besunder Laber 657. VL Pausen veerden zwei Reime genannt, wovon der erste in der Regel am Anfang, der andere am Schluss entweder derselben Zeile oder einer der folgenden oder auch der ganzen Strophe steht; sie sind immer stumpf, meist einsilbig, können aber auch zweisilbig sein (z. B. lobe : tobe Walther 67, 24). Ich habe sie nur bei wenigen gefunden. Es ist sehr zweifelhaft, ob Heinrich von Moruugen, der als Zeitgenosse Reinmars zu den ältesten Dichtem des dreizehnten Jahrhunderts gehört, sie schon gebraucht hat: im Anfang der dritten Strophe eines Liedes (MS. 1, 51'') steht Owe und am Schluss in der neunten Zeile ein entsprechendes 684 we; es scheint aber zufällig, da die letzten Zeilen aller fünf <»* Strophen diesen Reim zeigen, doch sonst keine im Anfang. Unzweifelhaft sind die Pausen bei Walther von der Vogelweide, der sie aber nahe bei einander hält: in den vier zehnzeiligen Strophen eines Liedes (62, 6) stehen sie jedes Mal am Anfang und Schluss der fünften und zehnten Zeile: ein klosenaere. ob erz vertruege? ich wwne, er nein. daz und (Mich ine vertrage ieh doch dur eteswaz. usw. In den ft'iuf zwölfzeiligen Strophen eines anderen (66, 21) Zeile 5. 6 und 7. 8: 18* 196 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. des habet ir von schulden groezer reht dan e: weit ir vernemen, ich sage iu wes. wol vnerzec jär hab ich gesungen oder me von minnen und als iemen sol. usw. Freier behandelt Gottfried von Neifen die Pausen und häuft zugleich die Schwierigkeiten. In fünf achtzeiligen Strophen (8, 22) entspricht das erste Wort der ersten Zeile dem letzten am Schluss der Strophe ; ausserdem ist der Reim, doch nur in diesem Lied, ein rührender. Ich wähle als Beispiel die zweite Strophe: Bar min herze ie bernde wunne, daz was swenne ich sach ir wunneclichen schin unde ir ougen sam der sunne dur min ougen liuhten in daz herze min. dar nach wart mir leit in kurzen stunden. owe Minne wunden! wie hast du sus dich min underwunden daz ich sender siecher bin noch fröiden bar. In einem anderen Lied (9, 26) ist der Reim ebenso gestellt, nur, da die Strophen aus elf Zeilen bestehen, noch weiter aus- einandergerückt, wobei jede Wirkung aufhören muss. Ich be- merke die weiteren Verschiedenheiten: in fünf vierzehnzeiligen Strophen (32, 14) trägt die erste Silbe der zehnten Zeile den ersten Reim, so dass er von dem Schlussreim nur durch drei Zeilen getrennt ist. In drei zehnzeiligen Strophen (43, 26) ent- hält die vierte und letzte Zeile die Pausen, in zwei siebenzeiligen Strophen (46, 17) die dritte und siebente. Aber Gottfried er- laubt sich auch die Stellung des ersten Reims zu ändern, in zwei neunzeiligen Strophen (die dritte ist unvollständig) stehen sie (14, 8) in der ersten und letzten Zeile, aber der erste Reim 685 ist in die zweite Silbe vorgerückt, Sich hat : rät. Wie kan : gran. ß^ Sodann nimmt er in zwei zehnzeiligen Strophen (42, 1) die dritte Silbe ein, Sumer, din : min. Frouwe, ir sit : lit. Ferner die vierte Silbe in fünf elfzeiligen (4, 1) und drei zwölfzeiligen Strophen (47, 10), Owe, winter, din : schin usw. Nu siht man die : hie usw. Endlich die fünfte Silbe in fünf neunzeiligen Strophen (38,26), Sumer, unwil din : min. Wil si daz mich leit (Subst.) : leit (Verb.). Ach wie ist so gar : bar usw. Lichten- ZUR «K8CIIICHTK DES KKIMK. I97 stein hält »icli in den Schranken Wulthers: der erste Keim steht alle Zeit in der ersten Silhe, der zweite ist nicht weit von ihm getrennt und folgt meist am Schlug» dersi-lhen Zeile : auch be- ginnt er nie eine Strophe mit diesem Reim, wie Gottfried thut, sondern bringt ihn innerhalb derselben an. S. 399 sechs neunzeilige Strophen, flQnfle Zeile: St niiiit mir iVeiult'. diu iiiicli »oi-i^cii solde iiiaolicn Tri. So richt'i- tieiidtui wün.sch ich. daz mich tiint daz wünschen fro. usw. Doch folgt hier in der letzten Zeile am Schluss noch ein dritter Reim, also zu si : fri noch bf, zu so : fr6 noch ho usw. S. 518 fünf siebenzeilige Strophen, letzte Zeile: so daz du «ist herzenlichen tro. tuet mir din lip wol. »d bistu guot. U8W. In der siebenten Strophe sind aber die drei letzten Zeilen da- mit geziert: 1h mich drin : ich tuon dir s^anfte da. Dar vvil ich und nionder anderswar. kum ich dar, ez ist uns beiden frum. S. 553 filnf siebenzeilige Strophen, letzte Zeile: so dem gefüegen wirf gehmot ho usw. S. 571 sieben siebenzeilige Strophen, filnfle Zeile: Hat ein frowe niissetat usw. Sodann in verschiedene Zeilen vertheilt, S. 421 sechs siebenzeilige Strophen, sechste und siebente Zeile: wji hat freude sich verborgen? die envinde ich hie noch du. waz bedarf ich sa'lden mere? wie kau mir gelingen baz. U8W. S. 512 ziehen siebenzeilige Strophen, fünfte und siebente Zeile : Wie der tac uf gat. der wahter von der zinnen 686 ist gegangen, iwer f'riunt sol hinnen: 66 ich fürht er si ze lange hie. Der tac ist hoch üf: ich kan niht komen hinne. mäht du mich verbergen iender hinne? daz ist min rat und ouch min ger. usw. 198 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. VII. Körner heissen die in verschiedene Strophen vertheilten Reime: Lachmann zu Walther 11, 32 zweifelt nicht, dass sie von den Welschen entlehnt seien; vgl. Cl. Friedr. Meyers Ge- sichte des deutschen Reims S. 47. Reinmar setzt sie in die vorletzte Zeile, von drei siebenzeiligen Strophen, zit : strit : zit MS. 1, 63*. Walther wiederholt in zwei siebenzeiligen Strophen die drei letzten Reime enkan gemachet lachet : gewan gemachet lachet 110, 12, und in der siebenten Zeile von vier neunzeiligen Strophen sit : lit : nit : zit 119, 23. Bei Heinrich von Morungen reimen die Schlusszeilen von fünf neunzeiligen Strophen, se : e : me : me : erge MS. 1, 5P. Lichtenstein hat in drei zehnzeiligen Strophen Körner und Pausen vereinigt, und Anfang- und Schluss- silbe reimen, Wol : hol. Wol : vol. Wol : sol 449, 1 1 . Bei Gott- fried von Neifen reimen in vier siebenzeiligen Strophen die letzten Zeilen unter sich und zwar überschlagend want (Verb.) : guot (Subst.) : steinwant : guot (Adject.) 34, 26. Aber er hat ein noch viel schwierigeres Kunststück zu Stand gebracht, ein Lied von vier siebenzeiligen Strophen (11, 6) ist ganz aus Körnern zu- sammengesetzt, und diese sind mit strenger Regelmässigkeit so versteckt, dass es zuerst den Eindruck eines völlig reimlosen macht. Zu einander gehören 1, 1. 2, 3. 3, 1. 4, 3 meigen : eigen : leigen : erzeigen. 1, 2. 3, 2 beide : scheide. 1, 3. 3, 3 gesingen: gelingen. 1,4. 3, 4 wise : prise. 1, 5. 3, 5 aleine : meine. 1, 6. 3, 6 güete : gemüete. 1,7. 3,7 hat : rät. Der erste vierfache Reim also bindet alle vier Strophen, die folgenden einfachen bringen die erste und dritte Strophe zusammen, und ebenso verhalten sich die zweite und vierte zu einander, 2, 1. 4, 1 ver- derben : erwerben. 2, 2. 4, 2 rosen : lösen. 2, 4. 4, 4 verdirbe : stirbe. 2, 5. 4, 5 kinde : vinde. 2, 6. 4, 6 riche : helfecliche. 2,7. 4,7 hän : getan. Merkenswerth , dass Walther, Lichten- stein und Gottfried zu denen gehören, welche auch Pausen ge- braucht haben. 587 VIII. ^^ Auch den grammatischen Reim, die Abwandelung eines Wortes durch verschiedene Formen der Flexion und Ableitung, ZUR GR8CMICHTB DK8 KEIMS 199 habeu einige Dichter den Welschen abgesehen; vgl. Wacker- nagel Altfranzösische Lieder S. 172. 218. Veldeke füllt eine Strophe damit, sänge : muot : lange : guot. inuoten : guoten : sanc: lanc MS. 1, 21*. Reinniar wendet ihn sehr massig an, nur in einigen Zeilen einzelner Strophen , tage : tac (: mac) G.'J". ge- schehen :go8chach: gesehen rgesach 83". Hartmann brant:brende: hant : gebende : hant : hendergesant: sende Küchl. 1, 1691 — 1697. armuot : armttete : unbehuot : behüete : bluot.-blQete: gruotrgrOete: guot : güete : verwuot : verwüete : ungemuot : ungemüete , da- zwischen bluot : glüete, dann wieder fluot : flüete : wuot : wüete : Büchlein 2, 1785 — 1805. Er allein gebraucht ihn auch in er- zählenden (xedichten, zwar geswiche : heimliche, entwichen: unbeswichen Gregor 241 — 244 kann man kaum hierher rechnen, bestimmter muoterguote 437. 438. 447 — 450 und guotes:muotes 439. 440, zwischen dem angehäuften Keim muot : guot. Ähn- lich im Iwein gemüete : gttete. muote : guote. guote : muote 1877 — 1882.2905 — 2910. ergangen : undervangen. undervienc : ergienc 3145 — 3148. haz : vaz. hazze : vazze 7017 — 7025. Am vollständigsten, mit beständigem Wechsel der Formen, gulte : engulte. gelten : engelten. eugiltet : giltet. engolten : vergolten, galt : engalt 7151 — 7160, wo sich gelten : schelten, scheltaere : geltiere anschliesst. ßurkart von Hohenfels in drei achtzeiligen Strophen sehent: sähen, verjehent : verjahen. funden:findent: ent- wunden : windent. strichen : strichent : entwichent : entwichent MS. 1, 86". Lichtensteiu führt ihn in fünf sechszeiligen Strophen (S. 563) ganz durch , singen : sanc : gelingen : gelang : twingen : twanc usw. Am meisten Wohlgefallen daran zeigt Gottfried von Neifen, in fünf siebenzeiligen Strophen gewährt ihn die dritte in den vierzehn Zeilen, banden : minnebant : banden : hant 514 — 517. Innerhalb der vierten Strophe eines anderen Liedes lachen : lachet : machen : machet 6, 28. 29. 32. 33. In fünf acht- zeiligen Strophen die vierte in den vier ersten Zeilen,' singen : sanc : ringen : ranc 15, 30 — 34. In vier Strophen von dreiund- zwanzig Zeilen (34, 35) ist er an verschiedenen Stellen ange- bracht, in der ersten Strophe Zeile 4. 5 kleide : bekleide, und wahrscheinlich soll auch Zeile 13. 14 meide : gemeit als ein solcher Reim gelten. In der zweite» Strophe Zeile 1 — 4. 8. 9 200 2;UR GESCHICHTE DES REIMS. 588 betwingen : twanc : ringen : ranc .-gelingen: gelanc In der dritten ^^ Zeile 1. 2. 8. 9 gebunden : bant .-künden : erkant. In der vierten Strophe kommt er nicht vor. In fünf elfzeiligen Strophen (9, 26), die zugleich mit Pausen ausgestattet sind, fehlt er nur in der ersten und vierten Zeile und in der letzten mit der Pause, (beide:) kleide : bekleit : leide : leit. verswinden : verswant : enbinden : en- bant usw. Ganz durchgeführt ist er in einem Lied von drei zehnzeiligen Strophen (33, 33), bekleidet: bekleiden rkleit: leiden: leidet : leidet : leit : blüete : bluot : güete : guot usw. Zu den ge- nannten müsste ich auch Konrad von Würzburg gesellen wegen eines Liedes, das unter seinem Namen geht (MSHag. 2, 318''), dessen Echtheit aber schon oben (S. 533 [= S. 139]) aus an- deren Gründen ist angezweifelt worden. Darin ist dieser Reim zwischen den rührenden gestellt, und aus diesen beiden Arten ist er ganz zusammengesetzt, blüete : guot : wundergüete : guot. flüete : wuot : wüete : fluot, und so in den beiden folgenden Strophen. IX. Der gebrochene Reim beruht auf der Trennung eines zu- sammengesetzten Wortes, dessen erster Theil den einen Reim ausmacht, dessen zweiter meist in den Anfang der nächsten Zeile übergeht; vgl. Wackernagel Altfranzösische Lieder S. 218. 219. Gottfried von Neifen hat ihn gekannt, gebraucht ihn aber nur einmal und zwar in einer Pause, wip-lich : lip 43, 31. Ulrich von Türlein zeigen :eigen-lichen Wilhelm 3*^. Konrad von Würz- burg scheint eine besondere Zierde darin gesehen zu haben und verwendet ihn öfter. Goldene Schmiede wandel : mandel-kerne 432. gürtel : türtel-tübe 570. Ebenso in einem seiner Lieder der zweite Theil der Zusammensetzung in der folgenden Zeile, morgen-sternen : verborgen MSHag. 2, 319''. Er kann aber auch bei ihm in derselben bleiben: Da diu liebe nahtegal ir sane lüte doeiiet under: wunder- lieber stimme klanc erhillet da MSHag. 2, 323". Im Schlagreim ir lip trüter luter-var MS. 2, 201\ kein herze- Zim GKSCIIICHTE DEH KKIMH. 201 smer/.c trAren birt Engelhart 49. Endlich mit fehlerbafler Trennung WüniK' -clirhrr varwr scliiii hat da/ vi-lt an sicli jiclfit. • swjT mit mühten fni'lich sin * 689 küiinc, der .si d«'r liclu'ii zit geiiicit. MSH. 2. '^17''. 69 Elisabeth Swaben : Bal)en-berc Diiitisca 1, 354. X. Für den ungenauen Reim galt im Althochdeutschen die Kegel, dass bei gleichem Vocal verschiedene Consonanten, die aber nicht ungleichartig sein durften, bei gleichen Consonanten verschiedene Vocale zulässig waren; vgl. Wackernagel Altfran- zösische Lieder S. 215. Geschichte der Litteratur S. 51). Cl. Friedr. Meyer hat in dem zweiten Abschnitt seiner Geschichte des deutschen Reims von ütfried an bis auf Konrad von Würz- burg in den einzelnen Dichtungen sowohl [erschöpfend?] als über- sichtlich die Abnahme und das fast gänzliche Erlöschen dieser Freiheit mit Sorgfalt nachgewiesen. Ich will hier keine Nach- träge liefern, sondern nur V^eranlassung nehmen zu bemerken, dass ein (S. 26) dem Freidank beigelegter ungenauer Reim siget: gibet bei diesem so wenig als bei Walther vorkommt. Durchaus reine Reime zeigt zuerst der V'erfasser des Gedichts vom Himmel- reich, dann der Dichter des Pilatus und Heinrich von Veldeke, die beide ziemlich gleichzeitig sein mögen. Der ungenaue machte sich zuletzt geltend in dem Gedicht von der heiligen Margareta: im dreizehnten Jahrhundert erscheint er nur vereinzelt. XJ. Der Doppelreim, bei dem sich die Silben suchen (Lach- mann zu den Nibelungen 87(), 3, zu Walther 98, 40, zu Iwein 7248), erscheint in verschiedenen Graden. Ich rede zuerst von dem Fall, wo der Endreim nur einmal verdoppelt wird, ent- weder in der ersten oder in der zweiten Zeile, wobei meist das Reimwort der anderen Zeile sich wiederholt. Ich unterscheide hier nicht, ob der vorstehende Reim in der Senkung steht, was bei dem einsilbigen das Gewöhnlichste ist, oder ob er eine 202 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. Hebung trägt, was natürlich den Eindruck verstärkt. Schon bei Otfried er : was er er I 27, 55. er er : belibaner III 23, 50. io so : egiso V 4, 39. Erst mit der beginnenden Kunstbildung werden die Beispiele häufiger. Marienlieder der Hanöverschen Handschrift ich : ich dich Bl. 10^. Albers Tundalus sprach : ach ach 65. 35. Altes Bruchstück aus Eilharts Tristant si:si bi Fundgr. 1, S. 238, in der Überarbeitung bi : si si 1183 Dresdner Handschrift, do : so ho 6565. frö : so hö 6751. Wernher vom 590 Niederrhein mich : ich dich 40, 20. Veldekes Äneide frö : so hö 70 227. sin sin; in 3127. Veldekes Lieder si si : bi MS. 1, 18^ Walther ein : ein zein 15, 31. hein : ein stein : zein 30, 27. Frei- dank si:si bi 100, 8. sinrhin in 133, 13. kein bein:stein 164, 17. Auch will ich anführen hän:län zergän 91, 18. Hartmann ich: ich mich Erek 1217. Iwein 480. 3555. sin schinrsin Erek 2023. so hö : dö Erek 10039. in : in drin Armer Heinrich 993. Büch- lein ich : ich dich 1 , 959. künigin : hin in Iwein 97. bin : min sin 3573. sich : ich mich 4143. ich mich : sich 5923. Parzival ir : ir mir 155, 25. so frö : so 509, 7. in sin : sin 539, 21. Wolf- rams Wilhelm in in : sin 444, 29. Gottfrieds Tristan dö dö : so 18, 17. doch: noch doch 155, 25. doch : doch noch 285, 23. iesä : iesä da 171, 39. er : er der 409, 17. ich dich : mich Lob- gesang 55, 1. Wigalois geschiht niht : geschiht 32, 23. se : we we 56, 19. e : we we 113, 4. me : we we 119, 9. Reinmar so: frö also MS. 1, 66^ si si : bi 67^ 8P. si si :-fri 72^ mich: ich dich 71''. Der tugendhafte Schreiber ich dich : mich MS. 2, 102''. * schelten : schelten gelten Freid. 63, 2. * rauot : guot tuot Freid. 107, 5. In den Nibelungen zeigen diesen Reim nur un- echte Strophen, laut genant : haut 5, 3. an gewan : man 98, 3. hän getan : gestän 135, 3. hän getan : man 227, 1. In einer echten 828, 1 sind gerade die Worte understän : hän getan ver- derbt. Auch in der Gudrun sind sie vermieden, denn in nie- man dan : begän 1609, 2 ist wohl niemen anzunehmen, und man gän : getan 1037, 1 gehört kaum hierher; nur etwa in win: sin 1305, 1. Die Wiederholung mit ir juncfrouwen : mit ir junc- frouwen schouwen 1306, 4 ist so ungeschickt, dass ich vermuthe, es ist zu lesen, und ir schoenen meide schouwen. Einige Male im Dietleib in : in hin 3219. hin in : sin 8356. nam : name zum KUR ORHClilCHTE DB8 KRIMH. 203 11660. In der Klage besteu : besten westen 1996. Dieteriehs Flucht in : hin in 1707 und ich : ich mich 5083. Auch will ich batw:\t : hat 1)041 anführen. Kraclius redelich : ich dich 579. ir:ir mir 2074. llerbort in:in hin 579. ir:ir mir 2074. iniindrin 5733. iinde unde:eukunde 13647. sin sin: bin 14159. Konrad von Heimesfurt tougenlich : ich mich 773. kAmen : Amen amen 1129. Neidhart drirsi si 42, 3 Ben. Mai ir : ir gir 12, 39. hin : sin 8in 104,34. frouwen : frouwen getrou wen 154,7. sich: ich. mich 189,24. Lichtenstein ich dich:mich 151, 27. ich mich: ich 552, 13. ich mi(h:sich 181, 9. 191, 25. iu niu:iu 374, 14. bi:8i st 421, 24. Stricker hin : in sin Daniel HI. 92. hun : hiin getan 188. Flore .wi si si : bi 1513. ir : ir mir 3G85. er : er ger 7995. Kubin frö : ^' 8Ö ho MS. 1, 167". Konrad von Kilchberg si si : bi MS. 1, 14". Reinbot ich : ich mich 1608. 3466. Wernher von Honberg si sf: fri MS. 1,25". Heinrich von Morungen so ho : frö MS. 1,49''. Huwenburg hi.si si MS. 2, 180'". Hadlaub 8i:si bi MS. 2, 188'. so ho : so 2, 197". Rudolfs Gerhart in : sin sin 1093. Barlaam ich dich : mich 49, 33. 350, 35. ich dich : ich 336, 15. ich dich: uninügelich 361, 23. Orlens hiin : han getan 9114. ich dich: mich 10558. Passioual da: ja ja 251, 93. in in : sin Marien- legenden 107, 39. Gute Frau sin sin: bin 1229. ir:ir mir 2291. Heinrichs von Meisen Unservater also ho : also 3719. Der von Gliers hin : hin in MSHag. 1, 105". si si : fri 1, 105''. ich mich: dich 1, lOi)". Wachsmut von Mülnhausen ich dich : mich MS. 1, 178"- Ulrich von Wintersteten si si : bi MSHag. 1, 172". Kon- rads Trojan. Krieg sich : ich mich 4854. Freibergs Tristan schin: in in 561. in in : schrin 801. sin : hin in 847. hin in:sin3081. hin in : kttnegin 3667. Kaedin : hin in 4375. in : iu hin 6053. Auch nu^shfts : Artus 2901 ist zu bemerken. Reinfried von Braunschweig da: na na S. 73. Stolle sich: ich mich MSHag. 3,8"'. Frauenlob in hin: Sin S. 97. Witzlav ja:alda a a MSHag. 3, 84^ Boner ir:ir gir 86, 5. ich dich: mich 95, 41. 53. 2) Häufiger wird in beiden Zeilen ein zweites und drittes, auch wohl viertes Reimwort vor den Endreim gesetzt, der gleichsam ein Gefolge hinter sich herzieht. In der Regel, doch nicht immer, wird dieser doppelte Reim mit einem und demselben Wort und zwar in gleicher Bedeutung gebildet und nimmt dann den Schein 204 2UR GESCHICHTE DES REIMS. eines rührenden Reims an, und zwar eines unerlaubten. Otfried gewährt nur einige Beispiele und nur mit Partikeln, thara frua; thara zua Salomon 39. mit muatü : mit guatü 46. iu ein : iu heim I 27, 28. ni derre : ni merre II 4, 65. zi gamane : zi sa- mene IV 22, 20. Ebenso Moses (Vorauer Handschrift) in üz : in üz 9,27. ne suochte : ne ruochte 10,24. Karajans Sprach- denkmale liefern schon ein Beispiel von einem nicht rührenden Participium und von einem Adverbium, was in dieser Zeit be- fremdlich ist, gezogen sin : unbetrogen sin 13, 2. wilHchlichen geben : cristenlichen leben 30, 3. Hartmanns Credo vil verne : vil gerne 349. oder ge : oder ste 2450. ze lebene : ze wesene 2804. ir fleisc : ir geist 3000. Heinrich vom gemeinen Leben und nit : unde strit 195. unde het : unde ser 737. Anegenge*) si bewarn : si harn 6, 67. und daz holz : und daz smalz 11, 47. er im gab: er in bat 14, 35. Kaiserchronik üf ruckete : üf zuckete 592 5227. dir kom : dir wol 10427. unde saelec : unde gnaedec 11021. '^^ unde ere : unde herren 15185. unde zuht : unde genuht 15168. vil röte : vil breite 14265. also wise : also lise 15713. noch so mehtec : noch so kreftec 6395. si sich garten : si sich scharten 14969. Marienlieder der Hanöverschen Handschr. diner müder ere (Subst.) : dine müder ere (Verb.) Bl. 1''. dich meine : dich leine 2". de van dineme live quam: de van dineme live nani 14^*. * wie vröliche sezes du da he saz : wie vröliche izes du da he az 30''. wat vroweden mochte din herze haven : wat vroweden mochte din herze laven 3P. ich enweiz of mich da iman bekenne: ich enweiz of mich da iman nenne 78'"^. bit grozeme schalle he zu dir gienc:bit grözeme schalle he dich entfienc 90*^. * so sere : so sere ere 40. wie he dir löne : wie he dich cröne 78"*. so ho : so fro 92''. Albers Tundalus unde schrien : unde glien 51, 46. da lie : da gie 57,4. ane nit : ane strit 61, 27. Lambrechts Alexander ver- wandelote sih : vertunkelöte sih 135. wol geschafien : wol offin 167. dinis gemuotis : dinis guotis 2895. unde mer : unde her 4490. ze nemenne : ze gebenne 4651. wol gezieret : wol ge- wieret 5418. ime sine sculde : ime sine hulde 6774. Kürenberg däst schedelich : dast lobehch MS. 1, 38". Wernher vom Nieder- *) [L. jüngeres Anegenge (als Anegenge ist sonst immer Ezzos Lied bezeichnet). Ed. Schroeder.] ZUIt «iKMlIH IHK l»K- UKIM-<. 205 rhein lässt ein niclit rührondes Vorbum /u, sagin sal : dragiu sal r)5, 30. AllHTtuH lioili^cr Ulricli er vol : or 8ol 15. er sero : er ere 147. Die Kuuatüichtcr gebraucheu dioHeii Reim öfter, aber süiion bei Eilhart sinen landen : sinen lianden 271. he was : he genas 1M1. sinen gesellen : smon willen 1695. ein teil : ein heil 2135. iuwere« wibes liuwcres libes 4227. aber wider: aber nider 4579. ze dir : ze mir (»72 1. niht sehen : niht geschehen 7098. Keinmar an mir : an ir MS. 1, 74'. niht angibt : niht ensiht 78*. Pilatus iibir tal : ubir al 2, 81. Aus den häufigen Beispielen in Veldekes Aneide nur eine Auswahl, sin lip : sin wip 138. ze guote : ze muote 1145. wol gewieret : wol gezieret 7105. sal gan:sal irslan 2092. aller herst : aller erst 5010. unde samit : unde ravit 12986. unde guot : unde bluot 5138. unde singen: unde springen 12960. vil fro : vil ho 13060. und von Salerne: und von Volterne 5094. und wol gehöret : und wol geleret 12766. Noch weiter geht diu in screip und in behielt : diu in sneit und in gcvielt 11120. Der Dichter des Servatius ist viel zurückhaltender damit, beschränkt sich auch mehr, denn er lässt nur das Pronomen zu, si mazen : si vergazen 777. er spate : er drate 2841. die müre : die gebftre 2891. sich regete : sich wegete 3415, und bei unvollkommenem Reim einem ekke:ein lekke 553. sinen hört : sin wort 2209. Walther ist diesem Reim wie Vel- deke geneigt, er geht nur weiter und lässt auch Substantiv, Adjectiv und unabhängiges Verbum zu, unde reht : unde kneht 9, 6. minen sanc : mtnen danc 41, 26. dine tage : mine klage 64, 18. ze gebenne : ze lebenne 93, 19. mir nimmer: mir immer rm S. 178. Mit geringer Unvollkommenheit behuote sich : behüete ^^ mich 113, 24. so lachent ir:so lachen wir 29, 22. Drei Reime, alle frowen var : alle fro wen gar 49, 7. iedoch fro : hie noch so 98, 6. der ist fro : der ist so 110, 28. Noch weiter, mir ist umbe dich: dir ist umbe mich 49, 21. Ja, zwei Zeilen sind fast ganz auf diese Weise zusammengesetzt: liuget er, sie liegent alle mit im sine lüge : und triuget er, si triegent mit im sine trüge 33, 17. Ebenso Freidank, ein hast : ein gast 73, 14. ich war : ich var 124, 16. nie gelouc : nie betruoc 169, 20. ant ju- gent:unt tugent 176, 17. unde katzeu : unde kratzen 138, 15. umbe minne : umbe gewinne 58, 19. • wirt vergezzen : wirt ge- 206 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. mezzen 46, 3. * wären driu : waren diu 19, 25. ieman treit : man seit 164, 2. wassers ge : wassers me 41, 20. gerne stilt : gerne spilt 49, 5. dunke sieht : dunlce reht 50, 24. ander tugent : ander jugent 52, 18. gliclie hellent : gliclie schellent 58, 8. aflFen (Ver- bum) wil : aflFen (Subst.) spil 83, 5. erkennen wol : erkennen sol 102, 4. kristen mite : kristen site 129, 7. müezen wesen : müezen genesen 161, 2. Sodann ze rehte hän : ze rehte stän 50, 16. so vil gelinget : so vil getriuget 169, 10. Auch einige nicht ganz vollkommene Reime, gelouben niht : gloubet iht 70, 18. Zweimal nicht dasselbe Wort, din guot : sin huot 42, 1. mich iemerrich iemer 51, 1. Verhältnismässig weniger häufig lässt Hartmann diesen Reim zu, Erek und zendäle : und gemäle 377. ze libe : ze wibe 567. ze stunde : ze munde 9623. Auch im bot: im unnöt 1409 will ich anführen, si fro : si do 1527. er fro : er dö 3599. mit triuwen : mit riuwen 7001. si vermiten : si riten 7815. an mir : an ir 9529. wol gunnen : wol begunnen 10073. Unvollkommene Reime, ritter guot : ritters muot 897. 6945. eren sterben : ere verderben 9363. ein man : eine an 9557. gliche riuwe : glicher triuwe 9933. Einmal drei Reime, noch ze lanc : noch ze kranc 7341. Gregorius unde lip : unde wip 99. unde lanc : unde blanc 2734. unde guotes : un^e muotes 3731. mit muoteimit guote 448. si begiersi lie 639. sinie.-si hie 3525. Einmal vier Reime, und an der jugent : und an der tugent 693. Büchlein unde sagen : unde jagen 1, 681. unde gert : unde wert 1, 443. unde got : unde spot 2, 775. an mir : an dir 1, 913: an ir 2, 269. äne dich : äne mich 1, 1024. über dich : über mich 1, 527. ze klagenne : ze tragenne 2, 337. ich doch : ich noch 2, 499. Unvollkommen: sinem muote : sine huote 1, 25. eine heil : einen teil 1, 1385. Drei Reime: unde an jugent : unde an 594: tugent 2, 519. Armer Heinrich nicht enfliuhest : niht enschiuhest "^^ 421. ein stoup : ein loup 723. hat gezogen : hat betrogen 742. Zwei Zeilen gehören ganz hierher: wird er mir liep, daz ist ein not: wird er mir leit, daz ist der tot 765. Iwein dise sungen : dise Sprüngen 67. unde brä : unde grä 446. unde jugent : unde tugent 1925. si ane : si dane 1697. ir fuoz : ir gruoz 2283. ir hulden : ir schulden 2729. vil gestriten : vil geriten 4393. sin ZUR GEHCHICHTE I)E8 KRIMH. 207 guot : 8111 muot 4841. von iu : von diu 5721. ein wint : ein kiitt 5784. Drei Keime, doch nicht ganz vollkommen: die si Uten : diu st riten 4933. Ein Paar Mal ein anderes Wort: stein göz : ein duz 993. bi ir : si mir 7751. Unvollkommene Keime: grinen kan : grinet an 877. wizze krist : gewizzen ist 5485. Hart- mann unterscheidet sich von Walther und Freidank darin, dass er fftr den zweiten Keim bloss Pronomina und Partikeln und einmal das Hilfsverbum verwendet; nur wenn die zweiten Reime unvollkommen sind, gestattet er auch Substantiva und Verba, woraus man schliessen kann, dass er nicht eigentlich doppelte Keime darin sieht. Wolfram ist damit noch sparsamer als Ilart- mann: Parzival uns beiden : uns scheiden 9, 1. da rief: da slief 166, 27. ze kranc : ze lanc 339, 29. ze gebenne : ze lebenne 373, 21. ze sparne : ze varne 819, 11. er fuorte : er ruorte 343, 3. al gemeine : al eine 230, 23. sime wibe : sime libe 497, 25. si sprach : si sach 531, 21. ze teilen : ze veilen 538, 5. Nur ein- mal ein Substantiv: strites wer : strites ger 688, 19. Wilhelm ie geranc : ie getwanc 61,3. ze bejagenne : ze sagenne 78, 7. ze klagonne : ze sagenne 450, 13. si fuorte : si ruorte 315, 3. si riten : si striten 423, 13. unt die : unde hie 225, 1. siner jugent: siner tugent 387 , 7. . Einmal drei Reime : sin ein lip : bin ein wip 168, 13. Nicht hierher gehört velschen gerne : valsch gelerne Parz. 439, 17. da gewuoc : dö genuoc Wilh. 67, 5. hat gepflegen : hau bewegen 158, 7. Gottfried hält es wie Walther und Frei- dank: sin här : sin gebar Trist. 19, 35. im zuo : im tue 71,37. im geriet: im schiet 141, 1. mit mir : mit dir 101, 17. er gat: er hat 104, 7. er sol : er wol 346, 27. an mir: au dir 113, 39. an niuote : an guote 115, 23. unde braht : unde bediiht 131, 36. unde swach : unde gemach 292, 1 . unde altet : unde kältet 328, 29. unde lant : unde erkant 329, 19. unde geret : unde gehöret 395, 39. unde blanc : unde unlanc 434, 21. zenphahene : ze gahene 140, 36. ze rehte : ze vehte 171, 25. ze mir: ze dir 271, 3. ze ritene : ze bitene 402, 37. ze lange : ze ange 459, 15. dem her : dem mer 179, 15. was erkant : was gewant 199, 24. ein wint : ein kint 208, 21. für sich : fi\r mich 386, 7. umbe waz : umbe daz 427, 2. 595 sin herze : sin smerze 440, 32. Ferner vergebene hin : lebene '* 208 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. bin 3, 1. lere kam : lere nam 58, 27. bluomen dar : bluomen war 118, 11. alle wis (Subst.) : alle wis (Adject.) 248, 39. Nicht unmittelbar anschliessend: gap ich dir : gap ez mir 109, 15. Nicht dasselbe Wort: saget mir : klaget ir 301, 29. Unvollkommener Reim : süeze wip : süezen lip 31 , 20. sin guot : sinem muot 142, 39. edeln kint : edele sint 155, 29. sin ahte: sine trahte 79, 10. dine hant : min lant 130, 34. sinen banden : sinem anden 179, 9. wilent so : wilen fro 327, 26. Brangasnen lere : Brangjene sere 348, 31. Drei Reime: an dem guote : an dem muote 142, 32. wä unde wa : da unde da 232, 7. Auch ohne völlige Uebereinstimmung: und wis unbetrogen : und wis wol gezogen 127, 29. klage daz Riwalin erstarp : klage daz Blanscheflür verdarp 47, 33. Vier Reime: ez ime gevallen wol : ez ime gevallen sol 1, 15. Auch das Volksepos kennt den doppelten Reim. Die echten Strophen des Nibelungeliedes gewähren ihn mit Partikel und Präposition: vil leit : vil gemeit 152, 1. da geschach : da gesach 235, 1 (da geschach : gesach 1895 Lassb.). unde wel : unde snel 425, 3. der tac : der mac 1766, 3. in bot : in not 2065, 1. Ein- mal drei Reime: er dö sach : er dö sprach 795, 1 (er dö sach : er sprach 7179 Lassb.). Einmal verschiedene Wörter: sin ge- want : din hant 847, 1. Mit Substantiv und Adjectiv nur in wenigen Stellen: leger stuont : jeger tuont 876, 3. manegen stic : manegen wie 1735, 1. angestlichen siegen : zierlichen degen2286, 3 (angestlichen siegen : iiz erweiter degen 19476 Lassb.). Mit un- vollkommenem Reim : froelichen reit : groezlichez leit 243, 3 (froe- lichen reit : groezliche leit 1963 Lassb.). herliche wip : wünnec- licher lip 1010, 3 (herliche wip : wünnecliche lip 8934 Lassb.). Ebenso die unechten Strophen: min gewant : min lant 395, 1 (min gewant : daz lant 3399 Lassb.): also verbarc : also starc 1080. an den munt : an der stunt 1233, 1. min lant : sin ervant 1344, 3 (miniu lant : min ervant 11750 Lassb.). sinen man : sin getan 1131, 1 (sinen man : hän 10019 Lassb.). Ferner: Prünhilde lant : Kriemhilde hant 363, 3 (Prünhilde hant : in die hant 3059 Lassb.). zegeliche not : schemlichen tot 1523, 3. wünnec- liche wip : minneclichen lip 1618, 3 (wünnecliche kint : minnec- liche sint 13970 Lassb.). Gudrun iu sagen : iu klagen 311, 1. unde wip : unde lip 347, 1. unser leit : unser arbeit 424, 1. so ZUR GE8CIIICHTB D88 REIMS. 209 gf'W(*rt : sA gebert 794, 1. niht tragen : iiiht gesagcn 991, 1. niht tricgent : niht enliegent 1185. wol kunt : wol gesunt 1174.69« wol gpsagon : wol behagen 1 1 74 , 1 . sin lant : sin hant 569 , 1 . '* filme gesinde : filme kinde 826, 8. ir lant : ir pfant 1593, 1. Ein Substantiv nur einmal, und zwar bei unvollkommenem Keim: harren biten : heren siten 295, 1. Ein Verbum kommt gar nicht vor. Zwischen dem zweiten und dritten Reim liegt ein ganzer Fuss: si so giengen : si d6 herberge viengen 465, 3. Aus den verdächtigen Strophen bemerke ich unde marc : unde starc 65, 1. nie verlos : ie erkos 556, 1. daz ich im verzech : daz im l^ch 879, 1. Dietleib in riten : in erstriten 2407. ze schänden : ze banden 3034. den wegen : den degen 3087. in sahen : in nähen 3275. si holt : sie golt 4925. ich sol : ich wol 7551. vil here : vil s^re 10119. da gewesenrda genesen 10516. niht verzihen:niht gelihen 13254. wart erkaut : wart genant 13340. Mit Substantiv und Verbum sehr selten, voget vie : voget hie 3961. fttrsten wip : fQrsten lip 6839. wolte bestan ; wolte er gan 10808. Drei Reime, noch die wege : noch die Stege 927. und ouch den lip : und ouch diu wip 9666. wol ze suone : wol ze tuone 12524. Unvoll- kommener Reim, was war : daz jär 3403. min wip : minen lip 4191. waren komen : war genomen 5969. Klage mich enphie: mich nie 1012. ie • geschach : nie gebrach 1829. ir triuwe : ir riuwe 1865. Ferner er künde: er stunde 2053. die mine:die, sine 2062. und geschach : unde sach 2153. Also nur mit Pro- nomen und Partikel, bei unvollkommenem Reim auch mit Hilfs- verbum, waren komen : war genomen 1763. hat gesant : het bekant 1803. mine not : minen tot 502. 2129. min lant:dine hant 2130, kein dreifacher Reim. Aus der Rabenschlacht be- merke ich immer we : immer me 892. Aus dem Haugdieterich (Ptalzer Ilandschritit Bl. 29^) fahrt Wackernagel (Altfranzosische Lieder S. 249) an, giengen im balde nach : ze walde gäch. Bei Hartmann, Wolfram, Gottfried wie bei Walther und Freidank bin ich ausführlich gewesen, bei den übrigen Dichtern dieses Jahrhunderts kann ich mich kürzer fassen : sie gebrauchen sämmtlich den doppelten Reim, etwa Ulrich von Tflrheim aus- genommen, in dessen (mir vollständig noch nicht bekannten) Wilhelm ich nur daz her : daz mer bemerkt habe. Bloss Par- W. r.KIMM, KL,. SlHKIFTKN. IV. 14 210 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. tikel und Präposition (wenn mir nichts entgangen ist) wenden dabei an Konrad von Fussesbrunnen , der Dichter des Athis, des Eraclius (bei spaeher list : spaeher ist 705 verdient die Les- art bezzer ist ohne Zweifel den Vorzug), Ulrich von Zezichoven, Herbort, Thomasin und der Dichter der Warnung: so hatten .597 es schon, wie wir gesehen haben, mit einer geringen Ausnahme ^^ die Dichter des zwölften Jahrhunderts gehalten: Walther und Freidank waren zuerst weiter geschritten. Die Freiheit, deren sich diese wie einige Male das Volksepos bedienten, wenn man die Unterdrückung der früheren, auf einem natürlichen Gefühl beruhenden, dem einfachen Reim sein volles Gewicht lassenden Beschränkung so nennen will, gilt ausser bei Gottfried auch bei der Mehrzahl der Übrigen. Ich werde aus ihren Gedichten meist nur Beispiele von dieser weiteren Entwicklung ausheben. Wirnt triuwe wol : triuwen wol 38, 20. frouwe here : frouwen ere 191, 35. Der zweite Reim ist, wie man sieht, nicht ganz vollkommen. Heinrich von Sax üf der saelden tür : üf der saelden kür MS. 1, 36". Neidhart gippen gappen : hippen happen MS. 2, 80*^. ich mine sinne : ich sine minne 82% die einzigen Beispiele, leicht aber gehören diese Lieder zu den unechten. Fleck sage mirz : sage dirz 1121. wolte werben : solte sterben 3869. kleine war: gemeine gar 6529; vgl. Sommer zu 1121, wo aber die doppelten Reime mit Partikel und Pronomen nicht vollständig angegeben sind: man findet ausserdem wie sie sungen : wie sie Sprüngen 821. und die merren : und die herren 259. noch so wis : noch so gris 4411. so wisen : so grisen 7559 usw. Rudolf von Ems michel ere : michel sere Gerhart 2044. friunde sin : friunt min Bari. 121, 33. lere geben : lere leben 404, 27. gän zuo mir : gän zuo dir 189, 32. und ie strenger : und ie lenger ■ 396, 25. geste wol : geste sol Wilhelm von Orlens 3473. so gar üf reht : so gar üf sieht Wilhelm von Orlens 3782. Kon- rad von Heimesfurt fröiden beeret : fröide stoeret 417. Mai wart gerant : wart bekant 9, 1. ere gar : eren bar 204, 39. ein teil: ein heil 217, 37. Heinrichs Krone * die üf was gedozzen : het üf was geslozzen 17374. * ritters art : ritters vart 24732. vil lange : vil ange 28773. Aber unmöglich echt kann folgende Wiederholung: sein: ZUR GE.SCHICIITB OE8 RBIMH. 211 29723 wolt iugelicher, muhte «z s!n, für in lidiMi, mölitu ez Hin, mit gelichfiii kiimbers vall«. In der zweiten Zeile ist etwa zu lesen: tur in liden disen pin. Lichtenstein mir gram : ir sam HO, 19. rosen gar : rosen var 229, 11. ist bekant.-ist genant 478, 9. Aber sie: über die 616, 27. Ein dreifacher und vierfacher Keim, und ir triegen:und ir liegen 644, 9. mich freut ir jugent : mich freut ir tugent 594, 10. Ähn- liche formelhafte Wiederholungen, ze mazen tump, ze mäzen karc : ze mazen milt, ze mäzen arc 452, 11, und noch ausge- 598 dehnter, da sint si tump, da sint si karc : da sint si snel, da ^^ sint si starc. da sint si junc, da sint si gris : da sint si kint, dji sint si wis 609, 31. Mit unvollkommenem Reim, bereiten sich : bereitet mich 164,25. werder man : werden kan 342,21. Strickers kleine Gedichte alle kröne : alle schone VIII, 15. kristcnlichen wirbet : kristenlichen stirbet VIII, 49. immer me: nimmer me Karl 75", und so ist auch Daniel Bl. 15 zu lesen, solde leben : solde geben Amis 1771. Heinrich von Morungen mit verschiedenen Wörtern, betwungen stat : gesungen hat MS. 1, 56''. Gottfried von Neifen minnenclich gedinge : minnenclich gelinge 5, 8. Konrad von Landegge lieber machen : lieben Sachen MS. 1, 196". Der Düring güetlich lachen : mfletlich machen MS. 2, 20". Boppe dir wol zungec : dir wol klungec MSI lag. 2, 383^ Raumelant kopfer sm : kopfer schin MSHag. 3, 64''. Ulrich von Gutenberg ich strebe : ich lebe MSHag. 1, 116". Reinbot so karc : so starc 2624, und mit geringer Ab- weichung selbes frö : selber so 2518. Herzog Ernst pflegen wol: pflegen eol 269. Passional ist gesant : ist enbrant 1 , 54. den ich meine : den ich meine 2, 87. gute hftte : gute lüte 32, 18. der tur: her vur 60, 41. ich nu bin : ich nu hin 72, 92. üf in: ruf in 73,67. tugende hat : tugende (1. mugende) hat 117, 37. unde ho : unde 6 147, 89. im wil : im vil 165, 15. ein teil : ein heil 170, 85. sin raste : sin vaste 198, 28. mit guote : mit muote 288, 40. unde sazen : unde azen 294, 26. in (1. an) der stat : in der stat 336, 81. was zor haut : was erwant 353, 60. ist erkorn : ist verlohn 371, 85. Gute Frau maze alt: maze halt 169. 14* 2 1 2 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. und von lande : und von gwande 183. Heinrichs von Meisen Unservater engel schar : engel gar 1 866. hän gesaget : hän ge- daget 1987. uns niht enwirret : uns niht enirret 2553. sines knehtes : sines getrehtes 3538. Türleins Wilhelm gar ein vuhs: gar ein luhs 13''. freude dort : freuden hört 136*^. Auch zwei völlig auf einander reimende Zeilen, des triuwe Ion mich hat belönet : des triuwe krön mich hat gekrönet 102*. Konrad von Würzburg führe ich mit mehr Vollständigkeit an, unde für: unde spür Goldene Schmiede 413. unde muot runde guot Trojan. Krieg 2524. unde wert : unde gert 8477. unde starc : unde bare 10686. unde komen : unde genomen 11871. unde leben : unde geben 18521. und vische : und frische 3740. ze tragenne : ze sagenne Silvester 4587. ze sagenne : ze klagenne Troj. Krieg 11350. 12901. Andere Partikeln habe ich bei ihm nicht be- merkt, wohl aber Artikel, Pronomen und Hilfsverbum, ein kint: ein rint Goldene Schmiede 1593. ein kleine : ein reine Engelh. 599 909. des hers : des mers Goldene Schmiede 1593. die mine : ^^ die pine Pantaleon 1357. mir beschert : mir vert Engelh. 572. ir tugent : ir jugent Troj. Krieg 4414. sime heile : sime teile Engelh. 577. sine minne : sine sinne 1875. Unvollkommen sine klüse : sime hüse Trojan. Krieg 13652. haete gar : haete dar Partenopier 52, 11 Massm. Auch wart vor dem Particip, wart gekroenet : wart beschoenet Schwanritter 699. wart bereit : wart geleit Alexius 1273; sonst kein Verbum. Adjectivum in einem unvollkommenen Reim, minneclicher lip : wünneclichen wip Sil- vester 996. Substantivum nur in einem dreiftichen und vier- fachen, dem willen sin : dem willen min Silvester 1142. vor den liuten starc : vor den liuten bare Engelh. 6237. Auch ist anzu- merken für baz mer : daz er Troj. Krieg 9734. Renner des iht : des niht 1636. niht wol gevellet : niht wol gesellet 5499. sin vater haete : sin vater tsete 8256. der ist ein kint : der ist ein rint 12318. ir (1. wir) kinder : wir rinder 12480. an alle fruht; an alle zuht 12550. als ein glas : als ein gras 20045. Mit un- vollkommenem Reim, boese tat : boesen rät 1835. tiuvels kint : tiuvel sint 7056. sünder niht : Sünden siht 10688. irdischen muot : irdisch guot 22786. Boner junge man : jungen kan 19, 5. Heinrich von Freiberg ein dahs : ein wahs Tristan 5908. si trat: ZUR GESCIIKIIIK UK.-. UKiMS. 218 8i bat 1477. sinn trite : sine site 5171. b4n ernert : hün verzert 3501. ritern guot : rite rn fruot 1735. zürne doch : zürne noch 4266. Drei Keime wil er gern : wil er wem 1453. Brunwart von Atigheim si si : si fri MS. 2, 55*. Frauenlob dir in mich: ntir in dich S. 237. in mir : in dir S. 238. Regenboge ritter ern : rittern uern : rittor wern MSIIag. 3, 309". Hugo von Langen- stein und oucb ze arm : und ouch ze warm Martina (Diutisca 2, S. 127). Hadlaub gegen ir : gegen mir MS. 2, 188'. ir ie : mir nie 2, 190». ir kinne : ir tinne MSHag. 2, 293^ Ich bemerke einige eigenthümliche Stellungen doppelter Keime, Kenner Martha Martha : warta warta 8919. Schretel (Haupts Zeitschrift 6, S. 174) uu biza biz! nu limmä lim! ou kratzä kratz! nu krimmti krim! 257. Im Renner wiederholen sich in zwei Zeilen zugleich mit einem Mittelreim fast alle Wörter, als bringt ein sal den andern sal : und bringt ein val den andern val 20401. Noch weiter geht der Kanzler, lers (I. lere) ouch sendiu herzen gern : lern (1. lere) ouch sendiu herzen gern (1. wern) MS. 2, 242». Noch gehören, wenigstens halb, die Reimpaare hierher, wo nur in einer Zeile (meist ist es die zweite) zwei Wörter den Keim bilden. Am leichtesten geschieht es, wenn eine mit- reiniende Partikel oder ein mitreimendea Pronomen vor dem 600 Schlusswort in der Senkung steht, ergie : er ie Gottfrieds Trist. ^ 180, 17. genöze : ze loze 151, 1. 153, 3. einbaere : ein maere 61, 33. ersach : er sprach Gudrun 648, 1. Türheims Wilhelm Plalzer Handschr. 267''. erschracter lac Eraclius 3141. er starp: erwarp Barlaam 86, 11. 397, 35. er sterbe : erwerbe 335, 23. erklingen : er singen Konrads Troj. Krieg 5450. Gewichtiger ist Didö : si so Friedrich von Hausen MS. 1 , 91'' nach der Besserung von Lachmann (Iwein S. 550 Anm.), noch mehr Dido : si dö Erek 7557. wa>n ich : wseniich Iwein 1959. wider senden : wider wenden Jung. Titurel 4666. Auch will ich noch volbringen : wöl gelingen Gudrun 1862, 3 (4250) anführen. Aus Otfried bemerke ich wisi : ui »i Hartm. 10. sar in : bredigarin 122,23. fuart er : muater 1 11, 26 und mit unvollkommenem Keim erdringe : ni ge U 17, 12. Dreisilbig bei Lichtenstein dienest an : dienestman 308 ,31. Kenner wider abe : widerhabe 2 1 4 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. 20171. Aus Walther gehört iedoch fro : hie noch so 98, 6 auch hierher. Sonst noch einige unvollkommene Reime, herzeklage: herzen trage Gottfrieds Trist. 38,18. unde roc:underzoc Schwan- ritter 285. XII. Der erweiterte Reim ist dem Doppelreim ähnlich, nur dehnt sich hier der Gleichklang in einem Worte aus und wächst gleichsam zurück. Ich sondere die verschiedenen Abstufungen. 1. Häufig reimen unter sich die zu einem Endreim ge- hörigen untrennbaren Partikeln: da sie aber niemals betont, vielmehr, wenn sie zur Senkung an dieser Stelle nicht dienen, ganz verschluckt werden, so kann man nur eine leichte Zuthat zu dem Reim darin erblicken. Bei Otfried kommt dies so oft vor, dass ich nur einige Beispiele anzuführen brauche, girustes: girestes I 1, 50. gifiangin : gigiangin I 23, 11. giwezzit : gisezzit I 23, 51. giwartent: gihaltent II 19, 10. giwurti.-giburti II 12, 40. gibirgi : giburgi III 8, 3. ginuag : giwuag III 14, 83. giwanko: githanko III 19, 36. giwäti : gidäti IV 19, 58. ginUagen : gi- fuagen V 25, 90. Seltener sind ir und bi, irthuesben : irlesgen I 17, 52. irquiktos : irwaktos III 1, 21. irwuntan : irstantan V 4, 47. irfuntan : irstant£in IV 37, 28. V 7, 60. birinit : biscinit II 1, 50. biwelzerbisturze II 17, 16. biginne : bibringe II 12, 9. bitillit : bistellit IV 23, 13. zi nur in zisamane gegenüber dem abgetrennten zi sehanne III 9, 3. int, in und, was mehr zu 601 verwundern ist, fir habe ich gar nicht gefunden. Das sind Bei- ^^ spiele, wo die Partikeln sich berühren, weil sich dies am häu- figsten trifft, aber keine Bedingung ausmacht, denn es reimt öfter gi-:bi-, z.B. ginuagi : biluagi 113, 47. gidoufit : bisoufit 113,53. gigiangun.-bifiangun III 8, 11. gisprahrbisah V 7, 43. bigunni : gizungi V 25, 1 1. Ein Paar Mal zi- : gi-, zisliaz.-gihiaz II 11, 50. giflizan : zislizan IV 30, 10. Hier erscheint auch fir- im Reim auf ir-, irqualtun : firsaltun V 9, 29. Diese mitreimenden Partikeln sind in der folgenden Zeit fort- während in Gebrauch: bloss in Dichtungen von geringem Umfang könnten sie fehlen, wie ich sie in der Schöpfung (Diemer 93 — 103) und der älteren Judith (Diemer 117 — 123) nicht bemerkt habe. ZUR GRACHICIITB DB8 KKIMH. 215 Ich werde die wichtigeren berücksichtigen. Leben Jesu ge-, ver- ( verschrannet : versperret Diemer 257 , 6. verschranchet : versperret Fundj^r. I 172, 7. verholne : verstolne D. 265, 10. F. 180, 17) und ge- : be- (gewalte : behalten) D. 278, 13. 26. F. 192, 25. 43). Auch die drei ersten und ältesten Gedichte in Karajans Denkiniilern S. 1 — 70 enthalten aufTallend wenige solcher Keime, selbst mit ge-, die reichlich bei allen anderen vorkommen, nur einige (gestAn : gettlu 4, 6. 5, 24. ■ geschach:ge- sach 23, 10. geschihct : gesihet 37, 22. getragen : getwagen 40, 12). Ausserdem bloss zerstöret : zerfuftret 522 ; kein be-, er-. Sodann be- : ge- (gevaren : bewaren 7, 12. 13, 22. 14, 10.22. be, 29. erstirbet ; verdirbet 82, 26. er- 8t<)rl)en : verdorben 83, 3. erwirbest : verdirbeet 91, 29). Frei- dank ge-, be- (begat : bestat 14, 10). er- (erwern : ernem 63, 8. 69, 13. ernert : erwert 163, 3. erbal : er8«hal 109, 19). ver- (verkiuset : verliu8et 20, 26. verstoln : verholn 47, 8. verlorn : 60d verborn 50, 10. 98, 1. vergizzet : vermizzet 131 , 21). Ferner '^ ge- : be- (gesiget : bewiget 30, 21. gezogen : betrogen 64, 19. borouben : gelouben 134, 18. betrogen : gelogen 150, 6. 151, 13. 172, 2: gezogen 154, 10. 171,' 21. gebraten : beraten 162, 10. begraben : geschaben 162, 16. besehenen : geha'nen 162, 22. ge- louc : betrouc 169, 20). er- : ver- (verlorn ; erkorn 6, 17. ver- darp : erwarp 53, 25. 87, 16. erworben : verdorben 87, 18. er- born.-verlorn 111,10. verdürben: erwürben 160,8. ve^lQrrerkür 87, 24. verswern : erwern 99, 5). Einmal ze- : ge- (zebrochen : gerochen 4, 4). Wolfram ge- : be- (besluzzen : beguzzen Lieder 3, 13. benennen : bekennen Parz. 472, 9. bejageten : betageten Wilh. 7, 5. benennet: bekennet Wilh. 151, 3). er- (ersprenget: erklenget Parz. 60, 25. erklenget : erlenget 122, 5. erkaut : er- want 122, 1. erwerljen : ersterben 151, 15 usw.). ver- (verget : verstet Parz. 2, 15. verkorn : verlorn 51,3. verkflr : verlOr 58, 9. vergüzze : verdrüzze 151, 1. vermiten : versniten 234,22 usw.). Ferner ge- : be- (gebouc : betrouc Parz. 4, 13. betoubet : geloubet 10, 20). er-: ver- (erkos : verlos Parz. 12, 17, 346, 17. Wilh. 5, 21. versagn : erslagn 1 50, 23. verdarp:erwarp Wilh. 7, 27. erdinsen: verzinsen 97, 1). Gottfried im Tristan ge-, be- (besageten : be- klageten 431, 33. bema^ret : bewaeret 432, 33), er-, ver-, aber auch zer- (zerlie : zergie 20, 13) und ent- (entwatten : entn:eten 73,33. entbestet : entlestet 74, 35). Ferner ge- : be-, er- : ver- und ze- : be- (zehant : besaut 145, 37). Klage ge-, be- (bekomen:benomen 1068. behaben : begraben 1 990. bestän : began 2000). er- (erwerben : ersterben 256. er- storben : erworben 641). ver- (nur verseret : verkeret 55). So- dann ge-:be-, er-: ver-, ge- : ze- (zebrochen : gesprochen 326. gosant : zehant 1971). be- : ze- (bekant : zehant 1806), Dietleib ge-, be- (beruoehte : besuochte 128,5. bekomen : benomen 6079. 220 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. behande ; besande 13094). er- (nur erwerben : ersterben 7599). ver- (vergezzen : vermezzen 2007. versehen : verjehen 4113. verholn : verstoln 2243. 4380). Sodann ge- : be-, er- : ver-, aber nicht ze- : be- oder ze- : ge-. Nibelungelied ge-, be- (nur be- komen : benomen 1751,3). ver- (verstoln : verholn 791, 1. ver- zagt: versagt 2079^1). Ich will hier auch die Verneinung en- in einer unechten Strophe anführen, ensach : ensprach 615, 1. In einer solchen Strophe entran:enkän 880, 4. Sodann ge-:be-, er-: ver-, ge-:ze- (zehant : gewant 537, 1. 116, 3: bekant 857, 1. geschach : zebrach 1940, 3). Gudrun ge-, er- (nur erwerben: 606 ersterben 865, 3 und ersach:er sprach 648, 1). ver- (vermezzen: 86 vergezzen 248, 3. 1097, 3. verjehen: versehen 1374, 1). Kein be-. Ferner ge-:be- (gevangen : belangen 1080, 3. besliezen : geniezen 1381,3). er- : ver- (verswindet : ervindet 377, 4. verjehen : er- sehen 614, 1. erkos: verlos 1079, 3. verderben : ersterben 1270, 3. 1505,3. erkiese: Verliese 1351, 3. erdiezen : verdriezen 2443, 3). Auch hier bemerke ich nebenbei gerstange : erlange 447, 3. Dietrichs Flucht ge-, be- (bejaget: betaget 2371), ver-, kein er-. Sodann ge- : be- (gefüeget : benüeget 3544. bereit : gekleit 7447. began : getan 7751. begraben : gehaben 9987). er- : ver- (ver- derbet : ersterbet 7975. erslagen : vertragen 9489. erkorn : ver- lorn 9679. 9685. 9739. 9881. 9997). Rabenschlacht ge-, be- (bedenke : bekrenke 506). ver- (vermezzen : vergezzen 90. 251. 580. 710. 727). er- (erwahte : erschrahte 125. ersterben : er- werben 509. 903. erlangen : ergangen 698). Ferner ge- : be- (gedenket : bekrenket 1084). ge-:ze- (gesprechen:zebrechen 130. zehant : genant 384). be- : ze- (begunde:ze stunde 102). er-: ver- (verderben : ersterben 770. verlorn : erkorn 806. 909. 1064). ver-:zer- (verstächen : zerbrächen 688). Ich will auch enblanden: entranten 662 anführen. Man kann bei allen auf die grossen Meister folgenden Dichtern voraussetzen, dass sie ge-, be-, er-, ver- und be-, er- : ver- auf diese Weise verwenden. Neidhart (16, 3 Ben.) ge- braucht ver- sogar in dreifachem Reim, verriden : vermiden : ver- sniden; Ausnahmen würde ein Zufall oder der geringe Umfang eines Gedichts erklären. Ich will also nur noch die selteneren Fälle hervorheben. Eraclius zeroufet : gekoufet 1367. Herbort ZUR GE8CHICHTR DEB REIMS. 221 «ebletzet : zequetzet 6861. gehoeret : zestceret 5919. Mai en- zückot : entrücket 15, 25. 204, 37. entnihtet : entrihtet 24, 7. enblecket: entecket 206,39. Heinrichs Krone zerizentrzerwizent 26021. ents weich : entweich 28320. entrinnen : entrinnen 28388. Lichtenstein zerlie : ergie 107, 17. zehant : zesant 540, 27. Albrechts von Kemenaten Goldeniar (Haupts Zeitschrift 6, S. 520) zerbrochen : zerstochen 7, 7. Stricker zerg6 : eretö Kleinere Ge- dichte XII, 591. Flore entwarf : endarf 553. vervangen : zer- gangen 6491. zersleif : ergreif 7213. zerinnet : beginnet 1213. 7211 (wo zerrinnet ungenau geschrieben ist), zerünnergewflnne 2611. zehant: genant 4039: gewant 4655. Konrad von Heimes- furt zersant : zehant 365. Ulrich von Wintersteten zerkliebe : zerstiebe MSHag. 1, 141'. Ulrichs von TOrheim Wilhelm ent- sitzet : entwitzet Bl. 263'" Pfälzer Handschrift. Passional ent- gangen : entfangen 341, 87. Bei Konrad von Wttrzburg muss 607 ich wieder ausfilhrlich sein, ge-, be- (beschiet: beriet Engelhart *' 5253. be8chouwet:bestrouwet Turnier 19, 1. beslozzen : begozzen Goldene Schmiede 1789. beswaere : bewaere Engelh. 5531. be- 8wa»ret : bewaeret Pantal. 291. Trojan. Krieg 7572. 7879. 12097. behagest : bejagest Trojan. Krieg 14164. bejaget : betaget 10832. bekleit : bereit 11925). er- (erliuhten : erfiuhten Engelh. 99. er- fiuhtet : erliuhtet Silv. 5139. Trojan. Krieg 9990. ergeben : er- leben Engelh. 1573. erwerben : ersterben Engelh. 5907. Otto 227. Trojan. Krieg 5907. erkracheten : erwacheten Troj. Krieg 12193). ver- (verholne : verstülne Engelh. 6297. verlrtrst : verkflrst 1521. verswigen : verzifijen 2063. verzern : verhern Pantal. 1541. ver- sigelt: verrigclt Weltlohu311. verrihtet : verslihtet Silv. 3615. verrihten : verslihten Trojan. Krieg 4686. 8036. verwizzen : ver- slizzen Alexius 93. verkiesen : Verliesen Trojan. Krieg 1591. 8314. 17924. verkflre : verlüre 22509. vermezzen : vergezzen 9354). en- (endecket : enblecket Silv. 972. enschelten : engelten, wie zu lesen ist, Goldene Schmiede 869. engernt : enbernt Silv. 2089. engenzet : enschrenzet Troj. Krieg 3992). Kein ze-, zer-, denn vierfacher Reim würde nicht in Betracht kommen, wenn das Gedicht auch echt wäre, wizzen:zerizzen:zeslizzen^glizzen Klage der Knnst MSHag. 3, 335" ^ Sodann ge-:be- (besach : geschach Engelh. 937. 947. beschehen : gesehen Alexius 1003. 222 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. beslozzen : geschozzen Turnier 149, 3. gebremet : beschremet Troj. Krieg 2979. 20138). ze- : be- (zespielte : behielte Goldene Schmiede 1489). er- : ver- (erwerben : verderben Engelh. 2373. Trojan. Krieg 11618. verdarp : erwarp Pantal. 1247. erwürbe: verdürbe Trojan. Krieg 2728. verdorben : erstorben Herz 295. verbrennen: erkennen Pantal. 2123. erwindet: verwindet Engelh. 53. erkos : verlos 3089. ernert : verzert 6337. verschämt : er- lamt MSHag. 2, 313''. erschein : vers wein Silv. 1204. erwendet: verswendet Troj. Krieg 3556. erkorn:versworn 8570. erkennet: verbrennet 9238. 9890. verhern : erwern 9886). Einmal zer-: er- (zerflecket : erschrecket Pantal. 1843) und zer- : ver- (zer- gangen : vervangen Troj. Krieg 4790). Heinrichs von Freiberg Tristan zergie (1. zegie) : zelie 983. Hug von Langenstein zer- spennen : zerdennen Martina 16P. Frauenlob entzücket : ent- nücket S. 193. Renner zeströuwet : gefröuwet 4747. 2. Die Partikel un- zeigt sich freilich nur untrennbar, aber da sie häufig betont wird und eine Hebung tragen kann, so steht sie doch mit den anderen untrennbaren Partikeln nicht auf 608 einer Linie. Sie erscheint mitreimend nicht oft. wi's undotlich: ^^ üngeloublich Evangelienharmonie aus dem Anhang des zwölften Jahrhunderts (Haupts Zeitschrift 7, S. 445, 9). e unkunt : ün- gesunt Veldekes Äneide 9670. genüoge unminne : von unsinne Freidank 101, 1. ün ge raste : gar unstaete 117, 22; in Walthers Lie- dern war das nicht wohl anwendbar, noch unschult : üngedult Herbort 13181. vil unsuoze:vinmuoze Strickers Daniel Bl. 103*^. In diesen Beispielen ist die Partikel nur einmal betont, da- gegen beide Male in folgenden, üngemechlich : ünvertreglich Albers Tundalus 54, 54. üngeläze:immäze. üntriuwe : üngetriuwe Herbort 10199. 16982. ünverholn : ünverstoln. ünvergolten : un- bescholten Parz. 303, 25. 361,13. üngenant : ünbekant Lichten- stein 15, 21. MSHag. 3, 468®®. ünverzaget : ünversaget Passional 335, 83. üngezaeme : üngenseme Warnung 385. 423. 447. i'in- verhagelt : ünvernagelt Jung. Titurel 3756. üngewenket : iinver- schrenket 4649. ünerstorben : unverdorben 5077. imenthalten : ünverschalten Reinfried von Braunschweig Bl. 6'*. ünsinnec : üngewinnec. ünflaetec : ungetaetec Hugs Martina 66'^. 133°. i'in- genennec : ünerkennec 284*^. üngewizzen : üngeflizzen Wigamur ZIJH CiEüCHICHTB DE8 REIMH. 223 580. Unbetont in beiden Zeilen, gar unbendec : was unw«'ijdec Meisner MSIIag. 3, 93''. unkündec : unsündec HeinricbH von Meisen Unservater 345. unlaszec : uomtezec Hugs Martina (»l*". un/ühtegeu : unflnhtegeu das. 34". ifp unlidec : ^re unuidec Renner 2()9''. uninuoterlich : unbruoderlich J)17t, uniQstec : un- küstec das. 9178. 11 97«. 3. Ähnlich verhält es sich mit den trennbaren Partikeln. Es kann zunächst nur von dem einsilbigen durch die Rede sein, das ich aber nur in ein Paar Stellen gefunden habe, n6h durhstochen : dürhbr(!chen Lauibrechts Alexander 6375. was durchstochen: durchstochen Konrad von Heimesfurt 1037. durch- stochen : wärt durchbrochen Heinrichs Krone 18305. Auch die zweisilbigen Partikeln begegnen selten, uberfluz : ubergnuht Moses 40, (). ttber8trel)t : überlebt Freid. 84, 16 Lesart, über- striten : Überriten Barlaam 61, 35. flberflüetet : übergfletet Jflng. Titurel 27, 3.- nbermüete:nberfl(lete 3038, 1. underligen runder- digen Servat. 91. undertan : understun Barlaam 354, 1. wider- bräht : widerdaht Heinrichs Krone 25462. Otfried gebraucht die trennbaren Partikeln nicht in diesem Verhältnis, doch muss ich missifiangin : missigiangin, das sich jedoch nur einmal (H 11, 41) zeigt, hier anführen; denn welche Ansicht man auch über den Ursprung von missi- hegen mag (Grammatik 2, S. 470. 587), so vertritt es in der Zusammensetzung die Stelle einer Partikel. Auf ähnliche Weise setzt Heinrich von Meisen 609 volbräht : voldaht Unservater 128, das ich bei keinem anderen *^ gefunden habe. 4. Aber der Reim kann auch in beiden Zeilen aus einem einzigen mehrsilbigen Wort bestehen. Ich betrachte zuerst den zweisilbigen oder als zweisilbig geltenden, der sich von dem klingenden dadurch unterscheidet, dass er statt des unbetonten e in der zweiten Silbe einen anderen schwerer wiegenden Vocal oder einen Diphthong hat. Verhältnismässig fallen die meisten Beispiele in das zwöltle Jahrhundert, tegelich : unvertregelich Litanei 684. klegelich : unvertregelich Tundalus 52, 82. herlich: erlich 60, 2. freislich : eislich Lambrechts Alexander 352. 1658. 5659. deorum : dominörum Kaiserchronik 2414. antichristum: bistuom Entechrist Elias und Enoch 121, 33. tägelich : klage- 224 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. lieh Servatius 743. 1777. unmegelich : klegelich 2193. Mit un- genauem Reim Enoch : ienoch Moses Vorauer Handschrift 1"2, 1. geistlich : fleischlich Karajans Sprachdenkmale 96, 5. heilsame: freissame Himmelreich 164. Von den folgenden gebildeten Dichtern haben ihn nur wenige zugelassen, Veldeke eislich : freisHch Äneide 3195. Dido : Cupidö 739. 857. 10978; auch will ich erhaft : werhaft 5036 anmerken. Hartmann einmal mislich : gnislich Armer Heinrich 167. * lobtest : tobtest Iwein 2085.* Heinrich von Morungen krön ist: schonist rlönist MS. 1, 53. Buch der Rügen (Haupts Zeitschrift 2) geislich : freislich 911. fridelich : sitelich 1635. Heinrich von Meisen werdekeit : hertekeit 1453. tegelich : klegelich 3151. Passional wistuom : bistuom 110, 4. Mariengrüsse (Haupts Zeitschrift 8) 8ämit:hämit 201. fröulich:dröulich 499. Boppe nidinc : glidincMS. 2, 234^ Auffallend ist bei dem regelrechten Konrad von Würzburg klärheit : wärheit Troj. Krieg 20967, um so mehr, als man bei ihm weiter kein Beispiel eines rührenden Reims auf -heit findet. Dieser Reim steht einsam wie irdisch : unwirdisch Goldene Schmiede 1003, wo man jedoch irdesch : unwirdesch schreiben kann. Unangreifbar scheinen dieplich : lieplich MSHag. 2, 323* und güetlich : müetlich Goldene Schmiede 589 (vgl. Lachmann zu Iwein 7248), wiewohl Konrad den rührenden Reim auf -lieh äusserst selten gebraucht; der Reim gilt hier als klingender. Ferner bei ihm reidiu : beidiu Troj. Krieg 11040. miniu : diniu 15896 (vgl. Lachmann Auswahl XIX, zu Nibel. 2091, 3) und nach Haupts sehr wahrscheinlicher Besserung heinlichiu : richiu Engelh. 74. . Reinfried von Braunschweig meistlich : geistlich S. 50. geislich : freislich 51. Hug von Langenstein lieplich: dieplich Martina 94". frilieh : rilich 92^ 158^ 266^ heinlich : 610 einlich 273. stritlich : nitlieh 276''. verschamptiu : beklamptiu ^^ 106*. unrehtvertigiu : widerwertigiu 96**. Frauenlob freislich : eislich :unmeislich S. 93. 94. Wigamur gnozlich : grozlich 1434. 2280. Renner Martha : wartä 8910. unertic : hochvertie 5989. freidie : meineidie 5990. In den zum Volksepos gehörigen Dich- tungen bin ich diesem Reim nicht begegnet und will nur auf- merksam darauf machen, dass in der Gudrun in der zweiten Halbzeile eines Reimpaars (641, 3.4 = 2565 — 2566) ze Gäleis: I ZUR GR8CIIIÜI1TB DES RKIMH. 225 ze VVaIcis steht, weil dies als Endreim aus der Quelle des Ge* dichts könnte flbergogangen sein. Enthillt der Keim drei oder vier Silben mit zwei Hebungen, 80 entspricht er bei Zusammensetzungen dem vorhin behandelten Doppelreini mit ebenso viel Silben. Auch dieser Fall ist nicht häufig. Anegenge 5, 53 kumfliga>re : vernünftigere. Hartmanns CVedo sunderlich : wunderlich 91 , 337. innicliche : minnecliehe 1H8(). Ljunbrechts Alexander tageUcherzageliche 2007. Marien- lieder llanöv. Ilaudschrif't wunderliche : sunderliche Bl. 37'. 65'. Mit unvollkommenem Keim, Himmelreich 239 wirtschefle : wert- schefle. Pfaft'enleben (Altdeutsche Blätter 1 ) 299 armecheit : barmecheit. Veldekc gewalkieret.-gebalzieret A neide 5170. Hart- mann üarredomechschin : marlomechschin £rek 16fi5. gelta;re : scheltaere 1 wein 7163. Athis C7 Ddriläus : KorilAus. "Wolfram gränselin : flänselin Parz. 113, 7 Lesart, sundersiz : underviz Parz. 230, 1. Malatons : Malacrons Wilh. 438, 39. Gottfried hovebacre : hovemaere Trist. 57, 7. 331, 29. ebengelich : ebenrich 126,30. Herbort ritterschaftrritterschaft 2753. manecvaldekeit: fünfvaldekeit 7603. Thomasin staitekeit : unstaete seit 153'. Ru- dolf von Ems zouberaere : zoubermjere Bari. 190, 33. Gottfried von Neifen minneclichen : inneclichen 39, 27. Herzog Ernst minnecliehe : innecliche 2695. Ulrich von Wintersteten minnec- lich : inneclich MSHag. 1, 153". Der von übernburg unminnec- liuhe : ungeliche MS. 1 , 159''. Dflring senderinne : swenderinne MS. 2, 20". Tanhauser hermelin : ermelin MS. 2, 61'. Marien- grüsse himelslflzzel: himelsprflzzel 241. Lieder von Unbekannten wunderlich : sunderlich MSHag. 3, 468"°. sunderlich : munder- lich : wunderlich MSHag. 3, 46'". reinikeit : einikeit : gemeinikeit MSHag. 3, 468". Hug von Langenstein bredegerin : ledegeriu Martina Bl. 80". sinneclichrminneclich Bl. 109'. 268'. kempfertn: stempferin Bl. 109''. sunderlich: wunderlich Bl. 141'". Am häufig- sten im Renner kamer.Tr : hamerrer 637. kindelin : gesindelin 1326. gewendelin : Schendelin 1816. hiuselin : miuselin 2740. wontelintmentelin 5993. 20481. genselin : flenselin 12446. schiu- «u welinc : griuwelinc 8096. wunderlich : sunderlich 2170. un- *^ muoterlich : unbruoderlich 9174. inneclich : minneclich 13128. 15H)78. almehtekeit : amehtekeit 10940. driveltekeit : einveltekeit W. GHIMM, KI.. SCHRIhTKS. IV. 16 226 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. 11278. salliute : zalliute 20409. Regenboge unbescheidenheit : bescheidenheit MS. 2, 197". Dreisilbige Reimwörter mit langer Wurzel und zwei un- betonten Endsilben sind eben so unhäufig, pfingesten : ringesten gilt im Jung. Titurel 6158 und in Freibergs Tristan 512 als klinofend. handelte : wandelte aus dem zwölften Jahrhundert Mones Anzeiger 1835 S. 287, 14. freidigten : leidegten Himmel- reich 211. Passional wanderte : veränderte 102, 84. 282, 2. sun- derte : wunderte 115, 55. handelte : wandelte 171,36. minnerte : innerte 237, 67. neigete : veigete 389, 6. ferner lengete : be- sengete Marienlegenden 256, 493. hunderten : sunderten Engel- hart 2677. handelte : wandelte 5143. Am meisten wird noch das Participium auf diese Weise gebraucht, doch immer nur von einigen, Servatius sitzende : switzende 3435. Athis springinde : singinde C*, 97. Gottfried von Strassburg lachende : machende Trist. 80, 20. 345, 12. 483,7. trahtende.-ahtende 91, 17. 367,31. 404, 5. 487, 27. fliehende : ziehende 139, 23. nigende ; swigende 277, 19. weinende : erscheinende 333, 29. wetzende : setzende 340, 3. streichende : smeichende 351, 9. trürende : amürende 374, 35. kosende : losende 483, 9, Marner stigende : sigende MS. 1, 170" als klingender. Rudolf von Ems fliezende : niezende Weltchronik 63, 214 Vilmar. erstummende : slummende Marien- legenden 122, 101. Konrad von Würzburg lägende : fragende Engelh. 1273. unfröuwende:töuwende2179. stechende: brechende 2739. merende.: erende 2869. wachende : machende 3211. klin- gende : springende 5345. weinende : meinende 5960. rüefende : wüefende Silv. 982. rüemende : blüemende 3555. 3917. beerende: stoerende 4645. geloubende : roubende 5143. kroygierende : prüe- vierende Turnier von Nantes 195, 5. glüejende : blüejende Partenop. 27, 34 Massm, Alexius 215. swigende : nigende Troj. Krieg 7506. gedenkende : krenkende 11392. hinwende : getriu- wende 13371. suochende : geruochende 12692. glizende : fil- zende 14566. fiiezende : begiezende 23145. Heinrich von Frei- berg gedenkende : wenkende Trist. 167. sturmrüschende : lü- schende 791. kosende : lösende 1233. 2165. glestende : vestende 1627. trahtende : ahtende 2727. 3051. 6643. suochende : ge- ruochende 3897. weinende : erscheinende 6781. Ludwig von ZUR GESCHICHTE DE8 RRIMH. 227 Thüringen lachende : machende 2790. Elisabeth conteinplt^rende; 613 speculörende Diutisca 1, 422, 465. Hug von Langenstein flie- ^ hende : schichcnde Martina Hl. 31''. wüeft-nde : rOefende 65". r&sende : inasende 83''. schallonde : wallende 159''. Diese Reime sind bei einigen unbezwcifelt als klingende gesetzt und sollen wohl Oberall als solche gelten: sie unter- scheiden sich aber von diesen, die aus zwei Silben bestehen und in der zweiten ein unbetontes e verlangen. Noch weiter von dem klingenden, obgleich äusserlich ganz mit ihm flberein- stiinmend, stehen die Keime ab, die auf das sonst unbetonte e die letzte Hebung legen, mithin stumpf sind (vgl. Lachmann zu den Nibelungen 1362, 2); sie erscheinen als genaue, aber auch als freie. Nur letzterer Art in einem beim KOrenberg (MS. 1, 38) stehenden Lied, wunne: künde, zinnen: singen, bette : wecken, hemede : edele. fliegen : riemrn. geweine : scheiden. Ebenso in einem dem Dietmar von Eist (MS. 1, 39''. 40") beigelegten Lied und in einer Strophe, die unter Alram von Gresten (MS. 2, 110. Fundgruben 1, S. 266. 267) ungeftihrt wird. Unter den Liedern Gottfrieds von Neifen findet sich eins (44, 20), das Inhalt und Ton nach von den übrigen ganz abweicht und in einer Strophe die Reime künde : bunde : gund«'* zeigt. Es scheint ein umgearbeitetes Volkslied zu sein, aus welchem diese der gebildeten Kunst entfremdeten Reime beibehalten sind; als klingende gebraucht sie Gottfried anderwärts häufig. Lachmann hält es nicht für unwahrscheinlich (zum Iwein 617), dass auch Hartmann nidere : widere Iwein 617: gevidere 679, 2127 und ze klagenne : ze tragennö Büchlein 2, 337 zugebissen habe ; ob fremede : hemede oder fremde : hemde im Iwein anzunehmen sei, lässt er unentschieden. Im Herzog Ernst, der sonst einen ungenauen Reim nicht zulässt, scheint das Sprichwörtliche in einer Stelle diesen Reim erhalten zu haben, als in beiden wohl gezam dem künec und Ernsten alsam, dem wirte ze gebeune, den» gaste ze nemenne 4853 — 4856. Im Volksepos findet sich dieser Reim nicht ganz selten, der genaue sowohl als der freie, immer aber, wie beim Kürenberg, nur iu der ersten Hälfte der Strophe (Lachmann zu den Nibel. 1362, 2). Bis auf drei Aus- nahmen, Uoten:guoten 14. Hagen6:ze tragene 330: ze jagenö 15» 228 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. 873, zeigt er sich nur in dem zweiten Theil des Nibelunge- liedes (vgl. Lachmann zu 1916, 1), Hagenerze tragene 1636. (Ueberarbeitung Hagene : ze habene 14111). 1682. 1776 (Ha- gene:ze dagene 15277). 2131' (milt : schilt 18228). 2137 (die Strophe fehlt nach 18274). 2297 (gezemen : nemen 19417). 613 Hagenerze sagene 1440. 1483. 1666. 1862. 2278. Hagene: ^^ erslagene 1663. genämen r quämen 1571. maere r wasre 1803. maeren r waeren 1653. schilde r Kriemhilde 2133. wolde r solde 2132 (Hagenerze tragene 18235). verborgen r sorgen 1467. huoben : uoben 1462. Uote r gnote 1449. Alle diese stehen in den echten Strophen; in den unechten finde ich nur Hagene r ze tragene 330. sande r lande 1362, vs^o man jedoch nach Lach- manns Bemerkung auch gesant r laut lesen kann, und ze dagene : Hagene 2044 (degener Hagene 17516). Der freie Reim in den echten Strophen des ersten Theils nur dreimal und nur mit Hagene r degene 84. 810. 813. Häufig ist er im zweiten Theil, einige Male mit verschiedenen Consonanten, Hagene r gademe 2248 (ze sagene r Hagene 19177). 2280(Hagener degene 19425). Hagene r menege 1619 (Hagenerze sagene 16468), sodann Hagene r degene 1123.1143. 1403.1676. 1678.1688.1719.1726.1748.1787 (degen: pflegen 15317). 1855. 1889. 1896 (Hagene r gademe 15309. Es fehlt ein Halbvers, den die mit der Ueberarbeitung stimmende Lesart von C gewährt). 1966 (Hagene r ze klagene 16892). 1993 (Hagemerze sagene 17100). 2144. 2270. 2275. 2283 (Dietench: lobelich 10449). In den unechten Strophen bloss Hagene r de- gene 386. 1129. 1403. 1740. 1825. 1942. 1949. Die Ueber- arbeitung hat, wie man siieht, einige dieser Reime mit genauen vertauscht, andere gemildert r ausserdem fügt sie noch hinzu äzen r läzen 15909. maere r swsere 14352. 16668. maeren r waeren 3343. solder wolde 9619. Uote r guote 9563. 9603 und mit verschiedenen Consonanten Hagene r zesamene 16828, womit aber in dem älteren Text 1960 die Lesart C übereinkommt, so dass diese als alterthümlicher vielleicht vor degen r gepflegen der übrigen Handschriften den Vorzug verdient. Der Dichter der Klage und des Dietleibs hat, scheint es, Reime dieser Art nur bei Eigennamen und bei degen, die häufig in seiner Quelle vorkommen mochten, beibehalten. In der Klage ze sagene: ZUR GEHCHKMIK !»!•> !{KfMS. 229 Hagen<^ 369. HagemW ze klugcnii«- 1707. Hagen^ : gadem(' 589. dopen«' : Ilagene 544. 1548. Im Dietleip Sahen<^ : ze haben<^ 10994. liaben.' : degene 4741. Hagene : degen«'- 771. 3081. 4543. 5005. 5821). «0(55. 6315. 6681. 7158. 7218. 7238. 8486. 9461. 10132. 11170. Ilagenen : degenen 2741. 6019. Ferner degene : be- gegenc 3715. 5463. 10182. engegen^ : degene 5567. 8412. 9123. 9510. 13102. Einmal degen^ : lebene 5865. In der Gudrun kommen Keime dieser Art nicht vor, engegene : degene 1 120, 8. sedele : edelo 1631, 3 stehen klingend. Von Keim Wörtern mit langer Wurzelsilbe, einem unbe- 6U tonten und einem tonlosen e i^abe ich beim Adjectivum nur ein ** Paar Beispiele, tiuvelwinnegen : unsinnegen Servat. 783. liut- sjelegerm.'elege Engelh. 883, wo man indessen auch tiuvelwinnigen: unsinnigen und liuts.'i'lige : mri'iige mit dem Nebenton setzen kann, wie frühtigen : miselsühtigen Engelh. 5243 steht. Hein- rich von Meisen gebraucht schuldegen : geduldegen 3284. 3489. Hug von liangenstein geht weiter und erlaubt sich üppegiu : gelüppegiu Martina 707". Hierher gehören aber schwache Prä- terita, sobald sie unverkürzt stehen, was nur nicht immer zu er- weisen ist. Mit Sicherheit kann man sie bei Konrad von Wftrz- burg annehmen, wo sie am häufigsten sich zeigen, geluogete : fuogete Engelh. 957. machete : lachete 1907. mischete : wischete 2623. swacheten : lacheten 3103. wägete : betragete 3963. wisete: prisete Schwanritter 143. geswachete : machete (so ist zu lesen) Silv. 3933. 4481. dröuwete : fröuwete Tournier 180, 1. mftzete: ICizete Gold. Schmiede 367. erlrischete : mischete 1385. grazeten: mäzeten Troj. Krieg 3902. erswachete : wachete 4234. machete: geswachete 5454. 7888. lachete rswachete 5662. steckete : leckete 60()2. wachete : machete 8914. ICischete : vertüschete 16589. ' wägete : gelagete 20555. Bei Fleck hat sie Sommer (zu Flore 603) stehen lassen, weiss aber nicht, ob mit Recht. Für wahr- scheinlich halte ich sie bei denen, die auch das Particip. Präs. in dieser Stellung gebrauchen, wiewohl nicht noth wendig Eins das Andere bedingt. Mit dieser Rücksicht will ich anführen beroubete : houbete (Subst.) Gottfrieds Tristan 276, 7. wisete: prisete Reinbot 1902. Passional 96, 36. 286, .39. 368, 51. neigete : veigete Reinbot 5366. Ferner im Passional irrete : 230 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. virrete 294,40. geloubete : vertoubete 336, 21. neigete : zeigete 349, 45. k6seten:]6seten Freibergs Tristan 4797. 5865. schoenete: kroenete 6793. erzeigete : neigete 6825. erkösete : erglosete Hugs Martina 114'^. Ulrich von Türbeim scheint diesen Reim zu gebrauchen, obgleich ich das Part. Präs. bei ihm nicht finde, trürete : sürete Tristan 517, 29. erwachete : lachete 539, 35. Aus dem Wilhelm habe ich mir bemerkt versmähete : gähete. gäheten : näheten. sümeten : rümeten. lengete : mengete. minne- ten : sinneten. Drei- oder mehrsilbige mit dem Nebenton sind sehr selten, heiligest : meiligest führt Lachmann (Auswahl XIX) aus Rudolfs Weltchronik an. unzühtigen : unflühtigen Martina 34*^. un- rehtvertigiu : widerwertigiu 90'\ unrehtvertiger : widerwertiger 112''. hochvertigen : verzigen 273'^ 615 5. In den althochdeutschen Gedichten liegt der Reim auf ^^ der letzten gehobenen Silbe. Häufig findet sich auch ein zwei- silbiger Gleichlaut, der in einigen Capiteln Otfrieds (z. B. IV 35. 36. 37) die Mehrzahl ausmacht. Schon im Wessobrunner Gebet undarstantanne : piwisanne. Aus Otfried nur ein Paar Beispiele reini : kleini 11,6. rehtaz : slehtaz I 1,7. ruachent : suachent I 1, 24. wahsenti : henti I 9, 40 und so auf jeder Seite. Auch der ungenaue oder freie zweisilbige Reim ist so häufig, dass wenige Beispiele genügen, Muspilli farprunnan:bidwungan 119. Otfried wäres : Abrahämes Hartmann 138. sconaz : schinaz 117,18. sindes:heiminges II 5, 10. waltentrthultent II16, 13 usw. Ludwigslied Hludwigan : ritan und Vrankon : lango. Von dem dreisilbigen will ich einige Beispiele mehr anführen, zuerst solche, die durch Vorpartikeln gebildet werden, bigunnun : gi- sunnun Otfr. Hartm. 69. githrewitargistewita 1 1, 89. irthuesben: irlesgen I 17, 52. biruaren : gifuaren II 4, 107 nirwanta : fir- sankta H 6, 28. biginneibibringe II 12, 9. irquicktösrirwaktös III 1, 21. ziklekit : bithekit IV 33, 37. Sodann forahta : worahta Otfr. Hartm. 43. IV 33, 14. forahtun : worahtun III 20, 102. IV 31, 11. V 20, 8. 22, 6. widiri : nidiri Hartm. 155. gamane : gisamane Hartm. 167. redinon : predigön I 2, 7. V 12, 82. dra- genti : scamenti I 4, 85. selidön : sälidon I 7, 24. bilide : himile I 12, 30. ladota : sageta I 17, 41. nerita : biwerita II 7, 13. redinürzehinu II 8, 32. kamaru : gamanü II 9, 9. lebeta : klebeta ZUR GESCHICHTE DES REIMS. 231 II 9, 37. koröti ; worolti II 10, 5. III 1, 4. gizeliti:K.-> Jthl.MS. 239 gelten : schelten macht den Übergang. Merkenswerth , dass di«'se Anhäjifung im Erek und im Armen Heinrich (wenn man diesen seines geringen Umfangs wegen anführen darf) noch nicht vorkommt: man siebt, es war eine neue KUnstlichkeit. Froidank reiht sich an, wobei ich bemerke, dass die zweite Ordnung, in welcher die Bescheidenheit ftberliefert ist, durch veränderte Stellung der Sprüche mehrmals die Anhäufung stört. Er setzt (106,18 — 107,15) dreimal hintereinander tuet : guot. guot:tuot, so dass derselbe Reim dreiundzwanzigmal aufeinander folgt. In anderen Stellen muot : guot. guote : muote. guot : huot (5(), 9 — 14) und guotes:muotC8. guot:nmot. tuotrguot (57, 8 — 13). Sodann tugent : jugent. jugent : tugent. jugent : tugent. tugent : jugent, 80 dass einmal jugent an jugent, das andere Mal tugent an tugent stösst. Ferner hunt : pfunt. stunt : hunt. hunt : stunt (138,3 — 8). man : kan. man : kau. kan : man (80,6 — 11). hän : lan. man : enkan. man : kan (99, 7 — 12) und nit : strit. zit : nit. 628 niht : geschiht; meist also sind dieselben Wörter beibehalten. ^^ Kourad von Fussesbrunnen schliesst die Kindheit Jesu (S. 102'', vgl. die Anmerkung S. 146) mit dem siebenfachen Reim auf az. Die Urstejide endigt in vierzehn Zeilen auf it, Konrads von Heimesfurt Himmelfahrt der Jungfrau Maria in zwölfen auf öz und ÖS. Lichtensteiu reimt, jedoch an dem Schluss eines Ab- satzes, in einem Büchlein (45, 2. 8) sechsmal auf ant, Fleck (5323—5328) auf ät. Der Dichter von Mai und Beaflor setzt (64, 5 — 9) sechsmal unt, Rudolf von Ems kintheit : gemeit. kleit : sneit. kintheit : gemeit Gerh. 2903. gebot : spot. tot ; not. tot : bot Bari. 209, 17. kere : lere, verkeren : leren, kere : lere 219,15. gehote : gote. got : spot. tot : not 231, 17. muot : guot. guotes : muotes. muotes : guotes. muote : guote. muot : guot Wil- helm von Orlens 3329—3332, und am Schluss dieses Gedichts erst siebenmal den Reim auf ich und unmittelbar darauf neun- mal auf kt. In der Warnung folgt zehnmal der Reim auf aere (361—370) und achtmal (380—386) mit denselben Wörtern, gememe : widerzaeme. genaeme : widerzaime. gen%me : zieme, un- genajme : uugezaeme. Der Dichter des Passionais zeigt sich, wie bei seiner Erfindung des dreifachen Reims zu erwarten stand, der Anhäufung geneigt. Nicht bloss an dem Schluss der Ab- 240 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. Sätze findet man drei Reimpaare mit Gleichklang, minischrin. din : schin. kunigin : sin 154, 53 — 58. vrist : mitwist. ist : genist. Crist : bist 333, 15, sondern auch anderwärts, mute: gute, hüte: grüte. glüte : vlüte 208, 34 — 39. genant : alzuhant. gesant : un- volant:lant:bekant 233, 34—79. * Vier Paare 186, 5—12 Köpke sagen : jagen, tagen : tragen, gnagen : geslagen. hagen : ungetwagen.* Er stellt auch fünf Paare zusammen, sprach : ungemach. sach : geschach. stach: brach. swach:bejach. rachivirbrach 226, 35 — 44, sogar sechs, woltät:rat. versmät:entphä,t. gät:lät. hät:entstät. grät:slät. unvlät:wät 233, 62 — 73, an welche sich die zuletzt angeführten drei Paare schliessen, und an diese wiederum die oben bemerkten drei Reime, so dass Zeile 62 — 85 mit solchen Künsteleien ununterbrochen angefüllt sind. Man bemerke, dass er hier allzeit die Wiederholung desselben Reimworts meidet, was er sogar bei den drei Reimen (oben S. 621 [== S. 237]) fast immer beachtet. Die Mariengrüsse sind strophisch abgefasst, nicht aber die Vorrede und Zwischensätze, wo das gewöhnliche Reimpaar angewendet ist. In der Vorrede tragen 39 Zeilen (29 — 66) denselben Reim auf an oder an ; es scheint eine Zeile zu fehlen. Auch Hugo von Trimberg liebt die Anhäufung und hat wahrscheinlich diese Kunst seinem Vorbild, dem Freidank, 624 abgelernt. Häufig genug sind drei Paare, troc : stoc. soc : roc. 1^* narreboc : gedroc Renner 365; ebenso, ich will sagen immer mit verschiedenen Reimwörtern, sind gebildet 491. 1747. 4653. 7262. 7270. 7334. 8182. 8541. 8745. 9014. 9029. 9133. 9602. 10710. 11122. 11713. 12098. 13253. 14098. 14566. 15198. 15482.15926. 18026. 19164. Er weicht nur bei besonderen Veranlassungen davon ab; 16750 wird die ganze Zeile 16746 wiederholt, weil es der Zusammenhang verlangt, und 22134 folgt, der Gegen- überstellung wegen , dreimal werc : berc , ist aber durch Frei- dank 82,9 veranlasst. Die Anhäufung steigt weiter; vier Paare auf -keit und -heit 2992, auf -sere 16144, auf -sern 24381. Auch hier Verschiedenheit der Reimwörter, doch absichtlich wiederholt, der Gegenüberstellung wegen, ist hovart 511, guot 86147, geselieschaft 13780. Sechs Paare auf ort 10340, wo in jedem Paar die Zeile: bekenne dich selbe ist ein wort formel- artig wiederholt wird. Ebenso in acht Paaren glichsenheit und ZUR OBRCIIICIITB DES RBIM8. 241 gttekeit 21235. Acht Paare auf eit 17043, darin zweimal, doch weit getrennt, trcit. Zehn Paare auf -lieh 9169; es fehlt eine Zeile hinter 9170, die nach der Frankfurter HandBchrifl ungesponncn, unolich lautet. Ferner auf -aere 16990, auf ort 17686, wo wort dreimal und ort zweimal verwendet wird. Verschieden hiervon ist ein anderer Fall 10844; hier ist sieben- mal niht «»esetzt, aber das dazugehörige Verbum bewirkt jedes Mal Verschiedenheit des Begriffs, wovon nur gesAhen niht 10845 und sehen niht 10852 als Ausnahme kann betrachtet werden. Honer lässt zwei Reimpaare mit einander wechseln, gleichsam überschlagen , sei : wol. tuot : guot. wol : sol. guot : tuot 90, 31 — 38. Heinrich von Freiberg Gawiin : Tristan, hän : GAwan. Tristan : hAn. Gewän : Tristan. Gäwän : man Tristan 1847 — 1856. Seifried Helbling nur am Ende der Abschnitte, <^r : verker. unßr : 1er. her : gewer 11 1509. Dreizehnmal auf enden VII 1247 — 1269 und am Schluss getan :wän. began:plan. erlftn : kan. man : kn XV 847. Rüdiger der Hundhofer setzt am Schluss der Erzählung vom Schlegel (Kolocz. S. 188) acht- mal den Reim auf eit. Die anderen Dichter verschmähen diese Anhäufungen, und unter ihnen ist Wolfram, Gottfried, Wirnt, Otte, Ulrich von Zezichoven, Herbort, Thomasin, Stricker, Konrad von Würz- burg. Ich wiederhole, dass sie zwei Reimpaare mit gleichen Reimen unbedenklich zulassen, und zwar öfter, so dass Beispiele nicht nöthig sind. Hier will ich nur zwei Fälle auszeichnen: erstlich den, wo in dem zweiten Reimpaar manchmal, doch nie als Regel, die Reim Wörter des ersten wiederholt werden, wozu sich, wie wir gesehen haben, in den vierzeiligen Strophen, 626 schon von Otfried an, die wahrscheinlich volksmässige Neigung ^* zeigte; auch bei den grösseren Anhäufungen haben wir sie zu bemerken Gelegenheit gehabt. Bei Hartmann im Erek einmal vern.-eme : dar k;eme. dar kt-eme : vernähme 5856. Öfter bei Freidank, verheln : stein, heln : stein 47, 4. gewinne : sinne, ge- winne rminne 55, 19. spart : wart, wart : spart 87, 20. gert ; ge- wert, begert : gewert 112,5, und unvollkommen, missetete : bete, missetaite : baete 100, 12. Gottfried iemer daz : äne haz. niemer daz:&ne haz. Tristan 212, 14. Rudolf von Ems hochgemüete: W. QRIMM, KL. SCHRIF-rSn. IV. 16 242 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. güete. hochgemüetergüete Wilhelm von Orlens 3955. Passional trügen : vügen. entrügen : gevügen 131, 35. geswigen : ligen. ligen : verswigen 194,68. Barnabas : was. Barnabasrwas 322, 54. Renner vindetrvers windet, vindet: verswindet 5891. kunstrgunst. kunstrgunst 13426. volrhol. vol: hol 21725. senken : gedenken, versenken: gedenken 24653. Heinrich von Meisen ünservater ir- loste : tröste, irlost.-irtröst 317. Der andere Fall, den ich in Hein- richs Krone bemerkt habe, zeigt sich darin, dass, im Gegensatz zu dem Vorigen, die vier Reime nur dann zugelassen werden, wenn das eine Reimpaar durch einige Verschiedenheit sonst verwandter Vocale oder Consonanten von dem anderen sich unterscheidet, also rot: bot. bot:spot 9'\ sprach : gesach. mac:slac 28^. wägen: fragen, sagen :bejagen 35''. guoter:muoter. bruoder:luoder 87\ Noch ist das Volksepos übrig. Wir finden auch in den Nibelungen, in den echten wie in den unechten Strophen, zu- weilen die vier gleichen Reime, auf an gemischt mit an 513. 729* (der Stern bezeichnet die unechten. * Lachmann zu 615, 1 nennt die vier Reime äussere Kennzeichen jüngerer Strophen*). 1971*. Auf ac 1899, auf ach 615* und auf ant 877. 2299. Doch kann nur ein Reimwort und nur getrennt in der Strophe wiederholt werden , nicht beide , wie bei Otfried , dan : gewan. man : dan 645*. dan : spileman. danigetän 1431*. man:Aldrian. man : hän 1691. man : gän. man : getan 1704. gän : stän. man: bestän 2104. gän : man. bestän : gän 2190. dan : län, man : dan 2237. Wie bei Otfried, kann sich auch der Reim des letzten Reimpaars in dem ersten der nächsten Strophe wiederholen, man : gewan. Hän : undertän 7* 8*. tot: not. Erbot: Gernot 1020. 1021*. sach : Ungemach. Gäch : väch 1515. *1516.* vart : bewart. Eckewart :vart 1572*. 1573. getan: man. Hän: gän 1846*. 1847. getan : gewan. Gän : hän 1935*. 1936. leit : geseit. Gemeit : leit 2044*. 2045. Diese gehören entweder ganz in die unechten Strophen oder sind durch Anschiebung dieser an echte ent- 62Ö standen. Wichtiger sind die überspringenden Reime in den ^•^^ echten Strophen, weil sich daran die Bemerkung knüpft, dass nur ein einziges Beispiel in dem ersten Theil des Nibelungen- liedes vorkommt, län : getan. Man : hän 120. 121. Im zweiten ZUR GE8CIIIC1ITR DBS RBIMS. 248 sind sie häufiger, lunt:hHnt. Vant : hant 1839. 1840. gAntgetdn. Krgkü : bestAn 203;i 2034. understAn : lan. Stön : getan 2074. 2075. gan : getan. GAn : gestAn 2185. 2186. spileman : gewan. Man:dan 2224. 2225. Dietench : rfch. Dieterich : lobeltch 2256. 2257. Auf diesem Weg kann auch sechsmal derselbe Reim zusammenkommen, wenn die vorangehende Strophe mit ihrem letzten oder die folgende mit ihrem ersten Keimpaar an eine Strophe stösst, die vier gleiche Reime enthält, also man : bän. lAnrbestÄn. Man : bestan 1971*. 1972. hAn : bestAn. GAn : stAn. man : bestAn 2103. 2104, vgl. 044*. 645*. Dagegen so wenig als bei Otfried folgen zwei Strophen auf einander, die in allen acht Zeilen denselben Reim tragen. Was endlich die Wieder- holung beider Reimwörter eines Reimpaars betrifil, die, wie vorhin bemerkt, in derselben Strophe nicht gestattet wird, so ist sie doch beim Überspringen in eine andere Strophe zulässig. In den unechten Strophen habe ich dies Verhältnis fünfmal ge- funden, tragen : sagen. Sagen : tragen 390*. 391*. stuont : tuont. Stuont:tuont 454*. 455*. tor : vor. Tor : vor 456*. 457*. lant: bekant. Lant : bekant 1271. 1272*. dan : spilman. Dan : spilman 1953*. 1954*. In den echten nur zweimal und auch nur im zweiten Theil des Liedes, wip:lip. Wiprlip 1797. 1798. Bloede- lin:sin. Blocdeliu : sin 1859.1860. In der Gudrun wird das Ver- hältnis insofern etwas verändert, als das zweite Reimpaar einen klingenden Reim enthalten muss. Hier finde ich merrher. sere: möre 337— 340 (85). mer:8er:here:mere 807—810(202). spranc: erklanc, fiurvanken : gedanken 1443 — 1446 (361). rant : hant. Morlanden randen 2847— 2850 (712). Gdrlint : kint. ingesinde: vinde 3879-3882 (970). Tenelant : erkant. lande : sande 548 1 -5484 (1370). danrundertan. danuen: manne 6225 — 6228 (1556). din: min. küniginne: gewinnen 6557 — 6560(1639). Dieselben Reim- wörter, gemuot : guot. Hartmuoten : guoten 4863 — 4866 (966). min : sin. minen : sinen 5957 — 5966 (1489). Ich will noch an- merken, dass einmal in zwei Strophen 3378—3386 (845. 846) dieselben Reime wiederkehren, was im Nibelungelied minder genau 1900. 1901 vorkommt. Mehrmals springt der Reim in die nächste Strophe über, 2254. 2255 (563. 564). 2298. 2299 16« 244 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. (574. 575). 2702. 2703 (675. 676). 2850. 2851 (712. 713). 3190. 3191 (787. 788). 3262. 3263 (815. 816). 3878. 3879 (969. 970). 4956. 4957 (1238. 1239). 5116. 5117 (1378. 1379). 627 XIV. 107 Nach dieser Darstellung des altdeutschen Reims glaube ich die äusseren Einwirkungen betrachten zu müssen, denen er ausgesetzt war. Mit den Romanen standen die Deutschen allzeit in näherer Berührung, der Einfluss lateinischer Dichtungen hat nie aufgehört und war oft mächtig genug: dahin also haben wir den Blick zu richten. Zunächst begegnet uns im Hexameter und Pentameter der leoninische Reim, dessen hergebrachten Namen ich beibehalte, wenn er auch unrichtig ist. Man legt nämlich die Erfindung desselben einem gewissen Leo bei, über dessen Person man sich aber nicht einigen kann. Santen (Terentianus Maurus S. 215. 216) und Schuch (de poesis latinae rhythmis et rimis S. 70. 71) haben die verschiedenen Meinungen über ihn zusammengestellt: wir werden sehen, dass sie alle ohne Grund sind und diese Er- scheinung in weit ältere Zeit hinaufgeht, mithin von einer Er- findung, wie sie hier gemeint wird, nicht die Rede sein kann.*) *) [Folgende Schriften hat W. Grimm hierzu auf Zetteln noch notiert: * Dr Fried. Dörr, Der Reim bei den Griechen mit besonderer Berücksichtigung des Sophokles. Ein Beitrag zur Geschichte des Reims, nebst einem Anhang, 100 Reim- sprüche aus den Versen der Alten. Leipzig 1857. — Latin Hymns of the Anglo- Saxon Church with an interlinear Anglosaxon Glossery. Aus einer Handschrift des 11. Jahrhunderts. Durham 1852. 8. Gehört zu der Sammlung der Schriften der Surtaes [?] Society. — Dr G. A. Königsfeld, Lateinische Hymnen und Gesänge aus dem Mittelalter,deutsch unter Beibehaltung der Versmasse mit beigednicktem lateinischem Urtexte. Bonn bei Ed. Weber 1847. — Ein alter lateinischer Aesopus von einem gewissen Balbo. In Du Meril Poesies inedites du moyen äge p. 213. 258. Der Herausgeber deutet S. 215 an, dass er nicht älter als das 12. Jahrhundert sein könne und auch nicht unter das 13. herabgerückt werden dürfe. Vgl. Benfey Gott. Anz. 1857 No. 189. Seine Reime sind zu untersuchen. — Poesies populaires latines du moyen äge par Edelstan du Meril 1847. 2 Vol. 8°. — Mone hat lateinische Hymnen aus Palimpsesten herausgegeben 1843 oder 1853. — Karolellus. Beitrag zum Karlssagenkreis. Aus dem einzigen Pariser Drucke herausgegeben von Dr Merzdorf, Grossh. Oldenburg. Bibliothekare. Oldenburg 1855. 80 Seiten in 8. »Das erste Buch ist in gereimten Hexametern geschrieben, die nach und nach ihre Reinheit verlieren und im vierten Buch allmälig ver- schwinden, hier und da wieder auftauchen und mit einzelnen leoninischen ZUR GRSCHICnTE DBA RBIM8. 245 Ich beginne mit TiU(;retiu8. *) Bei ihm finden sich schon leoninischc Keime und zwar nicht selten: manchmal (1, 823 — 824. 2,514—515.533-534.6,15-16.644-045.749-750.902—903) in zwei auf einander folgenden Zeilen, einmal (2, 1302 — 1304) in dreien ; vielleicht ist es nur Zufall, dass dünn auch die Stellung der Reime bis auf eine geringe Abweichung dieselbe ist. In den 1117 Hexametern des ersten Buchs kommt er gegen achtzig- mal vor; ich merke das an, um das Verhältnis zu bezeichnen, und hebe natürlich nur Beispiele aus. Am häufigsten steht er als Mittelreim in der HauptcAsur des dritten Fusses, (a) 1, 179 tute res teneras effert in luminis oras? 211 quae nos fecundas verteiltes vomere glebas 789 quod facere haud idlo debent primordia pacto. 2, 274 nam tum materiem totius corporis omnem 1124 pluru sibi adsumunt ({uain de se corpora mittunt, 3, 934 luctibus iudulges? quid mortem congemis ac fles? 4, 217 corpora quae feriant oculos visumque lacessant: 5, 33 asper, acerba tuens, immani corpore serpens 1302 inde boves lucas turrito corpore, tetras, anguinianus, belli docuerunt volnera Poeni sufferre et magnas Martis turbare catervas. 638 6, 395 turbine caelesti subito correptus et igni? 108 fast ebenso oft im vierten Fuss, so dass man diese beiden Stellungen als die Regel betrachten kann, (b) 1, 125 comniemorat speciem lacrimas offundere salsas 475 clara aocendisset saevi certamiiia belli, 823 quin etiam passim nostris in versibus ipsis multa elementa vides multis commuiiia verbis, Versen gemischt sind«, Vorwort S. V. Ich bemorko dazu, dass die gereimten Hexameter alle zweisilbig sind. Der Verfasser fieng also mit dem Reim an, setzte ihn aber nicht durch. — Herrn. Adalbert Daniel, Thesaurus hymno- logicus. Hallo und Leipzig 1842 — 1851. 3 Vol. Sive hjmnorum canticorum, sequontiarum circa annum MD usitataruni collectio amplissima Tomus 1 — 8. Elias Maior, Renatas Moraeus, Dissertatio de versibus leoninis. In Gebauers Dissertat. antholog. reculis. Unbedeutend. •] *) [Vgl. K. Lehrs De Aristarchi studiis Homericis p. 473' und unton den Brief von Wackernagol mit dem von Pfeiffer.] » Fabricius B. L. II. c. X. p. 538 sagt, die Alton hiltton den leoninischcn Reim nicht gebilligt. Vgl. Diction. encyclop. 9, 390. • • 246 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. 2, 514 materiem quoque finitis differre figuris. denique ab igiiibus ad gelidas itei- usque pruinas 873 intempestivis ex imbribus umida tellus; 3, 49 conspectu ex hominum, foedati crimine turpi, 946 si tibi non annis corpus iam marcet et artus 4, 678 dissimilis propter formas. ideoque per auras 5, 1 107 ingenio qui praestabant et corde vigebant. 1363 arboribus quoniam bacae glandesque caducae 1390 haec animos oUis mulcebant atque iuvabant 6, 193 in statione locata sepultis undique ventis; 544 terra superne tremit magnis coiicussa ruinis, subter ubi ingentis speluncas subruit aetas: 703 sunt aliquot quoque res quarum unam dicere causam 1139 finibus in Cecropis funestos reddidit agros seltener im zweiten Fuss, (c) 1 , 228 redducit Venus, aut redductum daedala tellus 2, 353 turicremas propter mactatus concidit aras, 5, 1122 et placidam possent opulenti degere vitam, 6, 453 asperiora, moris quae possint indupetita 706 conspicias hominis, fit ut omnis dicere causas 970 barbigeras oleaster eo iuvat usque capellas, nur einige Male im fünften Fuss, (d) 2, 533 fecundamque minus naturam cernis in illis, at regione locoque alio terrisque remotis 5, 347 causa, darent late cladem magnasque ruinas. 1230 [ventorum pavidum paces animasque secundas], einmal, wenn ich nichts übersehen habe, im ersten, 629 (e) 6, 549 teeta, viam propter, non magno pondere tota. Nicht minder häufig als der zweifache ist der dreifache, und zwar in verschiedenen Stellungen, (f) 1, 97 perfecto posset claro comitari Hymenaeo, 115 etsi tenebras Orci visat vastasque lacunas, 120 etsi praeterea tarnen esse Acherusia templa 897 At saepe in magnis fit montibus« inquis »ut altis 2, 385 suptilem magis e parvis constare figuris, 851 naturam, nuUam quae mittat naribus aurara, 3, 119 principio fit uti detracto corpore multo 4, 75 et volgo faciunt id lutea russaque vela 5, 1163 suscipiendaque curarit solemnia sacra, 1368 avia per nemora ac silvas saltusque reperta, ZUR GBSCIlliJil i K I>RH RRIM8. 247 6, 644 fumidu cum ctuM Acintillar« omnia teiiipl^i cenientes pavida complebniit pectora ciira, 776 textura« inter avHe priiua.s<|ii<' fignra«. 1280 perturbatus enim totus trepidat, et iiiiui» zuweilen ein vierfacher, (g) 1, 800 posse endeni, demptis paucis pauciftqnc tribiitis, 2, 8 edita doctriiin snpiciituin templa »erena. 552 8ed quasi iiHiifrugiis magiiis multi8(|ue coortis H, 13 aurea, porpetua seinper dignissima vita, 5, 950 lubrica proliivie larga lavere iiinida saxa, 6, 1117 tiiiilxis. itid«' alÜH aliiis locus t>.st inin)icu8 1215 niulta(iiu' liuini cum iiiliumuta iaccrent corpora supra. Ein anderer geht noch weiter, (h) 4. 517 prava cubantia prona supina atque absona tecta. Der Binnenreim ist nicht gelten und steigert sich manchmal zum dreifachen, einmal (6, 1036) zum vierfachen, (i) 1, 18 froudiferasque domos avium camposque vireiitis 111 aeternas ((uoniam poeiias in morte tiniendumst: 2, 408 Omiiia postremo bona sensibus et mala tactu 4, 974 adsiduas dederunt operas, plerunupie videnms, 5, 867 omnia sunt hominum tutelae tradita, Memmi: 903 visceris i|i terris ((uodcumque et sanguinis extet, 1160 et celata mala in medium et peccata dedisse. 680 1171 et magis in somnis mirando corporis auctu 110 6, 543 bis igitur rebus subiunctis suppositisque 720 flumine, quae gelidis ab stellis axis aguntur: 749 est ut Athenaeis in moenibus, arcis in ipso vertice, Palladis ad templum Tritonidis almae, 902 quam tetigit flammam, taedamque pari ratione? multaipie praeterea prius ipso tacta vapore 1036 Omnibus est rebus circum datus adpositusque. 1083 nee me tarn multam hie operam consumere par est, 1155 rancida ({uo perolent proiecta cadavera ritu. 1172 in tluvios partim gelidos ardentia morbo 1185 sollicitae porro plenaeqne sonoribus aures. Auch zwei Reimpaare in einer Zeile, und zwar auf einander folgend, (k) 2, 533 fecundamque minus naturnm, cernis in illis, at regione locoque alio terrisque remotis 5, 94 tris species tam dissimilis, tria talia texta, 248 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. 6, 43 Et quoniam docui mundi mortalia templa 124 cum subito validi venti conlecta procella 839 dispergunt animas per caulas corporis omnis. oder in einander verschränkt, (1) 2, 102 indupetita suis perplexis ipsa figuris, 5, 1191 noctivagae faces caeli, flammaeque volantes, 6, 387 hinc flammis, illinc ventis, umoreque mixto. 899 semina habent ignis stuppaeque taedaeque tepentis. 1150 debilitata malis, motu gravis, aspera tactu. auch einmal als Binnenreime, (m) 2, 511 naribus auribus atque oculis orisque sapori. Der rührende Reim ist mir nur zweimal begegnet, (n) 5, 206 quod super est arvi, tarnen id natura sua vi 1429 dum plebeia tarnen sit, quae defendere possit. Wiederholung des Reimpaares in zwei auf einander folgenden Zeilen, (o) 1, 823 quin etiam passim nostris in versibus ipsis multa elementa vides multis communia verbis, 63t 6, 15 atque animi ingratis vitam vexare querellis 111 passimque infestis cogi saevire periclis. Sogar der dreifache ist wiederholt, 6, 644 fumida cum caeli scintillare omnia templa cernentes pavida complebant pectora cura. Bisher war nur vom einsilbigen Reim die Rede, der natür- licher Weise fast immer auf Endigungen ruht: schwerer wiegt der Gleichklang, wenn die vorangehende Silbe, in welcher die Wurzel liegen kann, noch mit hineingezogen wird. Die Fälle sind nicht häufig; ich will sie daher sämmtlich und zwar in der bisher beobachteten Ordnung anführen. (a*) 1, 318 saepe salutantum tactu praeterque meantum. 2, 696 multarum rerum cum sint primordia, verum 3, 60 quae miseros homines cogunt transcendere fines (b*) 1, 901 scilicet, et non est lignis tamen insitus ignis, 2, 475 est ratio secernendi seorsumque videndi: 4, 556 servat enim formaturam servatque figuram. 740 nulla fuit quoniam talis natura animalis: 1010 edere sunt persectantes visaeque volantes. 5, 1226 summa etiam cum vis violenti per mare venti zuK GEHCHicirne der reims. 249 13ß9 cenu'baiit indulgHiido l>lande<|ne coleiido. 6, 734 c()ntru8iiu niiWr« cogiuitur vi(|iie premuntur. (c*) 2, B44 sunt av frigoriH oimiino calidiciuc vuporis, (i*) 4, 988 in somiiis siidare tarnen 8piraretulantia? quantas 6, 238 tanto mobilior vis et dominantior haec est. 597 tecta superne tinicnt, nictiiunt infeme cavemas (n*) 4, 441 onmia converti surammiin! supina reverti 813 tempore semotum fuerit Ionge(|ue remotun). 6, 435 coniectu trudatiir et extendatur in undas; S. 233Lachm. non mihi si lingiiae centuin sint ora({ue centum. Auch der ungenaue zweisilbige ist zu berücksichtigen (p) 3, 322 at nil impediat dignam dis degere vitam. 434 nunc igitur quoniam quassatis undique vasis 591 quam prolapsa foras enaret in aPris aunis. 681 tum cum gigiiiniur et vitac cum limen inimus, 4, 24 versibus in nostris possem, diim percipis omneni W2 272 ianua cum per se transpectum praebet apertum, ^^* 494 seorsus item sapor oris habet vim, seorsus odores 513 denique ut in fabrica, si pravast regula prima, 801 presto sint simulacra locis in quisque parata. 5, 232 denique non armis opus est, non moenibus altis, 250 at([ue eadem gigni rursusque augescere dixi, 270 materies umoris et ad caput amnibus omnis 543 at quaecumqae foris veniunt inpostatiue nobis 585 postremo ({uoscumque vides hinc aetheris ignes, 639 qui (^ueat aestivis solem detrudere signis 646 nonne vides etiam diversis nubila ventis 782 tollere et incertis crerint committere ventis. 812 et sucum venis cogebat fundere apertis 833 porro aliut clarescit et e contemtibus exit. 952 et partim piano scatere atque erumpere campo. 999 at Qon multa virum sub signis milia ducta 1098 exprimitur validis extritus viribus ignis 1155 qui violat facti.s communia foedera pacis: 6, 83 versibus: est ratio fulgendi visque tonandi, 225 hunc tibi subtilem cum primis ignibus ignem. Der leoninische Reim ist ein Mittelreim; doch kann ich nicht umhin, einer anderen Erscheinung Erwähnung zu thun, die ein einfaches Reimpaar gewährt und auch im Homer (Schuch S. 30) nicht unbekannt ist. Es stehen nämlich nicht sehr selten Reim- 250 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. Wörter am Ende von zwei unmittelbar auf einander folgenden Versen, doch ohne dass der Sinn dabei schliessen muss. (q) 1, 260 artubus infirmis teiieras lasciva per herbas ludit lacte mero mentes perculsa novellas. 273 inter dum rapide percurrens turbine campos arboribus magnis sternit montisque supremos 352 quod cibus in totas usque ab radicibus imis per truncos ac per ramos diffunditur omnis. 642 inversis quae sub verbis latitantia cernunt, veraque constituunt quae belle tangere possunt 633 887 mittere, lanigerae quali sunt ubere lactis, 113 scilicet, et glebis terrarum saepe friatis 2, 99 pars etiam brevibus spatiis vexantur ab ictu. et quaecumque magis condenso conciliatu 257 unde est haec, inquam, fatis avolsa potestas, per quam progredimur quo ducit quemque voluntas, 5, 87 et dominus acris adsciscunt, omnia posse quos miseri credunt, ignari quid queat esse, 885 tum demum pueris aevo florente iuventas occipit et molli vestit lanugine malas; Der zweisilbige, (r) 1,265.543 Nunc age, res quoniam docui non posse creari de nilo neque item genitas ad nil revocari, 664 ut videas non e stipatis partibus esse. quod si forte alia credunt ratione potesse 734 Hie tamen et supra quos diximus inferiores partibus egregie multis multoque minores, 961 esse, nisi ultra sit quod finiat; ut videatur quo non longius haec sensus natura sequatur. 1088 et calidos simul e medio difFerrier ignis. atque ideo totum circum tremere aethera signis 2, 417 araque Panchaeos exhalat propter odores; neve bonos rerum simili constare colores 581 Illud in bis obsignatum quoque rebus habere convenit et memori mandatum mente tenere, 626 aere atque argento sternunt iter omne viarum, largifica stipe ditantes, ninguntque rosarum 5, 370 nee porro natura loci spatiumque profundi deficit, exspargi quo possint moenia mundi, 963 conciliabat enim vel mutua quamque cupido vel violenta viri vis atque inpensa libido. ZUK GESCHICHTE DER RBIIIB. 95| Dasselbe Wort darf sich wicdorbolen, so dass man einen rfih- renden Reim darin sehen kann, (g) 1, '(Bd errut: iiain vacuuiii tum fit <{uod non fuit ante, et n^pletiir item vacutitn (|iiod constitit ante, 3, 357 purdit ciiim <|uod ixin proprium fuit eius in aevo, fiS4 nuUaquu praeterea perdit, (juüm expeliitur aevo. '1* 6, 684 Omnibus est porro in speluncis ventus et afir. ventus enim fit, ubi est agitando percitus aör: 823 ut atdat e rcgiont* h)ci, qua dcrigit aestüs. quo cum conruit, hie eadem vis illius aestus «ogar mehrere Wörter, 1, H35 ossa, videlicet, e pauxillis attpie minutis ossibus bic et de pauxillis at([ue minutis. Noch häufiger als Lucretius gebraucht Catullus den Keim und, wie sich von selbst versteht, in dem mehr Veranlassung bietenden Pentameter öfter als im Hexameter. Im Ganzen möchte er etwa den fünften Theil einnehmen ; so wenigstens stellt sich dies Verhältnis in den grösseren Elegien heraus. (a) 63, 13 qualia sub densis ramorum concinit umbris 64, 13 dulcia iiocturnae portans vestigia rixae, 24 quom penitus maestas exedit cura medullas. 66, 68 ad (juani communes exerceremus amores, 67, 9 (piare aut crudelem nasonim interfice pestem 80 eripere ei nnli, iimlto (juod carius illi (b) 66, 92 hei misero fratri iocundum lunien ademptum: 104 quo tibi tuuc casu, pulcherrima Laodamia, 102 Credis me potuisse meae maledicere vitae, (c) 93, 4 Smyrna cavas Ataois penitus mittetur ad undas. (d) 89, 5 sed netjue (pjod matrem nee germanam esse videbam (f) 66, 103 ne Paris abducta gavisus libera moecha 1 10 ({uod quondam caesis montis fodisse meduUis 89, 3 quod te cognoüsem bene constantemve putarem, (g) 66,23.94 omnia tecuni una perierunt gaudia nostra, 112 tempore quo certa Stymphalia monstra sagitta (i) 76, 3 Gallns honio est bellus: iiani dulces iungit amoree, 66, 144 sed turtiva dedit mira munuscula nocte, 113 Mentula, habes instar triginta iugera prati, (1) 66, 17 multa satis hiisi, non est dea nescia nostri. Im sicheren Abschnitt des Pentameters dringt (a) der Reim 6S6 noch entschiedener vor. Nur einige Male (74, 4. 81, 6. 82, 8. "* 252 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. 95, 4. 101. 113, 2) rückt er (b) in die zweite Hälfte des Verses zusammen, oder bindet sich (c) der zweite Fuss mit dem letzten (64, 62. 66, 18. 149. 86, 4. 93, 7). Selten ist auch (f) der drei- fache und (g) vierfache, von dem ich die Beispiele sämmtlich anführe, doch nicht von dem häufigeren (i) Binnenreim. (a) 63, 4 mens animi, (tantis fluctuant ipsa malis: 18 effluxisse meo forte putes animo, 64, 2 qui Stellarum ortus comperit atque obitus: 65, 28 quod posset zonam solvere virgineam. 66, 61 quam gravis exustos aestus hiulcat agros 77 quod temere invitis suscipiatur heris. I2l nomen testatas intulit in tabulas, 131 lux mea se nostrum contulit in gremium; 79, 4 hospes inaurata pallidior statua, (b) 113, 2 quadraginta arvi: cetera sunt maria. (c) 64, 62 devotae flavi verticis exuviae. 93, 7 et laxas scombris saepe dabunt tunicas. (f) 64, 66 lumina, Callisto iuxta Lycaonida, 65, 22 nunquam se mediam sustulit ad tunicam: 75, 2 (frustra? immo magno cum pretio atque malo), 6 vitae, heu heu nostrae pestis amicitiae. 99, 2 advenio has miseras, frater, ad inferias, (g) 65, 32 Brixia Cycnea supposita specula: 75, 8 suavia comminxit spurca saliva tua. 76, 2 alterius, lepidus filius alterius. (i) 63, 12 semper maesta tua carmina morte canam, 16 haec expressa tibi carmina Battiadae, 66, 157 lux mea, qua viva vivere dulce mihi est. 74, 8 aut facere, haec a te dictaque factaque sunt, 12 et, deis invitis, desinis esse miser? 78, 2 hiberna fiant candidiora nive, (1) 64, 20 invisente novo proelia torva viro. 78, 8 ilia, et emulso labra notata sero. 97, 10 tanquam conmictae spurca saliva lupae. 636 Der zweisilbige Reim ist im Gegensatz zu Lucretius selten: 1^^ im Hexameter kommt er nur einmal als Binnenreim vor, im Pentameter einmal im Abschnitt, einige Male in der zweiten Hälfte, (a*) 95, 10 et non pistrino traditur atque asino? (b*) 70, 6 multo mi tamen es vilior et levior, 81, 6 irata est: hoc est, uritur et loquitur. ZUR GB8CIIICI1TK DB8 REIMS. 268 82, 8 audiballt cudein liaec leiüter ac leviter. 95, 4 veruui etiaiii culti» iiiuiidior et iiielior; (i*) 71, 5 ut mihi, quem nemo gravius oec acerbiu« urget, {p) 96, 4 culos et crepidas lingere carpatinas. Endlich begegnen wir Distichen, die in beiden Zeilen gereimt sind, 63, 17 ne tua dicta vagis iieiiiiiciiuam credita ventis efHuxisMe meu forte putes animu, 64, 1 Omiiia qui magni dispexit lumina mundi, ((ui 8ti>IIanuii ortus comperit atqiie obitus 13 dulcia nocturnae portans vestigia rixae quam de virgiueiü gesserat exuviis. 19 id mea me multi» docuit regina querelis inviseiite novo proelia torva viro. 55 isque per aetherias me tollens advulat umbras, et Veneris casto collocat in gremio. 65, 7 die agedum nobis, qiiare inutata feraris in dominum veterem deseruisse tidem. 21 ianguidior tenera cui pendens sicula beta nunquam se medium sustulit ad tunicam: 134 quae tamen etsi uno non est contenta Catullo, rnra verecundae furta fcroimis lu-rae, mit Überfüllung, 73, l Nunc est mens deducta tua mea, Lesbia, culpa, atque ita se officio perdidit ipsa suo. Virgilius steht mit Lucretius in gleicher Reihe, nur daas der zweisilbige Reim bei ihm seltener ist. Diesen also werde ich, wo ich ihn bemerkt habe, anftlhren. {a) Bucol. 1, 23 sie canibus catulos similes, sie matribus hoedos 6, 86 iussit, et invito processit Vesper Olympo. 7, 68 fraxiuus in silvis cedat tibi, pinus in hortis. 6S7 8, 53 mala ferant qiiercus, narcisso tioreat alnus, 117 101 fer cineres, Amarylli, foras rivoque fluenti 10, 77 ite domiim saturae, venit llesperus, ite capellae. Georg. 2, 408 prinms humum fodito, primus devecta cremato 3, 12 primus Idumaeas referam tibi, Mantua, palmas 398 multi iam oxcretos pruhibent a matribus haedos, primaque ferratis praefigunt ora capistris. Aen. 1, 63 et premere et laxas sciret dare iussus habenas. 2, 46 aut haec in nostros fabricata est tiiachina inuros, 12, 9 haud secus accenso gliscit Tiolentia Tumo. 254 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. (b) Bucol. 1 3 4 6 8 Georg. 1 2 Aen. 1 10 11 12 (c) Bucol. 3 9 Georg. 1 (d) Bucol. 2 3 4 Georg. 1 638 (e) Bucol. 3 118 10 (f) Bucol. 5 10 Georg. 1 Aen. 7 8 10 11 (g) Bucol. 2 Georg. 2 11 non equidem invideo; miror magis: undique totis. 15 et, si non aliqua nocuisses, mortuus esses. 8 iam flova progenies coelo demittitur alto. 7 Vare, tuas cupiant et tristia condere bella; 99 Moerin, saepe animas imis excire sepulcris, 110 saxa ciet, scatebrisque arentia temperat arva. 143 tum ferri rigor atque argutae lamina serrae 253 neu se praevalidam primis ostendat aristis! 7 AJbanique patres atque altae moenia Romae. 60 sed pater omnipotens speluncis abdidit atris, 233 stabat acuta silex, praecisis undique saxis 549 canitiemque sibi et longos promiserat annos. 658 delegit pacisque bonas bellique ministras; 93 aedibus adstabat, validam vi corripit hastam, 709 procurso rapido, coniectis eminus hastis, 39 difFusos hedera vestit pallente corymbos. 13 chaonias dicunt aquila veniente columbas. 117 unde cavae tepido sudant humore lacunae. 44 et faciet, quoniam sordent tibi munera nostra. 51 ipse ego cana legam tenera lanugine mala 57 nunc frondent silvae, nunc formosissimus annus^ 6 iam redit et Virgo, redeunt Saturnia regna; 30 et durae quercus sudabunt roscida mella. 123 movit agros, curis acuens mortalia corda, • 9 et quo (sed faciles Nymphae risere) sacello. 51 carmina, pastoris Siculi modulabor avena. 7 silvestris raris sparsit labrusca racemis. 17 puniceis humilis quantum saliunca rosetis; 66 coniugis ut magicis sanos avertere sacris 29 nee lacrimis crudelis Amor, nee gramina rivis, 142 alba petens, pelagoque alius trahit humida lina; 163 tardaque Eleusinae matris volventia plaustra, 86 Orchades, et radii, et amara pausia b^cca, 101 non ego te, dis et mensis accepta secundis, 320 Candida venit avis longis invisa colubris, 144 flumina muscus ubi et viridissima gramine ripa, 342 ambae auro, pictis incinctae pellibus ambae, 43 Tyrrhenamque manum totamque sub arma coactam 663 hie exsultantes Salios nudosque Lupercos, 526 est domus alta; iacent penitus defossa talenta 372 nos, animae viles, inhumata infletaque turba, 50 mollia luteola pingit vaccinia caltha. 88 Crustumiis Syriisque piris, gravibusque volemis. ZUR GESCHICHTE DB8 REIMS. 255 169 extulit; haec Decios, Marios, niagno«({ue CamilloM, 3, 321 pnlxila, ncc tola claudt>H farnilia briinia. Aen. 4t 687 gic vfiiiat; tutiiio ipsa pia togu tcmpora vitta. 9, 49 portat equus, cristaque tegit galea aiirea rubra. 179 ora piicr priiiin .si({naiiH iiitotiHa iiivfiita. 10, 529 vertitiir, aiit aiiiiiia iiiia üabit (liscriiiiirm tanta. (i) Hticol. ), 4 no8 patriani fiigiiiiUH: tu, Tityre, ientus in umbra 25 quantiim Icnta solcnt inter viburna cupressi. 82 et iaiii suniiiia prooul villanini ciiliniim fuinant, 2, 20 quaui divt-s pecoris, nivae (piam lactin abundaUH. 27 iudice tc uictuaiii, si nunquatii fallit iiiiago. 52 castaneasque nuces, mea qua» Atiuiryllis ainabat; Georg. 1, 204 praeterea taiii sunt, Arcturi sidera nobis 531 addunt in spatia vi frustra retinacula tendens Aen. 11, 84 ipsos ferre duces, inimicaque nomina figi. Vierfach, Bucol. 2, 18 alba ligu.stra cadunt, vaccinia nigra leguntur, M9 9, 11 nostra valent, Lycid«, tela inter Martia, quantum ^'* (k) Bucol. 6, 61 tum canit Hesperidum niiratam mala puellam; 8, 34 hirsutum superoiliuni promissaquc barba; (1) Bucol. 5, 58 ergo alacris silvas et cetera nira voluptas 8, 10 sola Sophooleo tua carmina digna cothurno? 10, 22 Galle, quid insanis? inquit; tua cura Lycoris Georg. 1, 84 nee uUa interea est inaratae gratia terrae, (n) Georg. 2, 43 non niilii si linguae centuin sint oraque centum, (o) Buc»)l. 7, G5 fraxinus in silvis pulcherrima, pinus in hortis, populus in fluviis, abies in montibus altis; Georg. 2, 50G ut gemnm bibat et Sarrana dormiat ostro; condit opi'.s alius, detbssoque incubat auro; Auch hier bei dem mehrfachen Keim, Bucol. 2, 5Q moUia luteola pingit vaccinia caltha. ipse ego cana legam tenera lanugine mala (a*) 6, 24 solvite me, pueri; satis fst potuisse videri. 8, 80 limus ut hie durescit, et haec ut oera liquiscit Georg. 2, 422 quum seniel hae.serunt arvis aurasque tulerunt; (b*) Georg. 2, 21 silvaruiu fruticunique viret nemoninique 84icn)rum. Aen. 1, 373 et vacet annales nostntruni audiro labonim, (e*) 12, 902 toUentenivu manu saxunique inuuane moventem (p) Bucol. 6, 33 et liquidi simul ignis, ut bis exordia primis 8, 15 quum ros in tenera pecori gratissinius herba; 9, 31 sie cytiso pa.stae disteudant ubera vaccae: 10, 64 ipsa placent; ipsae rursum concedite sUvae. 256 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. Georg. 1, 111 quid, qui, ne gravidis procumbat culmus aristis, 202 remigis subigit, si brachia forte remisit, 492 Emathiam et latos Haemi pinguescere campos. 2, 419 et iam maturis metuendus Jupiter uvis. 425 hoc pinguem et placitam paci nutritor olivam. 466 nee casia liquidi corrumpitur usus olivi; Aen. 11, 838 atque procul medio iuvenum in clamore furentum. Der Reim am Schluss zweier Zeilen ist ebenso häufig wie bei Lucretius; ich beschränke mich auf wenige Beispiele, €40 (q) Bucol. 2, 41 capreoli sparsis etiam nunc pellibus albo; 120 bina die siccant ovis uberae; quos tibi servo. Georg. 2, 360 viribus eniti quarum et contemnere ventos assuescant, summasque sequi tabulata per ulmos. ac dum prima novis adolescit frondibus aetas, parcendum teneris, et dum se laetus ad auras, palmes agit, laxis per purum immissus habenis ipsa acie nondum faicis tendanda, sed uncis 500 quos rami fructus, quos ipsa volentia rura sponte tulere sua, carpsit, nee ferrea iura 4, 498 invalidas tibi tendens, heu non tua, palmas! dixit et ex oculis subito, ceu fumus in auras Aen. 1, 390 namque tibi reduces socios classemque relatam nuntio et in tutum versis Aquilonibus actam, Bucol. 9, 11 audieras, et fama fuit: sed carmina tantum nostra valent, Lycida, tela inter Martia, quantum (r) Aen. 3, 656 ipsum inter pecudes vasta se mole moventem pastorem Polyphemum et litora nota petentem- 4, 256 haud aliter terras inter coelumque volabat litus arenosum ad Libyae, ventosque secabat (s) Bucol. 10, 53 malle pati, tenerisque meos incidere amores arboribus; crescent illae, crescetis, amores. Georg. 2, 406 ecce inimicus, atrox, magno stridqre per auras insequitur Nisus; qua se fert Nisus ad auras, Aen. 7, 653 mille viros, dignus, patriis qui laetior esset imperiis, et cui pater haud Mezentius esset. 8, 396 quo tibi, diva, mei? simUis si cura fuisset, tunc quoque fas nobis Teueres amare fuisset; 8, 541 transfossi ligno veniunt; vix unus Helenor, et Lycus elapsi, quorum primaevus Helenor. Es folgt auch in drei Zeilen derselbe Reim, Bucol. 10, 8 dum tenera attondent simae virgulta capellae. non canimus surdis: respondent omnia silvae. quae nemora aut, qui vos saltus habuere, puellae ZUR GESCHICHTE OBS HBIMS. 257 (t) A«^u. 1, 1)5 quis anto ora patnim Troiae sub moeiiibus aitis Ml coiitigit oppvtere! o Daimiim forlissiiuK geiitii*, 131 Tydide, meiio Iliacis occiimberc campis 517 qiiav tortiina viris, cla-MRum quo litort* linquiiiit, quid vctiiaiit; cnncti nam lecti navibiis ibant, oraiites Vfiiiam et teinpliiin rhiiiiore pctubant. 10, 023 oratiir iuveiii, iiieqiiR ln>c itu poniTe scntis; tolle fiiga Tiirniiin atque instantibus eripe fatis: liacteiiiiH indiilsisse vacat. Hin altior iHtis 11, 173 tu (jiKxino nunc stare» iiiiiiiatiiii truncut) in arniis, esset par aetas e lioetula cedro et Icvi Rervnnda CHpn'MBO? (g) Satir. I U), 87 coinplures alios dootos fgo quos et amieoH II 2, 20 raru avis et picta pandat fipectacuia cauda: Epiitt. I 17, 1 Qiiainvis, Scaeva, sati» per tibi consulis, et scis (i) Satir. I 2, 20 quariiin .siibHiifa talo.s tcgat instita vpste: 9, 50 iier niagis bis ali(>na niali!«; iiil nii «»rtlcit, iiu|(iam, 10, 58 versiculos natura magi.>4 factos et etintes ()fi quam nulis et Graeci» intacti carniinis auctor II 3, 45 autumat. baec popiilos, bacc magno.H forniiila reges, 95 virtus, fuma, decus, divina humanaque pulchris 5, 39 per^ta at(]ue obdura. scu rubra Caniciibi findet 8, 70 praecinoti recte pueri conipti({ue niinistrent? Epist. I 1, 23 sie mihi tarda fluiint ingrataquc tempora qnae speni 2, 47 non domus et fundus, non aeris acervus et auri Ars poet. 470 nee satis adparet cur versus factitet: utrum (k) 37 spectanduni nigris oculis nigroque capillo. (1) Satir. II 3, 228 unguentarius ac Tusci turba inpia vici, 644 4, 51 Massica si caelo suppones vina sereno 1** Epist. I 2, 16 Iliacos iiitra niuros peccatur et extra. 15, 15 collectosne bibaiit imbres puteosne perennes 46 conspicitur nitidis fundata pecunia villis. II 1, 233 Cboerilus incultis qui versibus et male nntis Ars poet. 3H sumite inateriam vestris, qui scribiti.s, aeciuam (n) Satir. II 6, 6 si neque maiorem feci ratione mala rem Epist. I 12, 25 ne tarnen ignores quo sit Romana loco res (o) Satir. I 6, 10 nmlfos saepe viros nullis niaioribus «rlos et vixisse probos, amplis et honoribus auetos: (a*) Epist. I 14, 7 fratreni maerentis, rapto de fratre dolentis Nur dies einzige Beispiel des zweisilbigen Keims in dieser Stellung habe ich gefunden, aber ein anderes mit dem drei- fachen, Epist. II 2, 214 lusisti .'«atis. edisti satis atque bibisti: (b*) Satir. I 5, 25 milia tum pransi tria repimus atipie subimus Epist. 18, 9 fidis ofTendar medicis, irascar amicis, sogar ein dreisilbiger, Satir. 16, 3 nee quod avus tibi roatemas fiiit atque patemus, (i*) Satir.I 2, 119 non ego: iianique parabilem amoVenerem faeilemque. 10, 71 saepe oaput scaberet, vivos et roderet ungues. 260 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. II 3, 50 ille sinistrorsum, hie dextiorsum abit, unus utrique 67 tune insanus eris si acceperis? an magis excors Epist. II 1, 262 discit enim citius meminitque libentius illud 2, 211 lenior et melior fis accedente senecta? (1*) Satir. 12, 11 respondet. laudatur ab bis, ciilpatur ab illis. (p) Epist. I 1, 37 ter pure lecto poterunt recreare libello. 15, 46 conspicitur nitidis fundata pecunia villis. 18, 48 cenes ut pariter pulmeiita laboribus empta; 66 fautor utroque tuum laudabit pollice ludum. II 1, 27 dictitet Albano Musas in monte locutas. Ars poet. 36 non magis esse velim quam naso vivere pravo Zwei am Schluss einsilbig gereimte Zeile begegnen so oft, dass ich mich mit Hinweisungen begnüge, (q) Satir. I 1 , 96. 2, 66. 94. 3, 7. 80. 4, 6. 86. 139. 5, 25. 77. 80. 645 II 1,8. 36. 2, 30. 73. 88. 3,110. 128. 292. 4, 4. 30. 50. 76. 125 6,31.7,70. Epist. I ], 18. 31. 5, 19. 17, 11. 18, 57. II 1,45. 124. 221. 2, 39. 44. 130. 173. 180. Ars poet. 105. 333. 444. 475. (r) Satir. I 1, 78 ne te compilent fugientes, hoc iuvat? horum semper ego optarim pauperrimus esse bonorum. Ars poet. 99 non satis est pulchra esse poemata; dulcia sunto, et quocumque volent, animum auditoris agunto. (s) Satir. 15, 16 multa prolutus vappa nauta atque viator certatini, tandem fessus dormire viator II 1, 83 iudiciumque? esto siquis mala: sed bona siquis iudice condiderit laudatus Caesare? siquis mehrere Wörter, Satir. I 3, 9 nil aequale homini fuit illi, saepe velut qui currebat fugiens hostem, persaepe velut qui 6, 45 nunc ad me redeo libertino patre natum, quem rodunt omnes libertino patre natum. Epist. I 18, 16 propugnat nugis armatus: »scilicet ut non sie mihi prima Fides et vere quod placet ut non II 2, 149 si volnus tibi monstrata radice vel herba non fieret levius, fugeres radice vel herba Die Stellen, wo drei und vier Zeilen reimen, zeige ich nur an, (t) Satir. I 1,70. 2, 11. II 3, 63. Epist. I 18, 34. II 1, 112. 2, 186. (u) Ars poet. 436. Tibullus behandelt den Reim im Hexameter nicht anders als die Vorigen, im Pentameter wie Catullus. Einige Beispiele, (f) I 6, 54 sanguis, ut hie ventis diripiturque cinis. (g) 12, 6 elauditur et dura ianua firma sera. 5, 14 somnia, ter sancta deveneranda mola. ZUR ORRCIIICHIK DFS RRIMfl. 261 (1) II, A2 quam fleat ob iiOJitraA ulla puolla viaH. 6, 28 Hohria Aiippo, 43 non facit hoc verbis, facie tenerisque laccrtis derovet et flavis nostra puella comis. 9, 49 illa veliin rapida Vulcanus carmina flamma torreat et li(piida deleat anini» aipia. 10, 25 at nobis aerata, Lares, depellite tela, hostiaque e plena mystica porcus hara; Auch bei Propertius zeigt sich der Keim im Hexameter in gleicher Weise, (a) III 18, 5 me modo laudabas et carmina nostra legabas: V 11, 23 Sisyphe, raole vaces, taceant Ixionis orbes, 05 vidimus et fratrein sellam geminasse ctirulem Hl sat tibi sint noctes, (pias de me. Paulle. Tätiges, 1 1 hie, ne certa forent manifestae signa rapinae, 53 periuras tunc ille solet punire piiellas, l Assidnae inultis odiiim peperere querellae: 23 nullas illa suis contemnct fletibus aras, 7 aut quam Dulichias Pallas spatiatur ad aras, 3 nullu8 erit castis iuvenis corruptor in agris, 17 nunc mihi summa licet contigere sidera plantis: 1 Haec carte deserta Inca et tacituma querenti, (b) i», (c) III 9. (e) I 4, (0 II 2, in 11, (i) I 9, 19. 262 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. (a*) I 18, 5 quia etiam absenti prosunt tibi, Cynthia, venti: 647 IV 7, 1 Dulcis ad hesternas fuerat mihi rixa lucernas, 127 (c*) 2, 37 e quarum numero me contigit una dearum: (p) III 7, 5 nunc sine me plena fiunt convivia mensa, V 11, 49 quaelibet austeras de me ferat urna tabellas: Der Keim im Pentameter begegnet, zumal in dem Abschnitt, vielleicht noch häufiger als bei Catullus; ich hebe nur den zwei- silbigen heraus, (a*) III 7, 2 maxima praeda tibi, maxima cura mihi. IV 6, 42 in mare cui soH non valuere doli, 22, 18 natura hie posuit quicquid ubique fuit. V 10, 2 armaque de ducibus trina recepta tribus. Auch rührend, (n) III 21, 8 qui dare multa potest, multa et amare potest. IV 6, 64 hoc de me sat erit si modo matris erit. Man wird III 7, 2 und 21, 8 das weitere Spiel des Reims mit dem Gegensatz der Gedanken bemerken. Das in beiden Zeilen gereimte Distichon begegnet hier in jeder Elegie mehrmals, und im ersten Buch allein wenigstens zwanzigmal. Ich begnüge mich, ein Paar Stellen anzuführen, wo in beiden Zeilen derselbe Reim angewendet it>t, I 2, 21 sed facies aderat nullis obnoxia gemmis, qualis Apelleis est color in tabulis. 31 his tu semper eris nostrae gratissima vitae, taedia dum miserae sint tibi luxuriae. III 7, 29 aspice quid donis Eriphyla invenit amaris, arserit et quantis nupta Creusa malis. IV 18, 21 tuque o Minoa venundata, Scylla, figura, tondens purpurea regna paterna coma. V 8, 87 atque ita mutato per singula pallia lecto respondi, et toto solvimus arma toro. 10, 19 ideni eques et frenis, idem fuit aptus aratris, et galea hirsutis compta lupina iubis. 11, 19 aut si quis posita iudex sedet Aeacus urna, in mea sortita iudicet ossa pila: oder wo sich ein zweisilbiger Reim zeigt, was jedoch niemals in beiden Zeilen der Fall ist, 6^8 I 18, 5 quin etiam absenti prosunt tibi, Cynthia, venti: 128 aspice, quam saevas increpat aura minas. ZUR GRHCHICIITR DRH KRIM8. 268 III 7, 1 Pniftor ah IllyriciM venit modo, Cynthia, terris, miixiiiia praeda tibi, inaxima ctira mihi. 12, 5 noi) taiii nocturna volticris run<>8ta (|iierela Attica Cecropiis obstrupit in i'oliis, IV 7, 1 Duicis ad hesternas fiierat mihi rixa lucerna», vocis et insanae tot maledicta (iiae. 15, 29 aut hiinier ignotae cumulis valiatiis harenae. non iuvat in media nomen habere via. 22, 17 onuiia Ronianae cedutit niirarula terrae: natura hie poüuit, (piicquid ubitiue -fuit. Mit Anhäufuug des Keims, V 1, 137 militiam Veneria blandis patiere sab armis, et Veneria pueris utiiis hostis eris, aber Propertius geht weiter, er lässt zwei gereimte Distichen unmittelbar auf einander folgen, III 17, 1 1 et modo pavonis caudau flahella superba et manihus dura frigus habere pihi et cupit iratum talos me poscere eburnos quaequc nitent Sacra vilia dona Via. 30, 9 quuni videt accensis devotani currere taedis in nemus et Triviae lumine ferre deae. scilicet umbrosis sordet Pompeia columnis porticu8 aulaeis nobilis Attalicis, IV 10 1 Quid, mirare, nieam si versat feniina vitam et trahit addictum sub sua iura viruni, crimina(iue ignavi capitis mihi turpia fingis, quod nequeam fracto runipere vincla iugo? 16, 15 ipse seram vites panganique ex ordine colles, qaos carpant nullae me vigilante ferae. dum modo purpureo spunient mihi dolia musto, et nova pressantes inquinet uva pedes, V 1, 17 nulH cura fuit externos quaerere divos, cum tremeret patrio pendula turba sacro, annuaque accenso celebrare Parilia faeno, $49 qualia naac curto lustra novantur equo. IM sogar drei, III 32, 85 haec quoque perfecto ludebat lasone Varro, Varro Leucadiae maxima flamma suae. haec quoque lascivi omtarunt scripta Catulli, Lesbia (piis ipsa n«)tior est Helena, haec etiam docti confessa et pagina Calvi, cum caneret miserae funera Quintiliac. 264 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. Auch Ovidius tritt in die Fussstapf'en seiner Vorgänger: der Reim zeigt sich oft und, wie es mir scheint, am häufigsten in den Gedichten aus der Zeit seiner Verbannung, also in den späteren. Nur habe ich in diesen (wenn sie mir nicht ent- gangen sind) keine zwei unmittelbar auf einander folgende ge- reimte Distichen bemerkt, so oft auch eins allein vorkommt. Bei dem zweisilbigen Reim macht sich der häufigere Gebrauch der Genitivendungen -orum, -arum bemerkbar, die wir bei Lu- cretius, Catullus und Horatius gar nicht, bei Virgilius nur ein Paar Mal, bei Propertius einmal und nicht im Abschnitt des Hexameter fanden ; auch diese am meisten in den späteren Ge- dichten. Bei dem Hexameter belege ich von den verschiedenen Fällen nur die minder gewöhnlichen, (g) Heroid. 1, 31 atque aliquis posita monstrat fera proelia mensa; 19, 49 paucaque quum tacta perfeci stamina tela, Amor. I 7, 65 nee nostris oculis, nee nostris paree eapillis: Ars am. 3, 453 sunt quoque non dubia quaedam mala nominafama: Rem. am. 37 his lacrimis eontentus eris sine crimine mortis: Medic. faciei 99 vidi quae gelida madefaeta papafera lympha Metam. 1, 266 barba gravis nimbis, canis fluit unda eapillis, Epist. III 8, 19 clausa tamen misi Seythica tibi tela ph^retra: (h) Heriod. 19, 63 multaque praeterea lingua reticenda modesta, Epist. IV 14, 55 tempora saerata mea sunt velata Corona, (i) Amor. I 8, 111 quin albam raramque comam, laerimosaque vino Ars am. 3, 443 nee eoma vos fallat liquida nitidissima nardo: Ibis 551 midave derepta pateant tua viseera pelle, 650 (1) Heroid. 2, 111 (|uae tibi subieei latissima regna Lycurgi, 130 Metam. 13, 165 immeritam saevae natam mactare Dianae. Epist. I 10, 43 qui meritam nobis minuat, non finiat iram, (i) Metam. 8, 96 turbatusque novi, respondit, imagine facti: di te submoveant, o nostri infamia saecli, 11, 517 inque fretum credas totum deseendere coelum, inque piagas eoeli tumefaetum scandere pontum. 13, 692 hanc non femineum iugulo dare vulnus aperto, illam, demisso per fortia vulnera telo, 15, 395 haee ubi quinque suae complevit saecula vitae, illicis in ramis, tremulaeve caeumina palmae, Sogar durch vier Zeilen zieht sich derselbe Reim, Metam. 6, 531 lugenti similis, eaesis plangore lacertis, ZUR GKHCIIICHTB DRH RKIM8. 2^5 ititfiuleiis palmafl, proh diriH, l)arbHn*, facti«, prnh iTiidcliM, ait: iiue t« niHiiiliita pun'titis (Ulli IncrimiM movere püs, npc cura sornrin, vgl. ß, 689— t>i)2. (a*) IltToid. 8, 27 vir, prirur, lixori, IVahT »iiccurre «oron«: 19, 120 at tibi tlaiiunaruin iiiciiiori, Neptune, tiianiiii Fasti 6, 553 uiia miiiirtlranitii solila eot, Cadmei, tunrum, Ibis 75 nüx(juf tenebrarum !«p(>cie ruverenda tuarum, Metam. G, 89 iioiniiia 8uiiinioruiii 8ibi qui tribuere detirum. 8, 773 (piae tibi factorum puenas instare tiioriiiii ferner U, 622, B'asti 1, 50i). 5, 117. 621. 665. Trist. II 419. IV 2. 7. V 6, 35. 14, 9. Epi6t. II :^ 47. III 9, 7. Ibis 143. Fasti III 4H7 Thesca oulpabas, fallacetmiue ipse vocabaa; Kpist. II 5, 67 Thyrsus eiiiin vobis; gestata est laiirea nobis. IV 8, 59 sie aflfectantes coelestia regna Gigantes (b*) Heroid. 11, 111 nate, dolor matris, rabidarum praeda ferarutn, 18, 133 iam patet attritus solitartim liraes aquariim, 19, 181. Metam. 4, 344. 14,10.414. Metam. G, 198 huic aliquid populo natorura posse meorum; Fasti 1, 465. Trist. 111 3, 73. IV 10, 1. V 5, 5. 6, 41. 7, 6. Epist, II 3, 47. (c*) Metam. 6, 638 tendentemque manus, et iam sua fata videntem, (i*) Amor. III 2, 83 risit et argutis quiddam promisit ocellis: 651 ist mit einem dreisilbigen Keim, Metam. 1, 16 sie erat instabili» tellns, innabilis tinda (ii*) Heroid. 10, 57 venimus huc ambo: cur non di.scedimus ambo? Ars am. 2, 459 oscula da tlenti, Veneria da gaudia flenti: (p) Heroid. 1, 7 non ego deserto iacui^sem frigida lecto, 4, 27 tu nova servatae carpes libamina famae, Metam. 1, 477 vitta coercebat positos sine lege capillos. 5, 197 et prosternite bumi iuvenem magica arma movtMitein. Trist. V 14, 31 si (|ua tamcii pretii sibi merces ipsa petiti. Häufig ist der Keim am Sohluss zweier Hexameter, wie Metam. 1, 1. 248. 342. 384. 584. 5, 14. 134. 202. 406. 6, 468. 487. 598. 621. 7, 177. 259. 348. 497. 11, 288. 3.39. 428. 584. 631. 12, 21. 389. 556. 585. 611. 13, 37. 14, 343. 500. 561. Nur Beispiele von seltenen Fftllcn, (r) Metam. 2, 830 vocis baberet her. saxuni iam coUa tenebat. oraque durnerant signumqiie exsangue sedebat 266 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. 6, 198 huic aliquid populo natoruin posse meoruru; non tarnen ad numerum redigar spoliata duorum 639 tendentemque manus, et iam sua fata videnteni, et »mater, mater« clamantem, et coUa petentem 7, 677 iamdudum dubito: certe si fraxinus esset, fulva colore foret; si cornus, nodus inesset. 8, 359 fertur et Eupalamon Pelagonaque, dextra tuentes cornua, piosternit. socii rapuere iacentes. (s) 3, 361 reddere de multis ut verba novissima posset. fecerat hoc luno, quia, quuni deprendere posset. 4, 556 illa, niaiius ut forte tetenderat in maris unda, saxea facta manus in easdem porrigit undas: Es wiederholen sich auch mehrere Wörter, Metam. 1, 361 namque ego, crede mihi, si te modo pontus haberet, te sequerer, coniux, et me quoque pontus haberet. 5, 369 tu superos, ipsumque lovem; tu numina ponti victa domas, ipsumque, regit qui numina ponti. 9, 791 femina nuper eras, puer es. date munera templis : nee timida gaudete fide. dant munera templis: 652 (t) 4, 336 desinis? aut fugio, tecumque, ait, ista relinquo, 132 Salmacis extimuit; locaque haec tibi libera trado, hospes, ait; simulatque gradu discedere verso. 6, 82. 7, 62. 8, 119. 195. 673. 11, 358. 13, 586. 883. (u) 6, 689 apta mihi vis est: vi tristia nubila pello; vi freta concutio, nodosaque robora verto: induroque nives, et terras grandine pulso. idem ego, quum fratres coelo sum nactus aperto, Bei dem Pentameter ist der zweisilbige auch hier selten, (a*) Heroid. 18, 154 indicium dubiae non placet esse viae. Remed. am. 216 stabit et in media pes tibi saepe via. Amor. II. 14, 28 et nondum natis dira venena datis? einmal im zweiten Abschnitt, Heroid. 19, 10 ponitis in varia tempora longa mora. Als eine besondere Zierde scheint es zu gelten, wenn im zweiten Abschnitt die Worte, aus welchen der erste besteht, ganz oder mit geringer Abänderung wiederholt werden. Heroid. 15, 40 nuUa futura tua est: nulla futura tua est. 184 convenit illa mihi, convenit illa tibi. Ars am. 2, 204 tu male iactato, tu male iacta dato. ZUK GKHCIIICUTB DB8 KBIM8. 267 Distichen, in welchen der Hexameter und der Pentameter gereimt sind, begegnen so häufig, daM Beispiele OberflAssig wfiren. Ofl ist derselbe Keim durchgeführt, öfler als bei Tibullus und Propertius, Heroid. 3, 133 h\h licet itniniti.s, matrisqiie ferocior iiiidis; iit taceuin, larriini.H roiiiiuimiere ineiM. 4, 57 PuMJpha« mater, decepto subdita tauro, enixa est utero crimen (iiiiiHque huo. 13, III excutior Hoinno, 8iiiiiilacra({tie iiocHm adoro; nulla airat funio ThesHalitt ara nieo. 18, 71 quanto, (|iium fiii^eM radÜH argentca piiris, roiu'ediiiit tlainniiM sidera cuncta tili»: Amor. III 2, 17. 6, 51. Ars amor. 1, 190. 207. 311. 527. 531. 2, 745. 3, 71. 317. 623. Fasti 1, 339. 4, 9. 727. 5, 91. 159. 177. 3:^9. Trist. I 10,47. II 445. III 3,21. 4,21. IV 8,1. Epist. II 3, 25. 4, 1. III 2, 19. Ibis 39. 251. Mit Überfüllung, 668 Amor. I 5, 9 ecce Corinna venit, tunica velata recincta, Candida dividua colla tegente coma. Ars am. 1, 527 Gno.sis in ignoti-s ainens errabat arenis, qua brevi.s ao(|uoreis Dia feritur a((ui.s. 2, 301 adstiterit tunicata: niove8 incendia, clama; sed timida, caveat frigora, voce roga. Fasti 2, 593 vos illi in prima fugienti obsistite ripa, ne sua tiuminea corpora mergat atjua. Ovidius schliesst auch zwei gereimte Distichen an einander, Heroid. 11, 115 non mihi te licuit lacrimis perfundere iustis, in tua non t»)n.sa.8 ferre sepulcra comas. non Muperincubui, non o.scula frigida carp^i: diripiunt avidae viscera nostra ferae. 19, 35 protinu.s in sunimo vigilantia lumina tecto poniuuis, assuetae .'^igna notamque viae. tortaque ver.sat») ducentes .staniina fuso feniinea tardas fallimus arte moraj«. Amor. II 14, 25 sponte fluent matura sua: sine crescere nata; ö8t pretiuni parvae non leve vita morae. vestra quid eft'oditis subiectis viscera telis, et nondum natis dira venena datis? Einmal wird derselbe Reim bis auf einen ungenauen durch- geführt, 268 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. Ars am. 1, 311 in nemus et saltus thalamo regina relicto fertur, ut Aonio concita Baccha deo. ah quoties vaccam vultu spectavit iniqiio et dixit »domino cur placet ista meo«? Die Dichter aus dorn Zeitalter des Augustus, bei denen Sprache und metrische Kunst auf gleicher Höhe stand, habe ich einzeln und ausführlich betrachtet; gleiche Umständlich- keit scheint mir bei den nachfolgenden, denen sie Vorbild waren, nicht nöthig: die Bemerkung genügt, dass der Reim von ihnen auf gleiche Weise und innerhalb derselben Grenzen angewendet wird. Ich finde bei Martialis und luvenalis den einsilbigen ebenso oft, den zweisilbigen ebenso selten, und will aus jenem nur einige gereimte, auf einander folgende Distichen bemerken, 654 Epigr. IV 45, 1 Haec tibi pro nato pleiia dat laetus acerra , 134: Phoebe, Palatinus munera Parthenius. ut qui prima novi signat quinquennia lustro, impleat innumeras Burrus Olympiadas. 73, 1 Quum gravis extremas Vestinus duceret horas, et iam per Stygias esset iturus aquas, ultima volventes orabat pensa Sorores, ut traherent parva stamina pulla mora, iam sibi defunctus, caris dum vivit amicis: moverunt tetricas tam pia vota deas. Die Wiederholung desselben Worts treibt Martialis weiter^ vgl. II 7. IV 71. VII 92. 10. IX 98. Dagegen hei anderen, ich nenne nur Gratius Faliscus, Manilius, Calpurnius, Persius, Lucanus, Valerius, Silius, Statins, scheint mir der Reim eher ab- als zugenommen zu haben. Ich suche den Grund in der gesunkenen Sprache und geiingeren Kunstfertigkeit: Absicht war dabei nicht. Ebenso verhält es sich mit den Dichtern der folgenden Jahrhunderte: mit Serenus, Nemesianus, Lactantius, Ausonius, Claudianus, Avianus, Juvencus, Prudentius im vierten: mit Sedulius, Merobaudes, Prosper Aquitanus im fünften: mit Priscianus, Arator, Venantius Fortunatus im sechsten Jahr- hundert. Auf Anfang und Schluss eines Gedichts besondere Sorgfalt zu verwenden war natürlich: daher erklärt sich wohl, dass an dieser Stelle zuweilen der Reim gehäuft ist. Calpurnius füllt ZUU ÜB8ClllüiiTB DKM HKUIS. 209 damit die sieben Hexameter, womit er beginnt, Statius die drei ersten der Silvuo, Ausunius diu i'üut' letzten der Moselia. Einen un/weit'ulliuflcn Fortschritt des leoniniscben Reims niQsste man am Ende des zweiten Jalirhunderts anerkennen in dem Gedicht De iiuiicio doinini, das Fabrioius (8. 286) und Möril (S. 82), doch letzterer mit Unsicijerheit, dem Tertullianus beilegen: hier herrscht der Gleichklung im Abschnitt des Hexa- meters sichtbar vor, zumal im Eingan«^. Allein man kann an der Uuechthcit dieses Gedic^hts nicht zweifeln, das einer späteren Zeit an<5<'hören muss; \rr\. liuhrs Geschichte der römischen Litteratur, Suppl. 1, 18. 7ü. Unter den Gedichten des spanischen Bischofs Urientius (Martene Thesaurus novus anecdotorum 5, li) — 46), der in das erste Drittel des sechsten Jahrhunderts fällt, befinden sich drei, De nativitate domini, De trinitate, Explauatio nominum domini, 656 die zusammen 186 Hexameter ausmachen: ein viertes De epi- *•* thetis salvatoris nostri besteht aus fünf Distichen. In dem zweiten (S. 41.42) kommen ganz in gewöhnlicher Weise ein Paar einsilbige Keime vor und ein Paar drei- und vierfache. Ein anderes Verhältnis zeigt ein grosses, in etwa fünfhundert Distichen abgefasstes, Commonitorium oder Memoriale über- schriebenes Gedicht: hier ist reichlich der dritte Theil mit Keimen ausgestattet. Gleich der Eingang zeigt, wie er vorherrscht, Quisquis ad aeternae festiiius praemia vitae perpetuanda inagis (piain perittira ciipis, quae caelum reseret, inorteiu fuget, as[>era vitet, felici curat tramite, disce viam. Man sieht, die zweite Zeile enthält einen doppelten Keim, die dritte einen dreifachen, nur die vierte einen ungenauen. Der zweisilbige erscheint im Pentameter schon häufiger, (a*) S. 21 nun viii«> niadidi, non epulis gravidi. 27 prinio aniinu» oapitur, post etiam moritur. 29 prituuin survitii mox fuit iinperii. 35 et quod si scierit qui tibi merces erit. 36 et quae per varias mors mit una vias. hoc quoque quod loquiinur tenqiore praemoriiuur. 38 quot patuit vitiis, tot quoque suppliciis. 39 pallores tietus j^audia vota metus. 270 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. (n*) 21 impendens aliis, ora parata aliis. 32 crede mihi fleri vel mihi non fieri. 34 vel gaudere nimis vel modo flere nimis. Von diesen drei rührenden Reimen gehört nur der erste zu den unerlaubten; in dem zweiten ändert die Verneinung den Begriff^ und in dem dritten ist die Partikel statthaft. (s) 21 nolo tuos hircos, nolo tuo vitulos. Dieser Drang zum Reim im Gegensatz zu den übrigen Ge- dichten des Orientius, wie die auffallend höhere Gewandtheit in den Gedanken und im Ausdruck legen es nahe, das Com- monitorium als ein untergeschobenes, in viel späterer Zeit ver- fasstes Gedicht zu betrachten. Dass Orientius sich am Schluss selbst nennt, vergrössert den Verdacht, und das Zeugnis, wel- ches Martene (S. 18) aus dem Sigebert von Gemblours, der in 656 das elfte Jahrhundert gehört, beibringt, hat kein Gewicht, da ^"^^ es aus dem Gedicht genommen ist. Übrigens hat man die Echtheit auch schon aus anderen Gründen angefochten, vgL Bahr Suppl. 1, 72. Als ältestes Zeugnis für den leoninischen Reim (vgl. Santen zum Terentianus Maurus S. 216. 217) gilt gewöhnlich die In- schrift an einer von Belisarius in der Mitte des sechsten Jahr- hunderts erbauten Kirche zu Rom, die Baronius Annal. ad a. 538 bekannt gemacht hat, Hanc vir patricius Vilisarius, urbis amicus, ' ob culpae veniam condidit ecclesiam. hanc idcirco pedem sacram qui ponis in aedem, ut miseretur eum, saepe precare deum. Der Reim ist zweisilbig und genau, im ersten Hexameter drei- fach: aber zwei Distichen, die der Form nach bei den classi- schen Dichtern schon möglich gewesen wären, können nicht als Anfangspunkt gelten, wobei ich noch voraussetze, dass die Inschrift nicht etwa in späterer Zeit ist zugefügt worden. Ein- zelne Distichen (vgl. Schuch S. 60 — 63) kommen noch weniger in Betracht, wie etwa die Inschrift auf einem Estrich vom, Jahr 787, Sancte memento deus, quia condidit iste Datheus, hanc aulam miseris auxilio pueris. l ZUR GEHCHIOHTB DBS KKIMH. 271 K» inOssen Gedichte von einigem Umfang sein, wenn dar- ans ein Schluss soll gezogen werden: bei denen, welche in die karlingische Zeit füllen, zeigt sich der Heim nicht anders als bei ihren Mustern, den altrömischen. AIvuin (geb. TSf), gest. S()4) wendet den einsilbigen nicht liüufigor un als jene, den zweisilbigen noch seltener. Das Ge- dicht De conversione Saxonum (Froben 2, 61i>''), wo der ein- silbige vorherrscht, kann von ihm nicht herrühren, wie man es ihm aiurli nur zweifelnd beilegt, sondern gehört in spätere Zeit In gleicher Reihe stehen Hraban (geb. 776, gest. 856) nnd sein Schüler Walefried Strabo (geb. 807, gest. 842), bei denen ich ein weiteres Vordringen des Reims keineswegs bemerken kann. Im Hexameter zeigt er sich in den verschiedenen Ab- stufungen, die wir kennen. Bei Walefried (Canisii lectiones antiquae II 2, 185—284 Basnage) hebe ich nur den vierfachen heraus, (g) S. 209 ille ferox rapaxqne niinax menduxque sagaxque. 246 olfactu uuditii gustu speculamine tactu, und einen fünffachen, wo jedes Wort ihn trägt, S. 201 sobrius ornatur iocundus cautus honestiis. MT^ Der zweisilbige im Hexameter ist mir bei Hraban nicht be- gegnet, bei Walefried nur einige Male, (a*) S. 200 sit dominus tecum, seniper tua gratia mecam. (b*) 189 conlinuo redeunt gaiidentes atque tiinuntes. 1915 sola til)i. vtMiiani iMuictonuu prnrsfo malonim. Ähnliche und mit dem Genit. Plur. gebildete S. 199. 202. 210. Im Pentameter kommt bei Hraban (Opera 6) zwar der zwei^ silbige vor, doch selten genug, (a*) S. 203 1> Cordnba quem genuit: Africa quem tenait. 203 u tmuidum tiiie capis, lumeii et arce dabis. 204 F praesul in aede dei, sis memor ipse mei. 208 H et modo qui fuimus inm modo desinimus. bei Walefried, der aber die Distichen seltener als Hrabim an- gewendet hat, nur (a*) S. 251 quae tibi quando fero centuplicata gero. Da in Walefrieds zahlreichen Gedichten der Reim unhäufig ist und man ihn in längeren Stellen vergeblich sucht, so über"» 272 2UR GESCHICHTE DES REIMS. rascht es, wenn wir ihn ein Paar Mal bei ihm durchgeführt sehen. Zuerst in einem Gedicht an Griniald über den Tod Wettins vom Jahr 840 (S. 221), also in einem seiner letzten. Es be- steht aus 61 Hexametern, die bis zum 41., wie gewöhnlich, den Reim selten zeigen; von da an aber ist er bis zum Schluss mit genauem Gleichlaut fast ganz durchgeführt. Ich nehme nur daraus eine Zeile, die den zweisilbigen doppelt gebraucht, (a*) 45 panibus et quiiiis, tum piscibus ordine binis. Ebenso verhält es sich mit zwei Gedichten am Schluss der Sammlung. Das eine (S. 262) besteht aus 15 Hexametern, darunter auch zweisilbige, (a*) 8 tale quod ex vobis referat solamina nobis. 11 vel melius fari, vel prorsus posco negari. Das andere (S. 263. 264) hat in 26 Hexametern nur drei Zeilen ohne Reime, die aber verderbt sein mögen; auch hier ein zwei- silbiger, (a*) 8 cuius frons quinis (1. binis) deciesque recognita quinis. Endlich muss ich noch zwei Elegien anführen; die eine auf die Jungfrau Maria (S. 227) besteht aus drei Distichen, in welchen der Reim vollständig durchgeführt ist: die andere (S. 251) zeigt in zwanzig Distichen die Eigenthümlickkeit, dass nur einmal (Z. 33) im Hexameter der Reim fehlt, dagegen achtmal (Z. 8. 658 10. 12. 14. 16. 20. 30. 32) im Pentameter. Will man annehmen, 1^8 Walefried habe den Versuch gemacht, den Reim als Regel durchzusetzen, was in dem kleinen Gedicht auf die Jungfrau Maria gelang, nicht aber in dem grösseren, so würde doch für diese Zeit der Versuch auffallen, da, wie wir hernach sehen werden, die Regel erst am Ende des Jahrhunderts sich fest- stellte. Wahrscheinlicher dünkt mich daher, dass die angeführten Gedichte, in welchen der Reim gehäuft ist, ihm mit Unrecht beigelegt werden und einem späteren zugehören. Darin bestärkt mich eine schon vorhin bemerkte Zeile, die aus einem echten Gedicht entlehnt ist, wo sie (S. 250) fast ganz gleichlautend vorkommt, S. 227 Sit dominus tecum, semper haec gratia mecum. In dem Anfang des neunten Jahrhunderts, schon bevor Walefried zu dichten begann, muss das 586 Hexameter ent- ZUR GESCHICHTE DES REIMS. 273 haltende Gedicht Carolus ma^us et Leo papa entstanden sein, Ober dessen Verfasser man nur Vonnuthungeii hat (Bähr Suppl. 3, 85. 86). Er verräth nicht geringere Hildung als die eben besprochenen beiden Dichter der karlingischen Zeit. In der Anwendung des Reims ist er weiter gegangen, der viel häufiger hervortritt, namentlich in den ersten ITjO Versen, wo er ent- schieden überwiegt; der Verfasser, scheint es, bemühte sich anfangs ihn ganz durchzusetzen, gab es aber wieder auf. Der zweisilbige kommt bei ihm nicht vor: zwar eine Zeile scheint ihn zu enthalten, wo er ausserdem ein rührender und zwar ein unstatthafter wäre, 421 namque potest legio omnis et hinc cxercitus omnis, aber ich ändere potest (celso de colle videri) legio, amnis, was auch einen besseren Sinn gewährt. In drei Zeilen wiederholt sich das Reimwort, (o) 61 fulgct in erbe potens, prudens gnarusque, modestus inliister facilis doctus buims uptus hoiiestus mitis praecipuus iustus pius inclitus heros. Das Denkmal, das zunächst Berücksichtigung verdient, ist die Grabschrift auf Ludwig den Frommen zu Metz (Historie litteraire de la France 4, S. 587), der im Jahr 840 starb; sie mag bald nachher verfasst sein. Imperii fulraen, Francorum nobile culmen. erutus a saeclo conditur hoc tinnulo, rex Ludowicus pietatis tantus amiciis quod Pius a populo dicitur et titulo. Hildegard soboles, Caroli Magni pia proles, 659 in pacis metas colligit hunc pietas. 139 Runu'licuni villain, quidquidvo refertiir ad illam, Arnulfo sancto coutulit huicque loco. stirps a quo procorum, regumque vel imperatorum, quurum niuneribus sistitur iste loous. Man sieht, der Reim fehlt nie und ist ebenso oft zweisilbig als einsilbig. Einige kürzere Inschriften aus dieser Zeit, die Schuch (S. 60. 61) beibringt, zeigen gleichfalls den Reim, wiewohl mau bei solchen Veranlassungen eine besondere Sorgfalt und Zierde, W. OKlAtM, KL. SCHKirTEN. IV. lg 274 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. wofür der Reim wohl galt, voraussetzen muss : grössere Gedichte allein können das Verhältnis darstellen. In den Schluss des neunten Jahrhunderts fallen die in Hexametern und in Distichen abgefassten Gedichte des Con- stanzer Bischofs Salomon (Canisii lect. ant. III. 3, S. 239 — 250), der 919 starb. Hier ist der Sieg des Reims, der im Ganzen genau ist, entschieden, und Zeilen, wo er fehlt, kommen nur noch vereinzelt vor. Der zweisilbige ist auch im Hexameter vorgedrungen. (a*) S. 240 non contemplamur cum mutua famina famur. 241 non miseret patris, nulla est miseratio matris. 243 at vero gentes stulte simulacra colentes 244 haec est summa quidem, quod coepi scribere pridem. 245 quanto plus dederis, tanto plus danda mereris: arca cluit dando, vacuatur et ipsa negando, 246 istic dum viguit iiil mihi triste fuit. cum perpes&us eram: nil patiens fueram. 247 turba beatorum Messiae discipulorum. ergo quid facimus, quod declinare nequimus. (b*) 240 Hierusalem, dans signa gementi sive dolenti, (p) 249 nos neque repetit, quem petra mersa tegit. accipe solamen, quod scis spondere creantem. Der Waltharius ist von einem Sangaller Geistlichen Eckart I wahrscheinlich zwischen 920 — 940 verfasst, hernach von einem Genossen Gerald, magister scholarum, der nach 965 dem Bischof Erkanbald das Gedicht zuschickte, gepflegt und im folgenden Jahrhundert von Eckehart IV, in der Absicht, die Sprache der classischen näher zu bringen, überarbeitet. Es fällt auf, dass nur der kleinere Theil mit dem Reim geziert ist, während er 660 bei dem früheren Salomon, über dessen Zeit kein Zweifel sein ^^^ kann, schon entschieden durchgeführt war. Den zweisilbigen, auf den es jetzt vorzüglich ankommt, habe ich in den 1456 Hexa- metern, aus denen das Gedicht besteht, ziemlich selten gefunden; ich rede hier nur von dem genauen, der ungenaue ist häufiger. (a*) 64 ibant legati totis gladiis spoliati, 88 non incusamur, si talibus aequiparamur. 266 bis ar miliar um tantum da Fannoicarum, 556 cultores regionis, et en galeam Haganonis 1 146 an soll insidias facerent propiusque laterent. ZUR GESCHICHTE DES REIMS. 275 1202 (live saperborum crcpitnntia frcna virorum, 1M72 Hod cnssis fabrcfactn diu ineliusquo peracta Der dreifache (f) kommt mehrmals vor, z. B. 128. 372. ."iOS. 1156. 1238. 1384, der vierfache nur einmal, (g) 1273 unice enim carum rutilum blandum pretiosuni Auch der Binnenreim ist hflufig, (i) .')2() h()8tibii8 itivisius, sociis niirandus obitat, 923 hie vern iiietiietida viniiii taiii bella vidrres, I8(>.'t ictiiiu praevaliduin ac iiiirandiim fccit, ei(|ue 1445 itnpoiiuiit eqiiiti, et sie disiecti ri'dierunt, 1-1 4(> Franc! Wormatiam, p^triamque Aqiiitanus adivit. ein rührender, (n) 1210 si modo snpremis laus desit, dedeciis assit. derselbe Heim in zwei Zeilen, so dass auch die Schlusswörter zusammenstimmen, (o) 74 pergit in exilium pulcherrima gamma parentum. postquani complevit pactum statuitque trihutum, 105 donec iara cunctos superarent fortiter llunos. militiae primos tunc Attila fecerat illos, 134 prae eunctis temet nimiiini dilexit amicis, quod volo plus factis te quam cognoscere dictis. und femer 90. 158.- 279. 384. 386. 490. 494. 1009. 1222. 1399. Manchmal wiederholt sich der genaue Reim nur dreimal in den zwei Zeilen, 237 (|uid linguH simulas quod ab imo pectore damnas, ore(jue persuades toto quod cordo refutas? TM eniinus eniissis hnud aequo .Marte sagittis 661 Waithariuni turbans. contra tainen ille virilis 141 1353 sed iam faxe, locum propius ne accedere tardes; ecce tuas scio praegrandes in corpore vires, ebenso 573. 935. 958. 1287. 1316. 1389. Im Ganzen also steht in Beziehung auf den Keim Waltharius den classischen oder vielmehr den Gedichten des achten Jahr- hunderts näher, wiewohl er ihn doch häufiger gebraucht als Hraban und Walefried und sichtlich begflnstigt; es gelang ihm nur nicht, ihn durchzuführen. Die Bemühung Eckeharts IV, die Sprache des Gedichts zu reinigen, kann den Reim nicht etwa entfernt haben ; denn in dessen eigenen Gedichten auf den 18« 276 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. heiligen Otmar (Pertz 2, S. 55) ist er eine Nothwendigkeit, und der zweisilbige sogar vorherrschend. Eckeharts I strenge, fast herbe Darstellung weist auf die frühere Zeit: wie viel zierlicher, anmuthiger und umständlicher drückt sich der Dichter Rudliebs aus, der doch nicht viel jünger ist. Auch Geralds Einfluss kann nicht gross gewesen sein, darüber lässt sein Prolog (La- teinische Gedichte S. 59) keinen Zweifel: wie er sich auch am Waltharius mag betheiligt haben, hier, wo er selbst spricht, fügt er sich gänzlich der Form seiner Zeit, und in den zwei- undzwanzig an Erkanbald gerichteten Zeilen vermisst man nur einmal (Zeile 4) den Endreim, der aber durch Binnenreime hin- länglich ersetzt ist. Ich komme hernach noch auf ihn zurück. Bei Hrosuith (f 984), die sich der Zeit nach anschliesst, erscheint in dem Gedicht De gestis Othonum (* vgl. Ausgabe von Barack, PfeiflPer Germ. 3, S. 375*) der Reim in voller Geltung: der einsilbige ist Regel, der zweisilbige unhäufige Aus- nahme. Es wird genügen, wenn ich von hier an nur die Reim- wörter anführe, (a*) gestorum : tuorum 162, 13 Reuber. gentem : habentem 163, 37. perfectorum : virorum 168,39. moerenti : do- lenti 164, 41. (p) habitantes : gentes 162, 9. plebi:fideli 164, 18. regem : fidelem 168, 35. Die Zeit des Theodolus, der eine Ecloge von 312 Hexa- metern verfasste, ist ungewiss: man setzt sie in das Jahr 980. Da der Reim zwar durchgeführt, doch bis auf ein Paar Aus- nahmen (fraude puellari me non patiar superari 317) einsilbig ist, so könnte sie älter sein und in den Anfang des Jahrhunderts gehören. Das Gedicht De nominibus volucrum ferarum lignorum piscium (Altdeutsche Blätter 1 , S. 348 — 3^0. Haupts Zeitschrift 5, S. 360. 361. *9, S. 388—398.*) setze ich an das Ende des zehnten Jahrhunderts; es besteht aus 53 Hexametern. Der 662 Reim herrscht darin ebenso wie in den Gedichten des Bischofs 1*2 Salomon: nur zwei Zeilen (wenn sie nicht verderbt sind) 11 (* 1. orbigometra, wie bei Wigand steht *) und 30 haben keinen Endreim, wohl aber den Binnenreim : der einsilbige ist wie dort bis auf Zeile 3 genau, der zweisilbige ziemlich häufig und auch wohl ungenau, (a*) caeli : fideli 1. fringellus : amarellus 8. pau- Zl!R ORHCHICIITB DBS RBIM8. 277 carinii : fcraniin 2*2. dignu : ligna 35. eornus : orntiB 42. ballena: niurcnii f).'^. (p) nisus: picu» 2. tiirtur: viiltur 4. deerit:regidebit 14. vibex : ilcx 40. sambucua : paliiirus 46. salices : vites 47. Von dein Mönch Froniund zu Tegernsee, dessen Gedichte in deji Anfang des elflen Jahrhundert« fallen, sind kleinere in Hexametern und Distichen ahgefasste Stflcke vorhanden, wovon der grössere Theil, etwa 700 Zeilen, bei Pez Thesaurus anecdo- torum 6, 167—188 abgedruckt ist. Der Reim hat zwar ent- schieden das Übergewicht, fehlt aber nicht selten, in einigen Gedichten mehr, in anderen weniger. So sind in dem 17. die zwan/.ig Hexameter, aus deneq es besteht, fast sämmtlich reim- los: selbst im Pentameter mangelt er zuweilen, wie z. B. im 18. Gedicht. Der Reim ist einsilbig, den zweisilbigen habe ich nicht oft gefunden, im Hexameter (a* b* c*) divellor : pellor 1. S. 167, amborum : domorum 9, 171. priscorum : sceptrigerorum 9, 172. regnorum : malorum 10, 174. servorum : tuorum 12, 177. rebus : diehus 13, 178. multorum : malorum 10, 180, im Penta- meter pariter : iter 10, 174. solii : imperii 12, 176. flamen : amen 13, 177; dazu kommt noch ein Distichon, 13, 178 portent gaudeutes cunctae sua munera gentes congrua dona sibi. Caesar amande, tibi. Auch einige ungenaue, (p) uUtis : ursus 6, 171. traham : psallam 11, 175. nostris : hostis 12, 176. dulcisono : domo 15, 179. somni: Ponti 15, 180. parens : habens 20, 183. Diesen Gedichten lasse ich folgen die beiden Prologe in der Chronik Dietmars von Merseburg, die er im Jahr 1012 be- gonnen hatte. Der eine steht voran, der andere zum Lobe des Kaisers Otto vor dem dritten Buch (Pertz 5, 733 — 734 und 758); jener enthält 42, dieser 25 Hexameter. Der Reim ist immer genau (733, 20 muss benignus statt benigne gelesen werden) und in dem ersten Prolog vorherrschend, in dem zweiten immer einsilbig. Wo er in jenem fehlt (733, 22. 27. 734, 10), ist ein Binnenreim duit'tr gesetzt; in diesem scheint er nur ein- mal zu fehlen 75d, 3 sede patris niagni. vivens per secla secundo (successu), doch im früheren Text stand richtig felici. Zwar hat Dietmar selbst bei der letzten Durchsicht seines Werks im Jahr 1018 fH 278 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. dafür secundo gesetzt, aber mit Unrecht oder in Übereilung; denn er nahm bei dieser Änderung auf den Reim keine Rück- sicht. Der zweisilbige kommt nur im ersten Prolog vor ; (a*) as- scribatur : variatur 733, 33. futurorum : bonorum 734, 7. prede- cessorum : meorum 734, 19. Thietmari : amari 734,21. Ich be- nierke noch (n) nunquam : quicquam 733, 35. Besondere Erwägung verdient das durch inneren Gehalt, Darstellung und Sprache ausgezeichnete Gedicht von Rudlieb; Nachträge zu der Ausgabe in den lateinischen Gedichten des zehnten und elften Jahrhunderts hat Haupt in der Zeitschrift 1, S. 401 — 404 geliefert. Die Nothwendigkeit des Reims ist hier so entschieden, dass die wenigen Zeilen, wo er fehlt (III 525. IV 118. VI 4. IX 12) kaum in Betracht kämen, -wenn sie auch nicht durch Verderbnis des Textes sollten herbeigeführt sein. Einiges Eigenthümliche will ich voranstellen. Der Dichter verwendet auffallend oft einsilbige Pronomina; nur der leichteren Aufstellung wegen lasse ich das Pronomen voran- gehen, während es am häufigsten im zweiten Reim steht, me : se VI 30. me : audire I 87: deservire II 25: notificare III 282: eloquere III 283: sepelire VI 54: respondere XVI 10. me: rege II 200: domine II 201: districte II 206: infide VI 35: vase VI 52. Dreifach, velle : te : me III 542. ille : miriime : ro- gitasme XVI 5. furtive : amare : me XVI 84. Ebenso se : ap- plicuere III 93: valete III 221: habe III 509: ligare III 595: lusisse XIII 79. se : diente III 449: die III 594: curte V 36: risibile VII 12: sponsae XIV 65: omne XVII 32: coeleste XVIII S. 198: propere Haupt 404, 58. te : me IH 541. X 73. te: teste II 88: natae III 208: posce III 467. süperbe III 479: potestate III 504: nocte V 6: vae VI 85. Ferner is: dispo- sitis III 143. aquis : his Haupt 401, 4. Endlich nos : vos XVII 25: mos XIV 40. Im Waltharius finde ich nur me : studiose 249. juste : te 659. his : estis 1106. Er gebraucht wie Otfried (oben S. 632. 633 [=8.250]) die Pronomina im rührenden Reim, amplexando se:deiciunt se III 91. induerant se:falerant se III 576. fallant te : fallantur et a te III 537. inter nos : velut nos II 224. intro quem : foras quem XV 37. haec : istaec III 176. Auch findet sich ubicumque: I 111. nunquam : quem ZUR GBMCIIICHTB DBS RBIM8. 279 III 271. Ich weiss nur ntinquam : quicquam bei Dietmar von Merseburg daneben/UHtoUeii. KndlicU r(Miiien ini Uuillieb nicht selten auf einander die Endigungen der Adverbien pariter: libenter :audacter:ioculant(>r usw. II 8. Hb. III 34.490. 512. 690. ««4 V33.VIIG5. VIII 41. 47. X 77. XV 58. Haupt 403, 10. »« Offenbar muss man hier eine besondere, bei anderen nicht gewöhnliche Anwendung des Keims erblicken, die darauf hin- weist, dass der Verfasser die Gesetze des deutschen Keims besser kannte als die übrigen lateinischen Dichter jener Zeit. Auffallend ist der ungenaue einsilbige, der sich hier neben dem genauen, ganz entschieden vorherrschenden zuweilen zeigt und, da jeder Vers einen Keim verlangt, nicht bezweifelt wer- den kann. Ich wähle die Beispiele mit Kücksicht auf den Wechsel der Vocale, ingenitam : nobilitatem I 2. suspirans : flens I 69. repetunt : dant II 47. iubet : habebat II 48. incli- net : in({uit II 76. nos : veniamus II 128. 148. inaequales : nos II 139. sint : sunt II 177. velint : sunt III 536. condignas : grates III 46. huc : istic III 58. concordent : fuerunt III 69. vesicam : minutim III 120. viduas : pupillos III 241. dilectos : sodales III 563. vultur : cadaver VII 23. nos : fraus XVII 18. Viel seltener sind die Consonanten ungenau, wo dann der Vocal gleich sein niuss, nos : mors I 110. hunc : voluerunt VI 125. Während der einsilbige Keim immer noch die Mehrzahl ausmacht, hat sich der zweisilbige im Verhältniss zu den bisher angeführten Gedichten so sehr ausgebreitet, dass ich mich auf Beispiele beschränken muss , (a* b* c*) deservisse : meruisse I 5, convivatur : iocatur I 105. catum : beatum I 135. praecurso- rem : bicolorem I 140. donorum : variorum II 4. bona : dono II 46. rumoris : honoris II 121. more : amore II 167. praepe- diabantiir : oonsiliantur II 217. ditari : tenuari II 222. lorifregi : reeepi II 226. hello : duello II 243. tirmatur : adbreviatur III 23. redduntur : ({ueruntur III 24. convenerunt : constituerunt III 27. parma : Hinia III 47. igue : maliorne III 66. quingenta : talenta III 78. tollebant ; gerebant III 86. butina : bina III 10.'). ino- ramen : famulamen III 191. lamentamur : gregamur HI 237. resurgendo : gemendo III 285. pertractemus : demus III 297. servisti : soisti III 298. oblivisci : reminisci III 299. illis : lapillis 280 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. III 376. censu : sensu III 431. audito : ito III 447. primis : imis III 450. praedico : amico III 451. dira : ira III 454. sub- sannando : ioculando V 124. tollatis : debilitatis VI 78. comma- ter : frater IX 3. miires : fures XII 4. venissent : stetissent XIV 6. possemus : habemus XVI 127. vincentur : perimentur : XVII 9. herbarum : variarum Haupt 401, 27. venator : amator 402, 36. succedente : repente 402, 63. gaude : laude 404, 45. 665 Häufig ist der zweisilbige ungenau, sei es durch verschiedene 1*^ Vocale oder verschiedene Consonanten, z. B. (p) dignaris : pro- babis I 137. corde : ore II 53. IV 54. demandasti : parati II 60. nostris : vestris II 62. melius : alius II 87. teste: de te II 88. audisset : adesset II 90. illos : amicos II 106. impunitos : inimicos II 115. sibi : dixit II 176. ferrent : essent II 250. cameli : muli III 167. vivit:misit III 227. iuste : honeste III 240. tibi : meruisti III 249. prodesse : tribuisse III 300. latro : arto III 443. sperat : versat III 465. valedicunt : figunt III 558. fido : amico III 571. rever- tamur : queamus III 610. esset : posset III 616. XIII 31. vi- dua : amica IV 105. proterve : süperbe V 44. credo : crebro VI 2. maritali : consociari VIII 57. XIV 25. celarunt : ama- rent IX 29. conclave : matre X 36. suras : dolituros XIII 78. amborum : divitiarum XIV 60. sigillata : parva XVI 20. sus- cepit : recedit XVI 22. pallet : alget XVI 32. dotem' : omnem XVI 45. mater : operatur XVI 85. sciret : praetitularet XVI 104. Ein Paar Mal wird dem einen Reimwort noch ein Conso- nant angehängt, noster : honeste II 170. aqua : diffluitabat III 608. male : grates XVI 128. Einige meist ungenaue dreisilbige, die ich anderwärts bisher nicht bemerkt habe, pranderemus : biberemus II 127. deponebant : volebant II 220. armatos : pa- ratos II 234. saltabant : variabant III 88. servabo : temerabo III 440. uxori : pudori V 1 1 2. Man sieht , es gelten die Frei- heiten Otfrieds, und diesen entsprechen auch die zwei einge- rückten deutschen Reime liebes : loubes und wunna : minna XVI 67. 68. Noch häufiger als im Waltharius zeigt sich der dreifache Reim mit den bekannten Verschiedenheiten der Stel- lung, z. B. I 30. 40. 63. 75. 128. 138. II 13. 72. 229. 253 usw. Ich hebe nur eine Stelle aus, weil ich eine Bemerkung dazu machen muss. ZUR GESCIIICIITB DBS REIMS. 281 (f) II 30 eHt qu(»(l uit v»timii. dictum HibI vult ton* vfniiii. Nach dem Gesetz, des deutscheu Keims wird die uucrhiubte Berührung in verum durch das da/.wischengestellte dictum auf- gehoben. Ausserdem habe ich den führenden nur einmal ge- fuud(>ii, (n) III ."l/iO . . . lu« possiiit cerui iimiusriiln mi sint. Der vierftiche, der im Waltharius nur selten begegnet, kommt hier oft genug vor; einige Beispiele, (g) I fit) arrepto freno, nionito calcnre poledro, II 41 Omnibus ill«> locus est visu.s ad hoc .satis nptus, III 31 eius pracsulibiis tuiic praebitufl est nmor ipsius. 214 ornnt et pro te studiose nocte die<|ue, 666 400 cartu perlecüi liunt ibi tristiu corda, 146 IV 79 et tuus est panis soluminis omni» inanis, V 101 ni solus nasas curvus fuit et varicosus. V 102 stant oculi gemiiii velut effossi tenebrosi. X 24. XIII 82 fercula post multa post pocula totque secuta XV 5 nam deiios annos, ((uos tu fueras apud [Afros], XVI 28 dum tarn praeclarum coiivinctum viderat ostrum, Über den vierfachen hinaus wird der Reim gesteigert, (h) I 125 castris ingressis, pueris et equis stabulatis, II 39 sunt ubi victi vestri nostrique redempti 130 o nostri dbmini misäi summique patroni, 137 virtus mira tua, pietas, tu magna Sophia III 141 praesidibus pulchris madris crisiscjue poledris, eine gesuchte Anhäufung ahmt den sprechenden Vogel nach, VIII 22 usque >qui es in coelis« lis lis lis triplicatis. Beispiele von dem ziemlich seltenen Binnenreim, (i) II 3 non solis verbis quonim satis est inreniemus, (i*) III 83 atque leopardi geniiiii binique leones, XIII 5 accurruntque coci, tolluiit properantque parare. Spielerei scheint, XIII 73 nunc hunc, nunc dominos, nunc gratißcat residentes. Eine andere eigenthflmliche Stellung, II 177 »induciae (|uo sint laudatae quandove, die, sunt?« ebdomadae tum praetereunt tres, induciae sunt denn hier ist der Binnenreim in beiden Zeilen durchgeftthrt, und die Schlusswörter wiederholen sich. Ähnlich, 282 • ZUR GESCHICHTE DES REIMS. XIV 13 et plures alii comitantes his famulari. his vinum ferre iubet illo pro famulari; Am Schluss dasselbe Wort in zwei auf einander folgenden Zei- len haben wir schon bei den Classikern gefunden, so auch, (s) III 29 noster pontifices ut idem facerent iubet omnes, et post abbates ex ordine basiat omnes. Der durch zwei Zeilen geführte Reim ist ungleich häufiger als im Waltharius, sowohl der vierfache als der dreifache: dahin 667 I 34. 113. II 200. 222. III 1. 5. 81. 94. 97. 112. 145. 160. 166. 147 226. 261. 303. 364. 369. 376. 397. 452. 467. 543. 554. 594. IV 9. 85. V 64. 96. VI 59. 77. 102. 110. 113. VII 3. 13. 15. 27.32. XII 3. XIII 1. 21. 60. 69. 74. XVI 90. XIX 11. Ich merke nur ein Paar mit dem zweisilbigen an, (o) III 18 oscula datque sibi: »quid narras?«, post ait illi, omne bonum dici tibi de me sat meruisti? VIII 51 is se movisse, sed cernitur illa natasse. neutrum, saltasse, neumas manibus variasse, XIII 1 quos miles virga perterrens cogit ad arva. miratur domina domicellarumque caterva, Wiederholung desselben Worts in der Mitte beider Zeilen, III 505 nee quid ei praestes, veraciter id quia perdes. , cum rogat ut praestes, est tunc melius, sibi quo des; V 50 [»nescio quijs sitis,« ait is, »stulte satis itis,« [»nescio qui]s sitis, nunc nobis quidve velilis. VI 52 inclusam vase vultis submergere si me, deforis in vase, quod feci, notificate, überschlagende Reime in vier Zeilen, III 186 auratas parmas, lituos ad bella canoros, inque suos libras sexaginta tribuendas. et post praesidibus det equos faleris redimitos, atque suis denas cunctis libras tribuendas. Das genügt dem Dichter noch nicht; er häuft den Reim in beiden Zeilen, II 5 est ut equis frenis, auro compte faleratis, pelliciis crisis, varicosis, sive crusennis. Vgl. 160. III 142. 115 quos inpunitos, quam vis meritos, inimicos reddere, laudares in nuUa re nichilatos, III 131 simia iiare brevi, nate nuda murcaque cauda, voceque milvina, cute crisa catta marina. ZUK GE8CI1IÜHTR DBS REIMS. 283 135 auxit cum psituclÜM binis corvisque genicIÜH, nionedulis, sturiii» doctU garrire loquelis, ferner HI 2«2. V 2. VI 59. Er lässt inchrmals den Keim durch drei Zeilen zielten, III 244 ergo tui cuiicti ctitn 8unt hoHtcs nihilati, partim dutuncti, partim iiiembriH mutilati, illoriiiu iiiilli tibi (|iii(l pbi8 turnt iiocituri. 668 '26(5 pro sola iimtrt* lacrimi« pcrl'uiiditiir ore. • *** id resciscente populi rumore sodale, ultra cirdibih' iiiiniiim ßt menti» acerbae; 30(> pasclia fiiit toouiii iiiilii- semper cottidiatium, Htimper Habens multum vel bonorum sive bonorum a te non sohim, sed ab unocpioque tuorum. Ebenso V 49. VI 52. XVIII c. 5, ja durch fünf Zeilen, III 139 loricis, galeis ducibus, scutis .... alatis, munerat atquo tubis anro pra post decoratia, praesidibus puU-bris niadris crisisque polcdris, militibus summis seu peliciisve chrusenniä. bis ita dispositis modicum reijuiescere vult is. Nach Schmellers Vermuthung (Latein. Ged. S. 225) hat der Mönch Fromund- auch den Rudlieb und zwar des ziemlich weltlichen Inhalts wegen in seiner Jugend gedichtet. Ich kann dem nicht beistimmen, dort ist der Reim noch nicht ganz durchgedrungen, hier fehlt er kaum in einer Zeile, und der zweisilbige, der dort nur vereinzelt erscheint, ist hier weit vorgenickt; schon aus diesem (irund sprechen jene Gedichte ein höheres Alter an. Da/.u konunt, dass von den bemerkten auffallenden Eigenthümlichkciten des Reims bei dem Mönch keine Spur sich zeigt. Ich bringe dabei das geistige Über- gewicht noch nicht in Anschlag, das sich entschieden auf der Seite Rudliebs findet: die kühne Autfassung und Behandlung der Sage, der Verstand und die Weltkenntnis, endlich die Gewandtheit in Gedanken und Ausdruck verrathen nicht einen Jugendlieben Dichter, sondern scheinen die Frucht eines ge- reiften Mannes zu sein. Weit abstehend an innerem Gehalt, ist doch, was den leim und dessen häufige Anwendung betrifft, die Ecbasis 284 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. eaptivi neben dem wohl nicht viel älteren Rudlieb zu nennen. Die Eigenthümlichkeiten, die dort hervorzuheben waren, findet man hier nicht, nur im rührenden Reim (n) qnidam : quid- dam 17. nunquam : quisquam 671. quicquam : quemquam 1058. quemquam : unquam 1109. Ausserdem berühren sich prodest r obest : probatum est 43. adest : non est 793. abest : prodest 895. quod non vult : quod vult 746. pardo : leopardo 757. Der zwei- 669 silbige bleibt auch hier noch in der Minderzahl, ist aber ebenso- ^*^ häufig: einige Beispiele, (a*) dictandi : vagandi 6. muscarum ^ ferarum 242. damnetur : vocetur 524. aptandis : piperandis 645. priscorum : avorum 664. vescuntur : fruuntur 686. pater : frater 748. (p) gestarum : patrum 34. totara : tortam 43. feci : replevi 269. fabae : palmae 280. aper : acer 648. Auch ein dreisilbiger,, 232 me circumvolitabant, dente sed asperitabant, und ein Doppelreim, 471 totus conticuit grex, atque criicis sihiit lex. Der dreifache ist verhältnismässig (das Gedicht enthält 1226 Hexa- meter) ebenso häufig wie im Rudlieb: auch der vierfache fehlt nicht, (g) 903 tunditur expuitur deluditur atque negatur, 979 fit vox omnigenum volucrura pecudumque ferarum, Binnenreim öfter im Rudlieb, (i) 291 blandus corde sapor, fragrans oder, apta voliiptas, 607 nee pes ire valet, nee eervix praevalet ille. ebenso 631. 698. 1066. 1092. 1167. Zwei Reimpaare, (k) 158 quid calidum gelidum, dominorum quid famulorum. Wiederholungen desselben Reims in zwei Zeilen haben, dem Rudlieb gegenüber, bedeutend zugenommen; die Nachweisung aus den ersten 200 Zeilen zeigt das Verhältnis, das sich in den folgenden nicht mindert, 8. 11. 15. 23. 39. 46. 50. 116. 121. 149. 165. 186. 215. Auch die Wiederholung in drei Zeilen ist an- gewachsen, man sehe 5. 30. 54. 110. 420. 557. 613. 771. 884. 959. 1034. 1095. 1128. 1158. Einmal 1096—1097 wird zugleich am Ende dasselbe Wort wiederholt. Ein Beispiel muss ich an- i ZUR GEHCIIICIITR DBS RBI1I8. 285 fUhmi, wo nüinlicli der dreifache Keim wiederholt wird, t»o dass er neunmal auf einander folgt, 714 non est periunis nedemc|ue dntae vitae mihi, supplico, da te. bestem, ne sua vis iioceat, rex pell« siiavis, nee queat hac veluti victor gaudere vel uti. 20 omnis hoiioratae legis datiis est honor a te, spesque tinioratae meiitis venit et tinior a te. BE^ 98 cuncta sacravisse docet alma dei Sacra vis se. I^K dona saoraiuenti prosniit sane Sacra menti ^^K W. r.KIMM, KI. SilluUTKN. IV. 19 I 290 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. uec male vemeiiti sunt congrua sanave menti. Cristus agi tantum bona vult bona dux agitantum. hostis agi tantum mala vult mala dux agitantum. 171 prospera sors quamvis det opes et opem tibi quam vis, commodius quamvis rem confert ius tibi, quam vis. dives cum dator es, hilares imitare datores. et dandas dato res hunc, qui bona cuncta dat, ores. spem qua te reris auctum fuge ter quater aeris. rem re nitentes cumulare foris, renitentes fronte, retinentes fidei qua non retinent aes. Mit Zeile 177 tritt ein anderes Gesetz ein. Der aus zwei Wörtern gebildete Reim ist nicht mehr nothwendig und er- scheint nur einzeln (185. 192. 193), wo er dann nicht rührend ist; auch wird der gewöhnliche zweisilbige zugelassen und zu- weilen noch angehäuft, z. B. 186 aeris eris praedis. si non veris homo credis. 190 aeris amor, curis, si quem miseris agis, uris. Mit Zeile 194 beginnt eine neue Verschiedenheit, von welcher hernach die Rede sein wird, wo jener aus zwei Wörtern be- stehende Reim in den Endreimen (213. 229. 240. 325. 331. 339) und Binnenreimen (213. 229. 231. 258—281. 302. 335) häufig erscheint. Merkenswerth, dass in dem anderen mit dem Punctum und schon früher (im Jahre 1488; vgl. Theoduli ecloga ed. F. G. S. Schwabe p. 24) herausgegebenen, aus 439 Hexametern bestehen- den Gedicht Phagifacetus seu de moribus in mensa requisitis,*) 675 ebenfalls aus ungewisser Zeit, dessen Verfasser Magister Reinerus ^^^ Alemanicus de Saxonia genannt wird, ein absichtlicher Reim nur in einem Sprichwort vorkommt, 166 quadrupes in piano quandoque cadit pede sano, non mirere, bipes, si labitur ergo tibi pes. wo bipes : tibi pes ein zweisilbiger jener Art ist. In die Zeit des Archipoeta werden die Lehren des Cato gehören, aus welchen in den Fundgruben 2, S. 105 und von Schuch S. 67 einiges mitgetheilt ist; * es ist eine Umschreibung *) [Vgl. Reineri Phagifacetus addita versione Sebastian! Brantii rec. Hugo Lemcke. Stetini MDCCCLXXX. Begrüssungsschrift der Stettiner Philologen- versammlung.] ZUR GBHCIIICIITR DEH RRIMS. 291 der alten Disticha Catonis iu einer Handschritl zu Stuttgart, der Verfasser nennt sich Martinas. Pfeiffer.*) Zarncke 185. 18ß.«: die Reime sind ohne Ausnahme zweisilbig upd rein. Femer die Inschrtilen in der Basilica zu Ilersfeld, die man in den Werken Ilrabans 6, 234 findet, und die Siegelinschriflen italienischer Städte, die Fr. Hoiimer in Moues Anzeiger 1839, S. 259 f. be- kannt gemacht hat. Betrachtet man die abermals gesteigerten Künsteleien in zwei Gedichten von der Zerstörung Trojas (am* vollständigsten bei Meril S. 309. 400), so ist man geneigt, sie in das Endo des dreizehnten Jahriuinderts zu setzen. Ihre Eigenthflmlichkeit besteht darin, dass die Reime nicht bloss durchaus zweisilbig und durchaus genau sind, sondern dass auch ohne Ausnahme der- selbe Reim in jedem Distichon durchgeftlhrt, ja in dem ersten Gedicht ein Paar Mal in zwei auf einander folgenden Distichen wiederholt wird, z. B. S. 312 urbsque benta satis, nrbs primae nobilitatis, dives honoratis dantibus absque datis. regna beata satis donec nocuere beatis praedt) voluptatis et mahi rapta ratis. Noch überboten werden diese Schwierigkeiten durch weitere Anhäufimgen des Reims in dem Prolog, den ich deshalb her- setzen muss. S. 309 Pergama flere volo, fato Danais data solo: solo capta dolo: capta, redacta solo, exitiale sona, quae prima tenes Helicona, et metra nie dona proraere posse bona, est Paris absque pare; quaerit, videt, audet amare; audet temptare fnrta, pericla, mare. Zu dem Archipoeta bemerke ich fidum : qui, dum S. 403, hier der einzige Reim dieser Art. Einzelne in dieser Weise ge- reimte Distichen, darunter die Inschrift auf einer Glocke, weist Meril S. 210 nach, andere Künsteleien Schuch S. 72—81. Ich kann hier die Betrachtung des leoninischen Reims schliessen, der in den folgenden Jahrhunderten fortdauerte, ohne eine neue Seite zu zeigen. ♦) [S. nnten Pfeiffers Brief.] 19» 292 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. 676 Es ist leicht zu begreifen, dass nicht jeder sich dem Zwang ^^^ dieses Reims unterwarf, selbst nicht zu der Zeit, wo er in seiner höchsten Blüthe stand. Dahin gehört der Dichter des Isegrimus aus dem Anfang und des Keinardus aus der Mitte des zwölften Jahrhunderts (so wird ungefähr ihr Alter bestimmt), die beide in Distichen abgefasst sind. Ferner Günthers Ligurinus in Hexametern vom Jahr 1200*) und ein Versuch, den Eingang von Wolframs Wilhelm zu übersetzen, aus dem dreizehnten Jahrhundert (bei Lachmann XLIII. XLIV). Die Distichen des Poenitentiarius (Reinhart Fuchs 397) zeigen aber häufig den Reim und zwar den einsilbigen; stände nicht ein anderer Grund entgegen (vgl. Reinhart CLXXXV), so müsste man glauben, das Gedicht sei nicht in das dreizehnte Jahrhundert zu setzen, sondern bedeutend älter. Hier ist einer besonderen Erscheinung zu gedenken, die mit dem leoninischen Reim in einem gewissen Zusammenhang steht, aber zugleich auf das einfache Reimpaar, von dem hernach die Rede sein wird, hindeutet. Man band nämlich, wiewohl ziemlich selten, zwei Hexameter oder ein Distichon bloss mit Endreimen. Zwar fanden sich schon bei den Klassikern manch- mal zwei Hexameter auf diese Weise vereinigt, aber hier ist eine absichtliche und regelmässige Durchführung gemeint. Das merkwürdigste Beispiel liefern die Distichen des schon im elften Jahrhundert gedichteten Luparius (Reinhart Fuchs 410), der vielleicht noch älter ist**) ; denn wir begegnen darin nur ein- silbigen, aber genauen Reimen. Ich will die vier ersten Distichen anführen, Sepe lupus quidam per pascua leta vagaiites arripuit multas opilionis oves. - ledere raptorem postquam virtute nequivit, illaqueare dolo pastor eum studuit; iiam rigidam flectit tanto conamine quercum, ut Caput iiliiis tangere possit humum, et capiti flexo laqueus sie nectitur unus, mobilis ut laqueum detineat baculus. *) * Ligurinus ist unecht. * **) * Gervinus Geschichte der deutschen Dichtung S. 136 Anm. fragt »von Marbodius?«. EncUicher Codd. Vindob. 1, S. 171. * ZUR GRHCIIICIITR DRH HEIM8. 298 Dieser Keim gifht xui^leich ein sicheres Mittel an die Hand, die eingeschobenen Stellen zu unterscheiden, weil diese den ge- wöhnlichen, aber auch noch einsilbigen leoninischen Keim /eigen. Dergleichen unechte Distichen stehen 9 — 12. 43 und 44. 63 — 66. Ein anderes Beispiel (Mcril S. 80) gewähren vier Distichen des Papstes Calixtus II (f 1124), wo aber der Keim zweisilbig ist. Hexameter ebenfalls mit zweisilbigen Endreimen, zwischen 1088 — 11 ()0 abgcfasst, weist Schuch S. 68— (59 nach, andere 677 Meril S. 80 Anm. 1. Die wichtigsten darunter sind der Pilatus '*' (Mones Anzeiger 1835, S. 435) und der Facetus (Wiggerts Schert'loin 2, S. 6): ich bemerke dazu noch ein Kathsel aus dem zwölften Jahrhundert (Mones Anzeiger 1838, S. 41) und die lateinische Übersetzung von Freidanks Sprüchen, die am voll- stiindigsten in dem alten, höchst seltenen Druck (ohne Jahr und Ort) erhalten ist. Das vorhin (S. 153 [289]) erwähnte Gedicht Punctum fahrt mit unersättlicher Keimlust in seiner zweiten Hälfte von Zeile 194 bis zu Ende diese Form noch weiter: es bindet nicht bloss zwei Hexameter, sondern auch drei und vier mit demselben zwei- oder dreisilbigen Endreim. Es fflgt diesem noch einen Binnenreim hinzu, der mindestens zweisilbig, häufig auch drei- silbig sein muss. Und das ist noch nicht genug: es wird öfter ein zweiter Binnenreim hinzugesetzt, so dass dann fast alle Wörter gebunden sind. Ich gebe Beispiele von den verschiede- nen Abstufungen, 194 lurgia vitos, xw mala Utes pugna sequatiir: ira tepesoat, liiigua quiescat, lis repriniatur. si det oluscuia mensa miniiscula pace quieta, non p»*te grnndia largave praiidia lite replota. sunt niediooria vitaqu« sobria coiigriui sanis, est lascivia, quae convivia captat, inanis. 204 prodiga Imito, provida cauto pleb» epulatur: ebria vnno, sobria sano moro nntatur. 208 rara modestia, multa molestia litigiorain cum potoribus ac lusoribus est deciorum. 222 cum sua non det, cui daru spendet fraus baratonis, est fugitivo tuta nocivo villa trudonis. non epulae placuere gulae tenues epulonis: seu baratruni bona cuncta patrum vorat os baratonis. 294 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. 238 fallere callet, callida fallet fraus meretricis: respue basia quae dat amasia talis amicis. si mediteris, quanta teneris reddere, quis sis, recta sequeris, quas male quaeris rebus omissis. 282 Non dubito mea quin subito metra livor inique corripiat, nee suscipiant, qui saevit ubique. non vereor nee obegse reor, si culpet inique falsidicus, quae veridicus commendat iniquis. 678 Der Binnenreim kann sich auch in der nächsten Zeile wieder- lös holen, 218 scurra crumenam post breve plenam sie vacuabit, ac alienam post modo cenam saepe vorabit. Wie in dem ersten Theil des Gedichtes Z. 1 — 177 der Endreim und der Reim in der Cäsur ein rührender sein muss und einer davon aus zwei Wörtern bestehen, so ist dies Z. 258 — 281 auch auf den Binnenreim angewendet, z. B. 258 sperne dolosum. saepe dolo sum, crede, gravatus. linque dolosi verba, dolo si sit male fatus. non vitiosis par vitio sis; si comitaris hos vitiose, qui vitio se dant, vitiaris. 266 praedo minatur; praedominatur, si male partam perditionem per ditionem vergit in aretam. sperne rapinam, posse rapi nam scis rapientem. inque rapinae vota rapi ne tu sine meutern. 272 cras, homo, vix eris; nt bene vixeris in nece tristi, res opereris, quas ope reris profore Christi. Auch erscheint einmal eine beinahe vollkommene Wiederholung aller Reime, wobei zum Theil dieselben Worte wiederkehren, 317 non tibi ius carum constat, sed ius epularum. non tibi ius gratum constat, sed ius piperatum. Noch ist zu bemerken, dass einige Male rührende Endreime mit gleicher Bedeutung zugelassen sind; man sieht daraus, dass der Dichter die Gesetze des deutschen Reims nicht kannte. 200 fundere sobria mens approbia dura cavebit: lingua sed ebria non funebria bella cavebit. 264 legis iniquae scriptor, ini quae dictat honestas: vincis, ad aptas si cor adaptas res et honestas. 299 tu veluti sentis luti foedissima sordes clade luas diroque tuas cruciamine sordes. ZUR GESCHICHTE DE8 REIMS. 295 Endlich zeigt t>ich eine Art Vcrmittclung zwibchen der vier- oder sechsfachen Strophe und dem leoninischen Keim in dem Gedicht von der übertrugung des I^eichnams des heiligen Dio- nysius Areopagita in das Enimeraniskloster (Wolf über die Lais S. 466;, vgl. S.115), das von einem mit der metrischen Kunst wenig vertrauten Geistlichen etwa im zehnten Jahrhundert mag verfasst sein. Es besteht aus acht nicht vollständig erhaltenen Sätzen, die einmal der Strophe entsprechen und sich zu dem trochäischen 679 Khythunis neigen, aber im Ganzen wie Prosa lauten. In der ^^ Mitte und am Ende der langen Zeile steht jedes Mal ein Keim: bis zum ftluften Satz ist er einsilbig, von da an zeigt er sich auch zweisilbig, gentes : prementes. auxilium:hostium. resedisset: tractavisset. tractare : explorare. Diesen geschichtlichen Nachweisungen lasse ich einige Be- trachtungen folgen. Der leoninische Keim mit seinen verschie- denen Abstufungen erscheint bei den römischen Klassikern und bereits bei Lucretius als etwas Herkömmliches und kann seiner Natur nach nicht als eine neue Erfindung gelten. Die latei- nische Sprache mit ihren volltönenden Endigungen brachte ihn häufig von selbst hervor, und es würde, auch wenn man die Absicht gehabt hätte, schwierig gewesen sein, ihn zu verbannen: ausserdem schmeichelte der Gleichklang dem Ohr zu sehr, als dass man ihn hätte abweisen sollen. Dass er unbemerkt ge- blieben sei, wird niemand behaupten wollen; ich glaube viel- mehr, man hat Wohlgefallen daran gehabt und ihn nicht bloss zugelassen, sondern auch gefordert, nur niemals mflhsam her- beigeführt. Die deutschen Nachahmer des alten Versmasses, denen so viele Mittel abgehen, haben ihn, wahrscheinlich weil sie etwas Barbarisches darin erblickten, sorgfältig vermieden; auch wäre er allerdings bei ihnen viel auffallender hervorgetreten. W. Wackernagel (Geschichte des deutschen Hexameters und Pentameters S. IX) hat gezeigt, dass der syntaktische Parallelis- mus in den Hauptabschnitten beider Versarten darauf hingewirkt und ihm seinen Platz angewiesen habe, wo er dann einen Mittel- reim bildete. Wenn er auch am Häufigsten an dieser Stelle vorkommt, so war er doch daran nicht gebunden ; er durfte auch in einem anderen Fuss stehen, zum drei- und vierfachen heran- 296 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. wachsen oder sich in Binnenreime zurückziehen. Da ihn kein Zwang hervorrief und er alle Zeit in der Minderzahl blieb, so konnte er weder dem Dichter noch dem Zuhörer lästig: werden: einen entschiedenen Vortheil sehe ich darin ^ dass er nur eine Silbe und selten die Wurzel eines Wortes ergriff; denn dadurch ward einem zu grossen Einfluss gewehrt, und doch bestand da- neben die Freiheit, wenn es sich so fügte, den stärkeren zwei- silbigen und zwar den genauen wie den ungenauen einfliessen zu lassen. Dieser Wechsel musste die Anmuth und Bedeutung der rhythmischen Gliederung erhöhen, und der Gebrauch des Gieichklangs war ebenso natürlich als kunstgerecht. Es änderte nichts, wenn ein Dichter ihn häufiger, der andere seltener an- wendete, wobei der Zufall walten konnte, so wie es noch kein 680 Übermass war, wenn er in einigen Zeilen oder in ein Paar 160 Distichen ohne Unterbrechung fortgieng. In dieser glücklichen Stellung beharrte er ohne wesentliche Änderung bis in die karlingische Zeit. Aber es pflegt zu ge- schehen, dass eine aus der Natur der Dinge hervorgegangene, glücklich entwickelte Form, wenn man ihre Bedeutung nicht mehr empfindet, der Freiheit beraubt und in ein starres Gesetz gebunden wird, das immer schwierigere Bedingungen auflegt. Von dem Schluss des neunten Jahrhunderts an erblicken wir den leoninischen Reim in beständigem Vordringen, bald im Kampf mit der alten Freiheit, bald in entschiedenem Über- gewicht. Noch ist er einsilbig, aber im elften Jahrhundert er- hebt sich der zweisilbige, der bisher nur vereinzelt erschienen war, und strebt nach der Herrschaft, die ihm nach langem Schwanken im Beginn des zwölften Jahrhunderts zufällt. Bei seinem schweren Tritt wird die erfolgte Umwälzung erst recht fühlbar. Sein voller Klang mag dann und wann, bei leichtem Fluss der Rede, gerne gehört werden, aber auf die Länge wird dies eintönige Geläute unerträglich. Im dreizehnten Jahrhundert treten weitere Anhäufungen des Reims und Künstlichkeiten aller Art hinzu, die jeden freien Athemzug des dichterischen Geistes ersticken. ZUR GBHClilCHTE DES KEIMH. 297 XV. Lutoiiiische Stroplie. Nichts scheiut natürlicher als die Voraussetzung, das» die Dichter der lateinischen Kirchen- gesänge in der Ausseren Form den Liedern des Volks gefolgt sind und dorther auch den Keim empfangen haben. Ob dieser schon in den saturnischen Versen, bei denen er in keinem Fall eine Noth wendigkeit war, muss angenommen werden, mag da- hingestellt bleiben. Wir fragen, wann er zuerst in der ein- fachen, meist vierzeiligeu Strophe des geistlichen Liedes sich zeige. Mit Absicht angewendet begegnen wir ihm zuerst bei dem mailandischen Bischof Ambrosius, einem Gallier, der bis zum Ende des vierten Jahrhunderts lebte. Ihm wird eine grosse Anzahl von Hymnen beigelegt, unter welchen die echten zu unterscheiden schwer fallt. Die Benedictiner haben in dem zweiten Theil seiner Werke (Paris 1860 S. 1219—1223) zwölfe ausgewählt, welche durch alte Zeugnisse gesichert sind, geben aber zu, dass unter den übrigen sich noch echte befinden können. Es wird am sichersten sein, aus jenen Beispiele zn wählen. Zuerst zwei Strophen ohne allen Keim, conditor : regis : tempora: fastidium I. concinat : concrepet : amor : sobria IL Strophen mit 681 zwei reimlosen Zeiien und einem Reimpaar, clauserit : noctium. '^* nesciat : reluceat II. lutninis : virginis. conditor : ecclesiae XII. Zwei vollkommene Heimpaare, tempora : gratia. veritas ; eccle- sias III. viris : dividis. dentibus : cibus V. gaudium : credeotium. pocula:carmina XII. Dabei ein ungenauer Reim, respice ; corrige. cadunt : solvitur I. Drei gleiche Reime und eine reimlose Zeile, redit : refunditur : conditur : revertitur I. gentium : virginis : sae- culum : deum IV. regat : corpore : ferveat : nesciat VII. pervia : gratia : permanet : saecula XII. die : preces : adiuves : solvimus IL princep8:duces:milites:Iumiua VIII. Mit geringer Abweichung einer Zeile auch einmal vier gleiche Reime, dedit : criminis : diluit : sustulit III. Endlich, wenn es nicht Zufall ist, einmal überschlagende, lubrico : somnient. dolo : suscitet IL Man sieht, der Reim, der am häutigsten einsilbig ist, aber auch zweisilbig, ja dreisilbig sein kann, wird angestrebt, ist aber nicht noth- wendig. Die neunte, zehnte und elfte Hymne habe ich bei 298 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. diesen Beispielen unberücksichtigt gelassen: sie werden zwar von Hincmar dem Ambrosius beigelegt; da dies aber auch mit anderen, gewiss unechten geschieht, so ist sein Zeugnis nicht von grossem Gewicht. Ich bezweifle ihre Echtheit und halte sie für später, weil der Reim darin schon vorgerückt ist. Er fehlt hier kaum in einer Zeile und ist nur einige Male ungenau, intulit.-munere IX. paraclitorsecnlum IX. somnolentiam : obruat X. luminis : dies X. Sonst zwei regelmässige Reimpaare, wie concinat : ambiat : sequentium : exordium IX. supplices : amputes: canentium : perpetuum IX. trinitas : unitas. igneus : cordibus XI. carmine : vespere, gloria : saecula XI. Auch einmal vier gleiche Reime, artubus : surgimus : canentibus : deposcimus IX; einen rührenden habe ich nicht bemerkt. Die Sammlung von Hymnen, die den Namen des Ambrosius trägt und höchst wahrschein- lich noch echte, ihm zugehörige enthält, besteht aus Kirchen- gesängen, die in gleichem Geist wie in gleicher Form von mehreren sind gedichtet worden. Schon in dem neunten Jahr- hundert ward ein ansehnlicher Theil davon ins Deutsche wört- lich übersetzt; ich bediene mich der Ausgabe von Georg Fa- bricius (Basel 1554) und von Jacob Grimm (Göttingen 1830). Für die jüngsten darunter halte ich diejenigen, in welchen der Reim und wiederum der genaue am häufigsten sich zeigt, der ohne Zweifel allmählich und gradweise vorgeschritten ist: dahin gehören in der Göttinger Sammlung II, VI. XIX. XXI. XXIII. Im Ganzen erscheinen dieselben Verschiedenheiten und Ab- stufungen des Reims, die ich bei den anerkannten Hymnen des 682 Ambrosius nachgewiesen habe. Ich enthalte mich also weiterer ^^^ Beispiele; nur das scheint mir merkenswerth, dass unter den vieren, die in keiner als in der neueren Sammlung sich befinden, drei sind (II. XIV. XVII.), in welchen die meisten reimlosen Strophen vorkommen: diese nämlich könnten zu den ältesten gehören, vielleicht noch vor Ambrosius gedichtet sein. Dagegen rechne ich einen Hymnus (XIX) zu den jüngeren, wo auf- fallend oft die vier gleichen Reime angewendet sind , rutilat : intonat. iubilat:ululat 1. gemitibus:doloribus: dominus :angelus 4. apostoli : domini : crudeli : impii 5. angelus : mulieribus : dominus : ZUR 0B8CHICI1TE DR» REIM8. 299 quantocius 6. Einzeln ersciicinen die vier Keime auch ander- wärts XXI 1. XXlll 2. XXVI 4. Fabricius S. 363. 785-790. Ebenso der vorangebondc Grad, drei gleiche Keime mit einer bloss assonicrenden oder ganz, reimlosen Zeile, II 6. VI 2. XIX i>. 10. XXI 3. 4. H. XXIII 4, bei Fabricius S. 794. 799. 790. Den rührenden Keim habe ich mehrmals bei dem Ililfs- verbum gefunden, agius es : ipse es II 5. orandum est : depre- candus est XVII 1. Christus C8t:agnus est : azyma : oblata est XXI 4. Sodann mortalis : inimortalis (Fabricius S. BOö); in den Hymnen gehören sie zu den ältesten Beispielen von diesem Keim. Der zwei- und mehrsilbige fehlt nicht, lucis : crucis VI 3. luminc : domine XIV^ 1. seniinc : spiramine Fabricius S. 792. biurgiMitibus : dici'ntibus XXIII 1. potentialiter : personaliter Fa- bricius S. 788. Als eine besondere Freiheit betrachte ich die Wiederholung moriatur vita omnium : resurgat vita omnium XX 7. Dagegen ist die Strophe contines : uomen tuum. regnum tuum : voluntas tua II 7 als eine reimlose zu betrachten. Gehören die sieben Hymnen auf die Schöpfungstage dem Ambrosius zu, dem sie beigelegt werden (Fabricius S. 363 — 366), was wohl möglich ist, so zeigt sich bei ihm schon die Wiederholung des- selben Reims in der nächsten Strophe, Lumini : terminum : men- sium : notissimum. Omnium : mentium : vinculum : criminum. Vor Ambrosius hätte ich drei andere nennen müssen, weil ihre Hymnen zum Theil in eine etwas frühere Zeit, etwa in die Mitte des vierten Jahrhunderts, fallen können; allein es schien mir besser, jenen voranzustellen, der die Strophenform in den lateinischen Gedichten geltend machte. Ich meine den Damasus, Ililarius und Prudentius. Die Gedichte des Papstes Damasus, der ein Spanier von Geburt war und im Jahr 384 hochbejahrt starb, sind fast alle in Hexametern abgefasst, und man kennt von ihm nur zwei strophische Hymnen. Die Echtheit der einen auf den heiligen Andreas (Bibl. max. 27, 83") wird bezweifelt: der Keim ist darin wie bei Ambrosius behandelt. Es finden sich in den fünf Strophen, aus welchen sie besteht, reimlose n^ Zeilen und Reimpaare mit genauem und ungenauem Keim, ^^ provehit : diligit. praeparat : gaudia und languidos : suscipe. vic- 300 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. toriam : patriam. Die andere auf die heilige Agathe (Bibl. max. 27, 83^ Fabricius S. 773. Meril S. 118) von sechs Strophen gilt für echt, wird aber von einigen dem Prudentius beigelegt. Sie kann weder diesem noch dem Daniasus zugehören, sondern muss später verfasst sein; denn es kommen bis auf die geringe Abweichung in fugiens:opem 5, 1 regelmässig nur genaue Reim- paare darin vor. Dass Hilarius, Bischof von Poitiers, in der Mitte des vierten Jahrhunderts Kirchenlieder gedichtet hat, ist durch Zeugnisse sichergestellt, aber der Hymnus de epiphania, den Fabricius S. 792 und Meril S. 117 ihm beilegen, ist gewiss unecht und viel später, da die Strophen genau durchgereimt sind. Dagegen beginnt das alte Antiphonarium des Klosters Benchor (Muratori Anecdota ex Ambrosianae bibliothecae codi- cibus 4, S. 127) mit einem dem Hilarius beigelegten Hymnus auf Christus, der echt zu sein scheint. Der Reim fehlt noch öfter als bei Ambrosius und zeigt, wo er angewendet wird, gleiche Abstufungen; ich hebe nur den rührenden ingenito : unigenito heraus. Der Spanier Aurelius Prudentius aus der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts, in hohen Würden lebend und klassischer Bildung zugewendet, gebraucht in seinen umfang- reichen Kirchenliedern (Fabricius S. 40 ff.) den Reim nur selten, obgleich er offenbar nicht zufällig ist, praescii : spei, libri : dei (41). gaudium:prospera:mala: omnia (42). nubilarturbida (42). Betrachten wir die folgenden Jahrhunderte, so begegnen wir bei Sedulius aus der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts in der Hymne auf Christus (Meril S. 142) keiner Strophe ohne Reim: in den Reimpaaren ist er genau und ungenau. Bei ihm drei rührende Zeilen, gurgitis : attulit : detulit : sustulit. Auch Ve- nantius Fortunatus, Bischof zu Poitiers, der am Ende des sechsten Jahrhunderts starb, lässt keine Strophe ohne Reim zu: der ge- naue herrscht vor, und die vierzeilige Strophe ist öfter durch- gereimt. Auch er lässt einmal den Reim in der nächsten Strophe wiederkehren, Floruit : edidit. protulit : permanet. Per- tulit : extitit : condidit : induit (Fabricius S. 694). Diese An- häufung ausgenommen, stehen die Reime des Papstes Gregor I, eines Zeitgenossen des Fortunatus, auf gleicher Stufe (Fabricius S. 783—784. 795—796. 800. 801). Das Bruchstück eines Liedes ZUR GEftCIlICIlTE DES REIMH. gOl auf den Sieg Chlotars II Über die Sachsen im Jahr 622 (Moni 5. 239), das bald hernach wird gedichtet sein, weist auf die Strophe mit vier gleichen zweisilbigen Keimen. Bei Alcuin kommt die Strophe mit vier gleichen einsilbigen Keimen (Opera M* '2, S. 294 Frohen) zum Vorschein. Hraban, der den Übergang *•* des achten ins neunte Jahrhundzrt macht, scheint in seinen vierzeiligen Hymnen (Opera Colon. 1626. 6, 221 — 228), die sich der gewöhnlichen Form anschliessen (er hat auch einige in lateinischen Versmassen gedichtet), die alterthümliche Weise des Ambrosius zum Muster genommen zu haben. Wir finden bei dem Keim dieselben Abstufungen: die Strophe besteht aus zwei Reimpaaren mit verschiedenem Reim, z.B. homo : natio. mortuam : mac'hinam 5, 1, oder ist durchgereimt, z.B. plebium: uovum : omnium : criminum 6, 1. Der Reim ist genau und un- genau : er kann in einem Reimpaar fehlen, z. B. optime : dirige. tibi : muncra 5, 5. dedicant : expians. flumina : artifex 6, 2; ja es gibt Strophen, die ganz reimlos sind, z. B. munera : gentium, mysterio : gloriam 5, 2, oder coinquinet : portio. mansio : conferat 6, 4. Umsomehr föllt es auf, dass Hraban in einem grösseren Gedicht De fide catholica (S. 209 — 213), das aus Strophen von drei Reimpaaren besteht, den Reim und zwar den genauen (mit der geringen Ausnahme terminus : incendium 212f), der manchmal zweisilbig, sogar dreisilbig ist. streng durchgeführt hat. Man muss glauben, wofür auch andere Gründe sprechen (vgl. BShr drittes Supplement S. 106), dass das Gedicht unter- geschoben und das Distichon am Schluss, das ihn als Verfasser nennt, unecht sei. Ich will daraus den mit dem Hilfsverbum gebildeten rührenden Reim, der in den Hymnen Hrabans nicht erscheint, anitihren, ubi es : lapsus es 210h. pulsus est : mini- stratus est 211g. expulsus est : liberatus est 212e. confractae sunt : liberati sunt c. Walefried Strabo behandelt in ein Paar Hymnen (Canisii lectiones antiquae II 3, 209. 225 — 227 Basnage) den Reim ebenso wie sein Lehrer Hraban. Er fehlt in einigen Strophen durchaus, in anderen halb, oder das doppelte Reim- paar ist angewendet: ich habe keine Strophe gefunden, worin ein Reim durchgeführt wäre, wohl aber moribus : iucundissimus. gratia : ditissimus. Zu Hraban und Walefried gesellt sich noch 302 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. Ratpertus (Canisius II 3, 202), der in das Ende des neunten Jahrhunderts fällt. In dem Lied auf die Zerstörung des Klosters Montglonne im Jahr 848 von 39 Strophen (Meril S. 255) halten sich bis auf wenige Ausnahmen vierfache, einsilbige und zwei- silbige, immer genaue Reime ziemlich das Gleichgewicht. In einer Hymne von Notker Balbulus (Canisius II 6, 218 — 219), der im Jahr 912 starb, ist jede der zwölf Strophen durchge- reimt, aber die zweisilbigen Reime wiegen vor. Zwei Lieder, eins auf Rom, das andere auf einen Knaben, aus einer Hand- schrift des zehnten Jahrhunderts (Meril S. 239. 240) zeigen in 685 jeder der drei Strophen, aus welchen sie bestehen, durchgereimte 16^ Zeilen. Da aber die Reime sämmtlich zweisilbig und genau sind, so kann ich der Vermuthung bei Meril (S. 239 Anm. 5), wonach die Gedichte in das siebente Jahrhundert gehören sollen, nicht beitreten. Mit der Ausbildung des Reims in dieser Zeit steht in auffallendem Widerspruch der Leich von den beiden Heinrichen, der in der zweiten Hälfte des zehnten Jahrhunderts gedichtet ist; denn darin sind die Reime einsilbig und ungenau, vielleicht weil es schwer war, lateinische und deutsche Wörter in vollen Gleichklang zu bringen. Ein Hymnus Fulberts, Bischofs von Chartres, der im Jahr 1029 starb, ist in allen fünf Strophen regelmässig (Fabricius S. 708): jede enthält zwei Reimpaare mit ein- oder zweisilbigem, fast ganz genauem Reim. In der lateinischen Übersetzung des deutschen Liedes Radperts auf den heiHgen Gallus (Meril S. 156) von Eckehart IV, deren Strophen aus fünf Reimpaaren bestehen, hat der zweisilbige, injmer reine Reim entschieden die Oberhand. So verhält es sich ferner in den Gedichten aus dem Ende des elften Jahr- hunderts, in den Liedern auf den Tod Wilhelms des Eroberers im Jahr 1087 (Meril S. 294), in dem Gesang auf den ersten Kreuzzug (Meril S. 297), aus dem ich den rührenden Reim passus est : perforatus est : confixus est : redemptus est anführe, und in der Hymne auf Maria Magdalena (Meril S. 150). In diese Zeit oder etwas später sind jene merkwürdigen, ins Latei- nische übertragenen, im Anhang zum Waltharius bekannt ge- machten Volkslieder zu setzen. Bei Herrad von Landsberg in der Mitte des zwölften Jahrhunderts finden sich nur noch ZUR GR8CI1IÜI1TR DBS RBIM8. 808 wenige einsilbige Keime. Ihre Neigung zum Gebrauch des Keims zeigen (wenn 8ie ihr zugehöreu) zwei Gedichte (S. IHO. 161 bei Engelhardt), in welchem der innere, der doppelte, der überschlagende und der Kndreim neben einander angewendet Bind, wie es sich gerade fügte, /.. B. mundus abit sine munditia iiec sorde carebit, illius in Hinicitiu (|ui cordc iiiaiicbit. ciincta nullit veliit iiiida tluiiiit, nihil «st sine naevo: quid variubile, quid nece labile coepit ab aevo^ auch der dreifache, tu male trux, es nd iufenia dux, ubi nullu vigot lux: lutea lux, certis8iina uex. est ((uod tua dat lex. Durchgedrungen ist der zweisilbige in den Hymnen eines Un- bekannten (Fabricius S. 810 — 815), deren Zeit danach wird zu bestimmen sein, ebenso in den vierzeiligen Strophen der Car- mina Burana (No. 106. 168. 169. 175. 178), des Gedichts von 686 dem jüngsten Gericht (Haupts Zeitschrift 3, S. 523) und der ^^ von Th. Wright (London 1844) herausgegebenen Mysterien und Gedichte, sodann, was wegen ihrer bedeutenden Zahl am ent- scheidendsten ist, bei dem Archipoeta, der in einem Lied ziem- lich oft auch dreisilbige zulässt, wie potentialiter : naturaliter : spiritualiter : ([ualiter I 7. somnia : omnia : latentia : sapientia 111. temeritas : veritas I 12. moritur : oritur I 15. copia : inopia. no- bilia : similia 1 40. Drei dreisilbige und ein zweisilbiger, fruenti- bus:bibentibus:deficientibus:sumptibus I 45. Noch weitergeht Floram deprehendit : Flora reprehendit S. 79. Häufiger als bei Früheren wird bei ihm derselbe Keim in der folgenden Zeile fortgeführt, so dass er als achtmalige Wiederholung erscheint, dahin I 35 und 36. 38 und 39. VI. 2. IX 3 und 4. 5 und 6. 7 und 8. X 3. 4. S. 83, 34. 35. Den rührenden habe ich nur einmal bemerkt, patitur:compatitur. pungitur:compungitur I 22. Auf die letzte Spitze getrieben ist die Kegelmüssigkeit in den nahe aus 400 Strophen bestehenden Gedichten des Gilbertus (herausgegeben von L. Tross. Hamm 1849), der in die zweite Hälfte des zwölften Jahrhunderts fällt, ferner in der Klage über den Tod des heiligen Thomas von Canterbury im Jahr 1178 und in dem Lied auf den dritten Kreuzzug im Jahr 1189 (alle 304 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. drei bei Meril S. 411 — 420). In dem aus 145 Strophen be- stehenden Gedicht von dem heiligen Alexius (Altdeutsche Blätter 2, S. 273) und in der ebenfalls umfangreichen Visio Fuliberti Meril S. 217 — 230) ist jede Strophe mit vier zweisilbigen ge- nauen Reimen ausgestattet. * Strophen in der mittellateinischen Hofdichtung in Modus Carlemanninc, Modus florum usw. nach- gewiesen von Fröhner in Haupts Zeitschrift 11, S. 1 — 29.* XVI. Romanische Strophe. Das älteste Denkmal, das sich bei den Romanen erhalten hat, ist das mindestens ins neunte Jahrhundert gehörige französische Lied auf die heilige Eulalia. Es lässt sich in sieben vierzeilige Strophen abtheilen, deren Reim einsilbig und einige Male genau, meist aber frei ist, Maxi- miien : pagiens 12. 13 und element : empedementz 15. 16 kann man als zweisilbig betrachten ; vielleicht steckt hier ein Fehler, da die vierte die einzige Strophe ist, wo der Sinn nicht schliesst, sondern in die folgende übergeht. Am Ende sind die Worte par souue dementia zugefügt, die nicht eigentlich zu dem Ge- dicht gehören. Der Dichter sagt, er habe sich die Kirchen- lieder zum Vorbild genommen; ich beziehe das auf den geist- lichen Inhalt und die Melodie: die strophische Form aber konnte 687 im Volkslied bekannt sein; vgl. F. Wolf, Lais S. 117. *Die Passion 167 Christi vom Jahre 1000 (aus 10 Strophen) ist in der vierzeiligen Strophe abgefasst wie die Eulalia. Leodegar, ebenfalls aus dem zehnten Jahrhundert, besteht aus Strophen mit drei Reimpaaren. Vgl. oben S. 97 [== S. 233]. * Der Zeit nach folgt das in nor- mannischer Mundart verfasste, wahrscheinlich in das elfte Jahr- hundert gehörige Lied auf Alexis (Haupts Zeitschrift 5, S. 302; vgl. die trefflichen Anmerkungen von Diez in den Altromanischen Denkmälern S. 114) von 125 Strophen. Diese sind in der Regel fünfzeilig, nur ein Paar Mal vierzeilig, eine ist dreisilbig; das doppelte Reimpaar war also nicht anwendbar, und jede Strophe ist durchgereimt. Kaum ein Paar Mal ist der Reim genau, adaisement : gentement : belament : nient : talent 10. largent:gent: discumbrement : nien : talent 106, und mit geringer Abweichung lepru8;palazinu8:languerus:malendus:dolur 111. Der einsilbige ZUR QB8CHICIITB DBS REIMS. 806 ist noch überwiegend, der zweisilbige bat am häufigsten in der ersten Silbe ein e, so bele : nacele : acertes : converset : cesset 17. mudede : pedre : dunethe : frere : retumerent 24, und ähnlich 27. 29. 48. 53. 76. 80. 85. 94. 98. 100. 113. 114. 116. 117. 119. 121. Doch kommen auch andere Vocale vor, cartre : alascet : pape : guardet : Esauie 75. cartre : barbe : messages : repairasses : recon- fortasses 78; vgl. 90. dutancerangelesrestrangesianamesrgrande 122. peitrine : medisme : enhadithe : avoglie : vedisse 87. servisse: vide : replenithe : dire : medisme 123. apostolie : noise : goie : adiu- torie : tolgct 101; vgl. 125. canuthe : retenude : eure : aparude : absoluthe 82. aventure : porteure : venude : feude : duret 89. fai- ture : figure : creature : aparude : fusse 97. In die Mitte des vier- zehnten Jahrhunderts gehört ein englisch-normannisches Volks- lied (F. Wolf über die Lais S. 443) von 92 Strophen mit vier Zeilen, die aber hier kürzer sind; Str. 14 ist dreisilbig und Str. 87 itlnfzeilig. Jede ist durchgereimt, aber der einsilbige Keim zeigt sich bis auf ein Paar geringe Abweichungen genau; wo er als zweisilbig gelten kann, wie Str. 14. 15. 20. 36. 39. 55. 63. 68, nur mit e oder i in der ersten Silbe, ist er freier, wiewohl Str. 71 und 88 auch vollkommene Reime liefern. Schon die angeführten Gedichte von dem neunten Jahrhundert an machen es wahrscheinlich, dass auch bei den Romanen die vierzeili^e Strophe die natürliche, Älteste Form des Volksliedes war, und zwar mit den Verschiedenheiten, die wir bei der lateinischen bemerkt haben : dass sie auch für die älteste spanische Romanze galt, hat F. Wolf (Spanische Romanzen in fliegenden Blättern S. 76) dargethan. In den künstlich gebauten Gesängen der Troubadours ist sie verschwunden, wie sie den deutschen Lieder- dichtem des dreizehnten Jahrhunderts zu einfach war: doch hat der älteste von jenen, Wilhelm von Poitiers (f 1127), noch einige Versmasse angewendet, die aus jener können hervor- gegangen sein, worüber Wolf (Lais S. 88. 89) und Diez (Alt- romanische Denkmäler S. 109. 121) nachzusehen ist Den Gebrauch der Strophe in altenglischeu Gedichten be- sss weisen die Hymnen von Godric saint, der im Jahr 1170 starb ^^ (Ritsons Bibliotheca poetica S. 2 — 4); sie sind vierzeilig mit zwei meist einsilbigen und genauen Reimpaaren. \V. OKIMM, KL. SCHKIFTKN. IV. SO 306 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. XVIL Weit in der Formlosigkeit gehen drei lateinische Gesänge, die sich an die Ungebundenheit der Sequenzen halten und ohne Zweifel von Geistlichen herrühren; sie mögen unmittelbar nach den Ereignissen, auf welche sie sich beziehen, gedichtet sein. Zuerst nenne ich den Gesang auf den Tod des Erzbischofs Heribert von Cöln im Jahr 1021 (Meril S. 279). Er besteht aus kürzeren und längeren Sätzen, welche wie Prosa erscheinen, in welche aber der genaue und ungenaue Reim und daneben die Alliteration regellos eingemischt ist, und auch nicht immer; denn in einigen Sätzen zeigen sich beide nicht, wenigstens nicht deutlich. Allerdings muss der Gesang das Metrum vertreten haben. In dem ersten Satz reimen die getrennten Wörter prin- cipium : rerum. plectrum : regum und nostris : piis : coeptis; die Alliteration ruht auf principium : piis : plectrum : precamur. In dem zweiten nate : sancte : ore : corde : vitae : fragilitate, aber keine Alliteration. In dem dritten immortales : cives : mortales : concives, daneben coeli : cives : concives : commendate. In dem vierten fibris : cordis : tentis : tristes : laetas : causas und partim : praeclamantes : pastore : pio : patrono. Im fünften sibi : servum : super. Im sechsten sarculo : studuit : sciens:sibi:scalis:sublatus. Im siebenten omnium : morum : speculum : bonorum und placuit: populo : pius : pollens : Pythagoreae. Im neunten ministravit : magno : monstrans : mundum : mala : mundi. Im zehnten vestivit: vacans : vitae : virtutum. Im elften demum : cumulum : bonorum : templum : speciosum : situm : sanctam : glebam : diem : magnum : tremendum und summae : sanctitatis : sanctae ; speciosum : situm : sanctam : secure. Im dreizehnten mundum : rerum. creatarum : omnem : finem : nostrum : solum und finis : finem : fac : finiri. Der zweite Gesang auf den Tod Heinrichs II im Jahr 1024 (Meril S. 286), der etwas mehr Streben nach Rhythmus zeigt, ist ganz mit einsilbigen Reimen ausgefüllt, die auch wohl dreifach sind. Alliteration fehlt, oder man müsste sie in rector : redemptor 2. probum : posse 9 finden. Der dritte Gesang (Meril S. 287) 689 in vierzehn Sätzen auf die Krönung des Saliers im Jahr 1024 16^ scheint am allerwenigsten gegliedert. Einsilbige und mehr- ZUR CE8CHI0HTR DR8 REHI«. 807 silhige Reime , z. B. caro : Christo : nato : domino 1 . humanae : raucae : divinao 3. angelicam : militiam : 8an(;tain : symphoniam : variani : discordiam : harmoniam 3. imporium : romanum. agnos : lotos 4. adulando : flagoliundo 5 usw. Alliteration, cautercane: cauto : cane : conspira : Karole, welche Wörter hinter einander stehen 1. providentia : praeclara ; praedestinnvit 6. patri : pneu- mati und laiides : laudant 1 4. Als das Äusscrsto kanu die Einmischung des Reims mitten in die lateinische, wie in die deutsche Prosa betrachtet werden, wovon Wackernagol (Geschichte der deutschen Litteratur, S. H4. 85) Beispiele gegeben hat, die verkehrteste Anwendung, die man davon machen konnte. XVIIl. Von diesem rohen Gebrauch des Reims wenden wir uns wieder zurück zu der Betrachtung seiner naturgemässen Ent- wicklung. Ward die epische Dichtung nicht bloss gesungen, sondern auch gesprochen oder gelesen und erhielt der Inhalt derselben durch Fortbildung einen weiteren Umfang, so war Veranlassung vorhanden, die strophische Form aufzugeben. Bei den Romanen finden wir erziihlende Dichtungen, die in Ab- schnitte von unbestimmter Länge getheilt sind; jeder derselben hat in der Regel einen einzigen, besonderen Endreim, der durch alle Zeilen geht. Man gebrauchte dafür früher den Ausdruck Vers (Diez Altromanische Denkmäler S. 85 — 87); jetzt nennt man sie Tirades monorimes. Das provenzalische Gedicht von Boethius, das man wohl mit Recht in den Beginn des zehnten Jahrhunderts setzt, zeigt diese Form in ungleichen, kürzeren und längeren Tiraden. Der Reim darin ist einsilbig und oft genau, kann aber auch als blosse Assonanz auf dem Vocal allein ruhen; in einem Abschnitt von sechs Zeilen (34 — 39) lässt sich die Hinneigung erblicken, zwei Silben zu binden, valor : emperador : onor : senor : genzor : doctor. Innerhalb eines Abschnitts folgen zuweilen verschiedene Reime auf einander, so ut ent ant 106—118, ix ent 137—150. In dem Rolandslied sind die Tiraden von verschiedener, immer massiger Länge, und darin wechseln einsilbige, aber auch zweisilbige Reime; so» 308 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. doch sind jene häufiger. Schon diese Fortschritte, ohne die ausgebildetere Sprache in Anschlag zu bringen, führen darauf, das Rolandslied in der Gestalt, in der wir es kennen, für etwa ein Jahrhundert jünger zu halten als den Boethius, wie alt auch 690 seine Grundlage sein mag. Daneben erwähne ich die Bruch- ^^® stücke eines provenzalischen Gedichts auf die heilige Fides von Agen an der Garonne, das Fauchet Origine de la langue et poesie fran^oises aufbewahrt hat, der es ins elfte Jahrhundert setzt. Man hat Alter und Echtheit ohne Grund verdächtigt, vgl. Diez Altromanische Denkmäler S. 109. Es besteht aus zwei Tiraden, wovon die eine zweisilbige, die andere einsilbige und genaue Reime hat. Hierauf kommen die Dichtungen, in welchen der Umfang der Tiraden und damit die Anhäufung des Reims gewachsen ist, wie das provenzalische Gedicht von dem Albigenserkrieg aus dem Anfang des dreizehnten Jahr- hunderts, Fierabras, die Aimonskinder, Alexander von Lambert li tors. Garin de Loherain, Guillaume d'Orange, Gerhard von Viane, Amis und Amiles, Jourdain de Blaivies und andere, wo indessen der einsilbige Reim noch immer überwiegt: den zwei- silbigen finde ich am weitesten vorgedrungen in der Berte aus grans pies. In der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts versuchte Adenez le Roi, ohne Nachahmer zu finden, einen künstlichen Wechsel: er Hess auf jede Tirade mit einsilbigen eine andere mit zweisilbigen Reimen folgen, behielt aber darin denselben Vocal bei (Conrad Hofmann über ein Fragment des Guillaume d'Orange S. 5). Lateinische Gedichte führen das Alter dieser Form, die nur aus der Volksdichtung dahin konnte übergangen sein, viel weiter hinauf. Sie kommt schon in der Mitte des dritten Jahrhunderts bei dem christlichen Dichter Commodianus zum Vorschein, in dessen Schlussgedicht ( Instructiones S. 111. 120 Schurzfleisch) alle 26 Zeilen, aus welchen es besteht, auf o reimen. Ich muss auch des dem TertuUian fälschlich beigelegten Gedichts De iu- dicio domini Erwähnung thun, weil es doch immer in das sechste Jahrhundert gehören kann. Es besteht aus leoninischen Hexametern, wovon die sechs ersten, dann wieder der achte bis zum zwölften auf as ausgehen, so dass derselbe Reim, den ZUR 0B8CniCHTB DBS RBXM8. 809 inneren mitgerechnet, zweiundzwanzigmal sich wiederholt: dann fOnf Zeilen auf o, sechs auf is. Der VerfaMer strebt noch an anderen Stellen die schwierige Bedingung dieser Form zu er- füllen: in neunzehn Zeilen herrschen um und an, in einer an- deren Reihe wird is durchgeführt. Man kann in diesem Ge- dicht die Einwirkung der Tirade auf den leoninischen Hexar metcr erblicken ; entschiedener finde ich sie in einem moralischen Gedicht des heiligen Comgillus (Antiphonarium monasterii ben- chorensis S. 139), Abts des Klosters Benchor in Irland, der in der zweiten Hälfte des sechsten Jahrhunderts lebte. Es be- steht aus kurzzeiligen Tiraden von verschiedener, doch niemals 80 bedeutender Länge, wie in den romanischen Gedichten, deren 691 jede mit einem Refrain schliesst. Der Reim ist vorherrschend ^^ einsilbig und mit geringen Abweichungen genau. Innerhalb einer Tirade geht einige Male der Reimvocal in einen anderen über, gleich in der ersten e in a, in anderen i in e, am in um, OS in am. Die Form steht also der im Boethius bemerkten sehr nahe. Es kommt aber noch eine Eigenthümlichkeit hinzu: die Anfangsbuchstaben der Tiraden enthalten gewöhnlich in der ersten Zeile, manchmal in allen, das Alphabet nach der ge- wöhnlichen Ordnung, nur dass das griechische X in Christus auf V folgt. Daneben bemerke ich, dass W durch hy in Hymnum ausgedrückt wird und wohl die angelsächsische, noch heute im englischen erhaltene Aussprache anzeigt; doch wird auch in einem Abschnitt der Altdeutschen Gespräche hu für w gesetzt (Nachtrag S. 11 [Kl. Sehr. Bd III S. 502]). Diese Anwendung des Alphabets, womit man vielleicht dem Gedächtnis zu Hilfe kommen wollte, findet sich auch bei anderen Gedichten, die M^ril (S. 121 Anm.) zusammenstellt Das älteste darunter ist ein Psalmus contra partem Donati (Möril S. 120, vgl. Bahr Suppl. 2, S. 245), den der heilige Augustin im Jahr 393 gedichtet hat. Er wählte, wie er ausdrücklich sagt, diese Form, die er wäh- rend seines Aufenthalts in Rom und bei Ambrosius in Mailand mochte kennen gelernt haben, um dem gemeinen Volk und den Ununterrichteten verständlich zu sein. V^on der Tirade weicht sie insofern ab, als die einzelnen Abschnitte darin bis auf ge- ringe Ausnahmen eine gleiche Zahl der Zeilen enthalten, sonst 310 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. aber stimmt sie damit überein. Durch alle Abschnitte des nahe aus dreihundert Langzeilen bestehenden Gedichts geht unver- änderlich (um, wie es scheint, das Auswendiglernen zu erleichtern) der Endreim e, und an dem Schluss eines jeden Abschnitts wird als Refrain eine und dieselbe Zeile wiederholt. Wir be- sitzen in diesem Gedicht das älteste Zeugnis von dem Dasein und der volksmässigen Natur der Tirade. Das Lied der Be- lagerten in Modena vom Jahr 924 (Meril S. 268) besteht aus neun Strophen, die sämmtlich auf a reimen; denn die ünecht- heit der dritten und vierten Zeile der fünften Strophe, tu murus tuis sis inexpugnabilis , sis inimicis hostis tu terribilis, verräth der mangelnde Reim auf a und der innerhalb der Zeile ange- häufte auf is. Auch die 28 Langzeilen eines Liedes von Fulbert (Meril S. 278) gehen alle auf a aus, und es ist in sieben Strophen abzutheilen. Beide Gedichte bilden eine Vermittelung zwischen der Strophe und Tirade. 692 XIX. 172 Einfaches Reimpaar. Die deutsche Sprache konnte bei der Mannigfaltigkeit ihrer Endigungen nicht so leicht wie die romanische gleiche Reime auf einander folgen lassen, und schon deshalb war die Tiradenform bei uns nicht möglich. Die Anhäufung, die erst später zum Vorschein kommt und sich doch immer in engen Grenzen hält, hat bloss äussere Ähnlichkeit damit; denn sie zeigt sich nur vereinzelt, eingemischt nach Laune, ohne inneren Grund. Die nicht volksmässige, erzählende oder lehrhafte Dichtung wählte, was sich zunächst darbot, das einfache Reimpaar, das heisst die zerfallene, ihrer Gliederung beraubte Strophe. Die Reimpaare wurden unmittelbar anein- andergereiht, und ein Abschnitt, den man nach Belieben machte, nur dadurch bezeichnet, dass man den zweiten Reim den Sinn abschliessen liess, während in dem Zusammenhang der Rede dies der erste that und damit eine lebendige Verbindung unter- hielt. Ich finde das einfache Reimpaar zuerst in dem Bruch- stück der Weltbeschreibung, die unter dem Namen Merigarto bekannt ist und in den Anfang des elften Jahrhunderts fällt: darin sind Zeilen von ungleicher Länge, und es kommt vor, ZUR 6B8CHICHTI DES RBIM8. 811 dass in demselben Reimpaar die eine acht, die andere dreizehn Silben (4, 26. 27) enthält, die eine fQnf, die andere zwölf (6, 29. 30). Der Reim ist einsilbig oder zweisilbig, genau oder ungenau; es zeigt sich die Unsicherheit, welche der Auflftsung einer organischen Ordnung folgt. Die lateinischen Gedichte dieser Zeit sind, wie wir gesehen haben, schon zu voller Regelmässigkeit des Reims mit entschiedenem Übergewicht des zweisilbigen gelangt; man wird also nicht annehmen dürfen, dass sie auf diese neue, noch rohe Form irgend Eitifluss gehabt haben. Der Grund dieser Erscheinung lag darin, dass die eigenen Betrachtungen und Gedanken des Dichters anfiengen, sich geltend zu machen oder die Erzählung, durch lebendige Überlieferung nicht mehr gezQgelt, ungehemmt sich ausdehnen wollte: mit anderen Worten, die Persönlichkeit des Dichters trat in die Dichtung ein. Auch bei dem einfachen Reimpaar musste jede Zeile, wie in der Strophe, vier Hebungen fordern; da aber die natürliche Schranke einmal durchbrochen war, so ward anfUnglich die Regel nicht mehr empfunden: man ver- minderte die Hebungen willkürlich, bis man bei höherer Aus- bildung wieder auf den rechten und natürlichen Weg kam. In jener Weltbeschreibung lassen sich längere Stellen ausheben, die leidlich gegliedert sind und das Gesetz zu befolgen suchen, wenn auch ungeschickt und fehlerhaft. In diesem Streben liegt mir der Beweis seines Daseins. Ich theile eine solche Stelle 6M mit, die mit geringen Änderungen könnte regelrecht gemacht '^ werden. dö ich z'Uztrihte quam, do vund ich einin [vili] guoten nuui, den vili guoten Reginpreht. er uopte gerno allez reht: er was ein wisman, so er gote gizam. ein erhaft phaffo, in aller slahte guote, der sageta mir ze w&re, suni (1. sam) andere gnuogi dare, er wäre wile (1. wilen) givarn in tslant, dar inichiln rihtuoni vant mit holze erllne, 312 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. mit melwe jouh mit wine. daz kouften si zi fiure: da ist (daz) wito tiure. Unvollkommener im Reim, mehr überfüllt mit langen Zeilen und weniger gelenk im Versmass ist das Gedicht von der Schöpfung (Diemer S. 93), das ich daher auch weiter zurück- schiebe, wogegen das alte Anegenge (die vier Evangelien bei Diemer S. 319) jener Weltbeschreibung ziemlich nahe kommt und die Bekehrung des heiligen Paulus (Haupts Zeitschrift 3, S. 510) schon einige Schritte weiter zur Regelmässigkeit gethan hat. Übrigens würde manche Zeile der hier berührten Gedichte durch kritische Behandlung des Textes wahrscheinlich eine bessere Gestalt gewinnen. Ich kann also nicht wie Wacker- nagel darin baare Reimprosa erblicken. Entschiedene Fort- bildung im Reim wie im Versmass zeigen die Bücher Mosis schon in dem ältesten Theil bei Diemer. Da wir zunächst nur den Reim zu betrachten haben, so ist hier nicht der Ort, die weitere Entwicklung des Metrischen zu verfolgen : ich will nur anmerken, dass das Gedicht von dem Grafen Rudolf, das in die siebziger Jahre des zwölften Jahrhunderts fällt, der voll- kommenen Ausbildung des Reimpaars sehr nahe steht, die ein anderes, von den Martern der heiligen Margareta, das der Reime wegen doch vor Veldeke zu setzen ist, schon erreicht zu haben scheint. Das einfache Reimpaar hat lange gedauert; 694 erst hundert Jahre später verlor diese Form in der Regelraässig- ^^* keit Konrads von Würzburg ihren eigentlichen Gehalt und gieng endlich in die rohen Knittelverse über. Möglich, dass in lateinischen Gedichten das einfache Reim- paar ist angewendet worden, nur bedürfen die Beispiele, die Meril (S. 187 — 189 Anm.) beibringt, genauerer Untersuchung. Zu erwähnen sind hier die mit Endreimen regelmässig gebun- denen Sprichwörter Wippos (oben S. 669 [= S. 285]) und die Hexameter oder Distichen, von welchen (oben S. 676 [= S. 292]) bei dem Luparius die Rede war und die bereits im elften Jahr- hundert sich zeigen. Diez (Altromanische Denkmäler S. 109) rechnet hierher die Erzählung von den Wundern des heiligen Nicolaus (Meril S. 185 — 189), wovon die Handschrift in das ZUR GESÜIIICIITE DE8 REIMS. 313 zehnte Jahrhundert gesetzt wird; allein ich kann darin nur die bekannte vierzeilige Strophe sehen, in welche das Gedicht zer- teilt. Der Beweis liegt darin, daas jedes Mal nach vier Zeilen der Sinn schliesst; ebenso beurtheile ich die Legenden von Fulbert (Meril S. 189. 190). Soweit sich aus den bekannt gewordenen Denkmälern ein Schluss ziehen lässt, tritt bei den französischen Dichtem das Reimpaar plötzlich und gleich in fertiger Gestalt ziemlich zu derselben Zeit auf, wo es in Deutschland seine völlige Aus- bildung erhielt, in der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts ; Graf Rudolf ist gedichtet, als Christian von Troyes blühte. Es bildete dort einen Gegensatz zu der volksmässigen Form der durchgereimten Tiraden, setzte sich aber wie bei uns in der Kunstdichtung fest. Ich beschränke mich natürlich auf die ältesten Gedichte dieser Art. Da Gautier von Arras vielleicht etwas früher dichtete als Christian von Troyes, der gegen das Ende des Jahrhunderts starb, so will ich von dem Eraclius zuerst reden. Der einsilbige Reim wechselt mit dem zwei- silbigen, aber dieser fordert nicht nothwendig in der zweiten Silbe ein tonloses e, Reime wie randon : abandon 1635. Tadesa: Tenpesa 1227. dangier : cangier 4747. pourtandusrdescendus 4727. savoir : avoir 5293 sind nicht selten. Der Reim ist überall ge- nau ; wo dagegen gefehlt scheint, ist Verderbnis des Textes an- zunehmen, so z. B. 1485—1486.4427—4428.4539—4540, wo die Lesarten das Richtige enthalten. Häufig ist der rührende: wie im Deutschen werden Präpositionen, Partikeln und Hilfs- verbum dazu verwendet, a Iui:eutour lui 1353. celui:lui 101. 205. 1893.2865.3563.5573. viegnes-tu : veus-tu 1809. devant.-devant 1399. estoient : estoient 6329. Unter die unerlaubten kann man noch nicht zählen , so nahe sie daran streifen , je vous dis : ton dis 4991. ui'aideraznos aidera 5121. en va : s'en va 6033. Ob ein entschieden unerlaubter vorkommt, ist bei dem unkritischen 695 Text mit Sicherheit nicht zu sagen; denn in einigen Stellen, *'* wo er anzunehmen wäre, wie 4371. 5977. 6097. 6263. 6295. 6443, weisen ihn die Lesarten zurück, aber diese könnten auch absichtliche Änderungen enthalten. Erweiterung des Reims, esprouverai : trpuverai 1561. estable : conestable 1611. 1631. ka- 314 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. lengier : arengier 2159. coustumiere : lumiere 2495. amendement: entendent 2829 : conmandement 5575. manderaent:demandement 4463. Doppelreim, est ensegnie : est engegnie 2493. bon loujer: son foujer 4189. li dist : li fist 4399. ki le noroit : ki le paisoit 2591. ki te cace:ki te manace 2593. s'il le setrse il ne het 3625. il ne set:il ne het 3885. pites de toi.-pite de moi 6253. tous li plus biaus.-tous li plus loiaus 2027. Anhäufung der Reime ist selten und geht nie über zwei Reimpaare hinaus, z. B. engien : rien. rienrbien 2629. Öfter werden beide Reimwörter mit einiger Ver- schiedenheit wiederholt, apierte : pierte. piert:apiert 3379. pris: souspris. prisersousprise 4129. desires : confires. confiree : desiree 4471. Doch auch l'entree : encontree. entre : ventre 4633. Der gleiche Mangel kritischer Ausgaben erschwert die Untersuchung der Werke Christians von Troyes, die wir ausserdem bis jetzt nur unvollständig kennen. Ganz abgedruckt ist erst Le chevalier de la charette oder Lancelot du lac (Reims 1849) und Le chevalier au lion oder Iwein (Mabinogion 1, S. 134—214, vgl. Kellers Romfahrt S. 525 f. * lonckbloets Roman de la charette, Michels Guillaume d'Angleterre in dem dritten Bande der Chro- niques anglonormandes * *) : nur Bruchstücke aus dem Perceval (Contes populaires des anciens Bretons von Villemarque2, S. 266 f.) und aus dem Erek (Arthursage von Schulz S. 298 ff., Haupts Erek V— VII. X— XIII). Christian (^Holland S. 255*) behan- delt das Reimpaar im Ganzen nicht anders als Gautier. Auch hier ist bei dem zweisilbigen Reim das unbetonte e in der letzten Silbe keine Nothwendigkeit, man findet fera : relevera. ailliez : bailliez. osas : reposas. allissions : seussions. meilor : greignor usw. Der rührende ist häufig, am häufigsten im Lanzelot von S. 164 an, so dass man auf den Gedanken ge- räth, der Fortsetzer Gottfried von Laigny sei an dieser Stelle eingetreten. Sogar mehrmals hinter einander ist er gesetzt, wozu sich in den deutschen Gedichten kein Gegenstück finden wird, oste : oste. meins : meins. face : face Lion S. 198*. Fünf- mal, neust : reconeust. pas : pas. repererrepere. genz:genz. tout: tout Lanzelot S. 178. Er galt, wie es scheint, für eine Zierde, *) [S. unten Hollands Brief.] ZUR GE8CI1IÜHTE DBS REIMS. 815 während die besseren deuttichen Dichter ihn lieber weiden. Ich nehme nur die Beispiele von Präpositionen, Partikeln und liilts- verbum heraus, moi : de moi Lauz. 5. de lui : a celui Lauz. l\i. 84. avecques lui : a{>re8 lui Lion 153*. de lui : avec lui Lion ISl**. iert il : repria il Lion 189*. orendroit : orendroit Lanz. 170. de C96 leenz : par leenz Lion 200*. plus : plus Lanz. 95. estoit : estoit '^* Lion 136^ fust : fust Lion 138". furent : furent Lanz. 19. Der unerlaubte ist hier nicht selten: einigie wie a mes IL mains: tenir an mains Lanz. 28. bien le sai:je ne sai Lanz. 42. vingt et trois : chevaux trois Lanz. 49. fils Lac : Lanzeloz dou lac Erek bei Haupt XI könnte man nachsehen, da eine gewisse Verschiedenheit eintritt, aber nicht folgende, die alle im Lanzelot vorkommen, prison : prison 30. 183. ftre : fi;re 78. f elons : felons 101. eles voudroient : eles voudroient 145. velt : velt 145. vint: vint 151. demander : demander 176. veez : veez 184. corre : corre 187. Erweiterter Reim im Lan.zelot, remeinent : demeinent 1 13. a Tencontre : encontre 143. tesmoigueraibesoignera 170. Lanzelot: chancelot 177. Sodann dreisilbige, manderoiz : demauderoiz Lion 156*. dedaignerai : seignerai Percev. 267. desconseilliee : appareilliee Perc. 279. merveille : vermeille Erek XII. Doppel- reim, im Lanzelot le sai : ne sai 42. ä tire : ä lire 54. 139. les OS : les OS 85. Tennor est soe : l'anor est soe 89. de toi : de moi 90. ne demore : ne höre 95. ne l'eust : ne feust 101. me feistes: me veistes 120. son lit : son d^lit 134. le het : le set 139. en sont : s'en vont 145. en pris : en pris 170. In dem Chevalier au lion ne fust : ne fust 136''. le dist : le mist 149*. le sache : le Sache 157*. si mort : si fort 167'". ne sei : ne el 175*. li laist: li piaist 210*. ma foi : a foi 212*. Im Erek bei Schulz, li mere: li pere .304. le pas : le pas 313. Im Parceval il ot : i! ot 285. Weiter gehend, tu ne Y sez : tu me hez Lanz. 107. si le geta: si le porta Lion 175*, und je n'i poi trere: je ne poi fere Lanz. 111. Die Anhäufung des Keims geht auch hier selten über zwei Reimpaare hinaus und wiederholt, wie bei Gautier, meist dieselben Wörter mit geringer Änderung: einige weiter gehende habe ich vorhin bei Erwähnung des rührenden Reims angeföhrt; dann habe ich im Lanzelot gefunden, bele : novele. bei : Abel, fontenele : isnele 186. In dem Bruchstück vom Tristan, das 316 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. Michel im ersten Band seiner Ausgabe bekannt gemacht hat, ist die Wiederholung derselben Wörter mit gleicher Bedeutung im unerlaubten rührenden Reim am weitesten getrieben, la ou estoit : la ou estoit S. 49. n'est pas mervelle : n'est pas mervelle 90. ensenble o lui : ensenble o lui 92. que demorer : que demorer 103, eine Roheit, die sich kein deutscher Dichter erlaubt hat. Feinere Bildung lässt sich erkennen in dem von Im. Bekker bekannt gemachten Flore und Blanceflore: ich habe keinen rührenden Reim darin entdeckt, den man unerlaubt nennen 697 könnte, und führe nur an erres vous : uees vous 1523. morte ^^^ est : voirs est 685. ele demende combien a : qu'ele recut cou dont mal a 155. mors estoit : encainte estoit 99. Bei dem Doppel- reim ist Regelmässigkeit la nouele :1a pucele 334. en son estage: en son corage 2705, et hairons : et paons 3185. Auch hier zwei Reimpaare mit gleichem Reim 725. 2409. 3027; einmal wird das eine Reimwort wiederholt, Rome : home. some : Rome 443. Diese Form nicht strophischer Gedichte tritt in deutschen Gedichten, soweit wir zurücksehen können, mit ihren unge- bildeten Anfängen im Beginn des elften Jahrhunderts hervor: in Frankreich erscheint sie, wenn nicht ältere Denkmäler an den Tag kommen, erst in der zweiten Hälfte des zwölften und, wie schon bemerkt, gleich in der fertigen Gestalt, zu welcher die deutschen Dichter eben in dieser Zeit gelangt waren. Bei dem rührenden Reim fehlt Einsicht in die natürlichen Gesetze, und er ist oberflächlich behandelt. Eine Einwirkung romanischer auf deutsche Kunst hat Wackernagel in seinen schönen Ab- handlungen zu den altfranzösischen Liedern dargethan, wenn man ihm auch nicht in allen Beziehungen folgen kann. Aber eine solche Berührung beider Völker wird doch nicht bloss nach einer Seite Wirkungen gehabt haben, und wenn auch die Fran- zosen allzeit weniger Empfänglichkeit für die eigenthümliche Bildung anderer, auch angrenzender Völker gezeigt haben, so muss man doch an die Möglichkeit denken, dass diese Form, die sich dem Bedürfnis durch Einfachheit und leichte Anwen- dung empfiehlt, von Deutschland aus nach Frankreich gelangt sei. Arras und Troyes sind nicht weit von der Grenze entfernt, ZUR 0B80HICHTB DE8 REIMS. 317 and Christian lebte einige Zeit an dein Hof des Grafen Philipp von Flandern. Altenglische, durch die Sammlungen von Kitson und Weber bekannte erzählende Gedichte des dreizehnten Jahrhundert« haben das einfache Keimpaar wahrscheinlich den Franzosen ab- gelernt. Ich habe darin ausser der Reinheit des Heims Vor- liebe iür den zweisilbigen bemerkt. XX. Nachdem Bildung und Gebrauch des Keims betrachtet ist, darf ich die Frage nach seinem Ursprung berühren. Gleich- klang findet sich leicht unbeabsichtigt und von selbst ein und ist wahrscheinlich von den meisten Völkern schon in frühen Zeiten in der Dichtung oder doch in Formeln und Sprüchen angewendet worden. Man kann also von dem Erfassen und Hervorheben desselben reden, wie von seiner Fortbildung und 698 endlichen Herrschaft, nicht aber von einer plötzlich auftauchen- ^^* den Erfindung. Diese Ansicht ist schon öfter geäussert worden, wie die gelehrte Zusammenstellung der verschiedenen Meinungen über seinen Ursprung von Ferdinand Wolf (Über die Lais S. 161 — 166) nachweist. Neuerdings hat sich in Beziehung auf den deutschen Keim eine Stimme von Gewicht dagegen erhoben. W. Wackernagel (Geschichte der deutschen Nationall itteratur § 30) erklärt es für unzweifelhaft, dass Otfried den Reim aus den lateinischen Gedichten kennen gelernt und zuerst angewendet habe. Da in den wenigen aus der vorotfriedischen Zeit auf uns gekommenen Denkmälern oder Bruchstücken die Alliteration sich zeigt, die zwar auf einem Gleichlaut, aber ganz anderer Art beruht und sich von dem Endreim wesentlich imterscheidet, so müsste durch Otfried, den geistlichen Dichter, eine neue Kunst eingefi\hrt und auf einmal ein völliger Umschlag erfolgt sein. Freilich trat bei ihm in anderer Beziehung ein verschie- denes Verhältnis ein; die lateinischen Hymnen, der Verherr- lichung der Gottheit und des religiösen Lebens gewidmet, lassen wohl eine Betrachtung oder Lehre einfliessen, und das werden auch andere Gedichte gethan haben, aber Otftied erzalilt das Evangelium in der Absicht, seine sittlichen und geistlichen Be- 318 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. trachtungen daran zu knüpfen ; das war sein eigentliches Ziel. In diese Richtung wird vor ihm kein Gedicht, am wenigsten ein weltliches Lied eingegangen sein, und wir erblicken hier zum ersten Mal die Dichtung nicht von dem Geist des Volks, sondern von der eigenthümlichen Bildung eines besonderen Standes und von der persönlichen Begabung eines Einzelnen getragen und durchdrungen. Aber wie abweichend auch Otfrieds Auffassung war, so ist doch höchst wahrscheinlich, dass er, ungeachtet seiner Abneigung vor der weltlichen Volksdichtung, nicht bloss herkömmliche Redensarten und Sprüche daraus beibehielt, sondern auch die ganze äussere Form, mithin auch den Reim. Die Armuth, die Wackernagel in dem Gebrauch desselben bemerkt, ist der Volksdichtung eigenthümlich und in den Nibelungen noch grösser. Erst die Kunstbildung gefällt sich in reichem, häufig gesuchtem Wechsel der Reime: dort aber wird das überlieferte Mittel auf die einfachste und un- schuldigste Weise verwendet, gerade wie die Darstellung bei aller Tiefe der Gedanken so schlicht ist, dass die höfischen Dichter mit Geringschätzung darauf blicken zu dürfen glaubten. Wer eine fremde Form abborgt, pflegt sie nur äusserlich zu er- greifen; er empfängt nicht zugleich ihr inneres Leben. Woher 699 hat Otfried die feinen, aber nicht erdachten Gesetze, womit er ^^^ leicht und sicher, als folge er nur der Überlieferung, den rüh- renden Reim, den erweiterten, den doppelten, den ungenauen und den angehäuften behandelt, Gesetze, die nach und nach verschwanden, weil man sich von ihnen keine Rechenschaft zu geben wusste? Gewiss nicht aus den lateinischen Hymnen, in welchen sie nur zum Theil und unvollkommen beobachtet sind. Noch eine andere Frage. Wenn Otfried den Reim lateinischen Dichtern entlehnte, so war er auf vollen Gleichklang angewiesen, der zu seiner Zeit bei jenen schon durchgesetzt war, warum ist er davon abgegangen? Was berechtigte ihn zu einer solchen Freiheit? Auf diesen Einwurf zielt wohl Wackernagels Be- merkung, dass Otfried die Latinität zu verdeutschen gewusst habe; er meint die Einführung des ungenauen Reims, Doch dieser ist nichts als der naturgemässe Beginn des Gleichlauts, und man müsste annehmen, der deutsche Dichter habe eine ZUR GE8CH1CHTB DBS REIMS. 319 schon fertige Entwickelung zu ihren Anfängen zurücklenken wollen und den richtigon Weg glncklich gefunden; denn auch dieser freie Heim hat seine natürlichen Grenzen. Und wie ist es gekommen, dass sein Werk, die Arbeit eines gelehrten Geist- lichen, die schwerlich grossen Kinfluss auf die Volksdichtung g(>wann, nachhaltig genug wirkte, um die Dichter der Samariterin und des Ludwigsliedes, ja alle übrigen bis gegen die Mitte des zwölfton Jahrhunderts zu bestimmen, diesen freien Keim anzu- wenden? Die meisten von ihnen gebrauchen ihn nicht bloss häufiger, sondern auch roher als Otfried, unter welchen gleich der Verfasser des 138. Psalms, der nicht viel später mag gelebt haben, sich bemerklich macht. War der Weissenburger Mönch ihr Vorbild, so haben sie ihn schlecht aufgefasst: kannten sie aber den Heim durch die lebendige Überlieferung, so darf man sich nicht wundern, dass er allmählich sank und dass zu der Zeit, wo er untergieng, ott die Hälfte der Heime ungenau war. Er konnte in dem Zustand, in dem wir ihn bei dem Pfaffen Kourad oder dem Dichter des Königs Rother erblicken, nicht länger bleiben, ohne völlig zu verwildern. Das Wenige, was sich aus der Zeit vor Otfried erhalten hat, ist mythischen oder epischen Inhalts, und bei dem Vortrag dieser Dichtungen wird Singen und Sagen noch keinen Gegen- satz ausgemacht haben. Bloss gesungene Lieder jener Zeit, vulgares cantilenae, sind nicht auf uns gelangt; doch bestimmte Zeugnisse lassen an ihrem Dasein nicht zweifeln. Die cantica rustica et inepta oder turpia et luxuriosa, wie die Geistlichen in ihrem Widerwillen sie schalten, mögen sich auf wirkliche, nicht absichtlich vorausgesetzte Ereignisse bezogen haben, wie 700 dies bei echten Volksliedern geschieht, aber sie giengen doch ^^ von besonderen Gefühlen und Stimmungen aus, die durch solche Beziehungen sollten ausgedrückt werden, und mussten sich da- durch von den bjloss mythischen und epischen unterscheiden, hat doch das eddische Lied, das den Schmerz der Gudrun bei Sigurds Leiche ausdrückt, einen lyrischen Grundton. Wurden sie mit wiederkehrender Melodie gesungen und diese war, aus- genommen die Tanzleiche, welche die wechselnden Bewegungen beim Reigen b^leiteten, nothwendig, so mussten sie in Strophen 320 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. abgetheilt werden. Die Strophe ist daher das Unterscheidende, und Wackernagel lässt sie folgerichtig auch erst von aussen kommen. Da sie aber meiner Meinung nach bei dem Gesang nicht konnte entbehrt werden, so ist wohl glaublich, dass jene cantilenae vulgares schon darin ihre Form gefunden hatten, nämlich in jenen einfachen, meist aus vier, manchmal aus sechs oder drei Zeilen bestehenden Absätzen, die beim Volkslied nach- weislich bis zum dreizehnten Jahrhundert fortgedauert haben. Ist doch die strophische Abtheilung in den eddischen Liedern nicht zu bezweifeln, die nur zuweilen die drei oder vier Zeilen überschreitet, und man darf glauben, dass sie auch im Hilde- brandslied die ursprüngliche gewesen sei. Der Reim war darin an sich nicht nothwendig und durfte ganz fehlen, oder es konnte die Alliteration angewendet sein, ja beide neben einander. Finden wir doch in einzelnen Zeilen der ältesten alliterierenden Ge- dichte bereits den Reim. Beispiele davon hat Meyer (Geschichte des deutschen Reims S. 9 — 15) aus deutschen, nordischen und angelsächsischen Denkmälern beigebracht*). Auch sind die zu- sammengehörigen, auf einander reimenden Eigennamen neben anderen alliterierenden in Grimnismäl Str. 27. 29, auf die Sim- rock aufmerksam gemacht hat, in Erwägung zu ziehen. Es ist nicht glaublich, dass die Alliteration plötzlich verschwunden und ebenso plötzlich der Reim als Gegensatz aufgekommen sei: das wäre der natürlichen Entwicklung ganz entgegen gewesen. Allmählich ist er vorgedrungen, erst in ungenauer Form als Asso- nanz, bis er die Oberhand und durch grössere Genauigkeit auch grössere Macht erhielt. Die Alliteration war an sich zarter und edler, weil sie eine feinere Empfänglichkeit des Ohrs vor- *) * In dem 15. Abschnitt von Andreas und Elene zeigen die ersten 15 Zeilen Alliteration und Eeim, vgl. Einleitung S. XLIV; ferner einzelne ge- reimte Zeilen in dem Gedicht. Kelle in der Einleitung zu Otfried spricht von Reimen in Muspilli. S. Fröhner in Haupts Zeitschrift 11, S. 1. * [Hierzu stelle ich noch zwei Zettelcitate :] * Über Alliteration in den Merseburger Fragmenten und das Metrische im Hildebrandslied s. Programm von Wilhelm Pütz Die Überreste deutscher Dichtung vor Einführung des Christenthums. Coblenz 1851 bei Bädeker. S. 3 älteste Spur des Reims in den Merseburger Fragmenten. Reste der Alliteration im Nibelungenliede, Inauguraldissertation von 0. Vilmar. Marburg 1855. * ZUR GESCHICHTE DES REIMS. 821 aussetzt^, durch den AnscbluBs an die Hebung der metrischen Bewegung sich anschmiegte und durch freiere Stellung und häutigere Wiederkehr minder reizte. Eben darin lag der Grund, warum sie untergieng: man bedurfte eines st&rker wirkenden Gleichlauts, der zugleich durch die unveränderliche Stellung am Schluss der Zeile die Aufmerksamkeit stärker anregte. Im 701 Norden verschwand das alte, einfache Fomyrdalag. Die Allite- *** ration erhielt sich zwar in künstlicher Ausbildung, erscheint aber auch in regelmässiger Verbindung mit dem f^ndreim, der in der volksmässigen Form von Kuuhenda das Übergewicht er- langte und ein- und zweisilbig mit voller Reinheit auftrat. Die Alliteration war für die älteste Dichtung, die über Anhöhen hinschreitend mit kurz zugemessenen, oft formelhaften Worten die mythische und geschichtlich umgewandelte Sage erzählte, die natürlichste Form. So finden wir sie in den eddischen Liedern und in dem von den Angelsachsen auf die britische Insel hinübergebrachten Beowulf: so zeigt sie sich auch in den deutschen aus jener Zeit übrig gebliebenen, zum Theil auf das Ileidenthum hinweisenden Liedern. *) In dem späteren niederdeutschen Heljand (abgesehen davon, dass das Evangelium jede Berührung, auch die von einer Dichterhand abweist,) fiihlt man schon, dass diese Form nicht recht mit dem Inhalt sieh einigt und für eine breitere, ruhigere Erzählung nicht gemacht war.**) Dem milden, weichen Geist Otfrieds und seiner Red- seligkeit musste sie widerstreben, und es war natürlich, dass er sich der Strophe mit dem Reim zuwendete. Übertraf ihn der Verfasser des Heljands an Geist und Kraft, so dringt bei ihm in den belebteren Stellen eine grössere Innigkeit und eine Natürlichkeit des Ausdrucks hervor, in welchem man den Ein- fluss der durch das Christenthum umgewandelten Zeit erkennen muss. Die alte Darstellungsweise wurzelte in der grossartigen, *) • Alliteration die Urform deutscher Dichtung, Haupt Monatslwrichte der Akademie 1856, S. 579. Alliteration in Distichen des Venantius Fortunatu» &. Böckings Ausonius S. 108. Alliteration in der mittellateiniscben Hofdichtung 8. Haupts Zeitschrift 11, S. 1—29. Alliteration bei Otfried, Simrock Nibolungen- strophe S. 51—62.« **) • Vgl. Geschichte der Sprache S. 511. • W. ORIMM, KL. SCHRIFTXA. IV. 21 322 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. aber ungezähmten Naturkraft des Heidenthums. Wahrschein- lich, wenigstens nach den erhaltenen Denkmälern zu urtheilen, war Otfried der Erste, der die Strophe mit dem Reim in einem grösseren Gedicht anwendete, aber in einigen, allerdings seltenen Fällen kommt die Alliteration auch bei ihm noch zum Vor- schein, wie Lachmann (Über Otfried S. 281) schon nachgewiesen hat, und ebenso in dem 138. Psalm (Meyer S. 18); man kann sie als Gegensatz zu den vorhin erwähnten vereinzelten Reimen in den alliterierenden Gedichten betrachten. Sie finden sich auch neben dem Endreim in einem lateinischen Gedicht des ziemlich gleichzeitigen St. Galler Mönchs Hartmann (Canisius 2. 3, 130 Basnage), z. B. sie mandat ipse maximus magister summi filius. ast qui felices fertili glebas foecundat germine illum laetantem cumulat fructus laboris centuplex. Ganz entschieden mit dem zweisilbigen Endreim verbunden zeigt sie sich in den etwa um ein Jahrhundert älteren lateinischen 702 Gedichten der Angelsachsen Aldhelm und Ethilwald (Altdeutsche 1^-^ Wälder I, S. 127. 128). Ich kann nicht mit Sicherheit be- haupten, dass man die völlig reimlosen Zeilen Otfrieds (es sind einige mehr, als Meyer S. 17 anführt,) als Nachwirkungen ältester Zeit betrachten müsse*), da sie vielleicht in einem kri- tischen Text verschwinden (so ist I 18, 9 leicht zu helfen, wenn man lioht ans Ende setzt), aber zulässig bleibt die Vermuthung um so mehr, als, wie wir gesehen haben, in den älteren lateinischen Hymnen nicht selten Strophen ohne allen Reim vorkommen. Die Abstufungen des ungenauen Reims, in denen er sich ent- wickelte und ausbildete**), lassen sich bei Otfried deutlich be- merken : oft ist der Unterschied von dem völlig reinen nur noch gering, und dieser, der einsilbige wie der zweisilbige, ist schon so weit vorgerückt, dass er überwiegt; in dem rührenden, wo *) * Nach Haupt zeigen Otfrieds reimlose Zeilen nur Nachlässigkeit oder unvollkommene Kunst, s. Monatsberichte der Akademie 185G, S. 578. Vgl. Kelle in der Einleitung zu Otfried. * **) * In einer Handschrift des elften Jahrhunderts ein reimloses deutsches Gedicht, ist ein einzelner Versuch eines Geistlichen, Haupt Monatsberichte der Akademie 1856, S. 579. * ZUR GESCHICHTE DE8 KEIMH. 328 nicht üic Form der beiden Keimwörter, sondern ihre Bedeutung den Unterschied ausmacht, ist der Gipfel des Gleichlauts erreicht. XXI. Geschichtliche Fortbildung. Als die im Althoch- deutschen betollten Endifpmgen nach und nach sich nbschwftchten und nicht mehr im Stand waren, eine Hebung zu tragen, wan- delten sich die zweisilbigen Reime, deren erste Silbe lang war, in klingende um. In reinhochdeutschen Gedichten gebührt ihnen in der letzten Silbe unabänderlich ein unbetontes e: die niederdeutschen, aber auch die mitteldeutschen, lassen daneben das i ihrer Endigungen zu. Ich habe dies Athis S. 1 3[= Kl. Schr.III S. 225] nachgewiesen und will hier aus dem Passional noch ein Paar entscheidende Beispiele anftlhren, wo deutsche Wörter wie lonis 97, 47. rätis 105, 7. 150, 43. afterraälis 247, 60 auf die lateinischen Simeönis, maiestatis, materjalis reimen, auch perso- nälis: essentialis 2, 33 ist hier gerecht. Bei dem einfachen Reim- paar trugen von nun an die beiden Zeilen mit klingendem Reim in der Regel nur drei Hebungen und bildeten dadurch einen Gegen- satz zu dem stumpfen, der entweder aus einer betonten oder ans zwei kurzen Silben bestand und vier Hebungen hatte. Der Wechsel zwischen beiden Arten that einer gewissen Verweich- lichung Vorschub und gestattete dem Reim einen grösseren Einfluss, ja er veranlasste die Verletzung eines natürlichen Ge- setzes, indem die meisten Dichter bei dem klingenden gelegent- lich auch vier Hebungen zuliessen: am Ende des Jahrhunderts, bei Hugo von Trimberg, war daraus eine Regel geworden. Zu- erst wendete, wie Wackernagel (Altfranzösische Lieder S. 215) bemerkt, Veldeke den klingenden Reim nach fester Regel an, tos wiewohl man ihn auch schon in dem etwas früheren Gedicht *^ von der heiligen Margareta, bei Friedrich von Hausen und dem Spervogel anerkennen darf; der Dichter des Pilatus schliesst sich diesen an. Das Nibelungelied, Walther und Ilildeguud wehrten sich noch dagegen, Reinmar lässt ihn zu. Hartmann in seinen Liedern nur selten: in das Lied von Gudrun drang er als gleichberechtigt ein, und in der Titurelstrophe siegte er vollständig. Sonst war den erzählenden Gedichten mit ein- 21* 324 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. fächern Reimpaar noch mehr den lyrischen der Wechsel stumpfer und klingender Reime vortheilhaft. Lichtenstein liess diesen Wechsel in den meisten Liedern, im Frauenbuch und in den Büchlein des Frauendienstes gelten; in der Erzählung des Frauendienstes aber herrscht der stumpfe. Auch dichtete er Lieder, in welchen nur stumpfe (z. B. 402, XV. 406, XVII) oder nur klingende (403, XVI) angewendet sind. Den einfach überschlagenden Reim, der in der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts Eingang fand, kann man einen glücklichen Fort- schritt nennen, wie die daraus sich entwickelnde Verflechtung der Reime in der erweiterten, kunstvoll gegliederten Strophe; mit Mass und Geschick wussten sie Hartmann, Wolfram und Walther in ihren Liedern zu verwenden. Man empfindet da, welche Vortheile der Reim gewährt und was Reizendes und Anmuthiges darin liegt. Wie schön hat Goethe*) diese Wir- kung durch das Erstaunen und Wohlgefallen der griechischen Helena im Faust ausgedrückt, als der volltönende Gleichklang zum ersten Mal ihr Ohr berührt. Aber die Kunst artet leicht in Künstelei aus, das haben die den Meistern folgenden Lieder- dichter hinlänglich gezeigt. Nicht bloss suchte man auffallende und seltene Wörter für den Reim, man erfand willkürliche und unfruchtbare Gesetze, welche die Schwierigkeiten bei seinem Gebrauch häuften. Schon Gottfried von Neifen missbraucht ihn, wenn er ihn mühselig, aber mit grosser Gewandtheit in einem Lied (oben S. 568 [= S. 197]) so weit aus einander bringt, dass er ganz zu fehlen scheint und das Bindende und Verknüpfende, worin sein Wesen und seine Kraft ruht, völlig unwirksam ge- worden ist. Der gebrochene, der grammatische Reim, die Körner und Pausen sind Spielereien. Ich will den Weg bezeichnen, den die Kunst einschlug, um die alte Freiheit zu beschränken. Der ungenaue Reim, den Otfried sehr massig und mit natürlichen Schranken gleich dem Dichter der Samariterin anwendet, der aber in der Folge häu- figer und zugleich roher ward, dauerte bis über die Mitte des zwölften Jahrhunderts fort. Man kann sagen, dass er sich be- *) • 41, 218 (Ausgabe von 1822). Goethe über den Reim 48, 83. * ZUR GESCHICHTE DES REIMS. 325 reits überlebt hatte, als er durch Heinrich von Veldeke, bei dem sich Oberhaupt der Wendepunkt entschied, unterdrückt 704 ward. Von da an erscheint er nur in einzelnen gemilderten ^** Ausnahmen, wie z. B. bei Wolfram; kein gebildeter Dichter würde i;o, a:6 gebunden haben. Damit war der alten Frei- heit die Spitze abgebrochen. Bei Gottfried von Strassburg ver- schwand er völlig, und ihm schlössen sich die kunstreichsten unter den übrigen Dichtern an. In der That zeigt sich jetzt eine Reinheit des Keims, die an sich Bewunderung verdient und in solcher Vollendung nie wiederkehren wird. Konrad von Würz- burg erreichte den Gipfel und schwelgte in der Geschicklichkeit, womit er den reinen Reim in allen Verschlingungen spielen Hess. Er war auch der Letzte; denn die bei ihrem Ziel ange- langte, fertig gewordene Kunst würde, wie alles, was seine Blüthe erreicht hat, von selbst allmählich abgewelkt sein. Sie sank aber schnell, da die zugleich herabgekommene Sprache sie nicht länger auf dieser Höhe erhalten konnte. Bei dem rührenden Reim, dem Gegensatz des ungenauen, ein ähnlicher Verlauf: auch hier war Heinrich von Veldeke der Erste, der Reimwörter von gleicher Bedeutung auch in den Fällen ausschloss, wo Otfried sie zugelassen hatte. Er fühlte nicht mehr den Grund der Statthaftigkeit, der darin lag, dass Hülfsverba, Pronomina und Partikeln erst in der Verbindung mit den Wörtern, von welchen sie abhängen, ihre volle Bedeutung und damit Ver- schiedenheit des Begriffs erlangen. Die folgenden Meister nahmen Veldekes Lehre an, und es befremdet schon, wenn Hartmann von Aue, der bei dem Beginn seiner Laufbahn sich noch nicht so entschieden wie die anderen von dem Volks- mässigen abgewendet hatte, die alte Berechtigung noch einige Male gelten lässt; Lachmann (zu Iwein 7438) nennt es ein Wagestück, was es nicht war. Substantiva, Adjectiva und Verba in völlig gleicher Bedeutung zu verbinden erlaubte sich kein deutscher Dichter des dreizehnten Jahrhunderts, der einiger- massen gebildet war, während französische, die an der Spitze standen, darin nichts Fehlerhaftes erblickten. Aber in dem er- laubten rührenden Reim durfte man keine Unbeholfenheit, am wenigsten Verderbnis sehen: er hatte nur nicht den Schein der 326 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. Künstlichkeit, die alles durchdringen sollte. Sichtlich schieben ihn die Ausgezeichneteren zur Seite, Reinmar, Walther und Freidank, Wolfram : selten gestatten ihn die Dichter des Eraclius, des Athis, des Herzogs Ernst, Stricker, Rudolf von Ems, Rein- bot von Dürn: Hartmann gebraucht ihn in seinem ersten Werk, dann aber hält er damit zurück. Am zulässigsten schien er noch, wenn eins von den rührenden Wörtern oder beide in 705 Zusammensetzung standen, weil diese die Verschiedenheit des ^^^ Anlauts, die der gewöhnliche Reim fordert, vertraten. Dass Konrad von Würzburg ihn so viel als möglich beschränkte, war zu erwarten: der Dichter des Passionais, des jüngeren Titurels, des Lohengrins, Frauenlob und Boner sind sehr spar- sam damit. Bei den späteren Meistersängern galten die aequi- voca (so nannte man diesen Reim nach Wagenseil S. 528) sogar für einen argen Fehler. Nur Gottfried von Strassburg scheute ihn nicht, und andere, wie Wirnt, Fleck, der Dichter des Grafen Mai, gebrauchten ihn mit Vorliebe. Als besondere Zierde scheint ihn Gottfried von Neifen betrachtet zu haben; mit künstlicher Verflechtung ist er in zwei Liedern (8, 22. 38, 26) angebracht, so dass kein anderer Reim dazwischen kommt. Zwei andere (23, 8. 34, 26) sind ganz damit angefüllt; einzelne Strophen dieser Art haben Meister Alexander (MSHag. 3, 28**) und der Meisener (MSHag. 3, 101. XHI, 3) geliefert. Man sieht das Schwanken der Ansichten, das nicht ausbleibt, wenn die Sicher- heit der Überlieferung aufhört. Das Ubermass im Welschen Gast begreift man, wenn man bedenkt, dass Thomasin, der nicht in seiner Muttersprache dichtete, die Reime suchen musste und sich half, so gut es gieng. Ich habe die Zusammensetzungen mit -lieh -liehe -liehen -heit -schaft und -tuom gesondert, weil darin die Verschiedenheit der Ansicht am deutUchsten zu Tage kommt. Unter diesen sind wiederum -lieh -liehe -liehen die merkwürdigsten; denn bald sehen wir alle drei Formen ge- braucht oder verworfen, bald eine, bald zwei. Die Wahr- nehmung selbst bietet ein gutes kritisches Hilfsmittel dar, aber es ist schwer, die Gründe der verschiedenen Ansichten nach- zuweisen. ZUR GESCHICHTE DES REIMS. $27 XXII. Ich werfe noch einen Blick auf unsere Zeit. Die ursprüng- lichen, aus der Natur der Dinge hervorgegangenen Gesetze verfallen, sobald ihre Nothwendigkeit nicht mehr empfunden wird, und erliegen zuletzt den Einwirkungen Einzelner, die nach Gutdünken daran ilndern und damit weitere Willkür her- vorrufen. Wie fern steht unsere Zeit der Mannigfaltigkeit, mit welcher die alte Dichtung verschieden anlautende Reime durch rührende unterbrach, vollkommene mit unvollkommenen, diese wieder in ihren vielfachen Abstufungen wechseln Hess und den Gleichklang erweitern oder auf eine Silbe beschränken durfte. Wie ward dadurch der einfache, ungesuchte Ausdruck gefördert, der den Gedanken rein und vollständig auszusprechen gestattet. 706 Es fUllt mir nicht ein, die Herstellung dieser alten Freiheit zu '^ verlangen, die sich doch der Veränderung nicht hätte entziehen können und im Volkslied, wo sie noch fortdauert, verwilderte; denn das ist der andere entgegengesetzte Abweg, auf welchen das Naturgemässe geräth, wenn es von dem lebendigen Geist verlassen wird. Es ist ferner nicht abzuwenden, auch nicht zu tadeln, dass künstliche Behandlung auf grössere Schärfe der Form dringt und nach zierlicher Aut«führung strebt. Aber zu der Genauigkeit des dreizehnten Jahrhunderts können wir es doch nicht wieder bringen, nachdem die Sprache so manche ursprüng- liche Verschiedenheit der Laute aufgegeben, verwandte ver- mischt und gleich gemacht hat. Zu jener Zeit war durch das Recht, zwei kurze Silben als eine lange gelten zu lassen, den ersten Fuss in drei Silben auszudehnen und die Senkung manch- mal zu unterdrücken, bei dem einfachen Reimpaar der er- zählenden Gedichte eine Bewegung des Verses möglich, die den Gedanken des Dichters zu begleiten vermochte und die Eintönigkeit, die man dieser Form oft vorgeworfen hat, abzu- wenden wusste: uns ist, auch in den prächtigsten Stanzen, kaum etwas anderes übrig geblieben, als der iambische oder trochäische Fluss, der unaufhaltsam fortströmend durch sein eintöniges Rauschen ermüdet und das sorgsamere Aufhorchen 328 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. einschläfert, zugleich aber dem Reim, weil er den Gedanken auf sich hinzieht, ein ungebührliches Gewicht verleiht. Um aber den gleichmässigen Schritt halten zu können, erlaubt man sich Dehnungen und Zusammenziehungen, die unserer Aus- sprache widerstreben und die man nur erträgt, weil man daran gewöhnt ist; wofür die alte Kunst feste Gesetze hatte, das wird jetzt nach Laune und Willkür behandelt. Bei dem Reim meint man die letzte Höhe der Kunst erstiegen zu haben, wenn man ihn in völliger Reinheit auftreten lässt, und doch ergötzt er mehr das Auge des Lesenden als das Ohr des Hörenden. Man hat, gleichsam als Entschädigung für den Zwang, die gehäuften Assonanzen der romanischen Gedichte einführen wollen, aber wie musste man sich winden, um sie in erforderlicher Ab- wechslung und Menge zu liefern, und dabei wollte man leicht und anmuthig erscheinen. Nach meiner Meinung ist es, zu- mal im mehrsilbigen Reim, unbedenklich, verwandte, in der Aussprache wenig unterschiedene Vocale zuzulassen: im drei- zehnten Jahrhundert, wo diese Laute genauer und schärfer unterschieden wurden, konnte man mit reinem Gleichlaut dem Ohr gefällig sein und hatte in der Strophe die Erlaubnis, durch eine ausser dem Reim stehende Zeile, durch den sogenannten 707 Waisen, ihn zu unterbrechen. Man betrachtet es als einen 187 Vorzug, dass man den rührenden Reim als unbeholfen aus- schliesst, und hat doch nur einen Vortheil aufgegeben. * Rückert gebraucht zuweilen rührende Reime. * Man kann die Gesetze des klingenden nicht mehr beachten, weil man sie nicht kennt und leben: geben, Schlangen : Wangen, Labung : Begabung, Ver- hängnis : Bedrängnis für Reime ganz gleicher Art hält. Warum will man jetzt, wo etwas Besseres unerreichbar ist, sich unnütze Schwierigkeiten aufbürden? Goethe hat solche Fesseln niemals geduldet, und wenn er es gethan hätte, ich zweifle, dass die Lieder, die ihm aus voller Brust strömten, solche Macht aus- üben und in so vertrauliche Nähe rücken würden. Beginnt doch eins davon mit einem Reim, dessen sich die Anhänger der strengen Regel schämen würden, mit Lettern : vergöttern , und wer möchte freudvoll : leidvoll, betrübt : liebt geändert sehen? Platens Reime, die unter der schärfsten Zucht gestanden haben, ZUR GE8CHI0HTB DBS REIMS. 829 geben seinen schönen Gedichten die Glätte und den Glanz kunstreicher Schnitz werke in ElfeTibein, die man bewundert, aber nur mit den Augen, nicht mit den H&nden zu berühren wagt. ' " ÜBERSICHT. I Rührender Reim 521 (1). II Schlagreim 574 (54). III Binnen- reim 578 (58). IV Übergehender Reim 579 (59). V Mittelreim 582 (62). VI Pausen 583(63). VlI Körner 586 (66). VIII Gram- matischer Reim 587 (67). IX Gebrochener 588 (68). X Ungenauer 589 (69). XI Doppeh-eim 589 (69). XII Erweiterter 600 (80). XIII Anhäufung 616 (96). XIV Leoninischer 627 (107). XV La- temische Strophe 680 (160). XVI Romanische 686 (166). XVII Reim in formlosen lateinischen Gedichten 688 (168). XVIII Tirades mo- norimes 689 (169). XIX Einfacher Reim 692 (172). XX Ursprung 697 (177). XXI Geschichtliche Fortbildung 702 (182). XXII Gegen- wart 705 (185). 330 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. 708 188 REGISTER. (Die nicht eingesclilossene Zahl bezieht sich auf den Druck in den Schriften der Akademie.) ABCleich 620 (100). Adenez le Roi 690 (170). Heil. Aegidius 566 (46). Aimonskinder 690 (179). Alber 562 (42). 589 (69). 592 (72). 602 (82). 609 (89). Albertus 566 (46). 582 (62). 592 (72). Albrechtv. Kemenaten 573 (53). 606 (86). V. Raprechtsweil 575 (55). Alcuin 656 (136). 683 (163). Aldhelm 701 (181). Alexander v. Lambert li tors 690 (170). Meister Alexander 533 (13). 537 (17). 705 (185). Alexis 687 (167). Heil. Alexius 686 (166). Alram von Gresten 546 (26). 566 (46). 612 (92). Altenglische Gedichte 607 (177). Ambrosius 680 (160). Amis und Amiles 690 (170). Anegenge 546 (26). 562 (42). 591 (71). das ältere 555 (35). 616 (96). 693 (173). Antichrist 558 (38). Antichrist Elias und Enoch 562 (42). 609 (89). Apologia pro schola Wirzeburgensi 673 (153). Arator 654 (134). Archipoeta 673 (153). 686 (166). Arndt 559 (39). Athis 531 (11). 596 (76). 610 (90). 611 (91). 702 (182). 704 (184). Augustinus 691 (171). Ausonius 654 (134). Ava 558 (38). 559 (39). Avianus 654 (134). Belisarius 656 (136). Beowulf 701 (181). Bernge von Horheim 578 (58). Berte aus grans pies 690 (170). Boethius 689 (169). Boner 528 (8). 530 (10). 534 (14). 541 (21). 545 (25). 550 (30). 599 (79). 705 (185). Bonus 564 (44). 620 (100). Boppe 533 (13). 545 (25). 577 (57). 583 (63). 598 (78). 609 (89). Brunwart v. Augheim 599 (79). Carmina Burana 566 (46). 618 (98) zweimal. 619 (99). 685 (165). Burkart v. Hohenfels.575 (55). * 587 (67). * Buwenburg 538 (18). 591 (71). Calixtus II 676 (156). Calpurnius 654 (134) zweimal. Carolus Magnus et Leo papa 658 (138). Cato 675 (155). Catullus 634 (114). Chlotar II 683 (163). * Passion Christi 687 (167). * Christian v. Hamle 538 (18). V. Lupin 538 (18). 542 (22). 578 (58). V. Troyes 694 (1 74). 695 (175). Claudianus 654 (134). ComgiUus 690 (170). Commodianus 690 (170). Commonitorium 655 (135). Damasus 682 (162). Damianus 671 (151). Dieterichs Flucht 573 (53). 590 (70). 606 (86). Bruchstück aus der Dietrichssage 573 (53). Dietleib 568 (48). 590 (70). 596 (76).- 605 (85). 613 (93). Dietmar v. Eist 566 (46). 612 (92). Dietmar v. Merseburg 662 (142). Dionysius Areogagita 678 (158). Düring 522 (2). 582 (62). 598 (78). 610 (90). Ecbasis 668 (148). Eckehart I 659 (139). IV 659(139). 670(150). 685(1 65). ZUR GESCHICHTE DE8 REIMS. 331 Eddischo Liodor 700 (ISO). 701 (181). Eilhart 566 (46). 589 (69). Übcr- arbuitung dos TnHtaut 543 (23). 567 (47). 582 (62). 592 (72). Elisahoth 611 (91). Eraclius s. Otto. Herzog Ernst 529 (9). 533 (13). 538 (18). 542 (22). 546 (26). 548 (28). 567 (47). 598 (78). 610 (90). 612 (92). 704 (184). Schulnioistor von Esslingen 522 (2). 619 (99). Ethilwiild 702 (182). Eulalia 686 (160). Evangolionhnrmonio 608 (88). Facetus 677 (157). Fides Ton Apon 690 (170). 709 Fierabras 690 (170). m Fleck 532 (12). 537 (17). 542 (22) zweimal. 546 (26). .548 (28). 550 (30). 545 (25). 591 (71). 597 (77). 614 (94). 623 (103). 705 (185). Flore und Blanceflore 696 (176). Gedicht einer Frau 559 (36). Gute Frau 530 (10). 538 (18). 545 (25). 549 (29). Frauonlob 521 (1). 522 (2). 524 (4). 540 (20). 545 (2.5). 577 (57) zwei- mal. 581 (61). 691 (71). 599 (79). 607 (87). 610 (90). 620 (100). 705 (185). Freidank 521 (1). 574 (54). 576 (56). 589 (69). 590 (70). 593 (73). 604 (84). 608 (88) zweimal. 622 (102). 624 (104). 624 (104). 625 (105). 704 (184). 707 (187). Lateinische Übersetzung 677 (157). Friedrich von Hausen 571 (51). 600 (80). 620 (100). 703 (183). Fromund 662 (142). 668 (148). Fulbert 685 (165). 691 (171). 694 (174). Visio Fuliborti 686 (166). Garin de Loherain 690 (170). Gautier v. Arras 694 (174). Geltar 578 (58). Heil. Georg 555 (35). 616 (96). Gerald 659 (139). 661 (141). Gerhard v. Viane 690 (170). Gilbertus 686 (166). Gliors 588 (18). 591 (71). GodefriduB 673 (158). 677 (157). Godrio Saint 688 (168). Goldemar s. Albrocbt v. Koraenaten. Göli 588 (18). Goethe [703 (183)]. 707 (187). Gottfried von Laigny 695 (175). V. Noifen 522 (2). 524 (4) zweimal. 532 (12). 536 (16). 537.(17). 547 (27). 577 (57). 579 (59) zwei- mal. 584 (64). 586 (66). 687 (67). 588 (68). 598 (78). 610 (90). 612 (92). 618 (98) zweimal. 619 (99). 620 (100) zweimal 703 (183). 705 (185). V. Strassburg 521 (1). 522 (2). 524 (4). 526 (6). 535 (15). 676 (56). 579 (59). 582 (62). 590 (70). 594 (74). 600 (80) zweimal. 605 (85). 610 (90). 611 (91). 614 (94). 624 (104). 625 (105). 704 (184). 705 (185). Gratios Faliscus 654 (134). Gregor I 683 (163). Grimnismäl 700 (180). Gudrun 570 (50). 571 (51). 572 (52). 590 (70). 595 (75). 600 (80). 605 (85). 610 (90). 613 (93). 626 (106). 703 (83). Guillaume d'OraDgo 690 (170). Günther 676 (156). Hadlaub 538 (18). 678 (58). 691 (71). 599 (79). Hartmann Mönch 701 (151). Verfasser des Credo 658 (38). 559 (39). 560 (40). 591 (71). 601 (81). 610 (90). V. Aue 524 (4). 535 (15). 541 (21). 645 (25). 579 (59). 687 (67). 590 (70). 693 (73). 600 (80). 603 (83). 609 (89). 610 (90). 612 (92). 620 (100). 622 332 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. (102). 624 (104). 625 (105). 703 (183) zweimal. 794 (184) zweimal. Gedicht auf den Tod Heinrichs II 688 (168). Heinrich Verfasser des Gedichts vom ■gemeinen Leben 558 (38). 560 (40). 576 (56). 591 (71). Heinrich Dichter der Litanei 561 (41). Die beiden Heinriche 685 (165). Heinrich von Freiberg 530 (10). 539 (19). 544 (24). 549 (29). 550 (30). 591 (71). 599 (79). 607 (87). 611 (91). 614 (94). 6-24 (104). V. Meisen 533 (13). 538 (18). 543 (23). 544 (24) zwei- mal. 549 (29). 591 (71). 598 (78). 608 (88) zwei- mal. 609 (89). 614 (94). 620 (100). 625 (105). V. Morunge 523 (3). 524 (4). 583 (63). 586 (66). 591 (71). 598 (78). 609 (89). 620 (100). V. Rücke 524 (4). 578 (58). 619 (99). V. Sax 597 (77). vom Türlein 522 (2). 527 (7). 529 (9). 530 (10). 532 (12). 535 (15). 536 (16). 542 (22). 544 (24). 545 (25). 546 (26). 547 (27). 550 (30). 597 (77). 606 (86). 608 (88). 620 (100). 625 (105). V. Veldeke 521 (1). 522 (2). 523 (3). 546 (26). 566 (46). 579 (59). 587 (67). 589 (69). 590 (70). 592 (72). 602 (82). 608 (88). 609 (89). 618 (98). 620 (100). 622 (102). 702 (182). 703 (183). 704 (184). Helbling 619 (99). 620 (100). 624 (104). 710 Heljand 701 (181). 190 Herbort 527 (7). 529 (9). 532 (12). 536 (16). 543 (23) zweimal. 544 (24). 545 (25). 546 (26). 550 (30). 590 (70). 596 (76). 606 (86). 608 (88). 610 (90). 618 (98). 624 (104). Heribert von Cöln 688 (168). Hermann der Damen 522 (2). Hermannus Contractus 671 (151). Herrad v. Landsberg 671 (151). Hersfelder Inschriften 675 (155). Hilarius 683 (163). Hildebrandslied 700 (180). Himmelreich 562 (42). 576 (56). 582 (62). 609 (89). 610 (90). 611 (91). Hochzeit 556 (36). Markgraf v. Hohenburg 537 (17). 579 (59). Horatius 641 (121). Hraban 656 (136). 684 (164). Hrosuith 661 (141). Hugo V. Langenstein 599 (79). 607 (87). 608 (88) zweimal. 609 (89). 610(90). 611 (91). 614 (94). V. Trimberg 528 (8). 534 (14). 540 (20). 542 (22). 543 (23). 544 (24) zweimal. 545 (25). 550 (30). 551 (31). 583 (63). 599 (79) zweimal. 600 (80). 610 (90). 621 (101). 623(103). 625(105). 607 (87). 702 (182). V. Werbenwag 538 (18). Hymnensammlung 681 (161). Isengrimus 676 (156). Jacob V. Warte 537 (17). Fall von Jerusalem 686 (166). Das himmlische Jerusalem 559 (39). Leben Jesu in der Vorauer Hand- schrift 557 (37). 601 (81). Priester Johann 530 (10). Johann v. Michelsberg 539 (19). Johannes der Täufer 562 (42). Jourdains v. Blaivies 690 (170). Judith älteres Gedicht 559 (39). 601 (81). Jüngstes Gericht 558 (38). Juvenalis 653 (133). Juvencus 654 (134). Kaiserchronik 559 (39). 591 (71). 602 (82). 621 (101). ZUR GB8CHICHTB DK« REIMS. 333 Kanzler 588 (18). 546 (26). 599 (79). 619 (99). Karajans Dunkmälor 601 (81). 609 (89). 621 (101). Klage 569 (49). 590 (70). 596 (76). 605 (85). f. 13 (93). Üborarbeitung 669 X49). Klage der Kunst 534 (14). Lied auf oinon Knubun G84 (164). Konrad Verfasser des liolandsUodos 568 (43). 699 (179). V. Fusdesbrunnon 527 (7). 531 (11). 536 (16). 546 (26). 596 (76). 622 (102). V. Haslttu 577 (57). V. Hoimesfurt 528 (8). 529 (9). 531 (11). 536 (16). 547 (27). 578 (58). 590(70). 597(77). 606 (86). 608 (88). 623 (103). V. Kilchberg 542 (22). 591 (71). V. Landegge 533(18). 583 (68). 598 (78). V. Würzburg 521 (1). 530 (10). 533(13). 539 (19). 544(24). 545 (25) zweimal. 549 (29). 575(55). 581 (61). 588 (68) zweimal. 591(71). 598(78). 600(80). 606 (86). 607 (87). 609(89). 611 (91). 614(94). 618 (98). 624 (104). 694 (174). 704 (184). 705 (185). Konrad der Salier 688 (168). Lied auf den ersten Kreuzzug 685(165). den dritten 686 (166). Kürenberg 566 (46). 571 (51). 592 (72). 612 (92). Laber 583 (63). Lactantius 654 (134). Lambrecht 563 (43). 592 (72). 602 (82). 608 (88). 609 (89). 610 (90). 622 (102). Laurin 674 (54). älterer 568 (48). • Leodegar 567 • [617 (97). 687 (167)]. Lignrinus s. Günther. Schenk von Limburg 538 (18). 581 (61). Litanei JÜU (40). 561 (41). 609 (89). 621 (101). Litscbauor 530 (10). 5S3 (68). Uhongrin 580 (10). 534 (14). 540 (20). 545 (25). 550 (80). 551 (31). 705 (185). Lacanus 654 (184). Lucrotiu» 627 (107). Ludwig von Thüringen 611 (91). Ludwigsliod 555 (85). 615 (95). 616 (96). 699 (179). LupariuH 676 (156). 694 (174). Mai und Beaflor 586 (16). &42 (22). 590 (70). 597 (77). 606 (86). 705 (185). ManiliuH 654 (134). HeUige MargareU 564 (44). 698 (173). 703 (183). Loblied auf Maria 559 (89). Hymne auf Mana Magdalena 685 (165). Mariengrüssc 575 (55). 609 (89). 610 (90). 618 (98). 623 (103). Marienlegondcn 533 (13). 548(28) zwei- 711 mal. 544 (24). 545 (25) zweimal. 191 541 (71). 611 (91). 621 (101). Marienlieder der Hanöverschen Hand- schrift 564 (44). 589 (69). 592 (72). 610 (90). 617 (97). 619 (99). Mamer 521 (1). 529 (9). 587 (17). 611 (91). Martialis 653 (133). [Martinus 675 (155)]. Meinlo von Scvelingen 566 (46). Meisener 533 (13). 537 (17). 543 (23). 551 (31). 608 (88). 705 (185). Mcrobaudes 654 (184). Metellas v. Tegemsee 672 (152). Lied der Belagerten in Modena 691 (171). Kloster Montglonne 684 (164). Moses 555 (85). 601 (81). 608 (88). 621 (101). Vorauer Handschrift 556 (36). 591 (71). 601 (81). 609 (89). 693 (173). Neidhart 522 (2). 524 (4). 527 (7). 537 (17). 550 (30). 575 (56). 590 (70). 597 (77). 606 (86). Nemesianus 654 (184). 334 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. Nibelungelied 569 (49). 570. 571 (50. 51). 572 (52). 590 (70). 595 (75). 605 (85). 612 (92). 625 (105). 703 (183). Überarbeitung 570 (50). 572 (52). 613 (93). De nominibus yolucrum ferarum ligno- norum piscium 661 (141). Notker Balbulus 684 (164). Obernburg 610 (90). Orientius 654 (134). Ortnit 573 (53). Otfried 521 (1). 551 (31). 589 (69). 591 (71). 600 (80) zweimal. 608 (88). 615 (95). 616 (96). 625 (105). 698 (178). 701 (181). 702 (182). 703 (183). Otto Dichter des Eraclius 521 (1). 531 (11). 535 (15). 542 (22). 546(26) zweimal. 550 (30). 590 (70). 596 (76). 600 (80). 606 (86). 624 (104). 704 (184). V. Botenlaube 537 (17). 544 (24). Ovidius 649 (129). Passional 528 (8). 530 (10). 533 (13). 538 (18). 543 (23) viermal. 545 (25) zweimal. 546 (26). 548 (28). 551 (31). 591 (71). 598 (78). 606 (86). 608(88). 609(89). 611 (91). 614 (94). 620 (100). 621 (101). 623 (103). 625 (105). 654 (134). 702 (182). 705 (185). Bekehrung des heihgen Paulus 620 (100). 693 (173). Persius 654 (134). Gebet zu dem heiligen Petrus 616 (96). Pfaffenleben 610 (90). 620 (100). Phagifacetus s. Reinerus Alemanicus. Physiologus 559 (39). Pilatus 567 (47). 589 (69). 592 (72). 703 (183). Lateinisch 677 (157). Platen 707 (187). Poenitentiarius 676 (156). Propertius 646 (126). Prosper Aquitanus 654 (134). Prudentius 654 (134). 683 (163). Psalm der achtunddreissigste 699 (179). 701 (181). Punctum s. Godefridus, Rabenschlacht 542 (22). 573 (53). 596 (76). 606 (86). Ratpertus 684 (164). 685 (165). Lateinische Räthsel 677 (157). Raumelant 529 (9). 598 (78). Vom Recht 556 (36). Regenboge 523 (3). 531 (11). 599 (79). 611 (91). Reinardus 676 (156). Reinbot 529 (9). 548 (28). 598 (78). 614 (94). 704 (184). Reinerus Alemanicus 674 (154). Reinfried v. Braunschweig 540 (20). 543 (23). 544 (24). 591 (71). 608 (88). Reinhart Fuchs 566 (46). Reinman v. Brennenberg 538 (18). 544 (24). 548 (28). Reinmar 521 (1). 522 (2). 523 (3)- 535 (15). 566 (46). 587 (67). 590 (70). 592 (72). 703 (183). 704 (184). V. Zweter 537 (17). 542 (22). 543 (23). 544 (24). 578 (58). 583 (63). Reinolt von der Lippe 546 (26). Rolandslied altfranz. Gedicht 689 (169). Lied auf Rom 684 (164). . Rosengarten C 574 (54). D 574 (54). Rother 568 (48). 699 (179). Rubin 591 (71). Rüdiger der Hunthofer 624 (104). Rudlieb 663 (143). Graf Rudolf 564 (44). 693 (173). 694 (174). Rudolf V. Ems 528 (8). 529 (9). 532 (12). 537 (17). 542 (22). 545 (25). 548 (28). 583 (63). 591 (71). 597(77). 600(80). 608(88). 610(90). 611(91). 614 (94). 623 (103). 625 (105). 704 (184). V. Rotenburg 524 (4). 538 ( 1 8). ■ 548 (28). 578 (58). der Schreiber 619 (99). 712- Buch der Rügen 620 (100). 192 Ruprecht 620 (100). Salomon Bischof v. Constanz 659 (139). ZUR GKSCHICtITB DBS REIMS. 335 Salomons Lob 5d5 (35). Suinariterin 6 1 6 (l)<;). 61)9 ( 1 79).708(l 88). De Convorniono Saxonum 656 (186). Schöpfung 555 (35). GOl (Sl). 616(96). 693 (173). Der tuKondhafte Schreibor 522 (2). 529 <9). 575 (55). 576 (56). 578 (58). 590 (70). Scliretel 599 (79). SeUuUus 654 (134). 683 (163). ScrenuB 654 (134). Sorvatius 567 (47). 592 (72). 608 (88). 609 (89). 611 (91). 614 (94). Siegclinschrifton 675 (155). Siegfried von Tegernseo 671 (151). Sigenot 573 (53). SUias 654 (134). Singenberg 523 (3). 547 (27). 577 (57). 579 (59). 618 (98). Der verlorene Sohn 557 (37). Spervogel 566 (4G). 703 (183). Statins 654 (34) zweimal. Steinmar 578 (58). 581 (61). Stricker 527 (7). 529 (9). 532 (12). 517 (17). 543 (23). 548(28). 550 (30). 590 (70). 608 (88). 624(104). 704 (184). Stolle 591 (71). Suchenwirt 534 (14). Taler 524 (4). 575 (55). Tanhauser 522 (2). 528 (8). 533 (13). 610 (90). 620 (100). TertuUianus 690 (170). Theodolus 661 (141). Thomas v. Canterbury 686 (166). Thomasin 528 (8). 531 (11). 535 (15). 541 (21). 543 (23) zweimal. 544 (24) zweimal. 545 (25) zweimal. 546 (26) zweimal. 547 (27). 550 (30). 596 (76). 610 (90). 624 (104). 705 (185). Tibullus 645 (125). Tirol 535 (15). Jüngerer Titurel 528 (8). 530 (10). 534 (14). 535 (15). 539 (19). 542 (22). 545 (25). 549 (29). 551 (31). 583 (63). 600 (80). 608 (88). 611 (91). 705 (185). Trwtan altfranz. Gedicht 696 (176). Trojas Zorttörung 675 (155). Tundalus ». Alber. Ulrich V. Gatonberg 524 (4). 566 (46). 598(78). 619(99). 620(100). ▼. Lichtenjitoin 521 (I). 527 (7). 532 (12). 536 (16). 541 (21). 544 (24). 545 (35). 548 (28). 550 (30). 577 (57) zweimal. 578 (58). 579 (59). 585 (65). 586 (66). 587 (67). 590 (70). 597 (77). 600 (80). 606 (86). 619 (99). 620(100). 703(183). V. Munegor 538 (18). V. Türhoim 528 (8). 529 (9). 530(10). 533(13). 539(19). 548 (28). 550 (30). 596 (76). 600 (SO). 606 (86). 614 (94). vom Türlein 530 (10). 539 (19). 550(30). 588(68). 621(101). V. Wintersteten 522 (2). 624 (4). 533 (13). 538 (18). 542 (22). 580(60). 591 (71). 606(86). 610 (90). V. Zezikoven 531 (11). 535 (15). 542 (22). 544 (24). 546 (26). 550 (30). 577 (57). 596 (76). 624 (104). Urstende 527 (7). 531 (11). 536 (16). • 547 (27). • 623 (103). Valerius 654 (134). Venantius Fortunatus 654 (134). 683 (163). Virgilius 636 (116). Volkslieder im Anhang zum Waltharias 585 (165). Wachsmnt von Mülnhaasen 578 (58). 591 (71). Walefried Strabo 656 (136). 684 (164). Waltharius 659 (139). Walther und Hildegund 570 (50). 573 (53). 703 (188). Walther von Breisach 582 (2). V. Klingen 537 (17). v.d. Vogelweide 521 (1). 522 (2). 523 (3). 574 (54). 574 (54). 578 (58) zweimal. 579 (59). 583 (63) zwei- 336 ZUR GESCHICHTE DES REIMS. mal. 584 (64). 586 (66). 590 (70). 592 (72). 600 (80). 604 (84). 618 (98). 619 (99). 620 (100). 703 (183). 704 (184). Warnung 537 (17). 596 (76). 608 (88). 623 (103). Wartburger Krieg 521 (1). Weltbeschreibung (Merigarto) 555 (35). 616 (96). 692 (172). Bruder Wernher 521 (1). 537 (17). 550 (30). Wernher von Honberg 591 (71). 713 vom Niederrhein 564 (44). 193 589 (69). 622 (102). V. Tegernsee 562 (42), V. Teufen 541 (21). 575 (55). Wiener Meerfahrt 620 (100). Wigamur 528 (8). 531 (11). 550 (30). 545 (25) zweimal. 546 (26) zwei- mal. 551 (31). 540 (20). 544 (24). 608 (88). 610 (90). Wilhelm der Eroberer 685 (165). V. Poitiers 687 (67). Winli 522 (2). 548 (28). 575 (55). 582 (62). Wippo 669 (149). 694 (174). Wirnt 531 (11). 535 (15). 541 (21). 545 (25). 546 (26). 590 (70). 597 (77). 620 (100). 624 (104). 705 (185). Witzlav 577 (57). 581 (71). Wolfram 526 (6). 550 (30). 578 (58). 590 (70). 594 (74). 605 (85). 608 (88). 610 (90). 624 (104). 703 (183) zweimal. 704 (184) zweimal. Wolframs Wilhelm latein. Übersetzung 676 (156). Th. Wright 686 (166). ZUR GEHCHICIITB DEH KEIMS. $37 Hierzu stelle ich folgende Dankbriefe. Hochgeehrter Herr Pnifofforl Lieber FnMUul! Meinen heften Duiik für die reichhaltige Gabe: Zur Geschichte iO boj^eti iiinfafsen wird, nicht schon in den händun der vereinMinitglieder «ich befindet. Schlieftilich gestatten Sie mir, hochverehrter herr professor, meine Irende fibiM- das ununterbrochen rasclie voransch reiten des Wörterbuches aus/udrücken. (leriie hiitte auch ich, nach meinen bescheidenen krfiftcn, wenn ich Zeit erhielte, einen beitrag dazu geliefert. Ein unbearbeiteter autor wfirde sich wol noch aufKnden lafsen. Maben Sie die gute, mich in dem andenken Ihres herm bruders zu »'rneuern und genehmigen Sie, hochverehrter herr pmfessor, die ver- sichtiriuigen der Ihnen stets gewidmeten unbegrfinzten Verehrung, wo- njit ich beharre Ihr ganz ergebenster Dr W. L. Holland. Tübingen, 9. Januar 1853. 342 I>IE HIMMELSSTÜRMER. DIE HIMMELSSTÜRMEß. Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde. Herausg. von J. W. Wolf. Zweiter Band. Göttingen, Dieterichsche Buchhandlung. 1855. 8°. S. 2 — 7. 2 JHiin Märchen (Hausmärchen No. 5) erzählt von einem lahmen Schneider, den Petrus aus Mitleiden in den Himmel schlupfen lässt und der dort die Gelegenheit ersieht, sich auf den Thron Gottes zu setzen. Als er da auf Erden ein altes Weib erblickt, das beim Waschen ein Paar Schleier stehlen will, wirft er den Schemel auf es herab. Wegen der Anmassung, Gottes Stelle zu vertreten, zu richten und zu strafen, wird er wieder herausgewiesen. Wenn er Gottes Sitz einnimmt, so ist dadurch die feindselige Gesinnung widerstrebender Geister aus- gedrückt, welche in den Himmel eindringen und die Herrschaft an sich reissen wollen, aber herabgestossen werden. Listiger als der Schneider fängt es in einem anderen Märchen (No. 81) 3 der Bruder Lustig an. Er reicht dem Apostel, der , ihm den Eintritt verweigert, seinen Ranzen hinein, in welchen er alles bannen kann, was er will. Als Petrus den Ranzen im Himmel aufgehängt hat, wünscht sich der Bruder Lustig selbst hinein und hat nun erlangt, was er wollte. Der Spielhansel (No. 82) ist kein anderer, zeigt sich aber noch deutlicher als Himmels- stürmer. Er begibt sich mit seinen Genossen, das sind Teufel, die er im Spiel dem Lucifer abgewonnen hat, nach dem Himmel, und sie stürmen mit grossen Stangen, die sie ausgerissen haben, so gewaltig, dass der Himmel schon anfängt zu krachen. Petrus muss sich entschliessen , ihn sammt seiner Rotte einzulassen. Spielhansel fängt gleich wieder sein gottloses Spielen an, und die Unholde machen einen solchen Lärm, dass sie wieder müssen hinausgeworfen werden. Man sieht, es sind die den Göttern verhassten, übermüthigen Riesen, die nordischen lötnar, die Thorr mit seinem Donner bekämpft, der hier durch Petrus ver- DIK IIIMMELHSTÜKMER. 343 treten wird. In dem merkwürdif^cn Märchen aus der Hukowina (S. 1 178) sehifl't Gott mit dem Teufel auf dem Wasser und lilsst ihn Sand aus dem Abgrund holen, welchen er ausstreut und damit das Festland erschafil. Als der Herr in den Himmel wieder hinaufsteigt, dringt der \USso Geist mit hinein und dunth rückwärts gesprengtes Wasser erzeugt er eine so grosse Menge Teufel, dass Engel und Heilige nicht mehr Raum haben. Gott heruft den Elias, der hier die Stelle von Thorr vertritt und mit Donner, Blitz und vier/.igtägigem Hegen den Teufel und sein Gefolge wieder hinaustnüht. Die ganze Erzählung ist so alter- thümlich und so bedeutungsvoll, dass sie wie ein Stück aus der Edda lautet. Den Zorn des Elias auf den Teufel erklärt eine wallachische Sage (Schott S. 375): der Böse hat ihn verlockt, seinen Vater und seine Mutter zu erschlagen, und Gott ge- stattet ihm, Hache zu nehmen. Da haust Elias so furchtbar mit Donner und Blitz, dass die ganze Welt zu Grund gegangen wäre, wenn ihm der Herr nicht den rechten Arm gelähmt hätte. Der Kampf des Elias mit dem Antichrist in dem alten Gedicht Muspilli empfangt dadurch neues Licht: von dem Blut, das aus der Wunde des Elias trieft, entzündet sich die Erde, und 4 das Weltall geht in Flammen auf, vgl. Deutsche Mythologie S. 157 — 159. In eiuejn Märchen aus dem Harz (Pröhle No. 17) geht Thorr als Schmied mit seinem gewaltigen Hammer zu dem Höllenthor, das auf einen Schlag zusammenfallt. Dann spielt er (ein bildlicher Ausdruck filr Kampf) mit vier Teufeln, und einer nach dem anderen, so wie er verloren hat, wird, der Verabredung gemäss, mit dem Hammer erschlagen. Hierauf zerstört er die ganze Hölle. Abgeschwächt wird die Sage, wenn der Eindringling keine feindliche Gesinnung zeigt, sondern nur die menschliche Ge- meinheit mitbringt. So ist sie zu einem blossen Scherz ge- worden in einem schwäbischen Märchen, das Meyer (No. 18) mittheilt. Ein ganzer Gemeinderath war in den Himmel ein- gelassen worden; nun kommt der Büttel und verlangt gleichfalls Zutritt. Petrus verweigert ihn, wenn er nicht zuvor den Ge- meinderath herauszubringen wisse. Das Himmelsthor wird ihm nur so weit geöfihet, dass er mit einem Auge hineinsehen 344 DIE HIMMELSSTÜRMER. kann: da ruft er: »traussen gibts ein Weinkauf«, worauf der ganze Gemeinderath blitzschnell hinausläuft, um nach Herzens- lust zu trinken. Noch humoristischer und anmuthiger ist die Darstellung in dem Märchen vom Meister Pfriem (Hausmärchen No. 178)*), in dem auch alte und schöne Züge vorkommen. Er betritt nur im Traum den Himmel, wo er anfangs seine ab- günstige Gesinnung verbirgt; doch bezähmt er sich nicht lange, bricht los und setzt alles herab, was er im Himmel sieht, worauf er hinausgeschoben wird. Ich kann eine mindestens drei- hundert Jahre ältere Auffassung nachweisen. Im sechzehnten Jahrhundert dichtete Martin Heineccius ein lateinisches Lust- spiel, das er hernach ins Deutsche übersetzte. Es erschien unter dem Titel Hans Pfriem oder Meister Kecks ohne Angabe des Orts, unter der Vorrede steht 1582: es ward zu Leipzig 1(]03 und zu Magdeburg 1606 wieder abgedruckt, s. Gottscheds Nöthiger Vorrath zur Geschichte der deutschen dramatischen Dichtkunst 1 S. 119. 2 S. 244. In der Vorrede erzählt der Verfasser das Märchen, das seinem Gedicht zu Grund liegt, und bemerkt am Schluss, dass D. Luther es gekannt und Wohl- 5 gefallen daran gehabt habe, wie man aus seinen Predigten über das 15. Capitel des ersten Briefs an die Corinther sehen könne. Ich will bei dem Auszug die Worte des Heineccius so viel als möorlich beibehalten. Es war vor Zeiten ein Fuhrmann, Hans Pfriem genannt, ein seltsam wunderlicher alter Kunde, der seines Kopfs war, meinte, jedermann müsste sich nach ihm richten, er aber nach niemand. Nun weil der Hans Pfriem so gar unverträglich und unruhig, ja so gar überklug war, bedurfte man seiner im Paradies nicht, und ward verboten, wenn er stürbe, ihn einzulassen. Er stirbt aber und flickt sich nein, wie er kann, ehe maus innen wird. Da man ihn heraustreiben will, gibt er gute Worte, saget zu, er wolle fromm sein; man lässt es geschehen. Bald aber im Nu, da er allerlei sieht, wie man handelt im Paradies, da es alles auf besonder himmlische Weise zugeht, dessen er nichts verstehen noch in seinen Kopf bringen *) [Wilhelm Grimm hatte es zuerst im Berliner Taschenbuch von H. Kletke, Alexander Duncker, Eduard Hänel, Berlin 1843, S. 168—173 mitgetheilt.] niK iiimmklm.stCrmkh. 845 kann, wird er in sich Mclhht unwillig und wftnscht schier, IE HIMMELSSTÜRMER. ihm zu Schanden, so dass ihr keiner vermag ihn auszutreiben, sintemal sie alle selbst grosse Sünder, so wohl als Hans Pfriem sich bekennet, gewesen waren. Wie thun sie ihm aber? Sie schicken die unschuldigen Kinder an ihn, die Herodes ermordet hatte, als die in kindlicher Unschuld wären und aller begangenen Sünden frei. Die weiss Hans Pfriem nichts zu zeihen, aber damit er sich noch schütze auch vor ihnen, erdenkt er ge- schwinde den Rank und theilt ihnen Pfefferkuchen aus, Apfel, damit man die Kinder schweigt, und führt sie hernach mit sicli hinaus spazieren, da er ihnen Äpfel und Birn und ander Obst schüttelt, mit ihnen spielt und kurzweilt, dass sie also vergessen ihn auszutreiben. So hält sichs mit dem Märlein. Der Unter- schied liegt darin, dass Pfriem sich weigert den Himmel zu ver- lassen und sich geschickt und listig zu vertheidigen weiss, in den Vorwürfen aber, die er den Heiligen macht, seine wider- strebende Gesinnung an den Tag legt. Er ist hier kein Schuh- macher, sondern ein Fuhrmann und wird in den Personen des Lustspiels als Fuhrpech bezeichnet: aber der Name Pfriem 7 (subula Ahle) passt besser zu jenem. Die Zusätze des Lustspiels gehen uns hier nichts an; dem Pfriem, auch dem hl. Petrus ist eine Frau beigegeben und in die Handlung verflochten. Pfriem ist als ein gemeiner Mensch geschildert, der in seinem Zorn schimpft und flucht. Wilhelm Grimm. ^ ALBANB8I8CHE MÄUCIIRN. 347 ALBANESISCHE MÄRCHEN. m Zeitschrift für Dcut«clio Mytholoj^io und Sittonkunde. Horaosg. von J. W, Wolf. Erster Baud. Göttingon. Diotoricbscho Buchhiindlang. 1858. 8*. 8.877—381. Allmählich werden uns auch die Überlieferungen gfldöst- licher Völker bekannt. Die wallachischen Märchen, welche die Brüder Arthur und Albert Schott gesammelt und bekannt ge- macht haben, sind ihres Gehaltes und der unverfälschten Auf- fassung wegen schätzbar und zeigen ein«' unabhängige Gemein- schaft mit den deutschen. An Ausführlichkeit und lebendiger Darstellung werden sie von den serbischen übertroflen, wovon Wuk eine Übersetzung versprochen hat. Aber auch die in dieser Zeitschrift von Staufe [S. 42 fl".] und Waldburg [S. 178fl'. 358 ff.] mitgetheilten Märchen aus der Bukowina sind alles Lobes werth und können sich den serbischen an die Seite stellen; auch hier sollte eine vollständige Sammhuig nicht lange auf sich warten lassen. Wo kunstvolle, aus höherer Bildung hervorgegangene Dichtung sich der frei gewachsenen gegenüberstellt, da schrumpft diese zusammen, etwa wie die indianischen Stämme in Amerika vor den eingewanderten europäischen sich zurückziehen und end- lich verschwinden. Man hat bemerkt, dass in serbischen Dich- tern, die Lesen und Schreiben gelernt haben, die poetische Kraft sich abschwächt und ihre Gedichte aufhören, bei dem Volk Eindruck zu machen. Die Stände tW() wilLst du hin?« fragt der Löwe. >Ich komme aus dem Haus des Königs (dos Menschen); ich habe seinen jungen Hühnern nachgestellt und keins flbrig gelassen«. »Ist der Mensch nicht vorsichtig?« fragt der Löwe, »oder bist du stärker als er?« »Ich habe es durch List erlangt, nicht durch Tapfer- keit; wir Füchse können nicht anders«. »Bleib bei jnir,« spricht dor Löwe, »bis ich zu dem Menschen gelange; mit einem Sprung will ich ihn vernichten«. »Herr, ich gehorche deinem Befehl und will hinter dir hergehen, a'ber hüte dich vor der Schlinge. Du wirst den Menschen zwischen den Bäumen des Waldes finden: bezwingst du ihn, so wirst du grosse Beute machen.« Der Löwe geht stolz weiter, aber der Fuchs ist auf seiner Hut. Die Überlieferung bricht hier ab; es fehlt wühl der grössere Theil, der Zusammenstoss des Löwen mit dem Menschen und das Verderben des wilden Thiers, doch ist der Schluss dadurch angezeigt, dass der Fuchs vor den Schlingen des Menschen warnt. Möglich auch, dass der Ausgang ein anderer war, als in der Extravagante und in dem Meistergesang, und dass der Löwe durch die List des Fuchses aus den Fallstricken gerettet ii wird. Darauf scheint mir das Gedicht aus dem dreizehnten Jahrhundert zu weisen, wo der Löwe mit Verlust seines Schwanzes entkommt ; auch ist es dem Geist der Thiersage an- gemessener, dass der Mensch am Ende noch den Kürzeren zieht. Was sich bei Barachja erhalten hat, ist übrigens voll- ständiger und besser, als in irgend einer der anderen Auf- fassungen. Sinnvoll ist der Gegensatz zwischen den Wald- thieren und den Hausthieren hervorgehoben: sie erscheinen nach einander entkräftet und erniedrigt von den Diensten, die sie dem Menschen leisten müssen. Trefflich ist der Zug, dass der wilde König das gezähmte, allbekannte Pferd nicht kennt und meint, es sei der Mensch. Es wird von ihm überwältigt und unterwirft sich seinem natürlichen Herrn. Der Ochse hätte auch auftreten müssen, ist aber vergessen. Der Esel sinkt unter seiner Last zur Erde; nur das geduldige Schaf befindet 378 THIERFABELN BEI DEN MEISTERSÄNGERN. sich wohl in der Knechtschaft und will darin verbleiben. Ge- schickt ist der wohlbekannte Fuchs eingemischt, der Halbwilde, Halbgezähmte, den der Löwe mit Wohlgefallen kommen sieht. Noch einen merkwürdigen Umstand will ich hervorheben : es weist in die älteste Zeit zurück, wenn der junge Löwe beim Antritt der Regierung die Schätze seines Vaters unter die ver- sammelten Getreuen austheilt. Hätten wir diese Auffassung vollständig, wir würden eins der schönsten und bedeutungs- vollsten Thiermärchen besitzen. Ich kann noch eine Darstellung nachweisen, die leicht älter ist als das vorhin erwähnte Gedicht aus dem dreizehnten Jahrhundert. In dem ersten Viertel desselben dichtete Marie de France, und zwar in nordfranzösischer Sprache, ihren Äsop (Ysopet), dessen Quelle eine aus dem Lateinischen übersetzte Fabelsammlung in englischer Sprache war. Vielleicht hängen auch die Extravaganten mit jener lateinischen Quelle zusammen, nur nicht unmittelbar; denn die Fabel von dem Hund und der Katze, bei der Marie de France die achtundneunzigste, stimmt in der Ausführung nicht mit der Extravagante (abgedruckt im Reinhart Fuchs S. 42 L 422), sondern merkwürdigerweise näher mit einem altdeutschen Gedicht, das im Reinhart Fuchs S. 363 mitgetheilt ist. Doch mit den Fabeln des Romulus. und des Anonymus Neveleti, der die Prosa desselben in Elegien brachte, ist jene lateinische Quelle der Marie schwerlich näher verwandt. Ihr Werk besteht in der Ausgabe von Roquefort aus 103 Stücken, wovon nur der kleinere Theil die bekannten Äsopischen Fabeln erzählt; unter den übrigen sind 39, deren Quelle man nicht 12 kennt und die aller Wahrscheinlichkeit nach sich auf ursprüng- lich normannische Überlieferungen gründen. Eine davon (No. 92) enthält unsere Fabel mit eigenthümlichen Abweichungen. Eine Hirschkuh ertheilt eben ihrem Kälbchen gute Lehren, wie es sich vor Hunden und Jägern und vor dem Wolf in Acht nehmen müsse, als sie einen Reiter daher kommen sehen, der Bogen und Pfeile in der Hand hat. Das Kalb fragt, wer das sei. »Den musst du am meisten fürchten«, antwortet die Mutter, »und wenn er dir nahe kommt, so hüte dich«. »Was soll ich ihn fürchten?« spricht das Kalb, »er will uns kein Leid TIIIERFAItKI.V IIKI HKS' MKis rKHSÄSfJKRK. 379 anthun: er ist von »üiiK-tii i'terti abgfHtiej^en, hat sich versteckt und begnügt sich damit, uns xu betrachten«. »Bleib zurück, liebes Kind,« ruft die Mutter, »vor seinem Haupt Hegt eine lange Stange (ein Pfeil); kommt die auf uns 2U, so können wir dem Tod nicht entgehen; besser ist, wir laufen davon«. »Ich fliehe ni(;ht«, spricht das Junge, »bevor er den F^feil abschiesst, was mir auch geschehen uiag.« Dass hier die Warnung in den Mund einer Hirschkuh gelegt ist, kann man eine glückliche Änderung nicht nennen, da die Thiersage den Hirsch nicht zu den muthigen Thieren zählt, und doch wird ein Solches vorausgesetzt, da das junge Kalb schon gegen die gute Lehre den Trotz zeigt, der dem Sohn des Löwen angemessener ist. Auch der eigentliche Schluss fehlt dieser lückenhaften Überlieferung: das ungehor- same Kind musste von dem Pfeil des Menschen getroffen werden. In dem dritten Meistergesang ist es eine Wölfin, welche die Stelle des alten Löwen einnimmt. Wenn diese ihr Junges entlässt, führt sie es auf einen hohen Berg, zeigt ihm die ver- borgenen Waldwege und warnt es vor den Nachstellungen des Jägers. »Hör mich an,< spricht sie, »wenn dir einer begegnet, der ein kurzes Holz trägt, das an der Spitze ein Löchlein hat (sie meint eine Büchse), so fall ihn nicht an, sondern lauf eilends hinweg; denn erreicht er dich auf offenem Feld, so reisst er dir ein Loch in den Pelz (trifil dich mit einer Kugel). Oder kommt in dem Hag ein Mann zu dir, der ein zwei Klafter langes Holz trägt, an dem ein Hölzlein vorn gebunden ist (sie meint einen Schweinespiess), so flieh weit weg; sonst macht er dir eine tiefe Wunde. Oder kommt einer daher, der ein Molz trägt mit viel Zinken (einen Morgenstern?), den er- warte nicht: er haut dir damit grosse Scharten in den Leib, sticht und schneidet. Lauf immer zu und ruhe nicht, bis du is in deiner Höhle bist. Kommt aber einer mit einem langen Holz (sie meint einen Lanzenspiess) hoffahrtig durch den W^ald gegangen, dem schleich nach in alle Ecken, bis er sich verirrt. Dann treibt ihn die Angst, sein Natürlichstes zu verrichten: er setzt sich nieder und lehnt die Lanze an eine Hecke. Jetzt kannst du über ihn herfallen: pack ihn mit deinen scharfen 380 THIERFABELN BEI DEN MEISTERSÄNGERN. Zähnen und zerreiss ihn ohne Barmherzigkeit«. Damit lässt die Alte ihr Wölflein laufen, das sich mit den erlernten Tücken zu ' nähren weiss , bis endlich Mutter und Kind in der Beize des Kürschners wieder zusammenkommen. Man sieht, dass diese Erzählung mit der vorhergehenden auf gleicher Grundlage beruht und nur andere Verhältnisse dar- stellt. Dort hinterlässt das Thier, das als das edelste geschildert wird, seinen beiden Söhnen heilsame Rathschläge; doch nur auf den ältesten vererbt sich die bessere Natur; in dem jüngsten bricht die thierische Wildheit wieder durch, und er empfangt den verdienten Lohn. Hier ermuntert der bösartigste Bewohner des Waldes sein Kind zur Grausamkeit und ermahnt es nur, sie mit Vorsicht auszuüben. Ich weiss nicht, ob es noch eine Thierfabel gibt, die mit solcher Beweglichkeit in so verschiedenartige, immer unab- hängige Bildungen übergegangen ist und dabei ihre Grundzüge festgehalten hat. Nochmals zeigt sie sich mit einer neuen er- götzlichen, humoristischen oder, wenn man will, satirischen Wendung, und zwar mit lebendigster Mannigfaltigkeit in weit auseinanderliegenden Zeiten. Ich will sie zuerst in der Gestalt anführen, in welcher ich sie bei Hugo von Trimberg, also am Ende des dreizehnten Jahrhunderts, gefunden habe. Ein agelster zuo ir tohter sprach »kint, wiltü niht werden veige, so warte wä der man sich neige und mit der hant grif an die erden, daz dines lebens tage iht werden kürzer, wan so wil er dich werfen; des gedenke an mich und fliuc von ime«. »daz tsete ich gern, und möhtest du mich des gewern, daz er den stein niht bi im hsete verborgen unter seiner waete«. 14 diu agelster sprach »var hin von mir, ich kan niht mer geraten dir: du hast mer liste danne ich hän«. Renner 14915—14928. TIlIFItKAHRLN HRI DEN MRIHTBRSANGBRN. 8g] Älter, aber oicht hesser ist eine Er/fihhing der Marie de France (No. 93), wo die kluge Remerkung des Kindes die Spitze verloren hat. Ein Hube ertheilt seinem Kind die Lehre, sich vor dem Menschen zu hüten, von dem er nur Bftses zu erwarten habe: »wenn du siehst, dass er sich bückt und einen Stock oder einen Stein erfassen will, so flieg fort, damit dir nichts Schlimmes widerfahrt«. »Wenn ich aber sehe,« fragt das Kind, dass er sich nicht bückt und nichts in den Händen hat, niqss ich mich da auch entfernen?« »Lass mich gehen,« sagt der Alte, »du brauchst weiter keine Lehre: flieg allein und hilf dir selbst, ich fürchte nicht für dein Leben. Ich will zu meinen anderen Kindern gehen und ihnen Beistand leisten.« Nach einem langen Zeitraum taucht eine andere franzö- sische Überlieferung auf. Bonaventure Des Pieres (f 1544) veranstaltete im südlichen Frankreich eine Sammlung von scherzhaften und leichtfertigen Geschichten (contes ou nouvelles recreations et joyeux devis), gewiss nach mündlichen Erzäh- lungen, zu welcher auch andere sollen Beiträge geliefert haben. Ähnliche Bücher erschienen in dieser Zeit auch in Deutschland: Freys Gartengesellschaft, Wickrams Rollwagen und Kirchhofs Weudunmuth. Glücklicher Weise ist auch unsere Fabel darin aufgenommen worden. Eine Elster fi\hrt ihre Kinder aufs Feld, damit sie lernen selbst ihre Nahrung zu suchen. Das gefällt ihnen nicht; sie wollen lieber ins Nest zurück, wo sie es bequemer haben, weil die Mutter die Speise im Schnabel herbeitragen soll. »Meine Kinder,« spricht sie, »ihr seid gross genug, euch selbst zu er- nähren; meine Mutter hatte mich viel früher ausgewiesen.« »Aber die Bogenschützen werden uns tödten«, antworten die Kinder. »Nein, nein,« spricht sie, »es gehört Zeit zum Zielen: wenn ihr seht, dass sie die Armbrust in die Höhe heben und an das Gesicht legen, um abzudrücken, so fliegt davon«. »Das wollten wir wohl thun, aber wenn einer einen Stein nimmt und will nach uns werfen, dazu ist kein Zielen nöthig, wie dann?« »Ihr könnt ja sehen, wie er sich bückt,« sagt die Alte, »wenn er den Stein aufheben will«. »Aber wie, wenn L 382 THIERFABELN BEI DEN MEISTERSÄNGERN. er einen Stein beständig in der Hand trägt und jeden Augen- blick zum Schleudern bereit ist?« »Ei! was ihr nicht alles 15 wisst!« spricht die Mutter, »ihr könnt schon selbst für euch sorgen«. Damit fliegt sie weg und lässt sie allein. Diese Darstellung ist anmuthiger, als bei der nordfranzö- sischen Dichterin und bei Hugo von Trimberg, dem sie sonst näher steht, während das Zielen des Schützen hier, wie in der Fabel von der Hirschkuh, hervorgehoben wird. Nicht viel später ist eine umständliche und ausgebildete Erzählung in Rollenhagens Froschmeuseler, die uns abermals in ganz andere Verhältnisse führt. Ein Sperling erscheint hier als vorsorgender, bedächtiger Hausvater, der das zukünftige Wohl seiner vier Kinder bedenkt und sie vor den Gefahren warnen will, die ihnen drohen: er findet sie aber schon gewitzigt und weltklug. Ganz sagenhaft stimmt diese Auffassung mit den anderen, sonst so verschiedenen in einzelnen Zügen überein; dahin gehört die Warnung vor dem Steinwurf, die Beschreibung des Feuergewehrs, das an die Stelle des Bogens und Pfeils tritt: das Sprichwort von dem Zusammenkommen der Pelze beim Kürschner zeigt die Verwandtschaft mit dem Meister- gesang. Rollenhagen erzählt sonst nicht so gut, und man empfindet hier die Einwirkung einer lebendigen Quelle. Da W. Wackernagel dieses Stück mit Recht in sein Lesebuch (2, S. 210 — 214) aufgenommen hat, so genügt eine Angabe des Inhalts. Ein Sperling hat ein Schwalbennest an einem Kirchen- fenster in Besitz genommen. Während Vater und Mutter aus- geflogen sind, Futter für ihre Jungen zu suchen, kommt eine Windsbraut und wirft das Fenster in die Kirche hinab. Drei von den Jungen werden von dem Wind weggetrieben; der Jüngste bleibt in der Kirche. An einem warmen Sommertag , finden sich die Eltern und die Kinder auf einem Feld zwischen gemähter Gerste glücklich zusammen. Der Vater spricht: »Liebe Kinder, bevor ihr in die Welt geht, will ich euch gute Lehren geben und euch warnen vor den Gefahren, die euch erwarten«. Er fragt den Ältesten, wie es ihm ergangen sei. Dieser erzählte sein Schicksal: »Der Wind führte mich über TillKUl AMKLN MKi i'KN .MKISTBKSÄNt.KHN. 3g3 das Dach hiuaim in das öde Feld. Ich setzte mich in eine Dortihecke an» Fabrwej^ und wftre Hungers gcstorhen, wenn ni(;ht ein Hauer seinen Sack geflickt und einige Körner daraus verzettelt hätte, die ich zusammenhis. Wer arbeitet und sparsam ist, kann sicii «'mähren.* »Wohl,« antwortet der Vater, »wer das thut, der bringt etwas vor sich, wer aber mflssig auf dem Wege geht, der macht ujanche Erfahrung: siehst du, dass ein Mannthier die Hand ausstreckt und einen Stein fasst, so flieg davon; es will nach dir werfen.« »Wie dann aber,« erwidert ift der Sohn, »wenn es den Stein schon in der Hand hat oder aus seiner Tasche holt? Da muss ich schnell wegfliegen; das hab' ich täglich bei den Bergknappen und Hirten erfahren. Oder wenn sich das Mannthier hinter den Busch legt und seine Schlingen stellt? Ich habe immer darauf Acht gehabt. Oder wenn aus einem Busch ein Rauch in die Höhe geht, als war' ein Feuer angemacht? Da liegt ein Hund begraben; denn das Mannthier lässt immer einen solchen Dunst ausströmen, wenn es den Mund aufthut.« »Du listiger Lauerer,« spricht der Alte, »weisst du das, so ist dirs schon übel ergangen: gottlob, dass du vorsichtig bist«. Der Vater wendet sich zu dem Zweiten: »wie hast du dich vor dem Sturmwind gerettet, und wo bist du seither gewesen?« »Ich fiel in ein Haus, in welches fremde Gäste ein- und ausziehen, Herren und Frauen, Junker und Heiter, Fuhrleute, Kärrner, Landsknechte und Freibeuter. Ich sah, wie sie den Hafer schwungen, was die Glucke mit den Küchlein frass, und habe da auch meine Nahrung gefunden.« »Gute Nahrung«, antwortet der Vater, »aber es ist grosse Ge- fahr dabei. Da wird die Peitsche geschwungen, mit Strohgabeln geschlagen, Blaufüsse und Sperber packen die kleinen Vöglein: sieh dich vor, lieber Sohn, dass dirs nicht schlimm ergeht.« »Es ist wahr, ich bin da nicht sicher, doch hat das alles mir wenig Schaden gethan: aber die Knaben stellen Fallen, und wer sich darauf setzt, den schnappen sie weg. Dazu haben sie ein blankes Holz, darauf liegt eine eiserne Kugel: wenn sie das an den Mund halten, ehe man sich umsieht, blitzt es mit einem Donnerschlag, imd wer getrofl'en wird, liegt todt; wer nur eine W^unde empfängt und fortfliegt, muss ein kleines Bleikörnlein 384 THIERFABELN BEI DEN MEISTERSÄNGERN. daraus ziehen. So wie ich das glänzende Holz erblicke, so be- gebe ich mich auf die Flucht.« »O lieber Sohn,« spricht der Vater, »du bist an grosse Gefahr gewöhnt: wenn dir solche Leute nachstellen, so musst du dich hüten.« Hierauf fragt der Vater den Dritten: »wo bist du im Sturmwind geblieben?« »Ich ward in den Lustgarten des Pfarrers geworfen. Ich dachte, das wäre ein Gottesmann und würde sich meiner annehmen: aber er gieng in Gedanken darin auf und ab und hörte nicht auf mich. In der Noth verzehrte ich eine Raupe, die zu mir kroch, und suchte noch andere auf. Damit nährte ich mich, bis die Erbsen reif wurden, Maulbeeren und Kirschen, und so habe ich in guter Ruhe meine Nahrung gehabt.« »Dich hat der Wind wohl geführt, aber hüte dich vor den grünen Stangen, die oben ein Löchlein haben und in der Hand der jungen 17 Knaben sind (er meint ein Blasrohr), auch vor dem Meisen- kasten und Pechruthen.« »Aber wie dann, wenn die Stange geschwärzt ist und vor das Loch ein Blättlein geklebt (so dass man sie nicht erkennt) ? Für das Kästlein hat man Drahtgitter (Vogelbauer, die man nicht bemerkt), und das Pech schmiert man an die Zweiglein (auf die wir uns setzen): wer sich nicht vorsieht, wird gefangen.« »Du bist klug,« sagt der Alte, »aber des Pfarrers Knaben sind listig, sieh zu, dass sie dich nicht erwischen. Statt über den Büchern zu sitzen, stellen sie lieber den Vögeln nach und fangen Fische. Der Wolf frisst auch die klugen Hunde, und so listig die Füchse sind, am Ende kommen doch ihre Pelze in der Beize bei dem Kürschner zu- sammen.« Endlich wendet sich der Vater zu dem Jüngsten: »Wo bist du geblieben, Nestküchlein?« »Ich als der Jüngste und Schwächste konnte mich nicht erheben und im Wind da- vonfliegen: ich stürzte in die Kirche hinab und blieb auf dem Dach der Kanzel sitzen. Als der Pfarrer die Predigt hielt, da hörte ich, dass wir nicht kleingläubig sein und unsere Sorgen Gott anbefehlen sollen, der alle Creaturen erhält: so gering man die Sperlinge auf den Hausdächern achte, so solle doch ohne seinen Willen keiner herabfallen, und die Raben sollen Speise von ihm erhalten. Ich ward getröstet und dachte: 'was hast du nun für Noth'. Da kam eine Spinne daher gekrochen ; TTflERFABELK BEI DEN MBISTERSXNGBRN. 3g5 ich ass sie und suchte ihrer mehr und säuberte damit die Kirche von dem Geschmeiss. Ihr Gift that mir keinen Schaden, nur dass einige von meinen Federn kreideweiss wurden, weshalb mich die Kinder ihren bunten Kirchensperling nennen«. Der Alte lobt ihn seines Verhaltens wegen und ermuntert ihn, fest an Gottes Wort zu halten, wenn auch die Eulen kämen und ihn verfolgten. Abermals später, etwa in der Mitte des siebzehnten Jahr- hunderts, erscheint die Fabel bei I. Balthasar Schup'pius (Fabel- hans S. 837). Aus dem Froschmeuseler hat er sie nicht ge- nommen; bei aller Übereinstimmung im Ganzen und in den Grundzügen weicht er in der Ausführung zu weit von ihm ab, und wir werden auch hier auf die mündliche Überlieferung als Quelle geleitet. Da sie in den Hausmärchen mitgetheilt ist (No. 157), so kann ich dahin verweisen. Wir haben gesehen, dass das edelste wie das grausamste «nd wiederum das schwächste Thier seinem Kind bei dem Ein- tritt ins Leben väterliche Lehren mit auf den Weg gibt. Man muss darin eine Abspiegelung menschlicher Sitte erkennen: was ist natürlicher, als dass Vater und Mutter den Sohn, der seine Laufbahn beginnen soll, oder der Herr den Diener, den er ausschickt, vor den Gefahren warnt, die ihn bedrohen, und 18 ihn belehrt, wie er seine Handlungen einrichten, wo er auf seiner Hut sein müsse. Kein Zweifel, dass sich darin die Fort- dauer einer uralten Sitte zeigt, bei der wahrscheinlich wieder- kehrende Formeln angewendet wurden. Waren doch auch, wenn der wandernde Fremdling die Gastfreundschaft in An- spruch nahm, die Fragen bestimmt, die der Wirth an den Gast richten, die Antworten, in welchen dieser Auskunft geben musste. Ich glaube, dass schon in dem Hohen Lied (Havamäl) der Edda solche Reiselehren aufbewahrt sind, deren Eindringlichkeit noch durch den höheren, den eddischen Dich- tungen eigenen Ausdruck gesteigert wird. Aus diesem Ge- sichtspunkt erkläre ich den Inhalt eines anderen eddischen Liedes (Sigurdrifumal), worin Brünhild als Walküre den Sigurd, der sie eben aus dem Zauberschlaf geweckt hat und den sie zum ersten Mal erblickt, aber als den Herrn ihrer Seele erkennt, W. ORIMM, RL. SCURU^rXX. IV. 25 3g6 THIERFABELN BEI DEN MEISTERSÄNGERN. beim Abschied über die geheimen Kräfte der Runen belehrt und Sprüche der Weisheit hinzufügt. Sie spricht darin nur die Überlieferung aus, deren Kenntnis nicht einem jeden zu Theil ward, welche zu erlangen der Uneingeweihte trachtete und höher als Gold schätzte, ja sie damit erkaufte. Nur be- sonderer Gunst verdankte man ihre Mittheilung. Noch ein- flussreicher tritt die Sitte hervor in dem lateinischen Gedicht von Rudlieb, das schon vor der Ausbildung der deutschen Dichtung des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts entstand und von einem echt poetischen Geist durchdrungen ist. Als der jugendliche Held zu seinem früheren Herrn zurückzukehren im Begriff ist, fragt ihn der König, dessen Diener er bisher gewesen ist, ob er zum Abschiedsgeschenk Gold oder Lehren der Weisheit zu empfangen wünsche. Er zieht die letzteren vor, und nun ertheilt ihm der König in einsamem Gemach zwölf Lehren, an welche sich die nachherigen Schicksale Rud- liebs knüpfen. Es macht keinen Unterschied, wenn es bei Brünhild elf Lehren sind, und merkenswerth ist der ähnliche Inhalt einiger darunter: beide rathen die Rache zu verschieben und sich vor Frauen zu hüten, zu denen man auf der Reise kommt. Acht Räthe sind es, die in der Hervararsaga der weise Höfundr seinem Sohne Heidrekr ertheilt, aber dieser, wie in unserer Fabel der zweite Sohn des Löwen, geht darauf aus,^ sie zu vereiteln. Weitere Nachweisungen sind von Jacob Grimm in den lateinischen Gedichten des zehnten und elften Jahrhun- derts (S. 207. 208) und von Schmeller in Haupts Zeitschrift (1, S. 407 f.) gegeben. Ich will noch eine zufügen, die Hans Sachs (S. 3, 61. 62) überliefert: 19 in meiner jugend warnet mich ein alter mann gar tugentlich mich zu hüten vor dreien stücken, weit ich dass es mir seit gelücken, die doch wären gemein auf erden, weil ir jedes brächt vil geferden. das erst das war hurengebet, darfür solt ich mich hüten spet: das ander war auch in den tagen einer frommen frawen warsagen: TIIIRRFAHKLN ItKI DEN MKi»! KliSANGBRN. 387 ■ und Holt uiich fltt'hen das dritt stflck, war der alten wuiber fi^OAS glQck. was dann sinnreich ausgelegt wird; die letzte Warnung folgen- der Weise: wan hIo zu nlloii huHen suchen allnial gross gluck daniusM machen: feilt eini ein kind zum fenster raass und feilt etwun ein Mchenkel nuss, odur feilt einer vom gaul herab und er feilt et wan «in arm ab, sprechen »gross glück haben die allen, dass keiner sich zu todt hat gefallen«. Der König Tirol und sein Sohnj der Winsbeke und die Wins- bekin zeigen, wie im dreizehnten Jahrhundert der gebildete, aber der Überlieferung entfremdete, den eigenen Betrachtungen hingegebene Geist sich des Gegenstands bemächtigte, keine nithselhaflen Sprüche vorbrachte, sondern ein umständliches Lehr- gedicht. Gehört zu dem Wesen der Äsopischen Fabel eine dürftige, auf das Nothwendigstc beschränkte Erzählung und geht ihre ganze Richtung nur auf Belehrung, wobei freilich aller Reiz der Poesie schwindet, oder muss man darin nur ein erweitertes Gleichnis erblicken, so hat man Recht, sie als etwas von dem Thiermärchen von Grund aus Verschiedenes zu betrachten. Wenn sie aber die Thiere auftreten, reden und handeln lässt und dabei ihr natürliches Wesen beachtet, so setzt sie doch die Sage von ihnen voraus, die wiederum auf jenem eigen- thümlichen V^erhältnis des Menschen zu den Thieren beruht, das nicht konnte erfunden werden, sondern wirklich vorhanden sein musste. War bei dem Apolog die Nutzanwendung im 20 voraus fertig, wie kommt es., dass sie nicht selten so unbe- deutend erscheint, mauclnnal wie bei den Ilaaren herbeigezogen? War doch die freie Erfindung durch nichts beschränkt und konnte sich der Lehre genau anschliessen. Dennoch ist bei Asop das Märchenhafte lauge nicht genug unterdrückt und oft noch mächtig genug. Wollte Asop vor Zweizüngigkeit warnen, so durfte er die Fabel von dem Satyr und dem Menschen nicht dazu erfinden; denn dieser thut nichts Unrechtes, sondern han- 26* 388 THIERFABELN BEI DEN MEISTERSANGERN. delt ganz vernünftig, aber es ist ein hübsches Märchen, welches den mit dem menschlichen Leben unbekannten Waldmann durch sein Erstaunen über die verschiedene, ganz entgegengesetzte Wirkung des Blasens vortrefflich schildert. Der Inhalt der allbekannten Fabel von dem Lamm, das dem Wolf soll das Wasser getrübt haben, ist so natürlich und das Wesen des schüchternen Thiers so gut dargestellt, dass die poetische Theil- nahme nicht ausbleibt: aber an der dürren Moral geht ein jeder gleichgültig vorüber. Dieses Märchen kann als Gleich- nis gelegentlich passend angewendet werden, aber auf einen solchen Gebrauch hat es nicht nöthig zu warten, um sich gel- tend zu machen. Die echte griechische Fabel haben wir im Babrius kennen gelernt: in Hitopadesa, Pantchatantra , bei Bidpai und Nechschebi ist die Absicht auf Lehre und die Ein- mischung eigener Erfindung deutlich, weshalb wenig Rücksicht auf die Natur der Thiere genommen wird. Die cyrillischen Thierfabeln gehen am entschiedensten zu Werk; sie stellen eine bestimmt ausgesprochene Moral an die Spitze und knüpfen an ein Paar dünne selbstgedrehte Fäden eine Reihe guter, oft sinnreicher Betrachtungen, die aber keinen Anspruch auf dichte- rischen Werth machen können. Das echte Thiermärchen dagegen kennt nur die unschuldige und freie Lust an der Poesie: es will zunächst nur ergötzen und überlässt es seiner inneren Kraft, in dem rechten Augenblick auf den Menschen zu wirken. Hängt man auch ihnen Epimythien an, so sind sie im besten Fall oberflächlich und gehaltlos: es ist ein Zufall, wenn es einmal damit glückt oder eine Lehre wie eine reife Frucht von selbst abfällt. So entschieden man also bei ihnen die Ab- sicht darauf zurückweisen muss, so zeigen sie sich doch in ge- wisser Beziehung lehrhaft: indem sie auf den Unterschied der Thiere von dem Menschen aufmerksam machen, mahnen sie diesen, den bösen thierischen Richtungen nicht blindlings nach- zugeben, und wirken damit sicherer und dauernder als durch eine abgezogene moralische Wahrheit. Die Paar Fabeln, deren 21 Umwandlungen wir hier betrachtet haben, gehören gewiss zu den echten Thiermärchen, aber welche Moral will man aus der Weinschenke des Wolfs und Storchs ziehen? Etwa dass zwei THIERFABELN BEI DEN MBISTBRSANGBKN. 3g9 80 verschiedene Naturen sich nicht in ein gemeinsames Geschäft einlassen sollen? Aber dichterisch behandelt könnte es die Grundlage einer guten Erzählung werden. Oder was lässt sich Erbauliches darüber sagen, dass die Wölfin ihren Kindern An- weisung gibt, wie sie ohne Gefahr ihre Blutgier befriedigen können ? Sie thut, was ihre Natur fordert und ermahnt sie zum Bösen, gerade so, wie der Sperling seine Jungen zum Guten. Beide setzen die Handlungen als nothwendig voraus und em- pfehlen nur Vorsicht dabei. In einem esthnischen Volkslied (Neuss 3, S. 444) wird die Warnung einem wohlmeinenden Vöglein in den Mund gelegt. Eilig gieng die Geijss den Berg an, Hurtig hinter ihr der Wolf drein: »Komm zu mir, o komm, Geisslein, Neue Schuhe die schenk ich dir, Rothe Absätz unten dran, Drüber sind die Seidenbänder.« In der Erle sang der Vogel: »Nimmer glaub es, o du Geisslein, Glaub den Worten nicht des Wolfes; Falsche Reden fuhrt der Wolf, Trüglich täuscht des Bären Wort Seine Schuhe nennt dein Vliess er, Nennt dein Blut die Absätz unten, Bänder dran dein Eingeweide.« Babrius hat dem Thiermärchen sein poetisches Recht ge- lassen und es nicht durch geistlose Epimythien herabgewürdigt. Ich nenne diesen trefflichen Dichter absichtlich, weil ich zu einem seiner Gedichte eine Bemerkung machen will, die man als eine nicht weit abliegende Zugabe zu dieser Abhandlung betrachte.*) Sie gewährt wiederum ein überraschendes Beispiel, wie der Grundgedanke in einer durch Zeit und Kaum weit getrennten Überliefenmg sich erhalten kann, der hier so besonderer Art ist, dass man eine zufallige Übereinstimmung darin nicht er- blicken, einen äusseren Zusammenhang nicht nachweisen, einen inneren nicht abweisen kann. Der Inhalt (No. 74. Furia 278. Coray 194) ist einfach. Pferd, Stier und Hund kommen vor •) [Vgl. unten S. 395 flf.] 390 THIERFABELN BEI DEN MEISTERSÄNGERN. Frost zitternd zu dem Haus des Menschen. Er öffnet ihnen 22 seine Thüre, lässt sie am Feuer sich wärmen und gibt ihnen Nahrung: dem Pferd Gerste, dem Stier Hülsenfrucht, dem Hund Speise von seinem Tisch. Die Thiere vergelten die erwiesene Wohlthat, indem sie als Gastgeschenk dem Menschen einen Theil ihrer Lebensjahre überlassen. Das Pferd sogleich, des- halb ist der Mensch in der Jugend übermüthig; hierauf der Stier, darum müht sich der Mensch in der Mitte des Lebens mit Arbeit und sammelt Reichthümer; der Hund schenkt die letzten Jahre, darum sind die Alten immer mürrisch, schmei- cheln nur dem, der ihnen Nahrung gibt, und achten die Gast- freundschaft gering. Damit vergleiche man, was vor fünfzehn Jahren ein hessischer Bauer auf dem Felde erzählte und schon im Jahr 1845 in den Hausmärchen (No. 170) mitgetheilt ward. Nachdem Gott die Welt geschaffen hat, bestimmt er als Lebens- zeit allen Creaturen dreissig Jahre. Dem Esel, dem das zu viel ist, werden achtzehn Jahre abgenommen, ebenso auf ihre Bitten dem Hund zwölf, dem Affen zehn Jahre. Jetzt kommt der Mensch; ihm sind die dreissig Jahre zu wenig, und der Herr legt ihm noch zu, was er den Thieren abgenommen hat. Demnach lebt der Mensch siebenzig Jahre; wenn seine dreissig herum sind, kommen die achtzehn des Esels, da wird ihm eine Last nach der anderen aufgelegt : hierauf die zwölf des Hundes ; da liegt der Mensch in der Ecke, knurrt und hat keine Zähne zum Beissen : endlich die zehn des Affen ; da wird der Mensch ein Spott der Kinder. Man wird zugeben, dass die deutsche Erzählung bedeu- tungsvoller und innerlich zusammenhängender ist als die grie- chische: die Abgabe der Jahre wird natürlicher begründet, da man dort nicht weiss, wie der Mensch, dessen Alter man nicht kennt und dem Muth und Freudigkeit nicht fehlt, Gebrauch von dem Geschenk des Pferdes machen soll. Ich theile den Text der drei Meistergesänge mit, ohne an den rohen Sprachformen etwas zu ändern. THIERFABFXN HEI DEN MBI8TER8ANGRKN. 391 In des liurdArs saesen tbon It der wolff und »torch die wfin »chenckten. 1 45 Ein wnlif und auch ein storch furware , die schenckten pede mit einander wein das gelt das nain(>nM vher tag ped mit einander Ein: — — — — — — & i Es stoii pi.s auflr Ein halbes jare Sy wolten pede wissen iren gwin do was der halb tail kaum bezalt der ander tail porgt hin: — — — — — — & Do sprach der wolff mein 8ach will ich verkiesen 10 turwar an mir so soltu nicht verliefen Ee wolt ich hie Erfriesen vnd das man Sprech ich trib mitt dir gewalt So pleyb ich hie dnn sumer lanck vnd auch den wintter kalt: — — — — — — & 2 Do sprach der storch so muss ich fliegen In fere lant draut liebster gselle mein Das par gelt soltu geben mir die schuld pring selber Ein: — — — — — — & i Ob dir die pauren wolten liegen vnd wolten dir bezallen nicht dein gelt so nim in gerfs kue schwein und schaff und treyb ins vber feit. — — — — — — & Do sprach der wolff mein aller liebster gsele 10 seit du dan nach dem gelt so ser duest Stele so gib ich dir Es schneie Er pant ims in Ein tuchlein da zw mal Er henkts dem storch an seinen hals sein kopff der was im smal: — — — — — — & 3 24 Der storch der schwang das sein gefider vnd kam so weit vber ein see furwar darin sach er der frosche vil so gar Ein grose schar: — — — — — — & 5 Der storch lies sich in lufften nider der pitter hunger zwang in da zw mal Er neigt sein kopff ims gelt Empfil 1, 5. 1. stunt 1,8. 1. geborget 2, 2. L ferre. 392 THIERFABELN BEI DEN MEISTERSÄNGERN. sein baubt das was im scbmal — — — — — — & Es fiel im in den se alda zw gründe 10 der storch der sucbt Es lang mit seinem scblunde vnd flocb binweg zw stunde, das pey spil mercket ir aucb alle sam drum er das gelt im see verlor ist er den fröschen gram: — — — — — — & In des muglings langen thon von dem frecbn jungen loben. 1 160 Man saget von Eim loben weis als er war alt Het er zwen sun vnd gab iedem ein grünen walt det in dar zw drey guetter lere geben : — — — — — — & Zwm Ersten seit er fechten mit keim menschen nit 5 weil sein sterck aller thire stercke vber trit auch thut mit den nachtpauren fridlich leben & Zwum dritten halt die weld in Eer auff das die thirlein Junge drin aufF ziehen vnd so ir volget meiner leer 10 so mugt ir allem vngeluck Empfliehen nach dem der alte lob gestarb sein Elter sun volget des vatters Ratte darmit gunst eer vnd guet erwarb der Jung lob vebt vil mutwilliger date 15 mit sein nachtpauren zanckt vnd palgt 25 Niemant vmb in kunt wonen auch würget er die thier an zal durch perg vnd tlial mer dan er zw notturfFt bedorfft 20 keines det er verschonen: — — — — — — & 2 Die thierlein flohen daruon wurt der walt gar öd Der halb sein narung in die leng wurt schmal vnd spröd Er kam zw seim prüder det im das clagen: c& Sein prüder sprach ich halt mich vnsers vatters leer 5 Dw wuettest das vm dich kan niemant pleiben mer des must dw ab nemen in alten tagen: & Er fuert in mit im in sein walt den sach er springen voll der wilden thire 2, 4. 1. an unsers. TIIIERKABKLN IIRI DEN MKIBI'ERSANOERN. 393 Der jung lob such ein wHidmaiin alt 10 stellen H(>in garen in Wulde« Kiefire Fir sprach den jeger Reis zw dot Er wil diu thierlein in dem wald<- fahfn Er sprach vnser vatter gepot wir Suiten uns mit keinem menschen schlahen 15 Er sey stercker vnd hub vil ÜHt der Jung lob sprach vermessen was get des alten pot mich an disen wuidman wil ich zw R(!i8Hi>n durch mein sterck to vnd wil in darnach Essen: — — — — — — & 3 Der Jung lob loff viel vnfursi(ihtig in die strick der Jeger schlug in mit eim pengel auflT sein knick der lob sprach waidlich schlag mein hertz vnd oren: & Das ich meins vatters leer hab gehört vnd verschmecht 5 darum sint dise straich auf mich pillig und Recht mit kolben muss man lausen solchen dören: — &26 Aus diser Fabel nem drey leer Ein mon Erstlich mit iederman sey fridsam Zwm andern beweis zucht vnd eer 10 der nachtpaurschatft sey in freuntlich vnd mitsam Zum dritten acht hab autf sein gut das er es meer doch mit gerechtem handel vnd wen er also leben dut fridlich freuntlich in allem seinem wandel 15 So erlangt er guet er vnd gunst pey iedermon auff erden wer aber hadert zanck vnd greint dem wirt man feint das iedermon in scheucht vnd fleucht 20 des mues er Elent werden : — — — — — — & Anno 1543 adj 24 septembris Inn des hans Sachsen kurtzen thon Die Wulffin mit irem Jungen. 1 849 Ein waidman fraget ich Kin mal der mer Was für ein abschid pei der wulHin wer 3, 17. 1. zankt 394 THIERFABELN BEI DEN MEISTERSÄNGERN. Wen sy ir Junges von ir hin wolt lassen: — — — & Er sprach do stet Sy auff ein hohen perck 5 Vnd warnet das Jung vor allerlei waid werck Zaigt im in dem wald al verporgen Strassen: Vnd spricht Hör dw || wo dw kumst Zw Eim der ein kurtz Holtz dreckt den las mit Ru das foren hat ein lochlein in der spitzen 10 vermeint ein puchsen von dem fleuch die weit "Wan er Erraicht dich in dem felde preit Vnd dut dir ein loch in den wolfs peltz schmitzen: — — — & 27 2 Wo auch ein man Zw dir kumpt in dem hag Der zwaier klaffter lang ein holtz auch trag daran ein höltzlein voren ist gepunden: — — — — — — & darmit die wulffin vermaint ein schwein spis. 5 von dem fleuch weit wan er stech dich gewis sunst Hinden Ein macht dir ein dieff"e wunden: & Auch kumpt Einer |1 gegangen der Ein holtz dregt mit vil Zincken hin vnd her des Erwart nit es haut leichnam gros schartten 10 Es sticht vnd schneit vor dem fleuch Imer zw pis in dein loch die weil hab dw kein Ru darmit maint die wulffin ein Helle partten: — — — & 3 Kumpt aber Einer mit Eim langen holtz Vnnd drit her durch den wald hofFertig stoltz dem schleich den nach langsam in allen ecken: — & pis er Etwan im walde wird verirt 5 als den vor Engsten Im not scheissen wirt den laint er sein lantzen spies an Ein Hecken: & Auff das er scheis || den selben peis Vnnd mit dein Zennen grimmiclich zw Reis Darmit lest Sy ir Junges wolfflein lauffen 10 Das sich mit den ducken zw neren wais bis Entlich pey dem Kürschner in der pais Muetter vnd kinder wider kumpt zw hauffen: — — & 2, 9. 1. deim leichnam. ÜBER BINB TIIIBRI-'ABBL DE8 BABRIU8. 395 ÜBER EINE THIERFABEL DES BABRIUS. Zeitschrift für doutsclies Altorthum. Herausgegeben von Moriz Haupt. Zwölfter Band. Berlin, Woidmannscho Buchhandlung. 1S65. 8". S. '228-231. JOabrius (No. 74 Furia, 194 Coray) erzfthlt eine schOne ns Thierfabel. Pferd, Stier und Hund kommen vor Frost zitternd zu dem Haus des Menschen. Er öfthet seine Thttre, lässt sie am Feuer sich wärmen und gibt ihnen Futter: dem Pferd Gerste, dem Stier Hülsenfrucht, dem Hund Speise von seinem Tisch. Als Dank dafür überlassen die Thiere dem Menschen einen Theil ihrer Lebensjahre. Das Pferd zuerst, deshalb ist der Mensch in der Jugend übermüthig. Daxauf der Stier, darum müht sich der Mensch in der Mitte des Lebens mit Arbeit und sammelt Reichthflmer. Der Hund schenkt die letzten Jahre, darum sind die Alten immer mürrisch, schmeicheln nur dem, der ihnen Nahrung gibt, und achten die Gastfreundschaft gering. Ich habe schon bei einer andern Gelegenheit (Thierfabeln bei den Meistersängern S. 22 [oben S. 390]) angemerkt, dass eine entsprechende, aber abweichende Volkssage in Niederhessen um- geht, die ich in den Hausmärchen (No. 176) mitgetheilt habe. Nachdem Gott die Welt geschaffen hat, bestimmt er als I^bens- zeit allen Geschöpfen dreissig Jahre. Damit unzufrieden beklagen sie sich, und der Herr ändert seinen Beschluss. Den Thieren dünkt bei dem elenden Leben, das ihnen zu Theil wird, die Zeit zu lang; darum werden dem Esel achtzehn, dem Hund zwölf, dem Affen zehn Jahre abgenommen. Esel und Affe nämlich treten hier statt des Pferdes und Stiers auf Jetzt kommt der Mensch, dem dreissig Jahre zu wenig sind. Der Herr legt ihm zu, wa« er den Thieren abgenommen hat. Demnach lebt der Mensch siebenzig Jahre: wenn seine dreissig herum sind, kommen die achtzehn des Esels; da wird ihm eine Last nach der anderen 396 ÜBER EINE THIERFABEL DES BABRIUS. aufgelegt. Hierauf die zwölfe des Hundes; da liegt der Mensch in der Ecke, knurrt und hat keine Zähne zum Beissen. Endlich die zehn des Affen; da wird der Mensch ein Spott der Kinder. 229 Ich stehe nicht an, der deutschen Auffassung den Vorzug zu geben; sie ist sinnreicher und innerlich zusammenhängender. Sie geht aus von einer göttlichen Einrichtung bei Erschaffung der Welt, von welcher die griechische Überlieferung nichts weiss, die nur von einem unerwarteten befremdlichen Geschenk handelt, das mit der erwiesenen Gastfreundschaft in keinem Ver- hältnis steht. Die Thiere haben auch keine Ursache, mit ihrer Lage unzufrieden zu sein; sonst würden sie mit der Hingabe der Lebensjahre kein Opfer gebracht, sondern etwas gewonnen haben. Wenn in der deutschen Erzählung sie unzufrieden mit der göttlichen Anordnung sind und Abänderung verlangen, so muss man bedenken, dass ihnen, wie in der Thiersage über- haupt, Selbständigkeit, Sprache und Vernunft beigelegt werden. Bei dieser tief eingreifenden Verschiedenheit kann ich eine Abstammung aus der griechischen Fabel, die an sich als eine Abschwächung des Ursprünglichen erscheint, nicht annehmen. Die Frage ist nur: »gehört diese Sage zu jenen alten Über- lieferungen, die wir mit anderen Völkern gemein haben, oder ist sie aus einer fremden schriftlichen Quelle zu uns gekommen?« Ich habe sie, so weit ich nachforschen konnte, bei keinem anderen griechischen Schriftsteller, bei keinem römischen oder orienta- lischen gefunden, auch nicht in den lateinischen und deutschen Fabelbüchern, die von dem Mittelalter bis in unsere Zeit reichen. Um so willkommener war mir eine Nachweisung von Karl Gödeke, dass sie in einem hebräischen Gedicht des Ben Seeb enthalten sei. Genauere Bekanntschaft damit verdanke ich Herrn Professor Wilh. Schott. Der Verfasser (geb. 1764, gest. 1811) heisst vollständig Jahuda Loeb Ben Benjamin Seeb Wolf, wird aber gewöhnlich schlechthin Ben Seeb (Wolfsohn) genannt, und das Gedicht steht in dem fünften Band der Zeitschrift Meassef S. 388 — 391, der aber als Fortsetzung des vierten (Königsberg 1788) zu betrachten ist. Es ist überschrieben: »Die Lebenstage des Menschen«. In Prosa aufgelöst und etwas ver- einfacht ist der Inhalt folgender. Obbr eine thirrfarrl dkm babriua. 397 Im Anfang der Welt, nach der Schöpfung, rief der Herr alle Geschöpfe herbei, um jedem das Maas seines Lebens, die Dauer seines Daseins zu bestimmen. Zum Esel sprach er: »dich habe ich xu hartem Frohndienst erkoren; du sollst für und ftir ein Jogh tragen und die Knie biegen, und dein Leben soll dreissig Jahre seine. Der Esel antwortete: »dreissig in sauerer Arbeit verlebte Jahre sind mir /.u viel: schnell werd' ich altem unter den Streichen der Züchtiger. Nimm, o Herr, von der 330 Zahl meiner Jahre zwanzig hinweg«. Es geschah nach seinem Willen, da sein Wunsch gerecht befunden ward. Zum Hunde sprach Gott: »dich bestell ich als Wftchter, dass du Tag und Nacht Habe, Haus und Hof des Menschen bewachest. Deine Speise sollen dQrre Knochen sein und die Zahl deiner Jahre ftlnfunddreissig.« »Ach Herr«, hub der Hund an, »wie schwer ist der Dienst eines Wächters und Hflters, der schlaflos das Gut fremder Leute immer bewachen muss! Von den ftlnfund- dreissig Jahren sind mir fünfundzwanzig zu viel.« Zu dem Afi'en sprach Gott: »du gleichst dem Menschen in allem; nur fehlt dir die Vernunft: ich will dich mitten unter die Menschen setzen, auf dass sie ihre Kurzweil an dir haben; ich weise dir zwanzig Lebensjahre an«. »Zwanzig?« entgegnete dieser, »ach Herr, neige mir dein Ohr und erbarme dich. Lebe ich nur zehn Jahre, so ist dies Zeit genug, wenn man anderen nur zu Spott und Kurzweil dienen soll«. Jetzt kam der Mensch, und Gott sprach zu ihm: »tritt her, du sollst das vollkommenste Wesen sein. Dir sei Weisheit, Verstand und Einsicht gegeben und die ganze Erde zur Beherrschung: alles was du siehst wird dir zu Ehren geschaffen. Mache dich ohne Säumen daran und . freue dich meiner Schöpfung; denn nur dreissig Jahre habe ich dir als Lebenszeit bestimmt.« Der Mensch erschrak, als er das hörte. »Ach, zu wenig sind meiner Tage!« rief er aus, »und was hat man am Guten, wenn man nur Augenblicke dabei verweilen kann; ich breite meine Hände gegen dich aus und krümme mein Haupt wie ein Rohr, dich flehend, meine Tage über die bestimmte Zahl zu vermehren und mir noch die Jahre anzuweisen, welche Esel, Hund und Affe verschmäht haben.« »Es geschehe nach deinen Worten«, erwiderte der Herr, »aber 398 ÜBER EINE THIERFABEL DES BABRIUS. in dem Zeitraum, den du als Zulage bekommen hast, wird dein Loos dem Loose jedes der Thiere gleich sein, deren Jahre du geerbt hast.« Man sieht die Übereinstimmung mit dem hessischen Märchen. Nur darin tritt eine Abweichung ein, dass die Lebenszeit nicht bei allen gleichmässig auf dreissig Jahre bestimmt wird; denn der Hund soll fünfunddreissig, der AflPe nur zwanzig Jahre alt werden. Auch die Kürzung ist verschieden. Dem Esel werden zwanzig Jahre statt achtzehn, dem Hund fünfundzwanzig statt zwölf abgenommen. Diese Änderungen sind nicht gut; denn warum ist dem Hund ein höheres Alter gegeben als dem Men- schen? und warum soll der Affe zurückstehen? Es ergibt sich aber daraus die Unabhängigkeit der deutschen Erzählung von der rabbinischen. 231 Ich kann die Quelle des Ben Seeb nachweisen. Ein wenig bekannter französischer Dichter Delaunay (geb. 1695, gest. 1751) gab heraus: La verite fabuliste, comedie, avec un recueil de fables. Paris 1731. Von den fünfzig Fabeln ist die erste: Jupiter et les animaux, und diese liegt dem hebräischen Gedicht ' zu Grund. Es scheidet den Jupiter aus und übersetzt nicht, sondern umschreibt den Inhalt, aber entscheidend ist, dass es die Zahlen beibehält, die das Alter des Hundes und Affen und die Kürzung des Alters angeben. Auch Hagedorn (Werke 2, 115, vom Jahr 1757) hat eine freie Übersetzung von Delaunay, den er nennt, geliefert. Aber woher hat der Franzose den Stoff erhalten? Vielleicht findet sich noch seine Quelle; bis dahin muss ich auf eine mündliche Überlieferung zurückgehen, woher sie mag gekommen sein. Man hat einen althebräischen Ursprung annehmen wollen, aber ich glaube mit Unrecht. In dem Midrasch Koheleth werden dieselben Altersstufen des Menschen in ihren Eigenthümlichkeiten auf folgende Weise geschildert. »Im ersten Lebensjahre gleicht jeder Mensch einem Königssohne und wird von allen geherzt und geküsst. Im zweiten und dritten gleicht er dem Schweine; er durchsucht alle Löcher, und was er findet, führt er nach dem Munde. Der Zehnjährige gleicht dem Böcklein; denn wie dieses hüpft und springt er. Der Zwanzigjährige ist dem wie- Ober eink TiiiüHt aukl des babriub. 399 hernden Rosse ähnlich; Htolz schmückt er seinen Leib und sucht eine Ehegenossin. Als Ehemann gleicht er dem arbeitsamen Esel, der einen Sattel trägt. Ist er Vater geworden, so zeigt er sich kühn und aufdringlich wie ein Hund, um Nahrung (i\r sein Haus herbeizuschleppen. Im Alter aber gleicht er dem Affen.« Diese Stelle wird mitgctheilt von Julius Landsberger in den Vorbemerkungen zu den Fabeln des Sopbos S. LVHL LIX. Zugleich wird die Vcrmuthung geäussert, dass darin die Quelle der griechischen Fabel zu suchen sei. Ein- Zusammen- hang ist nicht abzuweisen, da Pferd und Hund hier in ähn- licher Beziehung auftreten. Daneben aber erscheinen auch Esel und Affe, die zwar in dem deutschen Märchen, in dem rabbi- nischen und französischen Gedicht, aber nicht bei Babrius vor- kommen. Die griechische und althebräische AuHassung sind daher von einander unabhängig, und das hohe Alter der noch lebendigen Überlieferung ist damit gesichert. Wilhelm Grimm. 400 HOLZSCHNITT ZU EINER FABEL. HOLZSCHNITT ZU EINER FABEL. ^7^ Zeitschrift für deutsches Alterthum. Herausgegeben von Moriz Haupt. Elfter Band. Berlin , Weidmannsche Buchhandlung. 8°. 1859. S. 594— 595. S94 1\ achbildung eines nicht schlecht erfundenen , doch roh ausgeführten Holzschnittes, der in einem cammerlandischen Nach- druck von Ulrichs v. Hütten clag und vermanung (in der Ber- liner Bibliothek aus Heyses Sammlung No. 51) vorkommt. Die cammerlandischen Drucke fallen zwischen 1534 und 1545. K. Gödeke hat mir ihn nachgewiesen und bemerkt (vgl. dessen Gengenbach S. 60), dass das Bild zu der Fabel von des Wolfs und Storchs Weinschenke gehöre, die ich in den Thierfabeln bei den Meistersängern bekannt gemacht habe [oben S. 371 ff.]. Das Bild hat nicht den geringsten Bezug auf Ulrichs Schrift; der Holzstock befand sich ohne Zweifel in der Druckerei und HOLZftCHNITT ZU BINRR FAKRL. 401 ward als blosser Zierat, wie dies so hftufig in den BHchern jener Zeit goschah, mit abgedruckt. In der reichen Sammlung von Hol/Hchnitten in dem liieHigen königlichen Museum ist vergeb- lich danach genucht worden; auch anderwärts habe ich ohne Erfolg nachgefragt. Wahrscheinlich hat er zu einem Fabelbuch gehört, das früher ist gedruckt worden und noch nicht auf- gefunden ist. Möglich dass es, wie ich schon vermuthet habe, Müglins Fabeln waren. Auch meine Meinung, dass es ursprOng- 596 lieh der Fuchs gewesen, der sich in die Gesellschaft des Storchs begeben, scheint das Hild zu bestätigen; denn das Thier am Weinfass gleicht jenem eher als einem Wolf. Wilhelm Grimm. 'W. GRIMX, KL. SCIIEUVTKN. IV. S6 402 DIE MYTHISCHE BEDEUTUNG DES WOLFES. DIE MYTHISCHE BEDEUTUNG DES WOLFES. Zeitschrift für deutsches Alterthum. Herausgegeben von Moriz Haupt. Zwölfter Band. Berlin, Weidmannsche Buchhandlung. 1865. 8°. S. 203—228. 203 _L7ie weite Verbreitung des Wortes Wolf in dem indoger- manischen Sprachstamm ist in der Geschichte der deutschen Sprache (S. 332. 333) nachgewiesen. Neben ülfr erscheint im Altnordischen und Isländischen vargr, im Schwedischen und Norwegischen varg, wo es nicht bloss den Wolf, im Isländischen allgemein jedes Raubthier, sondern auch einen verruchten, gott- losen Menschen bezeichnet. Dies ist wohl die ursprüngliche Bedeutung des seiner Abstammung nach dunkeln Worts (Gram- matik 2, S. 262); denn in dieser allein zeigt es sich auch im, Deutschen. Ein Räuber, Mörder, Würger, geächteter Verbrecher^ Verbannter, Unhold, böser Geist ist der gothische vargs, alt- hochdeutsche warg (Graft* 1 , S. 980), mittelhochdeutsche wäre, 204 altsächsische warag, in den alten Gesetzen wargus, im Angel- sächsischen vearh vearg, wo der Verbannte auch vulfheafod, Caput lupinum, heisst, weil ihm, wenn er sich erblicken lässt,^ das Haupt kann abgeschlagen werden, vgl. Rechtsalterthümer S. 396. 955. Auch in slavischen Sprachen kommt das Wort in diesem Sinne vor, böhm. wrah, poln. wra'g, serb. sloven. vrag. Der Neuntödter (lanius excubitor) heisst warcgengel in den Trierer und Wiesbader Glossen 283 [= Kl. Sehr. Bd HI, S. 571. 581 f.] wo weitere Nachweisungen gegeben sind, wozu ich noch werckengel aus Maalers dictionarium germanicolaticum 484" füge; andere Formen findet man in Diefenbachs glossarium latinogerm. 164"^ unter curruca. Der Raubvogel wird so genannt, weil er seine Beute, bevor er sie verzehrt, aufspiesst, und durch den besonderen Namen als herumschleichender Mörder bezeichnet. Dasselbe ist wargel in den Leipziger Glossen aus dem 13. Jahrhundert (Mone DIE MYTIII.HCIIR HRDRUTUNO DKd WOLFRA. 403 Anzeiger 1885) und bei Konrad von Haslau (Haupts Zeitschrift 8, S. 558) 259, im Renner (8<)89) wergel; noch heute heisst in den saixburgischen Alpen der Grünfink (loxia chloris) wörgl (Hflbner, Boschroibung von Salzburg S. i)83, Hßfer, OBtreich. Wörterbuch 3, S. 306). Ncmnich nennt den Neuntödter auch Wftrger, und daran schliesst sich würge!, das ich nur im Apollonius 16119 gefunden habe, wo es den Vorsteher von einem Lupanar be- zeicluiot. Das altho(;hdeutaciie warah (Graff 1, S. 961), mittel- hochdeutsch wäre (Wernhcrs Maria 210, 16, Servatius 3221, Hein- rich von Türlein Krone 19639, in der letzten Stelle ein Neutrum wie warch bei Ottaker S. 590, aus den übrigen ergibt sich das Genus nicht, der wärg Schujoller I, S. 154) bedeutet ßluteiter und entspricht dem lateinischen lupus; das ist ein fressendes, krebsartiges (tesc^hwür (Ducange 4, 162''), französisch loup, wie auch das deutsche Wolf (Frisch 2, 456^ Steinbach Deutsches Wörterbuch 2, S. 1017) gebraucht wird. Dazu gehört noch Wolf für die beim Reiten oder Gehen wundgeriebene Haut (intertrigo), welche Bedeutung im Anfang des 17. Jahrhunderts Henisch (Deutsche Sprache und Weisheit S. 774) anftihrt und die noch jetzt bekannt ist. Wölfe nennt man in Schwaben mehrere Dinge wegen ihrer Ausdehnung, Länge, Breite und Dicke, womit meist der Begriff der Stärke verbunden ist, z. B. eine starke, zum Umhauen reife Eiche Schmid Schwab. Wörter- buch S. 537. Wolf heisst in Basel ein grobes, wollenes Zeug, und die Zunft der Weber, die ein solches Zeug verfertigen, führen einen Wolf im Wappen, Ochs Geschichte von Basel 2, S. 138. Man sieht die mannigfaltigen, doch zusanmienhängenden Beziehungen, in welcheli das Wort vorkomnit. Die wilde Natur des Wolfs, die ihm angeborene Bosheit und Blutgier werden in 205 der Einleitung zum Rein hart Fuchs ausführlich geschildert. Übereinstimmend damit erscheint er auch in der Thierfabel. Wie die Menschen, alter Sitte gemäss, dem in die Welt Zie- henden gute Lehren nnt auf den Weg geben, so entlässt die Wölfin ihr Kind mit einer Anweisung, wie es Tücke und Grau- samkeit ohne Gefahr ausüben könne. Der Wolf muss als der Feind der Menschen und Thiere betrachtet werden. Allein er wird auch als ein mythisches Wesen angesehen 26* 404 I>IE MYTHISCHE REDEUTÜNG DES WOLFES. und erhält damit eine andere und höhere Bedeutung. Aus Krieg und Kampf erhebt sich die Heldenzeit eines Volkes, die Scho- nung und Erbarmung nicht kennt und dem ungebändigten Muth den höchsten Preis ertheilt. Schon Homer vergleicht die kämpfenden Helden mit wüthenden Wölfen (llias 11, 72. 16, 156. 352), und es ist begreiflich, dass bei den Römern das blutgierige Thier als lupus martius, martialis dem Kriegsgott heilig war und sein Bild auf den Feldzeichen stand (Plinius nat, bist. 10, 4, 5). Eine Wölfin säugt Zwillinge und flösst ihnen, den zu- künftigen Herrschern, mit der Milch den kriegerischen Muth ein. Das scheint mir der Sinn der römischen Sage, und ich glaube nicht, dass sie der bildenden Kunst, wie Goethe (31, S.275) meint, ihren Ursprung verdankt, welche den Gegenstand plastisch zu schätzen gewusst habe. Das hässliche Thier, an dem zwei neugeborene, noch formlose Knaben saugen, ist kein lockendes Bild. In ähnlicher Weise wird auch der heidnische Glaube der Deutschen, die Kampflust des Wolfes, hervorgehoben und ihm damit eine höhere Geltung beigelegt haben. Davon zeigen sich Spuren in den alten, mit wolf zusammengesetzten Eigennamen, die überhaupt die ältesten Begriffe bewahren. Isangrim, der alte, dem Wolf eigenthümliche, aber auch von Helden geführte Name wird zunächst durch scharf wie ein schneidendes Schwert erklärt (Reinhart Fuchs S. CCXCH), aber auch auf einen furcht- baren, schreckenerregenden Helm, den er trägt, gedeutet, der dem altnordischen oegishialmr entspricht; damit würde Wolf- halm (Förstemann Namenbuch S. 1350), Wolf heim (Alphart 76), angelsächsisch Vulfhelm übereinstimmen. Wulfhraban, unser Wolfram, bezeichnet einen muthigen und* zugleich klugen Mann, wie auf Odins Schultern zwei Raben sitzen, allwissende Vögel, die ihm verkündigen, was in der Welt geschieht; nach der Deutschen Mythologie S. 1093 einen Held, dem Wolf und Rabe Sieg weissagen. Wolfgang, lateinisch Lupambulus, Gangulf ist mit warcgengel zu vergleichen. In der Deutschen Mythologie 206 wird er als ein Held erklärt, dem der Sieg vorangeht. Sigiwolf der im Kampfe Siegende. Es lag in dem Geist des Alterthums, Menschen, deren Eigenschaften das gewöhnliche Mass über- schritt, einen dämonischen Ursprung beizulegen. Der Kaiser DIE MYTHIKCHK BEDEUTUNG DBS WOLFES. 405 Ortnit sagt zu einem Helden, der im Kampfe unmenscblic^ wüthet und sogar die Weiber mordet: du bist in rehten triuwen eins ungehiiireii mniiiics kint Kttmailer S. 55. Die Wölfinge sind ein Heldengoschiecht, dessen Ahnberr wabr- scbeinlicb ein dümoniscber Wolf war. In der alten Zeit kommt Wulfing als Eigenname nicbt selten vor (Fftrstomann Namen- buch S. 1344); in dem Volksepos erscheint Hildebrand mit drei Wölfen im Schild als ihr Stammvater. Vor allem zeigt der starke grimme Wolfhart eine unersättliche Kampflust und freut sich den Tod von KönigshAnden zu empfangen. Dann liegt er, wie die Klage erzählt, mit seinem rötblichen Barte im Blute und hält im Tod das Schwert mit seinen langen Fingern noch so fest, dass man es mit Zangen berausreissen muss. Der Mönch Ilsan sagt im Kosengarten: ez ist mir angeborn daz ich bin hoch gemuot von den WüKingen, die hant ez dicke gehebt: in stürmen noch in striten wart nie dehein uberstrebt. Das Geschlecht scheint bei allen deutschen Stämmen bekannt gewesen zu sein. Im angelsächsicben Beowulf werden die V^yl- lingas (461. 471) genannt, in der älteren Edda die Ylfingar (Hyndluljod 11. Helgakvida Hundingsbana 1. 5, 34. 48. Helga- kvida 2 S. 89*), Nachkommen des Königs Sigmund, die an Stärke, Wuchs, Klugheit und Tbatkraft alle Männer übertreffen (Sinfjötlalok). Helgi, der Sohn Sigmunds, heisst Freund der Wölfe (varga vini Helgakvida 1, 6, das althochdeutsche Wolfwin), und Sigmund wie sein Sohn Siufjötli ziehen eine Zeit lang in Wölfe verwandelt umher und vollbringen Frevelthaten , wie sie in der Natur des Thiers liegen (Völsungasaga C. 8); ja Sinfiötli hat mit einem Zauberweib neun Wölfe gezeugt (Helgakvida 2, 38). Weitere Aufschlüsse gestattet das Gedicht von Wolf- dieterich. Es ist hauptsächlich aus zwei von einander sehr ab- weichenden Darstellungen bekannt, die in den Ausgang des 13. Jahrhunderts fallen. Von höfischer Kunst unberührt, be- wahren sie, wenn auch Form und Inhalt gesunken sind, doch den lebendigen Ausdruck uml ilen bedeutsamen Gebalt der Volksdichtung. . Ihr Werth würde sich höher stellen, wenn ein 406 DIE MYTHISCHE BEDEUTUNG DES WOLFES. Text aus der Zeit des Nibelungeliedes erhalten wäre; denn ohne 207 Zweifel ward das Gedicht, wenn auch kein Zeugnis davon spricht, damals schon gesagt und gesungen. Aber ich gehe noch weiter; ich glaube, dass es nicht bloss in der Zeit des griechischen Kaiser- reichs (dort und in Italien ist der Schauplatz der Begebenheiten), sondern, seinen Grundzügen nach, schon in den heidnischen Jahrhunderten vorhanden war. Durch die Einmischung des Christenthums wird die Überlieferung wesentliche Veränderungen erfahren haben. Das eine Gedicht, in welchem der ungetreue Sahen im Gegensatz zu dem treuen Berchtung von Meran auftritt, ist in der Ambraser Handschrift und der dem Kaspar von der Ron beigelegten Umarbeitung erhalten. An sich alterthümlicher und gehaltvoller als das andere, lässt es auch den mythischen Kern klarer durchscheinen. Dem heidnischen König Hugdieterich zu Konstantinopel wird während seiner Abwesenheit ein Knabe geboren. Nach seiner Rückkehr erregt man bei ihm den Verdacht, als sei das Kind von einem bösen Geist erzeugt. In der ursprünglichen Sage mag diese Angabe Grund gehabt haben, zumal bemerkt wird, die Königin habe das Kind erst kurz vor der Ankunft des ein Jahr lang entfernten Königs zur Welt gebracht. In dem mit diesem in Zusammenhang stehenden Gedicht vom Kaiser Ortnit wird ähnlicher Weise erzählt, Ortnits wirklicher Vater sei der Zwerg Alberich gewesen, der seine Mutter, die in kinder- loser Ehe einen Erben ersehnte, unsichtbar überwältigt habe. In unserem Gedicht wird es ein dämonischer Wölfing gewesen sein. Wunderzeichen deuten gleich auf ein ungewöhnliches Ver- hältnis. Als die Königin, obgleich Heidin, einer göttlichen Stimme folgend, das Kind von einem christlichen Einsiedler heimlich taufen lässt, erblickt sie ein Kerzenlicht über dem Wasser, was auf einen Alp zu deuten scheint. Frühe schon zeigt der Knabe übernatürliche Kräfte; vierthalb Jahr alt packt er den Hund, der ihm das Brot aus der Hand zückt, und schleu- dert ihn an die Wand. Man räth dem König, das Teufelskind zu tödten, das einmal Land und Leute verderben werde. Er weist den Vorschlag anfangs zurück, aber der ungetreue Sahen DIE MYTHISCHE BEDEUTUNG DES WOLFES. 407 treibt ihu du/.u an, indem er den Verdacht bestAtigt. Hug- dieterich entschliesHt sich endlic^h, den bösen Kath zu befolgen. Der Herzog Herchtiing erhält den Auftrag, das Kebskind heim- lich umzubringen, und wird durch Drohungen gezwungen, ihn an/.unchtnen. Der König nimmt es in der Nacht der schlnfi-nden Mutter weg und übergibt e« ihm. Während er es fortträgt, spielt es mit seinem glänzenden Schwert. £r trägt es in eine 208 Wildnis, kann es aber nicht Aber das Herz bringen, es zu tödten. Kr setzt es an einen J^runnen, in dessen Mitte Kosen stehen, und denkt, wenn ihm der Tod bestimmt sei, so werde es nach den Rosen greifen, in das Wasser fallen und sich selbst er- tränken. Auch Romulus und Remus werden in einer Mulde an das Ufer der Tiber ausgesetzt, W(*il sie darin umkommen sollen; ich merke das an, weil sich die Verknüpfung mit der römischen Sage in der Folge noch deutlicher zeigen wird. Berchtung bleibt nicht bei dem Kind; er versteckt sich in ein Gebüsch, von wo er es sehen kann. Es sitzt den ganzen Tag bei dem Brunnen, ohne Nahrung, aber nach den Rosen greift €8 nicht. Als die Sonne sinkt und der Mond durch die Wolken bricht, kommen Wölfe heran mit aufgesperrtem Rachen: doch sie geben dem Kinde Frieden und thun ihm nichts zu Leid, ja sie legen sich im ICreis um es herum, ofienbar um es vor dem Wasser zu hüten. Ihre Augen brennen wie Kerzenlicht; das Kind greift ihnen hinein, und sie ertragen es geduldig. Es läuft zwischen ihnen herum, und wenn einer der Wölfe sich sein erwehren will, so schlägt es, das kleine Kind, ihu nieder. Bei dem Anbruch des Tages laufen die Wölfe wieder fort. Man sieht, es sind Nachtgeister, die sein unsichtbarer Vater ihm zum Schutz gesendet hat. Plinius weiss von den glänzenden Augen: nocturnorum animalium, veluti felium, in tenebris fulgent ra- diantque oculi, ut contueri non sit, et caprae lupoque splendent lucemque iaculantur bist. nat. 1 1 , 37. Auch das Aufsperren des Rachens hat Bedeutung; der Wolf Fenrir sperrt bei dem Weltende den Rachen auf, soweit Raum ist zwischen Himmel und Erde, und Feuer brennt aus seinen Augen und Nasen- löchern (jüngere Edda Cap. 51). In dieser Erzählung von der Aussetzung des Kindes ist ein Stück alter und schöner Dichtung 408 I^IE MYTHISCHE BEDEUTUNG DES WOLFES. erhalten. Berchtung kommt, nachdem sich die Wölfe entfernt haben, aus seinem Versteck hervor, erkennt eine höhere Macht, die über dem Kind waltet, und spricht: waerest du des tiuvels barn, du waerest von den wolven erstorben und vervarn. Er gibt ihm jetzt den Namen Wolfdieterich, nimmt es auf den Arm und trägt es in die Wildnis zu einem Jäger, wie Faustulus den ausgesetzten Romulus fortträgt und auferzieht. Der Knabe hat bei seiner Taufe ein seidenes Hemd empfangen, das ihn nicht bloss im Kampfe, auch gegen Wasser und Feuer schützt. Jedes Jahr soll er eines Mannes Stärke mehr erhalten und fünfzig Jahre leben. Schon dadurch ist er aus dem Kreis ge- wöhnlicher Helden herausgetreten. Er überragt bald andere 209 Knaben im Wuchs und zeigt seine wilde, ungebändigte Natur. Den Jäger, der ihn auferzieht, rauft er, dass er entfliehen muss, und dessen Frau muss sich vor ihm verbergen, wie sich Fau- stulus und sein Weib der überlegenen Kraft der römischen Zwillinge fügen. Als Berchtung ihn dann nach Konstantinopel bringt und Hugdieterich ihn liebkosen will, stösst er ihn mit dem Fusse weg. Berchtung muss ihn wieder auf seine Burg hinwegführen, wohin auch, nach des Königs Tod, die Königin, auf Sabens Anstiften, von den zwei jüngeren Söhnen Verstössen wird, weil Wolfdieterich als ein uneheliches Kind keinen Theil an der Erbschaft haben könne. Wolfdieterich zieht aus und kqmmt bald mit geisterhaften Wesen in Berührung; er reitet einsam in einer Wüste, da hört er einen furchtbaren Ruf und glaubt, es sei das (ieschrei des Teufels. Er will ihn aufsuchen und gelangt an des Meeres Ufer, wo die Wellen an die Stein- wand schlagen; wahrscheinlich hatte er das Brausen für das Geschrei des Teufels gehalten. Auf einem Blumenanger unter einer Linde schläft er kraftlos ein. Da steigt ein gräuliches Meerweib aus dem Wasser und nimmt dem Schlafenden sein Schwert. Als er erwacht, tritt sie heran und bietet ihm drei Königreiche an, wenn er sie zum Weib nehmen will. Er wei- gert sich, weil der Teufel zur Hochzeit kommen könnte. Da wirft sie die Schuppenhaut ab und ist das schönste Weib, wie die Sonne leuchtend. Alles, was vom Meer bedeckt ist, steht in ihrer Hand, und die Wassergeister sind ihr unterthan; sie DIE MYTHIM'HE BEDEUTUNG DE8 WOLFB8. 409 ist der griechischen Thotis vergleichbar, die sitrh zu Peleus ge- sellt und seine Umarmung sucht. Sie gibt dem Held eine Wurzel, wovon er und sein Koss Kraft und Stflrke wieder erlangen. Dnnn wollen ihn noch andere Ciöttinnen durch Wunderdinge bei sich festhalten. Er bewfthrt überall die grösste Tapferkeit, wobei er die Natur dllmonischer Wesen zeigt, in denen das Gute und Böse nicht getrennt ist. Vor seinem Ende wird er von Geistern gemartert und in die Hölle geftlhrt, aber Gott steht ihm bei und rettet seine Seele. Das andere Gedicht, das sich in der Anlage schon dadurch wesentlich unterscheidet, dass der ungetreue Sahen, der Gegen- satz des getreuen Berchtung, darin unbekannt ist, hat einen grossentheils ganz verschiedenen Inhalt. Ich habe ausser der schon abgedruckten Wiener und der von Hagen besessenen Handschrift auch die Heidelberger und Ohringer, die besser und vollständiger sind, in Mülienhofi's Abschriften Ijenutzen können. Ich halte diese Darstellung für eine etwas spätere, mit Aben- teuern überfüllte, doch in nicht wenigen Theilen noch von dichte- 210 rischem Geist belebte Fortbildung der Überlieferung, welche auf eine Verherrlichung Wolfdieterichs ausgeht. Die Sage von Ro- niulus ist weiter eingedrungen, und das Mythische tritt mehr zurück, ist aber nicht ganz verschwunden. Hugdieterich, König von Konstantinopel, schön und jugend- lich, erzeugt, als Jungfrau verkleidet, einen Knaben mit Hilde- gund, einer Königstochter, die in einen von Mauern und Graben umgebenen Thurm eingeschlossen ist, weil sie unvermfihlt bleiben soll. Damit stimmt, dass Mars den Romulus mit der Vestalin Khea Silvia in einer Höhle erzeugt, in welche sie vor einem Wolf geflüchtet war. Aus Furcht vor Entdeckung wird das neugeborene Kind gleich ausgesetzt. Ein Wolf findet es im Ge- büsch und tragt es zu seiner Höhle, worin die Wölfin mit vier erst vor drei Tagen geworfenen Jungen liegt; es soll ihnen zur Speise dienen. Aber die Jungen saugen noch an der Wölfin, können auch, noch blind, das Kind nicht sehen; es bleibt also unverletzt. Der Vater dor IIilde<;und jagt am anderen Morgen in dem Wald, und die alten Wölfe werden in der Höhle er- stochen. Man findet darin das weinende Kind und bringt es 410 DIE MYTHISCHE BEDEUTUNG DES WOLFES. ZU dem königlichen Hof. Die Erzählung ist insoweit nicht wahrscheinlich, als die blinden Jungen noch kein Fleisch ge- niessen, aber die alten Wölfe das Kind auffressen konnten. Die Wölfin musste das Kind gesäugt haben, wenn etwa in einer früheren Sage der König nicht gleich den nächsten Morgen, sondern erst nach einigen Tagen in dem Walde jagte. Das Kind wird getauft, und weil es bei den Wölfen ist gefunden worden, erhält es den Namen Wolfdieterich ; einer seiner Pathen ist der Graf Wülfin, womit wohl ein Wülfing gemeint ist. Der Knabe kommt bei der Vermählung der Mutter zu seinem Vater nach Konstantinopel und zeichnet sich schon als Jüngling im Kampfe gegen die Feinde aus. Nach Hugdieterichs Tod wollen seine beiden jüngeren Brüder ihn als Kebskind von der Erb- schaft ausschliessen. Dass er von einem Alp abstamme, wird nicht gesagt, aber es könnte darauf deuten, wenn in der Heidel- berger und Öhringer Handschrift der jüngere Sohn sagt : in wirkt bi miner muoter ein gräve, hiez Wülfin, wofür in Hagens Handschrift steht: er ist funden ze walde bi jungen wolvelin. In vielen Abenteuern und Kämpfen bewährt er sich immer als Held, er treit zuo allen ziten eins wilden lewen muot, aber die wolfartige Wildheit, die das erste Gedicht ihm beilegt, ist völlig abgestreift. Der Kampf mit seinen Brüdern um die Herrschaft kann mit dem Zwist des Romulus und ßemus verglichen werdisn. 211 Er heisst der treue Wolfdieterich, weil ihm die Sorge für seine elf Gefangenen und zusammengeschmiedeten Dienstmänner und ihre Erlösung höher als alles steht. Ich finde noch Hinwei- sungen auf die ursprüngliche Bedeutsamkeit des Namens. Er sagt (Str. 876 Hagens Handschrift und 6435 Heidelberger und Öhringer), Dieterich sei er getauft, sein anderer Name sei Wolf, und es wird von ihm erzählt, sie (die Mönche) nanten in mit zwen namen Wolf und Dieterich (8670 H. und Ö.). Dem Ortnit, mit dem er kämpfen will, ruft er zu: iuch wil der wolf bestän! (2329 H. und Ö.). Belian, der ihn nicht kennt, fragt, ob er Wolfdieterich sei, von dem ihm sei prophezeit worden, indem er den Nachdruck auf Wolf legt. Dieser will den Namen verschweigen und antwortet: DIE MYTHI8CIIE BEDEUTUNG DE8 WOLFE». 411 wer wajro der kii»ttiiiiian der von wolven wa*r« gebom? ich l)ii) •>iti wtrdur ritter; duz wil ich hiute bejagen. (4718. 4711) H. und ö.) In dein alten Druck von 1509: welher ritter riebe ist von wolven gebom? min name ist verhelct. Wahrscheinlich will er damit die Abstammung von einem Wöl- fing zurückweisen. In Ilagens Handschritl lautet die Stelle: waz sagestü hie von wolven die da loufent ze bolz? icb bin von alten Trojen ein ritter also stolz. Str. 635. Ähnlieh fragt in dem Hildebrandslied (Str. 14. 15) der Vater den Sohn: bistü ein Wulfinc vil übte, 8u möbtestu wol genesen. Der Sohn antwortet: Wülünge da/ sint wolve, die loufent in dem bolz. Auch der Verkehr mit den geisterhaften Wesen ist nicht unter- drückt. Die Meerkönigin des ersten Gedichts heisst hier die rauhe Else. Sie herrscht nicht wie jene in der Tiefe des Meers, aber sie besitzt ein Königreich, die alte Troje, und versteht Zauberkünste. Sie versenkt ihn in Schlaf und schneidet ihm Nägel und Haar ab,, dass er wie ein Thor im Walde umher- lauft. Aber Gott sendet einen Engel, der ihr mit dem Tode droht, wenn sie den Helden noch länger in diesem Zustande lasse. Jetzt sucht sie ihn auf und löst den Zauber; aber er bleibt schwarz am Leibe. Sie bietet ihm ihre Minne an; er verschmäht sie, da sie eine Heidin ist und mit einer rauhen Haut bedeckt. Sie führt ihn über Meer nach der alten Troje. 213 Dort badet sie sich in einem verjüngenden Brunnen, der halb kalt, halb warm ist, wirft die rauhe Haut ab und ist das schönste Weib. Auf ihr Geheiss steigt er gleichfalls in das Wasser und kommt in seiner jugendlichen Gestalt wieder heraus. In der Taufe erhält sie den Namen Sigeminne, und er vermählt sich mit ihr. Auf römische Sage deutet das schicksalverkündende Buch der alten Sibylla, das die heidnische Zauberin Marpalie besitzt. 412 DIE MYTHISCHE BEDEUTUNG DES WOLFES. Wir müssen den Blick noch auf die altnordischen Mythen richten, die erhalten haben, was bei uns untergegangen ist. Die Edda legt dem Wolf einen dämonischen Ursprung bei. Loki erzeugt mit dem Riesenweib Angurboda den Wolf Fenrir (Hynd- luljod 37, jüngere Edda Cap. 34), der den Mond verfolgt und zu verschlingen droht. Nach einer anderen Erzählung (jüngere Edda Cap. 12) gebiert ein altes Riesen weib viele Söhne in Wolfs- gestalt. Der gewaltigste heisst Mänagarmr (Mondwolf), der mit dem Fleisch der Gefallenen gesättigt wird. Von diesem Weib stammen auch die Wölfe Sköll und Hati (Grimnismäl 39), welche die Sonne begleiten : jener folgt ihr in das Meer, dieser eilt ihr voraus. Eine oder zwei Nebensonnen, die sich zuweilen in einer dichten Wolke zeigen, werden noch jetzt in Seeland, Norwegen, Island und Westgothland Sonnenwölfe genannt (Mol- bech Dansk dialectlexicon S. 533). Kommt das Weltende, die Wolfzeit (Vargöld Völuspä 46), so verschlingt Sköll die Sonne, Hati den Mond (jüngere Edda Cap. 51). Vielleicht in Beziehung darauf wird Odinn in der jüngeren Edda des Wolfes Feind (ölfs of bagi 2, 238) genannt. Die Verbreitung dieses Glaubens, der sich bei Fischart noch zeigt, ist in der Deutschen Mythologie nachgewiesen; in der Bretragne sagt man noch heute von dem Vertriebenen, er vertheidige den Mond gegen den Wolf (Ville- marque Barzas-breiz 2, S. 420). Die Esthen glauben, dass der Wolf nicht von Gott, sondern von dem Teufel geschafien sei. Die Beherrscher des Himmels reiten auf Wölfen (Hrafna- galdr 10), wie ein Zauberweib, das Schlangen zu Zäumen ge- braucht (Helgakvida Hjörvards sonar. S. SO*" Munch), und die Höhlenbewohnerin Hyndla liat Wölfe in ihrem Stall. Sie sind Odins wie der Nornen Grauhunde (Vidris grey valgjörn Hel- gakvida Hundingsbana 1, 13. Grey norma Hamdis mal 28) und verzehren die im Kampf Getödteten. Noch Hans Sachs sagt, dass Gott die Wölfe zu seinen Jagdhunden erwählt habe. Wie 213 der Wolf dem Mars heilig ist, so hat Odinn zwei Wölfe Geri (voi-ax) und Freki (ferox), die er mit Eberfleisch von seinem Tische füttert (jüngere Edda Cap. 34). Sigurds Mörder werden durch gebratenes Wolffleisch aufgereizt (Brynhildarkvida 4. Völsungasaga Cap. 30 Rafn.). Zugesendete Wolf haare warnen DIB MYTHISCHE BRDRIJTUNG DBH WOLFB8. 41J) ▼or Gefahr (AtlakviiU 8), und da» Geheul des Wolfs und sein Voranschrciten verkünden Sieg (Sigunlarkvida 2, 22). Ich herOhre nur die Sage von dein Werwolf (Äuxavftpturoc), die in der Deutschen Mythologie (S. 1047. 1048) erörtert ist; schon Herodot und Plinius iiaben sie gekannt. Auch in tar- tarischen Heldenliedern wird von einem Chan erzählt, der als Mensch und als weisser (glänzender) Wolf leben kann und daher Wolifürst (BürUchan) heisst, s. Schiefner Tartarische Helden- sage S. 372. Der Mensch nimmt, so lange er eine Wolfshaut, einen Zauberring oder Zaubergflrtel tr>, Gestalt und Natur des Wolfs an. Ein Wolfsbalg (Vargsbelgr Hrafuagaldr 8) ist daher ein verderbliches Geschenk. Einen Wolfspelz anlegen heisst noch heute Gewalt brauchen und im Gegensatz den Fuchspelz anlegen listig handeln. Es ist noch übrig, die nicht seltenen Hindeutungen auf die mythische Natur des Wolfs, so weit ich sie habe auflfinden können, zusammenzustellen. Christlichen Völkern war es ein böser Geist, ja der Teufel selbst. Dieser wird daher bei Avitus infernus lupus, bei Gre- gorius Magnus seelenraubender Wolf, bei Dietmar von Merse- burg lupus vorax, in.Cnuts Gesetzen vodfreca verewulf genannt (Deutsche Mythologie S. 948, Edelstan du Meril poesies inedites du moyen äge S. 111. il2, wo noch andere Stellen beigebracht werden): dann palowes wäre (Hymni lat. 21, 6, 3.), ubiles wäre (Gl. lun. 258), der ubele hellewarc (Grafi* 1, S. 980), der un- gehiure hellewolf (Haupts Zeitschrift 5, S. 520, 191), Höllenwolf (Simplicissimus 2, 72). So heisst er auch geradezu im lateini- schen Keinardus infatuatus satan 2, 238, satanas insatiatus 3, 24. Im Muspilli bezeichnet wäre den Antichrist, der mit Elias bei dem Weltende kämpft, der warch ist kiwafant: daone wirdit unter in wik arhapan 43. Im Heljand ist warag der vom bösen Geist besessene Judas 157, 2, in folgenden Stellen im Allgemeinen ein Unhold, Böse- wicht: du bist niht kint, du bist ein wäre: din wisbeit ist unmenneschlich Kindheit Jesu 102, 30. 414 DIE MYTHISCHE BEDEUTUNG DES WOLFES. Im Iwein kommt ein Riese heran, der seine nur mit schlechten Hemden bekleideten Gefangenen misshandelt; dann heisst es: 214 si treip ein wäre (Zwerg) der si sluoc mit siner geiselruoten daz si über al bluoten 4992—4930. da mite verriete uns der warch, her (Ulysses) was listich unde karch Äneide 45, 24. und saget mir wes ist daz wip, , min kint (meine Tochter) ein ungetriuwer wäre? Lanzelet 1139. der (Maraduc) kan zoubers michels me dan ieman in den riehen, mit dem suln wir beswiehen Falerinen den kargen mit allen sinen wargen das. 6992 — 6996. daz bediut die hellewargen, die gitliehen argen, die ir guot zesamne habent und ez verbergent und vergrabent vor gote und vor den liuten; die verliesent miehel triuten Haupts Zeitschrift 7, 376. Anzumerken ist hier das lateinische lupula als Schimpfwort für Hexe, Unholdin. Wie man sich scheut, den Teufel zu nennen oder an ihn zu denken, weil er dann erscheint, so gilt das auch von dem Wolf. Bekannt ist das römische lupus in sermone, lupus in fabula, das ursprünglich in diesem Sinn wird gegolten haben. Dem entsprechen deutsche Sprichwörter. so man den wolf nennet so er zuo dränget Sprichwort aus dem 14. Jahrhundert in Wacker- nagels Lesebuch 1. 835, 7. Wenn man den Wolf nennt, so kommt er gerennt Frisch Wörterbuch 2, 456''. Wenn man des Wolfs gedenkt, so kömmt er 1, 732. A. Gryphius (1698) Steinbach Deutsches Wörterb. 2, 1017. Wenn man vom Wolf spricht, ist er nicht weit Simrock Spriehw. 11804. Wenn man vom Wolf redet, guckt er über die Hecke 11805. Der Wolf ist in den Hecken Alberus novum dictonarii genus (1540) Ziij. DIB MYTIIIHCIIK HRDRUTUNG DBS WOLFB8. 415 Wenn man von dem Wolf redet, sieht mnn von ihm den Schwanz Simrock Sprichw. 11805'. Franz. quaiid oii parle du loup, on en voit la (|ueue. '.>16 Dieser Gedanke liegt zu Gründe, wenn Seb. ßrant sagt: ich schweig, der wolf i»t nit verr Narrenschiff 111, 61. Mnn gebraucht auch, wie beim Teufel, wenn man ihn nennen ninss, z. B. ein anderes Wort, das böse Ding Stieler Sprach- schatz (1691) 318. In Agricolas Sprichwörtern heisst es, er verstummt als habe er den Wolf gesehen: man glaubt nämlich, der Mensch verliere die Sinne und werde heiser, wenn der Wolf ihn zuerst erblicke (Petri Spricht. Bbbiij. Panzer Bair. Sagen 8. 298). Dieser Aberglaube war auch den Römern bekannt; daher bei Virgil (Ecl. 9, 5H): lupi Moerim videre priores, Möris kann nicht sprechen. Damit soll der Schrecken angedeutet werden, den man bei dem Anblick des Tbiers empfindet und der es unmöglich macht, zu schreien und Hilfe herbeizurufen. Er ist unersättlich wie die Hölle: insatiatus ward er schon vorhin genannt. Es ist nicht bloss sein Hunger, der ihn treibt, es ist die Lust am Morden. Daher heisst es von Herodes, der die unschuldigen Kinder aufsuchen lässt, der wolf was mit zorne bevangeu Wernhers Maria 209, 6. daz mac wol sin ein heilic zit, so der wolf den Schafen fride git Freidank 137, 1718. £r würgt dreissig Lämmer und frisst nur ein halbes (Lieder- saal 3, 429. 430). Wenn er in einen Schafstall kommt, so lässt er sich nicht genügen, eins zu zerreissen für seinen Hunger, er tödtet sie alle (Wolfsgesang bei Schade Satiren und Pasquille aus der Reformationszeit S. 11). Der Wolf schnappt noch nach dem Lamm, wenn ihm die Seele ausgeht, sagt das Sprichwort (Petri Pv.). In dem Gedicht von dem räuberischen Helmbrecht heisst einer Wolfesdarm, ez 81 kalt oder warm, roubes wirt er nimmer vol. diuphcit tuot im so wol, des enwirt er nimmer sat: einen fuoz er nie getrat üz dor ubele in die güete. 416 DIE MYTHISCHE BEDEUTUNG DES WOLFES. im strebet et sin gemüete gegen der übeltsete als diu krä tuot zuo der sxte 1222 — 1230. Fischart fragt, welche Wolf zerreissen mehr? und antwortet die unersättlichen, Gargantua 52^ Wolfshunger, Wolfsmagen 216 heisst der krankhafte Hunger, der auch Pferde befällt, Uffen- bach neues Rossbuch (1603) 2, 159. Er kann, wie der Teufel, seine Natur nicht ablegen, swie dicke ein wolf gemünchet wirt, diu schäf er drumbe niht verbirt Freidank 138, 19. 20. ein wolf was siech; do er genas, er was ein wolf als er e was 137, 20*''. Dafür in einer Handschrift, der tivel eins kranc was; do er genas, dö was er bceser dan er vor was. und in der lateinischen Übersetzung cacodsemon segrotabat, monachus fieri volebat, sed tandem, cum convaluit, mansit ut antea fuit. wenn der wolf in der gruben ist, so thut er ein gelübde, er wolte ein heiliger mann werden, wenn er los werde, Petri Sprichw. Bbbiij. In einer Thierfabel wird erzählt (Reinhart Fuchs S. 333 — 341), wie bei dem Wolf alle Lehre vergeblich ist, wie er, von der Schule als Dieb weggelaufen, wieder zum Raub feister Rinder sich wendet und von seinem Vater dazu ermuntert wird. So auch das Sprichwort: lam lam ist des Wolfs Vesperglocke, dessen Verbreitung Wackernagel nachgewiesen hat (Haupts Zeitschrift 6, S. 286) und das in Kirchhofs Wendunmuth lautet: lehr ein wolf beten, wi du wilt, nicht mehr denn lamb lamb! bei ihm gilt 277*. Spervogel überliefert zwei hierhergehörige Fabeln. ein wolf unde ein witzic man sazten schächzabel an: si wurden spilnde umbe guot. der wolf begonde sinen muot nach sinem vater wenden. do kom ein wider dar gegän: do gab er beidiu roch umb einen venden. Minnes. Frühl. 27, 20—26. DIE MYTHIHCHK KRDBUTUNG DB8 W0LFB8. 417 Er achtet nicht auf das Spiel und den Gewinn, er denkt wie seiu Vater nur auf den Raub, und als ein Widder daher kommt, 80 giebt er den Koch, den wichtigen Elephanten, für den Venden, den geringit^gigen Bauer, um nur seine Heute zu verschlingen. 217 Eine Verarbeitung des Spruchs S. 239. 240. ein wrolf sine sunde fluch, in ein kloster «r sich zöch, er wolde geistlichen leben. dö hiez man in der schüfe pflegen: Sit wart er unsUete. dö beiz er schuf unde swin: er jach daz ez des pfafl'en rüde t«»te 27, 27 — 33. Wenn der Wolf die Gfinse beten lehrt, so frisst er sie auch für das Lehrgeld, Petri Sprichw. Bbbiij. Wenn der Wolf psalmodiert, gelüstet ihn der Schafe Simrock 1 1790'. Noch andere Stellen deuten auf seine Unverbesserlichkeit. euch tuet nach siine künne der wolf Meisener MSHag. 3, 86^ und trüege ein wolf von zobel ein hüt n&ch künne er lihte tiete Minnes. Frühl. 244, 59. 60. Bei Freidank lautet dieser Spruch, slüffe ein schale in zobcles balc, dennoch w£ere er drinne ein schale 49, 19. 20. der wolf hat die natäre an sich, nach roube er strebet MS. 2, 234'; vgl. MSHag. 3, 88*. waz sol der wolf ze köre? Boppe MS. 2, 234^ Der Wolf geht ehe zum Stall (Schafe zu rauben) denn zu eines Fürsten Saal Petri Sprichw. Pv. So hielt ers (das Versprochen) gar wenig, sondern bekehrte sich als ein junger Wolf Melissus Salinde (1718) 168. Der Wolf erzeugte nie ein Lamm Kirchhofer Schweizer Sprichwörter 8. 302. Das französische Sprichwort sagt, le loup mourra dans sa peau, ändert sich nicht. Wie zwischen dem Teufel und Menschen, herrscht zwischen dem Wolf und Menschen unversöhnliche Feindschaft. Der Wolf stellt ihm nach, und der Mensch weiss, dass er verloren ist, wenn er von ihm angefallen wird. swer den wolf ze hüse ladet, der nimt sin schaden Spervogel 23, 23. W. ORIMM, KL. SCHRU-TRX. IV. 27 418 DIE MYTHISCHE BEDEUTUNG DES WOLFES, si slügen daz in zu quam, want si wären in gram als den wilden wolven Aneide 195, 23. 218 den zweien bin ich vint als einem wolve Beneke Beiträge 2, 421. swaz dem wolf komt in die kel, daz ist allez gar verlorn Reinhart Fuchs 308, 1547. man sol mit den liuten wesen, mit wolven niemen kan genesen Freidank 135, 13. der Schriber und der Biterolf die ssehen lieber bi in einen wilden wolf Lohengrin S. 225. man sprichet »swen der wolf räch, der ist wol gerochen« Ulrich V. Türheim Wilhelm Pfalz. Handschrift 152*. er sprach »des wil ich iu swern, die wolve müezen mich verzern! wie »der Teufel soll mich holen!« Gesammtabenteuer 2. 182, 288. Treulosen Menschen wird wölfische Gesinnung beigelegt. Das eddische Sölarljöd sagt • ülfum likir ]?ikkja allir ]?eir sem eiga hverfan hug 31. nu was ein pfalenzgräve Arnolf geheizen an den triuwen ein wolf Albertus St, Ulrich 801. werltliche rihtaere daz sint widervehtsere gotes und aller guote: die tragent Wulvin gemuote, si bebirsent swaz si mugen bejagen. diu triuwe ist garliche erslagen Heinrich Gemeines Leben 263 — 268. swer noch wolves triuwe hat, den soll man schiuhen; dast min rät Reinhart Fuchs 327, 983, sin (des Ungetreuen) wolflich lip hat hennen fuoz Der wilde Alexander MS, 2, 223, die kuniginne uberez lant die was Lupä genant, daz spricht zu düte ein wulvin, als si wol ouch mohte sin, wände sie valsch was genuoc. Fassional 220, 68 — 72 Hahn. Lupä die kuniginne vil gar in wolves sinne hete in ubelez gedäht 221, 1 — 3. 219 daz sprach die kuniginne aber in wolves sinne 222, 26. 27. DIK MVnilx IIK HKIjKI It N(; DES WOLFE«. 419 und iz wuH ein kiiriig in («ulicien, der wa« luiUer der ^ewalt Ilerode«, dirie liAto ein wip di wjis ««"» l)o«e da« man MJ lilez die wulvinne. fltrman von Fritzlar 167, 22. Kbcnso von Grausamen und Hartherzigen. Gerlint heisst da- rum in der Gudrun mehrmalH diu wAlpinnc 10J5, 1. 1280, 1. diu alte wülpinne 1052, 1, aber auch diu tiuveiinne 1282, 1, 13f)l, 4, diu nbele tiuveiinne 996, 1. Dido spricht /.um Äneas: ir wordet under wolven gezogen, u erbannet daz niet daz ir mich sus queln siet. ich wAne ur herze ist steinen daz ir mich sus lat weinen Heinr. v. Veldeke 71, 40 — 72, 5. Falsche erscheinen nach dem biblischen Ausspruch (Matth. 7, 15) äusserlich als Schafe, innerlich sind sie Wölfe. Der Anti- christ sendet falsche Propheten vorauf: die selben trugina?re werdint wite m.Tere daz sie sin guote liute: iedoch steckit in der schafinen hiute daz wiilvine herze Antichrist 111, 34. Falsche Spieler und Spitzbuben ncnneten vor Zeiten die Lands- knechte Wölfe darum, dass sie die Einfältigen (Landsknechte) wie die Wölfe ein Schaf berückten, Kirchhof Militaris disciplina (1G02) 139. Welcher ebenfalls einen Fuchsbalg trug, im Leib aber ein Wolfsherz hegete Melissus Salinde (1718) 70. unmenschlich liute sint leider hiute, die wfdvin (wolves Frarikf. Handschrift) herzen in menschen hiute hant verborgen und selten immer werdent fro, wan leider ie grimmer ir herzen werdent die wile si lebent Reimer 21369 — 21372. ieplich er^-atiure erkeiuiet wol ir zit, niht wan diu tier in menschen hiute diu sint gotes widerstrit, uzen mensch und innen wolf. nu friz das lamp Mamer MS. 2, 171'. den friunden woU", den vinden schaf Stolle MSHag. 3, 5*. innen wolf und uzen schiif, daz sint die in ir herze valsch mit listen tragent verborgen '^M MSHag. 3, 375\ reine frowen niht trabten uf einen so reht ungeslahten, J7» 420 DIE MYTHISCHE BEDEUTUNG DES WOLFES. der sich erzeige in lammes schin. so er denn aller best solt sin, so tuot er eines wolves zuc. ach den ungetriuwen tue solt got selbe rechen Liedersaal 2. 424, 171 — 176. Der Wolf ändert wohl seine Haut, aber nicht seinen Muth Petri Sprichw. Pv. Oft ist ein "Wolfes Herz bedeckt mit Schaffellen Simrock Sprichw. 11788. Gregörie habest, geistelicher vater, wach und brich ab dinen släf, du wende daz in frömeder weide iht irre loufen diniu schäf: ez wahset junger wolve vil in tugentlicher wät Bruder Wernher MSHag. 2, 227^*. gelihsenheit die got verbot diu ist mit iu gekroenet, diu treit nu geistlich waete und wülvet üz des herzen dunst Frauenlob S. 147, 14 — 17. Der Grausame ist blutdürstig wie der Wolf. in winkeln, under henken, suochten sin mitten s werten, wände si sins tödes gerten, alsam der wolf der schäfe tuot; vor zorne tobet in der muot Iwein 1336 — 1380. sin hirte ist zeinem wolve worden under sinen schäfen Walther 33, 30. ein valscher nider der min leben strafe, der tuot gen mir alsam der wolf tuot gegen dem schäfe Meisener Altmeistergesangb. 44% 35. wie lange wiltu släfen? stant üf: ez schriet wäfen! Ceciljenlant, Calaber, Egipten, Kriechen klagen: des stuoles wolf stet vor des riches schäfen. Britanjen beitet diner kunst: wol üf, ez ruofet dir. 221 ziuch nü daz swert, Johannes (Papst), entbint den wolf des bannes. sol er des riches schäf nu von der weide jagen? daz rieh ist unbewart von vorht des mannes. Frauenlob S. 194, 1—12. Die Bösen nehmen die Sitten des Wolfes an. ich meine dich, Benjamin, du noch hast wolves sin, DIE MYTIIlsrilK llKDKI.TirNG DBS WOLFES. 421 den roup hzist du tVuo, den roup teilest dii oiicli 8pat<' is B'Ji, 26. die recken du niht liuzeii 8in weinten bitterliche, 8am tuten algoliche die in der reise waren. wer künde der gevjiren durch sine wolfliche site, der dii truren vermite? Lnnzelet 6850 — 6854. in schuf vil ubelen geniez des valschen munnes willekur, der e gewesen was dii vur, wunde in der tuvel sante. sin herze er daruf wante daz er lief als ein wnlf toben an den giiten Jacoben Passional 262, 82 — 88 Hahn. niohten siz geraten (wie gerne si daz rieten!) daz man guote fröide über al mueze hin, so infieze man sam die wolve sich gehun Herzog v. Anhalt MS. 1, 6^ swelch fürste nach dem keiser gät dem gliche als ern mit triuwe meine und uf in prüevet valschen rat, der hat sich zim in wolves wis gesellet Bruder Weniher MSHag. 2, 234^ wos wanit der künic,- wes? in dunket lihte und warnet des, daz wir wilde wolve sin Heinr. v. Freiberg Tristan 2037 — 2039. maneger ist als zageliaft daz er erschrecket, sweun er siht den fremden gast, als ein wilder wolf er blecket Mcisener Altmeistergesangb. 38*. ir bizent umb iuch als ein wolf Liedersaal 3, 121, 10. 333 Die leichtfertige Dirne, die lateinische lupa, ist wild wie der Wolf. ein wip darchliuhtec unde fin diu sich vor allem wandel hat gefriet und sich in st.nete wirde hat gozwiet, der sol man billich holder »in dann einem tumben riberlin, diu sich vor mannen noch vor wiben schämt und als ein wilder wolf ist ungezamt Winli MS. 2, 24*. die babylonsch hur dahindn steckt, 422 I^IE MYTHISCHE BEDEUTUNG DES AVOLFES. ihre wulfsklawen herfür reckt, die muss man ihr abhawen Volkslied von 1628 bei Soltau 1, 472. Tückische, wüthende Blicke werden wülvine blicke genannt: schon oben [S. 407] war von dem bedeutungsvollen Licht in den Augen des Wolfes die Rede. er (der Verräther Genelun) tete w^ulvine blicke Roland 51, 5. Stricker 2025. (Wolf hart) vil dicke wül vischen sach Dietleib 8941. ' vil wolflich schiebe blicke tet er gein der frien Martina, gotes amien Martina 162". des keisers muot der wart scharf, gein der megede er warf siniu ougen harte dicke in wolves schiehem blicke 183''. er sieht (sendet) ouch die wolflichen blicke Orendel (Augsb. 1512) 2687. die zornigen wolves blicke 1150. wizzent daz er sieht vil dicke die zormwolflichsten blicke 1162. In einem serbischen Volksliede heisst es Als Held Marko nun Zedren erreichte Und im Divan vor den Sultan hintrat, Blickten wildverworren seine Augen, Wie der Wolf, der hungrig waldumherschweift. Wolfsauge bedeutet noch heute eine raubgierige Gesinnung. 223 Auch die Geberden überhaupt heissen wölfisch, mit wulvinen gebairen reizetes algemeine den nit üf die vil reine Wernher Maria 189, 16. Ich muss noch den eigenthümlichen Ausdruck wolves zan erklären. Der Wolf hat den weiten, gähnenden, unersättlichen Rachen, womit er seine Beute verschlingen will, mit dem Teufel und der Hölle gemein (Deutsche Mythologie S. 948). Schon Lactantius (Symposium 2, 255 Dufresnoy) lässt den Wolf in einem Räthsel sagen: dentibus insanis ego sum qui vinco bidentes (Schafe) sanguineas praidas quserens victusque cruentos multa cum rabie: vocem quoque tollere possum. DIR MYTIIIHCIIK ItKDEirri'N«; DRS WOI.FES. 423 In dem Gedicht vüu lluliubrecht babeu die räuberischen Ge- sellen des bösartigen Jünglings bedeutungsvolle Nunien; unter diesen ist Wulfesguonie (WoÜ'srucheu), der den Leuten die Kleider vom Leib reisst. swie liop im ni Hin inuome sin base, 8in Kl)TL'N(J DEM WOLFE». 425 duz sie uilit tAten more der inegcde ungernachus. 8111 übel htTze bwucIu'Z gt'in der juncfrowcn bran. er ougte ir maiigen woifzan, als in) was gema-ze Martina 58", 15 — 20. owc 8 wem nu daz gezimt, daz er hie willuclichen ninit diz honecgifte maz daz der weite geinalet vaz mit untriuwen biutet. mit valschc sie hie triutet ir toubez ingesinde, den sie hie vil swinde ouget einen woifzan 215, 1 — 9. Auch in folgender Stelle wird der Wolfszahn gemeint sein, ich wjindez (das Glück) ha"te enblecket wilent gen mir sinen zan Lieders. 3. 539, 29. Wolfram verbindet noch den Begriff des Giftes mit dem Wolfszahn, gunorter lip, verfluochet man! ir truogt den eitei-wolfes zan, da diu galle in der triuwe an iu bekleip so niuwe Parzival 255, 13 — 16. Dnher spricht er auch von dem giftigen Zahn der Natter, der, wie der Wolfszahn, gleich einer Angel gekrümmt ist. ir veder angel, ir natern zani 316, 20. Ich habe nur eine Stelle bemerkt, wo der mit dem Wolf ver- 336 wandte Hund seine Stelle vertritt: ir wüetender hundes zan! Reinbot 4139. Bei einem Spruch Freidanks muss ich verweilen: swa ich weiz des wolves zant, da wil ich hfieten minor hant daz er mich iht verwunde; sin bizen swirt von gründe 137, 23 — 26. Wo ich den Wolf mit dem aufgesperrten Rachen und den scharfen Zähnen erblicke (wizzen heisst hier wie erkennen soviel als bemerken, sehen, dem lateinischen videre entsprechend, wo noch beide Begriffe, der sinnliche und abstracte, sehen und ein- sehen, zusammenfallen), womit er mich zu verschlingen droht. 426 I^IE MYTHISCHE BEDEUTUNG DES WOLFES. da will ich meine Hand behüten; denn diese packt er zuerst, und aus seinem Schlund ist keine Rettung, mit wolven niemen kan genesen 135, 14. Wie aber kann er seine Hand behüten, in Sicherheit bringen? Gewiss nicht dadurch, dass er sie etwa in das Gewand versteckt oder auf den Rücken hält: er kann bei der Begegnung mit dem Wolf nicht stehen bleiben; sonst ist er verloren, ihm bleibt nichts übrig als zu entfliehen. Der Spruch ist klar gedacht, sinnreich ausgedrückt und gestattet Anwendung auf mancherlei Zustände. Der Verfasser des stro- phischen Gedichts, der einen Theil seiner Sprüche aus Freidank entlehnte, hat einen Zusatz gemacht, der alles verdirbt, swä ich erkenne des wolves zant in mines friundes munde. Der falsche Freund sperrt im eigentlichen Sinne nicht den Rachen auf und weist nicht die Zähne; es kann also wolves zant hier nur die uneigentliche Bedeutung von Bosheit, Treulosigkeit haben, erkennen nur heissen in Erfahrung bringen, kennen lernen, percipere. Wie fügt sich aber: da wil ich hüeten miner hant, das dann auch uneigentlich müsste verstanden werden? Es könnte nur im Allgemeinen so viel heissen als: »da will ich mein Herz von dem Freund abwenden« , was sich aber von selbst versteht; es wäre ein matter und erzwungener' Sinn, der den ganzen Spruch zu einer Trivialität herabdrttckte. In der folgenden Zeit kommt Wolfeszahn selten vor; bei Luther und H. Sachs habe ich ihn nicht gefunden. Vielleicht geht darauf ein Ausdruck bei Ayrer (Historischer Processus juris 1604): den grossen Aaman, ein wolfmaulenden, drachen- schwanzigen, allwissenden margrafen 3, 6. Die Redensart einem 227 die Zähne weisen für drohen, ähnlich dem französischen avoir une dent contre quelqu'un, braucht nicht gerade auf den Wolfs- zahn zu gehen. Aber so nennt man einen langen, spitzen Zahn, woran auch Thiere zuweilen leiden: den pferden wächst oft binden an den kiefern ein unnatürlicher oder, besser zu sagen, ein schiefer zahn, den man in gemein den wolfszahn nennet, und weil (so lange) ihn das pferd hat, mag es nit wol essen Seuter Rossarznei (1599) 341. In der Schweiz heissen die Augen- oder Spitzzähne (dentes canini) Wolfszahn und Wölfeli DiK MYTIIl.SCME ÜKOKITINI. DKn \S»)MK>>. 427 bei Kindern ein hervorragendes Zähnchen Stnlder 2, 456. In- dessen ganz verschwunden ist das Wort auch nicht in seiner uneigentlichen Bedeutung. Hier nagt am Lorbeer guter That .Kein Neid mit seinem Wolfeezabn Gökiugk 3, 7. Vor dem Mann mit Kraft und List oder mit einem Wolfszahn und einem Fuchsschwanz hütet euch Klinger 11, 173. Der Zahn, welcher andere Thiere verletzt, verletzt den eigenen Gaumen, wenn überflüssige Länge und Spitze ihn' zum soge- nannten Wolfszahn umgewandelt. J. Paul 6, 105. Nicht oft worden im Mittelalter andere Thiere mit dem Menschen verglichen und ihre Eigenschaften auf ihn übertragen, am ersten noch der mit dem Wolf verwandte Hund oder Fuchs. Der Gegensatz ruft sie wohl hervor; wir haben gesehen, dass in diesem Sinne, meist die biblischen Redensarten, das Schaf einen gutartigen, sanften Menschen bezeichnet. Dahin gehört auch swer under wolven schäf ist Freidank G7, 27. Und noch Logau sagt böse leute mögen trotzen, fromme Christen stille leben: Schafes wolle kumnit in himmel, wolfes locken nur daneben 2. 1, 17. Noch einige kann ich anführen, [VValther], Reinmar, der Schriber, Biterolf bunt gense wiin, so si den wolf erkennent (erblicken) und weint üz den ziunen gän Wartburger Krieg 19, 13 — 16 Simrock. des muots ein leu, der raeze ein wolf Helbing 15, 538. Die mythischen Beziehungen auf den Wolf erhielten sich bis in das 13. Jahrhundert lebendig; von da blieben nur in Sprichwörtern einzelne Spuren zurück. Im Wolfsgesang, einer 228 satirischen Schrift auf die Geistlichkeit aus der Reformationszeit (Schade Satiren und Pasquille 3, 11 — 13), werden umständlich die bösen Eigenschaften des Wolfs aufgezählt, aber keine, die seine mythische Natur bezeichnet. Wilhelm Grimm. 428 DIE SAGE VON POLYPIIEM. DIE SAGE VON POLYPHEM. (Gelesen in der Akademie der "Wissenschaften am 2. April 1857.) Abhandlungen der KÖnigl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin (phil.-hist. Klasse). 4". 1857. S. 1— 30. 1 Alt und weitverbreitet ist die Sage von dem einäugigen Kyklopen, den Odysseus überlistet und blendet; nicht bloss das alte Griechenland hat sie gekannt, auch in Persien und in der Tartarei war sie einheimisch: noch heute wird sie in weit ab- liegenden Ländern erzählt, bei den Serbiern wie bei den Ru- mänen in Siebenbürgen, bei den Esthen, Finnen, in den nor- wegischen Bergen, auch in Deutschland. Sie scheint mir vor anderen geeignet, ein Beispiel von der Verbreitung und Fort- dauer dichterischer Überlieferung zu geben und die Vergleichung der verschiedenen Auffassungen einen tieferen Blick in die Natur und Eigenthümlichkeit derselben zu gewähren. Die .Sage ver- hüllt schon da, wo sie zuerst hervortritt, ihren Ursprung und lässt eine frühere Gestaltung ahnen: sie bricht in fernen Him- melsstrichen hervor, geht durch Jahrhunderte hin, verschwindet und taucht in ungeminderter Kraft wieder auf. Abhängig von dem Boden, in welchem sie Wurzel geschlagen hat, wan- delt sie Farbe und Gestalt, dehnt sich aus oder zieht sich zu- sammen: immer aber leuchtet bei diesen Umwandelungen die gemeinsame Grundlage durch. Vorangehen müssen die Darstellungen, die wir bei den verschiedenen Völkern finden. 1. Homer erzählt in dem neunten Buch der Odyssee die Abenteuer des Helden auf Trinacria, wo die Kyklopen hausen. Von einer benachbarten Insel fährt er mit seinen Genossen dahin und lässt die elf übrigen Schiffe zurück. Als sie gelandet sind, erbhcken sie eine Felsenhöhle, die mit DIE SAGE VON rOLYI'IIKM. 429 Steinen, Fichten und Eichen eingehegt ist. Polyphem, ein nicht Menschen, sondern einem Felsengehirg Ähnliches Ungeheuer, wohnt darin. Odysseus wilhlt /wAlf seiner Gefährten aus und heisst die übrigen bei dem Sclüft" bleiben. Dann geht er mit einem gefüllten Weinschluuch und einem Korb voll Speise in die Höhle. Der Kyklop ist nicht daheim, sondern mit der Herde auf die Weide gezogen. Mit Kilse gefüllte Körbe stehen darin : Lämmer und Zicklein sind in verschiedene Ställe ge- 2 sperrt. Odysseus wird von seinen Geführten dringend gebeten, die Käse zu nehmen und die Thiere nach dem SchiflFe wegzu- treiben, dann aber zu entfliehen. Er hört nicht darauf: er will das Ungeheuer sehen und ein Gastgeschenk von ihm empfangen. Sie zünden Feuer an, geniessen von den Käsen und warten auf den Kyklopen. Er kommt jetzt, die Herde heimtreibend und eine mächtige Ladung trockenes Scheiterholzes tragend, die er mit furchtbarem Krachen zur Erde wirft. Die Fremdlinge, voll Angst, entfliehen in den Winkel der Höhle. Polyphem lässt Widder und Böcke in dem Gehege des Vorhofs und treibt die Thiere, welche er melken will, herein. Dann schwingt er ein gewaltiges Felsstück, das zweiundzwanzig Wagen nicht fort^ bewegt hätten, vor den Eingang. Nachdem er Schafe und Ziegen gemelkt und die Hälfte der Milch genossen hat, zündet er Feuer an und erblickt die Fremden. »Wer seid ihr?« fragt er, »und weshalb durchschiÖl ihr das Meer?« Alle erschrecken über das rauhe Gebrüll; doch Odysseus antwortet, sie seien von Trojas Gestade umherirrende Achaier, bittet, er möge ein Gastgeschenk reichen, und ermahnt ihn, die Götter zu scheuen und den die Fremdlinge rächenden Zeus. »Thörichter«, er- widert Polyphem, »wir, die wir trefflicher sind, wir achten nicht Zeus und die heiligen Götter. Dich und deine Freunde verschone ich nur, wenn es mein Wille ist.« Dann fragt er den Odysseus, wo sein Schifi' liege, aber der Listige erwidert, das Schiff sei nicht fern von diesem Gestade an den Klippen zerschellt, und er allein sei mit diesen Gefährten dem Verderben entronnen. Der Kyklop packt zwei von den Fremdlingen, zer- hackt sie und verzehrt sie als Nachtkost. Dann streckt er sich zwischen die Herde zum Schlaf. Odysseus kann ihm jetzt das 430 DIE SAGE VON POLYPHEM. Schwert durch die Brust stossen, aber ihn hält die Betrachtung zurück, dass er und seine Gefährten nicht im Stande sind, den Fels vor dem Eingang wegzuräumen. Als am folgenden Mor- gen der Kyklop abermals zwei von den Fremdlingen verzehrt hat, hebt er das Felsstück von dem Eingang ohne Mühe weg, treibt die Herde hinaus und setzt es wieder vor, so dass die Fremdlinge in der Höhle eingeschlossen bleiben. Odysseus bemerkt eine Keule von grünem Olivenholz, lang und dick, wie der Mast eines zwanzigrudrigen SchiiSes: der Kyklop wollte sie, wenn sie ausgedörrt war, mit sich tragen.. Odysseus haut sie zurecht, und die Gefährten glätten sie. Nach- dem er sie gespitzt und im Feuer gehärtet hat, birgt er sie im Mist. Vier der Gefährten werden durch das Loos bestimmt, welche helfen sollen, dem Ungeheuer, wenn es schläft, den Pfahl im Auge herumzudrehen. 8 Abends kehrt der Kyklop wieder mit der Herde zurück: diesmal treibt er sämmtliche Ziegen und Schafe in die Höhle und verschliesst sie. Abermals verzehrt er zwei von den Fremd- lingen, da nähert sich Odysseus schmeichelnd mit einer hölzernen Kanne voll des köstlichen Weines, die der Kyklop mit Ent- zücken leert. Er verlangt einen zweiten Trunk und verheisst ein Gastgeschenk dafür. Dreimal füllt ihm Odysseus das Ge- fäss. Als der Wein dem Kyklopen die Sinne umwölkt, sagt ihm der Listige, er heisse Niemand, und verlangt das ver- sprochene Gastgeschenk. »Den Niemand verzehre ich zuletzt, und das soll das Gastgeschenk sein«, erwidert der Kyklop, taumelt und fällt in Schlaf. Jetzt wird der Olivenpfahl im Feuer angebrannt und die glühende Spitze dem Ungeheuer ins Auge gestossen, während Odysseus den Stamm herumdreht. Wimpern und Brauen werden versengt, und das Blut quillt aus dem zerstörten Auge. Furchtbar brüllt Polyphem, und die Thäter springen zurück. Er reisst den Pfahl aus dem Auge, schleudert ihn fort und ruft mit Zetergeschrei die rings umher- wohnenden Kyklopen. Sie eilen herbei und um die Höhle stehend fragen sie, warum er sie in der Nacht mit seinem Ge- schrei aus dem Schlummer geweckt, ob ein Sterblicher ihm die Herden geraubt oder ihn habe tödten wollen. »Niemand«, ant- DIE SAGE VON I'OLYPIIEM. 431 wortet er, »hat mich arglistig tfidten wollen, Niemand hat Ge- walt an mir geübt.« »Hat keiner Gewalt an dir geübt, ist es Krankheit, so kann sie durch kein Mittel abgewendet werden«, erwidern sie und entfernen sich. Odysseus freut sich, dass sie durch seinen Namen sind getäuscht worden. Der Blinde, stöhnend vor Schmerz, tappt mit den Händen umher und hebt den Fels von dem Eingang hinweg. Dann setzt er sich in die Pforte und streckt die Hände aus, um den, der sich etwa unter den Schafen durchschleichen will, festzu- halten. Odysseus ersinnt eine List, er bindet mit Ruthen drei "Widder zusammen, so dass der mittlere einen Mann trägt; für sich wählt er den grössten, über die anderen ragenden aus, wälzt sich unter dessen wolligen Bauch und hält sich mit den Händen an sein flockiges Vliess. Als der Tag anbricht, ent- springen die Widder auf die Weide. Polyphem sitzt und be- tastet die Rücken der Thiere, sowie sie zu der Öffnung aufwärts steigen: er ahnet in seiner Dummheit nicht, dass unter ihrer Brust Männer angebunden sind und hinausgetragen werden. Langsam wandelt zuletzt der Bock, der den Odysseus trägt, zu der Felsenpforte. Polyphem betastet auch diesen imd fragt, warum er, der sonst beim Aus- und Eingang der Vorderste gewesen, heute hinter den Übrigen liertrabe. »Konntest du 4 doch sprechen« , fügt er hinzu, »und mir sagen, wo Niemand sich verbirgt, damit ich ihn zerschmetterte und sein Gehirn in der Höhle umherspritzte.« Damit entlässt er das Thier. Als Odysseus ein wenig von der Felsenhöhle und dem Vor- hof entfernt ist, macht er sich von dem Widder frei und löst dann seine Gefährten. Er eilt mit ihnen zu dem Schiff, wo sie von den Zurückgebliebenen mit Freude empfangen werden. So- bald die Thiere auf das Schiff gebracht sind, stossen sie ab. In der Entfernung eines lauten Rufes sendet Odysseus dem Kyklopen kränkende Worte zu. Dieser ergrimmt und wirft ihm ein Felsstück nach, das zwar das Schiff nicht trifft, aber durch die Bewegung des Wassers dem Ufer wieder zutreibt. Als sie doppelte Weite gewonnen haben, lässt sich Odysseus nicht von den Gefährten abhalten, nochmals dem Kyklopen zu- zurufen, ihn habe Odysseus, Laertes' Sohn, der Städteverwüster, 432 DIE SAGE VON POLYPHEM. geblendet. Heulend erwidert Polyphem: »Wehe! Jetzt triflPt eine alte Verkündigung ein: mir ward geweissagt, ich sollte durch* Odysseus' Hände des Lichtes beraubt werden. Ich er- wartete einen grossen und stattlichen Mann, und ein elender Wicht hat mich, den vom Wein bewältigten, geblendet.« Dann lädt er den Helden ein, zu ihm zu kommen, damit er ihn als Gast bewirthe und ihm von Poseidon ein Geleit erflehe, dessen Sohn er sei, und der ihn, wenn es ihm gefalle, auch heilen werde. Odysseus erwidert, auch Poseidon werde ihm das Auge nicht wieder geben. Jetzt streckt Polyphem die Hände gen Himmel und fleht zu Poseidon, seinem Vater, dass Odysseus nicht wieder heimkehre oder doch spät, elend, ohne Genossen auf fremdem Schiflfe, Unglück im Hause findend. Zum zweiten Mal wirft er dem Odysseus ein noch grösseres Felsstück nach, das zwar das Schiff" nicht trifft, aber nahe dabei niederfallend es vorwärts zu der Insel treibt, wo die anderen Schiffe ver- weilen und die Freunde besorgt sie erwarten. Die Herde Poly- phems wird gleich vertheilt; nur Odysseus erhält den Widder voraus, den er dem Ordner der Welt weiht. Aber Zeus ver- schmäht das Opfer. 2. Zwischen die Jahre 1184 — 1212 fällt ein lateinisches Werk, das den Mönch Johann, der in der zum Bisthum Nancy gehörigen Abtei Haute -Seille (Haute- Selve Alta Silva) lebte, zum Verfasser hat und den Titel führt: Historia 'septem sa- pientum. Bald hernach (zwischen 1222 — 1228) übersetzte ein gewisser Herbers in französische Verse unter dem Titel: Li romans de Dolopathos. Man hat es bisher, durch die Ähnlich- keit des Titels verleitet, für eins gehalten mit den orientalischen ß Erzählungen der sieben weisen Meister. Der Dolopathos, den man nur aus Auszügen und einzelnen Stücken kannte, ist eben (Paris 1856) vollständig von Charles Brunet und Anatole de Montaiglon herausgegeben, und es zeigt sich, dass das franzö- siche Gedicht mit jenem orientalischen Werk nur drei Stücke geraein hat und sonst völlig verschieden ist. Die lateinische Erzählung des Johann, von weicher Martene noch die Hand- schrift in Händen hatte, ist gegenwärtig verloren. Seine Quelle ist nicht bekannt, da er aber nach orientalischer Weise die Er- DIB HAGE VON I'OLYFHEM. 438 Zählung llusserlich verknüpft hat, 8o igt Montaiglon geneigt, als sein Vorbild ein /weite« Werk von dein Verfasser der sieben weisen Meister, wofür mau einen gewissen Sendabad oder Sen- dubar hält, anzunehmen. Von einem solchen zweiten Werk weiss man aber sonst nichts, imd mir ist es viel wahrschein- licher, dass Johann aus verschiedenen Quellen seine Erzählungen geschöpft und nur, die Orientalen nachahmend, den äusseren Rahmen und zwar ganz oberflächlich zugefügt hat. Als Bei- spiel dient die Sage vom Schwanritter, die (Dolopathos S. 317) ganz märchenhaft erzählt wird und gewiss nicht orientalischen Ursprungs ist. Uns kommt es hier nur auf die Sage vom Polyphem an, die wir in eigenthümlicher Auffassung (S. 284-297) darin finden. Woher sie auch Johann mag genommen haben, ihrem Ursprung nach beruht sie ohne Zweifel auf lebendiger Überlieferung und enthält in keinem Falle eine absichtliche Umbildung der homerischen Erzählung; möglich, dass er eine deutsche Sage vernahm. Es trifft sich glücklich, dass eine deutsche Übersetzung davon in einer Handschrift des fünfzehnten Jahrhunderts aufgefunden und von Haupt in den Altdeutschen Blättern (1, S. 119 — 127) bekannt gemacht ist. Da ihr wahr- scheinlich das lateinische Buch des Johann zu Grunde liegt, nicht das altfranzösische Gedicht, so gebe ich danach den In- halt an und füge nur einige genauere Bestimmungen aus dem Dolopathos hinzu, der keine wesentliche Abweichung enthält. Ein landkundiger und verschlagener Räuber, Herr und An- führer einer Bande, die in Wäldern und Bergschluchten haust, vernimmt, dass in einem wilden Wald, zwanzig Meilen von Menschen entfernt, ein Riese wohne, der Gold und Silber in Menge besitze. Er wählt hundert seiner Gesellen aus und zieht mit ihnen unter grossen Beschwerden dorthin. Als sie an- kommen, finden sie den Riesen nicht daheim, und, froh darüber, packen sie Gold, soviel sie tragen können, auf und wollen sich wieder auf den Heimweg machen. Aber unversehens kommt der Riese mit neun anderen Seinesgleichen. Sie ergreifen die Fremdlinge und vertheilen sie unter sich, so dass jeder zehn von ihnen empfängt. Der Anführer wird dem Riesen zu Theil, 6 dessen Schätze man weggenommen hatte. Der Riese bindet \v. (;kimm. KI.. sciiRUTES. IV. t?8 434 DIE SAGE VON POLYPHEM. ihm und den neun anderen die Hände auf den Rücken und treibt sie wie Schafe in seine Berghöhle. Sie bieten reichliches Lösegeld, aber er braucht ihre Schätze nicht und will ihr Fleisch verzehren. Alsbald ergreift er den Fettesten, zerhackt ihn und siedet ihn in einem Kessel voll Wasser. So frisst er nach und nach die neune und zwingt den Anführer, mit zu essen. An diesen, weil er der Magerste ist, soll zuletzt die Reihe kommen. Er sinnt eine List aus und spricht zu dem Riesen: »Ich sehe, du hast böse Augen und ein schlechtes Ge- sicht: ich verstehe mich darauf, sie zu heilen, und will dir helfen, wenn du mir das Leben lassen willst«. Der Riese sagt ihm das zu und gibt ihm, was er nöthig hat. Der Räuber giesst ein Fass Ol in einen Kessel, mengt Schwefel, Pech, Salz^ Arsenik und andere verderbliche Dinge hinein und stellt ihn ans Feuer, als wolle er ein Pflaster bereiten. Als das Öl siedet^ heisst er den Riesen sich niederlegen und giesst alles, was der Kessel enthält, ihm über Augen, Hals und Leib, so dass er das Gesicht völlig verliert und die Haut am ganzen Leib ver- brennt und zusammenschrumpft. Der Riese fährt in die Höhe, wirft sich wieder zur Erde, wälzt sich hin und her und schreit und brüllt entsetzlich wie ein Löwe oder Ochse, dann springt er in seiner Wuth wieder auf, ergreift eine mächtige Keule, und im Haus hin und her rennend schlägt er auf die Erde und wider die Wand, sucht den Räuber in allen Winkeln und denkt ihn zu treffen. Dieser kann nicht entfliehen, da die hohen Mauern des Hauses keinen anderen Ausgang haben, als eine Thüre, die mit eisernen Riegeln verschlossen ist. Er weiss sich endlich nicht anders zu helfen, als dass er auf einer Leiter bis zum Dach steigt und sich mit beiden Händen an den Hahnen- balken hängt (a un des chevrons me getai Dolopathos 8428). Er hängt da einen Tag und eine Nacht. Als er es nicht länger auszuhalten vermag, steigt er wieder herab und mischt sich unter die Schafe (deren er tausend und mehr hatte Dolop. 8441). Da gilt's behende zu sein: mit den Thieren läuft er zwischen den Beinen des Riesen hindurch, ohne dass dieser es gewahr wird. Endlich findet er in der Ecke die Haut eines Widders liegen und schlüpft so geschickt hinein, dass die Hörner gerade DIE SAGE VON POLYPIIEM. 435 auf seinen Kopf zu Htclicn kommen. Der KieK<* läset die Schafe, wenn sie auf die Weide gehen sollen, durch seine Beine laufen, zählt sie, und das fetteste Thier packt er und hält seine Mahl- zeit damit. Der Räuber in der Widderhaut will sich durch- drängen, aber der Riese greift ihn, und als er fflhlt, dass er schwerer ist als die übrigen, spric^ht er: >du bist feist, du sollst 7 heute meinen Bauch füllen«. Der Widder thut einen Satz und entspringt seinen Händen. Der Riese greift ihn abermals, und der Widder entspringt aufs Neue. So geht es siebenmal. Da rufl der Riese zornig: »lauf hin, die Wölfe mögen dich fressen t. Als er draussen ist, wirft er die Widderhaut ab, ruft ihm zu, dass er ihm entkommen sei, und höhnt ihn. Der Riese spricht: »es ziemt sich nicht, dass ein so kluger und behender Mann ohne Gabe bleiben sollte«, und gibt ihm einen goldenen Ring, den er vom Finger gezogen hatte. Etwas bestimmter im Dolopathos. Der Riese sagt: »ich besitze grosse Schätze«, zieht den Goldring vom Finger und wirft ihn vor den Flüchtling auf die Erde. Er war vier, nach einer anderen Handschrift dreissig Bisante werth. Als ihn der Räuber erblickt, empfindet er grosses Verlangen danach. Er steckt ihn an, weiss aber nicht dass ein Zauber darin liegt: von dem Augenblick an muss er ohne zu wollen unaufhörlich rufen: »hier bin ich! hier bin ich!« Der Riese, der auf die Weise immer erfthrt, wo sein Feind ist, läuft ihm in dem Walde nach. Da er blind ist, rennt er jeden Augenblick wider einen Ast oder einen Baum imd fallt zur Erde, erhebt sich aber gleich wieder, und mit seinen grossen Schritten holt er doch seinen Feind ein. Schon ist er ihm ganz nahe, da merkt dieser, dass der Ring die Ur- sache seines Geschreies ist. Er will ihn abziehen, vermag es aber nicht: es bleibt ihm nichts übrig, als ihn mit seinen Zähnen abzubeissen. In dem Augenblick hört das Rufen auf, und er entläuft dem Riesen. Es werden noch andere Abenteuer angefligt, welche die wilde Natur des Riesen treflflich schildern. 3. Weitab liegt die Sage, die sich bei den Oghuziern findet, einem tatarisch-türkischen Volk, das schon frühe in der Geschichte auftritt, und dessen Sprache eine gleiche Mischung zeigt. Ein darin abgefasstes, einem Dode Korkud oder Korkud 28* 436 I>IE SAGE VON POLYPHEM. Ata beigelegtes Werk enthält zwölf Erzählungen aus der Ge- schichte der Oghuzier, die in verschiedene Zeiten fallen. In dem Eingang wird Korkud nahe an die Zeit Muhameds gerückt und von ihm gesagt, er habe von dem erhabenen Gott Ein- gebungen empfangen, ohne seinen Rath habe man nichts ge- than und nach seinen Worten immer gehandelt. Dass Korkud eine mythische Person war und mündliche Überlieferungen seiner Sammlung zu Grund lagen, kann man mit ziemlicher Sicherheit annehmen. Über das Alter derselben lässt sich nichts mit Gewissheit sagen. Diez ist der Meinung, dass es weit über die Entstehung der osmanischen Dynastie hinausreiche, obgleich Beziehungen darauf in dem Buch vorkommen. Vielleicht ge- ; hört diese Abfassung in das dreizehnte oder vierzehnte Jahr- hundert. Die achte Erzählung mit der Überschrift »Wie Bissat den Depe Ghöz getödtet hat« ist von Diez aus einer Hand- schrift herausgegeben (Der neuentdeckte oghuzische Cyklop verglichen mit dem homerischen, 1815) und beschäftigt uns hier allein. Depe Ghöz, das heisst Scheitelauge, ist der Sohn eines halbgöttlichen Wesen, den Schwanenjungfrauen der deutschen Mythe vergleichbar, das ein oghuzischer Hirte an einer Quelle, wie es scheint im Bade, überrascht und bewältigt hat. Die Erzeugung des Depe Ghöz bringt, wie die Jungfrau beim Weg- fliegen verkündigt, den Oghuziern Verderben. Er kommt unter seltsamen und widernatürlichen Umständen ins Leben und hat eine menschliche Gestalt, aber ein Auge auf dem Scheitel. Der Chan Aruz bringt ihn in seine Wohnung: der Amme, die ihn an ihre Brust legt, nimmt er schon beim dritten Zug das Leben. Als Knabe misshandelt er seine Gespielen auf das Grausamste. Aruz jagt ihn fort; da kommt seine göttliche Mutter, steckt ihm einen Ring an den Finger und spricht: »Kein Pfeil soll an dir haften und kein Schwert deinen Leib verletzen«. Er wohnt jetzt auf einem Berg in einer Felsenhöhle als Strassenräuber. Er fängt Menschen und verzehrt sie. Man schickt Leute gegen ihn aus, aber vergeblich: er ist unverwundbar. Bald beginnt er auch die Oghuzier, obgleich er durch seinen Vater von ihnen abstammt, wegzuholen und zu verzehren. Sie ziehen gegen ihn DIE RAGE VON POLYPIIEM. 487 aus, aber er schleudert einen aus der Erde gerissenen Baum auf sie und tödtet damit fünfzig oder sechszig. Keiner kann vor ihm bestehen, und siebenmal werden sie von ihm in die Fhicht gejagt. Da senden sie einen aus ihrer Mitte zu ihm, um einen Vertrag ab/uschliessen. Der Riese fordert täglich zwölf Menschen zu seiner Nahrung. »Auf diese Weise,« er- widern sie ihm, »würdest du bald unser Volk aufreiben: wir wollen dir täglich zwei Menschen und fünfhundert Schafe geben*. Depo Ghöz verlangt noch zwei Diener, die ihm seine Speise braten sollen. Unter diesen Bedingungen wird der Vertrag abgeschlossen. Wer vier, drei oder zwei Söhne hatte, gab einen her. Es trägt sich zu, dass ein Mann, der schon einen seiner Söhne geliefert hat, als die Reihe wiederum an ihn kommt, auch noch den zweiten , den einzigen Sohn , der ihm übrig ist, hingeben soll. Bissat, der Sohn des Chan Aruz, in seiner Jugend von Löwen genährt, ist eben von einem Streifzug zu- rückgekommen. Die alte Mutter des Jünglings, der dem Depe Ghöz soll geliefert werden, begibt sich zu Bissat in der Hoff- nung, dass er ihr einen Gefangenen schenken werde, den sie 9 an der Stelle ihres Sohnes dem Riesen geben könne. Bissat sitzt hinter seinem .goldenen Zeltschirm, als die Frau kommt. Sie erzählt die Gräuelthaten des unverwundbaren Riesen, der Bissats eigenen Bruder umgebracht hat, und klagt ihm ihre Noth. Des Helden dunkle Augen füllen sich mit Thränen. »Die Zelte meines Bruders,« sagt er, ^hat der Wütherich nieder- gerissen, seine besten Pferde weggeführt, seine stärksten Kameele weggeschleppt, seine eingepferchten Schafe getödtet; er soll sterben. Meinen graubärtigen Vater hat er um den Sohn, meinen Bruder, weinen gemacht, meine Mutter mit dem weissen Angesicht hat er in Trauer versetzt: er soll sterben. Dieser Bruder war erhabener als die gegenüberliegenden schwarzen Berge, der schöne, beredte Bruder, er war der trefflichste meines Geschlechts; dieser Bruder war die Kraft meines Leibes: von diesem Bruder, dem Licht meiner dunkeln Angen, bin ich getrennt worden«. Er weint heftig, als er dieses spricht, und gibt der Frau einen Gefangenen, damit sie ihren Sohn befreie. 438 DIE SAGE VON POLYPHEM. Bissat geht in das Gezelt seines Vaters und seiner Mutter, die ihn voll Freude empfangen. Die übrigen Fürsten von Oghuz versammeln sich zu einem Gelag, und Bissat verkündet seinen Entschluss, den Riesen aufzusuchen. Die Fürsten haben selbst schon den Versuch gemacht, aber vergeblich. Sie rathen ihm ab: »Lass deinen graubärtigen Vater nicht weinen, mache nicht, dass deine weisse Mutter Runzeln bekommt.« Aruz selbst räth ab. »Sollen die Deinigen verlassen stehn?« sagt er zu ihm. Bissat hört auf niemand. Er greift eine Handvoll zweischneidige Pfeile und steckt sie in seinen Gürtel: er bindet sein Schwertgehenk um, wirft den Bogen über die Schulter und schürzt sein Kleid auf. Als er seinem Vater und seiner Mutter die Hand geküsst und Abschied genommen hat, geht er fort. Der Held kommt an den Felsen, wo Depe Ghöz die Men- schen verzehrt. Der Riese sitzt da, hat den Rücken gegen die Sonne gekehrt und ist allein. Bissat zieht einen Pfeil aus dem Gürtel und schiesst ihn auf die Brust des Ungeheuers, aber er dringt nicht ein und bricht in Stücke: ebenso geht's bei dem zweiten. Depe Ghöz spricht zu seinen Dienern: »Eine Fliege hat mir Verdruss gemacht«. Bissat sendet den dritten Pfeil; auch dieser zerbricht, und ein Stück davon fällt vor dem Riesen nieder. Jetzt springt er auf und erblickt den Helden. »Wieder- um stellen mir die Oghuzier nach«, spricht er zu den Dienern; dann geht er langsam hin, packt ihn an der Kehle und trägt 10 ihn zu seiner Lagerstätte. Hier steckt er ihn in seinen Stiefel, der von einer Ochsenhaut gemacht ist. Er spricht zu den Die- nern: »Diesen will ich zur Abendmahlzeit am Spiess braten«, und schläft wieder ein. Bissat hat ein Messer bei sich, schlitzt damit die Ochsenhaut auf und tritt heraus. Er fragt die Diener, wie er den Riesen tödten könne. »Wir wissen es nicht,« ant- worten sie; »er hat an keiner Stelle seines Leibes Fleisch ausser an den Augen«. Bissat geht zu dem Haupt des Schlafenden, hebt das Augenlid auf und sieht, dass das Auge von Fleisch ist. Er heisst die Diener das Schlachtmesser in das Feuer legen. Als es glüht, stösst er es in das Auge des Ungeheuers, so dass es ganz und gar vernichtet wird. Depe Ghöz brüllt, I DIB HAGE VON IH)LYI'IIEM. 439 dass üorfTe und FeUen widerballen. Bissat entspringt und ftUt iu die Höhle unter die Suhal'e. Dep^ Ghöz merkt, dass Bissat in der Höhle ist. Er setzt sich in die ThQre, stemmt die FOsse auf die beiden Seiten der- selben und ruft: >Mein (ilück soll untergehen; kommt, kleine Widder, einer nach dem anderen«. Jeden, der kommt, fasst er am Kopf. Bissat hatte einen Widder niedergeworfen, ge- schlachtet und ihm das Fell abgezogen, doch Kopf und Schwanz daran gelassen. Jetzt steckt er sich iu die Haut und nfihert sich dem Kiesen. Dieser merkt, wer es ist, und spricht: »Du hast gewusst, dass ich durch mein Gesicht umkommen soll: ich will dich an die Felsen wand Schlagen«. Bissat gibt ihm den Kopf des Widders in die Hand, uud als der Kiese eins der Hörner fasst und in die Höhe hebt, bleibt das Fell zurück, und Bissat springt zwischen den Beinen des Kiesen hinaus. Depe Ghöz wirft das Hörn zur Erde und fragt: »Bbt du befreit?« Bissat antwortet: »Mein Gott hat mich befreit«. Depe Ghöz reicht dem Bissat einen King und sagt: »Stecke ihn an deinen Finger, so kann Pfeil und Schwert dich nicht mehr verletzen«. Bissat steckt ihn an. Der Kiese geht auf ihn los und will ihn mit einem Messer verwunden. Bissat ent- springt und bemerkt, dass der King wieder unter den Füssen des Kiesen liegt. Dieser fragt abermals: »Bist du befreit?« Bissat antwortet: »Mein Gott hat mich befreit«. Depe Ghöz spricht zu Bissat: »In jenem Gewölbe liegen meine Schätze, geh hin, damit sie die Diener nicht nehmen; sie haben es versiegelt«. Der Held geht hin und sieht, dass Gold und Silber darin aufgehäuft liegt. Über das Anschauen der Schatze vergisst er sich selbst. Depe Ghöz fasst die Thüre des Gewölbes und spricht: »Ich werde einen solchen Schlag thun, dass du mit dem Gewölbe sollst vernichtet werden«. Bissat ruft Gott an ; das Gewölbe zerreisst und sieben Thüren n öfl'nen sich: durch eine geht Bissat heraus. Depe Ghöz steckt die Hand ins Gewölbe und sprengt es, so dass es zusammen- stürzt. Er fragt wieder: »Bist du gerettet?« Bissat erwidert: »Mein Gott hat mich errettet«. Depe Ghöz spricht: »Für dich gibt es keinen Tod«. 440 I^Iß SAGE VON POLYPHEM. Hierauf sagt der Riese: »Dort in der anderen Höhle be- finden sich zwei Schwerter; das eine ist blutig, das andere rein: mit dem blutlosen haue mir den Kopf ab«. Bissat tritt in die Höhle, bemerkt aber, dass kein Schwert ohne Blut darin liegt. Er wagt nicht, das blutige anzugreifen, zieht sein eigenes Schwert heraus und hält es daran: es zerspringt in zwei Stücke. Er nimmt seinen Bogen; das blutige Schwert zerschlägt den Bogen und die daran hängende Kette; es fällt auf die Erde in den Schlamm. Bissat steckt sein eigenes Schwert in die Scheide, hebt es damit herauf und geht zurück. Depe Ghöz spricht: »Bist du noch nicht todt?« Bissat antwortet: »Mein Gott hat mich befreit«. Der Riese ruft wieder: »Für dich gibt es keinen Tod«. Depe Ghöz schreit und jammert über sein verlorenes Auge. Er fragt den jungen Helden nach seiner Heimath, nach dem Namen von Vater und Mutter, nach seinem eigenen Namen. Bissat antwortet: »Im Süden ist meine Heimath; der Name meines Vaters ist 'den man nicht von hinten greifen kann', der Name meiner Mutter 'Tochter des Kyghan Aslan': ich heisse Bissat, Sohn des Aruz«. Depe Ghöz bittet um sein Leben, aber Bissat wirft ihm vor, dass er seinen Vater und seine Mutter in Leid versetzt, seinen Bruder Kyjan umgebracht, dessen Frau zur Wittwe, dessen Kinder zu Waisen gemacht habe. Er fügt hinzu: »Ich werde nicht ablassen, bis der schwarze Stahl meines Schwerts dein hässliches, verwegenes Haupt abgehauen, bis es dein farbiges Blut auf die Erde ver- gossen und für meines Bruders Blut Rache genommen hat«. Depe Ghöz droht: »Treibe mich von meiner Stelle, ich werde fest stehen. Mit den übrigen Fürsten von Oghuz werde ich meinen Bund brechen, ihre tapferen Söhne werde ich tödten: ich werde mich wieder mit Menschenfleisch sättigen. Verjage mich, ich werde in mein Felsenschlachthaus gehen. Ich werde schwere Steine werfen und auf die Köpfe fallen lassen. Du hast mich von dem blauen Auge getrennt, Jüngling; möge der Allmächtige dich vom süssen Leben trennen«. Er rühmt sich, wie viel graubärtige Alte, wie viel weisse Frauen er (durch 12 den Tod der Söhne und Männer) weinen gemacht, wie viel DIE HAGE VON POLYI'HEM. 441 Jünglinge er verzehrt habe. Dann beginnt er von neuem Ober das verlorene Auge zu klagen. Unwillig tritt Bissat hervor, heisst den Dep6 Ghöz wie ein Kameel niedcrknieen und haut ihm mit dem weggenommenen Schwert den Kopf ab, durchbohrt diesen und hängt ihn an eine Bogensehne. Dann schickt er die beiden Diener, um den Oghuziern und seinem Vater von der Besiegung des Riesen Nachricht zu bringen. 4. Von den Reisen Sindbads kennt man nur den arabischen Text, den Laugles mit einer wörtlichen Übersetzung bekannt gemacht hat (Les voyages de Sindbdd le marin 1814); er glaubt aber, die Quelle sei eine altperöische gewesen. Sindbad erzählt die Abenteuer seiner dritten Reise. Das Schifl* wird durch Sturm an eine Insel verschlagen, die von afieuartigen, nur vier Spannen langen Zwergen bewohnt ist. Sie bemächtigen sich des Schiffs und lassen die Mannschaft ans Land steigen. Sindbad und seine Gefiihrten wandern auf der Insel umher und nähren sich von Kräutern. Sie gelangen end- lich zu einem grossen Schloss, öffnen die beiden Thore von Ebenholz und treten in eine grosse Halle, die vom eine Er- höhung hat. Sie erblicken die Überreste einer Küche, Feuer, Knochen, grosse eisprne Bratspiesse, was sie alles in Schrecken setzt. Die Sonne will eben untergehen, als plötzlich die Erde erzittert und durch das Thor ein schwarzer Manu eintritt, gross wie ein Palmbaum, dessen Augen wie brennende Kohlen leuchten. Seine Hundszähne sind grossen Spiessen ähnlich, sein Mund ist breiter als das Maul eines Kameeis, seine Ohren hängen wie Elephantenohren auf den Schultern, seine Nägel gleichen den Klauen der Thiere. Die unglücklichen Seefahrer fallen, vom Schrecken überwältigt, besinnungslos zur Erde, einer auf den anderen. Der Riese setzt sich auf die Erhöhung nieder, erhebt sich aber bald, greift den Sindbad heraus und kehrt ihn herum, wie der Schlächter ein Schaf. Da er ihn aber zu schwach und mager findet, lässt er von ihm ab und untersucht die anderen, bis endlich der Schiffscapitän ihm in die Hand kommt. Dieser 442 DIE SAGE VON POLYPHEM. scheint ihm wohlgenährt und breitschultrig: ■ er packt ihn wie einen Sperling und steckt ihn an einen eisernen Spiess, so dass die Spitze zum Kopf herausgeht. Nachdem er ein grosses 13 Feuer angezündet hat, lässt er ihn daran braten, zerreisst ihn dann mit seinen Klauen und verzehrt ihn. Darauf streckt er sich zum Schlaf auf die Erhöhung und fängt an zu schnarchen. Als der Morgen angebrochen ist, verlässt der Riese das Haus. Die Unglücklichen, die ihr Schicksal voraussehen, durch- suchen die Insel, um einen Aufenthalt zu entdecken, der sie vor dem Ungeheuer schütze, aber sie finden keinen und kehren Abends in das Haus zurück. Bald kommt der Riese, sucht sich einen aus und verzehrt ihn wie den vorigen. Dann legt er sich zum Schlaf. Am nächsten Morgen, als der Riese wieder fortgegangen ist, macht Sindbad seinen Gefährten einen Vorschlag zu ihrer Rettung: »Lasst uns von diesen Holzstämmen Flosse bauen, wovon jedes drei Mann tragen kann, die wir an dem Strand befestigen. Dann sinnen wir darauf, wie wir den Riesen tödten. Gelingt uns dies, so erwarten wir ein vorbeisegelndes Schiff, das uns aufnimmt: gelingt es nicht, so besteigen wir die Flosse und begeben uns auf das Meer, selbst auf die Gefahr, zu er- trinken.« Der Vorschlag wird angenommen. Abends kehren sie in das Haus zurück, wo der Riese wieder einen zur Mahl- zeit auswählt. Als er eingeschlafen ist, machen sie die eisernen Spiesse glühend. Dann fasst von zehn der Stärksten jeder einen Spiess und stösst ihn dem auf dem Rücken liegenden, wie der Donner schnarchenden Ungeheuer in die Augen. Er schreit so entsetzlich, dass sie zur Erde fallen und an ihrem Leben verzweifeln. Indessen richtet er sich in die Höhe und geht zum Thor hinaus. Als der Tag anbricht, eilen sie fort, suchen Kräuter zur Nahrung und begeben sich dann an den Strand, wo sie sich niedersetzen und ein Zeichen von dem Tod des Riesen darin sehen wollen, wenn er sich Abends nicht wieder zeigt. In dem Augenblick kommt er daher, von zwei anderen geführt und von einer Menge ihm ganz gleicher Ungeheuer begleitet. Die unglücklichen Seefahrer besteigen alsbald ihre Flosse und steuern DIE SA<:F von l'Of.YfMIKM. 443 ins Meer. Die Riesen laufen herbei und werfen mit lautem Geschrei ungeheuere Steine auf sie. Die meisten werden ge- tödtet; nur Sindbad mit zwei anderen entkommt. Ihr Flosa wird die ganze Nacht hin- und hergetrieben, bis sie der Wind an einen Strand wirft und sie gerettet sind. 5. Ein hierhergehöriges serbisches Märchen befindet sich in der Sammlung von Wuk Stephanowitsch Karadschitsch No. 38 (deutsche Übersetzung S. 222—225). Ein Priester und sein Schüler gehen durch ein grosses 14 Waldgebirg und werden von der Nacht ereilt. Sie erblicken in der Ferne eiu Feuer, gehen darauf zu und gelangen zu der Höhle eines Riesen, der nur ein Auge auf der Stirne hat. Der Eingang ist mit einer Steinplatte verschlossen, so gross, dass hundert Menschen sie nicht hätten wegräumen können. Der Riese hebt sie weg, lässt die Fremdlinge ein und wälzt den Stein wieder vor die Öffnung. Darauf schürt er ein grosses Feuer an, an welchem sich die Beiden wärmen. Der Riese be- fühlt sie am Nacken, und als er den Geistlichen fleischiger findet, steckt er diesen an einen Spiess und lässt ihn am Feuer brüten. Der Knabe sieht das voll Kummer an, aber es ist un- möglich zu entfliehen. Dann setzt sich der Riese nieder, den Geistlichen zu verzehren, und lädt den Knaben ein, daran Theil zu nehmen. Dieser gibt vor, keinen Hunger zu empfinden, aber der Riese zwingt ihn zu essen. Der Knabe steckt einen Bissen in den Mund, speit ihn aber seitwärts wieder aus. »Iss,« spricht der Riese, »morgen werde ich dich verzehren«. Nachdem der Riese gesättigt ist, legt er sich ans Feuer, und der Knabe f^ngt an, ein kleines Stück Holz zuzuspitzen. »Wozu spitzest du dieses Holz?« fragt der Riese. »Wenn ich mOssig bei den Schafen sitze«, antwortet der Knabe, »bin ich gewohnt, so zu schnitzeln«. Der Riese schliesst sein Auge und entschläft; da stösst der Knabe das zugespitzte Holz ihm in das Auge und macht ihn blind. Wüthend springt das Unge- heuer auf und schreit: »Du hast mir das eine Auge genommen, da ich nicht so klug war, dir beide zu nehmen, aber du sollst mir nicht entrinnen«. Er greift nach der Öffnung der Höhle, und da er sie verschlossen findet, tappt er hin und her, um 444 I^^ SAGE VON POLYPHEM. den Knaben zu haschen, aber vergeblich. Dieser hatte einem Widder die Haut abgestreift, über seinen Leib gezogen und sich unter die vielen Schafe gemischt, die in der Höhle waren. Der Tag war inzwischen angebrochen; der Riese rückt die Platte von der Öffnung weg und fängt an, die Schafe zu locken, damit eins nach dem anderen herausspringe. Der Knabe kommt auch heran; der Riese packt ihn und wirft ihn unter die übrigen hinaus. Jetzt ruft dieser ihm zu: »Suche mich nicht weiter; ich bin draussen.« Der Riese reicht dem Knaben einen Stab heraus und spricht: »Nimm den Stock, die Herde damit zu treiben; denn ohne ihn wirst du kein Schaf von der Stelle bringen«. Der Knabe erfasst den Stab; aber wie er ihn berührt, bleibt ein Finger daran haften. Der listige Knabe springt um den Riesen 15 hin und her, damit er ihn nicht packen kann. Es fällt ihm ein, dass er sein Schnappmesser bei sich trägt. Damit schneidet er sich den am Stock haftenden Finger ab und macht sich glücklich von dem Riesen los, den er verspottet und verlacht, während er die Herde vor sich hintreibt. Der Riese läuft hinter ihm her, und sie gelangen an einen grossen See: der Knabe springt um ihn herum, pfeift und spottet. Als der Blinde am Rand des Wassers steht, läuft der Knabe hinter ihn und stösst ihn hinab, so dass er ertrinkt. Dann treibt er die Herde ruhig nach Haus. 6. Eine rumänische Sage ist eben erst von Franz Obert (Ausland 29, S. 717) in Siebenbürgen aufgezeichnet worden. Ein Mann schickt seine drei Söhne mit der Schafherde aus und gebietet ihnen, wenn jemand sie Nachts anrufe, keine Antwort zu geben. Sie hören in der Nacht eine Stimme, die ruft: »Ihr Jünglinge!« Der Jüngste will antworten, aber der Älteste erinnert ihn an das Verbot des Vaters und lässt es nicht zu. Über eine Weile ruft's zum zweiten Mal: »Ihr Jüng- linge!« Der Mittlere spricht: »Lasst uns antworten«, und der Altere gibt nach. Als es zum dritten Mal ruft, antworten alle drei: »Hier sind wir!« Es kommt ein Riese heran und ruft ihnen zu: »Bratet euren fettesten Hammel für mich; denn ich habe grossen Hunger«. Als der Hammel gebraten ist, ver- DIE 8A0E VON I'OI.YI'MKM. 445 Hchlingt ihu der Kiese iii eioeiu Augeublick und iieittst darauf die drei Iküder ihm mit der Herde zu folgen. Er schreitet voran und führt sie in seine Wohnung, wo sie die Schafe in dem von einer Mauer umgebenen Hof zurücklassen müssen. Als sie in das Hiuis des Kiesen eintreten, spricht der Älteste: «Guten Abend!« Der Kiese antwortet: »Gut wirst du sein für heute Abend«. Darauf spricht der Mittlere: »Guten Abend!« Der Kiese erwidert: »Gut wirst du sein für morgen Abend«. Zuletzt der Jüngste: »Guten Abend!« Der Kiese dankt mit den Worten: »Gut wirst du sein für übermorgen Abend«. Er uiucht ein mächtiges Feuer an, hängt einen grossen Kessel darüber und legt sich zum Schlaf nieder, indem er den Brüdern befiehlt ihn zu wecken, sobald das Wasser sieden werde. Als sie das gethan haben, packt er den Ältesten, wirft ihn in den Kessel, lässt ihn weich kochen und verzehrt ihn. Dann stellt er abermals Wasser auf, legt sich nieder und befiehlt ihn zu der bestimmten Zeit zu wecken. Der Jüngste aber nimmt das auf dem Kessel schwimmende Fett seines Bruders und steckt es zu sich. Der Kiese schläft bis zum Abend, und als er auf- geweckt wird, packt er den Mittleren und verzehrt ihn. Zum dritten Mal stellt er Wasser auf und legt sich nieder mit dem Befehl, ihn zu wecken. Mittlerweile findet der Jüngste einen 16 Dreifuss in der Küche, legt das Fett seines Bruders darauf und , brät es über dem Feuer. Hierauf wirfl er es sammt dem Drei- fuss dem schlafenden Kiesen ins Gesicht, so dass er an beiden Augen geblendet wird. Wüthend springt der Kiese auf und will den Jüngling fassen, aber dieser hat Nüsse in seiner Ginge (Tornister), wirft eine nach der anderen auf den Boden und leitet dadurch den Kiesen irre. Als er sich der Thüre nähert, wirft der Jüngling eine ganze Hand voll Nüsse gegen dieselbe. Da stürzt der Kiese nach der Thüre, um ihn zu packen, erfasst aber die Klinke und reisst die Thüre auf. Der Jüngling springt schnell hinaus auf den Hof, schlachtet dort einen Widder und kriecht in dessen Fell. Der Kiese, welcher die List nicht ahnte, öfinet jetzt das Thor in der Mauer und lässt die Schafe einzeln hinaus in der Hoffnung, des Jünglings habhaft zu werden. Dieser aber schlüpft als Widder mit hinaus und ruft dem Kiesen 446 DIE SAGE VON POLYPHEM. höhnisch zu: »Jetzt kannst du mir nichts mehr anhaben«. Der Riese stellt sich an, als wäre er versöhnt, und spricht zu ihm: »Steh, Jüngling, und lass dir ein Wörtchen sagen«. Der Jüngling traut ihm nicht und will entfliehen. Da ruft der Riese ihm nach: »Steh und nimm diesen Ring von meinem kleinen Finger zum Andenken«. Der Jüngling lässt sich bethören, nimmt den Ring und steckt ihn an. Da hebt der Ring an zu rufen: »Hierher, Blinder, hierher!« Der Jüngling springt fort; der Riese läuft ihm nach, kommt immer näher und streckt schon den Arm nach seinem Nacken aus, als jener das Gewässer erreicht. Schnell haut er den Finger ab und wirft ihn in die Wellen. Der Ring ruft auch hier immerfort: »Hierher, Blinder, hierher!« Da springt der Riese ins Wasser und ertrinkt. 7. Eine Sage aus Esthland ist von Rosenpläntner in den Beiträgen zur genaueren Kenntnis der esthnischen Sprache Bd 2, Heft 6 S. 61 — 63 bekannt gemacht; ich theile die Übersetzung aus der Deutschen Mythologie S. 979 mit. Die Esthen nennen den Knecht, welcher über Scheune und Getreide die Aufsicht hat, Riegenkerl. Ein solcher sass einmal und goss Knöpfe; da kam der Teufel gegangen, grüsste und fragte: »Was machst du da?« »Ich gi esse Augen«. »Augen? Kannst du mir auch neue giessen?« »O ja, doch jetzt sind mir weiter keine zur Hand«. »Aber auf ein ander Mal willst du es wohl thun?« »Das kann ich«, sprach der Riegenkerl. »Wann soll ich wiederkommen?« »Wann du willst«. Den andern Tag kam der Teufel, um sich die Augen giessen zu lassen. Der Riegenkerl sagte: »Willst du grosse oder kleine?« »Recht grosse«. Der Mann setzte nun eine Menge Blei zum 17 Schmelzen auf und sagte: »So kann ich dir nicht giessen; du musst dich erst festbinden lassen«. Darauf hiess er ihn sich rücklings auf eine Bank legen, nahm dicke, starke Stricke und band ihn ganz fest. Als der Teufel festgebunden war, fragte er: »Welchen Namen hast du?« »Issi (Selbst) ist mein Name«. »Das ist ein guter Name; keinen besseren kenne ich«. Das Blei war nun geschmolzen; der Teufel sperrte seine Augen weit auf und gedachte neue zu bekommen, des Gusses wartend. »Jetzt giess' ich«, sprach der Riegenkerl und goss dem Teufel DIE SAGE VON POLYPHEM. 447 das heisäe Blei in die Augen. Auf sprang der Teufel mit der Bank am Kücken und lief davon. Im Feld pflftgten Leute, bei denen er vorftberlief. Sie fragten: »Wer that dir daaPt Der Teufel antwortete: »Issi teggi (Selbst tbat's)«. Da lachten die Leute und sprachen: »Selbst gethan, selbst habet. Der Teufel starb an seinen neuen Augen, und seitdem sah man keinen Teufel mehr. 8. Eine Überlieferung in den finnischen Volksmärchen und Sprichwörtern von Bertram S. 9. Gylpho, ein armer Stallknecht, zieht aus, um drei durch Zaubergewalt in eine unterirdische Felsenhöhle gebannte Königstöchter zu befreien. Er gelangt in ein eisernes Gemach, wo eine derselben von dem alten Felsen- geist Kammo bewacht wird, der ein grosses Hom auf dem Haupt hat und ein einziges Auge mitten auf der Stime: er wittert Menschenfleisch, aber die Jungfrau beschwichtigt ihn. Sein Auge war trüb geworden und die Wimper hineingewachsen, so dass er den Jflngling nicht sehen kann. Der Ofen war ge- heizt, und daneben stand eine grosse eiserne Stange, womit der Geist die Kohlen zu schüren pflegte. Gylpho nimmt sie leise weg, macht die Spitze glühend und stösst sie dem Geist in das Auge. Kammo erhebt sich und schreit so gewaltig, dass die Felsen widerhallen. Er tastet rings umher, kann aber seinen Feind nicht haschen, der eine gute Gelegenheit ersieht, ihm den Kopf abzuhauen. 9. In dem höchsten Norden, in dem russischen Karelien, vernahm Matth. Alex. Castren (Keseminnen friln aren 1838-1844. Helsingfors 1852 S. 87) unsere Sage, theilt aber den Inhalt nur kurz mit. Der Held, der nicht genannt wird, sitzt in einer Burg eingeschlossen, von einem Riesen bewacht, der an einem Auge erblindet ist. Um aus seinem Gefängnis zu entkommen, sticht er ihm in der Nacht das gesunde Auge aus. Als der Riese am folgenden Morgen die Schafe auf die Weide sendet, verbirgt sich der Held unter einem derselben und gelangt glücklich durch das Burgthor. 10. Ich gedenke noch einer Überlieferung aus dem Harz ig (Kinder- und Volksmärchen von Heinr. Pröhle S. 1.37). Ein klut^er Manu, der umherzieht, kommt in ein Land, wo ein Riese 448 DIE SAGE VON POLYPHEM. herrscht, der zwölf Fuss hoch ist, sechs Fuss breit und nur ein Auge hat, das mitten vor dem Kopf sitzt und so gross ist, als ein Käsenapf. Die sieben werden gefangen, und jeden Tag wird einer von ihnen dem Riesen zum Verzehren gebracht. Als nur noch der Kluge mit einem Gefährten übrig ist, sinnen diese auf ihre Rettung. In der Nacht machen sie ein Eisen glühend, stechen damit dem Ungeheuer das Auge aus und entfliehen. Er kommt mit grossen Schritten hinter ihnen her, kann sie aber in seiner Blindheit nicht finden. Ich will diese verschiedenen Darstellungen der Sage mit einander vergleichen; das Märchen vom Harz lasse ich dabei unberücksichtigt, weil vielleicht Erinnerungen aus der Odyssee Einfluss darauf gehabt haben. Die griechische Dichtung er- scheint als ein für sich bestehendes, abgerundetes Ganzes und unterscheidet sich merklich von den übrigen Gesängen der Odyssee. Die Erzählung ist ebenso einfach als frisch und na- türlich: der altepische Stil erscheint in höchster Reinheit, und jene ausführlichen, wie kleine Bilder selbständig ausgemalten Gleichnisse kommen nicht vor. Wenn wir sonst im Homer Länder und Völker in einem geordneten öffentlichen und häus- lichen Leben erblicken, werden hier uranfängliche Zustände ge- schildert, eine von den Einwirkungen menschlichen Treibens noch unberührte, in wilder Pracht und grossartiger Fülle sich entfaltende Natur, bewohnt von dämonischen Riesen, die, unbe- kannt mit Sitte und Gesetz, nur der Willkür folgend, in rohen Felsenhöhlen hausen. Jetzt zum ersten Mal, scheint es, landen Bewohner gesitteter Länder an dieser Insel, und Homer hat, was die Sage von der Begegnung der Menschen mit den Ky- klopen erzählt, in die Irrfahrten eines berühmten Helden ver- flochten. Noch sind die Spuren der Anfügung zu erkennen. Es geschieht absichtlich, dass Odysseus nicht, wie das Natür- lichste gewesen wäre, die zwölf Schiffe und alle Gefährten mit- nimmt, damit er, nach dem Abenteuer auf der Kyklopeninsel, seine Irrfahrten weiter fortsetzen kann. Nur mit seinem Schiff und seinen Genossen steuert er dorthin: nur zwölfe nimmt er mit in die Höhle; denn es durften nicht alle umkommen, damit für ihn, der das Schiff allein nicht zu lenken vermag, noch DIR HAOB VON POLYI'IIEM. 449 Rückkehr möglich war. Onbei iimsh noch der glückliche Zufall eintreten, dass der Wurf mit dem /.weiten, grösseren Felwen- stück ihn /um ersten Laudungsplatx zurücktreibt. Dies alles ist geschickt eingefügt. Auffallender ist die Veränderung seines 19 Charakters, die durch die Verknüpfung mit der Kyklopensage nothwendig geworden ist. Lauer (Geschichte der homerischen Po<>8ie S. 260 ft'.), der in ihm das Ideal eines griechischen Charakters sieht, hat die Klugheit, Weisheit und Vorsicht des welterfahronen Mannes, der jeden Augenblick seiner Herr, klar und sich selbst bewusst ist, hervorgehoben, aber im £ifer für ihn vergessen, dass er sich hier nicht in dieser Weise, vielmehr in vollem Gegensatz zeigt. Listig ist er in der Höhle Poly- phems, aber nicht im Sinn eines Helden; er ist zugleich leicht- sinnig und unbesonnen und zwar im höchsten Grad. Diesmal übernehmen die Geführten seine Holle: sie geben ihm den ver- ständigen Uath, bei der Abwesenheit des Kyklopen sich mit dem Wegtreiben der Herde zu begnügen, aber er besteht un- klug darauf, ihn selbst zu sehen und ein Gastgeschenk von ihm zu verlangen, als wenn der vielgewanderte, erfahrungsreiche Odysseus nicht gewusst hätte, dass von dem Kyklopen kein Gastgeschenk und keine menschliche Sitte zu erwarten war. Aber diese Annahme war nöthig, um einen freiwilligen Besuch bei dem Ungeheuer zu rechtfertigen. Es ändert nichts, dass die Bitte um das Gastgeschenk trefflieh benutzt ist, um den rohen Humor des Riesen zu schildern, der das Verlangte damit gewähren will, dass Odysseus zuletzt soll verzehrt werden. Dieser Zug mag ursprünglich vorhanden gewesen sein, indem Polyphcm die Schonung als Lohn für den zweiten Trunk an- bietet, wie Odysseus auch erst nach dem ersten das Greschenk fordert und sich dadurch zu retten glaubt. Nicht würdig wie ein Held, unverständig, tollkühn handelt Odysseus, als er durch sein Zurufen von dem Schiffe den Kyklopen aufreizt und die Gefahr herbeiftlhrt; ja, er lässt sich nicht abhalten, zum zweiten Mal zu rufen. Aber diese Aufreizung war erforderlich, wenn an den Tag kommen sollte, dass dem Riesen der Verlust seines Auges voraus verkündigt war. Bei aller Verwandtschaft mit der griechischen weicht die W. GKIMM, KL. SCilRtrrEN. IV. 29 450 I>IE SAGE VON POLYPHEM. Sage im Dolopathos doch in wesentlichen Zügen ab. Der Riese hat nicht das eine grosse Auge auf der Stirne, sondern zwei gewöhnliche, wie die Menschen, und wird auf eine andere, ge- meinere Weise geblendet. Die List, sich den Namen Niemand zu geben, ist unbekannt, überhaupt aber die Art, wie der Räuber dem Riesen entschlüpft, verschieden. An sich zeigt der Inhalt einen festen Zusammenhang und verdient in mancher Hinsicht den Vorzug vor dem Homer. Der Räuber lässt nicht einen Theil seiner Gefährten zurück, wie Odysseus, und dem Wesen der Sage, die symmetrische Anordnung liebt, ist es an- 20 gemessen, dass je zehn den übrigen Riesen zugetheilt werden. Ebenso ist es angemessen, dass alle neun Gefährten von ihm ver- zehrt werden und an ihn nur deshalb zuletzt die Reihe kommt, weil er der Magerste ist. Der Geblendete, statt, wie beim Homer, nach Hülfe zu rufen, sucht mit seiner Keule den Feind in der Höhle zu treflFen. Die Furcht, die der Räuber dabei empfindet, ist eigenthümlich, aber sehr lebendig geschildert; er hängt einen Tag und eine Nacht an dem Hahnenbalken in der Luft. Es ist eine bessere Wendung, dass der Räuber in die Haut eines Widders kriecht und auf diese Weise endlich aus der Höhle entschlüpft. Homers schöne Erzählung darf uns in diesem Ur- theil nicht irre machen. Odysseus hat nicht sich allein, er hat ' auch seine Gefährten zu retten: wie geschickt er diesen hinaus- hilft, er selbst kann sich nicht zwischen drei Widder festbinden, er muss an einen sich anhängen. Wenn er auch den grössten dazu auswählt, so fehlt doch immer noch jener Grad von Wahrscheinlichkeit, den auch die Dichtung verlangt. Viel na- türlicher ist es, wenn in einem norwegischen Märchen (Norske folkeventyr af Asbjörnsen og Moe S. 82) das von der Hexe verfolgte Mädchen sich unter die Wolle eines Widders versteckt. Bei der weiteren Entwickelung verdient die Sage im Dolopathos entschieden den Vorzug. Polyphem lädt den entschlüpften Odysseus ein, zu ihm zu kommen, damit er ihn als Gast be- wirthe und ihm von Poseidon, seinem Vater, Geleit erflehe. Er thut dies, wiewohl der Grund nicht ausgesprochen ist, um ihn wieder in seine Gewalt zu bringen und zu verderben; auch lässt sich Odysseus klüglich darauf nicht ein. Die Sage bei DIE SAGE VON POLYPHEM. 451 Dolopathos mischt erst hier und ganz angemessen das Gast- geschenk ein: nachdem der Käuber aus der Höhle entkommen ist, wirft ihm der Riese einen Goldrin^ hin. Der Rauher kann nicht widerstehen, hebt ihn auf und steckt ihn an, wird aber durch die darin verborgenen Zauberkräfte in neue Gefahren gestürzt. Trefi'lich ist der Zug, dass der Blinde, der ihn ver- foljift, wider die Bäume rennt, nit'derstflrzt, sich wieder aufrafft und dem Fliehenden so nahe kommt, dass dieser nur durch ein gewaltsames Mittel sich retten kann. Nach der oghuzischen Sage wohnt Depe Ghöz zwar in einem Felsenhaus, aber nicht ap einem fernen, schwer zugäng- lichen Ort, sondern zwischen den Oghuziern, und zwar zu ihrem Verderben. Sie müssen ihm Menschen und Thiere zu seiner Nahrung liefern und zugleich zwei Diener senden, die ihm Speise daraus bereiten. Gegen ihn zieht ein Fflrstensohn, ein jugendlicher Held, nicht um die Schätze des Riesen zu holen, oder aus Neugierde, ihn zu sehen, sondern aus edlen Bewegungs- 21 gründen. Er zieht allein, ohne Gefährten. Die Einleitung ist also verschieden, wie der Ausgang, da der Riese getödtet wird. Es fehlt auch nicht an einzelnen eigenthümlichen Zügen. Als Bissats Pfeil den Riesen berührt, meint er, eine Fliege habe ihn gestochen: das erinnert an das deutsche Märchen von dem starken Haus, der, als Mflhlensteine auf ihn herabgeworfen werden, glaubt, es seien Sandkörner, von den Hühnern oben losgekratzt, wie es an die Däumlingsmärchen erinnert, wenn Bissat in den Stiefel des Riesen gesteckt wird, sich aber heraus- schneidet. In anderen Beziehungen neigt sich die tartarit.(he Sage bald zu der griechischen, bald zu der Erzählung im Dolo- pathos. Wie in dieser, kriecht Bissat, um aus der Höhle zu kommen, in die Haut eines Widders, reicht dem Riesen den Kopf in die Hand und entschlüpft zwischen seinen Beinen. Noch bestimmter zeigt sich die nähere Verwandtschaft in dem zauberkräfligen Ring, von dem wir hier Näheres erfahren und der noch entschiedener in die Entwickelung eingreift. Depe Ghöz hat ihn von seiner göttlichen Mutter wohl als Zeichen seiner Abstammung empfangen, und er ist dadurch bis auf das Scheitelauge unverwundbar geworden. In der Hofinung, sich 2J1» 452 I>IE SAGE VON POLYPHEM. auf diese Weise rächen zu können, reicht er, schon erblindet^ dem Bissat den Ring und entdeckt ihm die Kräfte desselben. Depe Ghöz will den Herangenahten jetzt mit dem Messer tödten, aber Bissat springt zurück. Der Ring hätte ihn nicht geschützt; denn ob er ihn gleich an den Finger gesteckt hatte,^ so war er doch gleich wieder herabgefallen und zu Depe Ghöz zurückgekehrt, unter dessen Füssen ihn der Held bemerkt. Was nicht gesagt wird, aber angenommen werden muss, der blinde Riese, der den Ring nicht wiederfinden und ergreifen kann, hat damit seine ünverwundbarkeit verloren. Dagegen nähert sich die tartarische Sage der homerischen in der Weise, wie Bissat den Riesen des Auges beraubt, und in dem merk- würdigen Umstand, dass Depe Ghöz wie der Kyklop sein Schicksal, den Verlust seines Auges, voraus weiss. Nicht als gehaltlose Erweiterungen, sondern als echte Bestandtheile der Sage, wenn sie auch hier allein sich zeigen, sind die ferneren Versuche des Riesen zu betrachten, die er macht, um den oghuzischen Helden umzubringen. Depe Ghöz überzeugt sich, dass es für Bissat keinen Tod gibt, und lässt sich von diesem, in welchem er das unabwendbare Schicksal anerkennt, mit seinem eigenen Schwert den Kopf abhauen, während Polyphem unsterblich zu sein scheint. 22 Die arabische oder persische Sage kann man, den anderen gegenüber, dem Inhalt wie der Ausführung nach dürftig und oberflächlich nennen. Dennoch ist sie ihrer Übereinstimmung wegen bald mit dieser, bald mit jener der Berücksichtigung werth. Wie im Dolopathos sucht und wählt der Riese den Fettesten zur Speise, und Sindbad kommt, wie dort der Räuber, nicht gleich an die Reihe. Wie Depe Ghöz, der serbische und siebenbürgische Riese verzehrt er sein Opfer erst gekocht oder gebraten; wie Polyphem verfolgt er, geführt von seinen Gesellen, den Feind, der ihn geblendet hat, und wirft den Fliehenden Felsenstücke nach, so dass sich Sindbad nur mit zwei Gefährten rettet. Aber den Riesen mit höhnenden Worten aufzureizen fällt keinem ein. Merkenswerth ist es, dass die Riesen hier mit Zwergen zusammenleben und die an das Ufer DIE HAGE VON I'OLYPIIEM. 453 verschlagenen Frenidlinge von diesen genöthigt werden, an das Land %u kommen. Da« wolil /usainmonliÄngende serbische Märchen unter- scheidet KJch gleich darin, dass es ein Knabe ist, der in die Höhle des Riesen geräth und ihn durch seine List besiegt; von diesem Umstand wird hernach noch die Rede sein. Mit dem Dolopathos stimmt es, dass der Riese sich den Fettesten aus- sucht, um ihn zuerst zu verzehren, und dass er den Knaben zwingt, an der grliulichen Mahlzeit Theil zu nehmen. Dieser steckt sich, wie der Räuber und Bissat, in eine Widderhaut, was bei ihm leicht auszuführen war. Am merkwürdigsten ist der Zusanuuenhang des zauberhaften Stabes mit dem ver- rätherischen Ring des Räubers: um sich zu retten, mOssen beide den Finger, der davon festgehalten wird, gewaltsam ab- lösen. Das Märchen aus Siebenbürgen ist mit dem serbischen näher verwandt, doch auch durch einige Züge unabhängig da- von. Der Wunderring tritt wieder an die Stelle des Stabes, lockt aber den blinden Riesen zu seinem Verderben in die Fluth. Die esthnische Überlieferung tritt darin den übrigen ent- gegen, dass der Riegenkerl nicht in die Macht des Teufels und mithin in keine- Bedrängnis geräth; vielmehr nähert sich dieser ohne feindselige Gesinnung und begibt sich mit der Dummheit und Tölpelhaftigkeit eines Riesen (ein solcher war er gewiss ursprünglich) freiwillig in sein Verderben. Diese Auffassung war schon unvollständig; denn die Frage Polyphems nach dem Namen des Fremdlings ist geblieben, zu der hier der Teufel keinen Grund hat, die aber des Erfolgs wegen, der sich daran knüpft, nicht durfte ausgelassen werden. Der Teufel lässt sich bereitwillig binden, statt durch Wein betäubt zu werden. Wenn ihm geschmolzenes Blei in die Augen gegossen 2s wird, so müssen wir darin eine Übereinstimmung mit der Er- zählung im Dolopathos und dem siebenbürgischen Märchen er- blicken ; denn das siedende Öl, das dort bereitet wird, ist wenig davon verschieden. Von dem Scheitelauge ist auch keine Rede, aber der Teufel verlangt nicht bloss neue, sondern auch grosse b 454 DIE SAGE VON POLYPHEM. Augen. Ich vermuthe, es liegt im Hintergrund, dass der Teufel sein Scheitelauge verloren hat und es durch den klugen Riegen- kerl wieder zu erlangen hoflft. Die finnische Erzählung nähert sich darin der deutschen und esthnischen, dass das Auge des Riesen krank und trübe ist. In der karelischen Sage hat der Riese wie in der sieben- bürgischen, esthnischen und im Dolopathos zwei Augen, und von dem Stirnauge wird nichts gesagt. Da es schwierig war, beide Augen zugleich auszustechen, so wird dort Ol und Blei darauf gegossen, hier aber angenommen, dass der Riese schon vorher an dem einen Auge blind gewesen sei. Wie weit die bisher betrachteten Darstellungen der Sage durch ihre Heimath und die Zeit ihrer Auffassung von ein- ander getrennt sind, ihr gemeinsamer Grund ist ebenso sicht- bar, als ihre Verschiedenheit und Selbständigkeit. Jede steht auf eigenem Grund und Boden, ist auf ihre Weise begrenzt oder erweitert: bei keiner findet man Anzeichen einer Nach- ahmung, noch weniger einer Übertragung. Alle zusammen lassen uns erst den vollen Inhalt oder die Tiefe der ursprünglichen, uns unzugänglichen Quelle ahnen. Will man in der Umänderung der Ereignisse, in der Versetzung in andere Verhältnisse Ab- sicht erblicken, man müsste mit grossem Verstand und seltenem Scharfsinn zu Werk gegangen sein. Die jedem Volke inne- wohnende dichterische Kraft bewahrt zwar die Grundlage der Überlieferung, aber sie drückt ihr unbewusst den Stempel des eigenen Lebens auf. Diez meint, Homer habe auf seinen Reisen die Sage der Oghuzier kennen gelernt, unvollständig erzählt und nach seinen Bedürfnissen umgebildet. Zu dieser Ansicht wird sich jetzt nicht leicht jemand bekennen. Stellt man aber die griechische Dichtung an die Spitze und leitet die übrigen, verhältnismässig viel jüngeren davon ab, so erheben sich Schwie- rigkeiten, die nicht wegzuräumen sind. Wie kommt es, dass die tartarische Sage wie der Dolopathos die Befreiung des Ge- fangenen aus der Höhle des Riesen vollständiger und zusammen- hängender erzählen, als Homer, während dort fehlt, was aus- zulassen kein Grund vorhanden war? Die Klugheit des Odysseus, 24 der den Kyklopen erst (wie Oenopion den leuchtenden Riesen DIE 8AGB VON POLYPHSM. 455 Orion, als er trunken da liegt, s. Preller Mythologie S. 304) durch den dargereichten Wein in tiefen Schlaf versetzt, eh er ihn blendet, ist so natürlich, dass man nicht begreift, warum sie von den anderen nicht sollte beibehalten sein. Ein Gleiches gilt von der List, womit sich Odysseus den Namen Niemand beilegt, die nur in dem esthnischen Märchen wieder zum Vor- schein kommt. Sie ist auch in deutschen Sagen ein wohl- bekannter Zug. In einer Erzählung aus dem Vorarlberg (V'onbun S. 4. 5), die sonst keine Beziehung zu Homer verräth, gibt sich ein Holzhauer dem Waldgeist gegenüber den Namen Selb (Ipse), und als sich dieser betrogen sieht, ruft er: »Selb hat es gethan«; ein Gleiches in einem märkischen Märchen (Haupts Zeitschrift 4, S. 393). In einem hessischen (I.W.Wolf Hausmärchen S. 426) nennt sich der Entführer einer Königstochter: Vorgestern, Gestern und Heute, und die erschrockene Mutter ruft: »Gestern hat sie geraubt«. Diese aus dem Mund des Volks geschöpften Überlieferungen haben so wenig aus dem Homer geborgt, als im zehnten Jahrhundert der indische Somadeva, wenn er in seinen Märchen (1, S. 115) von einem mit Kriegern angefüllten hölzernen Elcphanten erzählt, der eine Stadt erobert. Ein ein- zelner Zug kann wie ein Lichtstrahl über ein Paar Welttheile hinstreifen. Streiteri auf diese Weise innere Gründe gegen die Abstammung unserer Sage aus der Odyssee, so stemmen äussere sich nicht minder dagegen. Soll Homer den Kareliern, Esthen und Finnen bekannt gewesen sein? oder den Oghuziern? An- genommen, das griechische Gedicht sei zu ihnen gedrungen, wie ist der tartarische Dichter zur Kenntnis der Sage im Dolo- pathos gelangt, mit der er gerade in wichtigen Zügen über- einstimmt? oder der Dolopathos zur tartarischen? Das Zeugnis, das Homer über den Inhalt unserer Sage ablegt, geht in so hohes Alterthum hinauf, dass man nicht er- wartet, eine reinere, dem Ursprünglichen näher liegende Auf- fassung derselben zu ünden. Gleichwohl hat die lebendige Überlieferung eine solche in den einsamen Gebirgen des Nordens erhalten, die den im Mittelpunkt liegenden Gedanken in einen engeren Ring schliesst als die bisher bekannten und von uns betrachteten. Das Märchen ist erst vor Kurzem in Norwegen 456 ^lE S^^^ ^^^ POLYPHEM. aufgefunden und von P. Chr. Asbjörnsen (Juleträet for 1850 S. 72. 76) bekannt gemacht worden. Vor langer Zeit wohnte in Gudbrandsdal ein armes Ehe- paar mit zwei halberwachsenen Knaben. Diese mussten auf den Bauerhöfen umherlaufen und betteln, weshalb ihnen Wege, 25 Stege und Fusspfade wohl bekannt waren. Einmal hören die Knaben, dass Falkenfänger am Mela sich eine Hütte gebaut haben, und wollen hingehen, die Vögel zu besehen. Sie machen sich auf, kommen aber vom Wege ab und gerathen in einen Wald, der so dunkel ist, dass sie nicht wissen, wo sie sich be- finden. Sie reissen Blätter von den Bäumen und machen ein Feuer an, und da sie eine Axt bei sich haben, so bauen sie eine Laubhütte. Als sie auf einem Lager von Gras und Moos eine Stunde etwa gelegen haben, hören sie ein starkes Schnauben und lauschen, ob es ein Thier sei oder ein Waldtrold. Der Sturm erhebt sich immer stärker, sie hören sprechen: »Es riecht nach Christenbluts , und es braust so heftig, dass die Erde zittert. Da wissen die Knaben, dass es Trolde sind. »Gott stehe uns bei!« ruft der Jüngste, »was sollen wir thun?« »Du bleibst unter dem Baum stehen und machst dich fertig, fortzulaufen, wenn du siehst, dass sie kommen; ich ergreife meine Axt«. In dem Augenblick erscheinen die Trolde; sie sind so gross, dass ihre Häupter mit den Baumspitzen gleich stehen. Die Ungeheuer haben bloss ein Auge gemeinschaftlich und theilen sich in den Gebrauch: jeder nämlich hat in der Stirne eine Höhlung, in welche der, an welchem die Reihe ist, das Auge legt. Dieser sieht dann allein, geht voran, und die beiden anderen folgen ihm, indem sie sich an einander halten. »Jetzt mache dich auf die Beine«, spricht der Älteste, »doch laufe nicht zu weit fort, damit du siehst, wie es geht. Da dem Trold das Auge so hoch steht, so kann er mich nicht gut sehen, wenn ich hinter ihn komme oder unter ihn«. Der jüngste Knabe läuft fort, und die Trolde ziehen ihm nach. Indessen macht sich der Älteste hinter sie und haut dem, der zuletzt geht, mit der Axt in die Knöchel, so dass er anhebt, fürchter- lich zu schreien. Darüber erschrickt der Vorderste so sehr, dass er in die Hohe fährt und das Auge aus der Höhlung DIR 8A0B VON FOLYPIIBM. 457 springt. Der Knabe ist gleich zur Hand und nimmt es weg. Das Auge ist so gross, dass man es niobt in einen Kesseltopf legen könnte, und 8o klar, dass, als der Knabe hindurcbsieht, ein heller Tag leuchtet, obgleich es dunkle Nacht ist. Ab die Trolde. merken, du8s der Knabe das Auge weggenommen und einen von ihnen verletzt hat, so stossen sie Verwünschungen gegen ihn aus und drohen das Schlinnn8te ihm anxuthun, wenn er es nicht alsbald herausgebe. >lch fürchte mich nicht vor euch und euren Drohungen«, erwidert der Knabe; »nun habe ich drei Augen allein, und ihr habt keins, und doch mflssen zwei den dritten tragen, wenn ihr von der Stelle kommen wollt«. »Wenn wir nicht alsbald unser Auge zurückerhalten, so sollst du zu Stock und Stein werden«, schreien die Trolde. » Das geht nicht 36 80 geschwind«, antwortete der Knabe, »und hat keine Gefahr: ich habe keine Angst vor eurer Prahlerei und euern Künsten«. Dabei droht er jedem einen so tüchtigen Hieb zu geben, dass sie wie das Gewürm auf der Erde kriechen sollten. Als die Trolde das hören, wird ihnen angst und bang, und sie lassen sich za guten Worten herab; wenn er ihnen das Auge zurückgebe, sollte er dafür Gold und Silber und noch anderes dazu erhalten. Das sei schon gut, meint der Knabe, aber bevor er das Auge herausgebe, müsse er das Gold und Silber haben: einer von ihnen solle hingehen und es holen, soviel als in seine und seines Bruders Tasche gienge, auch zwei Stahlbogen. Die Trolde jammern, keiner von ihnen könne gehen, da keiner ein Auge habe, um zu sehen. Da hebt einer an und .schreit (wie Poly- phem, der Weitbrüllende) nach der Frau (sie haben alle drei nur eine), dass es in den Klüften eine Zeit lang widerhallt: sie soll zwei Stahlbogeu bringen und zwei Eimer mit Gold und Silber augefüllt. Nicht lang, so ist sie mit den verlangten Dingen da. Als sie hört, wie es zugegangen ist, fangt sie an mit Zauberei zu drohen, aber die Trolde rathen ihr sich vor der kleinen Wespe zu hüten, die auch ihr das Auge wegnehmen könne. Da wirft sie die Eimer mit Gold und Silber und die zwei Bogen dem Knaben zu und eilt mit den Trolden heim* Seit der Zeit hat niemand gehört, dass sie in den Hedalswald gegangen wären und Christenblut gesucht hätten. 458 DIE SAGE VON POLYPHEM. Es ist nicht nöthig, im Einzelnen nachzuweisen, dass wir den Grund der Polyphemsage vor uns haben, wie abweichend auch die äusseren Verhältnisse, selbst die Begebenheiten er- scheinen. Sie ist hier im Geist uralter Dichtung aufgefasst und zeigt eine seltene Reinheit der Überlieferung, die nur in dem abgeschlossenen Land ungestört sich hat erhalten können. Die Erzählung ist einfach, aber bedeutungsvoll. Harmlose Knaben gerathen auf der in kindischer Lust unternommenen Fahrt in einen dunkeln Wald, aus dem sie nicht heraus können, und werden von feindlichen Trolden überfallen: aber die Klug- heit und Behendigkeit der Kleinen bewältigt die Ungeheuer, nöthigt sie, ihre Schätze herauszugeben, und zwingt sie in die Finsternis zurückzukehren. Ich habe bis dahin einige Bemerkungen über das Stirn- auge des Kyklopen zurückgehalten. Mit den gewöhnlichen Augen des Menschen hat es seinem Ursprung nach nichts ge- mein, wenn es auch in der Überlieferung manchmal damit ver- wechselt wird. Die Sage im Dolopathos, die siebenbürgische, 27 esthnische und karelische reden nur von zwei menschlichen Augen, denen die arabische doch eine besondere Gluth beilegt und die sie mit feurigen Kohlen vergleicht. Guido de Columna, der im Jahr 1287 die Geschichte des trojanischen Kriegs schrieb, weiss von Augen Polyphems, wovon Ulysses ihm eins ausreisst. Dass das grosse Rundauge den Kyklopen ursprünglich eigen war, zeigt schon ihr Name, und es war für sie so bezeichnend, dass man an dem Hals einer griechischen Vase, auf welcher die Tödtung eines menschenfressenden Riesen abgebildet war, an beiden Seiten ein solches anbrachte; s. Panofka in den Ab- handlungen der Berliner Akademie 1851 S. 7. Auch den Ari- maspen wird es in einem altdeutschen Gedicht (Ernst 3671) beigelegt. Ovidius sagt ausdrücklich: »unum est in media lumen mihi fronte, sed instar ingentis clypei« (Metamorphosen 13, 851), und nach der nordischen Sage ist es zu gross, als dass es in einen Kessel könnte gelegt werden. In einem ma- gyarischen Märchen (Stier S. 39), wo es ein Riesen weib auf der Stirne trägt, wird es mit einem Teller verglichen, wie in einem norddeutschen (Colshorn S. 111), wo hinzugefügt wird, DIB HAGE VON POLYPHBM. 459 es habe schrecklich geleuchtet. Das norwef^ische weiss noch mehr, es liegt eine solche Krafl durin, das», wenn man hindurch- blickt, auch in finsterer Nacht alles erglänzt, wie am hellen Tag. Es scheint einer Krystiillkugel ähnlich gewesen zu sein, die der Trold, wenn die Reihe an ihn kam, es zu gebrauchen und die Gefährten zu leiten, mit den Händen in die Höhlung auf* der Stirne legte. Reim Homer ist es dem menschlichen Auge insoweit näher gjpbraiiht, als ihm Wimpern und Brauen beigelegt sind: in der oghuzischen Sage gehören diese noth- wendig dazu, weil Bissat, während der Riese schläft, sie auf- hebt, um sich zu überzeugen, ilass er nur an dieser Stelle ver- wundbar sei. Dieses übernatürliche, weit hinausblickende, leuchtende Stirnauge, was soll es andeuten? Ks bezeichnet das Weltauge, die Sonne selbst, die schon den Parsen das Auge des Ormudz, des höchsten Gottes, war, mit dem er die ganze Welt über- schaute, den Aegyptiem das rechte Auge des Demiurgen. Das ist der ursprüngliche Sinn, wenn Odinn einäugig erscheint, gibt auch dichterische Fortbildung eine andere Deutung davon, vgl. Deutsche Mythologie S. 133. 665. Der deutsche Wodan sieht durch ein Fenster zur Erde nieder (Deutsche Mythologie S. 124), wie die Königstochter im deutschen Märchen (No. 191); das ist nur ein anderer Ausdruck. Hier ist der merkwürdige, noch nicht erklärte Name des Opals, Weltauge, anzuführen und der altnordische Augastein, pupilla, gemma oculi. Es warm ohne Zweifel eine uralte Darstellung, wenn Tansanias (H 24, 3) berichtet, auf der Akropolis von Argos, Larissa genannt, habe ein altes, im Freien verehrtes, geschnitztes Holzbild, der Zeus 7Tatp(j)0c des Priamus gestanden, das zwei gewöhnliche Augen und ein drittes auf der Stirne gehabt habe, vgl. Gerhard My- thologie 1, S. 163. 168. 175. Dieses dritte war das göttliche Weltauge, und die Deutung dieser drei Augen auf die Herr- schaft über Himmel, Erde und Meer (Creuzer Symbolik 1, S. 140. 2, S. 485) scheint mir nicht zuzutrefl'en. Auch der Herr der Unterwelt, der den» Sonnengott gegenübersteht, wird ein solches Scheitelauge besessen haben, aber es ward ihm bei seiner Ver- stossung aus dem Himmel genommen. Der Teufel heisst im 460 DIE SAGE VON POLYPHEM. Littauischen Aklatis, der Geblendete (Deutsche Mythologie S.980), und dahin habe ich die esthnische Überlieferung gedeutet. Nach einer morgenländischen Sage richtet Salomon an Gott die Bitte, den bösen Geist fühlbarer zu züchtigen, als ein Prophet vermöge, und ihm zum Andenken an seine Empörung das rechte Auge auszuschlagen, womit wohl das Stirnauge gemeint ist (Hammer Rosenöl 1, S. 230). Wir sehen, dass bei jenen dämonischen Wesen, die nur von einer Seite göttlicher Abkunft sich rühmen dürfen, wie die Titanen und Kyklopen, zu denen Depe Ghöz und der mongo- lische Gesser chan gehören, die wilde Naturkraft wieder her- vortritt, die keine Götter achtet. Aber sie tragen ein Zeichen ihrer göttlichen Abstammung an sich, und ein solches ist das grosse Rundauge. Ich finde es auch in dem mythischen Glauben der Deutschen. Der Wacholdermann hat ein graues und ein schwarzes Auge, die jedes Jahr mit ihrer Farbe wechseln (Auer- bach Dorfgeschichten S. 159), und wird damit bald als Tag-, bald als Nachtalp bezeichnet. Man vergleicht das leuchtende Auge der nächtlichen Geister mit einem Kornscheflfel, Teller oder Pflugrade (Rochholz Schweizersage 2, S. 84). Sinnvoll ist es, wenn die drei Trolde nur ein Auge in Gemeinschaft be- sitzen, wodurch der Antheil an der göttlichen Kraft gemindert wird. Diese Beschränkung erscheint schon in der frühesten Zeit. Nach Äschylus (Prometheus 797) besitzen die drei, wie jene nordischen Trolde, in der Finsternis lebenden Schwanen- jungfrauen, die Gräen, nur ein gemeinsames Auge, das sie sich abwechselnd zum Gebrauch leihen. Perseus bemächtigt sich desselben und gibt es nur, wie jener Knabe den Trolden, gegen Bedingungen zurück. Das Herausnehmen des Auges aus der Höhlung und das Wiedereinfügen erscheint auch in der Mythe von der Lamia, der Zeus die Gabe verliehen hatte, während 29 des Schlafs ihre x\ugen aus ihrem Kopf nehmen und sie dann wieder einzusetzen (Jacobi Handbuch der Mythologie S. 560). Noch sind Überlieferungen anzumerken, in welchen die Vor- stellung von dem nicht schlafenden, alles schauenden Auge hervorgehoben ist. Ein deutsches ivlärchen (No. 130) erzählt von drei Schwestern, Einäuglein, Zweiäuglein und Dreiäuglein; das dritte Auge der letzteren kann durch keine Zaubersprüche DIB SAGE VON POLYPHSM. 461 in Schlaf ^«'Mingen worden. In cinom anderen aus Siebenbürgen ( Haltrich S. 83) hat ein Mftduhen im Nacken noch %wei Augen, die offen bleihon, wenn die vorderen schlafen, und womit es alles sehen kann, was vorgeht. Wird durch die^e Ilinweisungen eine tiefere Bedeutung der Polypheinsage begründet, so können wir vielleicht der ur- sprünglichen Gestalt noch nfther rücken. Die mythischen Lieder der V'or/.eit, was besingen sie anders, als die Entstehung der Welt und, so lange sie dauert, die nie ruhenden . Bewegungen gewaltiger, aber feindseliger Kräfte? Es sind die Kämpfe der Elemente unter einander, des Himmels und der Unterwelt, des Sommers und des Winters, des Tages und der Nacht, die sich in sittlichen Gegensätzen von Segen und Verderben, Liebe und llass, Freude und Trauer wiederabspiegeln. Der Gegensatz zwischen den äusseren, furchtbaren und den stillen, im Ver- borgenen wirkenden Naturkräften oder in sittlicher Beziehung zwischen roher Gewalt und listiger Behendigkeit wird in den Mythen von Kiesen und Zwergen ausgedrückt. Darin finde ich den ursprünglichen Inhalt und Sinn der Polyphemsage, der sich in der nordischen Überlieferung am klarsten aus- spricht. Erkennt man Zwerge in den beiden Knaben, so treten hier lauter übernatürliche Wesen auf. Die angeborene Klugheit des Kleinen ersetzt nicht bloss den Mangel an äusse- rer Kraft; er weiss auch die Riesen zu bewältigen und ihre Macht zu brechen. Nicht gewaltsam beraubt er den Trold des Auges; es springt diesem, als er erschrickt, unversehens aus der Höhlung, und schnell nimmt es der Kleine weg. Damit ist der Trold in seine Gewalt gegeben und ihm entzogen, was er an göttlicher Kraft besass. Der Knabe benutzt seinen Vor- theil, um seinen Feind völlig zu besiegen: er muss ihm nicht bloss Gold und Silber geben, auch zwei Stahlbogen, deren Pfeile wohl unfehlbar trafen. In dem Schatz, den die Riesen zu bewahren pflegen, liegen immer auch wunderkräftige Dinge, im Dolopathos ein Schwert, vor dem alles zerspringt, und ein Ring, an dem alles haften bleibt, von dem auch die sieben- bürgische Sage weiss und der in der serbischen zu einem Stab geworden ist. Nicht eher erhält der Trold das Auge zurück, als bis der Kleine die Stahlbogen empfangen hat und jener ge- .to 462 DIE SAGE VON POLYPHEM. nöthigt ist, in die Finsternis sich zurückzuziehen. Auch Helden wie Odysseus und Bissat sind, den Ungeheuern gegenüber, nur als Zwerge zu betrachten: ihre Tapferkeit bleibt unwirksam, und sie müssen List und Klugheit gebrauchen, wenn sie den übermächtigen Gegner verderben wollen. Endlich muss ich noch einer Umwandelung Erwähnung thun, die das Übernatürliche fast ganz ausscheidet und dadurch einen entgegengesetzten Ausgang herbeiführt. Zwölf Männer kommen zu dem Riesen, die er sämmtlich nach einander ver- zehrt, ohne dass der letzte ihm Widerstand leisten kann, und die rohe Gewalt behält hier die Oberhand. Damit gieng die ursprüngliche Bedeutung, die schon durch Einmischung der Helden verdunkelt war, völlig verloren. Diese Erzählung ent- halten zwei Gedichte, eins von Stricker, das andere von Kon- rad von Würzburg, die man in Wackernagels Lesebuch 1, S. 559 und bei den Minnesängern 2, S. 205 findet. Wahr- scheinlich liegt ihnen mündliche Überlieferung zu Grund. Zwölf Männer, nach Konrad sind es Räuber, Schacher, ver- irren sich in einem finsteren Tann, erblicken ein Feuer und gelangen in das Haus eines Riesen, Die Frau desselben, die allein zugegen ist, sagt ihnen, dass der Riese, wenn er heim- komme, sie umbringen werde, und heisst sie in die Höhe steigen, damit er sie nicht erblicke. Der Riese aber, als er anlangt, merkt gleich, dass jemand in seinem Hause ist. Die Frau will es ihm ausreden, er aber leuchtet mit einem Licht hin und her und sieht die zwölfe oben stehen. »Werft einen herab«, ruft er ihnen zu. Sie werfen den Kleinsten herab. Der Riese ver- zehrt ihn und verlangt einen zweiten. Als dieser verschlungen ist, einen dritten, und so weiter, bis nur der zwölfte noch übrig ist. Auch diesen heisst er herabkommen. Er weigert sich, und als der Riese droht, ihn zu holen, will er sich wehren. Aber der Gierige spricht: »Als du selbzwölfte warst, da hättet ihr euch wehren können, jetzt ist es zu spät«. Er wird auch verzehrt. Die Einmischung der gutmüthigen Frau, die die Fremdlinge vor der Gefahr warnt und ihr Verderben abwenden möchte, kommt in vielen anderen Sagen vor, vgl. Deutsche Mythologie S. 959. VOLKSLIED AU8 DKM SECIIHZKHNTRN JAÜHIIUNDERT. 468 VOLKSLIED AUS DEM SECHSZEHNTEN m JAHRHUNDERT. 2^it8chrirt für dtnitMcho Mythologie und Sittcnkundo. HerauHgogetwii von J.W.Wolf. Erster Band. Göttingen. Verlag dor Dieterichiwrhen Huelihandlung. 1853. 8». S. 883— 884. DIE HERZOGIN SINGT VOR, DIE ANDERN NACH. J_/er meyeii, der mcyeri, der bringt vns bluinleiii vil. ich trag ein freyes gemfite: gott weiss wol wem ichs will, gott weiss wol wem ichs will. Ich wills eim freyen gesellen, derseU) der wirbt vmb mich: er tregt ein seidin hemmat an, darein so preist ') er sich, darein so preist etc. Er meint es sung ein nachtigal, 834 da wars ein jiingfraw fein, und kan sie ihm nicht werden, trnwret das herze sein, trawret das etc. Dies Lied hat Hans Sachs in dem Fastnachtspiel der Noid- hart mit dem feihel (Veilchen) vom 7. Februar 1562 aufbewahrt, Nürnberger Ausgabe seiner Gedichte 1578 Bd 4. Theil 3. S. 50. Wilhelm Grimm. *) Das altt! hrisen einschnüren. 464 ZWEI MEISTERLIEDER. 307 ZWEI MEISTERLIEDER. Zeitschrift für Deutsches Alterthum. Herausgegeben von Moriz Haupt. Zehnter Band. Berlin, Weidmannsche Buchhandlung 1856. 8". S. 307— 310. I. Ihn den Spiegel Ton Ehrnboten Ein Equiuoca 1 Hort wunder wafs Ich hab in kurz erfahren Zw Nachts fach Ich auff einem Bockh Ein vnhulden Aufs faren Ich hört fie einen Segen Lang Aufs einem Brieff Her Lefsen ......... C Troiam die Statt fach Ich ein maller malen. Auch fach Ich in der krötten Mull Ein Müllner Koren Mallen Nach denn (denn undeutlich) fach Ich in Franckhenland Zeitige weinber lefsen C Ein fischerr vifchet in eim Bach ein beckhin fprach zum Beckhen Fach Du haft Bollen vnnd Rockhen Ich fach ein Bauren fchöne gerften fchneiden Ein Mader het ein Senfsen krum Die het ein Bofe fchneiden. Ich fach drey hubfche Bauren Maid Spinen An einem Rockhen C 2 Ein Radfchmit fach ich kunftlich Arbeit gifsen Zw Abent ging Ich in dz Bet Der Bader det auff gifsen 308 der fcherer war drunckhen vnd vol fchnit mich als er folt fcheren C Ein goltfchmid het ein kunftlich Bild gegraben Ein Ziegeiner het einem weib Etwas haimlich eingraben ZWEI MKIsiKUMEnBR. 4^5 «inus inaU ich bei «im wirte zert Der det mir (luckirch fchcren C Darnach Pracht ein Uevt«'niler Bot vorn Keifser gur ein ftreng gepot Die weiber folten fpinnen Ii^in furman l'chliig mir ein drey fenster fchciben Djirfner Hracht er von Reichen hal mir ein gute l'alz fcht'iben auch fach ich Ein Driack(>l8 Man Ersen drey Bazet Spinen C 3 Bey Coblenz dranckh Ich aufs dem faur prunen Vor Etlich Jaren Sind zv Bray Vill heufser Abgebrunen man Tagt Bei dem duren Babell Sind vill trachen vnnd fchlangen C Der Keifser kompt mit grofsem hör gezogen auch lach Ich zwöltt" Ichnehweifser RolV Sein Triumph wagen zogen Ein Buckfchen mafter fchos gar wol aufs Karthaunen vnnd fchlangen C Ich hab gefehen auch noch Mehr Zw Venedig dz hoche Mör mit Starckhen wellen wogen Daraufl' die fchiff auch faren nach den winden Ey fchneller wan die tlitfcher Pfeil Vnd on dem jeid die winden wer vil hören vnd Sehen will Mufs Etwafs darauf!' wagen Ano Salut 1543 am 17 tag JuUy Kümliergor Moistorgesünge, Ms. Germ. Fol. 22 in der Berliner königlichen BibHothok. II. S09 Inn des Römers gsang wey (1. weys) Ein schulkunst 1 Welcher maifterlich (Ingen wil der felb hab acht das von im all latein in Congrua wert pracht Es fey ein wort oder ein aigen namen: l^ Auch hab er acht das er kein plofen reimen pring W. ORIMM, KI,. SCHRUTKN. IV. 30 466 ZWEI MEISTERLIEDER. oder kein fchilleretten reimen auch nit fing Einer Equiuoca fol er fich fchamen 2^ Vnd ein halbe ftet auch nit wol Vnd ein diiferentz die fol er aus fcheiden Vnd plinde mainung gar nit fol Vnd plinde wort die leiben fol er meiden las keins aus deinem munde gan kein Rurenden reimen las er ein reiffen kein fchnurenden fol er nit han Vnd gantzer wort der fol er fich thun fleiffen das ift ein fchand kurtz vnd auch lang der flutz due er fich maffen Er vorgreyff fich nit im gefang faifchem anhang geb iedem than fein Rechten klang pleyb auff der Rechten ftraffen: 1^. 2 Pringt Er lattein die nit in congrua ift ftan Es fey gleich ein wort oder mer die er ift han für iede filb thut man ein filben mercken: l^ Vnd für ein plofen Reimen vier filben wift Vnd für ein Equiuoca auch vier filben ist. für ein halbe zwen filben ift kunft ftercken: .... 2^ Ein fchilleretten reimen fol man mit zweien fylben ftraffen am fingen Ein differentz mit zweien wol zw ftraffen ift wer die felben ift pringen plinde mainung zwen filben hat zw ftraft' welcher ein plindes wort ift fueren. 310 Ein filben im das für ab gat Ruerende Reimen wo man die thut fpuren fchreybt man dar für ein filben dar für fchnurend Reimen Eben Ein halben filben nemet war Ein wort das gar driflbig (/o) ift vnd in ein fchar zwingt mues ein filben geben: i^ 3 Ein halben Sylben nemet man für ein halb wort lind vnd auch hert ein fylben hat an allem ort für iede fylb ein fylb zw kurtz vnd lange: Z^C Welcher ein flutz dut der felbig ein fylben hat ZWRI MKIHTKRMEDRIt. 467 Vergreifft er (ich hin für oder bintler lieh gat für iftle fylb «'in fyll) in dem gefaiige: 1^ zweii kliiigent n-iintMi die da N In Ent du8 Reimens von Nattur begeren Vrid nit pracht werd«'n zuuerften verfingt ein Sylben halb thue ich ercleren So doch der ein begert das e fo foUen Sy im werden nach gelafTun Vnd wo ein paufe anderft ft»' dan wie der thon ift gepracht auff die ftrafTen Ein fylben man im fchreybet an Vbel ftet Reimen zwingen ü got Im alU-r höchsten thran thue vns nit lan Vnd gib vns dein wort zuuerftan das wir zw lob dir fingen: tjt^ Nürnberger Meistergesänge in der Berliner königlichen Bibliothek M«. Genn. Fol. 23 No. 248. Wilhelm Grimm. 30* 468 BRUCHSTÜCKE EINER BEARBEITUNG DES ROSENGARTENS. BRUCHSTÜCKE EINER BEARBEITUNG DES ROSENGARTENS. Zeitschrift für deutsches Alterthum. Herausgegeben von Moriz Haupt. Elfter Band. Leipzig, Weidmannsche Buchhandlung. 1859. 8°. S. 243— 253. 243 I Fraw Kunigin Ich mues mer Rosenkrantz han, Ee Ich schayd von dann Ich hab noch Zwenvndfunnftzig brueder jm closter mein, Denn will Ich bringen yeden bringen ein cräntzelein 5 Nw lat Her khomen zwenvndfunftzig man, Dye will ich allain bestan, Von wegen der Zwenvndfunftzig brueder mein. Damit Ich yer yegtlichem bringen ein Rosenkräntzelein. Kriemhild Brueder Yllsan (sie steht vor ihm, und er hat den Rosenkranz schon auf dem Haupt) Anntwurt die Kunigin Munich Yllsan Auf sein Begern Herr thuet ein wenig vertziehen 10 Bis das die khempff all sein geschehen, Darnach solt yer bestan, Die zwenvnndtfunffzig man , Als offt yer ainen thut erschlagen, Als menych Rosenkränntz soldt yer haben, 15 Ein hallsen und khussen dartzwe, Schawt daz es euch nit gerewen thue. Hie klagt G.i Kunig Gibich gegen Graf Walhther von Waxenstein Ach gott was soll Ich heben an. Meiner fursten mag kayner bestan. Ich ways noch ein rysen, 20 Der wierdt den streydt nit Verliesen, BRUCIISTÜChK KlNKlc liKAUHKlTl N«. J>K> HOSEN« AKTKN8. 469 Er lies« sy (1. «ich) iii« «'rsthnukohtMi , •** Waltherr ein gefurster gruff ob allen rekgen, Viid ein lanndthcrr zw waxetiMtaiii, Eer fiircht weder f^ros noch klain, 85 Walltherr Rich.stw niier mein hertzniaydt. Ich gib dier ein kunigin hochgemaydt, Zw aineni weyb mach ich dierr vnntertan. Die allerpcHt alH Ich sy Inn meynem Keich han, Kunich gibich Graff WalUher von Waxenstain (mit dem Scept«r in der linlcen Hand) (trftgt aU Rieae eine Sunge in der Rechten) II Anntwort Waltherr von Waxenstain Kunig Gibich Hinnwider Oenedigster kunig, Ich habs Ewern khunigklichen genaden vor gesagt, so Da maynt ewr gnad Ich war vertzagt, Ich habs nit daruinben than, Gern will ich den meyn bestun, Hielt man geuolgt dem Ralt meyn, Vnd hiett nit der khunigein, 8i Yern muetwillen geinn, Das w&r weyslicher getan Annder leytt haben auch khraft, Vnnser grosse hochfardt macht vns vnsighaft, Vnnd die Verachtung die wier treyben, 40 Ladt gott vpgerochen nit beleyben, Nw habt yer offt gehordt. Wie Troya wardt Erstordt, Von wegen hochfardt vnd des vbermuett, Der thuet hewt noch nymermer guet, 45 Doch Es ist geschehen, Mann soll daz best dartzw yehen, Herrn yer sollt unerschrökhen sein, Ich thue eweh die hilffe meyn, Hie manndt Hillibrant der maister Hertzog DietUeb von Stey Hertzog Dietlieb von Steyr nw wolher, 50 Vemembt mich lieber herr, 846 Ich bitt ewch yer weit bestan 470 BRUCHSTÜCKE EINER BEARBEITUNG DES ROSENGARTENS. Graff Wallther den grossen man, Gar hart thuet er warten, Hie zu disem Rosenn Garten, 55 Sein hertz Ist zornes vol, Herr Diettlieb Nw thuet allso, Wie Ich ewch gelernnt hann. So mag ewch nyemandt widerstan, Anntwurt Herrtzog dietliep von Steyr dem Berrner vnnd Hilliprant wider Herr jer. dorfft mich nit bitten, 60 Ich bin doch darumb her gerytten. Das Ich manndlich well streytten, Wie wol waltherr bey seynen zeytten. Gross Sachen hatt getan, Darumb will Ich Inn gern bestan, 65 Daran wag Ich meinen leyb. Von wegen aller schöner weyb. Ach zw geuallen dem allerliebsten puelen mein, Mues es manndlichen gefochten sein, Wol herr gesell, vnd wer dich mein, 70 Alls lieb dier dein leben mag sein. Dann dw muest mich gewern. Gar pald will dier scheern, IIb Hertzog Dietlieb Graff Wallther von Steyr Krimhilt (gibt jedem einen Rosenkranz) Hie Schaidt Kunigin Krimhillt die zwen fürsten. vnd gibt yedem ein cranntz Hört Auif yer zwen fursten guet. Es bryngt mier grossen vnnmwt, 75 Es gylt auch Ewr payder leben. Ich bitt ewch yer wellt frydt geben, Ich gib ewch bayden gewunnen , Kainer Ist dem anndern enntrunnen, 246 Yer seydt bayd zwen Redlich Man, 80 Inn dem garten habt yer das pest getan, Mein Cränntzelein tayl Ich ewch mit Durch gott nw habt frydt. HUUCH8TÜCKE KI.NKIc HKAlsltKlll N». ^»K■^ l;.;^KM.AHTBN8. 471 III • Gratf Wallther Kuiiig Oibich Graff Volkhhor von Allzeii (auf den Schild mit der (mit dem Keichsapfe! ond (mit der Slang« in der Rechten guatUtzt) Sceptvr in dt-n I landen) Rechten) Hie dannkht Kiinnig Oibich dotii Fürsten von Waxestaiii Hab ynmier daiiiikht dw Kdler fiir^t von Waxenntain, Mit gaiiiitztMi tn^wcii Icii dicii niayn, 85 Das best lanndt das ich han. Will Ich dior mächen vnntertan, Wann dw hast inatuidlicli j^estrytten Vnd was« dw mich thticst bitten, Das soUdtw gewcrt soyn, so Von mier vnnd der khunigeyn, III" Hie dantikht der von Waxenstain dem kuiiifj Seinner gab Gott dannkh ewrn khunigklichen Mayestat, Das mier ewr gnad geben hat, Ich hab mein bestzs hie getan, Vnnd wills ewr khuniglicli gnad han, 95 So will Ich noch ^nit ainein schlalien. Gar klain acht Ich den schaden, Der mir von yen möcht gesehen, Dann gern wolt Ich Rechen, Die fursten die hie erschljigen sein, 100 Sy rewen mich In dem herrtzen mein, Anntwort Kunnig Gibich dem Fursten vonn Waxenstain Nayn dw fürst lobysan, Dw hast deinen Em geniieg tan, Dw soldt deiner Rue phlegen, Ich ways ainen Risen verwegen, 847 105 Das jst ain starker furste herr, Mit namen graflF Völkherr, Layd mag er vnns wol Krgetzen, Denn wil ich ann sy hetzen. Er hat erschlagen manichen man, 472 BRUCHSTÜCKE EINER BEARBEITUNG DES ROSENGARTENS. 110 Wolheer GrafF lobysan, Nw gedennkh an den buelen dein, Vnnd thue mier hilffee scheyn, Gar fürstlich wille ich dich begaben, Des soUdtw kainen zweyiFel haben, Hie Anntwurt Graff Volkher von Altzen Dem kunig gibich 115 Herr kunig Ich bin schon beraytt, Zw geuallen Ewr Furstlichhaytt, Will ich hie der mynnst nit sein, Auch zugeuallen dem puelen mein, Will ich hie thayn Alls ein Redlich man, 120 Vnnd soldt es mich den leyb gestan, Herr jer solldt ganntz an sorg sein. Auch Meyn genedigiste fraw khunigein. Was Schadens vns hat getan der von Beern, Will Ich Alls mit meiner handt widerkheern, 125 Wolheer der mit mir will streytten. Lenger mag Ich nit peytten, Hie Mannt Hillibrannt denn Grafen vonn Monntuan Mit dem Eisen Volkherr zustreyten Wolheer dw Edler Margkgraff, Ein Hawbtman der Ritterschafft, Geporn von Manntuan, 130 Dw byst seins leybs ein Man, Ottnitt dw Purste Reych, Das bitt Ich dich gar frewnthley ch , Dw last den Risen kain zeytt hie stan, Balldt thue yn lauffen an, 248 IV 135 a ch wee mir disen grossen not zwen Edl Fürsten sein mier todt, Vill Edler khunig Schrutthan Nw Rych mier dise zween Fürsten lobisan Yer tod bringt mir grossen schmertzen 140 Nw gedennkh in deinem hertzen Das sy bayde Frewnndt synnd Sy wären deiner Schwester khind BRUCH8TÜCKK KINKU llK.\UHKHIINK8 ROSRNGARTRNS. 475 Hiiiiiwidfr anntwordt Kiinig Schrutan herrtzog II«!yiii vom Soffoy Vü4 Wolher dw bist iiiier ein Ebniier man, Ich truw deiner liiinndcrt wol zw bestan, Kh Nyinbt Mich ein groHs vnnpilldt. Du» dw dich vnnterHtnn wildt, Ilic mit niicr vnib diiM IKH KOSKNGARTEN. 491 Siiit auch wilkoim' h* iilt liitbrunt 7» Wilt der tuUI wa/, .sitlit ihr iiiiinich in dU laut II'> Waz Htüclii'iit ii- liiu li* iiiüiiich ttprach üiT kii (4m) Her nii\ni('li rii-htm vcli bald» heim uf die Ich wil mit vch iiit vViMfiMMi in die freitido I . . . . Ir in dudent vch nit Hchani*' sprach nieiHt' Ililtbra.. «0 AVer ist der Ritt' junge »pnich der niünich du *Der niins mit Hirne vbermute b&tet so rehte ho Wil er ez nit sagen ein»" drusgel slag niiis er %*ö mir habe (i9o) Dez enber ich gern Hprach Woltfliart ernistlich NA wellent ir vnbescheide w'den Nprach h' dithHch «i Wer ist der ritt' junge sprach der miinich aber do Der niirs mit sinü vbermute büdet so reht ho Dil wirst in wol erkenne sprach meist* Hiltbrant (im) Ja ist er diner swest' kint sprach der munich zu hant Ist ez dan Woltthart sprach der munich Klsan «0 Daz ich in nit erkenne de selben jungen man NÄ lag er in der wage do ich in zu leste sach Ich enwist nit daz ich vü ime solte liden daz gros vngemach (aoo) Sy siiit nach dir gewassen Wolffhart vü Sigstab An.ir gros stürme küme sy nlmer in kein grab »4 Nu müs sy got behüde sprach der milnich Eisan Daz ich sy iiaii f&nde die zwene jAnge man Die rede laz beliben sprach meist' Hiltbrant (so») Vnd röste wirvns balde zu den hüne in daz lant Daz wir betwing«' by dem rine die beide lobelich lüo Wol öf wir müssen hinne sprach H' dith'rich Do reit der künig Etzel wider in sin lant Mit ime der vü bern vn meist' Hiltbrant (510) III* (is) art vnd sigstab vnd der nnuiich Elsan Di . . are irem h^ren mit trüwe vud^tan r IM Do d.r künig Etzel wider heim kan D«) sach niai) mit ime künie nmnigr- wMen man Gegen in ging tVaüwe lleriche die edel künigin (51») Sie empfing do die h'ren mit mang' frauwe fin Do nam der künig Etzel il* dithMch mit der haut UO Anderthalp ging der alt Hiltbrant Der dritte waz ein margrefe rieh Er fürte sy vor die künigin sy waz mineklich (jjo) *D() Seite sy die mere der künigin gut 6S» i '*•* Mit rotlier Tinto iu kam goündort. Vf. GRIMM, KL. 8CHRIFTRX. IV. 81 482 iDER ROSENGARTEN. *Von der botschaft die waz so hoch gemüt 115 Sy Seiten ir vö de garte der were schone breit (525) Do sessen manig keyserlich wip gemeit Sy Seiten ir vö de gute daz zu wormess in de rine waz Sie Seiten ir v5 den fogeln die vf der linden sassen Sy Seite ir vö den megeden die waren schone vn glantz 120 Ez ti'uge ickliche vf irme heübte vö rosen eine Crantz (530) Sie Seite ir von den .xii. helde die wVe schone zu feldejküme Von ire waften Rocken hat nieman vol v^nomen Vf icklichen ist gesmit .xir. gülden fogel Man müs ir liht gesinne in aller der Welt loben 125 Do sprach die kunigin gezogenlich (535) Nu bringent vns die rosen vö bern H^ dith^ich Daz wil ich vmb vch v^dine die wil ich han daz leben Vnd wil vch mit niine hende die riebe gäbe geben IIP Do sprach der jüncfrauwen eine ach got moht . . . 130 Welicher h^re vns brehte die rosen vö dem Rin (540) Vnd welicher h^re durch vnsern wille kümpt da . . Der hat den pris gewönen nach fürstliche sitten Do sprach frauwe Herich die edel kunigin Nu han ich mir zu hüse manige frauwe fin 135 Nu dar ir zihert; beiden v^dienet riehen solt (545) Schaffent daz ich üch vn mine megde vm* wesen holt Werent vch frümecklichen durch de willen min Daz wil ich vmer me ümb vch v^diene sin Vnd slahent dieffe wüden nider vf de grünt 140 Daz danket vch hie heim manig rot' münt (550) Hat sy by dem rine ir Ritt' vberzogen Vf die icklichen gesmit xii gülden fogel *Man müs ir liht gesinne in aller der weit loben So wil ich vf die vwern alle same besünder 145 Vf icklichen hies sy smide .xii. gülden mer wöder 540 Do begünde die frauwe Heriche die kist vf dün (555) Do begünde die frauwe w^ben vmb so grosse rüm Sie sprach nement daz gesteine vii daz golt so rieh' Slahent ez vf die nacken so recht wonneklich 150 Den goltsmit hies sy smiden mit elenthaft' hant Manig lieht merwonder wart im de bekant (seo) Der maniges vfser de rocken hart lieht erschein Ickliches bette in sine müde de lichte karfünkelstein Do hies sy die helme alle samO durch graben (567) 155 Mit deme edeln gesteine daz die xii helde solten dragen *^ß Gemeit ist von einer anderen Hand zugesetzt. DRK lUHRNGARTBN. 4$3 XII IV* (u) Dur in waz ^i'iitt inuiiig klein bcrliii (m*) Durch «in dngrt ^j^np (>z vnii^borgt« «chiii (sto) Die g«*d(>(-i«! Wu'H sy iiinchct) iiiHtug«' Hnell(>n marg Zq den sitr- «'iig»« zu dm brüsten starg ir>u Do sprüngG sy gar wite vn wäre nin gemeit Daz niun der nbentilre noch »inget vn seit ?iin gezelt hic8 sy niaehen rofltlich vü richeit (175) Golt vn edel ge.steine schein vil dar ab waz wol bereit Ez liihte nahtes als man vö einre kertze »ach I6S Do vnden hette die .Xii. helde gut gemach Golt vnd edel gesteine was dar in getrage vü Man fant vnder de gezelt manig schönes spil (sao) Die dische wäre helfenbeihe dar als ein spigel glas Oben in dem knöpfe der liebte karfnnkel waz 170 Die gezirde wart bereit so reht wöneklich Als ein richer keyser wolte fare so geweltklich (sm) •Dar vnder wart ir gäden sy mäste ime alle v^iehen •Daz sy by ire zite nie kein schöner gezelt hette gesehen •Do wart die wite beide alle samet bestrauwet Mi •Mit nianige riehen gezelt wart der kunig erfraüwet Deme kiinige niiiste diene, xvi. wite lant (mj) Dar liz kam ime zu helfe manig kiiner wigant Do hies die kunigin balde vor sich stan Do mante sy ir helde die kunigin lobesan 180 Nö lassent vch nit vberwTnden zu wormefs an de rin Werent vch fri\niekliche durch den willen min ($m) 541 *Dez wil ich vm'me vmb vch v'diene sin •Slahent dieffe wunden mit elenthaft' hant •Ich geben vwer ickliehem ein juncfrauwe vn dar zv . . . . 185 Do sprachen die recken alle sy wolten ez gerne dÄn (59s) Varet an den Rin umb pris vmb rAm Daz die schone frauwe nu'is der weit jehen Der pris der ist erfohte wol vf es miis geschehen Also mante sy ir helde die edel kiuiigin rieh (&*o) IM Besündcr der vö bern der edel DithMch Sy sprach nein aberner du ez durch de will»" min Schaffe daz diu lob erhebe zd wormess an de rin Do sprach der faut vö bern edele kAnigin (eoa) Ez wirt von niif zurhauwe lieht' heim schin 195 Ez wirt auch über gössen mit heissem blüde naz (eos) '•* Was ipol bereit von anderer Hand. '" Zite von anderer Hand übergesckrieltcn. 81» 484 DER ROSENGARTEN. Ich slahe diefFe wüden vor wäre wisse daz So wellen wir hinne riten durch dine ubermiit Vnd wellen daz nit lassen durch kein^ slahte gut Sprach der faüt vö bern edele kiinigin (eio) 200 Wir dun ez allez gern durch de willen din Mohten wir sy betwinge nit elenthaft' hant Daz vns muste dinen künig gibich vn sin lant Mit sine starken beiden mit schilt vh auch mit spern An h^rferten in reisen wo wir ir begern (614) 205 Do enredet nit me vö bern h^ dith^ch Von danne begude sich nisten manig helt lobelich (eie) *Orlop nam vö den fraiiwe manig w^der man *Vil giider sege wart in nach gedan Orlop nam der vö Bern vö der kunigin her (eis) V^ (15) Orlop nam der vö Bechlan der milt Rudig' (62o) Von den fraüwe allen da sy sassen in dem sal Orlop name die h^re alle vö den fraüwe vber al Orlop nam Hiltbrant gar ein küner man Orlop nam sin brüder der münich Elsan 215 Orlop nam Sigstab an der selben fart (625) Orlop nam sin bruder der küne Wolffhart Orlop nam Heim ein vsserwelt' degen 642 Vrlop nam Wittich ein Ritt' so erwägen Vrlop nam vö rüssenlant Hartnit ein künig rieh 220 Vrlop nam von Kriechen der schone DithMch (eso) Vrlop nam vö stiere Dietleip hochgemut Vrlop nam vö tennen marg der jung künig früt Vrlop nam künig Etzel vh alle sin dienest man Also frischlichen hüben sy sich vö dan 225 Do brahte sy vf die beide manig baner wit (ess) Die Ros die wäre vberdecket wüneklich Vf den gecronte helmen manig lieht' stein lag Der da vö erlühte also schone reht als der dag 230 235 Jjo hies der küneg vf blasen balde sin herhorn Dar zu begüde sich rüste manig helt hoch geborn (64o) Der storm fan wart beüolen meyst^ hiltbrant Do fürt er die hVen mit freiden durch die lant Do füre sy vö den hüne mit ein' grofsen mäht Daz sy in .xx. dage vn auch ein teil der naht Waren by dem Rine an der stat da wormefs lit (645) V*" Da hüb sich vmb die rosen ein engestlicher ^^ n zu spern von anderer Hand zugesetzt. DRK rtOSRNGARTRN. 4g5 Da Hiltbrant der alt dez riiu>8 flog aiiKuch Do hiib er mit gewalt tili hon't wie er xprach Ir h'ren vö den liilii«' iiii inerkent alle Hampt 340 Halten vch wischl ichin in dez KiinigeH Gihiches lant (sso) Do sprach vö den recken der ult hiltbrant («if) Ir h'ren vö de hune nü beitet alle hie AlsAlichen st^irken furige enHahen vw' aögen nie Als einre ist by diesenie rine denken ich hart wol (us) 84S Wer wider sine willen her vber fare sol Der bedarf gudes ghlckes sol ime bliben daz leben NA wil ich zii ime rit«' ob er vns wolle fride geben Ja ist der selbe terige ein also lingefüg' man Er hat zwene snne die sint so freissam (mo) 850 Wer vber farn wil der nu'is im lassen ein fus ob ei hat («w) Do sprach der vö bern daz wer ein diiwers pfaiit Solte ich ime lassen ein fiis vn ein hant *So keme uns die über fart hart diiwer an Das wissent sichMiche ich grif in .£. selber an (6m) >5& Do sprach der munich Klsan lant mich d' botte sin Zu dem selben ferigen noch hüde an diesem rin 54t Er wenet ich sy ein waller sprach der munich Elsan Wan er mine hart ersiht der selbe grofse man («7o) Diz ist ein seltzen mere Wolfhart sicher sprach 860 Wie kiinde sich daz gefiigen daz grofs vngemach Von diesen beiden allen geg«' eine man VI' (le) wir dan. xii. beide vm'me gesigen an Wir sollen ime so rehte Üehon als man eim esel dÄt (ers) So er nit wil secke dnigen mit starken stecken gut 865 Vnd sollen dan spreche nÄ fiire vns vber rin Djiz dirs der tiifel lone der libe hVe din Sy wäre manige mile geritte vn gerant Die h'ren vö de hüne dadent sich do bekant (cm) Das sy vnu'zaget wen' in storme vh in strites not S70 Do sach man vf der beide manig baner vö golde Rot Vs der stat vö wormefs nam man der geste war Ritter vh franwC sahen alle dar Do sach man vsser d«' helme erschine manige stein («$*) Dis ist ein fry gesinde sy alle gemein S7S Mich ddnket an der wisen sy wellen strites pflegen In deme rosen garte by vnsern beiden hie Sie wen" zii de rine anders kilm*' nie (6w) Ir ist an alle masse gar an alle zal Man siht by de rine vil greue ane zal 486 DER ROSENGARTEN. 280 Der gezelt vnd auch ir hütte gar wöneklichen stan Daz sich solicher geste Krimhelt nit wil erlan Daz sehende sy der tufel mit ire helden gut (695) AI vmb ir brief sende daz sy zu. den hüne diit Sie erhebet mit ire helde manige strit durch ir hoffart 285 Jeder man sehe zu ime selber wie er sich bewart An de selben stünde ging der münich Elsan ledes halb dez rines do er de serge fant (700) VI'' Er begünde lüde rüffen wiltü vber füre . xii . gebrüd* gütlich Daz wellent sy dir Ionen daz wifse sicherlich 290 Gensit an de rine der gute ferge sprach Da er de münich mit siner kutte sach Ja vil lieber brüder ich wil vch gerne vber füren (705) Do begünde mit de rieme daz schief vast zu rüre 544 Do kam er vber vn sach daz er waz bereit 295 Er sprach h^ münich so veig' waz hant ir mir geseit Ritent ir wol brüder in üwerm lande also So mag der vbel tüfel vwers gebedes w'de fro (710) Rittent ir also mit harnasch vn mit ringe durch got Daz ist nü wol der groste spot 300 Der in diesem iare ieme h^haben wart Waz hant ir mir geloge ir alt' last^ hart Der ferge zoch daz rüder vf de münich er slüg (715) Münich Elsan mit de hart het liste do gnüg Er vnder sprang de verige dez breide ruders lang 305 Sy slüge vf enander manige herte swang Der münich zog de ferge vss^ de schiffe zu im an de staden Sie begüden vö harte streiche in de sweis baden (720) Daz sy bede vf die erde fielen Sie slüge enander in die kiefelen 310 Der münich gab de ferige eine harte drük Daz er müst dün zu der erde eine bück Nümme dumine ame sprach d^ ferge zu hant (725) Alsüllichen starken tüfel wart mir nieme bekant VII (17) In storme vH in strite wart ich nie vber strebet 315 Nü hat er mich betwügen so gar in sin gewalt eben Als ich sy vö .vir. iaren ein deines kint Münich Elsan mit de harte mich vber wint (735) Nü mag er wene war mir die Sterke küme sy Nü hau ich doch manige helt gewonet by 320 Mit mine scharpfen swerte daz er sin hende want Wil er ez nit gerade ez geschiht im alzü hant (734) 3'^ eben von anderer Hand. DER KOHBNUAKTBN. 4g7 *Wv werfent liiti duz riider vn griffent zA dP gwert *Ir werdr-t von iiiiiii<> Hb«' ntritcs wol gewert *D nit zd weich •Er sprach gar zorticklich •Ni\ wem ich doch min Hp •Wan duz ir betwingrt mich *Nu bin ich doch ein keuipfe zweier f&rsti' lobelich 330 *I)oz berners vii kdnig Etz«»! dio vz hdiu'Iant 645 •Die welhMit sich lassen schauw«'n die fursten bedesant •Noch hiide an dieseino rine mit irG beiden »nel •Dd mdst vns vber fdrC daz. wifse ane »pil So lafsent vwer stritt' der ferge schier sprach (im) 335 So reht liebe gesfc ich nie nie hie ingesach So die vö dv hdnr- mit irr- beiden iin Ez hat nach in gesant Krimhelt die Kdnigin Solte ich nn'ch dan setzen wider die beide fry So mobt mir grol'se dorheit wonen by (740) 340 Sint daz ez fradwe Krimhelt hat begert Waz ir an nn'r gesinnet daz sollent ir sin gewert Do hies er ime zu du Stade schief bereide gendg Darin trat v'meslich manig Ritt' klug Mit sime gecronetr* helme gar frislich an der stdnt (74s) 345 Norpreht hies der fenge vn sprach durch de grdnt Sint gotwilkdme ir h'ren vfser Hüne lant Ir wäret mir alle weis got wol vnbekant Han ich \'wer keine zd leide it getan Der dar vn>b wil zürn»" der sol mir« vare lan (750) 3S0 Do sprachen die recken alle sy wolten ez gerne dun Also mäht im der verige Norprecht selber ein stede sdn Dar nach lurt er vb»'r nianig»' werde gast Des schilt viul auch d»>z harnasch gab gar liehte gant (754) •Do trat in das schief der kune Wolf hart 35.S •Do sprach der ferige norpreht ez ist vbel hie bewart •Der lange stet zd d«>ben er mag wol der tdfel sin •Blibet er in de schietTe er dridet ez in den Rin •Do hies man vz springe Wolfhart den kdne d^en •Er bette vil nach v'suinet vmb sin w'des leben 360 •Hetten im nit geholfen die gesellen sin •Wolfhart were bertrüken zd wormefs in d«' Rin Norpn^bt niht anders enpflng (763) Den mit sin»' vil snellen schietTen bis an de dritten tag Daz er vber fdrte kunig Etzel vü sin vnd'tan 488 DER ROSENGARTEN. VIII* (i8) Do sach vfser der stat vö wormefs manige fraiiwe lobesam (lee) 366 Vfser der stat vö wormefse vil der lüde sprach (755) Ez gesach nie aüge so vil vf eine dag 546 So vil der stolzen helde füre vber rin Krimhelt die schone ziimphe leckerin mag wol in node sin 370 Kümet sy in den garte werlich ez geschiht schir Solicher grofser vngefug daz man mir gleubet (760) Krimhelt sin erslage ir beste helde zart (761) Do er vber brahte manigen recken leben (757) Do sprach der kunig Etzel nu sollent ir mercken eben 375 Ir her stoltzer ferige daz wir vch nit engeben Wider golt noch silber zu lone bis wir küme wider eben Bringe ich den her wider manige küne helt (771) Von Krimhelte recken so wirt mit vch gedeilt Min gut mit solicher truwe daz ir mirs sieget dang 380 Lafsent vch by dem rine nit die wile sin zu lang Ach furste vn lieber h^-e der ferige schir sprach (775) Geschiht vch vö Krimhelte recken hie kein vngemach Von Krimhelte recken daz ist mir werlichen leit Küment wan ir wollent so bin ich vch bereit 385 JJo sprach wolf hart der kune war vmb sin wir vs küme (788) Zu strite vmb das riehen kröne daz han ich noch vnu^nome Ob durch willen schöner fraviwG der du mir daz bekant So willen wir heim zur haüwen sprach der küne wigant Do sprach der helt wittich wir sollen ein hasen jagen (791) VHP Einen hotten in den garte der vns die mere hVider sagen 391 Ja sprach Hartnit vö rüfsen lant mir ist ein mere geseit (795) Fünf hundert schöner fraüwe sint auf der beiden breit In de rosen garte müs der strit geschehen Wolt got sprach Wolfhart daz ich in ein stünt solt sehen 395 Do sprach Hiltbrant der alt Wolfhart lieber ohe min (787) Du wirdest strites wol gew^t zu wormefs an de rin .E. dan wir uns gescheiden vfs' de rosen rot Ich geben vch daz min trüwe wir küme sin in not Do sprach der faüt vö bern der fürste hochgemut . (797) 400 Zu dieser botschaft ist nieman also gut Alz rüdig^ vö bechlan der edele fürste milt Der füret vor den fraüwe wol der ere schilt (soo) 547 Do sprach der künig Etzel ach milt' Rüdig^ Rit vns in de garte vii erfare vns die rechte mere 3™ gchir von anderer Hand. 3^* eben von anderer Hand. DER nOSENOARTKN. 489 405 Ob die h*ren vö di~ rine sä strite sin bereit Ob in d«;ni garti' ny di«> kilnif^in genieit Do sprach dt;r niHrgnitV h*n? ich h«>rt ein mere «ag«" (wj) Ein» riehen kAiiigeH botte sol riebe kleidet tragen Den mjm wil senden zi^ elnie «in genofl 410 Drille er nit riebe ch-ider an sin bist' wurde vil gros Do hies der ki'mig Kt/el her für dragen Ein gewallt daz koste wol. XX. dusent niarg («lo) Daz waz mit gi)hle wol diirchsbigen starg Dar in was genewet inanig edel stein 415 Der vfser de gewande so wüneklich erschein IX» (19) Do sprach des vö bem nim daz clare gewant (tu) D«) ritest dii mit er«" vor die frauw«" alle sampt (ms) S») begegnet dir in d«" gart«" franwü vn megetin *Die dir alle dan schaüw«' vf daz golt so vin 42«) Do der margrefe sach daz giMden gewant Do enpfing er ez also schone vn det ez an zÄ haut Er besach ez vber die brüst da waz ez also gÄt Mit frolichem h'tzen wart er hoch gemiU (sso) Von d«' golde Clare gab daz gewant riehen glast 4as Dem muten niargrefen an freidi" nie gebrast Sein Ros stiint gesattelt vf der beiden breit Er reit nit alleine ein kneht mit ime reit Do er vor de garte kam ab stilnt der kAne man (sjs) Do wolt der ^idf margrefe v«)r die schone franwt" gan 4.1(1 Er trat vö dem Rofse nieder in daz gras Vil schire ez vö sime knechte do gebunde waz *Do wiit er durch die rosen der wHder kune man •Daz vö im erli\hte daz schone gi^lden gewant Er kam vor die schon«" frai\w«l als noch ein richer botte düt 436 Sie wäre vnder der linden alle sanu' hoch gemut (»so) Ein gehimeltz oben swebet vor der kiinigin Die gröst er diigetlich der milte margref (in Do sprach der fraÄwe eine er ist mir vnbekant (sss) Sage dege kiine wie bist du genant 440 Do sprach der margrefe so reht diigetlich IX^ Ich dienen kiinig Etzel vn H* dithMch 648 DArch solich abenture bin ich her ge.oant Die schönste vnder vch allen wie ist die genannt (84o) Eins riehen knniges doht' vö de man wond' seit (»4s) 44.*» Zwölf riches ki^niges doht' wirt man by ir sehen In diesem rosen garte miis der strit geschehen Krimhelt der schone ist der gewalt geben (»45) 549 490 DER ROSENGARTEN. Wel zwen sy vö enander scheidet die behaltet wol dz lebe *Da in ret nit me der milte Rüdig* 450 *Da wart er wol enpfange vö ein* jüncfraüwe her *Die schone frauwe liete sich lieplichen an *Den danket dügetlich der milt marg man Die schone frauwe safsent by im in ein* schar (84?) Der schönste vnder in allen er nam ir genüs war 455 Do hette er die kunigin gern gekant Er wolt ir sagen fremde mer vö de künig vz hüne lät (sso) Zwölf riehen küniges doht' safsen vor im in daz gras Die schönste vnder in allen schone gezieret waz Sie was auch an de lip ein stoltz maget klug 460 Ein Crone vö rote golde sy vf irme heubet drüg Die Crone waz gezieret mit fünf stoUen wüneklich (sss) Also schone gezieret mit edelm gesteine rieh Wan sich wolte neigen die edel künigin So gäbe die edel gesteine vö der crone vnu*borgen schin 465 Vf dem erste Stollen lag ein lieht* Robin In de andern Stollen lag ein liht' smaletin (seo) Vf de zwein Stollen lag der lihte karfünkelstein (865) X* (1) Der vö der crone so reht wonneklich erschein (866) In dem dritte Stollen lag der lieht jochant (863) 470 In de virden Stollen lag der lieht ademant (864) Vf den zwein Stollen lag der lieht Robin gut (sei) Der brant zu allen zite als ein heis glüt (862) In de fünften Stollen lag zwey gülden bildin (86?) Daz ein waz syferit gelich daz ander der künigin 475 Vf de Stollen allen lag manig edelgestein Der vö der crone durch sin düget so wüneklich erschein (87o) Ajler erste ist der margrefe vor die künigin kümen Er sprach vil edel künigin haut ir daz it v*nomen War vmb bin ich vö den hüne an de rin gerant 480 Vil edel künigin daz dünt mir bekant Do künte der margreue vor die künigin alzühant (375) Also dügetlich leit er ir de brief in ir haut By ir stünt ein schriber balde sy im dar rief Der schriber kam zu ir dar 485 Sy sprach lies de brief daz man ez vber al hör (878) Do der schriber den brief vfgebrach Wie lüde er lachet nü horent wie er sprach (880) Ez stet an dem brieffe wünders also vil (881) Der bedarf wol lieplichen lachen diese mere sint also (883) DP.K ROHRNGARTKN. 491 490 Zwar vns betrüget leimig Ktxel vii d* bern' hV vor war Sy sAchent ht-iiiie die »choiie kriiiihelt die kiinigtn (ms) Vnd ir »tarkni beide wi» l)y (m«) Sie wolK'Ut ir bie ziirdrettT; die roMen vnd daz gra« (im) X'' Dhz sy begossen wMeii mit hciritein blude iiaz (mo) 495 Do spntcb die kiiiiigüi duz »elb icb dar inbot Der strit luux gencbeben in dt' rowii n»t Ist ez daz sy min bebleii genigr an So ni&8 min vatt' vn min Hrud* sin dinstes vndUnn Daz bort ein JüncfratWe zu dc- margrefen »y spr^ich (8>s) MO Neina furzte riebe du bist wite erkant Sprich der garte sy zerstöret du in die rosen rot Sint daz ez die frauwe krinibelt diircb ir hofTart dar i bot Wie balde daz die kiMii^in bort vn sueb Daz die jiincfraüwe zu d»" margrefen sprach (wo) 505 Sy stiint vf vö d«" gestule zu in beiden sy trat Der niilte margrefe d' Jüncfrauwe rede ninie bat Do sprach die Juncfraü so ist ez wol der wille min Sit duz ez hut gebort die edel Kunigin So bitten ich vch hie bore de sang d* fogelin (905) 510 Ob icb miis vö fern bulden vmm'iue gescheide sin Do det der margrefe als vö art ein biederman Der sich zd frailwe hillden wol gelieben kan Er sprach zu der Kunigin ir garte w' schone breit (»09) Des frauwet sich ir b^ze der kunigin gemeit »15 Die blasbelge bies man drucken durch die rore ging d' w... (91s) Oben vf die linde da die fogelin sint Sie si'\nge vnder en ander dein vn da by gros (9ij) Ez enwart nie b^tze so trurig daz der kürtzwile ie v'droa 550 Manig fogelin so deine daz gur lüte sang 580 Duz ez in den wölken lüte erklang XI* (e) Sy sangen vnder eiuiiuler die lereben vn die nahtgal Daz ez vz de rote goUle so lieplich erbal (9*)) Do sprach der murgrefe so reht tiigentlicb Nu bunt ir vf erden ein gatitzes bimelrich 585 Moht ich do in l)liben die wil icb leben mag Mir were by diesen schone fruüwe ein ganz jar als ein dag Do spilete ein jiincfraüwe die rotte also mineclich (9*5) Wer die stynuue borte d' müst fraüwen sich Vber sy stünt der margrefe er zocb ab sin gülde gewit 530 Der jüncfrauwe mit d* rotte der gj»b ers in ir haut D«) sprach die jüncfrauwe waz fürste mag dis wesen Der sich so richer gaben gen fraüwe mag erwegen (9So) 492 DER ROSENGARTEN. Er mag wol sin ein furste vü edel sin genos Oder ein richer keyser sin gäbe sint so gros 535 Do sprach die künigin er ist mir vnbekant Sage furste riche wie bistü genant Do sprach der margrafe so reht dogentlich (935) Ich diene künig Etzel vnd H^ dithVich Vnd fraüwe Heriche der muten bin ich vndHan 540 Ich bin geheifsen Hüdig' der vö bechelan Sie sprach helt von diner tügent ist mir vil geseit Siehestu vor dir sitzen .xii. Juncfraiiwe wol geraeit (940) Der wil ich dir ein geben edeler furste rieh Mit einer gülden Crone vnd dar zu ein kiinigrich 545 Do sprach der margreffe als ein reht^ biderwer man XP Der sich zu fraüwen hülden wol gelieben kan (944) *Er sprach fraüwe wie vbel mir daz gezeme *Daz ich ein ander neme Ich wil mich mit diser fraüwe lafse gnüge kunigine klug (945) 550 Sint daz mich got vö himel daz erst zu ir drüg So wil ich ir stete lafse daz ich ir gelobet han Vnd wil mich an diser fraüwe mafsen dz man mir gleübet zwar Vnd wil auch by ir alten der mir daz lebe lat Vber recken in de garte daz alles an gotte stat (950) 651 555 So wellen wir hinne füre die rosenkrentz so klug Ez enwart nie kein schappel also sür v^dient dz mä ie vs gedrug Durch soliche abenture sin wir an den rin gerant, "Wir wellent sicher küme mit gewaifent' hant Wo wir sollent strite daz dünt mir hie bekant 560 Do sprach die künigin alhie an diser stat (955) *In diesem rosen garte müs der strit geschahen *Mit beden mine aüge wil ich in an sehen *Wel zwen ich vö enander scheide die behaltet wol dz lebe *Heis sy küme wan sy wollen die sich dez strittes hant erwege 565 Von danne schiet h^ Rüdig^ vmb en mitte tag (957) Do reit er also balde do daz gesinde lag feie schruwe alle gliche ach milt' Rüdig' Nu sage vns balde vö de recken mere (960) Do fragete der vö bern de graffen alzü hant 570 Wo hant ir nü gelafse üw^ gulde gewant Do sprach der marggreflfe edeler faüt vö bern (963) ^^2 zwar von anderer Hand. DEU R08BNGARTBN. 498 B \II* (4) Sage (logen kAne wie bist 11 genant (>c») Sicfltab der jiinge im h\uh namü nit enseit Do wider »eiteti ny enaiider vf der beiden breit (>c>0 S7S *Si dreip vf enader ir beder grofoer «om *Sio fürten di«' Hos vast zu dr- »itr- mit den sponi ^Die schefte »y zürstachen mit elenthafter hant *Sie grieffen zA den swerten schiere do zu hant * Zweier fursten kempf zii Harnt" war«" kiimen 480 • Ein viigefiigcr «trit. vn »chjide wart vö in do v'nome 'Reinolt der küne gab sicstab eine shtg *Dhz der Ritt' edele vor im vf dr- sattelbogtl lag *Dez slages sich erholte sicsUib der junge man •Hart snelleclich reit er in wider an 585 *Er ime ein vngefuge wonde wider slug *Da er reinolt der wondt" gefölt vö der bane er sich hdb *Do bleip er vf der fart sicstab der junge man Bis ez b^unde dagen er hüb sich vnd^ dez hMan (luso) Vnd seit vö abenture h* dithMchen mere 5w Wie ime vf der fart geschehen were (iom) L)o sprach der faut vö bern getrÄw* Hiltbrät NÄ rite zi\ dem kAnige hie vfser nidcr lant (lose) Ob er vfser siiu' beiden vel suchen .xii. kön' dege (10») So wellen wir vfser dr- vnsern .xii. dar gegr- wegen (1030) 595 Do ensämet sich nit lange der althiltbrant Do reit er zil dem kunig gibich den« mere wigant XIP Do wart er wol eiipfaii^eii vö dr- he,ldr' vf d* bal Den danket dogentklich lliltbrant vber al Do sprach gezogelicb der alt Hiltbrant (»ws) «(K) Edeler künig rieh ich bin her zu vch gesaat Ob ir wellent suchen .xii. in die not So wellen wir vfser den vnsern schicken in die rose rot Ja sprach der künig Gibich ich wil der erste sin Zu strite in dem garten vor der doht' min (i04o) €05 Ich hau ez by minC; zit«~ dicke nie getan In dem rosen garte wil ich der kempfen ein bestan So bin ich in der aht jur sin mir gezalt So bestan ich vch selber sprach lliltbrant d' alt Wer bestat mir den Günth* min sün dt" degtl gut (»«>♦*) 6IU Den bestat vö tenni* mark der jung Künig früt Wer bestat mir den sin brüder gernt>t Mit wem er hat gestrittt" ein teil slüg er tot &S3 494 DER ROSENGARTEN. Sagen ich vch sich^ vnd wil vch ez wifseii lan Den bestat Rüdig' der vö bechlan (loso) 615 Wer bestat mir den Hagen der müs auch an die fart Den bestat vö garte min oben Wolfhart Wer bestat mir Walth^ ein helt vö Kerling genant Den bestat Hartnit ein küg vfser riifsen lant Wer bestat mir den Stofnig ein küg vfser eg' lant (1055) 620 Den bestat von stiere Dietleip hoch gemüt (loss) Ich sage dir sich^ichen er ist ein helt gut (1057) Wer bestat mir ein risen heifset asprian (1059) Er fürt zyfej swert in einer scheide domit er fehte kan (1060) XIII* (7) Er ist gros vnd lang daz sy dir geseit 625 Den bestat Wittich den schemninge dreit Wer bestat mir aber ein Risen heifset schrutau Dem sint die priifsen vf dem mere durch forchte wil vnd^tä Den han ich vf mine hofe wol .xx. jar gezogen (iu65) 553 Den bestat Heime der dreit vier ellenbogen 630 Wer bestat mir ein Ritt^ heisset Herbort Der in allen stormen kein strit nie geforht Er ist ein degen küne daz wifse sichtlich Den bestat vö Kriechen der schone Dith^rich (i07o) Wer bestat mir den Volker vö altzhein genant 635 Er ist ein fidelere ein helt zu siner hant Er ist by den besten die ich irge by mir hie han Den bestat min brüder der munich Elsan Wer bestat mir den Syferit den kunig vfs^ nid^lant (1075) Er fiirt der .xii. swert eins ist palmünt genant 640 Er fihtet vmb min doht^ daz wifse sich'^lich Den bestat vö bern min h^ dith^ich Do sprach der künich Gibich ist dir it worde künt (1080) Reynolt vf der fart wart mir nehten gewont (1079) Er mag nime gefehte daz sy dir geseit 645 Do viel sicstab vö de rofse daz waz vns alle leit Do sümet er sich nit lange meist^ Hiltbrant Do reit er also balde da er sin hVen fant Sie rietfen alle gliche Hiltbrant getrüw* m . . (lOSs) Nu rat vns in truwe wie sollen wir e XIII'' Die rede sollent ir swigen sprach meist^ hiltbrant (i087) 651 Man hat gen vch gedeilt daz dun ich vch bekant (1092) .XII. der künsten helde die ich ie gesehen han Doch getrüwe ich got vö hirael wir gesige in alle an Bereittent vch balde sprach meist' Hiltbrant (i09i) DER KOHENGARTEN. 495 «AA ZA strite in den ^arti' vnd riiMtf' vch dar zA haut *Da8 R«)8 vnd lianiHHch nti by vch (ty *Ich hoffe ez werde in de garten etlicher kdnig fry Wem ii'h riiffen der »ol nn'eh v'gtan (1095) Kin Ritter nach dem andern moI zu Mtrite gan 660 Do l>y Hollent ir merken daz ir beiaget n'im Du sprachen die recken aUe 8y wolten (>z genie dun Do wart reckenmeister der alt Hiltbrant Kr sciu'if daz die huttc worden aUe v*branf (ttw) Du hielt vt' dem t'elde niunig helt stark 665 Mit sinie gecronte helme by ime manig snei mark iJo hies der kiinig vt' blasen balde sin herhom 664 Dar zii begunde sich rüsten manig helt hoch gebom Sie ritten gen de rosen garten gar frislich vf de plaii (uos) Me den ein starken ros lailf du sweig ider man 670 Hagen vö tror-gen kam h*fur gerant Ein Silben" schilt fürt er for der hant Er flirte vf dem helme zwei giilden wisant hurn Er sprang vor den .^artr vnd rief vf mit zum (tti») ü Uli vö bern getriiwer hiltbrant 675 sol ich nii strit«' daz du mir bekant XIV" (s) Do sprach hiltbrant der alt daz ist Wolfhart Der helt by dem kiinige vnd ist zu strite wol bewart Vnder einie buner ez ist v«)n golde rot (tiu) Als frislich trat. Wolfhart an die not am Sin heim war gesteint vnd ein liehte schin Er fürte an dem schilte ein wolf was giildin Ez flirte vf dem helme der dege so gemeit Zwo silberen wis stangen vü den man wunder seit (ti>o) Dar an die giilden schellen daz rede ich ane wang «85 Wun man d«' heim riirte daz ez vil lüde erklang Sin ros ging in spriinge waz wis als ein härm Er fürte ein »per dicke als ein arm Sie riiste vf enander die zwene küne man (n*5) Manig slag swinde wart vT) in getan 690 Einre wolt den andern zwinge die zornige dege Do wolt einre de andern dez prises nie gegeben Die ros sy sere rürtr- zii de site mit den S|K)ni Sie käme von den i'ofsen bind' zwen schilt sy sich bdge Hart frislich zwey scharpf swert sy ziigen 695 Sie slilge vf enander die zwene küne man (»tss) ^' £s stand ty' da, ist aber ausgestrichen und an diirül>ergeset7.t. k 496 DER ROSENGARTEN. Daz die füers flamme vf ir beder heim enbran *Sie drangen vf enander die zwene küne man *Manig slag swinde wart von ihn getan *Einre wolt de andern betwTgen die zornige degen 700 *Do wolt einre dem andern dez prises nit XIV' *Sie stritte mit enander ein vil lange zit *Sie begunden enander driben vf der beide wit 555 Die ringe begunden risen nider vf daz gras (1137) Wie gar ez vö ire rofse in die erde gedrede waz 705 *Sie wäre bede also schone zu velde kümen *Sie dadent wol daz beste also wir haut vWmen Do sy müde wäre die zwene küne man (1139) *Sie Sassen by enander nider vf die ban *Do leite sy die swert vö in vfser der hant 710 Wie balde einre do dem andern de heim wider vz gebät (ii4o) Sie waren bede samet vö strite also heis Sie wischte vö den äugen de dampf vn auch de sweis Do sy der wint er wewete die zwene küne man Sie Sprunge vf gar balde vnd hüben wider an 715 Sie slügen vf enander nach dem alte sitten (1145) Aller erst wart engistlich von in do gestritten Wie küne H^ Hage were sy name ime doch die .... (1149) Schrit im durch die ringe der küne Wolfhar . * Durch halsberg vn durch schilt slüg er im w 720 *Daz begünde trüre Hage an der zit *Do was H^ hage gut vil schiere do gelegen * Aller erst begünde sin Wolf hart gar freütlich .... * . . . . ht er gefürt ein vngefüge slag * küne Hage vor de füssen gelag XV=* (9) Vf sprang die künigin vö der man wond^ saget (1155) Do schiet sy vö enander die recken vnu^zaget Wer sy dar nit küme Wolfhart het hage zu dode erslage Do müst man H^ hage vfser dem garte tragen xiiltbrant der alt rüffen do began 730 Wie nü H* Wolfhart wunder küner man (1160) Nu soUent ir vwern zorn gen mir lafsen sin Ich han vch strites wol gew^t zu wormes an de rin Wolfhart begünde rüffen im waz der spot zorn Daz sin stimme lüte als ein wisant hörn 735 Ich wil noch me stritten vf den alten grünt (1165) Mir werde dan ein küs vö eime rote münt Verbindent mir die wunden also sprach Wolfhart DER RO.SEN«AHTKN. 497 Durcli wilh'ii HclioiuT IVauwr- wil ich wider vf die fart IJiltbiaiit (ItT alt zorniklichfii sprach 74U Swigent stille Wolfhart vii liabtMit vw* gemach (o^o) U6 Ililtbratit d«^r all W«)lfhart vndrr «im" arm miro Vnd fürt in vö dem ringt» drn vfÄerweltr« man Kr zoch im vz daz haniaDch du sprach der wigaiit Ich iniis noch bas stritt«' vnd hie v^Muchon roi 744 Do rii'f d<'r kiine Wolfhart widtT vf den |) (•»'») Wo sint ir ml IP Ilajjr ich wil ich noch nje b Dez antwort im di«' kiinigin vil balde an d XV' Ir hant den pris gewönen HichMich Do schied »«r vl'ser dem gart«" wolfhart d* kiine man 7.%o Mit also hohen en" daz er hag«~ het gesiget an (i>m) Do sprach der fallt vö bern wolfhart ist vngezogen Daz er sielt vor hagen «legen hat hiit so sere geboge Wolfhart der kiine zorneklichen sprach Swigent min h^ dith^ich ez enist nit ein kintspiel (>>•*) 755 Syferitz siege vö den» riiie wird vch aiich zu vil jjo rief der kunig gibich asprian bistu bereit Vmb hagen von troige ist mir vfs^mafsen leit *NÄ bistÄ der aller groste den ich irge mag han Nein edeler degen kune daz soltii vns geniefse lan (»>9o) 760 Vf sprang der Rise lange vnd gn)s Er sprach nü weis ich in dem garte nierge ml genf>s Kr wappent sich mit grime vnd hub sich vf die ban D«» rief vnder den hiin«- hiltbrant «ler kiine man Wo bistü nä wittich der liebe geselle min (»'0 765 Dii ez durch den vö bern den lieben h*ren diu Siestii in d«' garten den Risen Asprian . . ina degen kune den sollu hie b«'stan . . rch der helt Wittich Hiltbrant kunstii mir gesagt* . . . h dir vatt" oder brüder ie hab erslagen (isoo) 770 ... u mich hast v^ratt«' gegen dez tufels man .... mich hast gegt" im gestalt nd grif in selb^ an XV'I* (lo) Jär ist so gros vnd so lang der tiifel wid* mir •Ach richer christ vö himel min arbeit clagt' ich dir Also sprach der helt wittich der dege vnu^zeit (>*») 775 Hiltbrant mich diinket dir sy min lebe leit *Nu wil ich doch nit stritt«" mit des tilfels man *lch neme nit .xx. diisent marg daz ich in grieffe an Do sprach der v«)n bern nevn wittich küner degen (»»?) 547 Ich wil dir vmmer lihen vnd geben \V. tiKINM, KI....SCllRirrKN. IV. 82 498 DER ROSENGARTEN. 780 Bringestü den Risen vf falles wang Daz wil ich dir sichtlichen sagen dang (1210) * Sprach der faüt vö bern daz soltii gleüben mir *Vellestu den risen ich wil sin Ionen dir Daz soltü gleüben Wittich vfserwelt' man (1211) 785 Schemning daz gute Ros wil ich dir wid^lan Daz brahtestu vfser dem berge von dem liebe vatt' din Helt nü feile den Risen ez sol din eigen sin Es wart wir do vor garten do du stritte mit Amnolt (1215) Ich wil dirs wider lafse helt v^diene den solt 790 Noch wil ich nit stritte sprach wittich der wigant Ez wMe dan bürge vmb daz gude ros d^ alt hiltbrant Her hiltbrant wart bürge vor dz ros düt vns dz buch . . . Noch enwil ich nit stritten sprach wittich d^ küne de ... . (1220) Noch engegen dem lange Risen vnd wage min w^ XVI'' Mich Waffen den margreffe Rudig'^ vü wel mir auch süne geb . . 796 Do wart schiere gewaffent Wittich der küne degen Vmb Rüdigers sün nodog wart im ein ste sün gebe Den schilt fürt im heim er sprach got müs din selb^ plege (1225) Do sprang er in den garte Wittich der küne degen 800 Ich forchte der lange tüfel bringe mich vmb min lebe (1230) *Er ist gros vnd lang der tüfel wider mir *Ach richer Crist von himel min arbeit clage ich dir * Werder Crist von himel wiltü mir by bestan *Wilt du mir nit helfen min freude müs v^gan 805 Der rise mit den zwein swerte slüg Wittich de kune man (1231) Daz er müste wichen gen de frauwe hin dan Doch vaht er listeklichen wittich der helt gut Er künde sich wol behüte wie vast er wider slüg Do waz er vnder den recken so gar vnu^delt (1235) 810 Vnd wer Wittich nit gewesen ein helt Schemnyng daz gude Ros müst sin vUorn Doch müst ez im süwer wMen de Ritt' hoch geborn xiiltbrant begünde rüffen Wittich flühestü hin dan Schemning daz güde ros wil anders mi h^re im selb^ han (1240) 815 Do hüb er sich an den risen Wittich der wigant 558 . . d langte in mit meming vii slüg im ein hat ab . . . . ise wart erzürnet mit der eine haut wittich den küne vf sines helmes want XVIF (5) Daz er müste strüchen nider vf daz gras (1245) 820 Von dez Risen zorn im daz geschehen was Von des risen slag kam Wittich vf die knie DRR ROKRNOAKTBN. 499 Kz was im by sinS dageii vor geticheheii nie Vff Hpriitig Witticli »Irin rim'ii zwu»fht*in Er Hchriet im tili den rcclilr iViH d«'- Hmimi gur unrein (i3M)) ..'> Er sprach «^ ivirt dir säre daz du mich brahtest uf die knie Das wir«o sichMicIi duz wiMtu goMhM \i\v Et* sliig im ul) ein a.s.x«*! al»« wir hon-nt Hugen Ez niohtt'ii nit'rgiMi /w«'ne vf cinre bt>ren han getragr- Do riet* die kuni^in Wittii-h du Holt mir dr risti ergebf; (\3Si) ■■" Er dede ez niht bis duz er im nam duz leben Do kert er sich h* vmb vnd Hpruch Htoltz muget wz wellet ir Wellent ir den risen lange der »y vcli vnu'seit schier Wuz 8«)lte mir ein doder spruch die kilnigin zart Siiit din lip von mir duz erste an gerdifen wart (i>^) Ich rief zii dir ich bat dich DA were orelos d& woltest mich nit v^stan Sint di\ in hu^t erslage 8o soitu in selber hun Vil edele kiiniglne so zenipht ez vch vil bas Das ir in selber habent wan er üwer eigen waz ^*o Min h^tze stiint in freiiden do ich in vberwant (i»65) Vnd er miVste füllen vö mines swertes clung XVII'' Do reit er vfser dem gurte Witt ich d* wigant Schemnlg duz güde Ros gab im der bern^ wid^ in sin hat Dar vf waz schiere gesessen Wittich d* dege lobelich -•s Er sprach ml forcht ich nlm' Kiinig noch Keys' rieh (u7ü) Do rief der kunig Gibich wo bistü nii schriitan Rieh dinen gesellen vfs'welt' man *Han ich dir by min«! ziten ie kein gut getan *Vor miner doht' schone solti'i mich ez geniessen lan - -0 Vf sprang der Rise gros wuz sin zom 0*^8) Dax er sine geselle in de garte bette vMoni Er Spruch nn kiimpt sin hiite einre in not (i»7s) Daz ich wil rechen dez kunen uspriuns dot (i*'*) &59 Do wart im bulde sin gesmide h'vor braht -'5 Er wuflFent sich so swinde ulso er ez hette gedaht Also frislich hüb er sich vf die ban jjo rief vnder den hAnen Hiltbrant d' küne man (isso) Wo bistA nA Heime der lieb geselle min Sistu den nsen lunge geborn un dem Rin • ü Vor dir in dem gurtr* stun duz dun ich dir bekant Do sprang er in den gart«' Heyme der kAne wigäl '**' Kv/iier von anderer Hand. 82« 500 DER ROSENGARTEN. . . sprach ez hat mir gedraümbt dz ich by mine dage (1235) . . t dem tufel selber ein strit sol haben . . . sehen ich alhie vor mine aügeii stan 865 .... US sich vö minen henden ein starker strit ergan XVIII" (3) Der Rise kam geschritten vnd was ein grofs^ man Mit vngefügen siege griffen sy enander an (1290) Sy slügen vf enander dem risen nit gelang Daz daz blüt vö de Risen vf die i'osen sprang 870 *Wie gros der Rise were Heime der deine man *Begunde in vast triben vor im hin dan *Daz er müste wichen vf der beiden breit *Daz was der küniginne getrüelichen leit Sy stritten mit enander nit gar lange zit (1305) 875 Sie begünden enander triben vf der beiden wit Der Rise gros vnd lang Heyme einen slag (1295) Daz der Ritt' edele vor im do gelag Er lag doch nit lange Heime der küne wigant Er sprang vf gar balde ein swert in siner hant 880 Schütte er kreftekliche den schilt er zu. de rück swang Er sprach h^ Rise lange dez slages sage ich dir dang (i30o) Er sprach edan man vns noch hüde scheidet noch hüd vf dise dag Mag ich ez gefuge ich vögelten dir den slag Nach gerling by dem ecke an siner hende klang 885 Do slüg er dem Risen die dieffen wunden lang *Do slüge sy vf enander siege vnmafsen gros *Daz von der hitznünge in die luft erdos XVnP Vmb warf sin swert Heyme an der zit Er sties ez durch den risen gar zorneklich 890 Do der Rise lange dot zu der erden kam (1310) Hiltbrant der alt rief do den kunen an 560 Ach edeler helt Heime Ritter wol gezogen Din Sterke noch din elent hat mich nit bedrogen *Do der Rise lang dot waz gelegen 895 *Do begünde heime wider rüffen der küne degen *Wo sint ir nü fraüwe Krimhelt edel Künigin *Hant ir der langen it me an dem Rin •*Do sprach Wolf hart d^ küne der Ritt' vnu^zeit * Krimhelt der schone mag wol wesen leit 900 *Vmb ir brief senden daz sy zu de hüne hat getan *Daz sieht sy dise lange Risen nlme zu dische gan Do rief der künig gibich wo bistü nü Stofning (isis) Waffen dich vil balde hie an diesen ring DER HOSENC.ARTEN. 501 Iltin ich dir l)y iiiiii)- (lai;>'ii n- kein ^ut f^etan •lua Vor iiiiiier doht' Hchnrii' sulin «it-r kinnpfeii ein bt'hlan Do wulfent sich vil Imido Stofning der käne man (i»o) *Al8o frolich kuui or vf di« ban Mit wem sol ich nii »trituii der dd mir daz bekunt Mit dietleip von Htieru »prach meist' biltbrant no . ilthrant dor alt rtifTtMi do l)t>pin (»m) C XIX» (u) Dich vnd dint* brüder wii ich alle dem tüfel erwegen (»t«) Du hast mir mit dime bredig' Htab so stjirke streiche gebe Nö mus sy vnd mich gof behutr- daz i.st befser vil Mich vnd mine bruder aU ich dir sagen wil 9I& Min brediger stab ist lieht vnd scharflf Ich fun" in mit crefh" daz ich niemä dar zi'i endarfT -Daz han ich in discn rosen wol erzaiiget (i75&) Do sprach der fideler gar liht ist vw' gebot Ir mohtent vor die kutte liebef dar side tragen :•!) Sint man vch vfs' d»" Clost* zu stritte s Were ich by dinf- bn'idern ich hies sy alle vö dir gan Diner haut dat bin ich wordf- gewar Er ist ein küner keller der din pflege ged . . (ino) L)o rief der kilnig Gibich wo bist , (f») Waffen dich vil balde vnd dii daz ich dich bit (»Tw) !»:t5 Daz du mich rechest vnd die lieben siine min Krimhelt min doht^ sol doch din eägen sin Vf sprang die ktinigin dilt vns daz blich bekant Sie ging gezogenlichen vor den künig vfs' niderlant Sie kilfsete in togentlich vor sine roten milnt (itm) ;<4ü Sie sprach strittr-f frriineklich»" ez wirt vch noch manig könt Kriinhilt schone iVaiiwe ir sollent an sorg»" leben Mir wirt in dr« garte der pris schone gegeben Wer mit mir sol stritte vnd het er zweier mänes müt 502 DER ROSENGARTEN. Ich gedar in wol betvvinge mit miiiö swerte gut (i79o) 945 Ach syferit über h^re mins einige mannes drüt Sprach Krimhelt die schone zu ime vberliit Got müs din selber pflege als holt ich dir bin Nu lebent sünder sorge edele künigin Ich gedar ez wol besetze daz ir mirs saget dank (1795) 950 In storme vnd in stritte gedet ich nie abewang Also sprach h* syferit der degen hoch geborn Frauwe maget waz mi swert begriffet dz mus vm^ sin v^lorn . . . gar er hürne were zweyer manne harnasch leit er an er in de garte Syferit der küne man (1800) 955 ch nü stritte der du mir daz bekatit bern sprach meist^ Hiltebrant (1802) Do sprach hiltbrant Abdruck von 19 Blättern einer Papierhandschrift, die aus der Meusebachischen in die Berliner Bibliothek übergegangen ist (Ms. Germ. Quart 577). Sie enthält 956 Zeilen in drei Bruch- stücken, 409— 963-. 1012-1323 und 1749—1802, also noch nicht die Hälfte des Gedichts. Die grossen Anfangsbuchstaben der Abschnitte sind mit rother Farbe eingezeichnet, die kleineren am Anfang jeder Zeile roth durchstrichen, zuweilen auch ein- 562 zelne Worte innerhalb einer Zeile, besonders Eigennamen, die zugleich durch einen grossen Anfangsbuchstaben hervorgehoben sind. Die beim Einbinden vs^illkürlich unter einander geworfenen Blätter habe ich in die richtige Ordnung gebracht, doch mit einer arabischen Ziffer die Folge in der Handschrift bemerkt. Auf Bl. 2 geht dort die Rückseite voran. Auf Bl. 14 Vorw. steht oben xii. u ist gewöhnlich ü oder ü geschrieben ; es soll aber weder uo, ue noch ü damit bezeichnet, sondern im allge- meinen nur u von n unterschieden werden. Die wenigen Ab- breviaturen habe ich beibehalten. Dem Inhalt nach gehört diese Handschrift zu der Bear- beitung des Rosengartens, welche den König Etzel, die Hünen und den Markgrafen Rüdiger einmischt (D). Sie war bisher nur aus der Heidelberger (D'"") und Strassburger (D^) bekannt, von denen ich Abschrift besitze. Der Druck in Hagens und Primissers Heldenbuch mischt beide unter einander und zählt 2462 Zeilen; ich habe diese Zählung in Klammern beigefügt. DER HOSENfJAIlTEN. 503 Diese drei IIan(ls»;hrifteu sind völlij? von einander unab- hängig. Sehr häufig weicht jede in einzelnen Worten und in der Stellung der Worte ab: jede gewährt beaaere und schlech- tere Lesarten; jeder fehlen einzelne Zeilen und ganze Strophen, jede hat ihrer mehr. Was hier allein vorkommt, habe ich mit Sternen ausgezeichnet; was hier fehlt oder in anderer Folge steht, Iftsst sich aus der Hinweisung auf die Zählung bei Hagen leicht abnehmen. Das Gedicht beruft sich, wie andere zu den» Volksepos ge- hörige, nicht selten sowohl auf niüudliche L berlieferung als auf ein Buch. Das mag öfter blosse Ausfüllung sein, aber eine Wahrheit muss zu Grunde liefen. Die Volkssänger werden das Gedicht wohl auswendig gewusst haben, aber durch eine Aufzeichnung iiirem Gedächtnis zu Hülfe gekommen sein. In diesen Büchern mischte sich die mündliche Überlieferung immer von neuem mit der geschriebenen Quelle und dem, was ein jeder aus eigenen Mitteln hiuzuthat und nach der verschiedenen Begabung gut, erträglich oder ganz schlecht ausfallen konnte. Von der ursprünglichen Dichtung werden sich die Sänger, zu- mal ihr Stand immer tiefer sank, weit genug entfernt haben, und so lange nicht eine ältere und reinere Quelle zum Vor- schein kommt, ist an eine Herstellung oder kritische Ausgabe nicht zu denken. Wilhelm Grimm. 504 UNBEKANNTES GEDICHT VOM ROSENGARTEN. 483 BRUCHSTÜCKE AUS EINEM UNBEKANNTEN GEDICHT VOM ROSENGARTEN. (Diese Abhandlung sollte vom Verfasser den 15. December 1859, den Tag vor seinem Tode, in der Akademie vorgelesen v?erden.) Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (phil.-hist. Klasse). 4". 1859. S. 483— 500. la. Der eine l'chilt vil richer den der andere was Von edelme gefteine l'was man dar ane vant 5 Di weren al vm vnd vmme so geleit uf des Ichildes rant Walter sprach zu witgen nu nim du einen l'chilt Vnder difen beidin 10 Iwelchin Ib du wilt 35 Vor flugich das l'prach wittige des mochtich mich l'chemen Nemt ir den armen ich wil den riehen neme 15 Sich hub ein niives vectin 40 di Ichilde g...^eclobin Die fteine gein den vrowen hoch in di venster l'tobin Walter der l'tunt ebene 20 wittige wart gewunt 45 Ir hende fluc zu sammene di l'chone hiltegunt Was l'al des J'eh — — — da ni — — 25 y^ai vnd habt uch d — Wi lohij — fprach her d — wittiche fprach — ist gein im vnge — lehn rite nimer m — nach rofin in diz So vechtin andere — fprach meifter hl — JNv muz man ah . . . fprach di mait rm So vechtin abir tzw - fprach her dyth^r - Dytleip von ftyre — , fprank uf — Gein im der werde ..... — Do vurte das einA — von styre dytle — Nu — UNBEKANNTE« fJEDICHT VOM ROSENGARTEN. 505 — — — en vHez truk — — — ... Hänfnen M — — .^. H/' . ...Icht. .e w — — — — . . d . . . nitere lacA — — rowen claite — — nd fin vngemach — — D 60 — — in . de . dytleip — — flain — — ach der Styrere — — von dir re ciain — — IchuldiX- 65 fluk la. uf dem latil bogin lak Doch hyu her ym eine wunden da mit Ib reit her bin 70 Da mit fo reit her dannen da« wa« liu gewiu Mit dem i'elbin flage vil dyth'ip uf c/aa graa Do claite den von Styre 75 alliz das . a waa Dytleip ficb des irholte do quAin der gygant druk di groxin llangin vn ho a/i liiicr hant 80 Dytleip von Ityre l'prank gein im uf dos gras Er vnder gink im d . . . angen das li im vnnutze was Do lluk im eine wunden 85 der ryl'e zu beider hant Dieüeip mMXe vntwicben vnder eine j'teine want . . fluk den flak Ib fwinde — — — — — ... zubrach 506 UNBEKANNTES GEDICHT VOM ROSENGARTEN. 485 IIa. 90 Er fprach du groze gygant .... eime wizzen velde Ich brenge dich zu grabe 120 den halbin lowin Mit dem feibin fchrote Den vurte fin vater der milde Sülc er ym einen fchenkelabe dem kan niman gedrowen Der ryfe mul'te valiin In einer edelin varve 95 do 11 uk her vafte zu fin decke was gelhitten Do fprach der von b^ne 125 So quam markgraue nodung du richeft al zu vru gar kvndiclich geritten Dinen nebin Ortin Der kvnink vureie dri phawe den ich han ir Hain grüne fam ein gras 100 Swie fere du in richeft In einer brunen varwe du m . . dich selbir ciain 130 da vm vnd vmme was Dytleip der was müde Eyn rant geüain von golde nider warf er den fchilt vnd von edelin fteinen rieh Do brachtim ein rofin crenzil Nu han ich eines nebin angeft 105 die mait cremilt fprach von b^ne her dytherich Das fazte her uf ßn hovbet 135 Als han ich mins bruder fprach .... vrowe crimilt Vnd kufte die mait miniclich Laut beide vwer vechtin Nu vechtin abir tzwene ich gibe — . . inen fch^7# 110 fprach von b^ne her dytherich Mit zwen rofin crenzen Wo ist min nebi nodungk 140 Vnd kufCe minen münt vnd der kvnik Günter Des wil ich beidin günen ich weiz wol fprach der b^ner vnde blibet ouch gefvnt Hi ift noch recken mer Do kufte ir broder 115 Do quam der margraue di ivng kunigin nodungk her gevarn 145 Vnd margrabin nodüngin Der vurte an fime fchilte das was ein gut begin den fwarzen a,de\arn ch . . . LNliKKANNTRH GEDICHT VOM I108BNGAKTKN. 507 IIa. Die karophbere sint Was soldc wir disen wIzId 150 So iiut ß boide . .iut ^u inu2 iiiau ubir vectin rprach di mait inifiiclich So vechtin abir t/.wene iprach von b^nc der dy tberich 156 O we Ip^ch ir luiiter wes il't das yedaclU Das du l'o iimugiu reehin zu morde bull gebrach. Nu wer vil gevucbten 160 duchtes dich geuuk Ich cluge gote vO himele das ich dich y getruk Was ill vch here nmter iprach ver creinilt 165 Dar vinme he.. vmS Er wil vechtin /vm erltin her mir entpotcu hat II er bort von dem ryne IM) i'p^cb der kvue Hagen Her l'al mit Ek:k warte vechtin das wil ich uch alhn lagin So ent|>ot mir heyme her wolte der erlle lin 185 Das i'e ich vollin g'ne Iprach do di konigin Das ill gut Iprach Hagne wie tcol ichz vögin wil Das herbort vnde heyme 190 Kernen c/ai rechtim czil In dem anderen morgen do in id'chein der tak Er dytherich von b^ne ZV jinen recken ('p*ch vil mangen n— wen fchilt 195 Horit alle mell'e Das ich wolde ycÄowen in der kappellon min wer vrowen dinen kan Vnd bereitet vch zu llrite Davrmme han ich geiamment Wer vor dinen wil das crentzelin 170 vil nmngpn w*den man Do melle wart gelungen Diz muz lin Iprach walter 200 Heyme bereite wart man rate vorbaz Gewaphint ritterliche Si muzeus bas vorl'uchin hub der sich an di vart vor war lo wizzet daz kurGt vn kouerture 176 Wer Tal mi Eckwarte vechte di waren beide glich der Ichafle \!in 205 Her reit in den gartin 508 UNBEKANNTES GEDICHT VOM ROSENGARTEN. 487 IIb. Nu mochte man fie l'cheiden 235 fprach von burgentrich h^ Hagn Das wil ich wol behüte fprach herzöge Adrian 210 Sin l'wert l. .f. Ib verre vnd Ich groze we 240 Ym kumt fin herre zu helfe nimmer her dytherich Er en fiet yn nimer mer — 215 daz wizzet ficherlich Der münich fp^ch mit tzuchtin 245 ich bin dir noch ein her Swi Itark fi uwer kolyr ich wil mich wol ir wer 220 Dem aldin wart vil \eide bi des gartin want 250 Do wencte fime herrin meifter hildebrant Di fchilde fi du fuchtln 225 die helde unvortz^it Da fi geworfin waren 255 des lachete die malt Diz mak nyman fcheide fi ften in fulcher not 230 Sprach her Dytherich dHüge iz en fi ir eines tod 260 Der munich den fchilt uf ructi mit tzorne den her truk Der helt mit beidin hendin mit der kolbin v . . . - Vil ftarke flege g Do fprach der mun Ich her beriz got in Du muft din clopph - Alfart der iuuge Vragete das vid Wi queme du uz de - machin hin wider Du kvmest wol in niiiir uf Ainen fchil - Ich helfe dir in di ro - fwenne fo du wil Di ros vordeckit w ac — hundert oder - Do hub sich in dem alreft groz hertze Der munich Aldry — - fine — — — flege - Das tet her also lan - wens in duchte ge Do iz in genuk duch den fchilt her vafte Vf der kappin hoybe — er tructe ein mez — Mit dem erften fprin — he in dur das he — Alreft do mugete h — das he di rofe — UNBEKANNTES GEDICHT VOM KOHBNGARTBN. 509 IIb. — ch wider wolde 966 — . . fin l'wert —et l'prach der iüge — e vngewert — uch l'pUih mit tzorne — min billich 970 VÄlte di \)\\ovtin — g her Dyderich — in grozen tcage — k beides lip — uf di phortin 376 — nnicliclu' wip — neu «^artin — ziten pblak — 8 fi di recken — .cbt vnde ros 280 — in uz dem gartin — ort bähe getragiu — cb abir . .wart — t durch des munches — geflagin 286 — tin ubir den .brflder — lle gel ich — noch vngebunden — n b^ne her dytherich — te vnde i/mmer 290 — rowe cremilt — ngsten i'weimen Der vane il't an gebunden her brenget uns in not SM Der muniob muz von hinnen eder wi legiu alle tod Der munich do mit Ibelboit vil grimme von yni Iprangk Beide mit eime rucke 800 Ichilt vnd l'wert he l'wank Do l'prach Aldrianes mage wol her wer in rechin wil So wil ich vm in raachin ein nouwe iamer l'pil 806 Wolfart der kvne ZV dem muniche kafi Mit heller voller J'timme er den b^ner ane rief Höret herre von Berne 310 waz min vetere yll'an gicht Wes er do beginnet ichn kome von im nicht Dartzu iprach der aide meister hildebrant 815 Uerre heizet di reckin anlegiu ir gewant Wollin Hz in ubele wendin wir wollin ß beilan Ich l'trite lybentzigen eine 830 Ib Iprach der munich yll'an — .... ein michel rul'chen 510 UNBEKANNTES GEDICHT VOM ROSENGARTEN. 489 Ib. ZU beider fit getan Do gink getzogintliche vor den b^ner ftan 325 Hagene der kvne zu dem bernere fprach Wir vor kyfen uf ylt'an was vns fchadin von im geschach Dangwart Iprach fin brvder 330 h^re das ift ouch min wort Das aldryan min vater den tod hat hi bekort Das ift ein gekorn wille das müze wir alle ien 335 Hette er gevolget der Icheide lo en were diz nich gesehen Do fprach der von b^ne ir herren höret diz an Hagen unde Dangwart 340 vorkyfen uf ylfan Dangwart fprach der iunge wir habn uf in verkorn Die fchult ift vor das wir den vater habn 345 - -afin yramer wafin fprach der kvne hagin ubir di rofin — — — — — — ciain Vnd Sygefrides warte 350 do diz zvm erftin gesch-ch Iz wirt weiz got gerochin fprach der helt dangwart Tzu vnfeldin vnd zun fchadin hat fi geftiflfet heruart 355 Do fprach ir vater Gebiche vnd ir bruder Gernot Waz fal diz gebrechte dirre man der ift tot Das ift war fprach Hagne 360 wir muzen in tot fe Wol her man vnd mage di mir wollin bi gefte Di helfin mir nü rechin den liebin vater min 365 An diser morderinne wen das müz rechte fin . . . .it fich hi ein ftriten fprach der helt wolfart ctzide 370 min /wert wirt nicht gefpart Darzu wile ich male getzihen vnd hebin mit der hant Nu biftu aber tobinde fprach meifter hildebrant 375 Hagne wart bereite vnd hundert finer man UNBEKANNTES GEDICHT VOM ROHENÖARTBH. 511 Ib. ginc vor Sebur^^e Uuii Si l'prach zu ir gelpile gotruwe vil liehe hcrtzogin MHo Nu gcnk zu «Jim«' vridel hilf mir (J«>r huld«; lin 4io Du hilt lins herzin vroude l'wen her entpfet dinen grilz Vnd din ane blicken 885 l'o wirt im tzorues hflz Nu tv diz durch din ere 4i5 vnde durch min gebot Irhebt (ich hi ein Itriten hi hübet manger tod 390 Du macht woi vor lielin an dem l'olhin man 420 lehn han nicht fuier hülde keines Ichadin ich im gan Si l'prach . . . lle ich bi . bett S9S ich han yn dicke geveert Mir gednnke/ her von kinde 426 l'wes her an mir hat ^et/ert Da was ein michel .rul'chin vnde ein michel l'chal 400 Beidenthalp die recken bereitin fich ubir al 4.so Sygefrid mit den finen waphinte sich zu hant Do l'prach zu den» von b'ne 405 .... — — — — — 490 Iloret hVe von b^ue was ich raten wii Ir enfcheidct dis gerul'chc hi wirt ein bol'e l'pil Wollart hat gefiirochin er wolle Hagin bi gelUn Mit welchiu uwern erin weltir im abe gan lehn lazc yn nicht vnderwegin l'prach her dytberich Bindes wart bereite Seburgk di vurllinne rieh Getziret mifiicliche was di mait wol Wer li mochte l'chowe der was vroude vol Ir mantel was von golde geworcht in ninive l'wer fi ane blicte dem was nach ir müie we Ir hocbityolt vorwiret mit gelle- ne edel vnde dar Des was an ir wunder des nam da manigir war Sus gink mit grozin czuchen di magit min/itdieh Do l'prach — — — — — 5 1 2 UNBEKANNTES GEDICHT VOM ROSENGARTEN. 491 ANMERKUNGEN UND ERGÄNZUNGEN. 1. verßüege ich daz, wiese ich das zurück; vgl. Wackemagel Basel- recht S. 33. 14. L. nemen. 16. gar. 17. Die Edelsteine, wo- mit die Schilde ausgeziert waren, lösten sich bei den Stössen und sprangen in die Höhe; vgl. Nibelungen 2149, 3. 19. Er stand fest, in sicherer Haltung, ir ros fluonden ebene Nibel. 369. 28. her Dieterich. 29. fprach min vechtin. 30. ungelich. 31. niemer mere. 32. diz lant. 33. andere recken. 34. Hiltebrant. 35. abir vechtin. 36. minniclich. 37. zwene. 40. uf den plan. 41. gein im durch die rofen. 42. werde Schrütdn. 43. einhürne. 44. Diet- leip. Ib. daz da. 82. die ftangen. 98. L. Ortwin. 101. du muoft. 107. Eine unleserliche Zeile: wahrscheinlich war sie ausge- . strichen, da die Strophe vollständig ist, auch dem Sinn nach nichts fehlt. 133. Statt eines lies mines. 138. ich gibe iu einen. 140. L. küffet. 147. Die untere Hälfte der Buchstaben ist abgeschnitten. 158. gebrächt. 176. ßn guoten rat 0) 179. L. Herbort, ohnehin ist das angehängte l ungewiss. 226. L. gewdßnt. 235. uf in fluoc. 236. grimme. 237. münch Ilfdn. 238. er beriz ist deutlich, erboerezi in himele. 239. clophen Idn. 245. fchilt. 246. rofen. 247. du wilt. 248. wären. 249. acht hundert oder mer. 250. dem garten. 251. herze/wer. 252. Aldriäne. 253. grozen ßege ßuoc. 'ib4t. lange. 255. wen niederdeutsch für unz; vgl. Sachsenspiegel S. 395 Homeyer. genuoc. 256. düchte. 257. vafte warf.. 258. hoybe = hübe. 259. mezzer fcharf. 260. fpringen. 261. herze ftach. 263. Die untere Hälfte der Buchstaben ist abgeschnitten, aber die Zeile ist noch lesbar, rofen brach, im Rosengarten kämpfte. Ebenso fo muoz man mich im garten die rofen Idzen lesen De. 726. 732. 301. Auffallend ist mdge der Form und Bedeutung nach. Der schwache Singular kommt sonst nicht vor und nirgend steht das Wort für Sohn. 335. diu fcheide die Trennung des Kampfes. 343. verkiefen. 344. habn verlorn. 367. Hebit. 369. fo fagetz mir bezite. 371. in male ist das / unsicher. 405. der alte Hiltebrant. 408. uns zwen en- /cheidet niemen wan der bitter tot Rosengarten No. 1525. 416. bindes = indes. 430. zühien. VKHRKASKrFS iiRl>U tn- voM Il(iit V«>M hn>>K.Nr in einigen späteren Gedichten führt Dieterich einen Löwen und Adler im Schild (Heldensage S. 143), und dieses Zeichen scheint seinem (teschlecht eigenthOmlich gewesen zu sein, da es Krmenrcich dem Heime verleiht (Dieterichs Drachenkiinipfe 654). In unserem üedicht wird es wahrschein- lich dem Nudung nur deshalb zugetheilt, weil er ein Verwandter des Berpers sein soll (133). Davon weiss die Dichtung sonst Dicht«, aber man könnte hierher zit^hen, dass nach da« Viltina- saga Gudelindo die erste Frau Thidreks war, vgl. Heldensage 494 S. 180. Überhaupt erscheint er als Kämpfer im Kosengarten befremdlich, da er nach C und D schon längst von Wittich erschlagen war, der nicht eher kämpfen will, als bis sich Kftd«*ger deshalb mit ihm versöhnt hat, vgl. Heldensage 8. 101. Nudiings Gegner, König Günther, führt drei Pfauen im Schild, hier allein; andere Zeichen sind in der Heldensage S. 121) nachgewiesen. Wie Dieterich um seinen Neffen, so ist Kriemhilt um ihren Bruder besorgt, und der Kampf unterbleibt, indem die Königin beiden den Preis ertheilt (109—150). Abermals fordern Kriemhilt und Dieterich zwei Helden zum Kampfe auf Die Mutter der Kriemhilt (j^enannt wird sie nicht), die in den anderen Gedichten vom Kosengarten nicht erscheint, jammert über die Mordlust ihrer Tochter und beklagt, dass sie sie zur Welt gebracht habe. Kriemhilt erwidert, sie habe sehen wollen, w^^ Frauen dienen könne, und deshalb so viele herrliche Männer zusammengebracht. Walther billigt das und fragt, wer mit Eckewart kämpfen solle. Hagen nennt den Herbort von dem Khein in (D 185. 1067. 1535. 1560), sagt aber, dass Heime der Erste sein wolle. Kriemhilt willigt ein. Am anderen Morgen gebietet Dieterich seinen Helden zuvor Messe in seiner Kapelle hören. Darnach reitet Heime wohl- bewaffnet in den Garten. Den Ausgang des Kampfes erfthrt man nicht, weil hier das Pergament abgeschnitten ist (131 -205). Hagen von Burgundreich (so heisst er hier, nicht von Tronje; doch die Sage kennt ihn als Verwandten der burgun- dischen Könige) spricht, man solle sie beide scheiden. Wahr- 83» 516 UNBEKANNTES GEDICHT VOM ROSENGARTEN. scheinlich waren im Vorhergehenden Aldrian und der Mönch Ilsan als Kämpfer bestimmt, und Hagen, besorgt für Aldrian, wünscht, dass sie getrennt werden. Aldrian ist als Hagens Vater, wie er auch hier (331) bezeichnet ist, bekannt (Helden- sage S. 86. 88. Rosengarten D 173), tritt aber sonst nirgend auf, und es scheint, wo von ihm die Rede ist, dass er nicht mehr am Leben sei. Herzog Aldrian verlangt aber zu kämpfen, dem Mönch werde Dieterich, sein Herr, nicht zu Hülfe kommen und ihn nicht wieder sehen. Ilsan erwidert, er werde sich sein erwehren. Dem alten Hildebrand an der Gartenwand wird angst, und er winkt seinem Herrn, wohl um ihn auf die Gefahr aufmerksam zu machen. Jetzt suchen die Helden ihre Schilde, und Kriemhilt lacht, als sie gewafent sind. Dieterich spricht: »die zwei kann niemand scheiden; einer wird sterben«. Zornig erhebt der Mönch seinen Schild, und Aldrian gibt ihm mit 495 einem Kolben harte Schläge. »Bei Gott im Himmel« (das wird wohl der Sinn der Zeile 238 sein), spricht der Mönch, »du sollst dein Klopfen lassen«. Der junge Alfart, der auch in D unter den Wülfingen erscheint, tritt hier (240) auf, er will dem Ilsan beistehen ; seine Worte sind wegen des zerstückten Textes . unverständlich. Der Mönch versetzt dem Aldrian harte Schläge, bis er endlich den Schild über das Haupt hebt und ihn durch das Herz sticht. Jetzt thut es Hagen leid, dass Aldrian die Rosen im Garten brach (206 — 263). Was nun folgt, ist wegen der lückenhaften Spalte nicht zu enträthseln. Wahrscheinlich klagt Alfart über die s,treitlu8tige Haltung des Mönchs, der, wie es scheint, mit den zu Worms versammelten Recken einen allgemeinen Kampf beginnen will. Auf ihn geht es wohl, wenn es (292) heisst: der vane ist an gebunden; denn das ist das Zeichen der Kampfbereitschaft (Nibelungen 193,1). »Er muss von hinnen« (es ist auch wohl Alfart, der spricht), »oder wir liegen alle todt«. Der zornige Mönch schwingt Schild und Schwert. Hagen sagt: »herbei, wer meinen Vater rächen will! Ein neues Jammerspiel soll an- heben«. Wolf hart blickt den Mönch an und ruft mit lauter Stimme: »Herr von Bern, hört, was mein Vetter Ilsan spricht! Was er auch beginnt, ich werde ihm beistehen«. Hildebrant UNItEKANNl*RH GEDICHT VOM ROHBNOAHTKN. ftl7 •pricht AU seinem Herrn, er möge Heine Recken sich waÜfum iMaen. Ilsan: »wollen sieg zum Verderben wenden, ich streite aUein mit siebenzigeu« (2Ü4— 321). Hierauf' tn^lilt ein Hlatt, in welchem wahrscheinlich genagt war, dass man den Kampf gegen den MAnch verhindert habe. Hagen nämlich und Dankwart, sein Bruder, kommen zu Diete- rioh und erklären ihm, das» sie dem Mönch Ilsan den Tod ihret Vaters verzeihen: es wäre ni«-ht »o weit gekommen, wenn Aldrian die Scheidung dos Kampfes zugelassen hätte. Dieterich verkündigt das den Seinigen. Dankwart ist als Hruder dea Hagen aus den Nibelungen bekannt, erscheint aber nicht in den anderen Darstellungen des Rosengartens (322 — 366). Hagen schreit Weh über Kriemhilt, die das Verderben an- gestiftet hat, und Dankwart sagt, es werde ihr vergolten werden. »Wozu das Cieschrei?« erwidern Gibich und Gemot, »der Mann ist todt!« »Das ist wahr, wir müssen ihn todt sehen,« spricht Hagen und ruft die Seinigen auf, die den Tod seines Vaters an Kriemhilt, der Mörderin, rächen wollen. Aber auch W^olf- hart will Theil nehmen und sein Schwert Male ziehen. Dieses Schwert wird ihm hier allein beigelegt, doch filhrt im Ruther (415.3) ein anderer ein Schwert, das Mal heisst. Hagen ist 496 mit hundert Mannen bereit (367 — 376). Befremdlich ist, dass ein Wölfing und ein rheinischer Held sich einigen, die sonst nur als Feinde auftreten, und deshalb merkenswerth , dass im Rosengarten D etwas Ahnliches von ihnen berichtet wird. Als nämlich die Zweikämpfe im Garten beendigt sind, klagt Hagen über die Wunden, die ihm Wolf hart geschlagen hat: Do sprach Wolf hart "^iiiir ist leide gesi-heheii. einer statten friuiulschaft soltu mir verjehen<. »gerne« sprach do Hageiie, »diu schulde ist nicht din, den mort hat gebriuwcn Kriemhilt diu kun^in 2347 — 23.')0. In der Lücke ward wohl erzählt, dass sich Kriemhilt be- mühte den Kampf beizulegen, den Hagen beginnen wollte. Sie ist es wohl, welche sich zu einer Herzogin Seburg begibt. Diese ist sonst nicht bekannt, scheint aber im Dienst der Kriem- hilt zu stehen, da sie Befehle von ihr erhält. Die Könii^in sagt zu ihr: »geh zu deinem Geliebten«, womit ohne Zweifel 518 UNBEKANNTES GEDICHT VOM ROSENGARTEN. Hagen gemeint ist, »und mache, dass er seine Feindschaft gegen mich aufgibt. Du bist seines Herzens Freude: wenn du ihn grüssest und anblickst, so schwindet sein Zorn. Kommt es zum Kampf, so wird mancher den Tod davon haben, und auch du kannst deinen Geliebten verlieren. Er ist feindlich gegen mich gesinnt, aber ich will nicht seinen Schaden.« Die Herzogin erwidert: »von Kindheit an ist er mir dankbar, dass ich seine Wünsche erfüllt habe«. Man hört grossen Lärm, da sich von beiden Seiten die Recken zum Kampf rüsten. Sieg- fried waffnet sich mit den Seinen. Hildebrant spricht zu seinem Herrn: »wo ihr nicht diese Kampflust stillet, so kommt es zu einem bösen Spiel. Wolf hart hat versprochen dem Hagen bei- zustehen; es wäre gegen eure Ehre, wenn ihr zurückbleiben wolltet.« »Ich lasse ihn nicht im Stich«, erwidert Dieterich. Indes ward die Fürstin Seburg herrlich geschmückt: wer sie erblickte, der freute sich und sehnte sich nach ihrer Minne; ihr goldener ManteL war in Ninive gewirkt, ihr goldenes Kopf- band mit Edelsteinen besetzt. So gieng sie mit Würde dahin (376 — 432). Kostbare Frauenkleider von pfell von Ninnive werden im Parzival (235, 11) erwähnt, ein vane üz Ninive im Dietleip (7465). So weit reichen die Bruchstücke. Sie beschreiben nur fünf Zweikämpfe, so dass noch sieben zurück sind. Also von dem, was vorangeht, von der Einladung der Kriemhilt, der Sendung ihrer Boten, dem Besuch Hildebrants bei Ilsan, der Fahrt Siege- stabs zu Dietleip, des Zugs Dieterichs von Bern nach Worms 497 erfahren wir nichts, ebenso nichts von dem Ausgang des Liedes, von der Rückkehr des Mönchs nach dem Kloster. Vielleicht war der Inhalt auch hier verschieden, die Darstellung gewiss. Etzel, die Hünen und Rüdiger von Bechelaren scheinen nicht eingemischt, wie in D und C. Auf der rheinischen Seite zeigen sich Kriemhilt, Siegfried, Gibich, Günther, Gernot, Hagen, Walther, und, wie man mit Sicherheit annehmen kann, Schrutan (42); diese auch in ABCD. Ferner Herbort vom Rheine, der nur in D bekannt ist. Dann aber mehrere, die in den anderen Darstellungen nicht erscheinen, Herzog Aldrian, Hagens Vater (209. 252. 301. 331), Dankwart, Hagens Bruder (329. 339. 341. UNBEKANNTEM OEDICHT VOM R08EN0ARTEN. 519 ^52), die Mutter der Kriemhilt (155), Hiltcguud, Wiilthern Ge- liebte (22), und eine Herzogin Sehurg, Ilagens Geliebte (377), die nirgends sonst beicannt ist. Gegenüber stehen Dietericb VCD Bern, der alte Hildebrant, der Mönch Ilsao, Woli'hart, Ktkewart, Heime, Wittich, wie in ABCU. Alfart der Junge, eil Wölfing, erscheint sonst nur noch in D (205. 225. 227) E, Nidung, Dieterichs Verwandter, allein hier (111. 125. 145). Die Zweikämpfe werden nicht von Gibich und Hildebrant voraus verabredet, sondern Dieterich und Kriemhilt rufen jedes Mal ihre Helden auf, die zum Kampfe kommen sollen. Die Reihen- folge weicht von den ül)rigen, die ich in der Einleitung zu C S. XL. XLI zusammengestellt habe, völlig ab, und andere stehen sich gegenflber, Walther und Wittich, Schrutan und Dietleip, Gümher und Nudung, Ilerbort und Heime, Aldriah und Ilsan. Das dramatische Gedicht aus dem sechzehnten Jahrhundert (Haupts Zeitschrift 11, S. 243—253 [oben S. 468 — 478]), wo ganz Unbekannte neben den Bekannten auftreten, braucht hier überall nicht berücksichtigt zu werden. Die Sprache in den Bruchstücken ist schlecht, aber nicht ungebildet; sie neigt sich zum Mitteldeutschen. Die Erzählung entspricht dem einfachen Stil des Volksepos und liebt die Wechselrede. Man begegnet keinen unbeholfenen Worten oder rohen Autdrücken, wie sie sich in den Auffassungen des fünf- zehnten Jahrhunderts zwischen den besseren oft eingedrängt haben. Der kampflustige Mönch sagt: »ich will mit siebenzig streiten* 319, d. h. mit der ganzen Welt*. In Ac mit un- geschickter Lbertreibung: >ich will sechzigtausend allein be- stehen e (24'*, 10). Wolf hart will der Königin einen Backeu- schlag geben (Aa 31. 33, Ac 821), und Kriemhilt schlägt sich selbst mit der Faust auf den Mund (Aa 65", 11. Acl559). Die Strophen sind mit Sicherheit auseinandergehalten, während sie dort zwar noch durchblicken, aber schon wegen der eingemischten Zusätze nicht mehr reinlich sich abscheiden lassen; auch ist eine A9H dritte Keimzeile zuweilen angehängt. Die Zahl der Hebungen [ist] hier noch der Kegel gemäss, die metrischen Gesetze der Senkungen sind in Geltung, und einige Verstösse dagegen würden sich entfernen lassen. Dort sind diese Gesetze vergessen und haben 520 UNBEKANNTES GEDICHT VOM ROSENGARTEN. / sich nur da erhalten, wo das Verderbnis nicht eingedrungei ist. Der regelmässig stumpfe Reim , etwa tac : sprach (1 95) ausgenommen, ist in den Bruchstücken noch rein, der Binnen- reim noch unzulässig, die Cäsur immer klingend; denn undo*- wegen (414) muss dafür gehalten werden, wie im Mitteldeutschen schon früher solche zweisilbige Wörter mit kurzem Wurzelvoeal dafür gelten. Dort ist der Reim gleichmässig verwildert: bh will Beispiele anführen, darunter auch solche, in welchen Fiei- heiten gebraucht sind, [die] anderwärts wohl vorkommen, doch nicht in unseren Bruchstücken. Aa bewarn : geborn 4**, 5. hoch geborn : erkorn. hoch geborn : gebären 6'', 16 — 19. meit:guot 6', 4. do (für da) : fro 21, 13. geben : degen 33^ 10. 42% 1. Dietbip : kintheit 47% 10. Klingend wunden : munde 9, 2. ziten : schriten 47% 14. stunden : begunde 67% 2. Binnenreim, geniezen ; Ver- liesen 76, 2. Der Reim ist ganz verschwunden 37'', 7. 8. 47'', 2 — 9. 62, 10. Ac (die vordem Weigelsche, jetzt Berliner Hand- schrift) fro : do (für da) 700. zit : beschiht 893. Günther : erwern 1240. Günther: dar 1288. huop : wuot 1036. sluogen . slugen 1477. orden : geborn 1617. Derselbe Reim unmittelbar wieder- holt niht : wiht 1025 — 1028. Derselbe Reim siebenmal hinter- einander 1564 — 1570. A'' und B kommen als absichtliche Um- arbeitungen hier nicht in Betracht. C frum : magetuom 301. fro : Ilsö (statt Ilsan) 527. was : sa^ 719. na^ : was 1343. leben: erwegen 857. 1021. degen : geben 1111. barn : erkorn 1420. klagen : haben 1706. gehaben : geslagen 1753. fingen : stuben 1844. begraben: verklagen 1898. Klingend ere:spere 3. grüene: küene 1253. beitete : bereitete 1445. Rührend mit gleicher Be- deutung min : min 570. da^ stet dir wol an : da:^ stet dir wol an 1039. künegin : sin. künegin : sin 1098. Unmittelbar auf ein- ander folgend bekant : Pravant. vant : Pravant. Pravant : genant 1 15 — 1 19. meit : treit. leit : meit. unverzeit : mannheit 433 — 438. verzeit : seit : unverzeit : geseit 1554, bestän : man. lobesan : man. gän:Strutan. man: bestän 1237 — 1243. Rin : sin : Rin : din 1914. D*" got (für gät) : Gernöt 96. stän : cron 222. erbot :st6t (für stät) 255. vor : klär 993. sagen : haben 200. tagen : haben 1285. laden: tragen 1739. degen : geben 2163. 2411. loben : gezogen UNBEKANNTES GEDICHT VOM ROHBNGARTEN. 52 1 4H1. bin : stn 339. Hu:; : kuB 421. was : sa; 527. gras : naa; 889. gwot:truoc 945. guot:sIuoc 1233. guot:genuoc 1611. sluocrhuop 49» 1037. aberzogen : vogel 55 1 , kint : nimt 729. heilt (ftlr helt) : geteilt 771.2363. wesen : erwegen 929. sal: alt 1033. enpfelhen : geben 1749. Niderlanttarinan 2223. geUn:lancl227. wart: scharf 2249. rinc : Gobelint 2387. Klingend mt^ren : hdren 13. hoeren : teeren 1661. sta-ren : geha'ren 1719. zerhiegent:vielent 1991. ROhrend mit gleicher Bedeutung sin : sin 51. leben : leben 1255. dich: dich 1531. De (die Poininersfelder, von Bart«ch herausgegebene Handschrift) kint:Kerlinc 65. degen: leben 175. degen : gegeben 451. min : hie 587. her : swaer 591. Walther : wer 625. be- valch:man 677. gcwant:dranc 763. guot:sluoc 773. 309. hant: irklanc 798. sprach : zehant 882. Unmittelbar auf einander folgend man : kan 663 — 666. Knhrend mit gleicher Bedeutung breit : breit 9. schiet : schiet 453. Dd (die vordem Meuse- bachischc, jetzt Berliner Handschrift, abgedruckt in Haupts Zeitsehr. 11, S. 536-561 [= oben S. 479— 503]) slac : grap 9. loben: gezogen 53. vogel: loben 123. graben: tragen 154. degen: leben 858. 799. leben : erwegen 563. degen : gegeben 690, 778. dagen : haben 862. erwegen : geben 911. was : sazen 117. über- zogen : vogel 140. heon : ruom 146. 186. sampt : laut 239. ge- want : sampt 416. llsan : vant 286. strebet : eben 314. zornec- lich:ltp 326. sneirspil 332. undertän:Iobe8am 364. heilt (helt): geteilt 377. man:gewant 432. wesen: erwegen 531. hau: zwar 551. sluoc : huop 585. sprach : erkant 599. Herbort : gevorht 630. ir : schier 831. überwant : klanc 841. zit : zornecUch 885. erzeuget: gebot 917. Klingend beströuwet : gefröuwet 174. Bfledeg^re : mtere 403. 567. Rührend mit gleicher Bedeutung an : an 253. zal : zal 278. Dreifacher Reim hant : pfant : hant 250—252. ge- nant: Riuzenlant : »Egerlantt 617—619. Ohne Reim steht 835. Das älteste Zeugnis von dem Dasein des Rosengartens ge- währt Ottacker von Horneck, der um das Jahr 1295 schrieb. Wir sind also nicht berechtigt, das Gedicht weiter als in die zweite Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts zu setzen. Hätten sich gute Pergamenthandschriften von A und D erhalten, so würde sich Inhalt und Sprache in ähnlicher Reinheit zeigen, 522 UNBEKANNTES GEDICHT VOM ROSENGARTEN. wie in den Bruchstücken. Abgesehen von der eingetretenen Verderbnis halte ich A für die älteste Auffassung, weil sie die einfachste ist und weil der Grundgedanke, Siegfried und Diete- rich gegenüberzustellen und diesen zu verherrlichen, darin am bestimmtesten ausgedrückt ist, dann auch, weil die einzelnen Kämpfe nach der Regel der Volksdichtung geordnet sind, worüber 500 die Einleitung zu C S. LXXII nachzusehen ist. Die Ein- mischung Etzels in D und C ist störend; neben ihm erscheint Dieterich nicht mehr als der Mittelpunkt, als der Held des Ge- dichts, was er doch sein soll, vielmehr in Abhängigkeit von ihm, wie in der Dietleipsage. Rüdeger musste gleichfalls hinein- gezogen werden, weil sonst kein namhafter hünischer Kämpfer in dem Rosengarten aufgetreten wäre. Nudung vertritt seine Stelle, aber nicht als sein Sohn, sondern als ein Verwandter Dieterichs, weil er hier zu dessen Recken gehören muss. Die Beschreibung der einzelnen Kämpfe weicht völlig ab, und die Bruchstücke haben nicht eine Zeile mit AC und D gemein- schaftlich, während sich in diesen, wie abweichend sie unter sich sind, solcher nicht wenige finden. Dort sind die Be- rufungen auf ein Buch oder auf die mündliche Überlieferung häufig, fehlen aber hier. Unsere Bruchstücke (P) setzen, wie ich glaube, nicht bloss A, sondern auch D voraus; denn daher kann nur Herbort vom Rhein und Alfart genommen sein, die bei den Übrigen (nur Herbort in E, ohne Zweifel aus D) nicht erscheinen. Erweitert wird der Inhalt des Liedes durch die Einmischung eines all- gemeinen Kampfes zwischen den rheinischen und Berner Helden, den Hagen anstiftet. Er will Rache nehmen wegen des Todes seines Vaters, den er doch dem Mönch verziehen hat, und wirft die Schuld auf die Mordlust der Kriemhilt. Deshalb fordert er die rheinischen Helden auf (.302) und kommt mit hundert seiner Mannen. Der Gedanke ist nicht glücklich, da nach der Anlage des Gedichts die Oberherrschaft Gibichs oder Dieterichs nur durch Zweikämpfe soll entschieden werden. Veranlassung gab wohl der Umstand, dass in A und D Dieterich und Etzel bei dem Zug nach Worms von einem grossen Heer begleitet werden, das sich aber nicht einmischt. Vielleicht setzte man UKBEKANNTEft GBIilCilT VOM ROSRNOARTEN. 523 in den Bruchstücken voraus, das Gefolge der Helden sei in deu) Rosengarten zugegen gewesen und aufgefordert worden an dem Kampf Tbeil zu nehmen. In den hier besprochenen Gedichten liegt ein Beispiel vor von den beständigen Umwandlungen und dem Herabsinken der Volksdichtung: innerer Gehalt und äussere Form schwinden gleichmfissig mit der Achtung vor der Überlieferung. Ein ähn- liches Geschick zeigt sich in dem Lied von Siegfriedtt Jugend, wie in den Bearbeitungen des Nibelungenliedes, von welchen Weigaüd (Haupts Zeitschrift 10, S. 142—146) und Holzmann (Pfeifl'ers Germania 4, S. 315— 337) Nachricht gegeben haben. I r 524 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN*). Ich habe, als ich im vorigen halben Jahre Freidanks Ge- dicht erklärte, bei diesem aus klarer Besonnenheit hervorge- gangenen Werke für passend gehalten, in einer ausführlichen Einleitung über die Kunstpoesie des deutschen Alterthums mich zu verbreiten und die vorzüglichsten Denkmäler, in wel- chen sie sich darstellt, zu erörtern. Die Volksdichtung, welche, was Ursprung und Ausbildung betriJÖFt, einen Gegensatz zu der Kunstpoesie bildet, habe ich dort zur Seite liegen lassen. Ich wähle jetzt aus der Mitte [der Dichtungen] des Volksepos, die nicht von einem einzelnen Dichter, sondern dem ganzen Volke ausgegangen sind, eine der schönsten und ausgezeichnetsten, und stelle mir die Aufgabe, Sie zugleich in diesen ganzen Kreis ein- zuführen. Mir scheint dieser Weg der beste, um zu einer wahr- haften Einsicht in die Geschichte der deutschen Poesie zu ge- langen, und sollte es mir gelingen, durch die Erklärung des Gedichts Ihnen eine lebendige Anschauung davon zu verschaffen, so wird Ihnen durch diese vorangehenden Betrachtungen der Zusammenhang mit dem Ganzen deutlich werden und sich das rechte Verständnis eröffnen. Ein Vortrag, der die ganze Ge- schichte der deutschen Poesie umfassen wollte, würde in der Zeit, die wir ihr widmen können, adlzu kurz und trocken oder allzu lückenhaft ausfallen: es scheint mir also besser, einzelne aber organische Theile herauszuheben und zu versuchen, ob der guten Absicht auch die Fähigkeit entsprechen wird, das ge- wünschte Ziel zu erreichen. Zudem sind empfehlungswerthe Bücher vorhanden, die das Ganze umfassen. Äusseres Material ist in Kobersteins Grundriss der Geschichte der deutschen *) [Dreistündig begonnen am 5. Mai 1843, 6. Mai 1844, 24. April 1845, 8. Mai 1846, 1. November 1847, 10. Mai 1849.] EINLEITUNG ZL'K VOKLB8UN0 ObER GUDRUN. 525 Nationallitteratur (zuletzt 1837; der erste Band der neuesten Auf- lage 1845) mit Flei88 und Einsicht zusammengetragen. Ger- ▼inus' grösseres Werk (in vier Bänden, zweite Auflage 1840 — 1842, dritte Auflage 184(>) geht auf innere Geschichte. Gs ist das erste Buch dieser Art, das, aus den Quellen selbst ge- schöpft, seineu (ic^^cnstand mit ausgebreiteten Kenntnissen und noch ausgezeichneterem Geist, mit einer seltenen Freiheit und Unbefangenheit der Betrachtung bebandelt. Es trägt nicht wenig zur Verbreitung und Belebung dieser Wissenschat) bei. Ich bin in vielen und in wichtigen Beziehungen anderer Meinung: m herrscht darin eine allzu persönliche Stimmung, und die darin auf- gestellten Analogien überschreiten oft das zuträgliche Mass und verlieren durch ihre Ausbreitung und allzu häutige Anwendung in meinen Augen Gewicht und Bedeutung; aber das hindert mich nicht den sonstigen Werth des Buches anzuerkennen. Auch der Auszug in einem Bande, der schon zwei Auflagen erlebt hat, befriedigt glücklich das Bedürfnis nach einer schnellen Übersicht. Endlich zweifle ich nicht, dass die Vorlesungen, die Lachmann an der Universität über die Geschichte der alt- deutschen l*oesie halt, ebenso gründlich gelehrt als mit scharf- sinnigen und glücklichen Gedanken angefüllt sind. Meine Erklärung des Gedichts soll eine genaue, philologi- sche sein. Aber wenn ich bloss eiu philologisches Ziel vor Augen hätte, so würde ich nicht das Gedicht von Gudnm zur Erklä- rung gewählt haben. Wir besitzen andere, auch ausgezeichnete, ja, in ihrer Art trefi'liche Werke, wie z. B. Hartmanns von Aue und Wolframs von Eschenbach, die in kritischen Ausgaben einen musterhaften Text gewähren, während von unserem Gedicht nur eine einzige spätere Handschrift erhalten ist, und die an sich achtungswerthe Ausgabe, die ich zu Grund lege, lange nicht alle Schwierigkeiten beseitigt hat. Wenn also dort in philologi- scher Hinsicht mehr zu lernen ist und die ausgebildete, kunst- reiche, oft schwierige Sprache den freieren Organismus, gleich- sam das zarte Geäder der Grammatik zeigt, so überragt doch unser Gedicht jene durch seinen inneren Werth und durch die Bedeutung, die es für die Geschichte der Poesie hat. Jenes 526 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. sind Werke künstlerischer Besonnenheit, immer abhängig von dem Geiste des Einzelnen, der sie hervorbrachte, und nur denen zugänglich, die für die höfische Dichtung das Verständnis aus- gebildet und Sinn und Gefühl dafür erlangt hatten : das Gedicht von Gudrun ist unmittelbar aus dem Wesen eines ganzen deut- schen Volkes hervorgegangen, dessen lebensvolles Bild es uns in reinem Spiegel zeigt. Den längst in den Strom der Zeit versenkten Geist eines Volkes wieder zu erkennen und anschau- lich zu machen ist die Aufgabe der Alterthums Wissenschaft, und dazu ist die Philologie nur ein Mittel, wenn auch ein aus- gezeichnetes und an sich iedeles, ja, sie ist für uns der einzige Weg, der uns zum Ziel leiten kann. Gedichte wie die Gudrun und das Nibelungelied erschei- nen nur selten, aber bei allen Völkern, die eine Heldenzeit ge- habt haben: sie entstehen nur unter den Einwirkungen glück- licher Verhältnisse; sie entwickeln sich Jahrhunderte hindurch und scheinen einen unvergänglichen Bestand zu haben. So wachsen edle Bäume langsam und bedürfen langer Zeit, ehe sie in Blüthe ausbrechen, während geringe Pflanzen ganze Fel- der bedecken und ihre gemeinen Blumen jeden Sommer neu hervortreiben. Ich weiss nicht, welches von beiden Gedichten den Vorzug verdient; ich ordne sie nicht unter einander, ich stelle sie neben einander. Jedes hat seine eigenen Vorzüge. Wenn jenes den Heldengeist der früheren Jahrhunderte, der bei einem Volke erwacht, das sich als ein Ganzes fühlt und in die Geschichte eingreift, das den Kriegerstand über den erhebt, der den Acker bebaut und die Herde bewacht, wenn das Nibe- lungelied den Heldengeist in einem höheren Glänze zeigt und einen tragischen Eindruck hinterlässt, so sucht das Lied von Gudrun als Schluss ein geordnetes, beruhigtes, der Gegenwart sich erfreuendes Dasein. Es eröffnet uns in warmer Nähe das häusliche Leben; es offenbart uns das Gemüth edler Frauen. Nicht der Held, wie tüchtig und herrlich er auch geschildert wird, ist der Mittelpunkt, sondern eine Frau; aber ich weiss nicht, wo die Hoheit der Seele, die sie mitten in der Erniedri- gung offenbart, mit solcher Schönheit, Tiefe und Wahrheit sonst geschildert wäre. EINLEITUNO ZITR VORLEMITNG ÜBER «ÜDRUN. 527 Hierzu kommt, was itrh vielleicht zuerst hfttte hervorheben sollen, es ist seinem Ursprung wie seiner Fortbildung nach ein vaterländisches Gedicht. Uns muss alles, was vaterländisch ist, näher zu Herzen gehen. Wer die Geschichte der deutschen Litteratur kennt, w(>i8S, wie oft durch die Nachahmung des Fremden, die nur das Äusserliche zu erfassen versteht, edle Triebe niedergehalten worden oder verkflmmerten. Nur wer sicher auf eigenen Füssen steht, kann Vortheil aus der Betrach- tung des Fremden ziehen. Welch eine verrenkte Sprache hatte die äussere Nachahmung der griechischen und römischen her- vorgebracht, die so vortheilhaft wirken kann, wenn wir im Stande sind den freien Geist der alten Sprachen zu erkennen! Aber diese gefesselte Nachahmung konnte auf den gesunden Sinn keinen Einfluss gewinnen. Es ist erfreulich zu sehen, wie die deutsche Sprache den fremden Putz, den man ihr von Zeit zu Zeit hat aufdrängen wollen, immer wieder abgeworfen hat. Nicht die Puristen haben mit pedantischen (Jesetzen die Sprache gereinigt, sondern das erstarkte Gefflhl für das Vaterländische, nicht das Abwenden von anderen, sondern das Festhalten an uns selbst. Um den Werth des Fremden zu ftihlen, müssen wir uns erst in die Gesinnung und die geistige Richtung eines anderen Volks versetzen lernen. Das wird nicht ohne Arbeit und Mühe erreicht. In unserem Gedicht, wie manches auch von dem Leben, das es darstellt, verschwunden ist, spricht doch noch vieles unmittelbar zu uns; die zarten Farben, der feine Duft, der über ihm schwebt, das kann nur unter uns empfun- den werden. Mit tausend Fäden, oft leicht nur erkennbar, oft nur dem schärfer blickenden Auge sichtbar, verwebt es sich noch in unsere Gegenwart. Das ist der Gnind, weshalb jedes Volk, das ein tieferes Gemüth empfangen hat (und dieses Ge- müth ist einer der schönsten Züge in der Natur unseres Volkes), das Alterthum als einen Bestandtheil seiner selbst, als einen Bestandtheil der frischesten Gegenwart erkannt imd geehrt hat. Wer jene Fäden zerschneidet, wer die Gegenwart, deren volles Recht ich anerkenne, bloss mit dem heutigen Tag beginnt, mit jedem Abend sie endigt, der gleicht in seiner athemlosen Hast dem Unglücklichen, der ohne Heimath herumirrt, keine Stätte 528 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. findet, wo er niedersitzen kann, und an dem Leben in Wahr- heit und Liebe nicht theilnimmt. Um ein anderes Bild zu ge- brauchen, die Vergangenheit setzt sich wie eine harte und feste, oft rauh gewordene Rinde um den Stamm, aber unter diesem Schutz steigt der Saft aufwärts und treibt neue Äste, und wenn die Sonne günstig scheint, Blüthe und Frucht. Wer die Rinde unverständig abschälen wollte, würde den Baum zum Absterben bringen. Noch etwas erquickt uns in diesen Dichtungen, zumal in einer gerne sich zurückziehenden, verbergenden oder einhüllen- den Zeit, die offene Stirne, die hier die Menschen zeigen, die Aufrichtigkeit des Herzens, die Wahrheit der Rede. Das Gute und Böse, edler Muth und rohe Tapferkeit, zarte, reine Gesin- nung und wilde Triebe erscheinen hier in jenen vielfachen Mi- schungen, die der menschlichen Natur eigen sind, aber in voller Freiheit. Und über allem, als das höhere Ziel des Daseins, schwebt eine schöne Sittlichkeit und ein tief gegründetes Gefühl für die Tugenden, deren der Mensch fähig ist. Ich setze voraus, dass unter Ihnen auch manche sind, die sich dem eigentlichen Studium des deutschen Alterthums nicht widmen können: diesen wünsche ich dieses Bild der Vorzeit so frisch und lebendig, als es meine Kräfte erlauben, vor die Augen zu stellen. Ich wünsche, dass es Ihnen, in welche Ver- hällAisse Sie auch eintreten, welche Richtung auch Ihre Lauf- bahn nimmt, einen Eindruck hinterlasse, der ihnen förderlich, aufklärend, belehrend und belebend sei. Von diesem Gesichts- punkt bitte ich Sie meine Vorlesungen zu betrachten; dieses Ziel schwebt mir vor, indem ich mich bemühe, es auf dem Weg genauer Auslegung und Erklärung zu erlangen. In der Einleitung werde ich zuerst das deutsche Volksepos bis zu der Zeit unseres Gedichts in seinen einzelnen Denk- mälern betrachten und die Hauptpunkte angeben, von welchen es zu beurtheilen ist. Damit behandle ich zugleich einen be- deutenden Abschnitt von der Geschichte unserer Poesie. Indem ich zu unserem Gedicht übergehe, werde ich von dem Inhalt, der Zeit der Abfassung, dem Alter der Sage, Verhältnis zur KINLKITUNO ZUR VORLE8UKrt CbER GUDRUN. 529 Geschichte und dem inneren Werth reden und die nöthigen literarischen Nach Weisungen geben. Die Poesie ist die Schatzkaiinuer des menschlichen GeutM, in welche er niederlegt, was er im Leben gewonnen hat. Sie gleicht dem reinen Gold, das nicht verwittert; denn sie hat das AuflÄllige, Unwahre und Vergängliche ausgeschieden. Sie er- hebt die Ereignisse aus der Wirklichkeit in das reinere Licht der Idee und gewährt ihnen damit ein höheres Dasein. Indem sie beides, Gedachtes und Erlebtes, vereinigt, trennt sie sich von der äusseren Erscheinung, von dem, was wir Wirklichkeit nennen, dem immer etwas Heschriinktes, man kann sagen Ängst- liches anklebt. Sie unterscheidet sich von ihr wie der Abguss einer Form von dem reinen, frei gearbeiteten Marmorbild. Erst narh und nach trennt sich von ihr die geistige Betrachtung als Philosophie, die Erzählung des Geschehenen als Geschichte, die ihre gesonderte Richtung verfolgen, während die Poesie in lebendiger Vereinigung erhält, was von aussen auf sie eindringt und was innerlich aus der Seele strömt *). Man hat bei der Sprache bemerkt, dass Verba die Grund- lage aller Substantiva seien, und daraus den Schluss gemacht, dass die epische Dichtung die älteste und ursprünglichste ist. Ich glaube das nicht. Der Eindruck der menschlichen Gefühle und Leidenschaften, den der unmittelbare Anblick der Natur hinterlässt und der in den lyrischen Gedichten sich äussert, ist mindestens ebenso alt als der Eindruck der Ereignisse, der in der epischen Dichtung sich abspiegelt. Schon in dem Alte- sten Epos wird der lyrische Gesang erwähnt. Diese beiden Dichtungsarten sind im Grunde die einzigen: die dramati- ') Laobtnann über Otfried [boi Ei-soh und Gniltor III, 7]p.279fiC= Kleinere Sohrifton I 453]: »Das Loblied ituf Ki.nig Lndwi^ III von Fmnkreich. di»» Hof- poi'sien unter den süclisischon und tVünkiM-hen Kaisom ^ehen übendl gleich in die £i'7.äblung über. Der InLidt von Spottliederu wird uns immer s<> an- gegeben, da$$ etwas Sohimpfliehes darin »e'i erzählt wurden. Selbst dio älteren Liebe»nK.N. IV. 34 530 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. sehen Dichtungen entspringen aus dem Epos (Brocken von dem Gastmahl Homers nannten sie die Alten), wenn das Bewusst- sein der dichterischen Kraft und ein ordnender Verstand hinzu- tritt, der die Ereignisse einer bestimmten Idee unterwirft und dieser gemäss umbildet. Das Epos trägt seine Idee unbewusst in sich, während sie in dem Drama absichtlich alle Glieder des Ganzen durchdringt, das eben deshalb in seiner Vollendung das Höchste erreicht, was menschliche Kunst vermag. Noch später erscheint die didaktische Poesie, der gehobene, gesteigerte und durch die Beschreibung ruhender Zustände belebte Aus- druck sittlicher Wahrheiten. Die didaktische Poesie belehrt un- mittelbar. Da aber die wahre Poesie nie darauf ausgeht, unmit- telbar Lehre zu ertheilen, sondern erwartet, dass aus der Dar- stellung des wahrhaften Lebens die Lehre von selbst in der Seele erwachse, so ist das didaktische Gedicht schon in der Wurzel von der Poesie geschieden. Die echte Poesie verwendet das gewonnene Gold zu kunstreichen Gebilden; die Lehre prägt es in Geld aus, dessen Werth angegeben wird, das in Umlauf kommen und unbedingt angenommen werden soll. Etwas An- deres ist Belehrung über äussere Dinge, die der Inhalt des Epos manchmal nöthig macht, wenn z. B. von der Mauer herab das Heer des Feindes betrachtet wird und die Namen der Hel- den und Völker, ihre Feldzeichen genannt werden, oder wenn Brunhild in der Edda den Sigurd über die Zeichen und Kraft der Runen unterrichtet. Die lyrische Poesie hat in gewisser Art keine Geschichte, ich will sagen , keine fortschreitende Entwicklung. Der Aus- druck des rein menschlichen Gefühls zeigt Übereinstimmung, wo wir den Blick hinwenden. Man braucht nur die Stimmen der Völker in der Herderschen Sammlung anzuhören, um sich davon zu überzeugen. Die lyrischen Gedichte der Serben ^) sind 80 einfach, wahr und natürlich, und zugleich so tief empfun- den, dass Goethe sie könnte gedichtet haben. Dasselbe gilt, um in einen anderen Welttheil überzuspringen, von einem Theil der chinesischen Lieder, die Rückert (unter dem Titel Schiking) *) Gesammelt von Wuk, übersetzt von Talvi [T. A. L. v. Jacob]. RINLRlTt'NO ZUR VOHLBHUNG ÜBER CirDRUN. 531 mit gro88cm Geschick ziigängiicb gemacht hat: auch hi(>r naive, zutrauliche, aus der Tiefe der menschlichen Seele geschöpfte (icdanken. Eh liegt etwas Schönes und Er(|uickliches in diesem Zusammenklang der lyrischen Poesie, die jedes Volk ausströmt, ein jedes versteht. Ich rede hier nur von der Volksdichtung; sobald eine einseitige, nur einer bestimmten Lebensrichtung oder einem abgesonderten Stand eigene Bildung sich der lyri- schen Poesie bemächtigt, so verliert sich diese allgemeine Be- deutung. Wir haben ein glänzendes Beispiel an den Minne- liedern des dreizehnten Jahrhunderts, die bei aller Tiefe des Gefühls und aller Zartheit des Ausdrucks doch nur aus einer besonderen Bildung in einem bestimmten Zeitraum hervorgiengen und keine allgemeine Geltung gewinnen konnten. So können sie auch nur von dem (resichtspunkt jener Zeit verstanden und in ihrem Werth erkannt werden. Wenn die lyrische Volksdichtung an keine V^ergangenheit geknüpft ist und immer von neuem aus sich selbst beginnt, so weist die epische bestündig auf ein Früheres, Vorangegangenes hin, und wir besitzen kein einziges Denkmal, das als das ur- sprüngliche oder als die erste Grundlage könnte betrachtet wer- den. Nach dem Zeugnis des Erhaltenen zu urtheilcn, waren die ersten Gegenstände sinnbildliche Darstellung geheimnisvoller Qedanken über die Erschaftung, das Bestehen und den Unter- gang der Welt. Hier erscheinen die Naturkräfte als mensch- liche oder doch immer als lebende organische Wesen, die mit Wimdergaben ausgerüstet sind und die man Götter nennt; ab- stracte Darstellung des übersinnlichen kommt nicht vor. Aber diese Götter, imter sich in Kampf und Streit, sind thätig und handeln, und da hierdurch Gelegenheit gegeben ist, wirklich Geschehenes einzumischen, so tritt in diese mythischen Gedichte gleich ein geschichtliches Element ein. Solche mythische Ge- dichte hat Deutschland so gut gehabt als der Norden, wo bei längerer Fortdauer des Heidenthums sich eine zusammenhän- gende Darstellung in der Edda erhalten hat. Was diese Ge- dichte besingen (eins der ausgezeichnetsten ist die Völuspa, die Weissagung der Völva')), ist im Ganzen und Grossen auch ') In iltT Kont>nh!itj»>ncr Ausgabo der Eiiiia. »4» 532 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. einmal in Deutschland Glauben des Volkes gewesen. Uns ist nichts übrig geblieben, als zwei kleine, erst voriges Jahr in Merseburg entdeckte, von meinem Bruder bekannt gemachte^) Gedichte. Mythische Gestalten der Edda erscheinen darin und eine Sage, die in dichterischer Umwandlung noch lange im Norden fortgedauert hat. Zwei andere Gedichte aus dieser Periode 2), das Wessobrunner Gebet, in dem von dem Zu- stand vor Erschaffung der Welt die Rede ist, und ein etwas grösseres Gedicht von dem Kampf bei dem Untergang der Welt, das Schmeller unter dem Namen Muspilli (1832) bekannt ge- macht hat, sind christliche Gedichte, aber es schimmern noch heidnische Ideen durch. In den letzteren streiten gute und böse Geister um die Seele der Gestorbenen, und Elias kämpft mit dem Antichrist, dem Teufel, der in der Gestalt Christi erscheint, und das Blut, das aus seinen Wunden herabfällt, entzündet den Brand der Erde. Die Darstellung ist einfach und grossartig; auch im Wessobrunner Gebet hat die Sprache Schwung und poetische Farbe. Das sind die einzigen Überreste von heidnischen Dich- tungen. Krieg und Fehden, auch mit Grausamkeit geführt, kommen zwar bei einem Ackerbau treibenden oder einem Hirten- und Jägervolk vor, aber vorübergehend und nur zwischen einzelnep Stämmen: erst wenn ein ganzes Volk zusammentritt und eine durchgreifende, die Stämme einigende Verfassung bildet, wenn, wie man sich ausdrücken kann, die Geschichte des Volks be^ ginnt, dann erhebt sich in den Bewegungen, die erfolgen, die Heldenzeit. Der veredelte Stand des Kriegers mildert die Roh- heit des Kampfes: Helden fallen sich nicht an wie wilde Thiere, der Kampf wird durch Sitte und Ehre geordnet. Ein anderes Blut strömt in den Adern derer, die die Poesie verkündigen: ihnen erscheint in der Tapferkeit und in dem kriegerischen Muth die Blüthe des Daseins: er wird als die höchste Tugend des Mannes betrachtet. Die Thaten der Götter verwandeln sich in die Thaten tapferer Männer, die dem Volk Glanz und Be- 1) In den Werken der Akademie [1842, S. 1—24 = Kl. Sehr. II S. 1—29]. ^ "Wackernagels Lesebuch 1. RIKLEITI'NG ZUR VORLRHUN« ÜBER «a'DRUK. r,33 deutung verliehen haben. Erlebte«, gegchichtliche Kreigni8se werden den Mythen zugelegt. Ich kann hier nur das V%>rhflltni8 im Allj^eineinen angeben; die. Mischungen im Einzelnen ttind ohne Zweifel sehr verschieden gewesen. Das Mythische konnte ganz geschichtlichen Charakter annehmen und umgekehrt das Geschichtliche einen mythischen Schein. Daran ist festzuhalten, dass, je mehr das Ileidenthum sich ausbreitet und die flbrigen Verhältnisse beherrscht, auch in dem Epos sich der geschicht- liche Charakter immer stfttiger entwickelt. Die wirklichen Er- eignisse sind in diesem Geiste der Dichtung schnell aufgegan- gen oder von ihm verzehrt worden. Man wird niemals Äussere Geschichte, wirkliche Ereignisse aus dem Epos mit einiger Sicherheit herausziehen. Wir kennen z. B. die beglaubigte Ge- schichte Carls des Grossen hinl.^nglich, um uns zu (überzeugen, dass die kerlingische Sage bei allem geschichtlichen Schein wenig, fast nichts davon aufgenommen hat und zwar die Ver- hAltnisse seiner Zeit, nicht aber die Ereignisse derselben dar- stellt. Ich habe das bei der Sage, die dem Kolandslied zu Grunde liegt, ausftlhrlich gezeigt (Göttingen 1838). Aus späte- ren Jahrhunderten will ich die Geschichte des Cid nennen, die in den Komauzen kaum eine Ähnlichkeit mit dem hat, was wir aus sicheren Quellen von ihm wissen. Hier eine Zwischen- bemerkung. Es hat Lieder gegeben, die ein geschichtliches Ereignis festzuhalten suchten, vielleicht haben das auch Volksdichter ge- than, obgleich das uns erhaltene Ludwigslied (am besten in Wackernagels Lesebuch), das den Sieg Ludwigs III, Königs von Frankreich, eines Sohns Ludwigs des Stammlers, über die Normannen feiert, von einem Geistlichen herrührt, der aber mit der Art und Weise des Volksliedes bekannt war; es ist im Jahr 881 gedichtet. Andere rein historische Lieder sind verloren, aber Zeugnisse darüber vorhanden, die in unserer Sammlung Deutscher Sagen Hand 2 S. XI. XII zusammen- gestellt sind. Solche Lieder, wie sie auch die nordischen Skalden dichteten, dauerten ihrer Natur nach nicht lange; sie sanken mit den Ereignissen selbst in Vergessenheit und sind eben des- halb nicht auf uns gekommen. 534 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. Abermals ein verschiedenes Verhältnis zeigt sich, wenn ge- schichtliche Begebenheiten in ein von einer bestimmten Idee geleitetes Gedicht zusammengefasst werden, das sich eben da- durch über eine bloss an einander gereihte Erzählung wirklicher Ereignisse erhebt. Hier keine eigentHch geschichtliche Wahr- heit, sondern eine freie Auffassung für ein höheres Ziel. Ich weiss nur ein einziges Beispiel einer solchen Dichtung. Es ist das nicht vollständig, aber in grösseren zusammenhängenden Bruchstücken erhaltene Gedicht aus der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts vom Grafen Rudolf. Es schildert in einer schönen, einfachen Erzählung den Zustand des Königreichs Je- rusalem, wie es sich etwa in den ersten fünfzig Jahren nach seiner Entstehung (es entstand am Ende des elften Jahrhunderts) gebildet hatte, mit seltener poetischer Kraft und Wahrheit und gehört zu den merkwürdigsten Denkmälern des Mittelalters. Man kann nicht behaupten, dass es wirkliche Ereignisse ent- halte: es treten darin Personen auf, welche die Geschichte nicht kennt, aber was darin erzählt wird, trägt den Widerschein der W^irklichkeit und mag aus den durch mündliche Überlieferung umgebildeten Ereignissen hervorgegangen sein. Es fehlt ihm nichts zu dem Volksepos als der Zusammenhang mit einer mythischen Zeit. Doch ich kehre zu den früheren Jahrhunderten zurück. Die geschichtliche Haltung, glaube ich, trat zu der Zeit der grösseren Völkerbewegungen, in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung, in die alten Mythen ein. Dies geschah, wie sich von selbst versteht, nicht plötzlich, sondern in all- mählichem Übergang. Schon im sechsten Jahrhundert, zur Zeit des ostgothischen Geschichtschreibers Jornandes, war diese veränderte Haltung entschieden. Er gedenkt gothischer Lieder, aus welchen er schöpfte; aber die Sagen selbst, die er erzählt, tragen schon den Charakter des geschichtlichen Epos, unter diesen besonders die Sage von Ermanarich, die in den uns er- haltenen Darstellungen der Heldensage noch vorkommt, wie ich in meinem Buche i) ausgeführt habe und deren Alter und my- 1) Deutsche Heldensage. Göttingen 1829 [1867]. EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. 535 thische Züge eine Abhandliiug von Jacob Grimm im dritten Bande von Haupts Zeitschrift noch besonders hervorhebt. Noch entschiedener erscheint diese Richtung in dem etwas tp&teren Paul Winfried (Paul Diaconus), einem Zeitgenossen Carla des Grossen, der die Sagen seine» Volks, der Longobarden, in reicherer und anmuthigerer Ausschmückung erzählt. Ohne Zweifel hat er sie aus den Liedern des V'olksepos genommen. Was Jurnaudes und Paul Winfried gewähren, ist in dem zweiten Bande -der deutschen Sagen zusanmiengestcllt. Carl der Grosse liess nach einer bekannten Stelle bei Einhard die alten (>e- dichte sammeln. Damals mag das Epos noch in reicher BlQthe gestanden haben, aber das Bedürfnis der Sammlung und Auf- zeichnung verrath doch schon die Besorgnis» des möglichen Untergangs und Verlustes. In der Zeit, wo man des Besitzes sicher ist, denkt nienmnd an eine Bewahrung durch Schrift, und eben deshalb ist uns kein Denkmal aus der Zeit des vollen und lebendigsten Glanzes erhalten worden. Nur zutällig nieder- geschrieben ist ein Bruchstück auf uns gekommen, dass aus der Zeit der Karolingischen Auffassung rühren kann, und deshalb von unschätzbarem Werth ist. Ich meine das Hildebrandslied*), das auf die erste und letzte leer gebliebene Seite eines alten aus Fulda stammenden, jetzt in Cassel bewahrten Codex ge- schrieben ist. Ich habe ein Facsimile davon bekannt gemacht*''), das von Lachmanu in den Abhandlungen der Akademie*) treff- lich ist erläutert worden. Eine Abtheilung in Strophen hat Wilhelm Müller in Haupts Zeitschrift 1843 Bd 3 versucht Es erzählt ein einzelnes, für sich bestehendes Ereignis aus der Dieterichssage-'), das auch noch in späteren Auft'assungen und in Zusammenhang mit dem Ganzen erhalten ist. ') IIildol»t!iiulKli«>(i mit NVotwul »ruinier Gobet. C8."<>">1 1^12. ») 183() in Folio. •) [Am 20. .Iiini 1883, S. 123-162 = Kloim»re ScIiriUon I, S. 407—448.] 5) Wilkinn^iigu. «h1. Periiijj.-kiöld , Stockholm 1715, Fol., der notxiin>ho Text mit luteinisoher uiul sohwedisi-her Ubersüetzung. Darnach: Wilkiii»- und Nitluiiga-Sftj^a odtM* von Dictcricli von Born und den Nihclungon. ÜIht- »etzt durch Fr. Heinr. v. d. Hajten. Breslau 1814. 2 Bändohen 8. Zugtpioh unter dem Titel: Nordisi'he Heldenromano. Eine dSnJM'he Ül>er»etzuug von Kafn in dorn zweiten Bande der Nordioke Kn^mpe hiHtorier, Ko|HMihsgon 1823, 536 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. Hildebrand und Hadubrand begegnen sich und rüsten sich mit einander zu kämpfen. Da fragt der alte den jungen Helden nach seinem Geschlecht und erkennt, dass Hadubrand sein Sohn ist. Er will ihn vom Kampf zurückhalten, sagt ihm, dass er sein naher Verwandter sei, und will ihn durch das Geschenk eines goldenen Armringes begütigen. Aber Hadubrand hält den Alten für einen Betrüger und sagt, sein Vater Hildebrand sei schon lange todt. Der Kampf beginnt, aber hier endigt das Bruchstück. Wir erfahren den Ausgang durch spätere Darstellungen. Hildebrand besiegt den Sohn und zieht dann mit ihm heim zu der Frau Uote, seinem Weib, das er seit dreissig Jahren nicht gesehen hat und das ihn freudig empfängt. Das Gedicht ist, wie die altheidnischen, wie Muspilli und das Wessobrunner Gebet, in epischen Langzeilen mit Alliteration abgefasst, aber die Darstellung ist ausführlicher und milder als in den eddischen Liedern von gleicher Form. Wir besitzen zwei poetische Bearbeitungen des Evangeliums aus dem neunten Jahrhundert, die an sich nicht in die Geschichte des deutschen Epos gehören, deren ich aber doch hier Erwähnung thun muss. Die eine hochdeutsche rührt von Otfried, einem Mönch zu Weissenburg, der von Geburt ein Franke war, und ist um das Jahr 867 beendigt. Das Gedicht ist mehrmals, zuletzt von GraflF (Königsberg 1808 in 4), der ihm den Namen Krist beilegt, herausgegeben. Die andere ist in altsächsischer, d. h. niederdeutscher Sprache von einem unbekannten Dichter in dem Kirchsprengel von Münster verfasst und von Schmeller 1830 unter dem Titel Heljand sorgfältiger als Otfried von Graff bekannt gemacht. In diesem Denkmal herjscht noch die Alliteration; bei Otfried ist sie, wie in anderen Überresten aus dieser Zeit, in dem Lied von der Samariterin, in einem kurzen Gebet, in dem schon genannten Ludwigslied, aufgegeben und der Reim eingetreten, der die nach bestimmten Gesetzen der Hebung und Senkung gegliederten Zeilen schliesst (alle diese Stücke am besten in Wackernagels Lesebuch I ), wie in dem Lied 2 Vol. 8. , mit Zusätzen und Verbesserungen aus Handschriften. Vollständige Edda. Nachweisungen s. Heldensage S. 175. EINLKITlJNti zun VüKLEMl'NXi OUEK ÜL'DIIL'N. 537 auf den heiligen Georg (Fundgruben I). Otfrieds Darntellung ist bei aller Kedseligkeit docli trocken und unbelebt und njit Betrach- tungen im Predigerton, die dem Volksepos immer fremd bleiben mussten, noch langweiliger gemacht: nur im Kinxeluen erhebt er oich manchmal zu einer gewissen unschuldigen Naivität, die auch wohl etwa» AnmuthigeM hat. Innoweit, d. h. da, wo er besser ist, dürfen wir eine Nuchahnmng oder, wenn man will, Beibehaltung der Volksdichtung seiner Zeit und Gegend erkennen, wie sie sich auch in den anderen genannten DcnkmAlern zeigt, nur dass diese etwas gedrungener und gehaltvoller sind. Im Heljand fordert schon die Alliteration ihrem Wesen nach einen gehobeneren, kräftigeren Ausdruck und eine höhere Richtung de« Geistes, wozu noch die begabtere Natur des Dichters kommt. Durum steht an innerem Werth Heljand über Otfried, nähert sich auch wohl mehr dem (reist des Epos. Eine em- pfehlenswerthe Schrift hat eben Vilmar geliefert, die die Vor- Eüge des Werks hervorhebt, Deutsche Alterthümer in Heljand, Marburg 1845, 4. Ich wende mich wieder zu der Betrachtung des Epos. Von der Nibelungesage rede ich zuerst^). Sie war wohl, allem Anschein nach, die bedeutendste, die am meisten ver- breitete, meinte doch die Edda, sie werde dauern, so lange die Welt bestehe. Wäre die deutsche Auffassung des achten und neunten Jahrhunderts noch vorhanden, wir würden Blicke in das Leben der Heldenzeit, thun, wie sie keine andere Quelle gestattet. Unmittelbar spricht der Geist eines Volkes in dem Epos zu uns; nicht brauchen wir aus den trockenen Berichten der Annalisten uns ein Bild davon mühsam zusammensetzen, wie hoch ich fi^r die Forschung ihren Werth anschlage. Was würden wir aus der griechischen Vorzeit wissen, wenn uns Homer verborgen geblieben wäre, der so wenig Geschichte enthält als das Nibe- lungelied. Wie sehr wir auch den Verlust der einheimischen alten Darstellung beklagen müssen, ein Ersatz ist uns glück- hcher Weise gegeben. Ich meine die Lieder der alten Eklda, die sich auf diesen Fabelkreis beziehen. Dass sie aus Deutsch- 0 Lachmanns Aaogabe 1841. 538 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. land nach dem Norden gekommen, nicht dort ursprünglich ent- standen sind, habe ich in dem Buche über die Heldensage schon lange behauptet und bloss aus den geographischen An- gaben den Beweis geführt. Auch aus den Eigennamen, die zum Theil dem Norden fremd sind, lässt es sich darthun. Eine Übersetzung, wie wir sie uns zu denken gewohnt sind, ein wörtliches Übertragen in eine andere Sprache, würde in einer Zeit, wo man den ungehemmten, frischen Eindruck der Dich- tung fordert, unnatürlich gewesen sein. Aber eine wesentliche Änderung des Inhalts darf man auch nicht voraussetzen. Nach den Untersuchungen von Peter Erasmus Müller in der Sagen- bibliothek 1) darf man mit höchster Wahrscheinlichkeit annehmen, dass jene eddischen Lieder schon im sechsten Jahrhundert im Norden vorhanden waren. Sie sind also vor der Zeit Carls des Grossen hinübergekommen und zeigen uns den Inhalt, den sie damals hatten. Ein merkwürdiger Umstand bestätigt diese An- sicht. Das Hildebrandslied nämlich, das in die Zeit Carls des Grossen gehört, verbindet allem Anschein nach schon die Dietrichs- sage mit der Nibelungesage : die Edda aber ist noch frei davon. Ich kann hier nicht auf eine ausführliche Vergleichung der eddischen Lieder mit dem Nibelungelied eingehen, sie gehört in die Vorlesungen über dieses Gedicht, aber so viel will ich im Allgemeinen bemerken, dass in der Edda die Sage einfacher, reiner, in sich zusammenhängender sich zeigt. Der Hauptunter- schied besteht darin, dass Sigurds Frau, die Gudrun heisst, nicht, wie im deutschen Gedicht, Siegfrieds Mord an ihren Brü- dern rächt, sondern gerade für diese Brüder an Atli oder Etzel, ihrem zweiten Gemahl, Rache nimmt, der ihre Brüder herbei- gelockt und getödtet hatte. Aber auch Atli hatte dies nur ge- than, weil er glaubte, ihnen den Tod seiner Schwester zur Last legen zu müssen. Gudrun nämlich hat nicht, wie im Nibe- lungeliede Kriemhild, den Plan, sich an ihren Brüdern wegen Sigurds Mord zu rächen, weil sie sich mit ihnen versöhnt und den Becher der Vergessenheit getrunken hatte, aber sie muss an Atli Rache nehmen, weil er ihr Geschlecht vernichtet hat. 1) Kopenhagen 1817-20. 3 Voll. KINLKITL'N« Zt'K VOKLEHl'NU GhEK (itDKUN. 530 Diener Beweggrund wird »o sehr bervorgeboben, da«8 der Tod ibres Bruders (iunuar in der Seblangenböble der bitterifte Scbmurz genauut wird, den sie je euipfunden bat. Angetrieben davon tödtet »w dir eigenen Kiuder, weil en aut^ii Atli» Kinder ttiud, uud die Grausamkeit, die Hie xetgt, wird dureb Pflicbt, die ibr aufliegt, eiitücbuldigt. Diese Aniticbt ist dem Altertbuui angemessener als die Darstellung der Nibelunge Notb, wo die Seil wester, wenngleicb mit ibren Brüdern versöbnt, ibr gau/et Leben auf Bache tXir Siegfrieds Mord sinnt, und diese Bacbe ist um so entsetzlicber, als sie durcb keine Sitte geboten, im (iegentbeil nacb der Versöbnung unrecbtiicb war. Wie die Darstellung in den verlorenen deutseben Liedern war, können wir nicbt mit Bestimmtheit sagen, bas Hilde- brandslied zeigt eine breite, rubige Erzählung, die den Inhalt der Sage deutlich und umständlich den Zuhörern vorzufahren strebt. Ich bin der Meinung, dass dieses Streben schon ein Gefühl voraussetzt von der eingetretenen Nothwendigkeit, mit dem Inhalt bekannt zu machen. In der früheren Zeit, wo dieser Inhalt einem Jeden bekannt war, brauchte nur Einzelnes her- vorgehoben, das Andere vorausgesetzt werden; das geschieht wirklieb in den eddischeu Liedern. Die Erzählung darin ist abgebrochen, deutet manchmal selbst das Wichtige nur an: sie berührt gleichsam w^ie ein einzelner Sonnenstrahl nur die vor- ragenden Spitzen eines Gebirges und lässt das Andere in Dun- kelheit liegen. Sie steht der Ausführlichkeit des dreizehnten Jahrhunderts gerade entgegen. Diese bedarf einer ruhigen Ge- müthsstimmung, während die eddischen Lieder eine heftige Auf- regung zeigen. Es mag sein, dass hier die von der starren Umgebung zu grosser Energie gedrängte nordische Natur ein- wirkte, aber es ist doch wahrscheinlich, dass wir auch hier im (ranzen ein Abbild von der früheren deutschen Darstellungs- weise besitzen. Waren in dieser vorkarolingischen Zeit nur solche kurze Lieder vorhanden, in welchen einzelne Ereignisse und Zustände hervorgehoben werden? Gab es kein grösseres Gedicht, das die ganze Sage umfasste? Die Frage lässt sich nicht mit einer Vermuthimg beantworten. Lebte die ganze Sage in dem Be- 540 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. wusstsein des Volkes, wie die Sprache, das Recht, der religiöse Glaube, so lässt sich denken, dass kürzere, für sich bestehende Lieder das Einfachste und Natürlichste waren, wie sie die Edda zeigt , ja , wie sie in späterer Zeit in den einsamen färöi- schen Liedern aus dem Sagenkreis vorkommen (herausgegeben von Lyngbye 1822). Sie änderten sich je nach der Verschie- denheit des Standpunkts, den man nahm, imd der von eigen- thümlichen Stimmungen und Zuständen abhängig war. War auch eine grosse Anzahl solcher Lieder vorhanden, so erschöpf- ten sie doch nicht zu jeder Zeit die Sage vollständig. In den grönländischen Liedern von Atli, die auch in der Edda auf- bewahrt sind und die ich für etwas jünger als die übrigen halte, wird aber schon ein grösseres Stück der Sage umfasst, etwa was bei uns den zweiten Theil des Nibelungeliedes ausmacht, aber die Darstellung ist hier auch schon mehr erzählend, gleich- massiger, künstlicher, schwieriger im Ausdruck, zugleich weniger grossartig und innerlich weniger belebt. Von entschiedener Einwirkung auf die Gestaltung der Sage wie auf ihre Darstellungsweise muss die Zeit gewesen sein, wo die Volksdichtung nicht mehr bloss aus dem Gedächtnis vor- getragen, sondern wo die Schrift zu Hülfe genommen wurde. Die Zeugnisse, die von schriftlicher Auffassung reden, weisen bis auf das neunte Jahrhundert zurück; dass daneben der Vor- trag aus dem Gedächtnis fortdauerte, versteht sich von selbst. Nicht bloss konnte sich jetzt die Richtung auf ausführliche und vollständige Erzählung entfalten, sondern es entwickelte sich auch die Neigung zur Verknüpfung verschiedener Sagen, wovon die bedeutendste und älteste die Verbindung der Dietrichs- und Nibelungesage, die in unserem Nibelungeliede vollendet sich zeigt und der Edda noch fremd war, scheint gewesen zu sein. Solche Verknüpfungen konnten die Dichtung bereichern und manche glückliche Gegensätze bewirken, sie mussten aber auch Widersprüche herbeiführen, die dem reinen und natürlichen Zusammenhang der ganzen Sage nachtheilig waren. Der Kampf der Burgunden mit den Amelungen ist erst aus der Verknüpfung beider Sagen entstanden, und wie schön und ergreifend er im Einzelnen dargestellt ist, er hebt doch das ursprüngliche Gleich- KINLKITUNO ZUR VORLBÄUNO ÜBER (;L'l>Rl!K. 541 gewicht der Sage auf. Die Edda bpriiigt wie ein Wald»trom über gezackte Felsen heftig herab; das Nibehiugelied ist ein breiter, mächtiger FhiHH, der huigsaui durch daH ofiWne Land hinzieht. Der Kosengarten ist bluHti au» der Idee hervorgegan- gen, dass die beiden Helden der Sago einmal im Kampfe ein- ander gegenüberstehen müssten, die sie ursprünglich einander immer fremd bleiben sollten. So veranIa«Mte die Verknüpfung iMMJO Auswüchse, wie Dietleib, Hiterolf und die Klage, die in der echten Sage keinen (trund haben. Wer pflau/.te das Volksepos fort? Wessen Mund verkün- dete es? Wir finden schon frühe SÄnger. Kin(>n abgesttingen IS4G. Roc. von Müllenhoff in den Berliner Jahrl>üohern 1846 No. 15— Id. W. ORIMM, KL. SCIlKirTEN. IV. 85 546 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. wird man genöthigt sich immer allgemeiner zu fassen und immer weiter zurückzugehen, bis sich das ganze Gedicht verflüchtigt und an dem fernen Horizont nur als ein blauer Dunst übrig bleibt (ich wähle das Wort, weil wir damit ein unergreifbares Luftbild bezeichnen). Diese Richtung haben besonders Mona und von der Hagen verfolgt. Wer die Schrift des letzteren 3>Die Nibelungen: ihre Bedeutung für die Gegenwart und für immer (Breslau 1819)« in die Hand nimmt, der wird bald be- merken, wie alles darin in Wolken und Nebel sich auflöst und, was man greifen und festhalten will, wie Wasser zwischen den Fingern durchläuft. Siegfried ist darnach zugleich auch Diete- rich, erscheint als Baidur in der nordischen, als Sonnengott in der griechischen Mythologie; und was wird sonst nicht alles durchwühlt, um ihn dahinter zu finden! Will man, was hier zusammengehäuft ist (ein Haufe zusammengelegter, überall aus- gerupfter Federn), näher betrachten, so muss man den Athem ein- halten, weil bei dem leisesten Luftzug alles aus einander fliegt. Ich bin an sich nicht der Idee abgeneigt, dass in Siegfrieds Adern, wenn ich so sagen darf, noch das Blut eines deutschen heidnischen Gottes rinne, aber ich kann diese Umwandlung nur soweit gelten lassen, als sie sich mit einiger Sicherheit nachweisen lässt und mehr als ein blosses Spiel der Phantasie ist. Und wie schwer ist es, dem ganzen Inhalt der J^ibelungesage, der schon viel- fachen Umgestaltungen unterworfen war, in seinem jetzigen Zusammenhange eine begründete mythische Deutung zu geben. Ich will drei Versuche anführen, einen von P. E. Müller in der Sagenbibliothek, den anderen von Lachmann, in der Kritik der Sage, die den Anmerkungen zu seiner Ausgabe angehängt ist, den dritten von Wilhelm Müller in einer besonderen Schrift (Versuch einer mythologischen Erklärung der Nibelungesage, Berhn 1841), alle drei der Beachtung werth. P. E. Müller hält den Grundstofi' für älter als die Einwanderung der Äsen (Götter) in den Norden, und da er gerne die Einführung des Ge- dichts aus Deutschland abwenden möchte, so muss er sich nach Asien wenden und den Ursprung der Sage dort suchen , ein an sich schon bedenkliches Unternehmen. Er macht den Rhein, der in der Sage nicht fehlen kann, allgemein zu einem gold- EINLEITUNG Zlll VOULESl'NCJ ClJER GUDRUN. /J47 führenden Fluss, soihiim zur VVol^a. Die Personen erklürt er als Symbole nicht ei^entlieh mythulogischer, sondern sittlicher Ideen. Es ist ganz sinnreii;!) ansgcftlhrt, aber gewiss falsch. Lachinanns Deutung hat strengen Zusammenhang, ist scharf und bestimmt gefasst. Den Weg, den er betritt, halte icii für den richtigen. Er mittelt zuvor das, was man echte Sage nennen kann, aus und zeigt dann eine AehnlichkiMt zwischen Siegfried und Haidur. Grundgedanke des Ganzen scheint ihm der Satz, dass diis Gold, obgleich begehruiigswürdig, doch in die Gewalt der diiinouischen Mächte bringe, und zwar triftt das Un- heil nicht bloss eineii Helden, sondern auch einen herrlichen, leuchtenden Gott, wie Baidur war. Ich habe unabhüngig vou Lachmanns Ansicht eine ähnliche ausgefOhrt (Heldensage S. 3S4. 385) und den Mittelpunkt der Sagen in dem verderbuisvoUen Hing gefunden, der das (Jold erzeugte und über den ein Zwerg einen Fluch ausgesprochen hatte, der allen Besitzern den Tod brachte. Nur liabc^ ich Siegfried nicht als Baidur bezeichnet, was auch immer nur eine Vermuthmig bleibt, wenn auch eine ansprechende. Wilhelm Mftller sieht in Siegfried einen wilden Naturgott, der durch die Erlegung des bösartigen, in Drachen- gestalt erscheinenden Fafnir die verderbliche Kraft des Win- ters bricht, und erblickt dann noch bestimmter den nordischen Gott Freyr in ihm. Mir ist der Standpunkt, von welchem aus die Sage betrachtet und erklart wird, in zu weiter Ferne ge- nommen, obgleich man ihn mit Unrecht dem unbegrenzten von Mone und Hagen zur Seite setzen würde; im (iegentheil, die Untersuchung ist verständig und gemessen geführt und behält Werth, wenn man auch den Ergebnissen nicht beizustimmen geneigt ist. Ich will zu diesen Deutungen des mythischen Gehalts eine allgemeine Bemerkung machen, die mir wichtig scheint. Wir wissen, die geschichtliche Haltung des Epos war schon im sechsten Jahrhundert entschieden; in dieser Zeit waren die eddischeu Lieder schon vorhanden. Der Uebergang aus dem Mythus kann nicht plötzlich erfolgt sein; vielleicht waren Jahr- hunderte nöthig, um stufenweise die Umändenmg zu vollbringen. Der Ursprung der Heldensage muss also noch Ober jene Zeit 35* 548 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. hinter das sechste Jahrhundert zurückgeschoben werden. Der heidnische Glaube des deutschen Volkes stand in jener Zeit in voller Blüthe; selbst im achten Jahrhundert war er, wenn auch nicht aller Orten, noch vorhanden. Das beweisen die eben aufge- fundenen heidnischen Gedichte; in dem Norden ward er erst im Jahre 1000 von dem Christenthum verdrängt. Die Heldensage mit ihren mythischen Anklängen müsste also lange Zeit hin- durch neben den anderen, religiösen, ihren Inhalt klar aus- sprechenden Überlieferungen bestanden haben. Möglich ist das, doch nicht sehr wahrscheinlich. Allein die Mythologie selbst war in beständiger Umwandelung begriflPön; denn niemals hat bei dem deutschen Volk der Geist stille gestanden. Ich zweifle nicht, der heidnische Glaube, aus dem das Epos seine ersten Keime empfangen hat, war ein anderer, als der, welcher uns in der Auffassung der Edden vielleicht ein Jahrtausend später er- halten ist. Die Grundanschauungen mochten fortdauern, aber die äusseren Gestaltungen derselben, zumal wenn sie in Hand- lungen der Götter bestanden, mussten grosse Änderungen er- litten haben. Einmal angenommen, dass Siegfried aus Baldur hervorgegangen ist, so war der Baldur jeuer ältesten Zeit gewiss ein anderer, als der, welchen- wir in der Edda erblicken. Das alles muss uns vorsichtig machen, wenn wir mythische Bestand- theile der Heldensage nachzuweisen suchen. Der mythischen Erklärung gegenüber stellt sich die ge- schichtliche. Sie nimmt an, dass wirkliche Ereignisse, ur- kundlich begründete Personen Anlass zu der Dichtung gegeben haben und diese durch dichterische Ausschmückung, d. h. absicht- lich erfundene Begebenheiten, dann auch durch Einverleibung späterer geschichtlicher Ereignisse nach und nach ihre Gestalt gewonnen, aber eben auf diesem Weg die geschichtliche Wahrheit getrübt und entstellt, die verschiedenen Zeiten verwirrt habe. Eine mythische Grundlage wird dabei entschieden geleugnet. Diese Ansicht hat schon A. W. v. Schlegel im Jahre 1812 in dem Deutschen Museum von Friedrich Schlegel vorgetragen; sie ist hernach von Göttling, Giesebrecht, Rückert und Crüger (litte- rarische Nachweisungen in der Schrift von Wilh.- Müller) noch aufgestellt wordeo; auch Gervinus scheint ihr- geneigt. Ich BINLKiniNC; ZUR VORLBSrNG OBER GUDRUN. 549 kann ihr durchaus nicht beitreten. Die übereinstiniinungen mit der Geschichte »ind theils »o gering, dass man fast bei allen Völkern und in allen Zeiten solche Ähnlichkeiten auffinden kann, tht>iis stehen sie vereinzelt und im ZuKammeuhang mit gan^., anderen Begebenheiten. Was dieser Ansicht, meine ich, schon das Uiihcil spricht, ist der Umstand, dass fast jeder eine ganz andere historische Grundlage entdeckt hat und wahr- scheinlich jeder weitere Anhilnger dieser Ansicht wieder eine neue vorbringen wird. Allerdings gibt es einige historische Namen in dem Nibeluugelied, vielleicht auch eine Beziehung auf ein geschichtliches Kreigni»«, nämlich auf die V%>rnichtimg des bur- gundischen Volks in den katalaunischen Feldern durch Attilt; allein diese geschichtliche Beziehung gehörte nach meiner Mei- nung nicht ursprünglich in die Sage, sondern ist erst spftter eingeführt worden. Auch erscheint das Meiste davon in den eddischen Liedern noch nicht. Was die beglaubigte Geschichte von dem ostgothischen Ermanrich, Attila und Theodorich dem Grossen berichtet, stimmt mit dem, was das Epos von Erman- rich, Etzel und Dieterich von Bern erzählt, durchaus nicht überein: es steht vielmehr entgegen. Was bleibt in dieser Lmge übrig? Ich glaube nichts An- deres, als die mythischen Bestandtheile des Epos, soweit sie er- kennbar sind, ebenso die gesc^hichtlichen herauszuheben und neben einander aufzustellen. Ich habe diesen Weg in meinem Buche über die Heldensage eingeschlagen. Man erkennt daraus, wie der Zustand derl)inge ist. Will man weiter gehende V^er- muthungen anstellen, so ist dagegen nichts einzuwenden; nur darf mau sie nicht für mehr ausgeben, als sie sind, und sie nicht mit dem vermischen, was als sicher kann betrachtet werden, um aus der Verbindung weitere Folgerungen zu ziehen. Ich mag nicht weiter schreiten und den Fuss nicht da aufsetzen, wo ich nicht sicheren Boden sehe. Mässigt man sich nicht, so versteigt man sich bald in das Unhaltbare und spinnt einen Zusammenhang aus, der dem unbefangenen Blick sogleich als ein blosses Phantasiebild erscheint. Das gilt von der mythischen wie von der geschichtlichen Ansicht. Hier ist, um Miss Verständnissen vorzubeugen, eine Be- 550 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. trachtung anzustellen. Jedes wahrhafte Gedicht hat, weil es das Wirkliche in der Idee zu fassen und zu reinigen strebt, einen Mittelpunkt oder einen geistigen Grundgedanken. Bei dem Volksepos, das kein Einzelner gedichtet hat, ist er nicht absichtlich hineingelegt, wie ihn kunstreiche Dichter wie Gott- fried und Wolfram in die Sage von Tristan und Parzifal mit Bewusstsein legten. Vielmehr drückte sich der ganze geistige und sittliche Zustand einer jeden Zeit von selbst in der Volks- dichtung aus und gab ihm seinen höheren Mittelpunkt. Sie konnte nicht anders. Ich habe in den verschiedenen Gestaltungen des Hildebrandliedes, wie ich glaube, überzeugend nachgewiesen, \^ie die Umwandelung der Sitte immer die Charaktere und theilweise den Inhalt der Sage verändert hat. Ein anderes Beispiel aus -der kerlingischen Sage habe ich bei dem Rolands- lied aufgestellt, wo sich neben dem äusserst geringen historischen Bestandtheil die allmähliche Umbildung der die Sage beherrschen- den Grundansicht in verschiedenen Zeiten erkennen lässt. Ich habe vorhin bemerkt, dass nach den eddischen Liedern in der Nibelungesage der Besitz des Goldes oder vielmehr des dem Hort zugehörigen, mit einem Fluch beladenen Ringes der Mittel- punkt der Sage war. Dieser Gedamke enthält nicht etwa bloss eine sittliche Betrachtung; er trägt eine höhere Bedeutung in sich; denn der Ring erscheint als das Symbol dunkler, unter- irdischer Mächte, die den Menschen dem Untergang zuführen. In dem Nibelungelied des dreizehnten Jahrhunderts ist dieser Gedanke noch erkennbar, aber zurückgedrängt. Der Mittelpunkt ist ein anderer; er liegt in der treuen Liebe der Kriemhild, die, um Rache für Siegfrieds Mord zu erlangen, Sitte und Recht durchbricht und, obgleich versöhnt, nach langen Jahren entsetz- liches Verderben bereitet, die Blüthe der Burgunden und Hunnen vernichtet und die Amelungen mit in den Untergang zieht. »Auf Liebe folgt Leid« sagt das Lied selbst und will damit seinen Inhalt bezeichnen. Ich kann jetzt noch näher die Natur des Volksepos er- örtern. Die reinere Gestalt der eddischen Lieder erlaubt eine Kritik der Sage, wie sie im Nibelungeliede sich darstellt. Wir sind im Stande, die Umänderungen, die Verknüpfungen und EINLEITCNÜ Zl'lt VOKLEAUNG ÜIIEK Gl'DKt'K. 55) die aus diesen Verknüpfungen erwachsenen neuen Verhältnisse und Zustände xii utiteracheiden, und mflssen sie als nicht ur- sprünglich unerkenucn: wir gelangen damit zu einer reineren Gestalt. Allein auch jene frühere eddische Darstellung zeigt, wenn wir sie aus sich selbst beurtheilen, schon Änderungen, Zu»üt/e, Lücken. Wir müssen also auf eine noch reinere Bil- dung der Sage /urückschliessen, aus welcher die eddischen Lieder hervorgieugen. Dieses Verhältnis erscheint bei aller Sage; die älteste und reinste Gestaltung, die sich erhalten hat, sie weist auf eine noch ältere, reinere, zusammenhängendere, ein- fachere. Aber zu dem Anfangspunkt der Sage gelangen wir niemal». Ks verhält sich also auch hier wie bei der Sprache, dem Kecht, der Mythologie, wie bei allem, was ein Abbild des menschlichen Geistes ist, der überall seinen göttlichen wie seinen irdischen Ursprung in der imbegreiflichen Mischung, die ihm eigen ist, offenbart: das älteste Denkmal zeigt uns noch nicht das Ursprüngliche; wir nähern uns ihm nur gradweise, indem wir immer weiter zurückgehen. Was wir ursprünglich nennen, be- zeichnet bloss die Grenze, bis zu welcher wir gelangen; diesen äussersten Punkt erreichen wir durch Schlüsse, die wir aus dem ältesten Denkmal auf seine Quelle machen. Das Nibelunge- lied des dreizehnten Jahrhunderts wird sich zu dem Epos, das die Gothen besessen haben, verhalten, wie sich die Sprache des dreizehnten Jahrhunderts zu der gothischen des Ulfilas verhält. Wie eine Ursprache unergreifbar im Hintergrund schwebt und sich nur ahnen lässt, so liegt eine Ursage hinter allen auf uns gekommenen Denkmälern: unseren Blicken erscheint sie nur in beständigen Um Wandelungen. Eins aber ist gewiss, so über- raschend es auch denen sein mag, welche den menschlichen Geist nur nach seinem gegenwärtigen Zustand zu beurtheilen gewohnt sind, wir finden ein langsames, aber unaufhaltbares Herabsinken wie bei der Sprache, so auch bei dem Epos. Es gleicht einem Baum, aus dem immer neue Äste wachsen, der seine Natiu* zwar im Ganzen und Grossen bewahrt, aber immer eine neue Gestalt annimmt, seine Spitze in die Höhe treibt, bis er sein Ziel erreicht hat. Auch darin bleibt das Gleichnis wahr, dass der Sage im Fortgang der Zeit einzelne Äste absterben 552 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. und zwischen beiden hindurchragen, die noch von grünem Laub bedeckt sind. Auf die schlichte, aber grossartige Einfach- heit folgt die Zeit der Überfüllung, die durch Milde, durch eine reichere und anmuthigere Bewegung entschädigt, bis sie zu welken beginnt, in Rohheit ausartet und endlich erstarrt: wie ist in dem Heldenbuch Caspars von der Röhn (in dem drei- zehnten Jahrhundert gedichtet) der Geist des alten Epos völlig verschwunden und ein klapperndes Skelett übrig geblieben! Die Kraft, ein Volksepos zu erzeugen, hört auf, wenn das Bewusst- sein der Kunst das Gemüth der Dichter durchdringt, die Poesie sich absondert und vornehm zurückzieht, wie es im dreizehnten Jahrhundert die höfischen Dichter thaten. Die Siegfriedssage, von der die Edda glaubte, sie werde so lange dauern, als die Welt stehe, fiel zuletzt in die Hände dürftiger Meistersänger. Ich habe deshalb meine Ansicht von der Entstehung und Fortbildung des Epos bei der Nibelungesage ausgeführt, weil sie die ausgezeichnetste ist und die aus verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Gegenden erhaltenen Denkmäler, wie die Zeugnisse, die sich darüber finden und die ich, chronologisch geordnet, in meinem Buche zusammengestellt habe, uns tiefere Blicke gestatten. Für die übrigen Sagenkreise gilt im Ganzen dasselbe, wenn auch jedes einzelne Gedicht nach seiner Natur eine eigenthümliche Betrachtung verlangt. Wir besitzen eine umfassende Darstellung der Heldensage in Prosa, die unter dem Titel »Wilkinasaga« bekannt ist; sie sollte eigentlich Dietrichs- sage heissen; die Niflungasaga kommt darin abgesondert vor.*) Sie ist, wie sie selbst aussagt, aus einer doppelten Quelle ent- standen, aus alten deutschen Gedichten und aus den Erzählungen deutscher Männer, die in nordischer Sprache aufgefasst und zu- sammengestellt wurden. Nach P. E. Müllers Meinung (Sagen- bibliothek 2, S. 311. 312) ist dies am Ende des vierzehnten Jahrhunderts, nach meiner Meinung hundert Jahre früher ge- schehen. Sie ist für die Kenntnis des Sagenkreises von un- schätzbarem Werth. Auch die Darstellung ist gut, schlicht und einfach und hat eine belebte Ausführlichkeit. Ich will jetzt eine Übersicht der ganzen Heldensage aus *) rS. oben S. 535 Anm. 3.] EINLEITUNG Zl'R VOKLESrN« CUKR «L'URrN. 553 den verschiedenen Quellen geben nach meiner Ansicht, d. h. so wie ich die einzelnen Dichtungen unterscheide. Ein eben erschienenes Buch »Die grossen Sagenkreise des Mittelalters« von Joh. Geor^ Theodor Gr&sse, Dresden und Leipzig 1842, ist mit dankenswerthem Fleiss und grosser Belesenheit zusammen- getragen, aber im Einzelnen ist kein Verlass darauf: es sind Verstösse darin, wie sie vorkommen, wenn man sich von aussen einem Gegenstand nühert und ihn nicht von innen ertasst hat. Das B\ich ist nur mit Vorsicht zu gebrauchen. [Hier] folgt die Übersicht nach der Heldensage S. 337 — 341 [welche ungetÜhr vier Stunden in Anspruch nahm; sie liegt nicht ausgearbeitet vor]. Ich habe bisher von der Heldensage gehandelt, welche ihre Verbreitung durch ganz Deutschland und bei den verwandten Stämmen im Norden und England schon als die allgemeinste, wichtigste und umfassendste bezeichnet: ich wende mich jetzt zu einer anderen Sage, welche, wenn sie auch, nach den erhal- tenen Denkmälern zu urtheilen, nicht im Norden und bei den Angelsachsen bekannt war, doch in Frankreich und Flandern und auf der anderen Seite in dem Nordosten von Europa sich verbreitete. Ich meine das Thierepos. Fuchs und Wolf sind die Hauptträger dieser Sage, die unter dem Namen Reinhard Fuchs bekannt ist. Diese Dichtung ist aus langgepflogenem Umgang der Menschen mit den Thieren hervorgegangen, aus ungesuchter, aber dauernder Betrachtung ihres Wesens, ihrer Triebe, Fähigkeiten und Leidenschaften. Ihnen wird zugleich ein Theil der menschlichen Natur beigelegt: sie besitzen mensch- liche Sprache und menschliche Gedanken; und aus dieser bei dem Zusammenleben mit Thieren leicht begreiflichen Mischung des an sich durch eine weite Kluft Getrennten erwächst die poetische Bedeutung, ergibt sich die Erhebung des Gedichts, ein eigenthümlicher Gehalt und ein besonderer Reiz. Dies alles ist der Grund von der langen Dauer und Verbreitung des Thier- epos, das noch jetzt nicht ausgestorben ist, sondern in Volks- märchen noch umgeht. Die äusseren Zeugnisse von dem Dasein des Thierepos sind an sich verhältnissmässig nicht sehr alt. Mit Gewissheit be- ginnen sie erst im Anfang des zwölften Jahrhunderts, wo in 554 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. Nordfrankreich und in Flandern die Gedichte, die wir kennen, wenigstens in ihren Grundlagen sich ausbildeten und die Sage selbst allgemein bekannt war. Die altfranzösischen Gedichte, die wir besitzen, gehören in das dreizehnte Jahrhundert, aber eine deutsche Übertragung, die Heinrich der Glicheser (Glicha- säre) ^) im Elsass, etwa in der Mitte des zwölften Jahrhunderts, verfasste, hat uns den Inhalt eines älteren, verlorenen, aber ein- facheren französischen Gedichts bewahrt. Etwas älter als Gli- chesers Gedicht ist ein lateinisches, Isengrinus betitelt, das aller Wahrscheinlichkeit nach in Südflandern entstanden ist: ziem- lich gleichzeitig mit Glicheser ist ein anderes lateinisches, Reinard US genannt, das nach Nordflandern gehört. Weitere Nachweisungen über ein altflandrisches, eingeständlich aus dem Französischen übersetztes, an sich ausgezeichnetes Gedicht, so- dann über den plattdeutschen Reineke de Vos, der eine Über- setzung jenes altflandrischen enthält, so wie über einzelne hier- hergehörige altdeutsche Stücke brauche ich nicht zu geben; man findet alles beisammen in dem Buche meines Bruders Reinhart Fuchs (Berlin 1834); ich merke nur an, dass jenes altflandrische Gedicht, das mein Bruder nur zum Theil erlan- gen konnte, im Jahre 1836 von Willems vollständig herausge- geben ist. Zeugnisse führen, wie ich bemerkt habe, das Alter des Thierepos in den Anfang des zwölften Jahrhunderts, und die Verbreitung der Sage in damaliger Zeit lässt nicht zweifeln, dass sie schon lange vorher bestanden hat. Aber eine andere gelegentlich vorgebrachte Äusserung des Mönches Fromund zu Tegernsee, der im zehnten Jahrhundert lebte, beweist, dass da- mals nicht der ausländische Löwe, wie in den erhaltenen Dich- tungen, sondern der Bär als der König der Thiere betrachtet wurde; wir werden damit auf eine frühere Gestaltung der Sage in Deutschland hingewiesen. Was aber noch entschiedener den deutschen Ursprung und das hohe Alter beweist, das sind die Namen, welche die beiden Hauptträger der Sage in den nord- französischen und altflandrischen Dichtungen führen, Renard *) Simulator, Houchlor, Gleisner. EINLKITI N(i ZI i; \«)I(I,KMNfJ l HK|{ «il I>Kl N. 555 und Isengrin: sie sind nämlich deutsch und würden in der altr^n Form Uaginhnrt und Uangrim lauton; jener heisst »Kathgehor, rathskundig^, dieser » Schwertgrimm * (vgl. Einleitung zu Kein- hart Fuchs S. 240. 241. Graft", Sprachschatz I 481). II 384. VI 325). Diese Namen konnten nur mit der Sage, au welche sie durch ihre HedeutHauilceit geknüpft sind, aus Deutschland nach Frankreich gekoninu'U sein, als die Franken dahin im fünften Jahriuindert einzogen. Das Dasein des Thierepos wird also noch hinter diese Zeit gerückt. Alieni i('h glaube, wir dürfen noch weiter zurückschreiten. Mein Bruder sagt (Einl. S. 294): »Mir ist, als empfände ich noch germanischen Waldgeruch in dem Grund luid der Anlage dieser lange Jahrhunderte fortgetragenen Sage*. Das ist mit richtigem Gefühl gesagt. Nur bei einem Jäger- und Hirtenvolk, das in beständigem Verkehr mit den Thieren lebte, konnte sich eine solche Dichtung ausbilden, »welche«, wie er ferner bemerkt, »alle Zeichen erfinderischer Hohheit, sinniger Einfalt und natur- getreuer Beobachtung an sich trägt: in der noch eine Zugabe von Wildheit merkbar ist^. Ich halte sie daher für älter als die Heldensage, in der wir auch eine, wenn auch nicht überall nachweisbare Umbildung alter Mythen erkannten, und die erst entstand, als die Bewegung der Geschichte kriegerische Tapfer- keit zu dem Mittelpunkte des Lebens machte. Haben wir bei dem Heldenepos eine Ursage nur voraus- setzen und ahnen können, so wird auch hier die beständige Unjwandlung eingetreten sein, und die erhaltene Auffassung wird sich von der ursprünglichen weit genug entfernt haben. Gleichwohl begegnen wir noch im Einzelnen Zügen des höchsten Alterthums. Auch unserer Zeit ist diese Dichtung noch nicht entfremdet, eben weil sie, weniger au besondere-Verhältnisse ge- bunden, in der Vermischung des Entgegengesetzten, des Eigen- thümlichen des thierischen Waldlebens mit den Vorzügen des menschlichen Geistes, eine gewisse ideale Haltung gewonnen hat. Spricht doch die plattdeutsche Bearbeitung noch heute an, und hat sich Goethe nicht angeregt gefunden, sie in einer Bearbei- tung mit antikem Versmass in einen noch weiteren Kreis ein- zuführen? 556 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. Ein Ursprung aus der Geschichte, wobei man eine Über- tragung menschlicher Verhältnisse in die der Thiere voraus- setzen muss, glaube ich, niuss mit Entschiedenheit abgewiesen werden. Möglich, dass einzelne Anspielungen auf wirkliche Er- eignisse sich darthun lassen, aber das ändert die Sache nicht; es werden immer Nebendinge sein, die den Mittelpunkt der Sage nicht ändern. Anspielungen auf die Geistlichkeit, Aus- falle auf ihre Verderbtheit lagen nahe. Aber die Pilgerfahrt des Wolfes und Fuchses, überhaupt ihr Mönchthum gieng aus der sich entwickelnden Sage hervor. Ein eigentlich satirischer Hintergrund des Ganzen kann nicht zugegeben werden und würde die tiefere poetische Natur der Dichtung zerstören. Da- gegen lässt sich wohl denken, dass mythische Überlieferungen auch hier eine Wurzel der Dichtung gewesen sind, aus der sie Nahrung gesogen hat. Bösartige Götter haben manchmal Thier- gestalt angenommen; noch in unseren Märchen wird erzählt, wie sie sich dahinter verstecken und die wilden Triebe der Thiere annehmen. Dann auch konnte man unbedenklich ihnen Sprache und Vernunft beilegen. Gervinus äussert sich 1, S. 123. 161 ausführlich über diesen Sagenkreis und zugleich kritisch über die angeführten Meinun- gen. Er führt hauptsächlich die Behauptung durch, dass die Thierfabel, wie wir sie bei Aesop finden, ihrem Wesen nach von dem Thierepos und dem Thiermärchen verschieden sei und streng abzusondern. Die Seele der Fabel sei, und zwar ihrem Ursprung nach, Lehre und Moral, und sie gewähre nur das allegorische Bild einer Abstraktion. Dass er sie damit von der Poesie scheidet, die niemals geradezu auf Lehre ausgeht, fühlt er selbst. Er möchte aber den Griechen überhaupt gerne das Thierepos wegnehmen, weil es ihrem immer auf das Höhere? nur auf Götter und Heroen gerichteten Blick nicht angemessen sei und sie die Thierfabel nur Sklaven und Fremdlingen über- lassen hätten. Die Batrachomyomachie, die ganz gegen seine Behauptung streitet, lässt er nur als eine Ausnahme gelten, aber sein bewundernder Ausruf: »Was erschuf dieses Volk (die Griechen) nicht!« rechtfertigt ihr Dasein nicht. Auch der histo- rischen Deutung der Fuchssage ist er nicht ganz abgeneigt, KINI-Km NU ZIH Vn|{|,KsrN(i l UKK «il DHLX. 557 obgleich er wohl einsieht, dass die bisherigen Versuche, sie %u begründen, nn/nlAssig «ind. Den Werth des altflandritM^hen Gedichtu und du mit auch dos l{«in*'ke do Vo- wHrdigt er mit feinem Takt. Ich hub<> bi.xher von den Sugenkroisen geredet, welche in ganz Deutschland niögon verbreitet gewesen sein und dem Binnenluude zugehörten; wir haben noch zwei Dichtungen zu betrachten, die, wenigstens vorzugsweise, deutschen StAmmen eigen waren, die an der nordwestlichen Kflste, an den (iesta- den der Nord- und Ostsee ihre Sitze hatten, mit dem Meer und der Seefahrt bekannt waren und mit dem benachbarten Skan- dinavien und den britischen Inseln in vielfacher BerOhrung stan- den. Ihr Kreis scheint demnach ein engerer j^ewescn zu sein. Es sind die Gedichte von Beowulf und von Gudrun.' Beowulf ist in angelsm-hsischer Sprache abgefasst, und wenn auch vor dem Überzug der Angeln nach der britischen Insel (er begann in der Mitte des ttlullen Jahrhunderts) in der deutschen Heirnath entstanden, kann es doch die Gestalt, in der wir es besitzen, erst frühestens in dem Anfang des siebenten Jahrhunderts gewonnen liaben. Es enthält nämlich eine An- spielung auf ein geschichtliches Ereignis, das in die zweite Hälfte des sechsten Jahrhunderts fällt. Wahrscheinlich aber ist die Auffassung, die wir besitzen, weil sie schon eine Überarbei- tung zeigt, in das achte Jahrhundert zu setzen. Britische Ein- wirkung finde ich darin nicht. Daran dürfen wir festhalten, dass es uns ein Abbild von dem deutschen lieben, den öftent- lichen und häuslichen Zuständen der Deutschen gewährt, sei es nun in dieser Gestalt mit hinübergefuhrt oder dort erst aus mitgebrachten Überlieferungen zusammengesetzt. Auch die heid- nische Zeit stellt es dar, wenn auch ein christlicher t berarbeiter, der nach einigen Zusätzen nicht zu bezweifeln ist, die heidni- schen Götternamen getilgt hat. Also auch hier Ilinweisung auf älteren Ursprung und eine frühere Gestaltung, auch die Wahr- scheinlichkeit einer Vereinigung einzelner für sich bestehender Theile oder Lieder (vgl. Ettmüller S. 65). Auch darin zeigt sich die Heimath, dass auf andere deutsche Sagenkreise Anspielungen 558 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. vorkommen: auf die Siegfriedsage in einer merkwürdigen, viel- leicht älteren Bildung, auf den Schmied Wieland, auf Ermen- rich und Heimo, die wir aus der Dieterichsage kennen; ich habe davon in der Heldensage S. 13—17 geredet. Aber auch eine vielfach bei uns vorkommende, unter dem Namen des Schwanritters noch von Conrad von Würzburg erzählte Sage ist in den Eingang des Gedichts verwebt. Der Inhalt des Gedichts ist der Hauptsache nach einfach. Grendel, ein sumpfbewohnendes Ungeheuer, richtet in der präch- tigen Halle des Königs Hrodgar grosses Unheil an, kommt in der Nacht und' erwürgt die schlafenden Helden ; niemand ist im Stande, es zu bekämpfen. Da erscheint der jugendliche Beowulf, stellt sich dem Ungeheuer entgegen und verwundet es auf den Tod. Dann steigt er in das Wasser und tödtet auch die Mutter des Ungeheuers, die ebenso furchtbar und entsetzlich ist. Mit Ehren und Geschenken überhäuft, kehrt Beowulf zurück, wird späterhin König und herrscht lange in voller Macht, aber im Alter muss er noch einen Kampf mit einem das Land ver- heerenden, feuerspeienden Drachen bestehen, der einen grossen Schatz bewacht. Beowulf besiegt das Unthier, empfängt aber selbst die Todeswunde. Die Leiche wird feierlich verbrannt, und ein Hügel über ihr errichtet. Beide Kämpfe, gegen Gren- del und gegen den Drachen, mögen in besonderen Gedichten besungen sein, die hier zu einem die Thaten des Jünglings, und Greises zusammenfassenden Ganzen vereinigt sind. Auch in diesem Gedicht erscheint die Mischung des Mythi- schen und des Geschichtlichen, das wir als Eigenthümlichkeit des Volksepos bemerkt haben. Der ältere Beowulf (d. h. Bienen- wolf, Specht, der die Bienen verfolgt und frisst), der in dem Gedicht angeführt wird, trägt als Stammherr von neun Völ- kern noch den Schein eines mythischen Daseins. Grendel, der Wassergeist, und seine Mutter (wie noch heutzutage Volksmär- chen von dem Teufel und seiner Mutter reden) sind dunkle, böse Geister in scheusslicher Bildung. Grendel hat eine durch Waffen nicht zu verletzende Haut und Stahlkrallen, mit denen er seine Beute packt, die er mit den Zähnen zerreisst und ver- schlingt. Dass der edle Held erst mit dem Wasser-, dann mit EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. 559 dem Feuergeist küinpfl, mag einen alten mythischen Gedanken ausdrücken. Kin waltendes Schicksal wird anerkannt: Beownlf nimmt den Kampf mit dorn Drachen an, weil er von Todes- beHtimmuug getrieben wird. In anderen Theilen hat das Ge- dicht eine ganz geschichtliche Haltung, namentlich in den ein- gcilochtenen Krzilhluugen von sonntigen Ileldenthaten. Unter diesen betindct sich auch eine von einem Zug des MygelAr, des Lehnsherrn lieowulfs, gegen die Friesen, wobei er das Leben verlor. Dieses Ereignis wird durch geschichtliche Zeugnisse, die es in das erste Viertel des sechsten Jahrhunderts set/.en, hin- länglich verbürgt: selbst der Name des Königs stimmt flberein. Der an sich wonig verwickelte Inhalt des Gedichts wird von Zwischener/fthhmgen anderer vorangegangener Ereignisse häufig unterbrochen, wt'lche den sonst einfachen Gang des Liedes stören. Der Ausdruck ist voll sinnlicher Krall und Wahrheit, etwas schwitziger als der Ausdruck in den eddischen Liedern, aber mit ihm verwandt. Er ist ohne Milde und Anmuth, was beides jener Zeit fehlte, aber ernst und edel. Von dem Urtext besit/.en wir eine treffliche Ausgabe von Kemble (2. Ausgabe London 1837, 8.); die frühere von Thorkelin (Kopenhagen 1815, 4.) war unbrauchbar. Da/u kommt eine wörtliche Prosaüberset/.ung ins Englische mit einen» sorgfälti- gen Glossar zu dem Urtext in einem besondern Band (London 1837); eine dänische, mit Geist abgefasste poetische Paraphrase hatte Grundtwig geliefert (Kopenhagen 1820, 8.). Auf Kembles Arbeit stützen sich zwei deutsche Schriflen, eine von Leo (Beo- wulf, das älteste deutsche, in angelsächsischer Mundart enthal- tene Heldengedicht, nach seinem Inhalte und nach seinen histo- rischen und mythologischen Beziehungen betrachtet. Ein Bei- trag zur Geschichte alter deutscher Geisteszustände. Halle 1839), die andere von Ludwig Ettmüller (Beowulf, Heldengedicht des achten Jahrhunderts. Zum ersten Male aus dem Angel- sächsischen in das Neuhochdeutsche stabreimend Obersetzt und mit Einleitung und Anmerkungen versehen. Mit einem Kärtchen (den Schauplatz des Gedichts darstellend). Zürich 1840). Beide enthalten eigene und gute Bemerkungen. Ettmüllers Übersetzung, die ihm Mühe genug mag gemacht haben, ist der Art, dass sie 560 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. ohne die beigefügten Anmerkungen nicht kann verstanden wer- den. Kembles schUchte Übertragung in Prosa halte ich für angemessener. Ich gelange endlich zu unserem Gedicht, das nach seinem Hauptinhalt Gudrun heisst. Die alte Form des Namens ist. Gundrün. Gund bezeichnet bellum, pugna. Ob rün, das in anderen Zusammensetzungen von Eigennamen vorkommt (Graff 2, 523), von rüna mysterium abzuleiten ist, mag dahin gestellt bleiben. Die spätere mittelhochdeutsche Form wäre Kütrün; doch mögen wir hier G beibehalten, weil es den nordischen Dialekten angemessen ist und unser Gedicht, wie wir nachher sehen werden, dem nördlichen Deutschland zugehört. Ich muss zuerst eine Übersicht des Inhalts geben. (I.) Sigeband, Geres und Uotens Sohn, herrscht als König in Irland und vermählt sich mit einer norwegischen Königs- tochter. Nach drei Jahren gebiert sie ihm einen Sohn, der Hagen genannt wird. Auf ihr Verlangen stellt Sigeband ein grosses Fest an, und mitten unter den Lustbarkeiten wird der Knabe von der Hand der Wärterin durch einen wilden Greifen weggerissen und entführt. Der Greif trägt ihn in sein Nest und wirft ihn seinen Jungen als Futter vor. Einer von den jungen Greifen ist noch zu schwach, um den Knaben zu hal- ten; er fällt mit ihm von einem Ast herab, und das verschafft dem jungen Hagen Gelegenheit, sich zu retten. Er verkriecht sich in das Gebüsch und findet dort drei Königstöchter, die mit ihm gleiches Schicksal gehabt hatten; sie waren von dem alten Greif geraubt und hatten sich gerettet. Hagen lebt mit ihnen in einer Felsenhöhle und wird von ihnen gepflegt; sie nähren sich von Wurzeln und Kräutern. Ein Schifi" strandet einstmals : Hagen kleidet sich in die Rüstung eines todten Mannes, nimmt dessen Waffen zu sich und tödtet den Greif und dessen Jungen. Jetzt gehen die Jungfrauen aus der Felsenhöhle her- vor: Hagen jagt wilde Thiere, kräftigt sich mit ihrem Fleisch und Blut und erlangt dadurch die Stärke von zwölf Männern. Endlich erscheint der Tag der Erlösung. Ein Schiff landet und nimmt den jungen Helden und die drei Jungfrauen auf. Der KINLKITI'NG ZUR VORLB8UNG OrBR GUDRUN'. 561 Herr des Scbiflee, ein Graf von Garadie, ist aber ein Feind von Hagenn Vater und will den Sohn jetzt als Geissei und Pfand behalten. Hagen aber zwingt die Schiffsleute nach Irland /u steuern, wo seine Mutter ihn an einem goldenen Kreuz auf der Brust erkennt. Er versöhnt seinen Vater mit dem Grafen von Garudie und heirathet dann Hilde aus Indien, eine von den JuDgfniuen, die mit ihm bei dem Greife waren. Grosse Feste finden statt, weil Hagen zugleich das Schwi-rt nimmt. Sige- band übergibt ihm die Herrschaft, (ir.) Damit ist ein Gedicht beschlossen; allein es beginnt jetzt ein anderer Theil des Ganzen. Hagens einzige Tochter ist Hilde, wie ihre Mutter genannt. Sie ist von grosser Schönheit, Hagen aber so stolz, dass er jeden Freier verschmäht, der ge- ringer ist als er. Die Boten der Freier Iftsst er aufliängen. Auch Hetel, König von Ilegelingen, will um sie werben und beruft deshalb Horand, den berühmten Säng<^r, und Frute von Dänemark, aber sie scheuen die Gefahr und verlangen den Bei- stand des alten Wate. Hetel entbietet ihn zu sich, und der Alte zeigt sich bereitwillig, die gefährliche Fahrt zu unterneh- men. Grosse Zubereitungen werden getroffen. Als Kaufleute verkleidet, langen sie bei Hagens liurg an, wo sie vorgeben, von Hetel geachtet zu sein. Durch diese Täuschung, durch ihre Reichthümer und Freigebigkeit gewinnen sie Hagens Gunst und werden an seinen Hof geladen. Die Frauen sehen die drei Helden gerne: Wate gefällt ihnen, obgleich er ihnen ins Ge- sicht sagt, dass es jhm bei schönen Frauen nie so wohl ge- wesen sei, als in der Schlacht. Als Hagens Leute sich im Kampfspiel zeigen, fragt dieser den Alten, ob in seinem Lande so tüchtiger Kampf zu finden sei. Wate erwidert spöttisch, er wünsche darin Unterricht zu erhalten. Der König selbst macht den Versuch, ihm die Kunst beizubringen, und gesteht noch nie einen so gelehrigen Schüler gesehen zu haben. Wate setzt den Hof durch seine Stärke, Frute durch seinen Reichthum, Horand durch seinen Gesang in Erstaunen. Wenn er beginnt, verstummen die Vögel: Hilde und ihre Dienerinnen horchen, die Schlafenden werden munter. Der König selbst tritt auf die Zinne, und als der Sänger schweigt, bittet Hilde ihren Vater W. GRIMM, KI.. .SCHRUTKN. IV. 36 562 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. ihn weiter singen zu heissen. Sie wird von seinem Liede so bewegt, dass sie den Sänger zu sich rufen lässt, und er erhält jetzt Gelegenheit, Hetels Werbung anzubringen. Sie willigt zu einer Entführung ein. Hagen, der von der Gefahr nichts ahnt, erlaubt ihr die Gäste, bevor sie abfahren, auf ihrem Schiffe zu besuchen. Dort wird die Mutter von der Tochter geschieden. Die Fremden spannen die Segel auf und führen die Braut nach Hegelingen. Hagen verfolgt die Räuber, und es erhebt sich ein gewaltiger Kampf. Hetel wird verwundet, aber Wate be- steht den König Hagen, und es kommt zu einer Versöhnung. Hilde wird zu Hegelingen als Königin gekrönt, und Hagen kehrt heim. (HI.) Die beiden vorangehenden, wie man sieht, nur leicht mit einander verknüpften Sagen können als Einleitung zu dem eigentlichen Gedicht betrachtet werden, das jetzt beginnt und das Schicksal der Gudrun darstellt. Hetel hat von Hilde zwei Kinder, Ortwin und Gudrun. Jener wird von Wate erzogen, diese von ihren Verwandten in Dänemark. Gudrun wird das Vorbild aller Schönheit und Tugend. Als sie herangewachsen ist, wirbt Siegfried, König aus Mohrenlanden, vergeblich um sie. Dann sendet Hartmut, König von der Normandie, seine Boten, die um sie anhalten sollen, aber sie werden abgewiesen. Hart- mut kommt unerkannt an Hetels Hof und gibt sich der schönen Gudrun zu erkennen; sie heisst ihn fortgehen, obgleich sie ihm nicht abgeneigt ist. Er sinnt, wie er in ihren Besitz gelangen und, ohne ihre Gunst zu verlieren, an Hetel Rache nehmen könne, wozu ihn seine Mutter Gerlind antreibt. Indessen hatte ein dritter Freier, König Herwig, Hetels Nachbar, um Gudrun geworben : sie war auch ihm verweigert worden , und er zieht mit einem Heer heran. Ein Kampf beginnt, den Gudrun scheidet, die jetzt dem Herwig zugesagt wird. Als Herwig von dem zurückgesetzten Freier, von jenem König Siegfried, überfallen wird, erhält er Beistand von Hetel; allein der verschmähte Hart- mut erspäht die Abwesenheit von Gudrunens Vater, kommt mit grosser Macht, zerstört Hetels Burgen und Land und führt Gudrun und Hildeburg von Portugal, die Gefährtin ihrer Mut- ter, fort nach dem Wulpensande. Die Mutter sendet Boten an RINLRITI'NO ZUR VOKLB8UN0 OBBK GUDRUN. 5^3 Hetel, die das Vorgefallene melden. E^ wird Friede mit Sieg- fried gemacht, der jetzt seinen Beistand zusagt. Auf Wates Kath werden Pilgern Schiffe und Lebensmittel weggenommen, und lletel, wie er einst von IIag(>n v4'rfolgt wird, al« er desnen Tochter entföhrte, verfolgt jetzt Ilartmut, den KAuber seiner Tochter. Er holt ihn auf dem Wulpensande ein. Ein heftiger Kampf beginnt, in welchem Ludwig, der Vater Hartmuts, deo König Hetel tftdtet. Der Kampf, in welchem Wate» Tapferkeit sich auszeichnet, dauert bis in die Nacht, wo Ludwig mit den Seinigen sich entfernt und nach der Normandie heimschifft. Die Hegelinge kehren heim, und Hilde hat nicht bloss den Verlust ihrer Tochter, sondern auch Hetels, ihres Gemahls, zu betrauern. Der alte Ludwig sucht anfänglich die Gefangene gOnstig fQr Hartmut zu stimmen; als sie ihn aber zurückweist, wirft er sie zornig in die See, und sie wäre umgekommen, wenn sie Hartmut nicht an den Haaren herausgezogen hätte. Gudrun weist ebenso entschieden die Vorschläge der alten Gerlind, der Mutter Hartmuts, zurück, die jetzt die rohste Hartherzigkeit zeigt. Nur Ortrun, Hartmuts Schwester, ist der UnglQcklichen geneigt. Gerlind übernimmt es jetzt, Gudrunens festen Willen zu beugen : sie und ihre Jungfrauen müssen niedrige Arbeiten thun. Nach einiger Zeit erfolgt ein abermaliger Antrag Hart- luuts, den Gudrun ebenfalls zurückweist. Ortrun bemüht sich vergeblich ihren Sinn zu wenden. Gudrun wird einige Zeit gut behandelt, dann aber verdoppelt Gerlind ihre Grausamkeit. Die Unglückliche muss wie eine Magd am Ufer Kleider waschen. Die treue Hildburg theilt ihre Leiden. Indessen bereitet Gudrunens Mutter Hilde einen neuen Zug nach der Normandie, wozu sie ihre Mannen beruft. Grosse Geföhrlichkeiteu bestehen sie, bevor sie in der Normandie lan- den. Ortwin, Gudrunens Bnider, und Herwig, ihr Verlobter, gehen aus, als die Sonne sinkt, die herabgewürdigte Gudrun aufzusuchen. Ein Engel in Gestalt eines Vogels verkündigt ihr, die am Strande steht und wäscht, die nahende Hülfe. Als sie nach Hause kommt, wird sie von Gerlind wegen des nachläs- sigen Waschens ausgescholten. In der Nacht fUllt Schnee; die 86* 564 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. grausame Gerlind nöthigt sie am anderen Morgen barfuss in diesem Schnee zum Strande zu gehen und zu waschen. Lange schon haben sich die Jungfrauen nach der verheissenen Hülfe umgesehen, da zeigt sich die Barke mit Ortwin und Herwig. Gudrun und ihre Jungfrauen, ihres Zustandes sich schämend, gehen zurück, aber die Männer rufen sie herbei und fragen sie aus. Herwig bietet den vor Frost Zitternden Mäntel an, aber Gudrun, in der tiefsten Erniedrigung ihrer Würde sich be- wusst, nimmt es nicht an: sie will nicht, dass je Mannes Klei- der sie berühren. Jetzt erfolgt die Erkennung, die auf die rührendste Weise geschildert wird. Ortwin will seine Schwester nicht auf der Barke mit fortnehmen: es scheint ihm unedel, die, welche geraubt ward, hinwegzustehlen. Die jungen Hel- den fahren wieder zurück und lassen die Jungfrauen am Strand. Hildburg erinnert Gudrun an die vergessene Wäsche, aber diese, im Gefühl ihrer erwachenden königlichen Würde, wirft das Linnen ins Meer. Als sie nach Hause kommen , will Gerlind sie dafür schlagen, aber Gudrun wendet die entehrende Strafe ab, indem sie sich bereit erklärt, Hartmuts Liebe anzunehmen. Jetzt wird sie mit ihren Jungfrauen prächtig gekleidet. Ortwin und Herwig waren zu den Ihrigen zurückgekehrt und hatten ihnen verkündigt, dass sie Gudrun am Strände waschend gefunden hätten. Auf Wates Rath schiffen sie in der Nacht zu Hartmuts Burg, und bei Tagesanbruch ist sie umstellt. Hartmut und sein Vater beschauen die Feinde vom Fenster, und Hartmut nennt die Zeichen. Gerlind räth die Burg zu schliessen und nicht zum Kampf auszuziehen, aber Hartmut verwirft den Rath, und es kommt zur Schlacht. Hartmut ver- wundet den Ortwin und Horand: auch Herwig besteht bei dem ersten Zusammentreffen mit Ludwig schlecht, schlägt ihm aber in dem zweiten Kampf das Haupt ab. Wate schneidet den Hart- mut von dem Thore ab. Die in der Burg tobende Gerlinde bietet grossen Lohn, wenn jemand die Gudrun tödte; schon ist einer bereit, als auf ihren Hülferuf der mit Wate kämpfende Hartmut von unten dem Mörder wehrt. Auf Gudrunens Bitte scheidet Herwig den Kampf zwischen Hartmut und Wate, und Hartmut wird gefangen. Jetzt wird die Burg gestürmt, und die KINLKirrNO ZI'K VÜKLKWrNO LIIKIt «.IIUll N. 565 Thore werden aufgi^lmuen. Der wüthend« Wate tödtet »elbst die Kinder iu der Wiege. Es gelingt der Gudrun, die ürtrun vor ihm zu schützen, über der alten üelinde scblÄgt er da» Haupt üb. Die Sieger ici'hren nueh Ilegelingen zurück; eine vierfache Verbindung besiegelt die Versöhnung: Herwig wird mit Gu- drun vermählt, Ortwin mit Ortrun, Hartmut mit Hildburg und Siegfried mit Herwigs Schwester. Dies ist der Inhalt des Ganzen. Ich beginne die Betrach- tungen darüber mit der Frage nach der Zeit, in welcher imser Gedicht ist ubgefasst worden. Sprache und Darstellungsweise zeigen das dreizehnte Jahrhimdert an, und zwar nähert es sich darin so sehr dem Nibelungelied, dass wir es, ohne einen be- deutenden Fehiei befürchten zu dürfen, in die erste Hftlfte des dreizehnten Jahrhunderts setzen können. Eine Anzahl Strophen nehme ich aus, in denen sich spätere Zusätze erkennen lassen; sie verräth ein unbelebterer, dürftigerer Ausdruck, auch, wie es scheint, einige Abweichung im Silbenmass. Ich sage absicht- lich »wie es scheint«; denn diese Abweichung könnte auch in echten Strophen zulässig sein, und der, von welchem die Zu- sätze herrühren, welche in der Sage selbst nichts ändern, könnte gerade diese Abweichung ausschliessend für seine Zuthat er- griffen haben. Ich werde sie bei der Erklärung bezeichnen, aber es gibt einzelne Fälle genug, wo es schwierig ist, zu be- stimmen, ob wir einen Zusatz vor uns haben oder eine echte Strophe. Sehr viel später glaube ich auch nicht, dass diese Zusätze sind: sie verrathen nur einen dürftigeren, schwächeren Geist. Das System Ettmüllers, der nicht einen, sondern vier Überarbeiter annimmt und den Antheil eines jeden bestimmt, sogar äusserlich bezeichnet »md smsscheidet, ist gewagt; er hätte bessere Beweise als die allgemeinen Bestimmungen, die er S. IV von dem Geiste ihrer Zusätze gibt, beibringen müssen. Dass er diese Zusätze aus dem Text verweist und nur in An- merkungen mittheilt, muss ich vollends missbilligen; ich werde mich nicht danach richten, sondern alles fortwährend :ds ein Ganzes behandeln. Ettmüller hat zu voreilig Lachmanns Ansicht von der Ent- 566 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. stehung des Nibelungeliedes auch hier anwenden wollen, und doch ist das Verhältnis sehr verschieden. Lachmanns Ansicht wird kein Verständiger, nur der, wer sich weiss macht, die Ehre des Nibelungeliedes erfordere es, einen einzigen Dichter anzunehmen, so weit entgegen sein, dass er das Einrücken ein- zelner Lieder leugnet ; aber Gudrun ist sichtbar das Werk eines Einzigen. Das zeigt der gleiche Ton, dessen besonderer, wenn ich so sagen darf, Beigeschmack ein jeder empfindet, der Ge- fühl für das Eigenthümliche eines Gedichtes hat. Es ist viel mehr ans einem Guss als das Nibelungelied, hat eine gewisse milde Anmuth, sanftere Umrisse und reichere Ausführung, die dem hier und da herben, in einzelnen Stücken harten, selbst an das volksmässig Rohe streifenden Geist des Nibelungeliedes nicht kann beigelegt werden, das allerdings tragischer und er- habener ist. Beide unterscheiden sich dadurch wesentlich von einander. Wir finden auch hier, was in dem Nibelungeliede niemals sich zeigt, die Berufung auf ein »buoch«. Bei dieser höheren Ausbildung ist Gudrun doch ein voll- kommenes Volksepos. Der Ordner, wie ich ihn auch hier nen- nen will, hat, was den Inhalt betrifft, wahrscheinlich nichts von Bedeutung zugesetzt, und die Auffassungsweise, der Ausdruck, der ganze Ton ist so volksmässig, dem Ton des Nibelungeliedes 80 verwandt , dass wir etwas allgemein Verbreitetes darin er- blicken müssen. Jene Anklänge in gemeinschaftlichen Redens- arten und W^endungen (sie sind in Ziemanns Ausgabe nach von der Hagens Anmerkungen am Ende zusammengestellt) hat kei- ner von dem anderen empfangen, sondern sie sind Gemeingut gewesen. Am wenigsten dürfen wir annehmen, dass hinter dem Ordner der Gudrun ein höfischer Dichter versteckt sei. Es ist oberflächliche Ansicht, wenn San Marte (Schulz) S. 226 sich durch diese Anklänge zu der Behauptung verleiten lässt, der Ordner der Gudrun habe das Nibelungelied nicht bloss genau gekannt, sondern sich auch zum Vor- und Musterbild genom- men. Er kann es gekannt haben, aber das wäre erst darzu- thun; aus den Anklängen allein lässt es sich nicht erweisen. Unser Gedicht ist aus drei Theilen zusammengesetzt, die ich bei der Übersicht des Inhalts schon bezeichnet habe, die RINLEITUN(i ZUR VORLB8UNG ÜBER GUDRUN. 5^7 gesondert für sich bestehen können und ohne Zweifel auch 1)«- standen haben. Hat unser Ordner sie erst verknüpft und /.u einem Ganzen vereinigt, oder schon ein Vorgänger? Entschie- den lAsst sich darauf nicht antworten. Er beruft sich mehrmals auf mündliche Überlieferung, aber er sagt auch einmal: »als uum diu buoch kunt tuont« (Heldensage S. 325), beruft sich also auf eine schriftliche Quelle. Hat er eine Auflassung aus dem zwölf- ten Jahrhundert benutzt, so hat er, dies zeigt die Ausbildung der Keime, mindestens ebensoviel Kinfluss auf den Text gehabt, als der Ordner des Nibelungeliedes. Hat er die drei Sagen an- einandergeschoben und auf diese freilich immer oberflächliche Weise verbunden, so hat er einen grösseren Antheil an der jetzigen Gestalt. Die drei Theile des Gedichts sind ihrem Inhalt nach sehr verschiedener Art, und diese Wahrnehmung gewährt uns wei- teren Aufschluss. Der erste Theil, Hagens Aufenthalt bei dem Greif und in der Einöde bei drei geraubten Jungfrauen, ist ganz märchenhaft ; hier fehlt die geschichtliche Haltung der bei- den andern Theile. Der zweite Theil, die Entführung der Hilde durch Hetel und der Kampf des Vaters mit dem Räuber der Tochter, der mit einer Sühne endigt, das ist eigentliche Helden- sage. Der dritte Theil, der die Schicksale der Gudrun begreift, strebt eigentlich den Charakter einer edlen königlichen Jung- frau darzustellen, den Zustand ihrer Seele, überhaupt das häus- liche Leben, obgleich auch hier Helden thätig auftreten. Es ist darin der Anflug einer späteren, der Betrachtung zugewen- deten, in das Gemüthsleben eindringenden Zeit. Ich kenne keine ähnliche oder verwandte Darstellung dee ersten Theils, auch kein Zeugnis darüber in einem anderen Ge- dicht. Der Inhalt im Ganzen, Art und Weise der Auffassung stimmt aber im Allgemeinen mit dem Geist der Märchen, selbst noch jetzt lebender. Der zweite Theil ist der älteste und der verbreitetste. Diese Sage gieng auch noch weiter, als wir sie aus unserem Gedicht kennen lernen; das beweisen Beziehungen auf unbekannte Er- eignisse und Anspielungen, die darin vorkommen, und die ich (Heldensage S. 325) zusammengestellt habe. Eine Hauptperson 568 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. war Horand, dessen süsser Gesang vorzüglich von anderen her- vorgehoben wird. Die frühsten Anspielungen darauf finden sich bei dem nordischen Dichter Brago dem Alten, der vor 853 lebte, und in angelsächsischen Gedichten. Die Snorra-Edda und mit mehr geschichtlichem Schein Saxo grammaticus gewähren auch den Inhalt dieser Sage, und hier hat sie, wie es dem Helden- epos eigen ist, einen tragischen, mit Vernichtung endigenden Schluss, den unser Gedicht schon der Anknüpfung wegen in eine Versöhnung milderte. Diesen tragischen Schluss scheint auch noch das Gedicht gehabt zu haben, auf welches Lambrecht im Alexander anspielt. (Mittheilung aus der Snorra-Edda.) Auf den dritten Theil, der die Schicksale der Gudrun schil- dert, finden sich keine sicheren Anspielungen. Wir begegnen im Biterolf, der in das letzte Jahrzehnt des zwölften Jahrhun- derts gehört, einer Anspielung auf ein verlorenes Gedicht (Hel- densage S. 133. 134), worin Hartmut von Normandie und sein Vater Ludwig, die wir ebenfalls nur aus dem dritten Theil kennen, erscheinen, auch eine Schwester Hartmuts, die jedoch Hildeburg heisst, nicht wie hier Ortrun. Den Inhalt dieses Ge- dichts lernen wir aus der Wilkinasaga kennen : es ist darin von einer Brautwerbung und einer durch List eingeleiteten Entfüh- rung die Rede, aber dieser Inhalt hat, obgleich sehr abweichend, mehr Ähnlichkeit mit dem zweiten als mit dem dritten Theil. Wir werden also auch bei unserem Gedicht auf eine frühere Gestaltung, auf ein höheres Alter gewiesen: bei dem zweiten Theil führen uns die Zeugnisse am weitesten zurück, minde- stens in das neunte Jahrhundert. Wenn in dem angelsächsi- schen Lied von dem Wanderer ein Hagena, der darin genannt wird, wirklich der Hagen des zweiten Theils (der Grossvater unserer Gudrun) gemeint ist, wie die Deutsche Mythologie Vor- rede S. XXII behauptet, was ich aber nur für eine wahrschein- liche Vermuthung kann gelten lassen, so dürfen wir wohl noch ein Jahrhundert zurückgehen. Allein in dem achten und neun- ten Jahrhundert stand, wie ich schon oben behauptet habe, das deutsche Epos in seiner vollsten Blüthe. Nur die Gestalt, die ihm die Fortbildung des dreizehnten Jahrhunderts oder etwa deren Grundlage aus dem Ende des zwölften Jahrhunderts ge- EINLRITim« ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. 569 geben bat, ist auf uns gekommen. Könnten wir sie mit einer früheren vergleichen, sie wflrde eigenthflmlicbe Vorzüge b«- haupten, aber der reinere Zusammenbang, der tiefere Qehalt würde sich bereits als gesunken auch hier erweisen. Wahr- scheinlich müssten wir eine mildere, reichere Ausschmückung in dem späteren Gedicht anerkennen; das Einzelne wird auf Kosten des Ganzen gewonnen haben. Vielleicht ist der König Siegfried von Mohrenland erst in dieser Zeit eingeführt, um den heiteren Schluss besser zu begründen. Das mag vorerst als blosse Vermuthung gelten. Der zweite und dritte Theil haben einen ganz geschicht- lichen Schein, noch mehr als das Nibelungelied, und doch, bin ich überzeugt, enthalten sie keine wahrhafte Gcscliichte. Ich bin nicht einmal im Stande, einen geschichtlichen Bestandtheil, eine Anlehnung an wirkliche Ereignisse nachzuweisen, obgleich möglicher Weise eine solche vorkommen könnte. Auch die mythische Wurzel ist kaum noch sichtbar; sie ist weit mehr hingeschwunden als im Nibelungeliede : ich zweifle nicht, dass sie vorhanden war. Das Märchenhafte in dem ersten Theil will ich nicht hierher ziehen. Das Märchen spielt., so zu sagen, mit dem, was früher Bedeutung hatte. In dem dritten Theil erscheint ein Engel in Gestalt eines Vogels und verkün- digt bevorstehende Ereignisse: das war ohne Zweifel ursprüng- lich eine Schwanenjungfrau. Das Christenthum ist äusserlich eingeftihrt; es erscheint aber nicht als innerer Hebel der Ereig- nisse. Das Mythische des zweiten Theils zeigt sich schon viel bedeutender in den älteren Darstellungen des Saxo und der Snorra-Edda. Hier dauert der Kampf endlos fort, weil durch Zauberkünste der Hilde die Getödteten alle Nacht wieder zum Kampf erweckt werden, während sie bei Tag sammt ihren WaÖen als Steine da liegen. Sie deuten auf die nordischen Einherjar, die immer zum Kampfe wieder lebendig werden. Was ich also bei dem Nibelungelied behauptet habe, dass sich keine der beiden Erklärungsweisen durchführen lasse, liegt bei der Gudrun ganz am Tage, und diese Analogie ist von Gewicht: jeder Versuch nach einer von beiden Seiten wird in der Luft schweben. Wohin man mit Voraussetzungen und Ein- 570 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. föllen gelangt, kann man aus dem sehen, was Mone (Quellen und Forschungen 1830 S. 97 — 108) vorgebracht hat. Wer mag über ausgeblasenen Eiern brüten? Ich halte nicht das Ge- ringste wahr von allem, was er sagt. Wir haben noch die Heimath des Gedichtes zu suchen. Dass der zweite Theil im Norden und bei den Angelsachsen bekannt und einheimisch war, beweisen die Zeugnisse, aber an- dere zeigen, dass er auch Deutschland zugehörte. Vorzugsweise aber scheint das Gedicht dem nördlichen Deutschland eigen ge- wesen zu sein; denn da ist der Schauplatz der Ereignisse, Hol- stein, Friesenland, Dietmarsen. Einem wie mit dem Meer und der Seefahrt, so mit dem Leben der Seefahrer vertrauten Volk gehört es an. Es bildet insoweit einen Gegensatz zu dem Nibelungelied, das an den Rhein gebunden ist und des Meers nur bei Siegfrieds Fahrt gedenkt. Deshalb bilden auch hier Dänemark, Irland, Norwegen und die Normandie den weiteren Schauplatz. Der Wulpensand, auf dem so heftig gekämpft wird, findet sich auf der Karte von dem alten Holland verzeichnet, der in Warnkönigs flandrischer Staats- und Rechtsgeschichte beigegeben ist. Man darf sich nicht wundern, dass einem see- fahrenden Volk Indien, Arabien, Mohrenland (Mauritanien) be- kannt ist. Die Sprache aber ist die oberdeutsche, und die Auffassung könnte mit den Nibelungen gleiche Heimath haben. Eine Verschiedenheit zwischen der nordischen und deut- schen Auffassung muss ich hervorheben. Der Sänger Horand in dem zweiten Theil ist, wie ich schon bemerkt habe, eine Hauptperson, oder vielmehr es ruht auf ihm, wie auf Volker in dem Nibelungeliede, ein besonderer poetischer Glanz. Dieser Horand erscheint weder bei Saxo grammaticus noch in der Edda« sie scheinen ihn nicht zu kennen. Dass er aber alt ist in der deutschen Sage, folgt allein schon aus dem angelsächsischen Zeugnis. Ich will schliesslich noch den poetischen Werth unseres Gedichtes berühren. Die drei Theile sind lose mit einander verknüpft. Der erste lässt sich am leichtesten ablösen; der zweite steht zu dem dritten insoweit in passendem Verhältnis, als er den Übergang aus der Heldenzeit in das tiefere Leben der Seele KINLKITl'NG ZVH VOKLEHITNC CbEK GlTI>RirK. 571 darstellt. Jeder Theil iCir sich hat ZuManimenhang; die Ereig- nisse entwickeln sich aus einfachen AnläMen, greifen in natflr- licher Bewegung immer weiter um sich und gelangen zu einem angemessenen Schluss, der eine milde Versöhnung gewährt. Diese Zeit sucht schon eine heitere Beruhigung der Ereignisse. In dem zweiten Theil strömt aller Glanz auf die Entehrung der Hilde und Horands Erscheinung. In dem dritten Theil zeigt der Aufenthalt der geraubten Gudrun bei ihren Feinden die grösste Höhe der Poesie. Wie sie unter Herab wflnligungen aller Art den Adel ihrer Seele bis zu dem Augenblick der Erlösung unbefleckt bewahrt, das ist mit einer Kraft und Wahrheit, mit einer Innigkeit geschildert, die dieses Gedicht zu dem Schön- sten erhebt, was die Poesie je hervorgebracht hat. • Es ist lau- teres Gold ohne Beimischung eines unedeln Metalls. Zarte Menschlichkeit ^eht zwischen der ungehändigten Kraft des alten Wate: keck und unverhüllt stellt sich das Böse entgegen. Das Nibelungelied, das eine Heldenwelt noch im höchsten Glanz vor dem grausenhaften Untergang besingt, ist insoweit grossartiger: in der Gudrun herrscht der Gedanke an die Verherrlichung der Frauen vor, und doch zeigt sich nichts von jenem übernatür- lichen, phantastischen, bei Lichtenstein in das Alberne über- gehenden Minnedienst der höfischen Dichter. Überall ist die Gesinnung tüchtig und gesund: sie ist nicht durch jene Ver- geistigung umhüllt, die uns reizt, die aber keine unmittelbare Wahrheit in sich trägt. Indem wir tiefere Blicke in das innere Leben, den häuslichen Zustand thun, darf man nicht mit Un- recht unser Gedicht mit der Odyssee, das Nibelungelied mit der Ilias vergleichen. Die Charaktere sind, wo nicht schärfer, doch feiner und zarter angegeben und wirken entscheidender auf die Begeben- heiten ein als im Nibelungelied. Die von Löwenblut genährte Tapferkeit Hagens unterscheidet sich sehr bestimmt von der halbrohen Wildheit des alten Wate, dessen Natur gleichwohl durch die Treue und eine Beimischung von Edelmuth sich wieder erhebt. Hartmuts herbe Gesinnung lässt doch keine Gemeinheit zu; so blickt doch eine, wenn auch nie ausge- sprochene Hinneigung zu ihm durch, wenn Gudrun ihm auch 572 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. Widerstand leistet, und in der Treue gegen ihren Verlobten scheint sie mehr dem Edelmuth als innerer Neigung zu folgen. Harand ist, wie sich's für einen Sänger geziemt, mit einer ge- wissen zarten Wärme geschildert, und obgleich er sich dem Waffendienst nicht entzieht, so fühlt man doch, dass er in einer reineren Luft athmet. Gudrun, deren Gemüth ebenso zart als tief ist, die ebensoviel Muth und Entschlossenheit als jungfräu- liche Schüchternheit zeigt, die mehr von der angeborenen Gross- artigkeit der Seele als von einem leidenschaftlichen Gefühl an- getrieben wird, sie ist noch durch den Gegensatz zu der Gerlind gehoben, die eine boshafte Heftigkeit zur Schau trägt. Was anderwärts die Kunst ersinnt, das hat hier der unbewusste Trieb der Volksdichtung gefunden. Ich habe noch die nöthigen litterarischen Nachweisungen zu geben. Wir besitzen von unserem Gedicht nur eine einzige und zumal spätere Handschrift des fünfzehnten Jahrhunderts, die sich zu Wien befindet. Sie ist mit einigen leichten, aber gleich in den Text gerückten Abänderungen in der Sammlung alt- deutscher Gedichte Bd 2 (Berlin 1816) durch v. d. Hagen und Primisser bekannt gemacht; ein genauer Abdruck wäre besser gewesen. Im Jahr 1835 erschien Kütrün von Ziemann. Der Text ist hier mit grösster Willkür behandelt; es soll eine Herstellung desselben sein, und einiges davon ist brauchbar, aber der wahre Text wäre daraus niemals wieder zu gewinnen. Schätzbare Anmerkungen dazu haben Haupt und A. Hahn geHefert in den Ergänzungsblättern der Hallischen Litteratur- Zeitung 1837, No. 11. 12, Haupt ferner in den Hallischen eTahrbüchern 1839, No. 133. 134. Ein Stück in Wackernagels Lesebuch 1. Die 2. Ausgabe von 1839 ward erst etwa 1841 versendet. Die Ausgabe von Ettmüller, Zürich 1841, mit Glossar zeigt bessere Schule und hat manches Lobenswerthe. Ihre Brauch- barkeit wird erschwert durch die Hypothese von den vier Ord- nern, die ihn veranlasst hat den Text zu zerschneiden. EINLKITI'N« ZUR VORLBHlNtJ ÜHER OUDRIN. 578 Bemerkungen zu dem Gedicht nach dieser Ausgabe von Haupt und Jacob Grimm in Haupts Zeitschrift Bd 2 und 3. Kftdrün. Die echten Theile de« Gedichtes, mit einer kriti- schen Einleitung herausgegeben von Karl MQllenhofl'. Kiel 1845. Ein Viertel nur bleibt Obrig; der ganze erste Theil flUlt weg. FlOlfsmittel : Wackernagels Glossar zum Lesebuch. Beneckes Wörter- buch. Ziemanus Wörterbuch. Hahns kleine Grammatik. Bearbeitungen : Gudrun, ein episches Gedicht. Programm und Probegesang, Leipzig 1836. Es ist keine Übersetzung, sondern eine freie Auf- fassung im Sinn und Ausdruck des griechischen Epos. Sie ist mit Geist und Geschmack gemacht, aber ich glaube nicht, dass auf diesem Wege das (iredicht in die Gegenwart kann einge- führt werden. Wahrscheinlich ist Gervinus der Verfasser, aber ich kann es nicht mit Gewissheit sagen. In seinem Werk über die poetische Nationallitcratur handelt er 1, S. 372 — 383 von un- serem Gedicht. Gudrun, Nordseesage nebst einer Abhandlung über das Ge- dicht von dem Nordseesagenkreis von San Marte (A. Schulz), Berlin 1839. Keine Übersetzung, sondern eine freie Bearbei- tung mit völliger Umänderung der Form. Ich kann ihr keinen Geschmack abgewinnen; es ist ein lyrisches Element eingeführt, und die alte Dichtung nimmt sich mit den Gedanken und Re- densarten unserer Zeit sehr wunderlich aus. Ob es denen, welche unser Gedicht, überhaupt die Weise der altepischen Dichtung nicht kennen, zusagt, weiss ich nicht: mir ist unmög- lich diesen Standpunkt zu nehmen. Die Abhandlung bespricht freilich wichtige Dinge; der Verfasser hat Kenntnisse, Belesen- heit und Einsicht, aber er beantwortet die aufgeworfenen Fra- gen doch ziemlich dilettantenartig. Es fehlt überall nicht an wunderlichen Behauptungen und Einfällen. Es kostet z. B. dem Verfasser keine Mühe, gleich einen britischen Ursprung anzu- nehmen, und weil einige christliche Beziehungen vorkommen, soll der Dichter ein Geistlicher gewesen sein, und dergleichen mehr. Gervinus, Handbuch der Geschichte der poetischen Na- tionalliteratur S. 41, drückt sich vorsichtiger aus: tder letzte 574 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. Bearbeiter der Gudrun war eher Geistlicher als Laie.« Die Wahrheit ist, dass wir nichts darüber wissen und man sich mit blossen Verrauthungen nur eine Last aufbürdet, aber nichts gewinnt. Eine Übersetzung von Adalbert Keller, Stuttgart 1840, hält sich näher an den Text und verdient insoweit den Vorzug. Aber die Übertragung, nicht aus einer anderen Sprache, sondern aus derselben, wie sie im Alterthum gegolten hat, in die, welche jetzt gilt, führt unüberwindliche Schwierigkeiten mit sich. Ich kann es nicht ohne Widerstreben lesen. Ich habe kein Bei- spiel ausgesucht, sondern das Buch nur aufgeschlagen und will die Strophe näher betrachten, auf die zuerst meine Augen fielen. Der Sänger Horand wirbt bei Hilde, der Königstochter, heimlich für seinen Herrn. Er sagt ihr, dass Hetel sie vor allen Frauen liebe: sie möge sich auch ihm geneigt erweisen. Nun folgt ihre Antwort (Hagen S. 1619—1622. Ettmüller S. 42): si sprach »got müeze im Ionen daz er mir wsege si. kaeme er mir ze mäze, ich weit im ligen bi, ob du mir weitest singen den äbent und den morgen.« er sprach »ich tuen ez gerne, des sit an aller slahte sorgen.« Die Übersetzung: »Ich bitte Gott drum«, sprach sie, »dass er ihm gnädig sei, Wofern sichs fügen möchte, läge ich ihm gerne bei, Wenn du mir wolltest singen am Abend und am Morgen.« Er sprach: »das thue ich gerne; darüber seid nur durchaus ohne Sorgen.« Ich will das näher durchgehen, »got müeze im Ionen daz er mir waege si« heisst: »ich freue mich innig, dass er mir hold ist." Gottes Lohn wird nicht wie eine Belohnung, wie etwa für eine empfangene Gabe erfleht, sondern sie bezeichnet bloss das Glück, das die Jungfrau empfindet. Die Übersetzung wünscht ihm nicht Gottes Lohn, sondern seine Gnade, als wenn er gesündigt hätte, vergisst den Hauptgedanken, dass sie seine Bewerbung und Liebe damit annimmt, »kaeme er mir ze mäze«, näherte er sich mir, wie es ziemlich, angemessen ist, will er nach königlicher Sitte um mich werben. Die Übersetzung flach RIKLBITimC; ZUK VORL£8UNG OBER GI'DRUN. 575 und im Geschätlsstil : > wofern tich's f&gen möchte«, »ich wolt im ligen bi«, ich wollte »eine Gemahlin werden, wie man noch heute hei fQrstlicher Vermählung den Ausdruck »Beilager« ge- braucht. Die an sich wörtli(;he Übersetzung »läg^ ich ihm gerne bei« lautet heutzutage geradezu unverständig und roh; keine Bauerndime wird so zu einem jungen Mann reden. Das Fol- gende »wenn du mir wolltest singen am Abend und am Mor- gen«, ebenfalls wörtlich, ist zumal in diesem Zusammenbang unerträglich, als sollte er ihr Abends und Morgens dazu sin- gen, wenn sie bei ihrem Manne liege. Sie will sagen: »ich will seine Gemahlin werden, wenn ich deinen Gesang nicht ent- behren soll, wenn ich ihn hören soll, so oft ich es verlange«; denn das heisst «am abent und am morgen«, nicht ist es wört- lich zu verstehen. Wenn Horand nun erwidert »daz tuon ich gerne, des sit an aller slahte sorgen«, das will i(>.h mit Freuden thun, des könnt ihr gewiss, davon könnt ihr überzeugt sein, so macht die ohnehin ganz trivial lautende Übersetzung »das thue ich gerne; darüber seid nur durchaus ohne Sorgen« mir einen völlig komischen Eindruck. Als wenn man im Conver- sationsstil sagt: ^machen Sie sich keine Gedanken; es wird schon alles gut gehen«. Sie sehen, was ich einzuwenden habe; es geht mit einer solchen Übersetzung nicht. Wie kann man hoffen auf diese Weise den Geist zu fassen? Und bei dem Nibelungeliede geht es noch eher, wo der Ausdruck minder zart und ausgebildet ist. Für uns ist diese. Arbeit unbrauchbar. Zur Vergleichung noch die Uebersetzung von San Marte (S.51): Es lohne Gott ihm das Vertrauen, Die Huld, die er mir zollt. Könnt' ich von Angesicht ihn schauen, Ich glaub', ich war' ihm hold. Ja, schon des Dieners willen Zog' ich zu ihm, wenn so dein Mund Mir Lieder sang' zu jeder Stund\ Die Tunelust zu stillen. Diese Uebersetzung ist wenigstens ganz modern und hat noch etwas Zucker für die Liebhaber dieses Geschmacks dar- 576 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER GUDRUN. über gestreut. Sonst mögen beide darum würfeln, welche die verfehlteste ist. Gudrun, deutsches Heldenlied von Dr Karl Simrock, Stutt- gart 1843, S. 90: Sie sprach: »Gott mög' ihm lohnen, daös ich sein Herz gewann. War' er mir ebenbürtig, ich nahm' ihn gern zum Mann, Wenn du mir singen wolltest den Abend und den Morgen.« Er sprach: »ich thu' es gerne; darüber seid mir, Herrin, ausser Sorgen.« EINLEITUNG Zl'H VORLKM N«; lUKH IIMtl M \NNs KKKK. 577 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER HARTMANNS EREK.*) Ich habe im vorij;jpn Sommer eins der 8(li«iu»t«Mi Denk- mäler des Alterthums, das einen Theil des deutschen Volksepos ausmacht, das Gedicht von Gudrun, erklärt, in dem Winter vorher ein ausgezeicrhnetes Lehrgedicht, den Freidank, der die sittliche Bildung in der blühendsten Zeit der altdeutschen Dicht- kunst darstellt: ich wähle diesmal zu dem Gegenstand meiner Vorlesungen eins der besten Werke der ritterlichen Poesie, Erek, ein Gedicht aus dem Arthurkreise. Ich habe bei der Gudrun wie bei dem Freidank versucht in einer Einleitung das Ver- liältnis, in welchem das einzelne Denkmal zu der ganzen Gattung [steht], zu der es gehört, zu schildern. Wenn wir einen Baum be- trachten, der in seiner Kraft vor uns steht, so betrachten wir auch den Boden, der unter ihm grünt, den Brunnen, der neben ihm (|uillt, die Luft, die ihn umgibt., in der er athmet,- endlich Berge und Felsen in dem dämmernden Hintergrund: und erst in dem Anblick der ganzen Landschaft empfangen wir den vollen und wahren Eindruck, den die Stelle gewähren kann, auf der wir stehen. Dieser Weg scheint mir der beste, um Sie auf eine fruchtbare und lebendige Weise in die Erkenntnis des deutschen Alterthums einzuftihren. Vorlesungen, die das (ranze umfassen, können bei dem Einzelnen nicht mit gleicher Sorgfalt verweilen: ich verkenne ihren grossen Werth keines- wegs. Allein es sind schon Bflcher vorhanden, aus denen man sich Raths erholen kann, für die äussere Geschichte der Poesie Kobersteins Gnmdriss, fflr die innere das Werk von Gervinus über die deutsche Nationallitteratur, aus dem ein Auszug in •) [Begonnen am 7. Nov. 1843, 18. Okt. 1844, 9. Nov. 1846, 6. Nov. 184«, 6. Mai 1850.] W. ORIMM, KI.. 8CIIRUTK». IV. 87 578 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER HARTMANN8 EREK. einem massigen Band als Handbuch eine leichte und bequeme Übersicht liefert. Ich theile in vielen und in Hauptpunkten nicht die Ansicht von Gervinus. Ich bin nicht selten ganz ent- gegengesetzter Meinung; allein das hindert mich nicht anzu- erkennen, dass es ein geistreiches und lebendiges, mit ausge- zeichneten geschichtlichen Gaben abgefasstes Werk ist, das gewiss zur P'örderung der Wissenschaft beiträgt; es ist das erste, das wirklich aus den Quellen geschöpft ist. Dann aber wird in Vorlesungen über das Ganze von Lachmann für das Be- dürfnis gewiss auf eine ebenso gründliche als belehrende Weise gesorgt. Ehe ich also zur Erklärung des gewählten Denkmals gehe, werde ich mich erst über den Sagenkreis von Artus ver- breiten und seine Entstehung, Fortbildung und sein Verhältnis zu dem einheimischen Volksepos darlegen, doch dabei immer unser Gedicht als den eigentlichen Mittelpunkt behandeln, von welchem aus wir das Übrißfe betrachten. Zu derselben Zeit, wo das Volksepos in dem Nibelunge- lied zum letzten Mal glänzend aufleuchtete, im Beginn des drei- zehnten Jahrhunderts, treten auch die grössten Dichter des deutschen Mittelalters hervor, ich meine Hartmann von Aue, Wolfram von Esche nbach und Gottfried von Strass- burg. Ich würde diesen noch Walther von der Vogel- weide zugesellen, der etwas später lebte, ihnen aber an innerem Werth nicht nachsteht, wenn ich hier nicht bloss von epischen Werken reden wollte; von Walther besitzen wir aber nur lyrische Gedichte. Es scheint Zufall, dass in einem so engen Raum so ausgezeichnete Geister sich erheben; allein es ist kein Zufall. Dieser Erscheinung begegnen wir überall in der Ge- schichte der menschlichen Bildung, und sie hat in einem höheren Naturgesetze ihren Grund. Allmähliches Heranwachsen, lang- sames Erstarken, dann eine Blüthenzeit von nicht langer Dauer, endlich und oft ein schnelles Abwelken und Versinken, das erblicken wir bei allen Völkern und in allen Zeiten. Erst wenn ein neuer Trieb erscheint, pflegt diesem zu gut zu kommen, was der vorige gewonnen hatte, und eine abermalige und reichere KJM.I. I I I N'. /.l I: \ < .1:1 I -1 ... . i., ,, II \l; I M \N \-- I-Kllv. 571^ Entfaltuujy^ beginnt aufs Neue denseibeQ Kreinlaul'. K» fehlt keinor Zeit an uussorordentlicbeu, tiefbegabten Meuftcbcn, aber di(> gau/c Kntwickclung (lo8 0(!iMtei<, die ftusaereu Bedingungen, von welchen sie abhängt, ui(i8Hcu zu dem Punkt gelangt sein, da88 ihnen möglich ist sich in voller Krafl /u entfalten. Die Keinu' der Ptlan/.e liegen im Schosse der Erde. Sic durchbrechen auch wohl die iUiH»ere Decke; seltener wachsen sie auf in di«* Höhe, und noch seltener, wenn sie auch herangewachsen sind, gelangen sie zur Blflthe. Die Knospe, wenn sie eben auf- brechen soll, senkt das Haupt und welkt, bevor sie der Welt Glanz, Farbe und Duft hat darreichen können. Ginckliche Zeiten, wo sie es vermag; sie erscheinen nicht oft. Was trägt die Schuld? Der ungelockerte Boden, der Mangel an Sonnen- schein, au warmer, belebender Luf\. Nicht an il^ni Einzelnen liegt sie, buudern an der Abhängigkeit von grösseren allgemeinen Verhältnissen. Die innere schaffende Kraft verleiht Gott dem Einzelnen, wie ganzen Völkern; wir können nichts thun, als uns bestreben, jeder nach seinem Vermögen, und mitwirken, damit diese Kraft zur Entwickelung gelange. Auch die Wissen- schaft hat kein anderes Ziel: sie will dem Leben Sonnenschein, reine Luft, freien Athem zuwenden. Wer sie treibt, ohne dass ihm der Geist innewohnt, ist bloss ein Handlanger. Betrachten wir die Zeit, die jenen drei Dichtern unmittel- bar vorangieng und in den Dichtungen aus der zweiten Hälfte des zwülfteu Jahrhunderts bich kund gibt, so finden wir schon Aniilnge und Versuche verscliiedener Art, fast aller der Rich- tungen, die sich hernach ausbildeten. Mancher hat schon seineu eigenthümlicheu Werth, wie Crescentia, das Kolandslied und das Gedicht von dem Grafen Rudolf, von dem sich nur grössere Bruchstücke erhalten haben. Ja, wir finden noch mehr; es zeigten sich damals Triebe und Keime, die, wenn auch an sich treff- lich und lobenswerth, doch wieder zusammenfielen und ver- schwanden, lu" dieser Beziehung ist die Poesie jener Zeit sogar freier uud mannigfaltiger zu nennen. Die Dichter selbst waren noch nicht an einen gewissen Stand gebunden, auch die Geist- lichen dabei thätig, die sich im dreizehnten Jahrhundert davon zurückzogen. 87» 580 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER HARTMANNS EREK. An dem Ende des zwölften und mit dem Anfang des drei- zehnten Jahrhunderts sammelte und beschränkte sich die poe- tische Kraft und drängte zur Blüthe. Das Ritterthum, bei den romanischen Völkern entsprungen, bewältigte auch Deutschland und bildete sich da sinnvoller und sittlicher aus. Wie aber das Ritterthum anfieng die höheren geselligen Verhältnisse zu beherrschen, so zog auch die Poesie bei ihm ein und fand da ihren Schwerpunkt. Jene drei Dichter, die ich gerne die grossen nenne, weil erst nach mehr als einem Jahrhundert, als Goethe und Schiller unter uns erschienen, etwas Ähnliches, ja etwas Höheres sich erhob und die Zeit kam, wo die Dichter nicht einem einzelnen Stand, sondern dem ganzen Volk zu- gehörten: jene drei Dichter des Mittelalters waren alle von Adel, hatten ein ritterliches Leben geführt und waren von den Richtungen, Gedanken und Anschauungen ihres Standes erfüllt. Jetzt, unter diesen Bedingungen, bildete sich der Gegen- satz zwischen höfischer und Volksdichtung entschieden aus, der schon bei Heinrich von Veldeke, der eine Aeneis zwischen 1184 — 1189 dichtete, deutlich hervorgetreten ' war. Höfische Dichter heissen sie nicht in dem tadelnden Sinn unserer Zeit, sondern weil sie an den Höfen der Fürsten und des. reichen, hohen Adels lebten und dort Unterstützung, wenn sie deren bedurften, fanden. Der Hof des Landgrafen Hermann von Thüringen war im Anfang des dreizehnten Jahrhunderts einer der ersten, der die Dichter um sich versammelte. Die höfischen Dichter waren Kunstdichter: sie schöpften aus sich selbst. Zwar den Inhalt ihrer Dichtungen fanden sie vor; denn eine Sage zu erfinden geht über die Kräfte des Einzelnen, und reine Erfin- dungen gibt es kaum in der Geschichte der älteren Poesie, oder wo sie versucht werden, sind sie ohnmächtig. Aber Auf- fassung und Behandlung, die eigentliche Belebung des über- lieferten Stoffs gieng von ihnen aus, und der Gehalt ihrer Werke hieng von der inneren Begabung des Dichters ab. Sie waren von der, wenn auch sinnvollen und geistreichen, doch zugleich einseitig hinaufgetriebenen, oft seltsamen, manchmal unnatürlichen Bildung ihres Standes abhängig, die sich später- hin noch weiter verirrte und uns in Lichtensteins Prauendienst KiNiKrnsr; /.vn voHi»rN-(; Chkh hahimanns kkkk. 5g] das Bild eiiu'b kultphuntiuttihcheu Tbot > I' ^ind jene Dichter noch weit cuttcrnt: gibt iuar- stelluug aus. Ilartmann redet wie ein milder, sinnvoller Mann mit einer warmen Innigkeit: überall finden wir zarte, der menschlichen Seele abgelauschte Züge. Seine Sprache ist in ihrer EbcnmAssigkeit, Genauigkeit und ruhigen Haltung viel- leicht die vollendetste aller Dichter des dreizehnten Jahrhun- derts. Wolfram lebte nicht in Frieden mit der Welt wie Hart- mann. Er betrachtet sie und ihre Gebrechen mit scharfem und finsterem Hlick. Neben reizenden Bildern liegen auch dunkele. Wolframs Kcde ist eindringend, kühn, stechend. Sie bricht schnell ab oder springt keck über, verschmäht das Ungewöhn- liuhe, das Seltsamste nicht und wird oft so schwer un«l dunkel, ja, er war es schon seinen Zeitgenossen, dass sich das Ver- ständnis erst mühsamer Betrarhtimg erschliesst. Überall aber dringen uns glänzende Strahlen eines Geistes entgegen, dem an Tiefe und Höhe kein anderer gleichzustellen ist, dem gegen- über Ilartmann weichlich, Gottfried oberflächlich erscheint, so wenig beide dies sind. Im Titurel hat Wolfram eine Dichtung hinterlassen, die an Macht der Darstellung, des Gefühls und des Ausdrucks sich dem Höchsten zugesellen kann. Wolfram völlig entgegengesetzt ist Gottfried. Er sieht die Welt mit lachenden • Augen an : er hat nicht die Tiefe Wolframs, dessen Si'hwieriger und dunkler Ausdruck ihm zuwider ist, über dessen Art und Weise er spöttelt: er hat nicht die Innigkeit und Reinheit Hart- manns, aber er breitet alle Farbenpracht über seine Gestalten aus und schildert sie mit einer Kenntnis der menschlichen Seele und einer psychologischen Wahrheit, welche die grösste Be- 584 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER HARTMANN8 EREK, wunderung verdient. Übersieht man das unwürdige Ziel, das er sich gesteckt hat, so kann man sein Gedicht vollendet nennen. Gottfrieds Sprache hat wie seine Gedanken eine verführerische Anmuth: sie strömt in reichem Fluss und weiss in mannigfal- tigen Abstufungen glücklich zu wechseln. Keiner der folgenden Dichter, die ihm nachstrebten, auch nicht Conrad -von Würz- burg, dem es an rednerischen Gaben keineswegs fehlte, haben ihn darin erreicht. Wir wenden uns zu näherer Betrachtung Hartmanns von Aue. Wir wissen wenig von seinem Leben, und dies Wenige schliessen wir aus einzelnen Äusserungen, die in seinen Ge- dichten vorkommen. Was Prof. v. d. Hagen in dem vierten Bande der Minnesänger zusammenstellt, ist mit Vorsicht zu ge- brauchen: das Beste, d. h. das Sicherste über des Dichters äussere Verhältnisse hat M". Haupt in der Vorrede zu den Liedern angemerkt. Er nennt sich selbst Hartman von Owe. Wolfram nennt ihn Parz. 143, 21 min her Hartman von Ouwe. Er war also von adelichem Stande; denn herre wird nur ein Ritter ge- nannt, und min her ist eine Höflichkeitsformel, wie min vrouwe, die dem französischen monsieur, madame entspricht. Dass er aus Schwaben war, erfahren wir aus dem Gedicht Heinrichs vom Türlein, die Kröne genannt. Bei Reinbot heisst er der von Ouwe, bei Rudolf von Ems der Ouwagre: in dem jüngeren Titurel von Albrecht, in der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts gedichtet, Hartman von der Ouwen. Er hat schon in der Jugend gedichtet. Sein erstes Werk war Erek ; er nennt sich darin selbst einen unerfahrenen Jüng- ling. Er war auch noch in der Jugend, als er an dem Kreuz- zug von 1197 und 1198 theilnahm. In dem Gregor (625— 627) rühmt er, dass er bis dahin ein ruhiges Leben ohne Glück und Unglück geführt. In den Liedern klagt er sich der Unbestän- digkeit an, die ihm die Neigung seiner Geliebten mit Recht entzogen habe. Aber auch der ritterliche Minnedienst scheint ihm nicht recht gefallen zu haben. Er sagt in seinen Gedich- ten, dass er gerne bei Frauen von geringem Stand sich die Zeit vertreibe (Lieder 20, 20). Sein Tod fällt zwischen 1210—1220. Ausser den Liedern, von denen eins nach dem März 1193 ent- i;iNLKITL'N<; VAU VOHLKJjLNCi L BKU II.\H IMA.N.N-" KliKK. 5g5 ütunden iul, bind seine Werke, io cbroDologiücher Folge geordnet, folgende: 1. Erek, 2. Grcgoriu», 3. zwei BOchleiu, 4: der arme Heinrich, 5. Iweiu. Ziemlich gleichzeitig mit Gregoriu» «iud wohl die beiden Büchlein und der arme Heinrich. Da» erste Büchlein dichtete Hurtmunn al» junger Mann, aber wahr»chein- lieh nach dein Kreu/zug, weil, wa« er von dem Meer erzAlilt, eigene Anächauung verriith (Haupt 8. XVHl). Weil die Wen- dung im Eingang den Iweiu leichter und eintacher iat ala im armen Heinrich, bchon aus diesem Grunde hält Benecke (zum Iwein 22) den Heinrich für illter. Da» letzte Werk, Iwein, ist vor 1204 oder 1205 gedichtet. Von »änuntlichen Dichtungen Hartmann» besitzen wir treff- liche Ausgaben. Den Erek hat Haupt au» einer einzigen, zu- mal späteren Handschrift nut Sorgfalt und Liebe, soweit es bei einer so mangelhaften Quelle möglich war, hergestellt (Leipzig 1839 [1871]): nachträgliche Verbesserungen, zugleich mit den Be- merkungen seiner Freunde, sind in der Zeitschrift für deutsches Altertlium mitgetheilt (3, 2GG — 275). Die Lieder, die zwei Bflch- ^ leiu und der arme Heinrich (der letztere schon von Lachmann K iu der Auswahl 1820, von Wackernagel im Lesebuch 2. Aufl. I 1839 und von Wilhelm Müller, Göttiugen 1842, besonders be- arbeitet) sind ebenfalls von Haupt in einem Band (Leipzig 1842) zuerst bekannt gemacht und kritisch herausgegeben. Gregoriua ist von Lachmann (Berlin 1638) hergestellt, gleich nachdem die gute vatikanische Handschrift von Greith (Fraueufeld 1838) ab- gedruckt war. Iwein,' schon längst durch einen schlechten Ab- druck in der Mttllerschen Sammlung (Berlin 1785) und von Michaeler (178(i) bekannt, ist von Lachmanu mit Bemerkungen von Benecke schon Berlin 1827 herausgegeben, aber eben jetzt (1843) in einer neuen Ausgabe erschienen und durch die kriti- sche Behandlung des Textes ebenso als durch sorgfältige und gelehrte Erklärung ausgezeichnet, so dass sie als eine Muster- arbeit gelten kann. Hartmanns Lieder drücken einfache Gedanken und Empliu- ' düngen schlicht und natürlich aus, zeigen aber keine besondere Tiefe. Die beiden Büchlein enthalten Betrachtungen über die Minne, das erste in einem Gespräch zwischen Leib und Seele. 586 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER HARTMANNS EREK. Beide Gedichte sind nicht von besonderem Werth und haben nichts Anregendes. Gregorijis enthält eine legendenartige Sage. Gregorius, in Blutschande von Geschwistern erzeugt, wird nach seiner Geburt ausgesetzt und gelangt als jugendlicher Ritter in das Land, wo seine Mutter herrscht, mit der er sich vermählt, ohne dass beide sich erkennen. Als das Geheimnis an den Tag kommt, unterwirft er sich siebenzehn Jahre lang der strengsten Busse; dann wird er auf den päpstlichen Stuhl berufen, wo seine Mutter zu ihm kommt, um Beichte abzulegen. Sie er- kennen sich und führen fortan ungeschieden ein frommes Leben. Hartmann hat, wie er selbst sagt, das Gedicht ins Deutsche übersetzt; aus welcher Sprache, erfahren wir nicht. In den älte- ren Legendensammlungen kommt diese nicht vor, und eine frühere Darstellung der Sage als Hartmanns ist noch nicht entdeckt. Die Erzählung vom armen Heinrich hat der Dichter, wie er am Eingang sagt, in einem Buch gelesen; Näheres wissen wir nicht. Eine Hauptperson darin ist ein Herr Heinrich von Ouwe, also der Herr der Aue, von welcher unser Dichter Dieiist- mann war. Wir müssen also eine einheimische Sage darin sehen, deren unmittelbare Quelle wir nicht kenpen. Das Gedicht er- zählt, wie eine unschuldige Jungfrau bereit ist, ihr Leben hin- zugeben, um mit ihrem reinen Blut ihren geliebten Herrn vom Aussatz zu heilen. Von dem Iwein oder dem Ritter mit dem Löwen kennen wir Hartmanns unmittelbare Quelle. Es war das nordfranzösische [Gedicht] des Chretien von Troyes, der um die Zeit starb (1191), wo etwa Hartmann zu dichten begann. Es ist noch vorhanden und vor kurzem aus einer Pariser Handschrift gedruckt in den Mabinogion der Lady Charlotte Guest, Band J, S. 134 — 214; An- fang und Schluss aus einer vatikanischen ist von Adalbert Keller (Tübingen 1841) herausgegeben. Eine Übersetzung der Mabi- nogion im Auszug lieferte A. Schulz (genannt San Marte) in seinen Untersuchungen über die Arthursage, (Quedlinburg 1842). Der Inhalt von Hartmanns Gedicht ist kürzlich folgender. In dem Walde zu Breziljan ist ein wunderbarer Brunnen. Giesst man Wasser daraus auf einen Stein, der dabei steht, so erhebt F.INLEITU\(i Zl'R VOKLKMÜKO ClIEH IIAKTMAKS« ERRK. 5fl7 sich ein fbrchtbareg Ungewitter; der König Ascalon von Bre- ziljun kommt herangeritten, und der, welcher da« WaMer aus- gegossen hat, mus8 mit ihm kämpfen. Iwein hört an Artiig' Hof von diesem Ahentouer erzfthlon und entfernt sieh heim- lich, um es zu bestehen. Kr tödtet den König Ascalon in dem Kampf, kommt dann auf sein Schloss, wo die Wittwe Laudine sich schnell eutHchliejtst mit dem Sieger »ich zu vennflhien. (iawein, sein Genoss, ein Neffe des Königs Artus, mahnt ihn nachher an ein ritterliches Leben, und Iwein nimmt uuf ein ganzes Jahr Abschied von Laudine, die ihm einen Ooldring auf die Treue gibt. Iwein ergibt sich mit üawein einem ritter- lichen Leben, vergisst die bestimmte Frist, und als Luuete, das IloiHViiulein der Laudine, kommt, ihn daran erinnert und ihm den Ring abzieht, verliert Iwein aus Scham und Heue den Verstand. Er Ifiufl als ein Thdr in das Feld und verwihlert nach und nach ganz. Durch eine Zaubersalbe, womit ihn drei Frauen, als er im Schlafe liegt, bestreichen, wird er geheilt. Er besteht jetzt mancherlei Abenteuer. Ein Löwe, dem er im Kampf mit einem Drachen beisteht, folgt ihm mit Treue und leistet ihm in anderen Gefahren Hülfe. Zuletzt kommt ihm seine Frau wieder in die Gedanken; er geht zu dem Brunnen in Breziljan und versöhnt sich mit ihr. Auch bei dem Erek war, wie bei Iwein, ein altfranzösi- sches Gedicht die Quelle Hartmanns. Ein solches ist auch von demselben Chretien von Troyes vorhanden. Haupt besitzt einen Theil desselben in Abschrift und will es ganz herausgeben, wie. auch von einer bevorstehenden Ausgabe in Frankreich die Rede ist. Ein prosaischer Auszug in der bibliotheque des romans, fevrier 1777 p. 49 — 86, ist ganz dürftig und ungenügend; da- gegen hat San Marte (Albert Schulz) in seinem Buch über die Arthursage (Quedlinburg 1842) S. 209—320, indem er benutzte, was die histoire litcraire de la France XV, Haupt in der Vor- rede und Lady Guest in dem dritten Theil der Mabinogion (1840) aus altfranzösischen Handschriften mittheileu, eine brauch- bare Übersicht von Chn'tiens Werk geliefert. Haupt wird dann auch das Verhältnis Hartmanns zu diesem Gedicht auseinander- setzen: so viel aber wissen wir aus dem, was bekannt ist, mit 588 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER HARTMANNS EREK. Sicherheit^ dass, wie sehr auch der deutsche Dichter im Ganzen mit dem französischen stimmt, er doch auch im Einzelnen von ihm sehr bestimmt abweicht. Man muss annehmen, dass noch «in anderes, jenem- nahverwandtes französisches Gedicht vorhan- den war, das entweder verloren oder noch nicht aufgefunden ist und welches die unmittelbare Quelle Hartmanns muss ge- wesen sein. Ich muss den Inhalt unseres Gedichts ausführlicher dar- legen. Gleich am Eingang fehlt ein Blatt, aber wir können den Inhalt aus dem Zusammenhang errathen. König Artus befindet sich mit seinen Rittern auf der Jagd nach dem weissen Hirsch. Seine Gemahlin Ginover, die auch mit ausgeritten ist, bittet den Erek, Sohn des Königs Lac, wäh- rend der Fahrt bei ihr und ihren Frauen zu bleiben. Als sie über eine Haide ziehen, erblicken sie einen Ritter, dem eine schöne Jungfrau und ein Zwerg folgt. Erek will Erkundigung einziehen, aber die Königin heisst ihn bleiben vind sendet eine von ihren Jungfrauen ab. Der Zwerg verweigert ihr Antwort und heisst sie schweigen, und als die Jungfrau sich an den Ritter selbst wenden will, so schlägt er sie mit- einer Geisel. Die Jungfrau reitet zurück und zeigt die Spuren, welche die Misshandlung zurückgelassen hat. Die Königin, aufgebracht dar- über, gestattet jetzt dem Ritter hinzureiten, aber auch dieser wird von dem Zwerg mit unhöflichen Worten abgewiesen, und als er sich nicht zurückweisen lässt, mit der Geisel geschlagen. Erek, da er ohne Rüstung ist, muss den Schimpf ertragen, reitet zurück zu der Königin und erklärt ihr, dass er alsbald für die Schande Rache nehmen müsse, aber am dritten Tage wieder zurückkehren wolle. (1 — 148.) Erek, weil, wenn er erst seinen Harnisch holen wollte, unterdessen seine Feinde wegreiten würden, eilt ihnen ohne Rüstung nach und behält sie, ohne sich ganz zu nähern, in den Augen. Der unbekannte Ritter reitet Abends in das Haus Tul- mein i), wo der Herzog Imäin 2) seinen Sitz hat. Dort soll ein 1) Tulmein : schein 1298. 1299. . 2) imäin : friundin 182.183. RINLRITt'NG 'AVtl VOflhKHVSd THRR HARTMANNM RKRK. 5g9 Fest und zwar zum dritten Mal gcfoiert werden. Ein Sperber sitzt auf einer silbernen StaufB^e; wessen Geliebte die schAnste ist, der nimmt den Sperber. Schon zweimal hat der Unbekannte ihn genommen und will ihn jetzt zum dritten Mal nehmen. (149—216.) Erek weiss nichts von diesem Fest. Als er herangeritten kommt, findet er alle Hftuser mit Gftsten angefftllt; von niemand gekannt und mit Geld nicht versehen, sucht er vergeblich ein Unterkommen. Er tritt in ein verfallenes Haus, wo ihn ein alter, ärmlich gekleideter, aber vornehme Haltung zeigender Mfinn freundlich aufnimmt. Seine einzige Tochter von grosser Schönheit muss in Ermangelung eines Dieners ftir das Pferd sorgen. Die geringe Bewirthung wird mit anmuthiger Ironie geschildert. (217—395.) Dieser Alte ist Graf Coralus, der, aus seinem Lande ver- trieben, in grosser Armuth lebt; seine schöne Tochter heisst fentte und ist eine Verwandte jenes Herzogs Imain, der das Fest veranstaltet. Hier vernimmt Erek, was der Lärm auf dem Markt bedeutete, und dass der unbekannte Ritter Idcrs heisst. Erek sagt dem Alten, dass er an dem Zwerg sich rächen müsse, bittet ihn um eine Rüstung und um die Erlaubnis, seine Tochter zu dem Feste führen zu dürfen. Er sei ein Königssohn, und wenn er den Sperber als Sieger gewinne, so wolle er seine Tochter als Gemahlin nehmen. Der Alte gibt ihm seine schöne, in der Armuth noch bewahrte Rüstung. (396 — 619.) Am nächsten Morgen begibt sich Erek mit Enite zu dem Herzog Imain, wo sie beide wohl empfangen werden. Erek for- dert seine Freundin auf den Sperber zu nehmen. Iders setzt sich dagegen. Es kommt zum Kampf. Erek sticht seinen Geg- ner erst vom Pferd; dann kämpfen sie zu Fuss, ruhen einmal, bis endlich Iders niedergeschlagen wird. Der Besiegte bittet um sein Leben, und Erek gewährt es ihm gegen das Versprechen, sich zu der Königin Ginover zu begeben und dort sein un- anständiges Betragen abzubüssen. Der Zwerg, er heisst Mali- clisier, wird auf einen Tisch gelegt und von zwei Knechten mit Ruthen gezüchtigt. (620—1097.) Artus hält wieder zu Kardigan Hof. Die Jagd ist been- 590 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER HARTMANNS EREK. dic^t; Artus hat selbst den weissen Hirsch gefangen und da- durch das Recht erlangt, eine Jungfrau zu küssen, und zwar diejenige, welche er auswählt. Die Königin bittet ihn dieses Recht erst auszuüben, wenn Erek von seinem Abenteuer zu- rückgekehrt sei. Jetzt erscheint Iders mit seiner Freundin und dem Zwerg, wirft sich vor der Königin auf die Knie und ergibt sich in ihre Gewalt. Er kündigt zugleich die Ankunft Ereks auf morgen an. (1098—1291.) Erek, der glückliche Sieger, wird zu Tulmein ehrenvoll be- handelt. Imain entwaflPnet ihn selbst, und Enite gestattet ihm sein Haupt auf ihren Schoss zu legen und auszuruhen. Dann kehrt er, von Imain begleitet, zurück, Enite, den gewonnenen Sperber auf der Hand, zwischen ihnen. Am anderen Morgen bricht Erek, den Imain vergeblich zurückzuhalten sucht, auf und nimmt Enite mit. Als sie einsam über die Heide reiten, blicken sie sich mit Wohlgefallen und Liebe an. Bei Artus werden sie mit Freude empfangen. Die Königin lässt Enite prächtig kleiden und führt sie dann zu Artus und den Rittern der Tafelrunde. Sie kommt neben Artus zu sitzen, und dieser übt jetzt sein Recht, indem er sie auf den Mund küsst. Erek und Enite werden feierlich vermählt: grosse Festlichkeiten fin- den statt, späterhin ein Turnier, wo Erek den Preis davonträgt. Als jedermann seine Tapferkeit rühmt, bedenkt Enite, welche Gefahr ihr aus einer solchen kampflustigen Gesinnung ihres Gemahls erwachsen könne. Erek zieht hernach in seine Hei- math zu seinem Vater Lac, dessen Hauptstadt Karnant heisst, zurück und wird aufs Beste empfangen. (1292 — 2923.) Hiermit scheint das Gedicht beendigt; allein es ist nur die Einleitung, welche die Verhältnisse darstellt, in welchen sich der eigentliche Inhalt entwickelt, der wiederum, wie es bei einer Dichtung, die eine höhere Bedeutung in sich schliesst, sein rauss, aus der eigenthümlichen Natur der Hauptpersonen her- vorgeht. Erek gibt sich ganz der Liebe und den Liebkosungen seiner Frau hin, und einer weichlichen, nur Genuss suchenden Üppig- keit sich überlassend, wandelt er seine Sitte und beträgt sich, als wäre er nie ein Mann gewesen. Er lässt seine Gesellen EINLEITUNG ÄIJR yOHLKHVKa CUVAi IIAHTMANNH KKKK. 591 auf die Turniere gebeu und bleibt selbst dabeini. Kr verliegt sich 8ü, dass niemand mehr auf ihn «übtet: Kitter und Kuecbte verlasHcn ihn und verwünschen ihn. Knite erfAbrt das, wagt VH aber nicht ihm /u sagen. (21)24—8011.) Eines Ta^cs, als er neben ihr ruht und sie glaubt, er schlafe, klagt sie darüber, dass sie anhAren oiflsse, wie man ihm fluche. Aber Erek hat ihre Worte vernommen und lÄsst nicht nach, bis sie ihm nähere Aufklärung gegeben bat. Jetzt springt Erek auf, heisst ein Pferd für sieb und Knite bereiten, zieht Hüstung an und reitet mit ihr fort. Die Frau uiuss ge« lohen auf dem Zug den Mund nicht auf/utbun, sie möge sehen, was sie wolle. (3012—3104.) Sie gelangen in einen Wald. Enite bemerkt drei U&uber; sie will den Erek durch Zeichen darauf aufmerksam macbcn, aber vorgeblich; er bemerkt die Zeichen nicht. Sie entecbliesat eich endlich, da grosse Gefahr vorhanden ist, es ihm zu sagen. Erek tödtet die Räuber; dann aber macht er ihr V^orwürfe, daM sie gegen sein Verbot gehandelt und geredet habe. Zur Strafe legt er ihr auf die Rosse der drei Räuber an die Hand zu nehmen und zu führen. (3105 — 321)0.) Enite erblickt abermals fünf Räuber. Alles wie vorher. Enite warnt, erhält, nachdem die Räuber getodtet sind, heftige Vorwürfe imd muss die filinf Rosse noch zu den übrigen neh- men, also achte führen. (3291 — 3470.) Als sie aus dem Wald heraus sind, kommen sie zu dem Sitz eines mächtigen Grafen. Auf dem Markt davor ruhen sie aus. Ein Knabe geht daher und bietet ihnen Speise an, die Erek annimmt, und wofür er ihm eins von den acht Rossen zum Geschenk macht; er hätte sie ihm alle gegeben, wenn er der Frau hätte ihre Last erleichtern wollen. Der Knabe steht in Diensten des Grafen; als dieser ihn mit dem Pferde erblickt, fragt er ihn aus und geht dann zu Erek, ihn zu sich einzu- laden. Erek dankt höflich und lässt sich zu einem Wirtb ftlh- ren. Er entwaffnet sich, und Enite freut sich der Ruhe, aber er erlaubt ihr nicht während des Essens neben ihr zu sitzen. Der Graf, dem nach der schönen Frau gelüstet, kommt mit vier Rittern in die Herberge. Er wundert sich, dass die Frau ab- 592 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER HARTMANNS EREK. gesondert sitzt. Erek erwidert, das sei so sein Wille, erlaubt ihm aber sich neben sie zu setzen. Der Graf tadelt die harte Behandlung, die sie erfahren muss, und trägt ihr an seine Ge- mahlin zu werden. Sie weist seine Anträge zurück und sagt ihm, sie dulde mit Recht. Da droht er mit Gewalt, und jetzt stellt sie sich listig an, als sei sie bereit, seinen Vorschlag an- zunehmen, den sie vorher nicht als ernstlich gemeint betrachtet habe. Sie sagt ihm, er möge morgen frühe kommen, in der Nacht wolle sie dem Erek sein Schwert stehlen. Dann heisst sie ihn weggehen. (8471 — .3946.) Erek lässt in dem Schlafgemach ihre Betten sondern. Enite bedenkt, dass er ihr schon zweimal die Lbertretung seines Ver- botes verziehen habe (nur die Strafe hatte er ihr aufgelegt, die Pferde zu führen), handle sie zum dritten Mal dawider, so sei es ihr Tod. Sie will aber lieber sterben, als ihn in die Gefahr bringen. Sie steht auf, kniet vor seinem Bett und entdeckt ihm alles. Erek erhebt sich sogleich, lässt die Rosse satteln, lohnt den Wirth mit den sieben erbeuteten Pferden und reitet in der Nacht fort. (3947—4026.) Der lüsterne Graf macht sich frühmorgens auf und kommt mit neunzehn Gesellen in die Herberge. Erek ist schon fort, und der Wirth weiss nicht, wohin er gezogen ist. Aber der Tag bricht an; sie bemerken die Spur und reiten ihm nach. Erek ist bereits drei Meilen weit geritten: er macht der Frau Vorwürfe, dass sie ihn abermals gewarnt hat. Sie entschuldigt sich damit, dass er sonst umgekommen wäre, und verspricht sich zu hüten. Aber jetzt vernimmt sie das Geräusch der Ver- folgenden; er, der in der Eisenrüstung steckt, hört es nicht. Gleich warnt sie ihn wieder, und kaum ist sie mit ihren Wor- ten zu Ende, so reitet schon der Graf den Erek an und macht ihm Vorwürfe, dass er eine vornehme Frau entführe. Sie kämpfen mit einander, und Erek versetzt dem Grafen einen Stich in die Seite. Des Grafen Begleiter fallen über Erek her, aber er tödtet sechse, und die übrigen entfliehen. (4027 — 4230.) Erek reitet weiter und bittet Gott, dass er ihn vor dem Landvolk errette, das, wenn es den Tod seines Herrn erfahre, über ihn herfallen werde.- Doch die Furcht war ungegründet; KINLKITUN» XVH VORLR8UNG ClIRK HAKTMANNH RKKK. 593 die Übriggebliebenen tragen den Verwundeten weg und sagen daheim uwhiB von ihrer Schande. Erek beginnt aufs Neue der Eiiite Vorwürfe [ku machen]; sie verspricht BesMrung, hAlt aber ihr V<>r8prochen nicht. Es naht noch grossere Gefahr. Erek koinint in ein unbekanntes Land, dessen Herr ein xwerg- hafler aber höchst tapferer Mann ist. Abermals ^tarnt Enite. Erek empiUngt im Kampf eine Wunde, schlägt aber doch noch den Kleinen nieder und schenkt ihm das Leben unter der Be- dingung, dass er seinen Namen nenne. Es ist üuivreiz, König von Irhind. Beide Helden verbinden sich gegenseitig ihre Wunden. Erek nimmt eine Einladung an, doch nur bis zum nächsten Morgen; er will auch keinen Arzt, der seine Wunden heile. (4231—4629.) Hier ist eine Lücke in der Handschrift. Haupt hat die entsprechende Stelle aus dem französischen Gedieht des Chre- tien de Troyes in der Vorrede mitgetheilt. Danach begibt sich Erek um andern Morgen wieder auf den Weg und kommt in eine Ebene, wo Artus an dem Rande des Waldes seine Zelte hatte aufschlugen lassen. Gawein, ein Ritter der Tafelrunde, war, mftde von einem Ritt, in ein Zelt gegangen und hatte Schild, Speer und Ross aussen bei einer Buche gelassen. Kai (Truchsess des Artus, prahlerisch, aber feig und doch wohl ge- litten, hat etwas vom Falstaft') kommt heran, setzt sich auf das Ross, nimmt Schild und Speer und reitet fort. Zufällig be- gegnet er dem Erek und wird von diesem erkannt, aber Kai erkennt den Erek nicht, weil auf dessen Schild vor Schlägen und Stichen nichts zu sehen ist und Enite ihr Gesicht verhüllt hat. Kai, ohne zu grüsseu, greift dem Erek in die Zügel, ver- langt zu wissen, wer er sei, und will ihn zu Artus führen. Erek weigert sich. So erzählt das französische Gedicht. Das deutsche muss den Hergang ctwus verschieden dargestellt haben; denn es be- ginnt damit, dass Kai dem Erek vorschlägt, er wolle dem König Artus sagen, er, Kai, habe ihm die Wunden geschlagen und er, Erek, sei sein Gefangener. Erek (der ihn schont) will seine Strasse ziehen, aber Kai will ihn zwingen. Jetzt geräth Erek in Zorn und zieht sein Schwert. Der feige Kai entflieht; Erek W. OKIMM, KL.. SC'IIKII'-TR.N. IV. SS 594 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER HARTMANNS EREK. setzt ihm nach und stösst ihn mit umgekehrtem Speer, dass er wie ein Sack vom Pferd fällt. Erek entführt das Ross, da läuft Kai ihm nach und muss, wie ungern er daran geht, seinen Namen sagen; denn sonst erhält er das Ross nicht zurück. Da- gegen nennt sich Erek nicht. (4630—4831.) Kai reitet zu Artus zurück und erzählt sein Abenteuer; er weiss es glimpflich darzustellen, drückt aber die Vermuthung aus, dass er es möge mit Erek zu thun gehabt haben. Artus sendet Gawein an ihn ab, der ihn einladen soll: doch Erek lehnt die Einladung ab. Aber Artus schlägt seine Zelte auf dem Wege auf, so dass Erek auf ihn stossen muss. Er und Enite werden ehrenvoll empfangen und seine Wunden mit dem kräftigen Pflaster, das die Schwester des Königs Artus, Fämur- gän, hinterlassen hat, schnell geheilt. (4832 — 5269.) Am anderen Morgen zieht er mit Enite weiter. Er hört auf seinem Weg ein jammervolles Geschrei und findet eine Frau in V^erzweiflung, der zwei Riesen den Mann entführt haben. Erek lässt Enite zurück, eilt den Riesen nach und besiegt beide; dann .bringt er den Mann, der Sadoch von Bafriol [bei Haupt^ Cadoc von Cafriol] ist, zu seiner jammernden Frau zu- rück und weist beide zu Artus. (5270 — 5708.) Als Erek bei Enite wieder eintrifft, ist er durch die im Kampf empfangenen Wunden und das vergossene Blut so ent- kräftet, dass er wie todt vom Pferd herabfällt. Enite jammert und klagt, zieht dann Ereks Schwert und will es sich eben in die Brust stossen, als der Graf Oringles von Limors mit seinem Gefolge herankommt. Er entreisst ihr das Schwert und wirft es weg. Erstaunt über die Schönheit der Frau, beräth er sich mit seinen Rittern und fasst mit ihrer Beistimmung den Ent- schluss, sie zu seiner Gemahlin zu nehmen. Sie weist zwar seinen Antrag zurück, er hofft aber noch ihren Sinn zu ändern. Erek wird als ein Todter auf eine Bahre gelegt und nach Li- mors gebracht, wohin Enite folgt. Der Graf beruft sogleich die Geistlichkeit, die ihn mit der Frau vermählen soll. Enite will die Leiche Ereks nicht verlassen. Oringles nöthigt sie zu einem Gastmahl zu kommen, aber sie weigert sich etwas zu KINI.RITirN» i(UK VORLRKrKG CRRR liARTMANNM RKKK. 595 treniessen. »Nicht eher«, spricht sie, tkommt Speise in meinen Mund, als bis mein todter Gemahl mit mir isst.« Der (rraf geriltl) jetzt in Zorn und schlilgt die Frau. Sii» twhn'it, und Krek, dor mir in U<>tilubnn^ grIegiMi hatte und wieder zu He- Hinnung gokoiuinen ist, vernimmt das Geschrei. Alsbald erbebt «T sich, reisst ein Schwert von der Wand und rennt hin. Er erschlägt den (Irafen und zwei neben ihm Sitzende; die an- deren, in höchstem Schrecken, da sie einen Todten in ihm zu sehen glauben, ergreifen die Flucht; nur Enite bleiot. Erek nimmt Schild und Speer, hebt Enite vor sich aufs Pferd und reitet mit ihr fort. Als sie wieder in dem Wald sind, erxAhlt ihm Enite, was geschehen ist. Er erkennt jetzt ihre Treue und Liebe, kftsst und umarmt sie, und sie versöhnen sich mit ein- ander. (5709—6812.) Flienuit endigt der zweite Abschnitt des Gedichtes. Die Spannung hat sich gelöst; die Ereignisse sind zu einem ange- messenen Schluss gelangt. Die Sage könnte hier aufhören, aber sie f^gt noch einen dritten Theil hinzu, der den Grundgedanken durch einen Gegensatz noch heller hervorhebt und das Ganze in einem weiteren Kreis abschliesst. Ein Edelknabe ist von der Burg zu Limors, wo die letzten Ereignisse stattfanden, zu Guivreiz, dem zwerghaften König, den wir schon kennen, gelaufen und hat ihm berichtet, dass Graf Oringles erschlagen sei. Guivreiz, der gleich einsieht, dass es Erek gethan hat, fürchtet die Gefahr, die diesem dnrch das erbitterte I^andvolk daraus erwachsen kann, und macht sich mit seinen Rittern zu seiner Rettung auf. Erek vernimmt das Geräusch der herannahenden Schar, heisst Enite absteigen und will sich, obgleich kraftlos, entgegenstellen. Es ist Nacht, und der Mond hat sich verhüllt. Beide rennen gegen einander, und Guivreiz sticht den schwachen Erek vom Ross herab, dem dies zum ersten Mal begegnet. Guivreiz bindet dem Besiegten den Helm ab und will ihn tödten: da springt Enite hervor und bittet den Sieger dem Erek, der wegen der von dem Könige (iuivreiz fnlherhin empfangenen W^unden kraftlos gewesen sei, das Lehen nicht zu nehmen. Guivreiz erkennt Enite an der 596 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER HARTMANNS EREK. Stimme und springt zurück, als er vernimmt, dass es Erek ist, den er niedergeworfen hat, zu dessen Rettung er gerade aus- gezogen war. Die beiden Helden umarmen sich. (6813 — 7029.) Guivreiz führt beide auf seine Burg Penefrec, wo Erek durch das Wunderpflaster der Famurgan geheilt wird. Nach ein Paar Wochen zieht er wieder aus. Enite erhält ein Pferd, das einem Zwerg abgenommen war und das in einer unver- hältnismässig langen Stelle ausführlich beschrieben wird. Sie reiten nach Britanien und wollen Artus aufsuchen. Guivreiz begleitet sie. (7030—7893.) Auf dem Weg erblicken sie die Burg Brandigän. Guivreiz will zurückreiten, aber Erek lässt sich nicht abhalten. Dort in einem Baumgarten weilt ein Ritter, der an Stärke alle an- deren übertriflf't und jeden, der sich ihm entgegenstellt, nieder- schlägt. Unter der Burg liegt eine Stadt, in welche Erek gutes Muthes reitet, und wo jeder die schöne Frau bedauert, die ihren Mann in dem Abenteuer verlieren soll. Sie begeben sich in die Burg Brandigän, wo sie ehrenvoll empfangen werden von dem Könige Ivreins, dem Oheim jenes Ritters im Baumgarten. Sie finden darin achtzig in Trauer gekleidete Frauen, Wittwen, deren Männer dort sind erschlagen worden. Erek erfährt nun, dass der Ritter mit seiner schönen Frau in dem Baumgarten wohnt und seit zwölf Jahren jeden im Kampf getödtet hat, der in den Garten gekommen ist. Wer an der Pforte erscheint, dem wird sie geöflfnet; seine Begleitung muss draussen bleiben. Ivreins räth vergeblich dem Erek von dem Abenteuer abzu- stehen. (7894—8612.) Am folgenden Morgen begibt sich Erek auf den Weg. Nur ein enger Pfad führt zu dem Garten, in welchem Bäume mit Blüthen und Früchten stehen und die Vögel singen. Der Garten ist von einer Wolke eingeschlossen, durch die niemand dringen kann. Enite und Guivreiz begleiten ihn; auch Ivreins reitet mit und zeigt ihm den Eingang. Da ist ein weiter Kreis von Eichenstäben: auf jeglichem steckt ein Menschenhaupt; es sind die Häupter der erschlagenen Ritter. Nur einer ist leer, an welchem ein Hörn hängt, das derjenige dreimal blasen soll. KINLKin N«; /Mi VOI(I.KSrN9.) Der rothe Kitter erzAhlt jetzt, wie alles gekommen sei. Seiner schönen jungen Frau hatte er, bethört von Liebe, ver- sprochen alles zu erfüllen, was sie begehren würde. Da habe sie gefordert, dass er den Garten niemals verlassen und so lange bleiben wolle, bis er vor ihren Augen sei überwunden worden, was ihr als eine Unmöglichkeit vorgekommen war. Bis jetzt hat er noch jeden besiegt, der in den Garten gekonuuen war, aber jetzt freut er sich seine Freiheit wieder erlangt zu haben, wieder ausziehen zu dürfen, wohin er will. (9400 — 9688.) Mabonagrin fordert nun den Sieger auf dreimal in das Hom zu stossen. Die draussen Harrenden meinen das erste Mal, es sei Täuschung; bei dem dritten Schall fi^hrt Ivreins die Frau Enite in den Garten. Grosse Freude; nur die Frau des rothen Kitters trauert, wird aber von Enite, mit der sie verwandt ist, getröstet. Die Todteuhäupter werden von den Stäben abgenommen. Erek begibt sich jetzt zu Artus, wo er ehrenvoll empfangen wird; er hat die achtzig Wittwen mit da- bin genommen, die sich dort bewegen lassen die Trauerkleider abzulegen. (9689—9961.) Ereks Vater ist gestorben: er zieht jetzt mit Enite in sein Keich, wo sie ihr Leben in Glückseligkeit beschliessen. (9962—10135.) 598 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER HAIiTMANNS EREK. Ich will zunächst einige Betrachtungen über den inneren Gehalt unserer Dichtung anstellen. An lebendigem Zusammen- hang, an einem idealen Mittelpunkt fehlt es ihr nicht. Sie zeigt, wie eine gänzliche Hingebung des Mannes an die Schwelgereien der Liebe die tapfere Gesinnung schwächt, endlich aufzehrt und gegen ein männliches Leben gleichgültig macht. Die Frau, die im voraus die Gefahren befürchtete, die ihr aus der kampf- lustigen Natur ihres geliebten Mannes erwachsen könnten, sieht sich in der Lage,« dass sie nicht wagt ihn zu warnen. Jetzt kommt der Augenblick, der entscheidet. Ein anderer würde immer tiefer versunken sein, aber Erek, als die Warnung an sein Ohr gelangt, erhebt sich mit jener Stahlkraft ausgezeichneter Na- turen, die in ihnen unthätig ruhen, aber nicht zu Grunde gehen kann. Die Rückwirkung ist heftig und treibt ihn über den rechten Weg hinaus. Er legt sich zur Strafe auf, blind und mit Hintansetzung aller Vorsicht, auch der Vorsicht, welche einem Ritter erlaubt war, in jede Gefahr sich zu stürzen: er prüft die Liebe und Treue der Frau auf eine zu harte und grau- same Weise. Als seine Tapferkeit sich glänzend bewährt, als die Gesinnung der Frau wie reines Gold an den Tag kommt, da tritt endlich Versöhnung und Beruhigung ein und führt zu dauerndem Glück. Als Gegensatz zu Erek wird Mabonagrin aufgestellt. Seine wilde, riesenhafte Natur setzt ihn der Gefahr nicht aus, sich zu verliegen, aber auch er wird von der Liebe geirrt und bethört. Seine junge Frau hat ihm listig ein Ver- sprechen abgelockt, das ihn nun, wie sie glaubt, für immer bei ihr zurückhalten soll, ihn aber nicht wie den Erek zum Ver- liegen, sondern zu roher Tapferkeit leitet, bis endlich durch den Sieg Ereks das natürliche Verhältnis wieder hergestellt wird. Die Charaktere haben alle bestimmte Umrisse und sind mit Wahrheit und Innigkeit, dabei mit scharfem Blick in die menschliche Natur geschildert. Die Kraft, mit der sich Erek aus schwelgerischer Ünthätigkeit aufrichtet, lässt uns schon den Mann erkennen, seine edle Gesinnung bricht überall durch; selbst die Härte, mit der er seine Frau zu prüfen sich vor- gesetzt hat, kann er nicht ganz in Erfüllung gehen lassen, er mässigt jedes Mal die Strafe, die er ihr auflegt. Enite zeigt RINI.EITL'K(i ZUR VOIlLK.m'N'G CitEK IIAHTMANNK ERRK. 599 eine warnte, über in /ncht ^t!>eu, wie tief der Dichter in die Seele der Frauen geschaut hat Ereks Natur ist durch den Gegensatz des rothen Kitt4>rs in ein noch glän/.endcrc8 Licht gestellt, wie dessen Geliebte durch das rbertriebene, etwa» Unnatürliche ihrer Leidenschaft die wahr- haftere, innigere Enite erbebt. Auch wer sonst noch auftritt, der zwcrghafte, aber tapfere Guivreiz, der feige Kai haben be- stiuiuit gezeichnete UnirisHe. Hätte sich der I>ichter der langen und langweiligen Beschreibung von Enitens Pferd, die Ober 500 Verse einnimmt, enthalten, die wie ein Auswui'Jis das Eben- mass stört, ao wiirc an der gut eingeleiteten, klar sich ent- wickelnden Erzählung nichts zu tadeln. Gervinus hat das Ge- dicht ungerecht beurtheilt und seinen Werth verkannt. Die Darstellung ist in den anderen Gedichten Hartmanns noch ausgebildeter, der Ausdruck noch geebneter, die Sprache wie die Verskunst noch verfeinerter. Er gebraucht noch im Erek volksmässige Wörter, die er dort vermeidet (sie sind von Haupt in der Vorrede S. XV zusammengestellt). Aber durch dieses sein erstes Werk, in welchem er sich noch einen »tumben kneht«, d. h. einen unerfahrenen Jüngling nennt, geht eine jugendliche Frische, die ihm in meinen Augen einen besonderen Vorzug verleiht. Darin kann ich ihm den kunstreicher aus- gearbeiteten Iweiu nicht an die Seite stellen. Freilich dort wirkt die unbelebte Fabel, d. h. so wie sie in dem deutschen Gedicht erscheint, ursprünglich mag sie besser gewesen sein und inneren Zusammenhang gehabt haben, nachtheilig. Die UnnatÜrlichkeit der Charaktere kann die schöne Ausftlhrung nicht verwischen, wie die Wunder uns kalt lassen und sich nicht wahrhaft mit der Fabel vereinigen. Man kann es nicht verwinden, dass die Frau den Sieger, nachdem er ihren Afann getödtet hat, gleich zum Gemahl nimmt, und der W^ahnsinn, in den dieser hernach verfiUlt, macht einen widrigen Eindruck. Wir können ft\r niemand rechte Theilnahme fassen. Den Grundgedanken des Iwein findet Benecke darin, dass der Dichter habe darstellen wollen, *wie dem, welcher mit ganzer Kraft ßOO EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER HARTMANNS EREK. der Seele nach dem trachtet, was wahrhaftig gut ist, Gh'ick und JEhre folge«. Der Dichter rühmt das im Eingang des Ge- dichts, aber von Artus, nicht von Iwein. Ich will weiter nichts dagegen einwenden; allein dieser Gedanke ist zu allgemein, als dass das Gedicht dadurch Eindruck auf uns machen könne. Ich wiederhole es, der Werth des Iwein beruht in der meister- haften Ausführung. Sieht man von der Fabel ab, in welcher Hartmann dem französischen Dichter folgt, so verdient das Ge- dicht das grösste Lob, Er hat die an sich widerstrebende Fabel mit deutschem Gemüth erfüllt, und von diesem Gesichtspunkt betrachtet ist sein Werk gründlich, anmuthig, mit den wärmsten und reinsten Farben ausgemalt. Die Legende von Gregorius ist wieder trefflich erzählt; doch hält uns der düstere Inhalt etwas in der Ferne, und etwas Peinliches, das in der Sage von dem armen Heinrich liegt und das sich nicht leugnen lässt, hindert auch hier eine volle Hingebung an die Sage, wie zart, innig gefühlt, ergreifend auch die Auffassung und, man kann sagen, vollendet die Darstellung ist. Dem Volksepos, dem Nibelungelied, der Gudrun steht Erek, wie überhaupt die höfische Poesie, entgegen. Hier begegnen wir einer ganz anderen Ansicht des Lebens; ich habe das schon früher im Allgemeinen ausgedrückt. Zwar ist auch im Erek die Tapferkeit eine abenteuerliche; die durch ihre Übertreibungen den Eindruck vernichtet, allein man muss doch sagen, dass sich hier die Poesie mehr der natürlichen Wahrheit nähert. In der Liebe der Enite sind fein abgelauschte Züge der menschlichen Seele geschildert, und dieses Gedicht hat dadurch einen eigenen Reiz erhalten: im Ganzen hat es etwas von dem Wesen des Märchens, wie ja auch die Heldensage in dem Rosengarten diese Richtung genommen hat. Das Märchen, indem es die Schranken des Natürlichen durchbricht, gestattet der Einbildungs- kraft, sich in das Ungemessene auszubreiten, und stellt das Unerhörte und Unglaubliche als das Gewöhnliche dar. Ich will jetzt von dem Ursprung der Sage reden, die sich in unserem Gedicht darstellt. Erek gehört, wie das andere Rittergedicht Hartmanns, zu dem Sagenkreis der Tafelrunde, und beide haben, wie schon angemerkt ist, ihre nächsten Vor- KINLEUTN«; Znt VOHLK.sr.N«; fHKH IIAHTMANNS KKKK. (;01 bilder in nordfranzöginchen Gedichten des zw5lfteu Jahrhundert«. Allein woher haben diese geschöpft? Der Inhalt, der Schau- platz weist ihr Hritanien als Ileiinath an, und bs ist schon des- halb keine Annahme natürlicher, als dass sie gAlischen Ur- sprungs sei. Die Gftlen, Gallier, ein niftchtiger Zweig des grossen keltischen Stamines (wie die HochlAnder in Schottland und die Iren in Irland) waren die Altesten Bewohner von Hri- t^inien und erhielten sioh, zurflckgedrängt erst von den Körnern, die das Land unter Caesar eroberten und im Jahr 42G ver- liessen, hernach von den Angelsachsen, die in der Mitte des fünften Jahrhunderts kamen, endlich von den Normannen, die in der Mitte des elften Jahrhunderts landeten, in dem west- lichen Theil von England, in Wales, Wallis, Cambrien, wo sie nur durch die See, die sie von drei Seiten umgibt, von Irland getrennt sind. Von gleicher Abkunft mit diesen Galen auf der Insel sind auf dem festen Land die Bewohner von der heutigen Bretagne (Britanuia minor), die auch Armoricaner hiessen; beide Völker reden dieselbe Sprache mit geringer Verschiedenheit, die frttherhin noch unbeneutcnder muss gewesen sein. Jene Galen in Wales (Briten, Cambrier, Walliser genannt) besassen eigene Dichter, welche Barden hiessen. Von den Dichtungen der- selben sind aus verschiedenen Zeiten eine bedeutende Anzahl vorhanden, und ein Theil davon ist gedruckt. Schon lange ist Streit ober die Echtheit dieser Dichtungen; zulezt noch hat A. W. Schlegel sie ftir neuere Erfindungen erkifirt, und zwar in hartem, absprechendem' Ton. Aber in der neuesten Zeit föngt das Blatt an sich zu wenden. Es sind Untersuchungen an- gestellt worden und Denkmiller an das Licht gezogen, welche jener überkritischen Vernichtungslust ein Ziel setzen. An sich schon war es unnatürlich, dass so ansehnliche, gegenseitig sich verbürgende, oft den Geist des Alterthums athmende Dich- tungen eine zwecklose Erfindung sein sollten; Überarbeitungen, spätere Einmischungen mögen erfolgt sein: kein VerstÄndiger wird das leugnen; es ist ebenfalls ganz natürlich. Zudem gibt es Handschritten, die in das zehnte Jahrhundert gehören (so wenigstens wird versichert); ob andere bis in das siebente Jahr- hundert zurückgehen, wie man auch behauptet, wird sich erst ßQ2 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER HARTMANNS EREK. mit Sicherheit ergeben, wenn die Sprache geschichtlich erforscht ist, was man bis jetzt noch nicht gethan hat, und sich die er- haltenen Denkmäler der Zeit nach ordnen lassen. Mau unterscheidet folgende Werke: 1. Gedichte namhafter Barden, welche mythischen Inhalts und schon deshalb schwer verständlich sind; sie mögen die ältesten sein. 2. Nur in Prosa vorhandene, aber allem Anschein nach metrisch abgefasste Ge- dichte, welche man Triaden nennt, weil darin immer von drei ähnlichen zusammen- oder gegenübergestellten Dingen die Rede ist: von drei Personen (ohne Rücksicht auf Gleichzeitigkeit), drei Orten, drei Ereignissen. Es sind sehr eigenthümliche, in gewissem Sinn gelehrte Dichtungen, über deren Entstehung und Alter wir im Dunkeln sind und die nur vorsichtig dürfen benutzt werden. Möglicher Weise sind darin uralte Bestand- theile anzuerkennen; denn sie berühren mythologische Ideen, wie jene Gedichte der Barden. Allein sie enthalten auch ge- schichtliche Beziehungen, die jünger zu sein scheinen. Schlegel geht so weit, S. 381 die Triaden für Erfindungen des vierzehn- ten bis sechzehnten Jahrhunderts zu erklären, 3. Sagenge- schichte in der Form von Chroniken. Hier ist das Werk des Walther von Oxford, das uns in der lateinischen Übersetzung des Halfried oder Gottfried von Monmouth, der 1130 — 1150 schrieb und im Jahre 1138 sein Werk beendigte, erhalten ist, zu nennen. Gottfried gibt diese seine Quelle selbst an, und es ist kein Grund da, die Wahrheit dieser Angabe zu be- zweifeln, obgleich man es gethan hat. Schlegel (S. 383) erklärt den Gottfried geradezu für einen Lügner und absichtlichen Be- trüger. 4. Epische Gedichte aus dem Sagenkreis von Artus und der Tafelrunde, von welcher ich gleich näher reden werde. 5. Endlich noch in der Bretagne lebende Volkslieder epischen Inhalts, die der Graf Villemarque unter dem Titel » Barzas-Breiz, Chants populaires de la Bretagne, in 2 Bänden (Paris 1840) mit einer französischen Übersetzung, Erläuterungen und Volks- melodien herausgegeben hat. Für uns am wichtigsten sind die unter No. 4 erwähnten epischen Gedichte. Sie werden Mabinogion genannt. Mabinogi, so lautet der Singular, bedeutet Sage, Erzählung, Märchen. Mit KINLEITUXG XVH VOKLBHUNG CBBR II AKTMANNS KKKK. 603 ihrer liekunntinachung ist eben erst begonnen worden. Lady Guest hat bis dahin vier Theile herausgegeben, jedes Mal den Urtext mit einer euglischen Obersetzung und »chfitzbaren An- merkungen: Mabinogiou oder das rothe Uuch(IjOudon 1H38 1^42), eine koutburc Prachtausgabe; bis 1845 sind (> Theile erschienen (Sagen und Märchen von K. v. K. 1, S. 460). Deatschen Lesern sind sie zugänglich geworden in einer theilweisen Übersetzung von Albert Schulz (San Marto), Die Arthursage und die Märchen des rotheu Buchs von Hergest (so heisst nämlich die Samm- lung in dem Codex), Quedlinburg 1842. Der Verfasser hat eigene Bemerkungen und eine verständige, die Punkte, auf welche es ankommt, richtig heraushebende Abhandlung hinzu- gefügt, die bei der gälischen Society in England deu Preis er- halten hatte imd zuerst in einer englischen Übersetzung in England erschienen war. Endlich hat Graf Villemaniuü die- selben Mabinogion aus einer älteren gälischen Handschrift über- setzt, Contes populaires des anciens Bretons precedes d'un essai sur lorigine des epopees chevaleresque de la table ronde (2 Vol. Paris 1842). Abermals sind Anmerkungen den einzelnen Er- zählungen beigefügt und ausser der auf dem Titel genannten Abhandlung noch eine schätzbare Zugabe, Examen criti({ue des sources bretonnes, die sich durch eine schöne, aus den Hand- schriften gestrhöpile und gewiss nicht häufige Kenntnis der gälischen Litteratur auszeichnet und viel Lehrreiches enthält Eine mit Einsicht geschriebene Beurtheiluug der genannten drei Bücher von Dr Wilh.- Müller befindet sich in den Göttiuger ge- leinten Anzeigen 1848, St. 101 — 103. Da die sonst noch hier- hergehörige Litteratur in jenen drei Büchern bezeichnet ist, so kann ich dorthin verweisen. Ich hebe nur noch heraus Fauriel De Torigine de Tepopee chevaleresque du moyen Age (extrait de la revue des deux mondes) Paris 1832, wovon die Mittheilungen des thüringisch -sächsischen Vereins fiir Erfor- schung des Alterthums Bd 5 und 6 (1841 — 1843) eine deutsche Übersetzung zu liefern angefangen haben. Fauriel hat in einem Abschnitt über die Romane der Tafelrunde auch diesen Gegen- stand mit Geschick, Geist und Lebhaftigkeit behandelt, aber damals waren die Mabinogion noch unbekannt, und er würde 604 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER HARTMANNS EREK. ohne Zweifel seine Ansicht in vielen Punkten ändern. Den Werth der gälischen Litteratur und alte, ursprüngliche Bestand- theile darin hat er mit richtigem Takt erkannt. Gegen Fauriel gerichtet ist eine Beurtheilung A. W. v. Schlegels, die in seinen Essais litteraires et historiques (Bonn 1842) wieder abgedruckt ist. Seines abschreckenden ürtheils über die gälischen Dich- tungen habe ich schon vorhin gedacht. Gervinus redet in seiner Geschichte der deutschen Dichtung (1, S. 243 ff.) auch über die britischen Dichtungen, wie er selbst sagt, aus Mangel an Einsicht in die Quellen, nur im Allgemeinen. Er kommt zu dem Schluss (S. 251. 252), dass die Tafelrunde erst nach Be- kanntschaft mit den französischen Gedichten in die Arthursage gerathen und das Meiste darin ohne allen Zweifel reine Er- dichtung sei, ein Ergebnis, dem ich, wie Sie hernach sehen werden, nicht beitreten kann. Zuerst müssen wir wissen, in welche Zeit die Abfassung der Mabinogion fällt. Die Handschrift von dem rothen Buch, die Lady Guest benutzte, gehört in das vierzehnte Jahrhundert, die andere, die Villemarque vor sich hatte, in das dreizehnte; so weit sind wir sicher. Es gibt eine Nachricht, wonach die Ur- schrift, aus welcher jene beiden Codices müssen abgeleitet werden, durch einen gälischen Barden in den Jahren 1079—1137 ver- fasst wurde. Diese Urschrift soll in einem Brande zu London verloren gegangen sein (Villemarque 2, S. 324). Diese Nach- richt hat nichts an sich Unglaubliches und kann begründet sein; man müsste demnach die Entstehung der Sattimlung in den Anfang des vierzehnten Jahrhunderts setzen. Die Prosa der Erzählung ist schlicht und einfach, ohne alle Kunst. Es ist an sich, der Natur der Dinge nach, sehr wahrscheinlich, dass ihre Quelle metrische Gedichte waren, zumal sich hier und da noch gereimte Zeilen finden. Die erhaltenen Mabinogion weisen also noch auf ein höheres Alter zurück, als aus den Handschriften folgt. Wir haben es hier nur mit den Erzählungen zu thun, die zu dem Fabelkreis von Artus und der Tafelrunde gehören. Wir finden die Sage von Owein (Iwein), Peredur (Parzival) und Gheraint (Erek), gerade die, von welchen auch nordfranzösische HIN LEITUNG ZUH V()RLB81;NG CllRK IlAKIMANNM KREK. ((05 und deutsche Gedichte vorhanden sind. Die nAcbste Frage ist: bat dieser Sagenkreis sich erst zu der Zeit, wo die Mabinogiou gesammelt wurden, gebildet? Der Alteste Cbronikenscbreiber, der Möuch Gildas (geb. 520), nennt Artus nicht, auch nicht Beda Venerabilis (f 735). Zuerst gedenkt Nennius (schrieb um 858) seiner; er sagt: Artus — in omnibus beliis victor exstitit, und lässt ihn eine Fahrt nach Jerusalem unternehmen. Erst hei Gottfried von Monmouth, der das altgälische Buch von dem ArchidiuconuH Walther vou Oxford (1130 — 1150) übersetzte, finden wir eine reichhaltige Sagengeschichte von Artus und Merlin. Aber sie enthfilt etwas Anderes als die Mabinogion; «r nennt zwar Gawein (Gwah-hmai) und Par/.ifal (Peredur), aber er erzählt von ihnen nicht da8, was die altwalisischen Barden von Artus berichten (Villemanjue 2, S. 327), wo er entweder als ein mythisches Wesen oder als ein geschichtlicher lleld erscheint. Erst im zwölften Jahrhundert tiuden wir Zeugnisse, welche den Fabelkreis, wie ihn die Mabinogion darstellen, vor- aussetzen. Nach diesen Wahrnehmungen hat Schulz seine Ansicht ge- bildet, wonach aus geschiehtlichen Anlassen und aus einem ge- schichtlichen Artus der Fabelkreis der Tafelrunde hervorgegan- gen sein soll. Dieser Ansicht kann ich nicht beitreten. Die Geschichte tritt immer in die schon vorhandene Sage ein, so ist es in der deutschen Heldensage z. B. geschehen, nicht aber wächst die Sage aus der (Jeschichte hervor, so nämlich dass die Geschichte ihr den Grund, den Hauptinhalt liefert. Die Sage bildet sich frei, und zwar zumeist aus mythischen Be- standtheilen, die sich nur mehr oder minder verdunkeln, weil sie geschichtlichen Schein annehmen. Wirkliche Ereignisse weben sich nur hier und da ein, wie einzelne Fäden, die in dem Gan- zen verschwinden. Betrachten wir Geist und Wesen der erhal- teneu Mabinogion, so finden wir darin mehr oder minder die Gesetze des ritterlichen Lebens, dem Einfachen und Natürlichen schon fern getretene Sitten, ein stillschweigendes Übereinkom- men für die ganze Lebensweise, dem man sich unbedingt unter- wirft, unglaubliche, mit grellen Farben ausgemalte Wuuder, eine Tapferkeit, die nichts als den Ruhm sucht, vor keiner Gefahr 606 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER HARTMANNS EREK. zurückgewichen zu sein, die nicht das Vaterland oder die Fa- milie beschützen will, an die Frage von Recht oder Unrecht nicht denkt, sondern ausser sich selbst keinen Zweck hat. Die Dichtung gefällt sich in dem Spiel der Ereignisse ; auf Gemüth und Seele nimmt sie wenig Rücksicht. Die Mabinogion sind trocken, ohne Belebung der Zustände aufgefasst: man hatte, wie es scheint, nur die Absicht, den Inhalt, den Stoff festzuhalten. Wir haben demnach keine ursprüngliche, ich will sagen der ersten Bildung nahe stehende Auffassung vor uns: es muss eine bessere Gestaltung vorangegangen sein, die einfacher, naturge- mässer, von wahrem Heldengeist erfüllter war. Es ist gewiss (ich habe es schon nachgewiesen), wir haben keine Zeugnisse von dem Dasein der Tafelrunde, die über das zwölfte Jahrhun- dert zurückgiengen, aber das kann ein Zufall sein, und wer weiss, was noch aus den vorhandenen altgälischen Gedichten, wenn sie einmal kritisch untersucht und kritisch geschieden sind, zu Tage kommt. Es ist ferner wahi", dass, was Gottfried von Monmouth erzählt, nicht in den Mabinogion erscheint und er die Tafelrunde nicht zu kennen scheint; allein das, was er er- zählt, kann ein besonderer Theil, der vorzüglich von Merlin be- richtete, gewesen sein, der dort sich nicht erhalten hat. Kennt doch Gottfrieds Zeitgenosse, Wilhelm von Malmesbury, der in der ersten Hälfte des zwölften Jahrhunderts lebte, schon ein- zelne Helden der Tafelrunde: er nennt Gawein, den Neffen Arthurs, und Ider, den Sohn des Königs Nuth, der uns aus dem Gedicht von Erek bekannt ist, ja er meint doch die Mabi- nogion (Villemarque 2, S. 325), wenn er sagt »legitur in antiquis Britonum gestis illustrissimi regis«. Es ist endlich wahr, dass die altgälischen Gedichte der Barden den König Artus als ein ganz anderes Wesen, wie schon bemerkt ist, als eine mythische oder als eine geschichtliche Gestalt schildern. Ob man ihn deshalb für eine wirklich geschichtliche Person halten darf, wie Schulz thut, will ich noch dahingestellt sein lassen, ich glaube es nicht: gesetzt aber, er wäre es, so vereinigt sich das leicht mit meiner Ansicht. Artus trat dann in die schon vorhandene Sage und ward an ihre Spitze gestellt, wie der geschichtliche Theodorich und Attila in die Nibelungesage eintrat, und ward KINLEITIN« ZrR VORLEhl'M; CllBIl HAHTMAN'NK ERKK. 607 dort, wo er vielleicht die Stelle eine« alten heidnisrhen Gottes einnahm, aus einem wilden, kriegerischen Helden zu einem in hoher und glänzender Stellung nur die Geschicke lenkenden, selbst wenig thtttigen Oberhaupt, wie er in den erhaltenen Ge- dichten erscheint und Karl der Grosse in dem kerlingisobeD Sagenkreis auftritt. Auch Erek zeigt sich bei den Barden (Schulz S. 321) als ein ganz anderer, und auch von ihm mag nur der Name in die Mabinogion übergegangen sein. Parzifal heisst bei den Barden und Gottfried von Monmouth wie in den Mabinogion Peredur. Ist die Erklärung, die Villemarqud (I, S. 195 — 197) von dem Namen gibt, richtig, wonach er so viel heisst: 'der Sucher des Gef%sses, de» Beckens« in Beziehung auf ein wunderbares Geftss, von welchem die altgälischen Dich- tungen berichten, das» es die Kraft gehabt habe, tödtliche Wun- den zu heilen, selbst das Lebei^ zurdckzugeben, ist diese Er- klärun<^ richtig, so würden wir ein Zeugni« von dem frühen Dnsein der Graalsage in Britanien haben, die in den nordfran- zösischen Dichtungen nur eine christliche Färbung erhielt. So viel von dem Alter der Mabinogion; wir wissen, dass sie gälischen Ursprungs sind, aber wir müssen noch die Frage nach ihrer nächsten Heimath genauer ins Auge fassen. Ihr Schauplatz ist in Britanien. In England befinden sich auch die Handschriften, aber ich zweifle nicht, dass sie auch den Briten des festen Landes, den Armoricanern, eigen waren, es mag nun die Sage ursprünglich gemeinschaftlich gewesen, oder sie mag bei den vielfachen Berührungen, die zwischen Galen von Wales und Bretagne stattfanden, oder bei Übersiedelungen nach Frankreich herübergewandert sein. Villeman|ue möchte sie gerne den Armoricanern zueignen (2, S. 327 — 334); allein seine Gründe gelten nicht für alle Mabinogion. Für die Iweinsage lässt sich anführen, dass sie insoweit in der Bretagne spielt, als der Wald Breziljan, wo das Wunder mit dem Brunnen vor sich geht, dort lag und aus anderen Anfl[\hrungeu bekannt ist. In dem Erek zeigt sich deutlich eine Berührung mit französischer Dich- tung, die nur in der Bretagne st^ittfinden konnte (Schulz S. 327). Es wird darin gesagt, dass der zwerghafle Guivreiz bei den Franken Gwifi'ert le petit heisse (Villemarque 2, S. 85), und an (5(33 EINLEITUN(J ZUH VORLESl i\<; ÜliEK HAUTMANNS EI!KK. dem Hofe des Honigs Artus kommt sogar ein Willelm, Sohn des Königs der Franken, vor (Villemarque 2, S. 41). Dagegen spielt das Mabinogi von Peredur, so viel ich bemerkt habe, noch ganz auf dem Boden von England und scheint mir kci'.;f armoricanische Einwirkung erfahren zu haben. Es ist noch eine Frage übrig: wie verhalten sich die alten französischen Gedichte von Iwein Parzival und Erek zu den Mabinogion? Ich rede nicht von der dichterischen Ausbildung. Habe ich liecht, in den erhaltenen Mabinogion nur einen meist dürren Bericht von dem Inhalt zu sehen, so kennen wir die wahre gälische Darstellung nicht; wie die Sachen stehen, ver- dienen die Franzosen in dieser Hinsicht den Vorzug: ihre Dich- tungen haben mehr Fleisch und Blut. Dass sie in den deut- schen Bearbeitungen Hartmanns, Gottfrieds und Wolframs viel und ungemein viel gewonnen haben, habe ich schon oben be- merkt. Es ist also hier bloss von dem Stoff, dem Skelett die Rede. Die französischen Dichter weisen auf bretagnische Er- zählungen hin; namentlich thut das Chretien von Troyes. Auch ohne diese Hinweisungen hatten wir dieses Verhältnis als das natürlichste voraussetzen dürfen. Weiter geht die Frage: waren die Mabinogion, die wir kennen, ihre Quelle? Der Gedanke liegt nahe, da die Entstehung des rothen Buches, das die Ma- binogion uns erhalten hat, wie wir gesehen haben, ziemlich gleichzeitig mit den französischen Dichtern ist, d. h. in das zwölfte Jahrhundert fällt. Schulz fragt (S. 39): »sind die Mabi- nogion Quelle jener französischen Romane oder umgekehrt abgebleichte schwache Nachbilder jener französischen Blüthe- zeit?« Die Frage ist unrichtig gestellt, weil sie die richtige Antwort nicht zulässt. Sie sind nämlich beides .nicht; das geht aus einer genauen Vergleichung ihres Inhalts hervor. Auf jeder Seite finden wir Eigenthümlichkeiten und in der Sage von Par- zival die merkwürdigsteh Abweichungen. In manchen Einzel- heiten, scheint es mir, stehen die Mabinogion höher und ent- halten das Richtigere und Bessere: aber auch das Umgekehrte wird stattfinden. W. Müller hat in der Beurtheiluna: von Schulz das Rechte bemerkt: die französischen Gedichte und die Mabi- nogion sind verschiedene Ableitungen aus einer weiter zurück- EINLEITUNG ZUR VOKLB8UNG OrER HARTMANNH EREK. 609 liegenden Quelle au8 der altgäliMcben Sage, die uns verloren ist. Die Mahinogion mögen sich auf mflndliche Erzfihlungen bre- ta<^t)isclier Sänger HtQtzen, wie die fran/ßsiMclien Dichter, ab«r l)cide auf andere, jedes Mal verBchiedene. Wie das bei der Überlieferung schon so ofl ist beobachtet worden, dass sie sich in dem FortKcliritt der Zeit und zu gleicher Zeit fast in jedem Mund verilndert, so ist das auch hier der Fall gewesen. Wissen wir doch, dass unserem Wolfram zwei Auffassungen der Par- zivalsage bekannt waren, eine von dem Provenzalen Kiot, aber in frau/risischer, d. h. wahrscheinlich nord französischer Sprache gedichtet, der er folgte, und eine andere nordfranzAsische von Chrctien, die er, eben weil sie abweichend war, der Unwahr- heit beschuldigt, was nichts Anderes heissen soll, als dass sie die Sage, die er fHr die echte hielt, nicht darstellte; auf die Wahrheit der Begebenheiten selbst glaube ich nicht dass sie zu beziehen ist. Übrigens war es leicht möglich, dass Chn'*- tiens Gedicht den bretagnischen Erz&hlungen nAher stand und insofern den Vorzug verdient. Das Mabinogi der Erekssage, die uns hier am meisten an- geht, zeigt nicht bloss die schon bemerkte ßerflhrung mit fran- zösischer Auffassung; es stimmt auch am meisten dem Inhalte nach und im Gang der Erzählungen mit den altfranzösischen Gedichten. Das Ritterthum ist sichtbar ausgebildeter, die Sitte feiner, Pracht und Glanz der Lebensweise tritt weit mehr hervor. Ferner ist die Darstellung weniger trocken und dflrflig; sie hat einige poetische Ausführlichkeit. Endlich, und darauf müssen wir am meisten Gewicht legen, kommen einige Abweichungen vor, welche, wenn sie auch auf den Gang der Ereignisse weiter keinen Einfluss haben, doch eine gewisse Selbständigkeit der arnioricanischen wie der französischen Auflassung darthun. Artus erhalt in dem Mabinogi das Hecht, den Kopf des erleg- ten weissen Hirsches einer Frau, die er auswählt, zu verehren; das scheint alterthümlicher als die Erzählung des französischen Gedichtes, wo er von einer Dame einen Kuss nehmen darf, was schon auf die ritterliche Galanterie hinweist. In dem französi- schen Gedicht verstehen wir nicht recht die Härte, mit welcher Erek die Enite behandelt, warum er ihre Treue prüfen will, die W. OIU.MM, KL. SCHRIh-TEN. IV. 89 610 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER HARTMANNS EREK. sie nie verletzt hat und zu verletzen niemals die Absicht zeigt. Sie hat nichts gethan als, während sie ihn für schlafend hält, darüber klagen, dass sein guter Ruf zu Grund gegangen sei ; Erek hatte eher Ursache, ihr dafür zu danken. Aus dem Mabinogi entnehmen wir, dass Erek die Worte der Enite falsch versteht und glaubt, sie liebe einen Anderen und wünsche seinen Tod; jetzt ist die Prüfung, die er mit der Erhebung zu ritterlichem Leben verbindet, ganz natürlich und erscheint nicht mehr als Härte. Ich führe nur diese Beispiele an; es gibt noch andere Abweichungen, wo mir das Mabinogi den Vorzug zu verdienen scheint. So tritt die Mutter der Enite auf (in dem deutschen Gedicht wird nur nebenbei die husfrouwe genannt 312 und beim Abschied, den Enite von ihr nimmt, 1460), und sie und der greise Vater begleiten die Jungfrau zu dem Sperberfest in Tulmein, was an sich anständiger und der Sitte angemessener ist, als wenn sie allein mit dem fremden Ritter hingeht. Viel- leicht hat der französische Dichter dieses Gefühl [gehabt] und den Herrn von Tulmein deshalb zu einem Verwandten der Enite gemacht. Das Abenteuer mit Mabonagrin ist in der armori- canischen Sage viel kürzer erzählt, und das französische Gedicht gewährt hierin wohl eine vollständigere Überlieferung: gleich- wohl kommen auch eigene Züge vor. Der Baumgarten ist nicht bloss von einem Nebel umgeben, sondern auch ganz mit Pfählen umsteckt, so hoch als das Auge reicht, auf welchen, bis auf zwei, die Häupter der Erschlagenen stecken. Ich kann die Betrachtung der Mabinogion nicht, schliessen, ohne auf den Werth aufmerksam zu machen, den diese wieder geöfi'nete Quelle für die Erforschung und Beurtheilung der epi- schen Volkssagen der Galen hat. Ihre weitere Bekanntmachung, auf die wir hoffen dürfen, wird daher sehr erwünscht kommen. So weit die Einleitung; ich glaube die Hauptpunkte be- rührt und auf die Fragen, die sich aufdrängen, eine klare Ant- wort gegeben zu haben, wenn sie auch der Lage der Dinge nach nicht jedes Mal eine entscheidende sein konnte. Aber die Wissenschaft schliesst nicht ab: neue Forschungen werden sie KINI.KITI'N«; Zl'R VORLKSIM. l HBR HAKTMANNh kUKK. Cy] \ weiter fördern. Ich htilie Ibneo noch Einiges nbor den Zweck, über die Art und Wei«e meiner Vorlesuugen zu sagen. Das letzte Ziel dieser Vorlesung ist kein anderes, als du ich bei meinen übrigen im Auge gehabt habe. Ich wOnsche Sie in denOoiätdes deutschen Alterthuuis so lebendig und wahr- hu(l, als GS in meinen KnUlen steht, einxuflnhren. Nicht bloM auf Geh'hrHamkeit ist es iibgesehen, die todt ist, wenn sie uichU als sich selbst sucht; ich möchte dazu beitragen, dass Sie ler- nen die Gegenwart auch aus der Vergangenheit, mit der sie durch unzilhlige Faden zusammenhAngt, zu erkennen. Man gräbt einen versciiütteten Brunnen atit', nicht damit jemand auf dem Wasserspiegel sein eigenes Ciesicht wohlgefällig beschauen könne, sondern damit seine Quelle heraufdringe und den Bo- den, da wo er dürr und unfnurhtbar geworden ist, tränke und befruchte. Nicht zu einer seelenlosen Nachahmung stelle ich es auf, der sich der freie Geist. des Menschen niemals unter- wirf!; nicht die Sonne allein, der gflustigc Himmel, wenn iha das Geschick über uns ausl)reitet, kann das Gedeihen der Pflanze sichern, sie muss auch aus der Tiefe ihre Säfte ziehen und Triebkraft empfangen. Die Geschichte ist der Boden unter uns, in dem wir Wurzel schlagen. Unsere Arbeit besteht darin, dass wir die Steine hinwegschaffen, die Gleichgültigkeit oder Unver- stand darauf geworfen haben. Wer sich von der Geschichte wegwendet, eine Gesinnung, die häufig genug bei uns in dieser Zeit auftaucht, ja gerühmt und gepriesen wird, wer jeden Tag von Neuem beginnt und mit dem Abend beschliesst, der gleicht jenen gespenstigen Wesen Rübezahls, die den Schein des Lebens einen Tag annahmen, aber mit der einbrechenden Nacht wieder verwelkten. Aber der Weg zu diesem Ziele ist kein leichter. Nicht mit ein Paar allgemeinen, in den Nebel unbestimmter Worte gestellten Redensarten gelangt man dahin: man setzt nicht mit dem Springstock über die Schwierigkeiten hinweg. Unser Weg ist ein mühsames und redliches Forschen: nur durch ein ge- naues, nichts Einzelnes, keine Kleinigkeit verschmähendes V'er- ständnis eröfihet sich die letzte und die allein wahre Einsicht. 89» Q12 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER HARTMANNS EREK. Unser Weg ist ein streng philologischer. Fürchten Sie nicht, dass der Geist dabei abhanden komme. Wer ihn wirklich be- sitzt, dem geht er darüber nicht verloren. Auch dem Bild- hauer tritt erst aus mühevoller Arbeit, nach unzähligen Schlä- gen auf den Meissel das reine Bild hervor. Zu einer solchen Arbeit fordere ich Sie auf. Ich werde mich bemühen, das Ein- zelne zu erklären; gelingt es mir nur, das Richtige zu treffen, so werde ich niemals trocken sein. Ein ungefähres Verständnis, ein halbes Errathen, ein unruhiges Hin wegeilen gewährt nichts als ein scheinbares Trugbild, das auseinandergeht, wenn man es fest anfassen will. Wohin ich zugleich zu wirken trachte, das ist das richtige Gefühl für unsere Sprache. Auf welche Abwege sind wir ge- rathen! Ich rede nicht von dem athemlosen Treiben nach dem, was man geistreiche Gedanken nennt, nach der Sucht, sich damit zu versteigen, so weit hinauf zu versteigen, dass man den Rückweg nicht wieder findet, oder von der Geringschätzung, mit der man auf schlichte und reine Worte sieht; davon wird sich der deutsche Geist, der keine Aufschneiderei duldet, schon wieder befreien. Ich habe zunächst die äussere Gestalt unserer Sprache im Sinn, die, wenn sie einmal gestört und entstellt ist, so leicht nicht wieder in die rechten Fugen kommt. Wie ist sie verrenkt worden! Welche Mischung mit fremden Wörtern und Wendungen! Das taube Gestein hat sich zwischen das edle Gold gedrängt. Wer doch die Schaufel hätte, um den Wust über die Tenne zu werfen, damit die Spreu im Wind davon flöge und das reine Korn unserer edlen Sprache beisam- men läge! Luther sagt: »die Sprache ist die Scheide, in wel- cher das Schwert des Gedankens steckt«. Man hat die Scheide abgezogen, und der schlecht bedeckte Stahl wird von dem Dunst gemeiner Rede berührt, rostet und muss erblinden. Statt dass das Wort sich fest an den Gedanken schliessen sollte, wird er von schlottrigen, ungewissen, schwebelnden Ausdrücken ver- hüllt. Die Worte verlieren ihre sinnliche und leibhafte Bedeu- tung und geben uns abgezogene, inhaltlose Begriffe. Auch die, welche sich Puristen nennen, haben mehr ver- dorben als gefördert. Wie kein einzelner Mensch, so kann auch EINLEITUNfJ ZUR VORLESUNr; OllBR HARTMANN« EREK. 613 kein Volk ahgogchlosseu fnr itiob bestehen: in der Kerflhrang mit anderen entwickeln »ich die hetzten Krflfte, wird man »einer Ei^enthnmlielikcit Ki<'li ernt hewn^Ht. Welch einen belebenden EintliisH hat der en^liMche Shakespeare auf DeutHchland aus- geübt! Wie ofl hat sich der deutsche Geiat, wenn er verwirrt oder versunken war, an dem reinen Muster der (triechen auf- gerichtet und gentArkt! Wer sein Licht einsam brennt, kann es nicht bei den» Nai^hbar wieder an/.ündeu, wenn es der Wind ausgelöscht hat. Wenn das eine Volk bei dem anderen Dioge kennen lernt, die es %u Hause nicht findet, Begrifl'e, die ihm fremd sind, so ist auch natürlich, dass die fremden Ausdrücke' mit herüber kommen. Ilaben wir doch, um ein Beispiel anzu- fDhren, kein deutsches Wort, das dem von den Griechen empfan- genen »Idee« entspräche. Unser »(ledanke« ist ein viel engerer, beschrankterer Hegriff und bezeichnet nicht die Lichtstrahlen, die unmittelbar aus der Seele des Menschen aufsteigen. Ge- danken hat der beschränkteste, aber Ideen gehen nur von einem höher begabten Geiste aus. Die Kunst, die Wissenschaft in der Form, in der sie überliefert wird, jedes Gewerbe hat seine technischen Ausdrücke, die jcderutanu kennt und versteht. Wenn man sie durch neuerfundene Worte übersetzen will, so macht man sie in Wahrheit nur unverständlich. Wie abgeschmackt ist es, wenn man den Genitiv Zeugnisfall nennt, den Impe- rativ »Befehlt, das Präsens »(iegenwart*, das Participium »Mit- telwort«. Was heisst übersetzen? Einen Gedanken in dem Geist, dem Gefühl einer anderen Sprache ausdrücken. Darf man ein Wort in seinem logischen Hegriff (der lebendige und wahre ist nie ganz durch eine Erklärung zu ergreifen, sondern er ist nur zu empfinden) fassen und in einem selbstgemachten, nur logisch gebildeten, jedem andern als dem Erfinder undeutlichen Wort ausdrücken? Ein soKrhes Wort geht nicht aus dem natürlichen Kreis der in dem ganzen Volk lebenden Sprache hervor und ist an sich todt.- Die Sprache ist kein Menschenwerk; sie hat eine Seele, die ihr bei ihrer Entstehung verliehen und nicht von einem Menschen eingehaucht ist. Sie entfaltet sich aus einem inneren, geheimnisreichen, nur in seiner geschichtlichen Erscheinung zu erfassenden Trieb, aus einer Naturnoth wendig- 614 EINLEITUNG ZUR VORLESUNG ÜBER HAETMANNS EREK. keit. Sie bildet sich bei denen, aus welchen der Geist unmit- telbar redet, zumeist daher bei den Dichtern, aus einem inneren Drang weiter, aber sie verschmäht die Gesetzgebung des be- rechnenden Verstandes, einer bewussten Absicht. Wie keine neue Pflanze mehr entsteht, so ist auch niemand im Stande, eine neue Sprachwurzel zu erfinden. Nur verlieren kann man sie, wie eine Anzahl in dem Lauf der Jahrhunderte zu Grund ge- gangen ist, andere nur in einzelnen Formen sich kundgeben. Nur in Zusammenfügungen, in der Anwendung des Vorhan- denen, in dem kühneren Gebrauch der Formen bildet sich die Sprache weiter, aber sie gewinnt auch hier selten, ohne zu- gleich an ihrem grammatischen Bau einzubüssen. Die Klage über diesen Entwickelungsgang ist unnütz; auch hier waltet ein Naturgesetz. Pflegt doch auch ein Volk, wie der einzelne Mensch, oft an seinem Charakter zu verlieren, wenn es an Be- hendigkeit des Geistes gewinnt. Die deutsche Sprache (das Wort »deutsch« in der allge- meinsten Bedeutung genommen, so dass es auch die gothische, angelsächsische und nordische Sprache umfasst) ist mit der la- teinischen, griechischen, persischen und dem Sanskrit gleichsam im Blute verwandt, auch die slavische und lettische zeigen un- verkennbar Zusammenhang, wenngleich in weiter zurücktreten- den Graden: wahrscheinlich wird ihn auch das Keltische zeigen, wenn es in dem erhaltenen Gälischen besser erforscht ist. Alle diese Sprachen gehören Völkerstämmen, die nach und nach in vorgeschichtlichen Zeiten von dem Caucasus ausgezogen sind. Sie sind alle einer gemeinsamen Wurzel entsprungen, keine ist von der andern abzuleiten, jede zeigt neben der Verwandtschaft ihr eigenes Lehen. Sie setzen eine Ursprache voraus, die nicht jetzt erst den Blicken sich entzogen hat: sie war schon zu der Zeit vorhanden, wo die ältesten erhaltenen Denkmäler jener Sprachen beginnen. Dieses Ergebnis ist durch Forschungen ausser Zweifel gestellt; Partikeln, Zahlwörter, Pronoraina legen diesen Zusammenhang noch am deutlichsten dar, aber es gibt auch nicht vrenige einzelne Wörter, die gemeinschafthch sind. Oberflächlicher Betrachtung erscheinen diese als erborgt, und zwar aus der nächstliegenden lateinischen Sprache, aber z. B. KiNLEirrsr; '/n< vnin,Pr«rv<; Cnvu nMii\i*vv« khkk. 6I5 Vater, Mutter, S:iiii< n -md nicht mu« deiit ittteiui- ii :: p:itn %u Tag gckoinnieueu Ent Wickelung; sie ist eine Naturgeschichto der Sprache. Gebrauchen Sie ein fremdes Wort nur aus Noth wendigkeit, aus innerem Bedflrfnis: Hilden Sie nicht gleich das einheimische, so suchen Sie erst den Gedanken auf eine andere, schlichtere Weise zu erfassen. Blicken Sie die sinnliche Welt mit scharfen Augen an, damit Sie feste Unirtnse gewinnen, bevor Sic etwas beschreiben. LasMD Sie Klarl><*it der Gedanken vorausgehen, ehe Sie sie ausspre- chen. Versteigen Sie »ich nicht mit Worten; auch auf den An- h()hen des Geistes ist die einfache und reine Rede die beste, ohne den gleissenden Firnis sogenannter ««'höner Redensarten. Dann wird die Spruche inuner Wahrheit und Kraft, im Ein- zelnen aber die Verschiedenheit der Geister und die Eigen- thünilichkeit eines jeden /eigen. B«'denken Sie, dass die Spra(rhe das schönste Zeugnis von der Tüchtigkeit und Würde des, deutschen Volkes in sich schliesst. Dies sind die Wünsche, die ich glaubte an Sie richten zu dürfen, bevor ich die Erläuterung eines Denkmals des drei- zehnten Jahrhunderts begönne, welches Ihnen unsere Sprache in einem reineren und besseren Zustand zeigen wird. ß]8 BERICHT ÜBER EINE KIRCHLICHE COMMISSION. BERICHT ÜBER EINE KIRCHLICHE COMMISSION UND DIE LANDSTÄNDE IN HESSEN. Hannoversche Zeitung. 1832. Fol. No. 29 (den 3. Februar) S. 132-134. No. 30 (den 4. Februar) S. 138-139. Kurhessen. — Cassel, den 25. Januar. 132 B Öeit einigen Tagen befinden sich die beiden Professoren Bickell und Hupfeld von der Universität Marburg unter uns. Sie sind von der Regierung hierher berufen, um Antheil an der Comniission zu nehmen, welche den Zweck hat, die kirchlichen Angelegenheiten von Hessen zu ordnen oder neu zu beleben. Es macht der Regierung Ehre, erkannt zu haben, dass die Frei- heit des Landes ihre beste Grundlage in der Freiheit der Kirche finde, und dass eine kräftige, religiöse Gesinnung das dauerndste Mittel sei, die Aufregung der Gemüther zu beschwichtigen, Ge- setzlichkeit, Ordnung und Friede einzuführen. Die beiden ge- nannten Männer haben durch die gemeinschaftlich abgefasste Schrift, welche diesem Gegenstande ausschliesslich bestimmt ist und, soviel wir wissen, hier wie auswärts die verdiente Aner- kennung gefunden hat, einen vollen Anspruch auf diese Aus- zeichnung erworben. Geist, genaue Kenntnis der Sache, wie der redlichste Wille leuchtet aus allem, was sie sagen, und sie zeiofen die eben nicht häufige Mischung einer das Ziel unver- rückt im Auge haltenden Festigkeit und einer gerechten Nach- sicht, welche die Umstände erwägt, in die Irrthümer der Zeit auch die Besseren verflochten glaubt und keine zu grossen For- 133 A derungen an die Gegenwart macht. Die übrigen Mitglieder der Commission sind in unserer Zeitung genannt; billiger Weise sieht man auch ein Mitglied des Regierungs-CoUegiums dar- unter; ebenso sind die Punkte im Allgemeinen angegeben, wel- che den Gegenstand der Deliberation ausmachen werden. Alles gut und lobenswerth. Wir sind nicht ohne Hoffnung, dass der HRKICHT CliKH RINK KIKCHUCIIK LOMMIMIOS. 6|9 Ertol;,' unseren WüiiKchen entsprochen werde; unser«' \\ titi»che hIxt ^«'licii cinliin, (laxH im Anfang niclit /.u viel geschehe nnd vorerst nur der Weg geöffnet werde, auf welehem die Kirche zu der Freiheit, deren sie bedürftig ist, gelangen und zwar durch eigene Krhcbung gelangen kftnne. F)twa wie ein CiÄrtner sorgt einer edlen Pllan/e Lntt und Sonne zuzuwenden, damit sie von dem wuchernden Unkraut nicht unterdrückt werde; ihn be- friedigt die Aussicht, dass sie aus eigenem Trieb erstarke und zu rechter Zeit Blftthe und Frucht bringe. Wir wollen das Vertrauen hegen, dass in (inuid und Hoden noch Kraft genug ruhe. Auf der einen Seite hat der krankhafte Pietismus, wie er schwer aufliegend und den Geist der evangelischen Kirche fesselnd in einigen Gegenden Deutschland« zum Vorschein ge- kommen ist, hier nicht [Fuss] gefasst, wenn auch Versuche dazu gemacht, dessen dürfen wir un»\ rühmen; auf der anderen Seite aber, und das wiegt schwerer als jener Vorzug, hat die ent- gegengesetzte seelenlose Richtung, welche die Religion zu einer Verstandessat'he macht, auch unter uns in die Breite sich aus- gedehnt und neben anderem Bösen, das sie gestiftet, auch die Gleichgültigkeit gegen die Religion befördert. Ist also gegen- wArtig unter der (teistlichkeit so wenig als unter den Ivaien ein Zustand, der fähig wäre, die Freiheit der Kirche würdig zu tragen und den Nachkommen 2U überliefern, so ist der vor- hin geäusserte Wunsch gerechtfertigt. Was wir nicht wünschen, wollen wir noch ausdrücklich sagen: keine vorausgehende, im Detail ausgearbeitete, jedes mögliche Verhältnis* scharf be- stimmende kirchliche Constitution. Sie würde ein Haus errichten für ein Geschlecht, das noch nicht vorhantlen ist und dessen wahrhafte Individualität im voraus zu bezeichnen auch einem wohl abgerichteten Vorstande eine zu schwere Aufgabe sein würde. Schenkt der Kirche Freiheit, sich selbst, wie es das hervordringende Bedürfnis fordern wird, ein Haus zu bauen, und wehrt denen, welche sie darin stören möchten; dazu ge- hört freilich auch eine angemessene. Äussere Stellung der Cteist- lichkeit. Hätte Philipp' der Grossmüthige, die Säule der Re- formation und evangelischen Freiheit, ahnen können, dass einer seiner Enkel den katholischen Bischof weit über die Vorsteher 620 BERICHT ÜBER DIE LANDSTÄNDE IN HESSEN. der evangelischen Kirche, den Seelsorger einer Gemeinde unter den Gehülfen eines fürstlichen Kochs setzen würde? Ich betrachte die kirchliche Commission als einen inte- grirenden Theil unserer Landstände und habe meine Meinung über diese Angelegenheit vorangestellt, um damit ein Urtheil über diese zu begründen. Unsere Landstände haben einen ent- schiedenen Erfolg für das Wohl des Landes gehabt. Wer ihren Versammlungen beigev^ohnt, hat sich überzeugen können, dass sie mit Haltung, Anstand und einer nur selten gestörten Ruhe die Angelegenheiten verhandelt haben, die in ihre Hände ge- legt waren. Ja, es scheint mir, als hätten sie sich darin vor allen anderen Landständen Deutschlands rühmlich ausgezeichnet. Die Redlichkeit und Wahrheitsliebe des Präsidenten hat nie- mand, von welcher Ansicht er auch war, in Zweifel gezogen. Auf glänzende Reden, wie die französische Kammer sie liefert, auf Witz und geistreiche Schärfe war es nicht abgesehen, aber sichtbar war das Bestreben, nach besten Einsichten für das Wohl des Landes zu wirken, und in diesem Ernste sind Em- pfindlichkeit, verletzte Eigenliebe und andere unabwendbare Schwächen der menschlichen Natur schnell aufgegangen. Eigent- liche Parteien, eine den Kampf suchende Opposition, deren Zweck ist den Gegner zu unterdrücken und ganz aus dem Felde zu schlagen, war nicht vorhanden, aber freilich auch in der Auswahl, die das Land als Deputirte sendete, stellte sich die Bildung der Zeit mit ihrer Eigenthümlichkeit, und die be- fasst Vorzüge wie Gebrechen, deutlich dar. Eine Anzahl Depu- tirter war durchgreifenden Massregeln zugethan; sie glaubte, man dürfe die Gelegenheit ni-cht vorbeigehen lassen, ohne voll- ständig für die Zukunft zu sorgen, jeder möglichen Willkür den Weg zu versperren und in dem Haushalte des Staates alles bis ins Einzelne fest zu bestimmen. Die Nachkommenschaft hätte dann die geringere Mühe gehabt, hie und da eine bequemere Anordnung zu treffen und das System auf das Feinste auszu- arbeiten. Diese Gesinnung war gerade nicht sehr zahlreich re- präsentirt, aber sie führte am häufigsten das Wort und wusste sich geltend zu machen, indem ihrer systematischen Consequenz Vorschläge, Erwiderung und Vertheidigung schneller zur Hand BERICHT ÜBEK DIE LANDHTANDE IN HEHHBK. 621 waren, als denen, welche sich begnügten, praktisch, wie nie gerade vorliegen, zu betrachten. Dazu kam, das« ein Deptitirter dieser Abtheilung, kein Ilesge durch Abstaminung, die angelrarene, bei 8üdlichen V^öikern häufigere Geläufigkeit der Rede zu Heinem Vortheil zu verwenden verstand. Dieser Partei gegenüber hielt sich eine andere, noch minder zahlreichere, die sich nur leise Äusserte; ihr lag die historische Ansicht der Dinge am Herzen, issB und sie hfttte manches (lute wirken können, wenn es möglich gewesen wäre, entschiedt'uer vorzutreten; aber sie war gehindert theils durch die meist obwaltende Dringlichkeit der Urastftnde, welche die bedachtsamere, zweifelhaftere Weise, in der sie zu verfahren hatte, nicht zuliess, theils, und das war die Haupt- sache ihrir Zurückhaltung, durch den traurigen -Zustand, in dem sich die niichstliegende Vergangenheit darstellte; viel Schlamm, wenig trockene Stellen, auf die man fussen konnte. Hiltte sie die Erfahrung redlicher Beamten, deren es in Hessen viele gibt, benutzen, die im Einzelnen befragen können über das, was aus älterer, besserer Zeit noch fortdauere und was sie unter mannig- faltigem Drucke zu erhalten gesucht hatten, so würde ein sehr wohltlifttiges Element in die Verhandlungen der Landstande ge- kommen sein. Die grösste Anzahl der Deputirten gehörte zu keiner von beiden Richtungen; die vertheidigten das, was ihnen praktisch schien, so wie sie nach ihrer Lage und Einsicht es glaubten vertheidigen zu müssen, ohne Zweifel ein nützlicher und achtuugswerther Theil, der das Vordringen der einen Seite milderte, aber freilich die andere nicht hinlänglich unterstützen konnte. Bei allem aber, was geleistet worden, muss man er- wägen, dass die meisten Landstilnde zum ersten Male in eine Thätigkeit dieser Art eintraten und bei mehr Erfahrung auch die Leichtigkeit der Behandlung zunehmen wird. Bei den Ab- geordneten des Bauernstandes, die aus seiner Mitte selbst ge- nommen waren, habe ich in den Sitzungen, denen ich beige- wohnt, niemals einige Thätigkeit oder auch nur Theilnahme bemerkt und weiss nicht, ob Beispiele davon vorgekommen sind. Selbst bei der Abstimmung durch Aufstehen bewegte sich einer nur soviel als nöthig war, um zu zeigen, dass er nicht ganz sitzen geblieben war. Ich bin nicht gegen die Repräsentation 622 BERICHT ÜBER DIE LANDSTÄNDE IN HESSEN. dieses Standes, der gewiss liber seine Bedürfnisse ein einfaches, aber sicheres Urtheil hat, allein sie war auf theoretischem Wege eingeführt und muss erst durch irgend eine praktische Einrich- tung Leben gewinnen. Soll auf eine gerechte Weise von der Wirksamkeit der Landstände die Rede sein, so muss zuvörderst die Wohlthat in vollem Geweicht erkannt werden, dass sie es waren, die auf gesetzlichem Wege uns von dem Zustande befreiten, der alp- artig auf Hessen lastete. Die Freiheit war allmählich bis zu einem Grade untergegangen, von der niemand, der es nicht selbst mit erlebt, einen Begriflf hat. Jede Unbefangenheit, ich sage nicht einmal Freiheit der Rede war unterdrückt. Die Polizei, öfi'entliche und heimliche, angeordnete und freiwillige, durchdrang alle Verhältnisse und vergiftete das Vertrauen des geselligen Lebens. Alle Stützen, auf welchen das Dasein eines Volkes beruht, Religiosität, Gerechtigkeit, Achtung vor der Sitte und dem Gesetz, waren umgestossen oder gewaltsam er- schüttert. Nur eins wurde festgehalten: jeder Widerspruch gegen den geäusserten Willen, direkt oder indirekt ausge- sprochen, sei ein Verbrechen. Ich enthalte mich der Anführung von Beispielen; es ist besser, sie werden vergessen. Allerdings, es war nicht schwer, hier Hilfe zu gewähren. Der blosse Zu- tritt frischer Lebensluft weckte aus dieser Erstarrung; allein die Landstände, indem sie ebensowohl mit Kraft als Mässigung ihre alte, geschichtliche Stellung einnahmen, haben noch andere ver- lorene Güter dem Lande wieder erworben, ohne welche, wie wir glauben, in unserer Zeit kein Volk zu einem ruhigen und glücklichen Dasein gelangt: Freiheiten und Gerechtsame, die in früherer Zeit vorhanden, nach und nach schläfrig ausgeübt, endlich entzogen waren. Dahin gehört die ständische Anord- nung und Verwaltung der Steuern, das Mitwirken bei allen das Wohl des ganzen Landes betreffenden Gesetzen, endlich Press- freiheit. Auch in der Ausübung dieser Gerechtsame durch die ge- meinschaftlich mit der Regierung getroff'enen Anordnungen haben sie schon viel unleugbar Gutes gestiftet. Der für das kleine Land unglaubliche Schatz ist zum Theil wieder zu der Quelle KEKICMT CmRH DIB LANOHTANDB IN' iIRMHBN. 623 xurückgcf'ülirt, aus der er gesehApfl war, und der Landmann durch die Aut'liehuug der drückendMten Steuer wegentiicli er- leichtert, di(> Gehalte der SUiatsdiener, die ^rooNcntheiU von Nahrunii^SHorgi'U ge(|uält waren, tiind erhöht; noch andere Dinge diener Art, worunter ich uucli die Au8chiie8tiung an da« preUHMi- sche ZollHystein (die nur ohne den Iiru(;h eines früheren Trak- tats hätte bewirkt werden inOssen) rechne, deren Wobithat unbe/weit'eit ist und dir i(;h übergehe, weil icli nur lieispicie anführen, wollte. Allein hervorheben inusH ich noch, was für den öft'entlichen Unterricht gethan ist, weil sich auch darin die Hessischen von den Landständen anderer deutscher Staaten unterscheiden, welche, /um modernen Liberalismus hinneigend, der Künste und Wissenschaften für einen, wenn nicht ganz überflüssigen, doch nicht zeitgemässen Luxus betrachtet, auf Bedürfnisse dieser Art nicht Kücksieht nehmen, wie z. B. der bjidische Landtag nicht die billigsten Wünsche der Universität ijma Heidelberg erfüllt hat. Eine polytechnische Schule wurde hier auf Antrag des Bürgermeisters gestiftet, und die Universität Marburg erhielt eine jährliche Zulage von 15,000 Thalern; durch diese Siunme kann aber bei richtiger Anwendung allen Haupt- mängeln abgeholfen werden. Man muss, um den W^erth dieser VV'ohltlmt zu schätzen, die Lage dieser Universität unter der vorigen Regierung kennen. Keine Spur von Pietät regte sich mehr gegen die Stiftiuig des Ahnherrn von Hessen, Nicht nur ward keine der dringendsten Bitten berücksichtigt; es war im (iegentheil schon ein "höchster Befehl erlassen, wonach der bis- herige Beitrag der Staatskasse noch vermindert werden sollte. Die Universität hatte bereits zu den unabwendbarsten Bedürf- nissen ihren Fonds angreifen müssen, und würde, wenn dieser Zustand noch ein Menschenleben fortgedauert hätte, ihn völlig aufgezehrt und sich selbst aufgelöst haben. Für Deutschland ist es wünschenswerth, dass kleinere Universitäten, die nicht glänzende Anstalten, wie Berlin, üöttingen etc., besitzen, aber auch nur den Begüterten eine gründliche Ausbildung möglich machen, fortbestehen. Wir haben der lobenswerthen Einwirkungen der Land- issB stände gedacht: wir wollen jetzt die Kehrseite betrachten. Sie Q2A BERICHT ÜBER DIE LANDSTÄNDE IN HESSEN. haben sich nicht begnügt die Freiheiten und Rechte, aus welchen die eben aufgezählten wohlthätigen Einrichtungen geflossen sind, zu sichern, sie haben fast alle inneren und äusseren Verhält- nisse des Landes in Berathung genommen und , wie es heisst, zu organisiren angefangen; die verheissenen, noch auszuarbeiten- den Gesetzbücher sollen schliesslich alles ins Reine bringen. Einem Staatsbürger wird fortan nichts mehr übrig bleiben, als von exemplarischer Natur zu sein; regulirt er dann sein Be- tragen den gegebenen Vorschriften gemäss, so kann ihm an einem completen Glücke nichts fehlen. Die zuerst genannte Partei, die diesen Ansichten der Zeit, wonach kaum etwas weniger als alles nur aufzutreibende Vortreffliche gefordert wird, huldigt, hat sich hierbei vorzüglich thätig gezeigt; doch sie nicht allein, auch die Regierung hat diesen Weg bereitwillig vorge- schlagen. Dass solche Experimente anderwärts häufig einen mittelmässigen, oft einen schlechten, niemals einen ungetrübten Erfolg gehabt, ist eine Erfahrung, die man vergeblich vorhält, weil jeder überzeugt ist es besser zu machen und den ander- wärts begangenen Fehler zu vermeiden. Die entgegengesetzte Ansicht ist auch darin im Nachtheil, dass sie keine so glänzende Resultate versprechen kann. Da sie dem wahrhaft bestehenden, in der Eigenthümlichkeit eines Staats begründeten [Zustande] nur jene Freiheiten offen und ohne Rückhalt zugetheilt wünscht und auf dieser Grundlage eine stufenweise, glückliche Entwickelung «rwartet, so kann sie nicht im voraus bestimmen, bis zu wel- chem Grade und wie schnell ihre Wünsche in Erfüllung gehen werden. Denn ihr hängt alles von der innewohnenden Kraft ab, die niemand ausmessen kann, und sie lässt das Unergründ- liche und Geheimnisreiche des menschlichen Lebens, das sich in den mannigfaltigsten Formen ausprägt, gelten. Wer das Metall nicht kennt, kann erleben, dass bei dem Guss die wesent- lichen Bestandtheile nicht ausgefüllt werden, etwa Hände und Füsse ausbleiben, wenn nicht gar der Kopf. Haben die neuen Einrichtungen schon mehrmals die Linie des Zuträglichen und Angemessenen überschritten, sich in Kleinigkeiten, überhaupt in zu viel Dinge gemischt und der freien Bewegung der. Regierung allzu enge Grenzen gesteckt, so ist doch noch immer Zeit, in dieser BERICHT ÜBER DIE LANDSTANDB IN IIB88EN. 025 Richtung ein/uhalten und einpr natflriichen, woniger forttreibenden Entwickelung Platz zu lausen. Selbst bei wohlmeinenden, in der Verwaltung thatigen Mftnnem bildet sich eine Oppomtioo gp^'en die Verfassung. Die absolute Gewalt wirkt ohne Zweifel schneller, und redliche, den Misebrauch der Gewalt hassende lieaoiten fühlen sich gehemmt, wenigstens genirt durch die Ver- fassung, die ihnen nur eine unnöthige Fessel erscheint. In dieser unbehaglichen und ftrgerlichcn Stimmung werden sie un- fUhig, den gegenwärtigen Zustand zu beurtheilen und streben selbst unwillkürlich dagegen. Gelangt gar die Gewalt einmal in die Plände heftiger Parteimenschen, und wer mag behaupten, dass nicht grössere Ereignisse so etwas schnell herbeiftlhren können? so ist an eine Mässigung nicht zu denken; sie werden alles ohne Gnade niederreisscn und sich dessen rflhmen. Es kann nicht meine Absicht sein, eine Geschichte der land ständischen Verhandlungen zu liefern, aber ein Paar Bei- spiele müssen doch zeigen, wie das Gesagte gemeint sei. In der Ernennung der Offiziere ohne Zuthun des Kriegsministers lag freilich eine Verletzung der Verfassung; das liess sich leicht darthun. Auch mögen noch unerfreuliche Umstände damit ver- bunden gewesen sein, aber an sich war man zu weit gegangen, und dazu hatte der aus einer modernen Theorie entsprungene Begriff' von Staatsdiener verleitet. Ueber das stehende Militär nuiss dein Fürsten völlig freie Gewalt bleiben, wenn es in jedem Augenblick die volle Kraft äussern soll, die sein besonderer Be- ruf fordert Sollten,' wie versichert wird, die Landstände die Absicht haben, auf eine Verminderung unseres Militärs zu dringen, so wäre dies abermals ein Beweis von der Verdunklung des praktischen Blickes durch ein System. Niemand wird in Abrede stellen, dass aus einer verhältnismässigen Reduktion des Heeres in allen Staaten eine wesentliche, wohl die grösste Er- leichterung, die unserer gedrückten Zeit Oberhaupt möglich ist, hervorgehen könne, aber wer die gegenwärtige Weltlage bedenkt und weiss, wie leicht der durch politische Künste eingefangene Krieg die dünnen Stangen durchbrechen und nach aller Lust wüthen kann, der wird nicht glauben, ein so tüchtiges Militär, wie das hessische ist, irgend zu verringern sei eine zeitgemäase, Vf. ORUIM, KL. SCIUUrTEM. IV. 40 ß26 BERICHT ÜBER DIE LANDSTÄNDE IN HESSEN. kluge Massregel. Die Deutschen müssen ihre besten Kräfte in Bereitschaft halten ; denn gerade die süssredende grosse Nation wird am schonungslosesten verfahren, wenn ihr Vortheil ins Spiel kommt. Auch das Ereignis vom 7. December zeigt die unrichtige Stellung der Landstände. Was sie mit glücklichem Erfolg für die Beruhigung der Gemüther gethan haben, kann nicht genug gelobt werden; auch dass sie ihre Missbilligung 139A äusserten , war ihrer Haltung angemessen. Ueber das traurige Ereignis selbst scheint, obgleich noch nichts von der Unter- suchung bekannt geworden, ein Privaturtheil nicht schwer. Jeder Wahrheitsliebende, von welcher Ansicht er ist, gesteht, dass keine Veranlassung da war, die Aufruhrakte zu lesen, mit- hin auch kein Grund zur Anwendung blutiger Schärfe; wer aber eine Versammlung von Bürgern, in denen kein Gedanke an einen Aufruhr war und welche ein an sich achtungswürdiges sittliches Gefühl, mehr oder minder un vermischt, bewegte, mit dem Gesindel in eine Klasse wirft, das jede grössere Stadt er- zeugt und das, im Sumpfe moralischer Versunkenheit aufge- wachsen, in jeder Bewegung seine Gier und Roheit zu sättigen hoffit, der hat ebenso oder hat noch mehr Unrecht, als der, welcher behauptet, es sei jedermann dabei ganz rein gewesen und keinerlei Entschuldigung für die Handlungsweise der Re- gierung vorhanden. Hätten die Landstände ohne einen be- sonderen Antrag oder, war dieser zur Beruhigung und als Zeichen der Theilnahme nützlich, ohne ein solches Register von klemmenden Fragen der Regierung die Behandlung, der Sache überlassen, es wäre besser gewesen. Die Regierung konnte un- möglich, wollte sie nicht alles aufs Spiel setzen, mit Stillschweigen oder einer leeren Vorspiegelung über die schreienden Thatsachen hinausgehen, sie musste den Gerichten die Untersuchung zu- weisen, und wir vertrauen auf die Gerechtigkeit der Richter, die wohl würde unterschieden haben, wer in der Überzeugung der Pflicht gehandelt und wer, den Gelüsten gemeiner Leiden- schaftlichkeit hingegeben, der Strafe verfallen sei. Schon die Privatklage der Unschuldig -Verwundeten oder Misshandelten machte eine Unterdrückung, selbst wenn man sie gewünscht hätte, unmöglich. Bei den neuesten Verhandlungen haben die BERICHT ObBR DIB LANDSTANDB DI HEMBir. 627 Stände die Nothwendigkeit, sich in manchem Betrachte der An- sicht der Re^icrun^ itlgen zu mOssen, eingesehen, was ihnen eben- so viel Ehre macht, als die deutlich ausgesprochene Überzeugung, dass die Autorität der licgierung unbedingt zu erbalten sei. In dem Entwürfe eines Pressgesetzet ist die Freiheit mit einer unnatflrlichen Vorsicht rerklausulirt, und so, wie es vorließ, ist froilich eine gnädige Consur ungleich ange- messener; C8 erinnert an Humboldts Warnung, in Amerika bei einbrechender Nacht nicht unter Cactuspflanzen zu gcratlien, weil man keinen Schritt thun könne, ohne sich blutig zu stechen. Vielleicht wäre der Entwurf besser ausgefallen, wenn keine Sorge gewaltet hätte, den Landständen jede Gelegenheit zur Vergrösscrung ihres Einflusses abzuschneiden. Es ist nöthig, dass die Regierung in dem Versuche, das Land der neuen Verfassung gemäss zu verwalten, cinmid un- geniert sich bewege, ohne Zeit imd Kräfte in beständigen Recht- fertigungen zu versplittern. Es wird sich dann erproben, was wahrhaft und echt, was blosses, wohlgemeintes Fach werk ist, das sich lebendig nicht erfnllt; denn manche Anordnung gleicht einem wurzellosen Steckling, von dem man nicht weiss, ob er grün ausschlagen werde. Jedermann versichert, dass ohne Ver- trauen nichts gedeihe; der, welcher den Anfang macht, Ver- trauen zu zeigen, nimmt die edelste Stelle ein. Ohne Irrthum und Missgrifi'e wird es niemals in menschlichen Angelegenheiten abgehen, aber es ist kein Grund vorhanden zu glauben, dass die Regierung dem beschworenen Gesetz entgegen zu handeln beabsichtige; ein einflussreiches Mitglied des Ministeriums ist aus der Mitte der Landstände hervorgegangen, und ihnen ver- bleibt das Recht, Rechenschafl zu fordern und die Übertretung der Verfassung zu ahnden. Müssen sich doch die Landstände eingestehen, dass unsere vorsichtige Verfassung gegen ein grosses Übel nichts vermag, ja, sie durfte ihnen nicht das Recht geben, die wunde Stelle nur zu berühren. Und doch ist es eine der unseligsten Stö- rungen der Wohlfuhrt, die in die Tiefe des sittlichen Lebens hinabwirkt: ich meine die Spannung, die zwischen den Gliedern der fürstlichen Familie herrscht. Wer die natürliche, nach allen 40* e28 BERICHT ÜBER DIE LANDSTÄNDE IN HESSEN, Hindernissen aufs Neue aufgetauchte Anhänglichkeit der Hessen an ihr Fürstenhaus kennt und die rührenden Äusserungen da- von in einer Reihe von Jahren mit angesehen hat, der fühlt mit Schmerz, dass hier eine der herrlichsten Eigenschaften des Volkes gefährdet ist. Unter diesen Umständen kann freilich die Stimmung in Cassel nicht erquicklich, nicht erheiternd sein. Wer wird auf- richtige Theilnahme an den grossen Interessen der Gegenwart tadeln? im Gegentheil, sie ist lobens würdig, aber der Parteigeist ist ein Übel, das in die geselligen, selbst in die Familien -Ver- hältnisse eindringt. Da gehen die schönsten Eigenschaften unter. Wer die höchste Gewalt in Händen hat, übt immer einen starken Zauber aus; die, welche darin befangen sind, fügen sich nach und nach in die Umstände, wissen sie zu ver- schönern und endlich sich völlig damit auszusöhnen. Wir haben das bei der vorigen Regierung schon in allen Abstufungen sehen können. Auf der anderen Seite, wer ein Paar Mal den ana- tomischen Vorlesungen eines gewandten Theoretikers über den 139 B Staatskörper beigewohnt hat, glaubt sich zum Urtheil hinläng- lich befähigt. Jede Kleinigkeit ist dann von unabsehbaren Folgen; verborgene Pläne, geheime Absichten stecken in jedem hingefallenen Worte. Der Eifer, der sonst über die Vorzüge dieses oder jenes Sängers der deutschen oder italienischen Mu- sik stritt, entzündet sich jetzt an anderen Dingen von gleicher Wichtigkeit. Lässt ein lebhaftes Mitglied der Stände das Ge- schick der Freiheit von dem Verbot abhängen, einen kriegerisch gezogenen Schnurrbart bei einer goldgestickten Uniform zu tragen (auf den Südseeinseln zieht man noch unbefangener Weise einen englischen Frack auf den blossen Leib), so er- muthigt sich die schwächste Seele, ergreift Partei in der ernsten liebensfrage, und der anmuthige Gedanke, der in der Stände- versammlung nur ein Lächeln erregte, entzweit die verschieden Denkenden im bitteren Ernste. Seit dem 7. December v. J. herrscht eine Spannung zwischen dem Militär und den Bürgern, die nicht leicht ausbleiben konnte. Wer sie absichtlich nährt, ladet eine grosse Verant- wortlickkeit auf sich. Es steht zu hoffen, dass diese Spannung BBRICHT OrRR DIR LAND8T1NDB IN HBSSBir. 629 nach und nach prlischt; es giebt zu viel wubldenkende, dem Vaterlande aufrichtig ergebene Officiere, al« daMt n'w nicht zur Milderung derHclben beitragen sollten. Auf der anderen Seite werden die HOrger, zumal wenn der Gerechtigkeit in dieser Sache Genüge gethau ist, den Verstand Ober ihr Gefühl herr- 8chen laäMen und einseben, dass dem MilitAr nur Gehorsam, nicht eine Beurtheilung des empfangenen Befehls zustand. Dm Verdienst der Hürgergarde, welche in richtiger Anwendung dem Lande von ent»chicdeneni Nutzen sein kann und in der Thai schon gewesen ist, wird man nicht nach der Fftbigkeit, ins Feld zu rücken und das stehende Heer zu vertreten, beurtheilen. Sie hat einen anderen, ebenfalls ehrenvollen Benif. Dies ist, oder wenn es bescheidener klingt, dies scheint mir die gegenwärtige Lage der Dinge zu sein. Die Wider- wÄrtigkeiten, mit welchen wir kämpfen, sind nicht der Art, dass die Hofinung, sie beseitigt zu sehen, aufgegeben werden mOsste. Hessen hat Äussere und innere Bedingungen der Wohlfahrt, die anderen Ländern fehlen; wir zählen bei dieser Hofinung nicht wenig auf den gesunden, praktischen Sinn, Redlichkeit und Vaterlandsliebe. Die Bürger von Cassel und ihr ehrenwerther Magistrat haben die heftigsten Bewegungen in die schützenden Schranken zurückzuft\hren gewusst und sind frei von den Grftueln geblieben, deren verruchte Erfindung von den Belgiern ausge- gangen ist. Möge dieser rühmliche Charakter auch in der Folge sich bewähren. 630 BERICHT ÜBER GESETZENTWÜRFE IN HESSEN. BERICHT ÜBER GESETZENTWÜRFE IN HESSEN. Hannoversche Zeitung. 1832. Fol. No. 39 (15. Februar) S. 190. Cassel, den 10. Februar. 190 A J_/ie erwartete landesherrliche Verordnung, wonach die Landstände am 10. April auseinandergehen sollen, ist in der gestrigen Sitzung vorgelesen worden. Gegen diese Massregel ist nichts einzuwenden, falls nur noch die Gesetze über die Pressfreiheit und die Nationalgarde auf natürlichen und ein- fachen Grundlagen zu Stande kommen. Diese freilich mangeln den beiden von der Regierung vorgelegten Entwürfen; sie leiden einmal an einem zu grossen Detail, wie es unsere von gesetz- geberischer Luft allzu erfüllte Zeit liebt, dann aber sind die darin zu Tage geförderten Bestimmungen der Art, dass die Linke immer wieder wegnimmt, was die Rechte gegeben hat. Pilger haben wohl das Gelübde gethan, nach zwei Schritten vorwärts wieder einen rückwärts zu machen, doch blieb immer der Trost, einen wenigstens auf diesem Wege gewonnen zu haben. Wir wissen aber nicht zu sagen, ob man hier in der That nur um einen Zoll würde weiter gekommen sein. Wer einigermassen Erfahrung hat und weiss, wie wenig von dem, was die Gesetzsammlungen unserer europäischen Staaten jähr- lich in dicken Bänden liefern, wirklich ins Leben tritt, auch da, wo kein Widerstreben herrscht, der kann im voraus, wenn er einen neuen Beitrag erblickt, schon einen Überschlag machen, wie viel davon wird zur Ausführung kommen. Dieser Schade wäre noch zu tragen; grösser ist der, dass immer ein Theil den anderen durch feinere Klugheit zu überbieten denkt und am Ende die einfachste Sache in ein« Maschine mit vielen Ge- wichten und Gegengewichten verwandelt wird, die einer be- ständigen Reparatur bedarf, wenn sie nicht jeden Augenblick stocken soll. BERICHT ÜIIER DIE BTBLLUNG DER REGIBRUKO. $81 BERICHT ÜBER DIE STELLUNG DER REGIERUNG Zu DEN LANDSTÄNDEN UND DEM ADEL IN HESSEN. Hannoversche Zeitung. 1882. Fol. No. 60 (den 10. Ifin). S. 808—909. CMael, deo 4. Märe. iJ'ie Eraennung des Präsidenten der Ständeversammlung, 80611 Herrn von Trott, Kum Vorstande des Justizministeriums muss •«inen wohlthätigen Eindruck machen. Er hat sich als einen durch Charakter, Einsicht und praktischen Blick tüchtigen Mann bewährt und es ist kein Zweifel, er wird in sein neues Verhältnis nur unter der Bedingung eingetreten sein, seine Grundsätze auch hier aufrecht erhalten zu können. Es wäre von unberechenbarem Nachtheile gewesen, wenn ein ständischer Verfassung und den davon abhängenden Einrichtungen nicht aufrichtig ergebenes Mitglied in das Ministerium gekommen wäre, das sich höchstens dazu verstanden hätte, den äusseren Schein zu wahren. Allein noch von einer anderen Seite scheint mir das Ereignis erfreulich; es bethätigt den ernstlichen Wunsch der Regierung, mit den Ständen ein vollkommenes Einverständ- nis (wie es denn überhaupt nie ernstlich ist getrübt worden), herzustellen. Diese gute Absicht verdient in ihrem ganzen Werthe anerkannt zu werden. Gleichfalls ist es mit Dank an- zunehmen, dass, wie es scheint, durch beiderseitiges Nachgeben und eine verständige Haltung in der Mitte, welche die wahre Lage der Dinge im Auge behält, man zu einer Einigung über die Pressfreiheit und die Einrichtung der Nationalgarde gelangt. Gehen die Landstände demnächst aus einander, so bleibt ihnen der Ruhm, ihre Aufgabe mit Ehre gelöst zu haben; das Gute, was sie gestiftet, wird sich bewähren; Irrthümer, und wo wäre ein menschliches Beginnen ohne Irrthum? wird gleicher Weise die Erfahrung ans Licht bringen und sie bei der nächsten Ver- ß32 BERICHT ÜBER DIE STELLUNG DER REGIERUNG. Sammlung zur Abhülfe bereit finden. Nur diejenigen, welche, landständischer Verfassung abgeneigt, Milde und Nachsicht nur für die absolute Regierungsform in Anspruch nehmen, glauben sich berechtigt, hier eine beispiellose TreflFlichkeit zu verlangen,, versichern, alles Gute wäre ohnehin geschehen und beklagea laut den Kostenaufwand, der sich etwa auf das beläuft, was ein Cavallerieregiment jährlich braucht, welches doch, wo keine Landstände die Steuern verwalten, ein einziger Federzug creiren kann. Wir insgesammt leiden an den Gebrechen unserer Zeit; Bescheidenheit thut mehr als je nöthig, aber das leere Polemi- siren, das an sich überaus leicht ist und dem nicht selten die Eitelkeit zum Grunde liegt, man sei im Stande, das Alles besser zu machen, ist das Allerverderblichste; denn es tritt auf die Keime, die redlicher und ehrlicher Wille legt. Je unbefangener und freier die Gerechtigkeit ist, mit welcher die Regierung verfahren wird, desto stärker und kräftiger kann sie auftreten. Stark und kräftig aber soll die Regierung sein. Es ist gewiss, in jeder Umwälzung liegt ein Unglück; und die naturgemässen Folgen konnten auch in Hessen nicht ausbleiben.. Aber die Wahrheit verlangt die Anerkenntnis, dass die Revolution nicht in dem Augenblicke begann, wo der hart gespannte Bogen endlich sprang, ein Augenblick, vor dem jeden, der die Ge- schichte kennt, schaudert; sie begann, als eine wohlgefällige und übermüthige Schlechtigkeit sich erhob. Sie dauerte eine Reihe von Jahren, in welchen sich diese Schlechtigkeit immer breiter machte, mit Consequenz das sittliche und religiöse Leben anfeindete und die Freiheit immer enger zusammenschnürte. Als jener Augenblick kam, wollte kein Pfeiler mehr halten, aber niemand glaube, sie wären umgestürzt, wenn sie vorher nicht wären untergraben worden. Nachdem es zum Bruche gekommen war, zeigten sich die Spuren der sittlichen Erschlafi'ung ; der Pöbel versuchte an einigen Orten, ob er nach der Gewalt greifen könne; die Macht der Autorität war gelähmt, aber der rechtliche Sinn des Volkes behielt noch die Oberhand. Jetzt ist es doppelte Pflicht der Regierung, von ihrem Rechte keine Linie zurückzuweichen, jeder Anmassung mit Kraft und ohne Zaudern entgegenzutreten, jede Unordnung, von welcher Seite BBRiciiT Ober die htkllung ubr kbgiekung. 68$ sie komme, ohne weichliche Nachsicht zu »trafen; hfirt und be» willigt »ie ebenso rasch jede gerechte und hillige Forderung« so wird der Kraft auch schnell das Vertrauen zuwachsen. Eine solche rühmli<;he UnabliAugigkeit, soll sie hest(;heu, so darf kein(>ni Stande geschmeichelt werden, keinem ein Vor- zug eingeräumt, (ierade in doppeltem Masse wird sich, WM dem einen voraus gewährt, als Ilasa bei dem Zurückgestellten M0A ansetzen. Hass aber, der alle anderen Gefühle bald überflügelt, zerstört mehr als alles andere das ruhige und gedeihliche Lel)en eines Staates, das auf der inneren Gesinnung der Menschen be* ruht, nicht auf Bajonetten, ob sie nun das stehende Heer oder die Nationalgarde trägt. Diese Lehre hat nicht bloss die Ge- schichte der letzten Zeit gegeben. Zu wünschen ■ wäre z. B. nicht, dass das Militär wieder die Stellung einnähme, die ihm in der westiUlischen Zeit von oben zugetheilt wurde und wo- nach wohl hi<>r und da eine Sehnsucht mag übrig geblieben sein. Von allen anderen Gründen abgesehen, muss schon die Betrachtung davon abrathen, dass sie sich damals auf Napoleon und sein System stützte, und das war, so lange es bestand, eine feste Stütze. Es bedurfte eines Gegensatzes; unsere Zeit wünscht, und ich glaube mit Recht, ihn, soweit es möglich ist, zu mildern. Man darf erwarten, dass auch der Adel sein natürliches Verhältnis richtig beurtheilen werde. Unter der hessischen Ritterschaft befindet sich eine Anzahl ehrenwerther Männer, die, wenn sie auf ihren Gütern gelebt, wohlthätig auf die Land- leute gewirkt und ihnen mit Milde, selbst mit Aufopferung Bei- stand geleistet; in öffentlicher Thätigkeit haben sie oft mit auf- richtiger Vaterlandsliebe das Wohl des Ganzen ohne kleinliche Rücksichten gefördert. Sie haben mehr als andere Gelegenheit, den Zustand des Landes und seine Bedürfnisse kennen zu lernen, und gibt, was freilich immer weniger vorkommt, eigenes Ver- mögen eine glückliche Unabhängigkeit, so gewährt dieser Um- stand ihnen als Staatsdienern noch einen Vorzug. Wer sollte die Erhaltung dieses Verhältnisses nicht wünschen und eine Rücksicht in Besetzung höherer Stellen auf solche Männer, wenn sie in Hinsicht auf Ausbildung und Talente mit anderen in 634 BERICHT ÜBER DIE STELLUNG DER REGIERUNG. gleicher Linie stehen, nicht natürlich finden? Despotische Re» genten haben nicht selten den Adel ihres Landes zurückgesetzt und zu Ministern ganz von ihrer Gunst abhängige Männer selbst aus dem Auslande herbeigezogen. Die Zahl jener Adlichen, die zugleich vermögende Gutsbesitzer sind, der eigentlichen Barone, ist übrigens nicht gross, so dass durch sie ein aus- schliessendes Vorrecht könnte begründet werden. Denn als Regel kann doch nur gelten, dass die Regierung von der Aristokratie der geistigen und wissenschaftlichen Ausbildung, der höheren Fähigkeiten umgeben sei, eine Regel, die sich ohnehin von selbst, zumal bei der jetzigen Organisation der Verwaltung, in den meisten deutschen Ländern eingeführt hat. In kleineren Staaten, die keinen mächtigen hohen Adel wie etwa Österreich besitzen, ist ohnehin der Gegensatz von geringerer Bedeutung. Was aber den übrigen Adel, namentlich den neueren, unbe- güterten Briefadel betrifiit, so wüsste ich für diesen einen be- gründeten Vorzug nicht ausfindig zu machen. Man beruft sich oft auf das Mittelalter und die Herrlichkeit seines Adels; was würde jene gerühmte Zeit sagen, wenn sie diese ganze un- geschichtliche, das wahre Verhältnis zerstörende Erfindung des modernen Adels in seiner jetzigen Ausbreitung erblickte? Wel- cher eigenthümliche Beruf, welche besondere, anderen un- erreichbare Stellung wird durch das Recht begründet, seinen Namen etwas weitläufiger zu schreiben? Wie oft ist dieses Recht aus leerer Eitelkeit gesucht und auf gewöhnlichen Wegen erlangt worden! Bekenner mosaischen Glaubens haben es em- pfangen, ausgezeichnete Bürgerliche nicht selten abgelehnt. Will man hier von einer angeborenen edleren Gesinnung, von höherem Sinne, sorgfaltigerer Erziehung im Ernste reden? Ich glaube den Zustand der Bildung in Hessen zu kennen: es besteht kein geistiger Unterschied zwischen dem Adlichen und dem gebildeten Bürgerlichen, Erziehung, Lebensweise, geistige Richtung ist die- selbe, und will man Kunst und Wissenschaft als einen Massstab gelten lassen, was denn so gar unvernünftig nicht ist, so kann die eben erschienene Hessische Künstler- und Gelehrten - Geschichte von Justi, welche den Etat der gegenwärtigen Zeit aufstellt, leicht darthun, auf welcher Seite das Übergewicht ist. SCHllIFTENVERZEICIINIS UND REGISTER. CHRONOLOGISCHES VERZEICHNIS DER SCHRIFTEN WILHELM GRIMMS. I. SELBSTÄNDIG ERSCHIENENE BÜCHER. Altdfinische Heldenlieder, Balladen und Mfirchen, fiberaetzt von "Wilhelm Carl Grimm. Heidelberg bey Mohr und Zimmer. 1811. XL und 546 S. 8. [Die Titel ist in Kupfer gestochen, ähnlich wie zu Des Knaben Wunderhoni, dessen vierten Theil das Buch nach Arnims Wunsch bilden sollte, und trägt das Motte: Reverere gloriam veterem.] Die Einleitung und den Anhang s. Bd I 176 — 200 und 200—211. (Mit Jacob Grimm nur die erste Auflage, s. oben Bd II 506.) Kinder- und Hausmärchen. Gesammelt durch die Bruder Grimm. Berlin in der Realachulbuchhandlung. [Erster Band] 1812. 8» Wid- mung: An I die Frau | Elisabeth von Aniim | für ( den kleinen | Jo- hannes Freimund. Vorrede, Cassel am 18. October 1812, V — XXVIIT (s. Bdl 320 — 828) und 388 S. nebst Anhang von LXX S. NB. 8. LXI — LXX sind erst mit Bd 11 ausgegeben worden. Zweiter Band. 1815. Vorrede, Cassel am 30. September 1814*) III — XVI (s. Bd I 828—332) und 298 S. nebst Anhang von LI S. 2. vermehrte und verbesserte Aufl. Mit [je] zwey Kupfern. Berlin. Gedruckt und verlegt bei G. Reimer. 1819. 12". Erster Band. Widmung wie bei der 1. Aufl. Vorrede V — XX, Einleitung: Über das Wesen der Märchen XXI— LIV(8. Bdl 333— 358), Inhalt LV—LVI und 440S. ZweiterBand. Einleitung: Kinderwesen und Kiiulersitton. Kinderglauben HI — LXVIII (s. Bdl 359— 404), Inhalt LXXI — LXXI und 304 S. [Der Anhang wird von W. Grimm erweitert:] Dritter Band. 2. venn. und verb. Aufl. Berlin 1822. VI und 441 S. 8. vermehrte und verbesserte Aufl. Grosse Ausgabe. Mit [je] zwey Kupfern. Gottingen, bey Dieterich. 1837. 120.*») Bd I. Widmung aus Gottingen am 15. Mai 1837: An 4ie Frau Bettiiu» von Anum (s. Bd I 317—318), XXVHI und 513 S. ^ •) .Incob war am 27. September 1814 bereits in Wien eingotroffeo, A. Jugendbriofo S. 3ö'2. ••) Vgl. Bd II 472. g38 SCHRIFTENVERZEICHNIS. Bd n VI und 385 S. [die Einleitungen der 2. Aufl. sind weggelassen^ s. Bd II 472]. 4. vermehrte Ausgabe. 1841. Bd I Widmung aus Cassel am 17. September 1840: An die Frau Bettina von Arnim (s. Bd I 318—319), XXVII und 513 S. Bd II VI und 417 S. 5. verm. Ausg. 1843. Bd I Widmung aus Berlin im Frühjahr 1843: An die Frau Bettina von Arnim (s. Bd I 319), XXXIV und 514 S. Bd H VIII und 531 S. 6. verm. und verb. Aufl. 1850. Bd I mit der Wid- mung der 3., 4. und 5. Aufl. XXVI und 501 S. Bd II VI und 562 S. Bandm. 3. Aufl. 1856. IV und 418 S. 7. Aufl. 1857. Bd I XXIV und 431 S. Bd II VI und 482 S. 8. unveränd. Aufl. [besorgt von Herman Grimm] 1864. 9. [Stereotyp-]Aufl. in einem Bande. Berlin, Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung) 1870. 8°. XX und 704 S. 10. Aufl. 1872. 11. Aufl. 1872. 12. Aufl. 1873. 13. Aufl. 1875. 14. Aufl. 1876. 15. Aufl. 1877. 16. Aufl. 1879. 17. Aufl. 1880. 18. Aufl. 1882. 19. Aufl. 1884. 20. Aufl. 1885. 21. Aufl. 1886.. 8°. Kleine Ausgabe. Berlin 1825. 2. verb. Aufl. 1833. 3. Aufl. 1836. 4. Aufl. 1839. 5. Aufl. 1841. 6. Aufl. 1844. 7. Aufl. 1847. 8. Aufl. 1850. 9. Aufl. 1853. 10. Aufl. 1858. 11. Aufl. [besorgt von Herman Grimm] 1864. 12. Aufl. Berlin, Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung 1867. 13. Aufl. 1868. 14. Aufl. 1869. 15. Aufl. 1870. 16. Aufl. 1871. 17. Aufl. 1872. 18. Aufl. 1873. 19. Aufl. 1873. 20. Aufl. 1874. 21. Aufl. 1875. 22. Aufl. 1875. 23. Aufl. 1876. 24. Aufl. 1877. 25. Aufl. 1878. 26. Aufl. 1879. 27. Aufl. 1880. 28. Aufl. 1880. 29. Aufl. 1882. 30. Aufl. 1883. 31. Aufl. 1883. 32. Aufl. 1884. 33. Aufl. 1885. 34. Aufl. 1886. 35. Aufl. 1887 und 36. Aufl. 1887. teils gr. 8», teils kl. 8°. Übersetzungen (s. 7. Aufl. S. XVII f.)*), meist in Auswahl: Ins Dänische von Hegermann-Lindencrone, Borne-Eventyr, Kopenhagen 1820; von C. Molbech, Julegave for Born, Kopenhagen 1835—1839 und Udvalgte Eventyr og Fortacllinger, Kopenhagen 1843'; von J. F. Lindencrone in Dansk Laesebog for Tydske af Frederik Bresemann, 2. Aufl., 1843, S. 123 — 133; ins Schwedische in Reuterdahls Jul- läsning för barn; ins Norwegische von Peter Christian Asbjörnsen, Udvalgte Eventyr af Jac. og Wilh. Grimm, Christiania 1841, 16^^ anonym erschienen, und seit 1864 wiederholt unbefugter Weise ohne Jahr als Udvalgte Eventyr af Bredrene Grimm nachgedruckt; ins Holländische: Sprookjesboek vor Kinderen, Amsterdam 1820, und Volkssprookjes. Geillustreed met fraaije gravures. (Uit het hoogd.) Rotterdam 1865; ins Englische von Edgar Taylor zuerst anonym unter dem Titel: German Populär Stories, collected by the Brothers *) Für die Übersetzungen hat mir Reinhold Köhler in bekannter freund- licher Weise wiederholt dankenswerthe Mittheilungen gemacht. SCHRIFTEN VKHZKI0IINI8. 039 Grimm, mit IlIuMtratioiien \'oii G. CruikMliank, 2 voll., London 18S3— Sft. H^, wiederholt neu Hufgelef^t, zuletzt unter dem Titel: (ierman Popolar StorieH. With Illu.HtratioiiM ufter the Ori^inul I)efii|;nM of Georg« CniikHliHiik. Kdited hy Kd^ar Tiiylor, with Introduetion by John Ruflkiii, M. A. London, J. V. Hotten, ohne JuhreMZuhl (IMG»). K« (entbAlC f)? Mfirchen); von John Kdward Taylor unter dem Titel: Tho Fairy Riiij^: a new Collei-tion of Populär Talen traiiftlated from the (Jerman of Jacob and Wilhelm (irinnn. London IK40, mit Kupfi-ni von Hielmrd Doyle; Grinuirn Household SturivM newiy traiiMlated with IlluMtratiuns l>y Wehnert. 2 voll. London 1K.')G. 8"; IIouHehold Storieit fnim tliu Collection of the Hrothern (irinun. Tratmlated by Lucy Craiie, and done into Pi('ture.H by Walter Crane. London, Marmillan A Co. 1HH2. 8"; Grimm'M Household Tales, with th«? Author'ii Note«, tran»- lated from the Germar« and edited by Margar«>t Hunt. With an In- troduetion by Andrew Lang. M. A. 2 voll. London, G. Bell & Sons. 1884. 8" (enthält alle .Märchen und die Anmerkungen de» HL Bde«. Vgl. The Athenicum vom 17. Januar 1885 p. 80, The Academy vom 31. Januar 1885 p. 74); ins Französische: Conte» choisiM de Grimm traduitA par F. t'. Gerard. Paris 1830; Contes de la famille par le» frerefl Grimm, tradiiits de TAllemand pnr N. Martin et Pitre-Chevalier. Paris, J. Renouard & Cie., ohne Jahreszahl (184(5) (enthfilt 4 1 Mfirchen); Conti?» choisis des freres Cirimm. traduits de rAllemnnd par Fred«'ric Baudry et illustre» de 40 vignettes par Hertall. Paris, L. Hacbette et C**- 1859. 8° (enthält 40 .Märchen); in» Armenische sind Iß Mfirchen au» dem Französischen (Haudry»?) von Ter Esal Grigorianta (St. Petersburj» 18t)4) übersetzt worden. (Mit Jacob Grimm.) Die beiden ältesten deutschen Gedichte aus dem achten Jahrhundert: Das Lied von Hildebrand und Hadubrand und das Weissenbnuuier Gebet zum erstenmal in ihrem Metnm» dar- gestellt und herausgegeben durch die BriUb'r Grimm. Cassel l>ei Thurneissen, 1812. 90 S. 4». Drei altschottische Lieder in Original und Übersetzung aus den neuen Sammlungen. Nebst einem Sendsehreiben an Herrn Professor F. D. Grater von W. C Grimm. Angehängt sind Zusätze ifnd Ver- besserungen zu den altdäni.schen Heldenliedern, Bulladen und Märchen. Heidelberg, bey Mohr und Zimmer. 1813. 56 S. 8«. S. die Lieder Bd I 228—233, das Sendschreiben Bd H 104—136. (Mit Jacob Grimm.) Altdeutsche Wälder herausg^eben durch die Brüder Grimm. Erster Band. Cassel, bei Thurneissen, 1813. VI und 330 S. Zweiter Band. Frankfurt, bei Bernhard Körner. 1815. 288 S. Dritter Band. I81<;. 2H4 S. 80. Vgl. unten S. 648. Daraus erschien als Separatabdruck: Die goldene Schmiede von Conrad von Wurzburg. Aus Gothaischen Handschriften herausgegeben ß^Q SCHRIFTENVERZEICHNIS. und erklärt von Wilhelm Carl Grimm. Frankfurt a. M. bei Körner. 1816. 96 S. 80. Vgl. S. 639. (Mit Jacob Grimm.) Der arme Heinrich von Hartmann von der Aue. Aus der Straszburgischen und Vatikanischen Handschrift heraus- gegeben und erklärt durch die Brüder Grimm. Berlin, 1815. In der Eealschulbuchhandlung. 224 S. 8". Vorrede s. Bd H 505. (Mit Jacob Grimm.) Lieder der alten Edda. Aus der Hand- schrift herausgegeben und erklärt durch die Brüder Grimm. Erster Band. Berlin, im Verlage der Realschulbuchhandlung. 1815. VHI und 287 S. 8". [Die Übersetzungen neu herausgegeben durch Dr. Julius HofFory. Zum 4. Januar 1885. Berlin, G.Reimer. 1885.] (Mit Jacob Grimm.) Deutsche Sagen. Herausgegeben von den Brüdern Grimm. Berlin, in der Nicolaischen Buchhandlung, [Erster Theil] 1816. XXXVI und 464 S. Zweiter Theil 1818. XX und 380 S. 8". 2. Auflage [besorgt von Herman Grimm]. Mit einer Ab- bildung der Sage nach WvKaulbach. 1865. 1866. 8«. Ins Dänische übersetzt: Grimm Folkeeventyr oversatte af Linden- crone. Kopenhagen 1824. Ins Französische übersetzt u. d. T. : Les Veillees AUemandes, mit einer Einleitung von L'Heritier (de l'Ain). 2 Bde. Paris, Imprimerie de M-^^ Huzard, 1838. 8°. Traditions allemandes, recueillies et publiees par les freres Grimm, traduits par M. Theil. Paris, A. Levavasseur et C'% 1838. 2 voll. 8°. [Vgl. jBd II 472.] Ueber deutsche Runen. Von Wilhelm Carl Grimm. Mit eilf Kupfertafeln. Göttingen, bei Dieterich.' 1821. 327 S. kl. 8". (Mit Jacob Grimm.) Irische Elfenmärchen. Uebersetzt von den Brüdern Grimm. Leipzig Friedrich Fleischer. 1825. CXXVI und 234 S. kl. 8^. Vom Original: Fairy Legends and Traditions of the South of Ireland London 1825 erschienen 1828 Bd II und III; im letzten hat der Herausgeber T. Crofton Croker die Abhandlung über die Elfen von Wilhelm Grimm (= Bd I 405 — 490) ins Englische über- setzt mit weiteren litterarischen Nachweisungen von demselben, vgl. Kinder- und Hausmärchen III^ 355/6 und unten S. 653. Zur Literatur der Runen. Nebst Mittheilung runischer Alphabete und gothischer Fragmente aus Handschriften. Separatdruck (Wien 1828. 8".), vgl. unten Wiener Jahrbücher der Literatur S. 656. S. Bdlll 85—131. Gräve Ruodolf herausgegeben von Wilhelm Grimm. Göttingeu in der Dieterichschen Buchhandlung. 1828. 7 Bogen 4". Zweite Aus- gabe 1844. 54 und 28 S. Fol. Bruchstücke aus einem Gedichte von Assundin. Separatdruck (Lemgo 1829. 8".), vgl. unten Archiv für Geschichte usw. West- phalens S. 656. 8CHRIFTKNTRRZRICHKI8. 641 Die deutsche Huldensage von Wilhelm Orimm. OAttingen, in der DieterichHchen Buchhandlung. 1829. VI und 425 8. Zweita vermehrte und verbougerte Aujtgabe, besorgt ron K. MflUenhoff. Berlin 1867, 80. De Hildobratido untiquissimi earroiniB tuutonici frtgmetituni fdidit Oiiilclnius Grirnm. Oottingae. Somtibus editori«. MDCCCXXX. b Rlfitter in Fol. VridHiik»«« Bescheidenheit von Wilhelm Orimm. GAttingen in der Dieterichschen Buchhandlung. 1834. CXXX und 438 8. Zweit« Ausgabe 1860. 8o. Der Ro9onf»nrto von Wilhelm Grimm. Göttingen, in der Ditti- richschen Buchhandlung. 1836. (VIII und) LXXXIV und 94 S. H». Ruolandes liet von Wilhelm Grimm. Mit einem Facsimile und den Bildern der pfälzischen Handschrift. Gottingun. in der Dieterich« scheu Buchhandlung. 1838. (6 Bl. und) CXXVIII und 346 S. S». Die Steindrucktafeln besonders in Fol. Wernher vom Niedorrhein von Wilhelm Grimm. G5ttingen, Dieterichsche Buchhandlung. 1839. VIII und 90 8. 8^. Konrads von Würzburg Goldene Schmiede von Wilhelm Grimm Berlin. Verlag von Karl J. Kiemann 1840 LIII und 172.S. 8«. Dazu vgl. S. 639.. Konrads von Wurzburg Silvester von Wilhelm Grimm. Göttingen Dieterichsche Buchhundlung 1841 XX und 169 S. S». üeber Freidank. Zweiter Nachtrag von Wilh. Grimm. Göttingen, bei Dieterich 1 855. 1 9 S. 4» (s. Bd IV 98— 1 1 6). — Die einzelnen akade- mischen Abhandlungen vgl. unten S. 658. (Mit Jacob Grimm.) Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Erster Band A — Biermolke Leipzig Verlag von S. Hirzel. 1854. I— LXVIII Vorrede (Berlin 2 merz 1854 J. O.) und LXIX — XCII Nhd. Quellenverzeichnis und 1824 Sp. — Zweiter Band Biermörder— D 1860. I— VI Vorrede (Berlin 6. Februar 1860 J. G.) und VII— XVIII Zweites nhd. Quellen Verzeichnis und 1776 Sp. — Dritter Band E— Forsche 1862. I— VIII Drittes nhd. Qu.-V. und 1904 Sp. — Vierten Bandes erste Abtheilung. Erste Hfilfte Forschel— Gefolgsmann. Bearbeitet von Jacob Grimm, Karl Weigand und Rudolf llildebrand. 1878. 2152Sp. Zweite Hälfte. Bearbeitet von Rudolf Hilde- brund. 1. — 7. Lieferung (Gefoppe — genug) 1879 — 1886 (die 8. Liefe- rung ist unter der Presse). — Vierten Bandes zweite Abtheilung H IJ (H— juzen). Bearbeitet von Moriz Heyne. 1877. Vorwort und 'J408 Sp. — Fünfter Band K (K — K)Tie eleison). Bearbeitet von Dr. Rudolf Hildebrand. 1873. I—X Vorrede und XI — LH Nhd. Qu.-V. zum fünften Bande und 2916 Sp. — Sechster Band LM ( L — mjrthisch). W. OBI.MM, KL. 8CHKII''TKM. IV. 41 g42 SCHRIFTENVERZEICHNIS. Bearbeitet von Dr. Moriz Heyne. 1885. III Vorrede und IV— VI! Nhd. Qu.-V. zum sechsten Bande und 2848 Sp. — Siebenter Band N O P Q, Bearbeitet von Dr. M. Lexer. 1. — 8. Lieferung (N — Pelzflatterer) 1881 — 1886 (die 9. Lieferung ist unter der Presse). — Achter Band R. Bearbeitet von Dr. M. Heyne. 1. — 2. Lieferung (R — Recht) 1886 (die 3. Lieferung ist unter der Presse). — Zwölfter Band V. Bearbeitet von Dr. E. Wülcker. 1. Lieferung (V — verdammen) 1886 (die 2. Lieferung ist unter der Presse), kl. Fol. n. ABHANDLUNGEN, ÜBERSETZUNGEN, RECENSIONEN, BERICHTE, VORREDEN, ANKÜNDIGUNGEN, ENTGEGNUNGEN. — BIOGRAPHISCHES. Neuer literarischer Anzeiger. Herausgegeben von Chr. v. Are- tin in München. 4. Jahrgang II (1807). Bd II N. 21. (26. May 1807) S. 334—336. Einige Bemerkungen zu dem altdeutschen Roman Wilhelm von Oranse. Wilhelm Carl Grimm. S. Bd I 31—34. Bd ni N. 30. (28. July 1807) S. 477—478. Ueber die Origi- nalität des Nibelungen- Lieds und des Heldenbuchs. [Mit Zusatz von B. D(ocen)]. W. C. G— m. S. Bd I 34—35. N. 47. (24. Nov. 1807) -S. 737—746. Beitrag zu einem Verzeich- niss der Dichter des Mittelalters. [Zu S. 738 vgl. die Verbesserung in N. 48 S. 768, zu S. 741 die Bern, der Red. in N. 49 S. 784.] Wilhelm Carl Grimm. S. Bd I 36—45. N. 50. (15. Dec. 1807) S. 797 — 798. Ueber einige unbekannte Ausgaben von Salomon und Markolf. W. C. Grimm. S. Bd I 45 — 47. Trost Einsamkeit, alte und neue Sagen und Wahrsagungen, Geschichten und Gedichte. (Zeitung für Einsiedler.) Heraus- gegeben von Ludwig Achim von Aj-nim. Heidelberg bey Mohr und Zimmer 1808. 4". [Neudruck besorgt durch Frid. Pfaff. Freiburg u. Tübingen 1883. 8".] (20) April-Heft. Stück 6. S. 47 — 48. Des Löwen und König Dieterichs Kampf mit dem Lindwurm. Altes deutsches Lied aus dem Kreise des Heldenbuchs und der Nibelungen, aus dem Dänischen übersetzt von Wilhelm Grimm in Cassel. [Verändert in den Alt- dänischen Heldenliedern, Balladen und Märchen. 1811. Helden- lieder 11 S. 13—17.] (7) May-Heft. St. 11. S. 81 — 82. Romanze. Aus dem Dänischen von Wilhelm Grimm. [Verändert in AH. Balladen und Märchen 14. Die Ehren-Geschenke. S. 116—117.] (15) Juny-Heft. St. 22. S. 176. Die Meerfrau. Aus dem Dä- nischen von Wilhelm Grimm. [Vgl. AH. Balladen und Märchen 85. SCHKirrKNVERZSICHNIS. Q43 Kuiiigiii Duf;;mur. III. Prophezeihung de» Schickitals. S. 344— 3 16. Hinter jeder Zt'ilu Miiid nbweehiitflnd folgende R«5frainM «ingenchob«!!: >Diu Meerfrau tanzet auf der Flure und meitt variirt »Weil si« nicht that seinen Willen«.] (18) Juny-Heft. St. 23. 8. 182 — 184. Da« Lied von der Fnia Grimhild. Aus dem Dänischen von Wilhelm Grimm. [Verftndert und erweitert in AH. Heldenlieder I. 1. 8. 3 — 6; vgl. Daub und CretuMrs Studien IV 270—274.] St 23. S. 184. Mimmering Tand. Aus dem DAu. von Wilhelm Grimm. [ Verfindert in AH. Heldenlieder XIII. M. der Degen 8.63— 68.] (12) July-Heft. St. .'^O. S. 237—240. Des Riesen Langbein and Wittich Wielands Sohn Kampf. Aus dem Dftu. von Wilhelm Grimm. [Verfindert in AH. Heldenlieder III. Kampf zwischen dem Riesen Laugbein und Vidrich Verlands Sohn. S. 17 — 23.] Studien. Herausgegeben von Carl Daub und Friedrich Creazer. Heidelberg, bey Mohr und Zimmer. 8°. Bd IV (1808) S. 75—121. 216-288. Ueber die Entstehung der altdeutschen Poesie und ihr Verhfiltniss zu der nordischen. Von W. C. Grimm. S. Bd I 92—170. HoldelherRlHche Jahrbilcher der Literatur. Fünfte Ab- theilung. Philologie, Hintorie, schüue Literatur und KunMt. 8<>. Jahrgang II (1809) Bd I Heft 4 und 5. S. 179—189. 238—258. Der Nibelungen Lied, herausgegeben durch Friedrich Heinrich von der Hngen. Berlin 1807. Im Verzeichnis: Grimm. S. Bd 1 61 — 91. Bd II Heft 11. S. 121 — 129. (Mit A. v. Arnim.) Sigurd der Schlangentödter. Ein Heldejispiel in sechs Abentheuren von Friedrich Baron de la Motte Fouque. .Berlin 1808. — anonym.*) S. Bd I 237—244. Bd II Heft 13. *S. 210 — 222. Einleitung zum Herzog Ernst [wohl Beitrag zu J. Grimms Recension von F. H. v. d. Hagen und J. G. Büsching, Deutsche Gedichte des Mittelalters. Bd I Berlin 1808. 8. J. Grimm Bd IV 34— 43.**)]. Jahrg. III (1810) Bd I Hell 6 S. 282 — 283. Arius multisdos *) Vgl. den Brief W. Grimms an Jacob vom 18. Sept. 1809 in den Jugendbriefen S. 170 und den Arnims an W. Grimm vom 2. August 1809. S.Bdl 242 A. ••) J. Gr. schreibt in den Jugendbriefon S. 196 an W. am 24. Nov. 1809: »Deine Reconsion über Herzog Ernst ist nun gedruckt« und Fr. Creazer an Görros am 23. März 1809: »Die Grimms schreiben fleissig und haben diese Woche eine lange gründliche Recension der . . . deutschen G^edichte des Mittel- alters geliefert«. 41* ß44 SCHRIFTENVERZEICHNIS. primus Islandorum historicus. Monographia auctore Mag. Erico Christiano WerlauflF. Hafniae, 1808. — anonym*). S. Bd I 511—512. Bd II Heft 14. S. 285—290. Der Goldfaden, eine schöne alte Geschichte. Wieder herausgegeben von Clemens Brentano. Heidel- berg 1809. — anonym*). S. Bd I 261-265. Bd II Heft 16. S. 374— .S83. Armuth, Reichthum, Schuld und Busse der Gräfin Dolores. Von Ludwig Achim von Arnim. Berlin 1810. — anonym; im Verz. steht: Von GVm. [= "W— m Gr.] S. Bd I 289—297. Intelligenzblatt III S. 9 — 1 1. (Mit C. Brentano und A. v. Arnim.) Ankündigung: Altdänische Helden-Gesänge, Liebeslieder und Märchen, übersetzt von "Wilhelm Carl Grimm. Heidelberg bey Mohr und Zimmer. S. Bd I 173—175. Heidelbergische Jahrbücher der Literatur. 8". Jahrg. IV (1811) Bdl N. 9. S. 143 — 144. Aage og Else, en gammel Ballade, udgivet af Professor og Ridder af Dannebrog K. L. Rahbek; som Pröve No. 2 paa den ny Skikkelse, hvori Abra- hamson, Nyerup og Rahbek agte at udgive den saa kaldte Kjempe- visebog. Kiöbenhavn, 1810. 80. — anonym**). S.Bd II 12—13. Bd I N. 24 S. 369—381. Axel Thordsen og Skjön Valborg, en norsk Ballade, med Anmärkninger af R. Nyerup; som Pröwe paa den ny Skikkelse, hvori Abrahamson, Rahbek, og Nyerup agte at udgive den saa kaldte Kjempe Visebog. Kiöbenhavn, 1809. — anonym; im Terz.: Von W. C. Grimm. S. Bd II 1—12. Bd II N. 49. 50. S. 774—794. 1) Ueber die Aechtheit der Asa- lehre und den Werth der Snorroischen Edda. Von P. E. Müller, übersetzt von L.C.Sander, Kopenhagen 1811. 2) Om Edda. Von Nyerup, Prof. (det skandinaviske Litteraturselskabs Skrifter. 1807. in 113—191. Geschrieben im Februar 1808). 3) Edda eller Skan- dinavernes hedenske Gudeläre. Oversat ved R. Nyerup. Kiöbenhavn, 1808. W.C.Grimm. S. Bd II 14— 32. Intelligenzblatt VIII. S. 57 — 58. (Mit Jacob Grimm.) An- kündigung (einer Sammlung altnordischer Sagen). Cassel 11. Febr. 1811. Wilhelm Carl Grimm und Jacob Grimm. S. Bd II 493—495. Jahrg. V (1812) Bd II N. 45. S. 705—713. Heldengesang vom Zuge gegen die Polowzer, des Fürsten vom sewerischen Nowgorod Igor Swätslawlitsch, geschrieben in altrussischer Sprache gegen das Ende des zwölften Jahrhunderts. In die deutsche Sprache treu über- tragen von Joseph Müller. Prag 1811. W. C. G. S. Bd II 33—41. •) Brieflich belegt. **) Aus Conjektur W. Grimm beigelegt. Vgl. das Citat Bd III 40. SCHRIK'msVKUZEirilKI«. ^5 B(l II N. 53. S. Sii.i >J.l D.r Ihl.liii Hurh. H«'rMiiftß«'(;»bt'n durch Kriodrich Heinrich vom d.r lia^fii. Kntter Hmid. Berlin iHll. W. C. Oriinm. S. Bd II 41—51. Bd II N. ftS 8. 913 — 928. N. 64 S. 1002—1008. (Der leUl« Ahnntz ist von A. v. Arnim.) Di» nchßne Litteratnr DeutAcbUnda während deM achtzehnten Jahrhundertit. Durge»tcllt von Franc Hörn. Berlin und Stettin 1812. GVmr. [W— m (ir.J. S. Bd I 266— 28H.*) Bd II N. 61. 62 S. 961— 9Ht. Die Edd«, nebat einer Einleitung nber nordiHcho Poesie und Mythologie und einem Anhnng fiber die lufiturische Litterutur der Isländer. Von Frirdriih HüIih. Berlin IHI2. W. C. Grimm. S. Bd II 80—99. Jahrg. VI (1H13) IntelUgenxblatt 11 ». lu— 13. Antwort 1. - K.- censenten auf die Antikritik des Herrn Prof. D. Fr. Ktili-< m d'T Hallischen Allgem. Lit.-Zeit. 1812 No. 318 gegen die Recension »«•■iii*-s Buchs über die Edda in den Heidelberger Jahrb. 1812.. Oct. N. 61. ♦;2 (= Bd II 80—99). Cassel im Januar 181S. W. C. Grimm. S. Bd II 100-103. Intelligenzblutt II 8. 1(>. (Mit Jacob Grimm.) Ankfindigung der Altdeutschen Wälder. Thurneissen in Ca«Bel. S. Bd II 601 — 502. Dazu Litterarische Anzeige über die Fortsetzung. Frankfurt a. M., im November 1814. Bernhard Kömer. S. Bd II 502—503. Intelligenzblatt XII 8. 105 — 106. (Mit Jacob Grimm.) AnfruC Vraenunieration zum Besten der Hessischen Fre}'willigen. Cassel am 20. Deceniber (1813). J. Grimm. W. C. Grimm. 8. Bd II 504. Dazu Vorrede zum Armen Heinrich, s. Bd II 505. Jahrg. VII (1814) Bd I N. 14. 15. 8. 209—223. 225-228. Über den Ursprung der inländischen Poesie aus der angelsächsischen. Nebftt vermischten Bemerkungen über die nordische Dichtkunst und Mytho- logie. Ein nothwendiger Nachtrag zu seinen neuesten Untersuchungen von Fr. Rühs. 1813. (Hinzugefügt sind der Recension Bemerkungen zu der Kühsischen Übersetzung der Edda.) W. C. Grimm. S. Bd 11 137 — 154. Jahrg. VIII (1815) Intelligenzblatt VI. S. 55 — 57. Bemerkung zu der Recension der altdänischen Lieder in diT Hall. Allg. Lit.-Zeitung N. 95 und 96. V. (sie) C. Grimm. 8. Bd II 154—156. Jahrg. IX (1H16) Intelligenzblatt V. 8. 45. Anzeige. Cassel am 20. Aug. 1816. W. C. Grimm. 8. Bd II 506. *) »Die Recension habe ich mit Vergnügen gelesen nnd in das Buch geguckt, worauf ich ein Paar Worte hinzugefügt habe, um den sehr gut- müthigen Verfasser zu entschuldigen, dass er Bücher der Art schreibt, die höchstens dazu dienen, dem schlechten Ged&chtnisse der Welt zu Hülfe xa kommen, wie Senfkörner unter dem Kaffee. UilR es nicht, so schadet« auch nicht«. Brief A. t. Arnims an W. und J: Gr. Sept. 1812. 546 SCHRIFTENVERZEICHNIS. Jahrg. X (1817) Bd II N. 42. S. 657—665. Wöchentliche Nach- richten für Freunde der Geschichte, Kunst und Gelahrtheit des Mittelalters von Dr Joh. Gustav Büsching. Erster Band. Breslau 1816. Zweiter Band das. 1816. — anonym*). S. Bd II 512—520. Bd II N. 42. S. 665 — 670. Almindelig Morskabsläsning i Dan- mark og Norge igjennem Aarhundreder. Beskreven af Rasmus Nye- rup. Kjöbenhavn 1816. — anonym*) [?]. S. Bd II 520— 525. Jahrg. XI (1818) Bd I N. 29. S. 452—464. (Mit Bettina von Arnim.) Die Kronenwächter von L.Achim von Arnim. Erster Band. Berlin 1817. Mit dem zweiten Titel: Bertholds erstes und zweytes Leben. Ein Roman, ßy. Vaterländisches Museum. Hamburg, bei Fr. Perthes. 1810. 8". BdlS. 211 — 213. Christi "Wiedererscheinen in der Natur. Nach dem Dänischen des A. Öhlenschläger übersetzt von "Wilhelm Carl Grimm. S. Bd I 245—247. PautheoD. Eine Zeitschrift für Wissenschaft und Kuyst Heraus- gegeben von Dr Johann Gustav Büsching und Dr Karl Ludwig Kannegiesser Leipzig, bei E. Salfeld. 1810. 8°. Bd I S. 251 — 267. Palnatoke von Adam Öhlenschläger. — ano- nym**). S. Bd I 248—260. Berliner Abendblätter. [Herausgegeben von Heinrich v. Kleist.] Berlin [1. Okt.] 1810. [— 30. März] 1811. 8°. No. 19. Den 23. Januar 1811. S. 75 — 76. Räthsel aus der Hervararsaga. — anonym. S. Bd I 171 — 172. [Hallische] Allgemeine Literatur-Zeitung. 4°. 1811. Bdl N. 107 (den 18. April 1811). Sp. 853 — 854. (Mit Jacob Grimm.) Ankündigung der Herausgabe der Edda Saemundar und des Reineke Fuchs. Cassel, im März 1811. Gebrüder Grimm. S. Bd II 495—496. Anzeiger zur Idunna und Hermode. [Herausgegeben von D. F. Gräter. Breslau.] 4». No. 2. Den 18. Januar 1812. [Seite A.] (Mit Jacob Grimm.) Ankündigungen. Die Herausgabe der Edda Sämundar, und des •) Aus Conjektar W. Grimm beigelegt. Vgl. das Citat Bd III 47. **) Von W. Grimm citiert in den Altdänischen Heldenliedern. S. 506. — »Deine Übersetzung aus Öhlenschläger wird im Pantheon erscheinen, ebenso Dein Wilhelm von Orleans [? wo?], den ich ihnen aus meinen alten Einsiedler- vorräthen mitgetheüt.« ündatirter Brief A. v. Arnims an W. und J. Gr. (Mai? 1810). »Deine Übersetzungen aus Öhlenschläger sind gar wohlklingend«, A. an W. Gr. 22. Apr. 1809, »so gefällig, wie Du es den Öhlenschlägerschen Gedichten hast widerfahren lassen«, A. an W. Gr., Berlin Juny 1809. »Hitzig sowohl wie Reimer waren zu keiner Übersetzung Öhlenschlägerscher Schau- spiele geneigt« A. an J. und W. Gr. 3. Sept. 1810. 8CHRIFTKN VERZEICHNIS. 647 Beineke Fuchs, betreffend: Gebrfider Grimm in Cassel. S. Bd II 495-496. [Seite B.] (Mit Jacob Grimm.) Von eiaer Sammlung altnor- discher Sagen. Wilb. Carl und Jakob Grimm. 8. Bd II 494. Mor^enblatt fttr ««bildete Stände. Tubingen. Cutt«. 4«. Sechster Jahrgang 1812. N. 65. 66. 67. 68. 69. [16.— SO Min.] . 1812. Bd I No. 108, am 2. des May. Intelligenzblatt 8. 864. (Mit Jacob Grimm.) Anzeige (zur Ankündigung der Edda). CaMel, <}nmm. S. Hd I 587. 1812. Bd II No. 161.162. 163. Am 1. 2. 3. des July. 8p. 1281 — 1288. 1289 — 1296. 1297-1301. (Mit Jacob Grimm.) Narrenbuch. Herausgegeben durch Friedrich Heinrich von der Hagen. Halle. 1811. — anonym*). S. Bd II 52—77. 1812. Bd II No. 311. Am 14. des December. Sp. 2485-2487. Boners Edelstein in hundert Fabeln. Mit Varianten und Wort- erklärungen herausgegeben von Johann Joachim Escheuburg. Berlin 1810. — anonym»). S. Bd H 77— 80. 1817. Bd I No. 86. 87. Am 1.2. des April. Sp. 681 — 688. €93 — 696. Nibelungen und Gibelinen. Von D.Carl Wilhelm Gött- ling. Rudolstadt 1816. — anonym •). S. Bd II 161 — 175. 1817. Bd I No. 94. 95. Am 9. 10. des April. Sp. 745-752. 753 — 760. Carl Lachmnnn über die ursprungliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin. 1816. — anonym*). BdII176 — 195. 1817. BdlNo. 151. AmU.desJuny. Sp. 1206— 1207. Wunder- geschichten und Legenden der Deutschen. Erstes Bändchen. Quedlin- burg 1816. Zweytes Bändchen, das. -anonym*). S. Bd H 194—197. 1818. BdllNo. 172. Am 8. des July. Sp. 1369— 1375. Ko- loczaer (Kolozer) Codex altdeutscher Gedichte. Herausgegeben von Johann Nep. Grafen Mailäth und Johann Paul KöfBnger. Pesth 1817. — anonym*). S. Bd II 198—206. *) S. die Anm. auf der folgenden Seite. ß48 SCHRIFTENVERZEICHNIS. 1818. Bd II No. 172. Am 8. des July. Sp. 1375—1376. Reinecke Fuchs. Ein Volksbuch. Aus den plattdeutschen Reimen ia hochdeutsche Prose aufs neue getreu übertragen. Mit vielen Kupfern. Tübingen 1817. — anonym*). S. Bd H 206—207. 1818. Bd II No. 188. Am 27. des July. Sp. 1502 — 1504. Schottische Lieder und Balladen von Walter Scott. Übersetzt von Henriette Schubart. Leipzig und Altenburg. 1817. — anonym*). S. Bdll 208—210. 1818. Bd II No. 233. Am 17. des September. Sp. 1857—1864. Einleitung in das Nibelungen -Lied; zum Schul- und Selbstgebraucb bearbeitet von D. F. J. Mone. Heidelberg 1818. — anonym*). S. Bd H 210—220. 1819. Bd I No. 7. Am 8. des Januar. Sp. 51 — 55. Hans Sachs ernstliche Trauerspiele usw. Bearbeitet und herausgegeben von Dr. Johann Gustav Büsching. Erstes Buch. Nürnberg 1816. — anonym»). S. Bd II 227—232. 1819. Bdll No. 229. Am 15. des September. Sp. 1831 — 1832. Hans Sachs, von F. Furchau. In zwey Abtheilungen. Erste Abtheilung. Leipzig 1818. — anonym*). S. Bdll 233—234. 1819. BdllNo. 229. Am 15. des September. Sp. 1830. Frau Holle. Ein hessisches Volksmärchen vom Meisnerberge. Kassel 1819. — anonym*). S. Bd II 234—235. 1819. Bdll No. 261. Am 20. des October. Sp. 2081 — 2092. Barlaam und Josaphat von Rudolf von Montfort, herausgegeben und mit einem Wörterbuche versehen von Fr. Carl Köpke. Königsberg 1818 (mit kritischen Verbesserungen von Dr Lachmann). Wigalois der Ritter mit dem Rade, getihtet von Wirnt von Gravenberch, heraus- gegeben von George Friedrich Benecke. Erster Druck. Berlin 1819. — anonym*). S. Bd II 235—249. 1821. Bd II No. 235. Am 21. des September. Sp. 1876-1877. Hans Sachs ernstliche Trauerspiele usw. Herausgegeben von Dr Joh. Gustav Büsching. Zweytes Buch. Nürnberg 1819. — anonym*). S. BdH 276-277. Altdeutsche Wälder herausgegeben durch die Brüder Grimm. 8°. [S. oben S. 639.] Bd L Cassel 1813. S. 188—192. Über Otacher im HUde- brandslied. *) Diese 14 Recensionen finden sich sämmtlich in dem gemeinsamen Conto der Verlagsbuchhandlung auf den Namen des Legationssecretärs Jacob Grimm eingetragen (s. Bd I S. IV). Die Anzeigen von Göttling, Lachmann und Mone legt sich W. Grimm in Zachers Zeitschr. für Deutsche Philologie II 343. 195 selbst bei; die von Hagens Narreobuch belegt Arnim, die der Wundergeschichtea J. Grimm. 8CHR»TENVERZKICHKIfi. 649 S. 195—323. ZeugnihH.- iih.r t.'.». Vi.n »in«»! fahrenden Schüler. S. 70 — 84. Von einem heiligen niunch. S. 84—88. Von den berten. 8. 89 — 95. Sage von der Springwurzel. S. 96. Vom Neidhart. S. 115—134. (Mit Jacob Grimm.) Die dentache HeldmMf» aus der Wcltchronik. S. 135—144. Der Traum. S. 185—188. St. Catharinen Grab aaf Sinai. S. 189 — 192. Von der Trunkenheit. S. 193 — 288. Die goldene Schmiede Ton Conrad ron W&rtburg. [Auch einzeln, Frankfurt a. M. 1816. 96 S.] Bd III. IS^IG. S. 49— 96. Der Schwan-Ritter tod Conrad von Würzburg. S. 160 — 163. Von der minne eins albern. S. 164 — 166. Von des babstes gebot zu den meiden und wlben. S. 241 — 252. Bruchstücke aus zwei verlorenen Uds. der Nibe- lungen. [Vgl. Lachmann VIII: e. f.] S. 253 — 270. Nachträge zu den Zeugnissen über die deutsche Heldensage. 3. 270 — 277. Antikritik gegen A. v. Schlegels Recension des I. Bd. der AW. S. Bd II 156—161. S. 278—283. Aus einer alten "Weltchronik. Der Prenssische Correspondont. [Begründet und bis 1. Mai herausgegeben von B. G. Niebuhr, bis 30. Juni von Göschen, seit No. 48 bis 30. September von Schleiermacher, seit No. 125 vom 1. Ok- tober von L. A. v. Arnim.] [Berlin.] Im Verlage der Realschal- Buchhandlung. 1813. kl. 4«. N. 48. Mittwoch, den 15. December 1813. Nachträge su den [Krieg8-]Berichten aus Cassel. — anonym*). S. Bd I 529 — 535. Rheinischer Merkur. [Herausgegeben von Joseph Gorres.} Koblenz, bey B. Heriot. Fol. Zweyter Jahrgang. 1815. Donnerstag — No. 205 — den 9. März 1815 und Samstag — No. 20G — den 11. März 1815. Die Ständeversammlung in Hessen. — anonym*). S. Bd I 536—543. Montag — No. 224 — den 17. April 1815. Aus Hessen. — ano- nym*). S. Bd I 543—547. *) Brief an Arnim. 550 SCHRIFTENVERZEICHNIS. Samstag — No. 227 — den 23. April 1815. Aus Hessen, ano- nym*). S. Bd I 548. Dienstag — No. 245 — den 30. May 1815. Über Gesetzgebung und Rechtswissenschaft in unserer Zeit. (Von Dr Nicolaus Thaddäus V.Gönner, Ritter- usw. in München. Erlangen 1815 [gegen Savigny. Vom Beruf unserer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft. Heidelberg, 1814.]) G. S. Bd I 549—555. Mittwoch — No. 340 — den 6. Dezember 1815. »Über unsere von den Russen genommene Kunstwerke.« (Kassel, im November.) — anonym. S. Bd I 556 — 557. Der Gesellschafter oder Blätter für Geist und Herz. Heraus- gegeben von F. W, Gubitz. Berlin. In der Maurerschen Buchhand- lung, Poststrasse No. 29. 4". Erster Jahrgang. Berlin 1817. 1817. Sonnabend den 3. Mai. 73tes Blatt. S. 292. Cassel, den 19. April. [Über Künstler, Censur und Schlossbau zu Kassel.] — ano- nym*). S. Bd I 558. 1817. Sonnabend den 19. JuU. 119 tes Blatt. S. 475 — 476. Litteratur. Begebenheiten des Capitains von der Russisch-Kaiserlichen Marine, Golownin, in Gefangenschaft bei den Japanern in den Jahren 1811 — 13. Nebst seinen Bemerkungen über das japanische Reich und Volk und einem Anhange des Capitains Rikord. A. d. Russischen übersetzt von Dr C. J. Schultz. Erster Theil. Mit einem Kupfer und einer Karte. (Leipzig, bei G. Fleischer dem Jüngeren.) — anonym. S. Bd I 5^0. 1817. Sonnabend den 1. November. 179 tes Blatt. S. 716. Cassel, den 12. Oktbr." [Beschreibung des Teutobergs im Lippischen.] G. S. Bd I 559. 1817. Freitag den 12. Dezember. 202tes Blatt. S. 805—807. Brüderchen und Schwesterchen. Märchen nach mündKcher Über- lieferung. (Als Probe einer neuen Ausgabe von dem Märchenbuche der Brüder Grimm.) Zweiter Jahrgang. Berlin 1818. 1818. Sonnabend, den 14. Februar. 26tes Blatt. S. 103. Der Sünder unter den Gerechten. (Aus alter Handschrift übersetzt von den Brüdern Grimm.) S. Bd I 573—574. 1818. Freitag den 20, Febr. 29 stes Blatt. S. 116. Literatur. Erzählung des russischen Flotten- Kapitains Rikord von seiner Fahrt nach den japanischen Küsten in den Jahren 1812 und 1813 und von seinen Unterhandlungen mit den Japanern. Aus dem Russischen übersetzt vom Staatsrath vonKotzebue. (Leipzig, bei Kummer. 1817.) W. Grimm. S. Bd I 563—566. *) Brief an Arnim. soHRiFTBiryBBniCBins. 6(1 1818. Sonnabend den 21. Febr. SOttes BUtt 8.120. Literatur. [anBchliesnend an du« vorige:] MuUer« nordische Sageobibliothek (Ober* setzt von Lachmann. Berlin 1817). W. Orimm. 8. Bd I 566— 56S. 1818. Freitag den 27. Febr. SSstes Blatt 8. 129—181. Karls des Grossen Heimkehr aus Ungcrland. Mitgetheilt von Wilh. Orimm. (Nach der alten Kaiser- Chronik in der Heidelberger Handschrift No. 336.) S. Bd I 577—581. 1818. Freitag den 6. Mftrz. 37stes Blatt 8. 147. Brod and Salz mit Oottes Segen. Alte Sage; mitgetheilt ron Wilh. Orimni. 8. Bd I 582-583. 1818. Freitag den 29. Mai. 85stes Blatt. 8. 339. Der bOsMod« Wolf. Mitgetheilt von Wilh. Grimm. 8. Bd I 575—577. 1818. Mittwoch den 30. Dezember. 208 tes Blatt. 8. 832. Lite- ratur. Golownins Begebenheiten in seiner Gefangenschaft bei den Japaiieni, ins Deutsche übersetzt von Carl Jos. Schulze. Bd IL (Leipzig 1818.) W. Gm. S. Bd I 561—563. WUnschelruthe. (Ein Zeitblatt.) Herausgegeben von H. Straube und Dr J. P. v. Horntbal. Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht. 4**. No. 11, den 5. Februar 1818. 8. 43. Predigten des alten Herrn Magister Mathesius über die Historien von des ehrwürdigen u. s. w. Doctor Martin Luthers Anfang, Lehre, Leben und Sterben. Mit einer Vorrede hrsg. von L. A. von Arnim. Berlin 1817. — O. 8. Bd I 569—570. Göttingische gelehrte Anzeigen. Unter der Aufsicht der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften. Göttingen, gedruckt bei .1. C. Baier, seit 1826 bei E. A. Huth. kl. 8«. 1818. Bd I, 63. Stück, den 18. April 1818. 8. 632. Ossiana Gedichte. Rhythmisch übersetzt von J. G. Rhode. Zweyte verbesserte Ausgabe. DreiTheile. BeHin 1817. 1818. anonym. S. Bd H 220— 221. Bd I, 69. Stück, den 30. April 1818. S. 681—686. Sammlung alter Märchen etc. mit Anmerkungen; herausgegeben von Dr. Friedr. Wilh. Val. Schmidt. Erster Band. Die Märchen des Straparola. Beriin 1817. — anonym. S. Bd U 221—225. 1819. BdH, 123. Stück, den 2. August 1819. 8. 1229—1230. Sturliinga-Saga edr Islendinga-Saga hin mikla. Nu ütgengin ä prent ad tilhlutun hins islenska bokmentafelags u. s. w. Bd 1, erster und zweiter Theil. Kopenhagen 1817. 1818. — anonym. S. Bd 11 226—227. 1820. Bd.I, 38. Stück, den 4. M&rz 1820. 8. 369—379. Opfer- stätte und Grabhügel der Germanen und Römer am Rhein, untersucht und dargestellt durch Dorow, Königl. Preuss. Hofrath. Erstes Heft. Wiesbaden 1819. — anonym. S. Bd H 265—273. ß52 SCHRIFTENVERZEICHNIS. Bdl, 62. Stück, den 15. April 1820. S. 619— 621. Fürst Wla- dimir und dessen Tafelrunde. Alt -Russische Heldenlieder. Leipzig 1819. — anonym. S. Bd II 274—275. 1821. Bd II, 89. Stück, den 4. Juni 1821. 887—888. Rüna- kefli, le runic rim-stoe, ou calendrier runique etc. etc. Par Jens Wolff. Paris 1820. — anonym. S. Bd II 278—279. Bd III, 157. Stück, den 1. October 1821. S. 1561 — 1566. Under- sögelse om Snorros kilder og trovärdighed. Disquisitio de Snorronis fontibus et auctoritate. Scripsit P. E. Müller. Latine vertit B. Thor- lacius. Kopenhagen 1820. — anonym. S. Bd. II 279—283. Bdlll, 157. Stück, den 1. October 1821. S. 1566—1568. An- zeige der Schlesischen Bemühungen für Sammlung und Kunde ein- heimischer Alterthümer. — anonym. S. Bd II 284 — 285. Bdlll, 157. Stück, den 1. October 1821. S. 1568. Correspondenz der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur Bd I. Breslau 1820. — anonym. S. Bd 11 286. Bd III, 160. Stück, den 6. October 1821. S. 1596—1599. Rolands Abentheuer in hundert romantischen Bildern. Nach dem Italiänischen des Grafen Bojardo. Herausgegeben von Dr. Fr. Wilh. Val. Schmidt. Drei Theile. Berlin und Leipzig 1820. — Theil III mit dem besonderen Titel: Über die italiänischen Helden -Gedichte aus dem Sagenkreis Karls des Grossen. Von Fr. W. V. Schmidt. [Angeschlossen an diese Recension:] Beyträge zur Geschichte der romantischen Poesie von Dr. Fr. Wilh. Val. Schmidt. Berlin 1818. — anonym. S. Bd II S. 286—289. Bdlll, 166. 167. Stück, den 18. October 1821. S. 1659—1664. Bidrag til nordisk Archäologie meddeelte i foreläsninger ved Finn Magnussen. Kopenhagen 1820. — anonym. S. Bd II 290 — 294. 1824. Bdl, 41. 42. Stück, den 11. März 1824. S. 401—410. Critisk ündersögelse af Danmarks og Norges Sagnhistorie eller om Trovärdigheden af Saxos og Snorros Kilder. Ved Peter Erasmus Müller. Kopenhagen 1823. — anonym. S. Bd II 294—302. Bd I, 52. Stück, den 29. März 1824. S. 513—517. Symbolae ad geographiam medii aevi ex monumentis Islandicis scripsit E. Chr. Wer- lauff. Kopenhagen 1821. — anonym. S. Bd II 302—305. Bdll, 70. 71. Stück, den I.Mai 1824. S. 689—711. Verhan- deling ter beantwoording der Vrage: welke Volkeren hebben de zoo- genoemde Hunebedden gesticht? u. s. w. door Nicolaus Westendorp. Tweede druk. Groningen 1822. — anonym. S. Bd 11 S. 306—323. Bd II, 103. Stück, den 26. Juni 1824. S. 1017—1032. Om Runeskriftens Oprindelse. Af Jakob Hornemann Bredsdorff. Kopen- hagen 1822. — Periculum runologicum. Dissertatio inauguralis quam etc. publicae disquisitioni subjicit Gislius Brynjulfi fil. Kopenhagen 1823. — anonym. S. Bd II 324—337. 8CHRirrENVERZEICHNI8. 050 Bd III, 14H. Stück, den 4. September 1894. S. 1417—1428. Färöiskc Qvfider oin Sigurd Fofiierabane og bant it. Med et AobAog. Sunilede og oversutte af Haus Christian Lyngbje. Med en Indledoiag nf P. E. Müller. liauders 1»22. — anonym. S. Bd 11 338—347. Hd III, 143. Stück, den 4. September 18S4. 8. 14S8->1481. Hiographische Denkmale von K. A. Vambagen ron Enae. Berlin 1H24. — anonym. S. Bd II 348—350. 1825. Bd I, 3. und 4. Stfick, den 6. Janaar 1895. 8.36—39. Den äldre Edda. Overtat og forklaret ved Finn Magimsen. Vier Bfinde. Kopenhagen 1821 — 1823. — anonym. S. Bd. II 350—353. Bd I, 6. Stück, den 8. Janaar 1825. 8. 49—64. Vao bet Letter- schrifl, door Mr. Willem Bilderdijk. Rotterdam 1890. — anonym. S. Bdll 353— 3Ü5. Bd II, 83. Stück, den 23. Mai 1825. S. 825—830. Verzeicbniss der in Dänemark 1824 noch vorhandenen Runensteine. Von R. Ny- erup. Nach dem dänischen Manuscripte des Verfassers Qbersetst. Kopenhagen 1824. — anonym. S. Bd. II 365 — 370. 1826. Bd I, 6. Stück, den 12. Januar 1826. S. 49—53. Fairy Legende and Traditions uf the South of Ireland. London 1825. — anonym. S. Bd II 370—373. Bd I, 6. Stuck, den 12. Januar 1826. S. 53—55. The populär Siiperstitions and festive Amüsements of the Highlanders of Scotland. i;dinburg und London 1823. — anonym. 8. Bd II 373—375. Bd I, 37. Stück, den 6. März 1826. S. 361-366. Nordiska Kornlemningar, utgifne af J. G. Liljegreen och C. G. Brunius. Zwei Hände. Stockholm 1823. — Wilh. Grimm. S. Bd II 376—379. 1827. Bdlll, 165. Stück, den 15. October 1827. S. 1642— 1647. Petri Alphonsi Disciplina clericalis. Zum ersten Mal herausgegeben mit Einleitung und Anmerkungen von Fr. Wilh. Val. Schmidt. Ein Beytrag zur Geschichte der romantischen Litteratur. Berlin 1827. — anonym. S. Bd II 380-383. Bd III, 165. Stück, den 15. October 1827. 8. 1647—1648. Nordische Mythologie. Aus der Edda und Oehlenschlägers mythischen Dichtungen dargestellt von Johann Ludwig Heiberg. Schleswig 1827. — anonym. S. Bd II 384—385. Bd III, 204. Stück, den 22. December 1827. S. 2025—2038. Die (tedichte Walthers von der Vogelweide. Herausgegeben von Karl Lachmann. Berlin 1827. — Wilh. Grimm. S. Bd II 385—395. 1829. Bd III. 15G. Stück, den 26. September 1829. S. 1557—1559. Kdda Saemundar hins fröda. Edda rhythmica seu antiquior vulgo Saemundina dicta. Pars III continens carmina Völaspä, Hävamäl et Uigsmäl etc. Hafniae 1828. — anonym. S. Bd II 396—397. ß54: SCHRIFTENVERZEICHNIS. Bdlll, 183. 184. Stück, den U.November 1829. S. 1817— 1839. j Samlingar för Nordens Fornälskare, innehällande Inskrifter, Figurer, Ruiner, Verktyg, Högar och Stensättningar i Sverige och Norrige, med Plancher, Tomen I. Pä Archäologiska Sällskapets kostnad och förlag af N. H. Sjöborg, Professor etc. Stockholm 1822. — anonym. S. Bdll, 398—415. . Bd III, 184. Stück, den 14. November 1829. S. 1839—1840. Norske Mindesmärker, aftegnede paa en Reise igjennem en Deel af det Nordenfjeldske, og beskrevne af Lorentz Diderich Klüwer. Ud- givne af det Norske Widenskabers Selskab in Trondhjeni. Christiania 1823. — anonym. S. Bd II 415—416. 1830. Bd I, 6. 7. Stück, den 14. Januar 1829. S. 49—58. Die Deutsche Heldensage von Wilhelm Grimm. Göttingen 1829. — W. G. S. Bdll 416—423. Bd I, 48. Stück, den 27. März 1830. S. 465—469. De Hilde- brando antiquissimi carminis teutonici fragmentum edidit Guilelmua Grimm. Göttingen 1830. — W. Gr. S. Bd II 423—426. 1831. Bdn, 97. Stück, den 20. Juni 1831. S. 967—968. Der arme Heinrich, ein erzählendes Gedicht von Hartmann von Aue, metrisch übersetzt von Karl Simrock. Nebst der Sage von »Amicus und Amelius« und verwandten Gedichten des Übersetzers. Berlin 1830. — anonym. S. Bd II 426—427. 1832. Bd I, 26. Stück, den 16. Februar 1832. S. 252—255. Quellen des Shakespeare in Novellen, Märchen und Sagen. Heraus- gegeben von Dr. Theodor Echtermeyer, Ludwig Henschel und Karl Simrock. Drei Theile. Berlin 1831. — anonym. S. Bdll 427—430. Bd I, 30. 31. Stück, den 23. Februar 1832. S. 301—304. Samm- lung historischer Volkslieder und Gedichte der Deutschen. Aus Chroniken, fliegenden Blättern und Handschriften zusammengetragen von Dr. O. L. B. Wolff. Stuttgart und Tübingen 1830. — anonym. S. Bd II 430—432. Bd II, 73. Stück, den 7. Mai 1832. S. 724 — 728. Critisk Undersögelse af Saxos Histories syv sidste Böger. Ved D. Peter Erasmus Müller. Copenhagen 1830, — anonym. S. Bd II 432 — 435. Bd II, 76. Stück, den 12. xMai 1832. S. 756—760. Le Pantcha- Tantra, ou les cinq ruses, fahles du Brahme Vichnou-Sarma; aventures de Paramarta et autres contes, le tout traduit pour la premiere fois 8ur les originaux indiens; par M. l'abbe J. A. Dubois. Paris 1826. — anonym. S. Bd II 435—438. 1833. Bd I, 18. Stück, den 31. Januar 1833. S. 175—176. Run-Lära af Job. G. Liljegren. Stockholm 1832. — anonym. S. Bdll 439—440. SOHRIFTBNVBRZBIOHNIS. 055 1834. Bdl, 58. 59. Stfick, den 10. April 1884. S. 569—578. Untersuchungen Ober die ursprfingliche Ii«*schaflrenbeit und wettern Entwickeliingeii des griechischen und über die Entstehung des gothiscbep Alphabets. Von W. Hftumlein. TQbingen 1833. — Wilb. Grinini. S. Bd II 440—447. Bd I, 58. 59. Stock, den 10. April 1834. 8. 578—581. Ilarz- gedii'hte. Nach einer bessern Orthographie geschrieben und mit einem Wortregister versehen von G. Schulze. Clausthal 1833. — aimrivin. S. Bd II 447—449. 1835. Bd I, 41. 42. 43. 45. StOck, den 16. 19. 2a. Miirz lb6b. 8. 402—424. 445—448. Vridankes Bescheidenheit von Wilhelm Grimm. liöttingen 1834. — W. Grimm. S. Bd II 449— 4r)S. 1836. Bd I, G5. Stück, den 25. April 1836. S. 647—648. Leben und Dichten Wolframs von Eschenbach. Herausgegeben von San- Marte. Erster Band. Parcival. Mit dem zweiten Titel': I'arcival, Rittergedicht von Wolfram von Eschenbach. Aus dem Mittelhoch- deutschen zum ersten Male übersetzt. Magdeburg 1836. — W. Grimm. S. Bd II 468—469. 1837. Bd I, 41. Stuck, den 13. M&rs 1837. S. 405—407. Der Rosengarte von Wilhelm Grimm. Göttingen 1836. — Wilh. Grimm. S. Hd II 470—471. Bd III, 185. Stück, den 20. November 1837. S. 1842—1844. Kinder- und Hausmärchen. Gesammelt durch die BrOder Grimm. Grosse Ausgabe. Dritte vermehrte und verbesserte Auflage. Zwei B&nde. Göttingen 1837. — W. Gr. S. Bd II 471—472. 1838. Bd I, 50. 51. Stück, den 29. M&ri 1838. S. 489—498. La Chanson de Roland ou de Roncevaux du Xll'siicie pabliee pour la preraiere fois d'aprt'S le manuscrit de la bibliotheque Bodleienne ä Oxford par Francisque Michel. Paris 1837. — Wilhelm Grimm. S. Bd II 472—479. Bd II, 114. 115. Stuck, den 19. Juli 1838. 8. 1129—1131. Ruolandes Liet von Wilhelm Grimm. Mit einem Facsimile und den Bildern der pfölzischen Handschrift. Göttingen 1838. — Wilh. Grimm. S. Bd n 479—481. 1839. Bd I, 65. Stuck, den 22. April 1839. S. 645—648. Die zwei Recensionen and die Handschriftenfamilien der Weltchronik Rudolfs von Ems mit Auszügen aus den noch ungedruckten Theilen beider Bearbeitungen. Von Dr. A. F. C. Vilmar. .Marburg 1839. — Wilhelm Grimm. S. Bd II 481—483. 1841. Bdll, 114. 115. Stuck, den 22. Juli 1841. S. 1129-1138. The Runes of Anglo-Saxous. By John Kemble. From the Archaeo- logia vol. XXVIII pp. 327—372. London 1840. — Wilhelm Grimm. S. Bd II 483—490. ß56 SCHRIFTENVERZEICHNIS. Hermes oder kritisches Jahrbuch der Litteratur. Amster- dam in der Verlags -Expedition des Hermes (Leipzig in Commission in der Buchhandlung Brockhaus). (Zweiter Jahrgang) Erstes Stück für das Jahr 1820 (No. V der ganzen Folge). S. 1 — 53. Die altnordische Litteratur in der gegen- wärtigen Periode. W. C. Grimm. S. Bd III 1 — 84. Ebenda S. 116 — 129. Edda Saemundar hins froda. Edda rhyth- mica seu antiquior, vulgo Saemundina dicta. Pars II. Odas mythico- historicas continens etc. Havniae 1818. W. C. Grimm. S. Bd II 250—265. Wiener Jahrbücher der Litteratur. Wien, gedruckt bey Carl Gerold. 80. Bd43. (1828) S. 1—42. Zur Litteratur der Runen. Nebst Mit- theilung runischer Alphabete und gothischer Fragmente aus Hand- schriften. Wilhelm Grimm. [Separatabdruck s. oben S. 640.] S. Bd III 85—131. Archiv für Geschichte und Alterthumskunde Westphalens. Herausgegeben von P.Wigand. Lemgo, Meyersche Hof buchhandlung. 8°. Bd IV (1829) S. 127— 136. Bruchstücke aus einem Gedichte von Assundin. Erläutert von W. Grimm. [Separatabdruck s. oben S. 640.] Grundlage zu einer Hessischen Gelehrten-, Schriftsteller- und Künstler- Geschichte vom Jahre 1806 bis zum Jahre 1830. Fortsetzung von Strieders Hessischer Gelehrten- und Schriftsteller- Geschichte und Nachträge zu diesem Werke. Von Dr. Karl Wilhelm Justi. Marburg bei Chr. Garthe 1831. 8«. S. 164—183 Selbstbiographie. S. Bd I 1—26. [Hannoversche Zeitung. Redigiert von G. H. Pertz. Hannover, Hahnsche Buchhandlung, fol. Über unsichere Beiträge zu Jahrgang 1832 vgl. das Vorwort zu Bd IV.] Geschichte der Universität Göttingen. Vierter Theil von 1820 bis zur ersten Säcularfeier der Universität im Jahre 1837. Vom Universitätsrathe Dr. Osterley. Mit 7 Kupfern. Göttingen bei Van- denhoeck und Ruprecht 1838. 8^. S. 468—469. § 220. Autobiographische Notizen. S. Bd I 26—27. Ludwig Achim von Arnims sämmtliche Werke. Heraus- gegeben von Wilhelm Grimm. Erster Band. Berlin, bei Veit & Comp. 1839. [Mit dem besonderen Titel:] Novellen von Ludwig Achim von Arnim. Herausgegeben von Wilhelm Grimm. Erster Band. Nebst einer Musikbeilage. Berlin, bei Veit & Comp. 1839. 8". S. V— XIL Vorwort. Cassel am 1. Mai 1839. Wilhelm Grimm. S. Bdl 311—314. SÖHRIFTENVEH/KICnKIS. 057 ZeitHchrift für deutliches Alterthnm. Heraatgegeben von Moriz Haupt. Leipzig (Reit Kd 10: Berlin), WeidmmnnBche Hacb* hHndlung. S". — Alle Beitrüge sind voll unterxeichnet. Kd I (1841). S. 30—38. Fretdankt (}rebin«l. 8. Bd IV 1—4. Kbenda S. 34—39. Unser Fraaen Klage. [Textabdruck.] Ebenda S. 423— 428. ZuWeniher vom Niederrbein. [Textkritiachef.] Bd II (1842). S. 248—252. Witege mit dem Slangen. S. Bd III 134-137. F^benda 8. 871 — 380. Zu Silvester [und zur Goldenen Schmiede. TextkritiMch»'»]. Bd III (1843). S. 281—288. Der Epilog zum RoUndsliede. 8. Bd 111-200—207. Bd V (1846). S. 881—384. Zu Waltber von der Vogel wi-ide. S. Bd 111 208—211. Bd VI (1848). 8. 321-340. Wiesbader Glossefi. 8. Kd III 568—588. Bd IX (1853). S. 192. Erklärung. 8. Bd II 506. Bd X (1856). 8. 1 — 142. Marienlieder [ans der hannoverschen Hs. abgedruckt]. Ebenda 8. 307—310. Zwei Meisterlieder. 8. Bd IV 464-467. Bd XI (1859). 8.209-210. Zum Freidank. 8. Bd IV 117— 1 18. Ebenda 8. 210-215. Spanische Märchen. S. Bd IV 352—360. Ebenda S. 238— 243. Nochmals über Freidank. 8. Bd IV 1 19— 124. Ebenda S. 243—253. Bruchstücke einer Bearbeitung des Rosen- gartens. S. Bd IV 468—478. Ebenda 8. 536—562. Der Rosengarten. 8. Bd IV 479—503. Ebenda 8. 594—595. Holzschnitt zu einer Fabel. 8. Bd IV 395— :i99. Bd XII (abgeschlossen 1865). 8. 185 — 203. Die Sage von Athis und Prophilias. S. Hd III 346-306. Ebenda 8. 203 — 228. Die mythische Bedeutung des Wolfes. 8. Bd IV 402-427. Ebenda S. 228-231. Über eine Thierfabel des Babrius. 8. Bd IV 395—399. Ahhandlunf^en der Königlichen Akademie der Wlgueo- schflften zu Berlin (phil.-hist. Klasse). Berlin. Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. 4®. [Die Tage, an denen die betr. Abhandlungen gelesen worden sind, finden sich bei dem jedesmaligen Abdruck und sind hier nicht wiederholt.] 1842. 8.121 — 175. Die Sage vom Ursprung der Christasbilder. Einzehi Gottingen bei Dieterich. 57 SS. 8. Bd III, 138—199. 1846. S. 347— 367. Athis und Prophilias. SeparaUbdruck 1 23 SS. S. Bd III 212—336. W. «ilUMM, KI,. S^IIKI^TBH. IV. 4S ß58 SCHRIFTENVERZEICHNIS. [Eine nächst der vorigen gelesene Abhandlung, die ungedruckt blieb, s. Bd III 516—567.] 1848. S. 425 — 511. Exhortatio ad plebem christianam, Glossae Cassellanae. — Über die Bedeutung der deutschen Fingernamen. — Separatabdruck 87 SS. Mit 9 Facsimilia in Steindruck, »Wilhelm Wackernagel freundschaftlich zugeeignet«. S. Bd III 367 — 465. 1850. S. 331—413. Über Freidank. — Separatabdruck 85 SS. S. Bd IV 5—92. 1850. S. 415 — 436. Altdeutsche Gespräche. — Einzeln Göttingen bei Dieterich. 24 SS. S. Bd III 472—494. 1851. S. 235 — 255. Altdeutsche Gespräche. Nachtrag. — Einzeln Göttingen bei Dieterich 23 SS. S. Bd III 495—515. 1851. S. 257— 261. Über Freidank. Nachtrag. — Separatabzug 5 SS. S. Bd IV 93—97. 1852. S. 1 — 16. Athis und Prophilias. Weitere Bruchstücke. — Einzeln Göttingen bei Dieterich 16 SS. S. Bd III 337—345. 1852. S. 521 — 713. Zur Geschichte des Reims. — Einzeln Göttingen bei Dieterich 193 S^. S. Bd IV 125—341. 1853. S. 159 — 162. Nachtrag zu den Casseler Glossen. — Separatabzug 4 SS. S. Bd III 466—471. 1855. S. 1— 27. Thierfabeln bei den Meistersängern. S. Bd IV 366—394. 1856. S. 602 — 604. Bericht über eine Inschrift auf einem in der Wallachei ausgegrabenen goldenen Ring. S. Bd III 132 — 134. 1857. S. 1— 30. Die Sage von Polyphem. S. Bd IV 428— 462. 1859. S. 483 — 500. Bruchstücke aus eineim unbekannten Gedicht vom Rosengarten. S. Bd IV 504 — 523. Verzeichnis im Jahre 1845 in Berlin lebender Schriftsteller und ihrer Werke [von W. Koner, Dr. phil.]. Verlag von Th. Scherk. Athenaeum in Berlin 1846. 8°. S. 114—115. Autobiographische Notizen. S. Bd I 27. Verhandlungen der Germanisten zu Frankfurt am 24. 25. und 26. September 1846. Frankfurt am Main, Sauerländers Verlag. 1847. Lex. -8«. S. 114-124. Bericht über das DeutscheWörterbuch. S.Bdl 508-520. Kosmos. Entwurf einer physischen Weltordnung von Alexander von Humboldt. Stuttgart und Tübingen. J. G. Cotta. 8". Bd II (1847). Über die Naturbeschreibung in dem deutschen Volksepos und dem Minnegesang. (Aus einem Brief vom October 1845.) S. Bd I 523—525. Literarisches Centralblatt für Deutschland. Herausgegeben von Friedrich Zarncke. Leipzig, Eduard Avenarius. 4*^. 1851 — 1855. Verschiedene anonyme Recensioneri; vgl. das Vor- wort zu Bd I S. V. KflHUIl-TRNVKKZEICHNlH. 059 \H[)7. No. 21. 2;j. Mtti. S. 336 — 33«;. Zu dirn Kinder- and Hausniärcheii. [Krklliruiig gegen Li«*l)ifitlit.l Wilhulm (Srimm. S TlilTI 506-50H. 18:)7. Nn. 2H. 27. Juni. S. ti;j 41-1. I 1. .nlmrU frci- dank. [Gegen Franc PfuiflTer.J Wilhelm (trimm. ^ l; Mytholoicie und Slttenkande. Her- ausgegeben von J. W. Wolf, (tdtiingen, Verlag der Dietericbtclien Buchhandlung. 8^ — Alle Beiträge sind voll geieicbnet. Bdt(1853). S. 1— 3. Zwei ThiermXrchen: 1) Krieg der WMpen und Esel. 2) Der Zaunkönig. S. Bd IV 363—365. Ebenda S. 377—381. Albanesische MArchen. S. BdIV 347—351. Ebenda S. 381—383. Der Swinegel. S. Bd IV 361—863. Ebenda S. 383 — 384. Volkslied aas dem secbssehnten Jahr- hundert. S. Bd IV 463. Bd II (18r)5). S. 2—7. Die Himmelsstürmer. S. Bd IV 342—346. FUr den Friedhof der evanfceliachen Gemeinde in Grats In Steiermarli. Erzählungen, vernÜBchte Aufsätze und Gedichte %-on Einhundertsechsuiidz wanzig deutschen Gelehrten, Schriftstelleni und Dichtern diesem Zwecke gewidmet. Mit einer musikalischen Beilage von G. Meyerbeer. [Herausgegeben .von Karl von Holtei.] Wien und Gratz, Friedrich Vieweg &. Sohn; F. Manz &. Comp.; Aug. Hesse» Buchhandlung. 1857. 8». S. 4 — 7. Der Segen des Vaters und der Mutter. Berlin, Wilhelm Grimnf. S. Bd I 584—586. Bisher ungedrnckt: Gleichnisse im Ossian und Parzival. Bd I S. 48—57. Vgl. das Vorwort zu Bd I S. VI. Deutsche Wörter für Krieg. Bd III 516—567. Zum Theil gelesen in der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 16. Februar 1846, aber in der Ausarbeitung nicht zum Abscbluss gelangt. III. REDEN UND VORLESUNGEN AN DEN UNIVERSIT.XTEN GÖTTINGEN UND BERLIN. BISHER S.\MMTLICH UNGEDRUCKT. Göttinger lateinische Antrittsrede. Bd II 493 — 496. Göttinger Rede über Geschichte und Poesie. Bd II 4i)7 — 504. Antrittsrede in der Berliner Academie (8. Juli 1841). Bd II 505—507. Einleitung zur Vorlesung über Gudrun (seit Sommer-Semester l'^IS sechsmal gehalten). Bd IV 524 — 576. Einleitung zur Vorlesung über Hartmanns Erek (seit Winter- Semester 1843/44 fünfmal gehalten). Bd IV 577—617. Register Ferdinand Wrede. (In dem folgenden alle vier Bände umfassenden Register ist das Specialregister zur »Geschichte des Eeims«, 4, 330 — 336, wiederholt worden, was bei den Special- registern zu den Casseler Glossen, 3, 460 — 465, unterblieb. — Von den Personen- namen des Mittelalters sind im allgemeinen die adlichen unter dem Vornamen, die bürgerlichen unter dem Familiennamen aufzusuchen.) a 2, 335. 356. 357. 358. (ahd.) 3, 375. 383. 384. aa (ahd.) 3, 384. Aage und Else 2, 12—13. 3, 40. Aall, J., 3, 14. 30. 67. aas (nhd.) 2, 80. Abarbanel, Rabbi, 3, 175. Abbreviaturen, ahd., 3, 368. 382. ABC-leich 4, 330. Abderiten 2, 438. Abdrücken der Gestalt in den Schnee 1, 376. Abel 1, 460. Abendmärlein 1, 333. Aberglaube in Schottland 2, 373—375. Abgarusbilder 3, 171 f. Abgarus, Legende, 8, 166 ff. Abilgaard, S., 3, 8. Abraham a St. Clara 2, 381. Abrahamson, 2, 127. 3, 27. 29. Abrenuntiatio 3, 214. Absalon, Erzbischof, 2,402. 404. Abt, Carl, 2, 279, Abzählen 1, 371. Acharon 4, 9. Ac-Rune 3, 88. Adam von Bremen 2, 433. addermince (Glosse) 3, 575. adebar l, 399. adelar(n) (md.) 3, 233. Adelheit (Name der Ente) 2, 207. Adeliche Poesie 1, 63. Adelin Hessen 4, 631 — 634. Adelung, J. Chr., 1, 109. 123. 127. 181. 2, 30. 137. 144. 157. 3, 3. Adenez le Roi 4, 330. Adler sättigen 1, 219. Adlerstam, Magnus, 3, 74. Admonter Glossen 3, 476. Adolf von Nassau 3, 217. ae (ahd.) 3, 384. 386. äfstr (an.) 2, 127. aeft (run.) 2, 368. Aeger 3, 50. Aegers Gastmahl 1, 126. Aegidius, Heil., 4, 330. Aegypter 2, 325 f. älf (ags.) l, 443. . älfen (ags.) 1, 443. älfred (ags.) 1, 443. älfric (ags.) 1, 443. älfscine (ags.) 1, 443. 446. Aepfel des Lebens 1, 345. Aequivoca 4, 326. Aer-Rune 3, 88. Aeschylus 4, 460. Aesopus 2, 380. 381 f. 4, 125.244. 364.368, 869. 378. 387 f. ätternistapi (an.) 2, 412. ätthäll (an.) 2, 413. ätthogar (an.) 2, 413. ättkullar (an.) 2, 413. af afbrydi (an.) 1, 227. Afzelius 2, 350. 3, 70, Agelmundus 1, 135. Ageruld 2, 156. Agirshelm 1, 339. Agnete 1, 470. Agram -2, 248. Agustin, Don, 4, 352. Ahlwardt 2, 220. ahornenboum (gloss.) 3, 578. ai (noch ahd.) 3, 376. Aides 1, 339. Aim^ von Varennes 3, 248. Aimoin 1, 207. Aimonskinder 1,183.2,174. 4, 330. Ainu 1, 563. Aka 1, 106. Akademie zu Berlin 1, SOS- Akademische Antrittsrede l, 605. RSGI8TKR. 661 AkerH 4, 9. AklHlii 4, 460. Akön 4, 9. Aladarirn* 1, 99. aUh (u.) 2, 246. AlbanMische Märchen 4, 847—861. Alber (»Tundalu»«) 8, 816. 2-J2. 4, 880. Alberich 1, 97. 182. 147. 2, 168. Albrrich (v. TroitfonUines) 8. 199. Albertus (i»heil. Ulrich«) 8, 222. 4, 56. 880. Alberut, Eraaiiiui, 4, 870. Albigenaer, KreuxzuK K'Kon di«-, (altfrans. Gedicht) 8, 247. AlbiM (FlusRname) 1 , 444. Albüin 1, 148. Albrecht von Ilalbentadt 8, 220. — von Kemenaten (»OoldO' mar«) 1,469.461.470. 4, 880. — Lesch 1, 42. — von Raprechtsweil 4, 880. AlciiinS, 86. 108/r. 4, 880. Aldhplm 4, 880. Aldriun 1. 146. 2, 171. 844. 4, 616. 518. aldrluk (an.) 2, 147. Alebrander I, 106. Alegaat 2, 628. Alemannisch 1, 512. Alexander d. Gr. 1 , 209. 2, 522. A. und Aristo- tel<>8 1, 861. Alexanderlied, deutsches, s. Larobrecht. I Alexaiiderroroan , franz., s. Lambert li tors. I Alexander von Bemay (oder: vonPari.i)8, 251 ff. 278;' vgl. Athis. — , der wilde, oder: Meister A. 1,898. 4,880. 418. Alezi!« (lat. Ged.) 4, 880. Alexius (»rrnnz. G.) 4, 880. Alfabruni (an.) 1, 478. Alfart 4, 5!6. 519. 522. Vgl. Alphart, ftlfavakir (an.) 1, 454. Alfen 1, 849. 8, 50.; Schwarze und weisse A. 1, 841. Airhaim I, 864. Air KKmpara Saga I, 187. airqnarnar («cbwad.) I, 454. llfr (an.) I, 444. I Alfrikur 1, 147. airrfidull (an.) 1, 445. algatir (ahd.) 8. 296. AlRraf 2, 165. alba (got.) 2, t46. Aliengliacb« Balladta I, t75r. — GedtchU 4. 880. •ll«lAa (abd.) 8. 401. Ali*rtan»r 3. ttb8. 809. 896— 416. AlUrtam« w Isaamahaft 606 8,76— 84. 4, »26 ff. 611. IM. 1. Alhelt (Name dar Eoto) 9, i AlthocbdaataebM Ragiatar 207. Alka (od.) 9. 907. I All« Vfiifel rtieKen (Kinder« j spiel) I, 871. I AUitleration I, 186. 9, 81 ff. ' 189. 141. 4. 817. 820. 587. A. im Piniilscben i 2, 82. Celtia.hen 3, 89. Allix, General, 1,682. 586. I Alp 1, 411. 440. 476. 478. I Alp- in Eigennamen i, 440. Alpe 8, 57. Alpen 1, 444.. Alphabete 2, 838. 365. Alphabete der heil. Hilde- ' gard 8, 588. I Alpharts Tod 2 . 41 i 191. 419. 421. Alfart. dX(ptT(u 1, 444. '. iXtpiTOv 1, 444. • Alpris 1, 147. I Alram von Gresten 4, Alraunen 1, 897. 2, 222. AltclaMi.irhe Stoffe 1 , 64. Altdänische Balladen 176—208. — Heldenlieder I, 178-208. I — Liebeslieder I, 178-208. •— Lieder 2, 110 ff. I — Märchen 1, 178—208. ' Altdeutsche Gespräche 8, 472—616. 48. Vgl. 880. 1, tu den Caaaaiar Gloaata 8, 468—465. Allnordiscb 9. 91 f. S. 61 ff. Vgl. Nordisrb. AlinordUrhes Kherecht 8, 4. Altnordisch« Litteratar 8, 1—84. — Sagan 9.' 498-496. AlUMalscber U«ld«iig«aaii( 9. 88—41. 974—976. Altacbottiscb« Lied«r, drai, 1, 228—988. Altarhwedisch« Gaaatxa 9, 899. Altaiarisch« Rrligion 9, 39. Altswert, Meister, 4, 190. Ahtbracisch 8, 51. altvil (mbd.) 8. 401. AlvansUben , die Fraa von, 1, 474. Air- Gast 1. 478. Alvild 1, 478. Alvis 1, 461. Alvismäl 1, 466. Amaler 2, 159. Arobrosins 4, 880. Ameisen 1, 468. Amelnnge 9, 159. Amicoa und Amelins 2, 496. 528. 8, 265. Amis und Aniiles 4 , 880. Amieth 9, 999. 884. 499. Ammianas Uarcellinna 3, 159. 417. 428. Altdeutsches Museum 2, 61 2. 1 Amor nnd Psych« 1, 861. Altdeutfii-he Poexie , ihre Kntstehung und ihr Vei^ hältnis zu der nordi- schen, 1, 92. 186. — , Wert derselben, 1, 62 — 67. Altdeutsche Studien (1. d. J. 1806 u. tr.) I, 12 ff. — Wälder 2, 156—161. 501—508. altee (ahd.) 8, 401. 478. alte erben (mbd.) 4, 79. Alte im Hause, der, I, 470. Anastasios 8, 164. 198. anawigi (ahd.) 8, 590. Ancber. C. 8. 14. 67. — , Peter Kofod, 8, 58. Ancbisca I, 207. Ancbroja 9, 988. andirweide (md.) 8; 280. andlet« (afries.) 8, 808. andlis (md.) 8, 802. Andrea s. Gudmand. Andreas (ags. Ged.) 4, 820. Andromeda 1, 889. Andur I. 156. 662 REGISTER. Andvara Nautur 1, 152. 153. Anegenge 3, 222. 4, 330. anewigen (mhd.) 3, 520. Angatyr s. Henga-tyrr angel (mhd.) 4, 68. Angelsächsisch 3, 64. Angelsächsische Inschriften 2, 487 f. — Poesie 2, 81.137— 154. — Runen 2, 377. 415 f. 483 — 490. 3, 86—88. 108. 116. Anger 2, 88. angeran (md.) 2, 248. angin (md.) 3, 233. Angliana 1, 262. angram (mhd.), 2, 248. angran (md.) 2, 248. angrliod (an.) 2, 255. angurstund (an.) 2, 255. Anhäufung des Reims 4, 231—244. Anhalt, Herzog von, 4, 421. Annis 3, 9. Annolied 1, 36. 3, 216. 223. Anonymus Neveleti 4, 378. — Wingarteiisis 2, 172. Anschar 1, 253. Ansen 2, 217. Vgl. Äsen. Antepor 1, 207. dvTt'yEtp 3, 426. Antichrist 3, 208. 4, 21. 68. 330. 419. Antike 1, 286. Antiochus und Stratonika 3, 365. Antiquarische Annalen 3, 27 f. •antlitz (nhd.) 2, 92. 3, 302. antlütze (mhd.) 3, 303. antlutte (md.) 3, 302. 306. Anton 1, 126. Antrittsrede in der Aka- demie 1, 505 — 507. antwonen (ahd.) 3, 237. Anzeige (zur Edda) 1, 587. ao (noch ahd) 3, 376 f. 384. apalgrär (an.) 1, 486. api (an.) 2, 255. Appell 1, 393. ApoUonius, Maler, 3, 186. — von Tyrland 2, 69. Apologia pro schola Wirze- hurgensi 4, 380. aquaticus 1, 479. Arator 4, 330. Archipoeta 4, 21. 330. Architektur 2, 245. Are Frede 1, 212. 2, 282. 511—512. 3, 9. Arendt, Martin Friedr. , 2, 440. 3, 117. 126. Arennar 1, 153. .» Aretin 2, 445. Arimaspen, die, 4, 458. Ariost 2, 2»7 f. aritalan (ahd.) 3, 236. Arius Multiscius = Are Frode. Armer Heinrich s. Elartmann von Aue. armilo (ahd.) 3, 298. Armoricaner 4, 601. 607. am (md.) 3, 233. Arnamagnäanisches Institut 3, 58. Vgl. Magnäani- sches I. Arne Magnäus 1, 212. 3, 1. Arne Resen 3, 1. Vgl. Re- senius. Arngrim Johnsen 3, 7. 48. — Jonas 1, 212. 2, 23. Arnim, Ludwig Achim von, 1, 311 — 314. 317. 569. »Die Kronenwächter« 1, 298 — 310. 314. »Gräfin Dolores« 1, 289 — 297. 314. 398. Vorwort zu A.'s Werken 1, 311-314. — , An die Frau Bettina von, (Widmung der Mär- chen) 1, 317 — 319. Arnold, Lithograph in Cassel, 2, 424. — , isländ. Dichter, 2, 299. Arndt (mhd. Dichter) 4,330. Aron Hiorleifs Saga 3, 39. arrösten (ahd.) 3, 236. arsticchan (ahd.) 3, 236. Artikel im Ahd. 3, 375 f. Artusgedichte 2, 164. Artussage 1, 148. 4, 602 ff. Artwin 1, 166. Arx, Ildefons von, 3, 111. arzät (ahd.) 3, 442. arzätbuoch (mhd.) 3, 481. Arzneibücher 3, 481. Asalehre2, 14—32.27.214. Asathor 3, 5. Asbjörnsen, P. Chr., 4, 456. Aschenkind 1, 355. Aschenkrüge 2, 265 flf. 269f. 309. Aschenputtel 1, 350. 2, 196. äschildis (md.) 3, 345. Äsen 1, 125. 2, 97. 217. 281. 3, 5. Asgard 1, 211.347. 2, 281. Asiatischer Ursprung der germanischen Religion 1, 127. Asiatische Urzeit 1, 122, Aslaug 1, 353. 2, 344. Aslauga 1, 137. 3, 23. Aspöstein 2, 404. assa (ahd.) 3, 573. Asterius 3, 178. asuaethiauthu (run.) 2, 368. Atark 2, 403. Athel 2, 261. Athenaeus 1, 383. Athis und Prophilias 3, 212—366. 4, 48. 58. 330. Handschriften 3, 212—214. Sprache 214 —237. Metrik 238— 241. Stil 241 — 250. Quelle 250-264. Freundschafts- sage 264 — 271. Ursprung des franz. Werkes 271 — 274. Textanmerkungen 275 — 312. Ergänzung 313—314. Text 315 — 333. Briefe darüber 333 — 336. Weitere Bruch- stücke 337—345. Die Sage 346 — 366. Atli 1, 152 tf. 2, 213. 261. Atlamäl 2, 264. 3, 45. Atlaquida 2, 260. Atli- lieder 2, 259 f. 264. 4, 540. Atlis Mutter 2, 256. Attenus 2, 171 f. Atterborn, »Nordmanns Harfe«, 3, 73. Attila 1, 503. 2, 161. 212. 213. '261. 434. 3, 22. A.'s Schwert 2, 518. A.'s Tod 3, 24. Attilae expeditione, de prima, 1, 97. 101. Au (nhd.) 3, 57. au (noch ahd.) 3, 376. 384. aube (franz.) 1, 442. 444. Auberon (frz.) 1, 442. Aufruf 2, 504. Aufschneider 1, 358. Auftakt 3, 239. 4, 48. Augastein 4, 459. augurstund (an.) 2, 255. REGIBTBR. 668 Aui^untin 1, 479. 8, 176. 4, 880. — von Haminent«tt«n 1, 42. Ankulhor 8, 5. 60. Aulnoi, GrMfln, 1, 826. Aurinia '2, 484. aurlauK tbMitir (an.) 1, 848. AuiibUnüiKfl gute PoM«n 2, fi'i. Aunkiiideln 1, 880. Auilauga 1, 186. Aualautageietz 8, 68. AuRonius 4,' 880. AuBsats 1, 404. Ava 4. 880. Avenliii 1, 116. 148. 2, «9 76. Averner 1, 210. aventinra 8, 518. Avianus 2, 382. 4, 880. Axel und Waldburg 2, 1 — 12. 8, 40. Ayrer 4, 478. az (ahd.) 8, 510. Aza-Rune 8, »4. 120. B. b 2, 866. 868. 860. (ahd.) 8, 585. b-Rune 2, 880. Babrius, Fabeldicliter, 4, 888. 889. 895—899. Bänk«Uänger2, 188.4,641. Bär (Märchen) 1, 354. Bttren fangen 1, 219. Bäume (Märchen) 1, 880. Bttiimlein.W., 2,440—447. Baiem 8, 891. bail (ahd.) 2, 148. bal (ahd.) 8, 208 ff. Balbo 4, 125. 244. Haider 1, 841. 2, 216. 299. 4, 646 ff. Bale (Runenhauer) 2, 408. Balladen, Altdänische, I, 176 — 208. — , Altenglische, 1, 376 f. — , Schottische, 2, 208 — 210. balle (rohd.) 8, 294. Ballspiel 1, 872. 8, 298 ff. Ralniung 1, 889. baloamtte (mhd.) 8, 519. 522. bambest (ahd.) 8, 575. Handello 2, 420. baDl«r(e) (nhd.) 8, 388. Bannung in daa Irdla«lM (Märebtfn) I, 861. Banabi I, 406. 411. 437. 466. 3, 873. Barachja Nikdani, Rabbi, 4, 864. 868 f. 876. barbier (mbd.) 8, 388. barbierin (mhd.) 8, 386. barbigin (nihd.) 8, 668. Barden 3, MO 4, 641. 601. Barlaani und Joaa|>hat 3, 285 — 248. Barreeht 3, 318. Baradgilde 2, 688. Bart 2. 84 f. Barth 2, 830. Bartbel 1, 887. Bartholin, Thoinaa, I, 314. 2, 136. 3, 48. Baaile (»Penlameronec) 1, 826. 2, 222. hasse (dän.) 2, 117. baaai (an) 2, 117. Bastard, Graf. 8, 181. bathenia (ahd.) 8, 670. Bauernfeind 2, 70. 76. Bauernstand 1, 687. baugtingr (an.) 8, 443. Baut 1, 402. Baukunst 2, 245. Baum (Kinderspiel) 1, 870. — derGlUckseligkeit 1,883. — zu Weihnachten 1, 888. Bautasteine 2, 10. 418. Bautzemann 1, 402. Bauwi 1, 402. Bayard I, 188. be- 8, 226. 4,68. 215 ff. beal (ags.) 2, 148. Bebel 2, 57. 61. 62. Beda Venerabilis 4, 606. bede (dän.) 2, 121. Begeh ildarqueda 1, 838. 687. begozzen brdt (mhd.) 8, 468. 4, 83. Begräbnis 2, 870. 8, 81. BegrUssuDgssitten 8, 48 1 f. bein (an.) 2, 362. beinich (ahd.) 8, 678. Bekker, J., 2, 474. Belebung der ganzen Natar 1, 839. Helisarius 4, 880. beUe (mbd.) 2, 86. 144. ' bellen (ohd.) 3, 86. j Bellona 2, 08. I BelloTM 8. SIS. b.llum (lal.) 8. 61». balncbaan (obd.) 8. 48». b«Mbto (md.) 8. 388. Bmm«IW, Ocorga Friadr., 2, 386—34». 465. 4, 5»». WSrterbucb S, 517. 518. Ben 8Mb 4, 89S. SOS. baod« (aga.) 8. 144. BMwuir 1.467. 8. 5«S. 4, 880. 567 ff. Baracbja ilannakdan, Rabbi, 4. 864. 868. 876. Btrcbtong voa Maran 4, 406. 400. Barena-Rnne 8, 04. 180. baratUn (mbd.) 8, 370. bare würz (glosa.) S, 67». berflall (an.) 3, 363. Bergeaalta 8, 106. , Bergfran I, 440. Berggeist 1, 467. Berg, gläaefner, (MArrhcn) I 1, S46. I — , goldener, 1, 846. Bergmtl I, 466. Bergmännchen 1, 461. 465. Bergthora 1, 667. Bergwerkt 3, 816. , Berg ziehen, vom, (Kinder- I spiel) 1, 867. I Bericht Ober die SteUang der Regierung zn den Land- atAndan und dem Adel in Haaaan 4, 681—684. — Ober eine kirchliche Commiaaioo und die Land- Btlode in Hessen 4 , 618—63». — Ober GeaaUentwttrfa in Hessen 4, 680. berlechte I5cke (mhd.) I, 892. Berlepsch 1, 558. Berlin 1, 18. 37. 810. Akademie I, 506. Beinardin da 8t. 1, 584. Bamgervon Horheim 4, .^i .-><>. Bemhart Freidank 2, 608 — 500. 4, 4. 26 ff. 102. 110. bemisch (mhd.) 8, 281. Bemkopf 1. 42. Bamold von Conatanz 8,682. 664 REGISTER. Bernstein 2, 310. Beronica 3, 157. bersiha (gloss.) 3, 576. Berstuk 3, 118. bert (dän.) 2, 155. Berta 1, 445. Bertasögur 2, 522. Berte aus grans pi^s 4, 330. Bertha, Frau, 3, 535. — , Königin, 2, 288. — , Mythe von der wahren und falschen, 1, 342. — , weisse, 1, 452. Berthel 1, 402. Berthold IV., Herzog von Meran, 2, 239. — von Holle 3, 217. 223. — von Regensburg 1, 451. Bertuch 2, 228. bescheidenheit (mhd.) 2, 449. 4, 59. Beschie, P., 2, 436. bescriten (mhd.) 3, 233. besehen, sich, (mhd.) 3, 285. besüfin (md.) 3, 285. besundirn (md.) 3, 295. Bettina von Arnim 1,31 7 — 319. bevorn (md.) 3, 234. bi (mhd. c. acc.) 3, 296. Biarkamäl 2, 114. 299. biartr (an.) 2, 155. Bibel 1, 331. Bibliographisches 1, 25. 27. Bicci 1 . ,.„ .., Sicco ^' ^^^- ^^^- 2, ZZ\ '^06 f. 300. Bickell, Prof., 4, 618. biderbe (mhd.) 3, 296. biderve (md.) 3, 296. Bidpai 2, 382. 4, 388. Bier 1, 410. 2, 84 f. biese (md.) 3, 276. 580. biestlöek (nd.) 3, 580. bigraft (md.) 3, 237. bihelm (gloss.) 3, 573. bihrahanen s. hrahanen. Bildende Künste 1, 498. Bilderdijk, Willem, 2, 353— 365. Bildergallerie in Cassel 1, 556. Bilderschrift 2, 325. 326. Bildhauerarbeiten , nordi- sche, 2, 407 ff. Bildsäulen 2, 292. Bildung, deutsche, 1, 109. binewurz (ahd.) 3, 578. Binnenreim 4, 189 — 190. binnin (md.) 3, 232. Binse 3, 276. biodr (an.) 2, 144. Biörn 1, 117. 144. 239. 2, 494. Biörner 2, 11. Biörn Haldorson 3, 14. 60. Biörnsen, Stephanus, 2, 128. Biographisches 1, 1 — 27. Vgl. Grimm. . bioUa (an.) 2, 85. 144. bior (an.) 2, 84 f. Birger, König, 2, 399. bisen (mhd.) 1, 398. Bissat 4, 436 ff. Biterolf 2, 418. 4, 514. 541. 568. biuerwrz (gloss.) 3, 580. blämadr (an.) 1, 445. Blank (Helmname) 3, 136. blas (mhd.) 4, 63. blic (ahd.) 2, 85. bligarn (gloss.) 3, 574. blika (an.) 2, 85. Blinde Jug, de, 1, 402. Blinde Kuh 1, 868. Blinde Maus 1, 368. blinka (an.) 2, 85. Blomsturvalla Saga 1, 143. 149. 2, 12. 419. 494. 500. blota (an.) 2, 85. Blumen im Kinderspiel 1, 375. Blumen messen 1, 398. ■ Blut derJCinder 1, 404. Blutkessel 2, 271. Blutrache 1, 500. 567. Blutsbrüdern, Sage von den, 3, 363. 366. boberella (gloss.) 3, 578. Boccaccio 2, 289. 3, 348 f. 863. Bodil 3, 45. Bodild 1, 162. Bodmer 1, 274 ff. 2, 77 — -79. .388. bodun (gloss.) 3, 576. böl (an.) 2, 143. Boethius 3, 394. 4, 330. Bojardo 2, 286—289, Bolieta 1, 455. Bolland 3, 144. Bonaventure Des Pieres 4, 381. Boner (»Edelstein«) 2, 77 —80. 450. 454. 3, 229. 4, 8. 25. 105. 330. 367 f. Bonus 4, 330. Bopp 2, 441. Boppe 4, 330. Bornholm 2, 318. bortdun (gloss.) 3, 575. botterlicker 3, 437, Botzemann 1, 402. Bourke, Thomas, 1, 473. bouwel rocke (mhd.) 1, 392.^ Bovet, Richard, 1, 419. Boyan 2, 34. 39. Boye 3, 122 ff. braad (dän.) 2, 121. brache (ahd.) 3, 573. Bracteaten 2, 411. Bräutigam 3, 292. Bragaradur 2, 17 f. 22 f. Bragdar Thaat 2, 347. Bragi 3, 50. Brago der Alte 4, 568. Bragur 2, 320. 512. -braht 2, 425. Brand Sämundson 2, 227. 3, 61. Brant, Sebastian, 2, 451. 465. 4, 415. -brant 2, 425. braten (nhd.) 2, 121. bräth (an.) 2, 121. Brawallaschlacht 2, 300. Bredsdorff, J. H., 2, 324. 335 — 337. 3, 127. brengin (md.) 3, 224. Brentano, Clemens, (»Gold- faden«) 1, 261 — 265. Bretagne 4, 601. brisen (mhd.) 3, 298. 4, 463. Britannier 1, 211. Briten 4, 601. • Brocken 1, 488. Broderus 1, 104. Brod und Salz mit Gottes Segen -1, 582—583. Brönsted 3, 65. Brooke 2, 370. Brownie 1, 435. 445. 449. 470. 472. 478. Brownie-Clod 1, 437. Bruchstücke aus einem un- bekannten Gedicht vom Rosengarten 4, 504—523. — aus einer Bearbeitung des Rosengartens 4 , 468—478. Bruder Lustig 1, 336. 357. 4, 342, RBGUTSR. 665 Brnd«r Rua 2, 528. 1 Brücken 2, 402. BruKger, J. D. C, I, 518. brän (mhd ) 8, 802. Brunhilil 1, 880. 2, 168. | Vgl. ßrynhilde. Bruniua, C. .>,486.8, 1.48. RrvDJiilfaen.G., 2,824-885. 3, 127. Buch der RUgen 4, 18. Buchenlin, der, 1, 41. BuchsUben 2, 826. 854. Groaaa R. I, 616. Buchatabennumen 8| 129. buckela (gluaa.) 8, 576. Buderua von Karlahauaen 1, 546. 647. Budla I, 152 f. fiudorgia 2, 285. BUgler, der, 1, 41. Bue hin Digre 1, 250. Bulow, Geheimer Conferenz- rath Johann von, n, 67. Blirgera Lenore 2, 18. BUrgertum im Mittelalter 1, 111. BUäching, Joh. Guatav, 1, 251. 2, 68. 227—282. 276 — 277. 284. 285. 612—520. BUssonder Wolf 1, 675 — 577. bu-köken (nd.) 1, 892. Bukowina, MKrchen aaa der, 4, 848. 847. Buk, ata vaat un wipper nig! (Kinderspiel) 1,871. Bullkater, de, 1, 402. Buman 1, 402. Bunaen, 8, 164. Bnovo d'Antona 2, 288. buosan (ahd.) 8, 611. Burana Carmina 4, 880. bnrdo (mhd.) 4, 95. Bure I, 846. Iturgmair, llaoa, 8, 161. 1(8. Burgundan 1, 186. Hurkhaim 2, 56. Burkart von Bobenfela 4, 880. Barmann 2, 899. Burton, Capitain George, i, 4'.0. BuMie, von, 9. 274. butin (ahd.) 8, 576. Buttmann 1, 18. Buwttnburg, der von, 4, t4. 880. Bxoviua 8, 164. 166. C (vgl. aaeb K). c 2, 856. (ahd.) 8. 878 f. 885 f. oa- (ahd.) 3, 378. 886. Cabiren 1, 458, cadevize (gloaa.) 8, 578. Caldaron 2. 288. Calixtua 4, 880. Calpurniua 4, 880. Canibrier 4. 601. camfwic (ahd.) 3, 586. Caminerlanderacbe Drucke 4, 400. camp (frz.; aga. afriea.) 8, 685. campa (afriea.) 8, 585. Campe 1, 241. 518. campian (aga.) 8, 585. campus (tat.) 8, 585. Canterbury talea I, 443. Cantica rustica 4, 819. Cantilenae vulgarea 4, 819. 820. caradrina (ahd.) 4, 88. Caravaggio 2, 224. Carl 8. Karl. Carlahafen 1, 587. Carolua Magoua et Leo papa 4. 880. carrida (gloaa.) 8, 576. Caapar von der Röhn 2, 419. 422. 4, 552. Caasandrino 2. 228. Caaael 1, 9. 11. 818. 629 —585. 587. 4, 628 f. Bildergallerie 1 , 666. Cenanr 1 , 558. Glossen 8. u KUnatler 1 , 558. Kunatwerk« 1,556—667. MuntUrt 8. ttt. SalOoM I. 668. Caaa«ltr Gloaaoa 8, 881 — 426. 466—471. Hand- •cbriAen 8, 884—888. MpracbforoMB 888-886. Inbalt 887—888. Eot- •tabnng 888 — 892. Sprach« 898—884. An- mcrkmican 894 — 486. Text 466—469. Latei- aiaeb • ronuniaebM Ro- giaur 480 — 468. DeuU •ohM B«fia(*r 468—486. Haebtra« 468-471. CMalanna I, 478. Cfatr^n, Mattb. Alex., 4, 447. Catberlicacben (Mlrtbm) 1, 857. Cato (Gedicht) 8. 818. 4, 880. 388. Catos Sprüche 4, 18. Catten 2, 282. Catollua 4, 880. Caucaaier 2, 825. Cancbemar 1, 477. Cauaain de Perceval 8, 858. Caylua 8. 858. 866. ' Caaotte 8. 858. ! CedrenuB 8, 1 92 f. Gelten 2, 817 ff. 826. CeltiberiachaMUnzen2,406. I Celtiberiache* Alphabet 8, 6. iCeltiacb 8, 55. j CeltiacheAllitteration 2, 88. I Cenanr in Caasel I, 558. { cempa (aga.) 8, 685. I Cento 4, 107. , Cerea 1. 848. Cervantea I, 826. I ch (ahd.) 8, 878. 885. 586. I charadrion (ahd.) 4, 88. iChaba I. 99. Chaldter 2, 825. Chamileon 4, 79. 88. I cbampf (ahd.) 8, 686. ! Champion (iVx.) 3, 545. I Cbanaon de Roland 2 , 472—479. Charaktere in den Mirchen I. 856—858. j Cbarlemagne 8, 476. I Cbaatoiement dn pör« aa ! fila 2, 880. 881. Chatten, s. Catten. Cbaucer 1, 467. 666 REGISTER. chempho (ahd.) 3, 585. chetefinger (ahd.) 3, 434. Cheval fondu (Kinderspiel) 1, 371. Chrestieh de Troies 3, 248. 4, 330. 340. 586. 593. 608. Chriemhild 1, 99. 1 15. 1 19. 136.138.140.141. 157ff. 164. 186. 216. 239.243. 339. 2, 179. 3, 44 f. Vgl. Grimild, Grymhill- dur, Kriemhild. Christ (ahd.) 3, 378. Christentum 1, 502. 2, 213. Ch. im Nibelungenlied 2, 178. Christian vonHamle 4, 330. — von Lupin 4, 330. — von Troyes, s. Chrestien. »Christi Geburt« 1,245-246. »Passion «4, 3 30. »Wieder- erscheinen in der Natur« 1, 245—247. Christliche Märehen 1,352. Christoph, der heilige, 1, 857. Christusbilder, ihr Ursprung, 3, 138—199. Chronik des Isleifi 2, 612. — desJoh.deThwrotzl,98. Chronicon Urspergense 3,25. Chrysostomus 3, 175. Chifflet, Joh. Jac, 3, 199. chindili (ahd.) 3, 373. Chinesen 2, 325. Chinesische Poesie 4, 530. Chlotar II. 4, 330. Chodowieki 2, 370. Chozma-Rune 3, 94. 130. chu (ahd.) 3, 379. Chunratvon Helmsdorf 1,40. Cid 2, 3. 4, 533. Cimabue 3, 186. Cimbern 2, 318. 319. Clara Hätzlerin 4, 35. Claudianns 4, 330, Clausen, Peter, 3, 34. Claus Hinze 2, 74. Claus Narr 2, 59. Clemens von Alexandrien 3, 174. ClevischeGeckengesellschaft 2, 59. clok (ags.) 2, 8.T. Cluricaune 1, 409. 450. 461. 463.470. 480. 489. 2, 372. Cluser, der, 1, 41. cnugel (ahd.) 3, 572. cnuosl (ahd.) 2, 87. 145. Cochläus 3, 25. Codex Argenteus 3, 106. — Guelferbyt. 3, 106. Colmarer Annalen 2, 167. 4, 5. 7. Colonia Trojana 1, 205. Comgillus 4, 330. Commodianus 4, 330. Commonitorium 4, 330. Comparativus participii praeteriti 3, 293. Conrad s. Konrad, Chunrat. Conrad! in Marburg 1, 10. Conradus de Fabaria 3, 532. Conscription I, 553. Constantinopolitanische Sa- gen 1, 149. Constantinus Porphyro- genneta 3, 168 ff. 194. Coirshian 1, 414. Cotta 2, 501. Cranach, Lucas, 2, 514. Crescentia 2, 199. 3, 222. 244. 4, 579. Creuzer 1, 224. cric (md.) 3, 563. Croker, T. Crofton, 2, 371. Crüger 4, 548. Cruikschank 2, 370. crüselin (gloss.) 3, 577. Cultureinflüsse , fremde, 1, 108. cumistadul(o) (ahd.) 3, SOI. cunigelen (gloss.) 3, 681. Cunz Bast 1, 43. curti (ahd.) 3, 387. cv 3, 485. Cj-newulf 2, 489. Vgl, An- dreas, Elene. Cyprianus 2, 523. Cyrillische Thierfabeln 4, 388. Czernitscheff 1 , 532. 533. D. d 2, 356. (ahd.) 3, 586. Daaz-Rune 3, 93. Dach, Simon, 2. 57. Dädi 1, 393, Daeg-Rune 3, 88. Dämesagen 2, 17. 30. 347. Dänische Fabelzeit 2, 294 — 302. D. Geschichte 2, 433. D. Heldenlieder 1, 140. 2, 5. D. historische Lieder 1, 142. D. Liebes- lieder 1, 142. D. Lieder 3, 41 ff. D. Litteratur 2, 1 f. D. Märchen 1, 142. D. Poesie 3, 12. D. Re- gierung 3, 66. D. Runen- steine 2, 365—370. D. Volksbücher 1, 149. 2, 520 — 525. D.Volkslieder 1, 139 ff. D. Volkssagen 3, 61. Däumling 1, 326. 349. 356. 465. 3, 429 f. 4, 451. Dagmar 1, 193. Dagobert 1, 342. Dagr 1, 342. Dags-synir, megir 1, 342. Dalberg 2, 266. dahlen (nhd.) 2, 88. 151. Dahlmann 2, 296. 433. 434. Dama Rovenza dal Martello 2, 288. Damasus 4, 330. Damianus, Petr., 4, 330. dan (md., nach Compar.) 3, 277. Dangkrotzheim (Dangbrots- heim), Cunrat, von Hagen- au 1, 37. 391. Dankwart 2, 177. 183. 4, 517. 518. Dan Mikillati 2, 300. 3, 8.' 9. danne (md., nach Compar.) 3, 277. dannoch (md.) 3, 277. dar (ahd.) 3, 293. Daschbog 2, 39. Daumen 3, 426—432. 471. Daumenkraut 3, 432. Daumesdick (Märchen) 4, 351. daumpfaff 3, 430. Daumring 3, 431. Davensberg, der Ritter von, 1, 460. Debes, Lucas, 2, 340. Decameron 2, 289. 3, 348 f. Declination 3, 53 f. Decretum Tassilonis 3, 536. degenlich (mhd.) 3, 287. degenschaft (mhd.) 3, 311. degentuom (mhd.) 3, 311. deginheit (mhd.) 3, 3 1 1 f . degin(t)lich (mhd.) 3, 287. Delaunay 4, 398. RBGIflTBR. 667 Delioi 1, 128. den (md., nach d. Compar.) 8, 277. denmarka (gloM.) 8, 679. Dep<$Oh0s 4, 486 ft. 451. 460. De prima Attilae expedi- tioiie I, U7. 101. der u. H.#. (abd.) 8, 876 f. »Deutsch« 4,614. D. Alter. tum«wii«enaohaft 1, 606. D. ileldenaag« 1 , 862. 2, 416 — 428. D. Litte- ratur I, IbO. Kntatehang deraelbrn 1, 109. D. Epoa 2, 420—428. D. Sprichwort 2, 450. 464. D. Wörterbuch 1 , 508 —620. l). Sprache 1, 606. 508 f. 4, 612 f. 614 ff. D. Volkolieder 1, 194 f. D.WörterfUr Krieg 8, 516—667. dh 8, 91. 129. (run.) 8, 87. Dialekte , altgennani»che, 2, 89 f. dichten (nhd.) 1, 517. »Dichter des Mittelalterg, Beitrag zu einem Ver- zeichnis der,« 1, 86. dicke (ahd. mhd) 3, 801. Didaktiüche Poesie 4, 58U. Diebold Louber 2. 462. Dicfenbarhs Wörterbuch von 1470 8,221. Dies innocentium puerorum 1, 389. (liet (ahd. mhd.) 8, 280. Dietleib 2, 170. 8, 246. ■249. 4, 58. 380. .M4. 541. Dietmar ron Eist 4, 880. — vonMerseburg4,61.880. Dietrich von Basel 1 , 38. — von Bern I, »7. 99. 106. 116. 140. 141. 148. 148. 186. 402. 508. 2, 159 f. 168. 171. 181 f. 262. 844. 421. 4, 515. 585. 540. Bruchstück au» der Dietrichs^age 4, 880. D.'s Drachenkämpfe 2, 419. 421. 8, 21. 135. D.'s Flucht 2, 418. 8, 246. 4, 880. — der Druckler, Graf, 1,48. Dies 2, 478. 3, 466—469. dilltopr (nhd.) 1, 875. Diminuliva 8, 448. dingein I, 890. DIonysiuaAreogagiU 4, 880. Disciplina cleHcalia t, 880 —888. 8. 860. Di»«n 8, 60. Dlair (Nomen) 3. 94, diala (gloMi.) 8. 678. I Ditti 1, 898. I diu (abd.) t. 868. dluaan (ahd.) 8, 86. I Diw 8, 89. j Doane-shi 1, 406. 418. I Dobrowsky V, 88. I Doeen 1, 44. 2, 289. 608. 612. 8, 110. I docke I, 397. : Doctor Allwissend 1, 867. Doctortinger 8, 481. Dod^ Korkud 4, 485 f. Dodoch 1, 898. Dodooli 1, 898. dokka 1, 897. Dolopatbos, li 'romans de, 4, 482. 450. 454. Don Beitran 1, 220. Donner 2, 98. Doppelreim4,58.801-814. dorndrigil (nhd.) 8. 581. domdrdwe (gloas.) 8, 681. Dornenkrone 8, 187. 194. 208 f. DomrÖNcben 1, 880. Dorn -Rune 2, 880. Dorow 2, 266—278. dorth (gloas.) 8, 680. Dositbeus 8, 89». Dotze (Kinderspiel) 1, 876. Douce 2, 427. (jouwurz (gloes.) 8, 679. Drachen, fliegende, (Kin- dentpi'l) I. 376. Drakring 2, 414. DramatiAche Poesie 1, 498. 4, 529 f. Draud 2, 55. Dreiecksteine 2. 272. Drei Federn (Mkrchen) 4, 850. Drei Himmel 4, 61 f. Drei Johanniter 2, 197. Drei K5nige, s. Heiligen dr. K. Drei Sö|)no (Mkrcben) 1 , 846. Dreissigjähriger Krieg I, 509. drosta (gloss.) 8, 681. drü (mbd,) 8, 299. drOcb (nhd.) 8, 89» Druck rebirr 8. 188 f. DrMkUr. Graf DUiHdi tf«r, 1. 48. Dnid, dl«. 1.408.477.489. Dmdanaehase 1, 489. drAh (ahd ) 8. 89». Dralden 8, 867. 891. 818. DaehemaUddin Mobamoiad Al-aoni 8, 860. 866. DaboU. J. A.. 8, 486—488. DOeang« I, 479. Daeada I. 470. DOrtr. Albiracht. 8, 188. 189. 190. Döring (mbd. Dichter) 4 , 880. dAga (gloM.) 8, 676. dOmelle (mbd.) 8. 487. Dummeklar«, dar, I, 866. Dümmling 1.866 f. f, »76. 4. 860. dftmo (ahd.) 8, 486. 441. dOntlfenn« (aga.) I, 448. dnnch (gio««.) 8. 677. Danlop 2, 824. 889. 437. dopten (gloaa.) 8, 677. durcbachlne (md.) 8, 879. Dusii 1. 479. Duaiolna 1, 479. Drergmil 1, 466. DTSrgamoynar 8. 848. Dw««p«r7 8. 884. Djna 8, 86. Dja 3, 869. 8, 81. I E. • 8, 829. 857. (abd.) 8, 686. (e) 8, 884. 88«. ! 876.(mhd.)4,4«. »-Run« I 8, 880. 489. I Eadroerns 8, 196. earclianmd (ags.) 8, 448. eam (aga.) 8, 288. F.be«r (nd.) 1. 899. Eberhard. Bischof. 3, 73. -e« 8, 897. i Ecbasis 4, 880. I Eeeard 8, 867. 869. 881. I Eedesiasticaa 4. 1 7. Echo I. 456. 3. 846. Echiermeyer. Theodor, 3, 487—480. Kcka 1. 146. Eckart 1, 106. 107. Vgl. Bekhart. •ck« (nhd.) 8, 388. 668 REGISTER. Eckehart I. 2, 417. 4, 330. — IV. 2, 519. 4, 330. — von Aura 3, 532. Eckenausfahrt 2, 41. 47. 49. 170. 345. 421. 3, 136. Eckesax 1, 145. 147. 463. Ecke von Rebkow 1, 37. Eckewart 2, 178 f. Eckhart, Getreuer, 2, 179. 4, 477. Vgl. Eckart. Eckihard 1, 167. 169. Eckisax s. Eckesax. Edda 1, 125 ff. 183 f. 212. 500 ff. 587. 2, 1. 14— 32. 36. 37. 80—103. 104. 109. 214. 278 — 279. 320.399.417.421. 434. 496—501. 3, 2. 3. 9. 20. 25. 74 f. 4, .19. 331. 412. 531. 537 ff. 547. Alter der E. 2, 21. Commentar 1, 224. Hand- schriften 2, 17. 19. Der Name E. 1, 129. 2, 19. Prosaische E. 1, 213. Übersetzung 1, 223 f. Verfasser 2, 21. 25. Ältere Edda 1, 125. 129. 202. 212—227. 2, 250 — 265. 350—353. 396—397. 495. 3, 48. Vgl. Sämund. Jüngere E. 1 , 125. 128.130.151—154.211. 213. 2, 14—32.96. 260. 3, 12 f. 15. 4, 568. 569. Handschriften d. jung. E. 2, 17. 19. Vgl. Snorre. Eddgard 1, 106. Eddo (Japan) 1, 561. edeling (ahd.) 2, 87. Edessa, Christusbild zu, 3, 166 ff. Edler (nhd.) 2, 87. Edsvärastein 2, 403. efstum (an.) 2, 127 f. Egenberger von Werthheim, Conrad, 2, 523. egerda (gloss.) 3, 574. Egilssaga 3, 2. 11. Egwald 1, 451. Ehrenbot 1, 43. Ehrenreiche, der, 1, 43. Eherecht 3, 4. Ehetrunk 3, 297. El 3, 52. ei (ahd.) 3, 376. 384. teibann von Gengenn 1, 43. Eidformeln von 84 2 3,394. Eigennamen, md., 3, 238. Eigla 2, 15. Eija, die, (nd.) 1, 393. Eilhart von Oberge 2, 523. 3, 219. 243. 245. 4, 54. 331. Eilifr Gudrunarson 3, 4. Einar Skuleson 3, 33. Einfacher Reim 4, 310 — 317. Einherjar (an.) 4, 569. Einleitung zur Vorlesung über Gudrun 4, 524 — 576. — Hartmanns Erek 4, 577 — 617. Einseitige Sitzung 1, 538. einwic (mhd.) 3, 529. 536. Einwig 3, 31. Eistein und Oluf 2, 283. Ekerken 1, 470. Ekisax s. Eckesax. Ekkehardus Monachus = Eckehart IV. Elbe 1, 444. Elbegast 1, 466. elben (mbd.) 1, 442. Eiberich 1, 349. 442. 446. 448. 454. 457. 460. 462. 463. 464.465. 470.471. 473. Elb Graf von Helderung 1, 43. eibinnen (mhd.) 1, 442. elbisch (mhd.) 1, 440 f. 474. 476. elbischez viur (mlid.) 1, 441. Elene (ags.) 4, 320. Elfbolt 1, 432. Elfen 1, 405 — 490. 2, 371 ff. 375. E. in Irland 1, 405—412: 1) Das stille Volk 405. 2) Der Cluricaun 409. 3) Die Banshi411. 4)DiePhuka 411. 5) Das Land der Jugend 412. E. in Schottland 412— 438: 1) Abkunft 413. 2) Gestalt 413. 3) Woh- nung und Lebensweise 413. 4) Umgang mit Menschen 414. 5) Kunst- fertigkeit 421. 6) Gute Nachbarn 425. 7) Boshafte Streiche 427. 8) Wechsel- bälge 429. 9) Elfenkeil, Waffen und Geräthe 432. 10) Der Elfstier 433. 1 1) Meerelfen 434. 12) Der Brownie 435. Über das Wesen der E. 438—490. 1) Name 439. 2) Abstufung und Ver- schiedenheit 444. 3) Un- tergang 447. 4) Gestalt 448. 5) Kleidung 451. 6) Wohnuug454. 7) Spra- che 456. 8) Nahrung 456. 9) Lebensweise 457. 10) Geheime Kräfte und Kunstfertigkeiten 460. 11) Charakter 463. 12) Verhältnis zu den Menschen 466. 13) Feind- liche Gesinnung 472. 14) Alte Zeugnisse 478. 15) Elfische Thiere 486. 16) Hexen und Unholde 487. I Elfenfeuer 1, 473. j Elfenhöh 2, 115. Elfenkeil 1, .432. j Elfenkönig(in) 1,457.461. Elfenkönigsstück 1, 459. elfmills (schott.) 1, 454. Elfenmühlen 1, 454. j Elfenpfeil 1, 481. 489. Elfenschlag 1, 473. ! Elfentanz 1, 458. i Elfinnen 1, 449. Elfric 1, 443. i Elfstier 1, 4 33. 486. i Elias 4, 343. ! Elisabeth, Heil., 3, I 226. 4, 331. eile } I ellefolk ; ellekone j ellekonge ' Else, die rauche, 1,479.487. Else (i. d. Nibel.) 2, 169. 173. Elskovs Viser 1, 178. 2, 1. 5. 113. elni (an.) 1, 444. elv (dän.) 1, 444. Elvershöh 1, 175. 2, 115. elvish (mittelengl.) 1, 443. Elysium 2, 93. Ementrich 1, 106. en- (mhd.) 4, 217 ff. ene (md.) 3, 343. 221. in.) 1, 444. RB6IBTBR. «69 «neben (mhd.) 8, 288. enger r(t (mhd.) 4, 72. •ngil-in Eigennamen 1, 445. 450. Englische Volkiilieder 1 , 198 f Enguz-Rune 8, 94. 180. «npftn (mhd.) 4, 117. F.iitts Namen der, 2, t07. entsehen (mhd.) 1, 44S. entalahen (mhd.) 8, 846. »Entstehung der alt- deutsrhen Poeiiie und ihr VerhKitnis zu der nur- dltchen, über die,« 1, 99. 186. entwicht (mhd.) i, J77. Eor-Rnne 8, 88. Epik 1, 66. 242. 499 ff. 2, 40. 420—428. 474. 4, 629. 581 ff. Epilog znm Rolandsliede 8, aOO— 207. Epiphanius 8, 176. 188. EpischerUrnprang der Poesie 1, 65. ii:l ^' '^- Franci Nebulones 2, 170. Francus 1, 209. Franecker 1, 362. Franken , Trojanische Ab- kunft der, 1, 204—211. Frankfurter Glossen 3, 476.. Franko 1, 208. Französische Einflüsse im Mittelalter 1, 112. 113. F. Märchen 1, 325 f. F. Sprache 1, 510 f. 513. frat (mhd.) 4, 85. Frauenehr 1, 42. Frauenfinger 3, 434. Frauenlob 3, 221. 4, 2. 6.. 7. 23 f. 331. 420. Frauenpreis 1, 43. Frau Eysen 1, 131. — , s. Gute. — Holle 1, 347. 402. 403. 449. 455. 460. 488. 2, 234—235. 3, 535. — Treibe 3, 221. 241. 246. 4, 40. — Venus 1, 488. — von Alvensleben (Sage) 1, 474. — , 8. Weisse. Frea 1, 364. freah (an.) 2, 86. 145. frech (nhd.) 2, 86. Fredegar 1, 206. Freia 1, 185. freich (mhd.) 2, 145. Freidank (vgl. Beruhart) 1, 13. 14. 360. 361. 525. 2, 379. 382. 438. 449-468. 508—509.3,218.222.4, 1 — 124. 331. 416. 417. 425. F.'s Grabmal 4, 1-4. 6. 99 f. F.'s Name 4, 5. Werke 6. Lebenszeit 11. Lehrdichtung 19. Sprich- wörter 3 1 . Handschrif- ten 32. F., d. i. Walther von der Vogelweide 39. Metrik 45. Reim 54. Erläuterungen 59. Nach- träge 93. 98. 117. 119. Freiheit der Kirche 4, 618 f. Freiheitskriege 1, 20 ff. Freimund, Johannes, 1,317. Freitag 1, 414. 489. fregä ] fregna) (an.) 2, 86. 145. frekr j Fremdwörter 1, 517 ff. 4, 615 f. frete (mhd.) 4, 19. Freudeleere, der, 4, 5. Freudenthal, Graf von, 1^ 535. RRO I8TRR. 671 I'VflanUtchaftaAge 8, 364 — 27 i. 846—866. Fr«v, Jacob, 3, 66. 63. 4, 381. Freyr (Gott) 8, 60. fVayr (an.) 2, 146. ftria (an.) 2, 02. firideleii och« (gloM.) 8, 680. Fridrek 1, 106. fritxlel (mhd.) 2, 92. »FrieUlirhe Leute« 1, 466. Friedrich I. 2, fi7. — II. 2. 67. 449. — der Streit l) II r«" '.', 07. — von Hausen 1, 626. 4, 381. — von Sunburg 4, 31. frien (mhd.) 2, 98. Friga 1, 206. ! iigK« >> 166. ;m>u (ags.) 2, 92. I rixch , Johann Leonhardt, 1, 607. Frischlin 2, 61. Fritz Kothner 1, 48. Fritzlarische Urkunden 8, 219. Frit^ Zorn 1, 42. Frode 1,212. 2, 398. 8,82. Frodoardus 8, 26. Frösöstein 2, 408. FrohnleichnainMfeat 2, 218. Viotnniann, G. K., 8, 869. l'romund von Tegemse« 4, 381. 864. l'roiiekenipfe (mhd.) 8, 687. Frosch 1, 42. flroawe (mhd.) 4, 77. 121. frucht (nhd.) 1, 617. Fruote 2, 298. Fuchs (Märchen) 1, 864. Fuchs neht herum (Kinder- »piel) 1, 869. Kiu'hs, Job. Christoph, 4, 370. Fuchspelz 4, 418. Fuchs, toter, 1, 888. fUeren (mhd.) 4, 78. Fuht, J., 4, 869. KuRger 2, 70. 76. Fuglesang 8, 81. Fnliberti, Visio. 4, Sil. Fulbert 4, 881. fnntivillol& (ahd.) 8, 878. fuodermfize (mhd.) 3, 414. Furchau, F., 2, 288—384. Fus.sbekleidung der Ger- manen 2, 270. fttstkampho (ahd.) 8, 686. Fylgior 3, 94. fyrdgamaca 8, 143. 0. g 3. 866. (abd.) 8. S78 f. 886. 686. ga- (abd.) 8, 878. 603. Gaar-Kun« 8, 94. 180. gaholn (mhd.) 2. 891. Ka mar, O.'a Groaaratar, 1. 4. Grimmar I. 157. OrimalaMll 9. 159. 4.911. Orip« 9. 1«4. Oriplaapl 9. 15 t. grilbi (an.) 3. 86. Orön Jttto I. 460. Orenland 1, 917. OrteUodiacb 8, 55. G. LiMlar 9, 959. 964. 4, 540. OroM-AlImerod« I. 587. OroMdodoeb 1, 898. OroaM Bocbstaben I, 616. üroaaig 9. SSI. OroMvatcr I, 409. OrotUaaBBfr 1, 915. t, 965. 869. S. S. Qröa Galdr'9, 951. grds (red.) 8, 377. Qmndtrlg, Nik. Friedr. 8«v., 3, 996. S, 13. 65. 4, 860. 559. grfis (glosa.) S, 576. Orymbilldur 1. 153. Vgl. Chriemhild , Grimild, Kriemhild. Qryphios 4. 414. gn(mrw)8. 468. 470. 485. 487. 603. Gubbe, HSiberga, 8, 58S. Gudelinda 4, 515. Gudmund 1, 390. — Andrea 3, 134. 8. 14. — Magntus 1. 315. 9. 261 r. Gudrun 1, 108. 186. 153 ff. 389. 868. 538 f. 2, 364. 847. 419. 431. 8, 348. 4. 30. 58. SSI. S67. 624 — 576. 583. Gudranlieder I, 186. 995 —327. 687. 3, 260. 964. 847. (tudaormar 1, 146. (Suelfenflnger 8, 481. Günther (Nibel.) 1. 9S9. 2, 159. 184. Günther (»Lignrinoa«) 4. 881. guerra (rom.) S, 519. 581. 584 f. Guest, Lady, 4, 608. guft (rod.) 8, 846. Guggaldei 2. 307. |Gagg«lgieg« 2, 307. 4t 674 REGISTER. Guido de Columna 4, 458. Guillaume au court-nez (pro- venz . Rittergedicht) 1 , 3 1 ff. Guillaume d'Orange 4, 331. Guizot 2, 475. Guley (Insel) 3, 59. gullin simar (an.) 1 , 348. Guncelin 1, 164 f. Gundachar 2, 143. Gundichari 2, 434. Gundobald 2, 143. Gungner 1, 462. Gunhild 3, 26. Gunlaug 2, 282. gunn (an.) 2, 143. Gunnar 1, 136. 146. 152 f. 2, 143. Gunnar Paulson '2, 252. Gunnarquida 1, 213. Gunnars-Slagr 2, 251. 347. Gunild 2, 343. [3, 20. S^"^'.'\j (md.)3,237. guntlich ) ^ ' Guota;re, der, 3, 221. guotman (ahd.) 3, 511. gurre(n) (mhd.) 4, 87. gusche(l) (nhd.) 2, 448. »Gute Frau« 3, 221. 246. 4, 52. 331. Guter Gerhard 2, 236. Guter Mann (d. i. der Teufel) 1, 425. Gute Nachbarn (Elfen) 1, 425. 468. Guten und BöseYi, Kampf des, (Märchen) 1, 350. Gute und Böse (Mfirchen) 1, 341. Gute Volk, das, (Elfen) 1, 468. 2, 371. Gutfastsson 2, 403. guth (an.) 2, 143. guthanio (ahd.) 2, 86. 143. Gnttorm Sigurdson 3, 34. Guttormur 1,139.146.152 f. Gutturale 2, 355. Gwyll 1, 411. Gybellin 2, 175. Gygia 1, 156. Gygur 1, 155 f. Gylfeginning 2, 17 f. 22 f. Gynther 1 , 1 63. Vgl. Günther. H. h 2, 336. 357. 358. (ahd.) 3, 379. 485. 486 f. 501. 502. 507. 573. Haal-Rune 3, 94. habeinn (an.) 2, 262. Habor 2, 300. Hackelberg 1, 460. Hadding 2, 298. Hadlaub 4, 331. Haegil-Rune 3, 87. hälde (dän.) 2, 120. Hämmerlin (Teufel) 1, 489. Vgl. Hemmerlein. Hämraling 2, 514. Häner 1, 346. 2, 347. Häslein (Name) 2, 228. Häslein, Miire vom, 1, 360. Hätzlerin, Clara, 4, 35, haf (ahd.) 2, 45. Hafbur 1, 189. 2, 5. 155. -haft (mhd.) 4, 141. 153. 171. 173. 177. Hagal-Reihe (run.) 2, 334. Hagedorn 4, 398. Hagen (vgl. Hogen) 1, 141. 157 ff. 2, 163. 170. 177. 179. 180. 185. 4, 477. 515. — , Friedr. Heinr. von der, 1, 61. 238. 2, 41 — 77. 496—501. 512. 515. 517. 4, 546. 584. »Der Nibelungen Lied«, 1, 61-91. [3,217. — , Gottfried, (Reimchronik) — Hagensen 3, 33. Hagenon 2, 503. Hagenow, F. von, 3, 120 ff. Hager, Mörder zu Rassen- burg, 2, 239. Hahn, A., 4, 572. — , Dr. J. G. von, 4, 348. Hahnenberg 2, 116. Hahnenkrat 1, 488. Hahn, gebundener, 1, 383. Haimonskinder 1, 183. 2, 174. 4, 330. Hakon der Gute 2, 282. — Herdebred 2, 283. — larl 1, 256. 2, 282. — , Sohn Harald des Haar- schönen, 3, 59. — Sverreson 3, 34. halbin (md.) 3, 235. Mh ^f^H\ I 2, 155. halde (nhd.) ) halde (ahd.) 2, 120. haldere (afries.) 3, 432. Halfdan Oescenssons Saga 1, 187. — Svartes Saga 2, 281. Halfkorsgrafvar 2, 413. Hailager, Laurentius, 8, 63, Halle 1809 1, 16. Hallenberg, Jonas, 3, 73 f, Hallfredur 1, 184. Hallgrim Scheving 2, 252. hallir (an.) 2, 291. Halmmessen 1, 376 f. Halm ziehen, den, 1, 377, Hamder l, 103. 154. 358. 2, 264. Hamdir Saurli 2, 262. Hamdismäl 2, 260. Hamlet 1, 191. Vgl.Amleth, Hammarskiöld, L. , 3, 75. Hammer (Instrument) 2, 378 f. — (Name) 1, 489. — (Ort) 1, 159. Hammerstein, Graf von, 1, 186. 202. 217. 2, 498. Hanabruinburg 2, 305. Hanau 1, 3. 587. Handschriften, mhd., 2, 241. Hanel, Melchior, Jesuit, 4, 364. 868. Hanga-tyrr 2, 93. Hanover 2, 305. Hansel und Grethel 4, 349. Hansen, die, 2, 217. Hans Pfriem 4, 344. Hans Rosengart Nester 1, 43. Hans Sachs 1, 114. 366. 2, 2. 62. 63. 69. 227— 284. 276—277. 882. 3, 349 f. 4, 370. 386. 412. 468. Hans Zukunft 1, 41. Ilar 1, 346. Harald Blätand (Blauzahn) 1, 248 ff. '2, 403. — Gille 2, 283. — Graafeld 2, 282. — Haardraade 2, 283. — Harfager (Haarschöne) 1, 330. 2, 26. 281. — Hildetand 3, 8. Harbard 1, 126. Hardenberg, Neyeling von, 1, 470. Harfe 1, 459. Sage von der wandernden H. 3, 71. Harlung 1, 106. Harlunge 2, 172. Harsdörfer 2, 2. hart (md.) 3, 234. Hartmann (»Credo«) 3,223. 4, 331. KKGIHTRK. 675 Hartmann, Mönob, 4, 881. — , O. Fr., 4, 86». — von Aue 1, 859. 864. 891. 6-24. 2, 940. 890. 426— 4-.>7. 505. 3, 215. 222. 248. 246. 249. 524.561. 4, 12.21. 40. 41. 50. 105. 106. 117. 881. 414. 578. 5M8. 584 (f. »Armer Heinrich« 1, 861. i, 426 — 427. 604—506. 8, 265. »Erek« 4, 577 — 617. Harzer 6fundart 2, 447 f. narz((eil>(-'hte 8, 447 — 449. Ilarzmärcben 4, 447. IIa»ch«rl 1, 81)8. Hase, der, 1, 868. ilaseobrot 1, 868. llati (an.) 4, 412. llattalylcil 2, 17. ilattatal 2, 17 f. Haug 2, 119. Uaugni 1, 868. 2, 262. Haugr 2, 269. 3, 31. Haulemänner 1, 849. Haupt, Moritz, 2, 506. 8, 138. 470. 4, 572. 584. 685. Hauselfen 1, 468. Hausen a. Friedrich. Hausmärchen 1, 888. Vgl. MMrchen. Hausgeist 1,462.464.466. 471. 480. 482. 2, 872. lUvam&l 1, 214. 2, 266. 897. 4, 885. Haxthausen, August von, 2, 122. hd (ahd.) 3, 585. Hebamme 8, 67. Hebel I, 612. hebentungal (as.) 2, 88. Hebräisches Alphabet 2, 856. 860 f. Heer in Hessen 1816 1,544. Heiberg, Joh. Ludw. , 3, 884 — 385. Heidarviga-Saga 8, 1. Heidelberg (Universität) 4, 623. Heidenreich 2, 258. Heidnischer Glaube in den Märchen 1, 889—850. Heidrekr 1, 171. 868. 2, 268. Heiligen drei Könige, die, 1, 878. I Heilige •liimmeU-Bwg« I, 847. I Htimb von 8(cb)oiroi 4, 1 477. lleimdaJIr 1. 841. 2, 278. Heime 4. 477. 516. Ileimer 8, 21. heimir (an.) 2, 91. ihaiminch (nhd.) 2, 9S. HeimskringU 1. 188. 477. 2. 270. 8, 26. 82. 84. 1 74. Heindal s. Hcimdallr. Heinecciut, Martin, 4, 844. Heinrich, der Kam«, 2, 268. — , armer, i. lUrtroann v. Ane. — «, die beiden, 4, 882. — , Dichter der Litanei, 4. 882. — s n. , Gedicht auf den Tod, 4. 882. — , »Vom gemeinen Leben«, 8, 222. 4, 332. 418. — von Freiberg 2, 68. 392. 8.221.250.526.4,882. — der Glicheser 8, 246. 249. 4, 664. — Hetzbolt von Weissenae« 8, 221. — von Krolewiz 3, 211. 221. — der LSwe 2, 480. 8, 202. — von Meissen 4, 882. — von Morungen 1, 441. 8. 218 f. 4, 83. 332. — von MUglin 4, 867. 872. 401. — von Otterdingen 4, 542. — von KUcke 4, 882. — von Sax 4, 332. -^, Landgraf von Thüringen, 2, 482. — vomTUrlein 8, 222. 247. 4, 16. 332. — von Veldeke 1, 147. 8, 216.219.222.225.242. 244. 245. 521. 4, 58 f. 56. 59. 382. 419. 580. — Graff zu Wirtenberg 1, 40. Heinse 1, 288. Heinzelein von Konstant 8, 222. 4, 7. 82. -heit (mhd.) 4, 141. 150— 162. 162. 168. 164. 166. I 18«. 167. 189. 17t. 17t. 174. 177. 17«. 17». HeiÜ 2. 90. Bei 1, 848. HelbliBf a. Seifried. beld (nbd.) 9. 8«. |beld« (dia) 9. 190. i Helden I, 189. ISS. 9, I 169. Hfldenbncb I, S4— Sft. 65. 894. 2, 41—61. 171. 191. Heldendichlung 1, 894. 4, 19 f. Heldenlieder a. Altdlniaeb«, ! Altnor4itM:he,Altrtt«eiscba, Däniache, Deutsche. Ita- j lieniache, Ruaaiacbe. ' Heldenaaga 1 . 600 ff. 9, I 157. 416 — 498. 4, 867. j H. in den Märchen I, 862 f. U. im Oaaian 1. 48. helfe got (mbd.) 8, 487 f. Helferich 9, 184. Helge 1. 928. 864. 9. 9»8. Uelgenlieder 1. 218— 21S. 2. 961. 968. Befand 8. 216. 4, 90. 882. 418. 686 f. Hellenen 2, 826. Helm 8, 805. Helmbrecht, Meier, 8, 916. 246. 4. 416. 42S. ; Helmleisten 8, 282 f. Helmnamen 8, 186. Helmold 2. 438. Helroont 2, 864. Helmschmuck 3, 187. : Hemling 3. 189. 1»0. Hemmerlfin. Meister, 1.48». henga (gloas.) 8, 672. Henneberg, Knud, 8. 26 f. Uenscbel. Lndw.. 1. 668. 2. 427—480. 8. 4»». IHenlze 2, 841. .146. I hepa (gloaa.) 8, 67S. heppa (an.) 2. 268. Herben, die, 2. 608. Herbers 4. 482. ' Herbort von PriUlar 1. 441. 8. 219. 998. 925 ff. 941. 246. 949. 272. 978. 886. 4. 63. 882. — vom Rhein 4, 522. Herder 1, I7&. 216. 978. 610. 2. 116. 118. 119. 274. 8, 16. 48* 676 REGISTER. Heribert von Cöln 4, 332. Herkules 2, 314. herleva (gloss.) 3, 574. Hermann von Barburgk 1, 43. — , Bischof, 2, 406. — Contractus 4, 332. — der Damen 2, 68. 3, 221. 4, 332. — von Fritzlar 3, 219. 22.5 fr. 4, 61. 419. — , Landgraf v. Thüringen, 4, 580. Hermanfried 2, 160. Hermannsweg 2, 273. hermel (gloss.) 3, 573. Hermogenes 3, 176. Herodot 1, 192. 403". 2, 279. Herolt, Johannes, 3, 352. Herrad von Landsberg 4, 332. herre (mhd.) 4, 121. 584. Hersfelder Inschriften 4, 332. Hertha 1, 348. 3, 9. 50. Hertha-Thal 3, 9. hert(h) (gloss.) 3, 577. Hertind 1, 169. Hervarar-Saga 1, 139. 2, 124. 3, 70. 4, 386. Kätsel aus der H. 1, 171 — 172. Herzfinger 3, 444. Herzoge in mhd. Gedichten 3, 272 f. Herzog Ernst 3, 216. 221. 247. 4, 331. Hessen (1815) 1,536 — 543. 543—548. Hessenblut 2, 505. Hessischer Adel4, 631-634. H. Freiwillige (1815) 1, 545. H. Fürstenhaus 4, 627 f. H. Garden (1815) 1, 544. H.Gesetzentwürfe (1832) 4, 630. H.Kirche 4, 618 — 620. H. Land- stände 4, 618—629. 031 — 634. H. Landsturm 1, 545. H. Landwehr 1, 548. H. Märchen 1, 329. H. Mundart 3, 220. H. Regierung (ihre Stellung zu den Landständen und dem Adel) 4, 631—634. hesta-thing ) ^^ hesta-vig ) Hestehöi 3, 8. Hethin 2, 300. hetschevalir (mhd.) 2, 173. Hetzbolt, s. Heinrich. Hexen 1, 441. 488. Hexenprocesse 1, 489. Hexenfänze 1, 488. Hexenwesen 2, 375. Heymonskinder 1 , 183. 2, 174. 4, 380. hh (ahd.) 3, 386. Hiälflfreck 1, 151. Hialmarsaga 2, 31. Hialmgunnar I, 156. hialmr (an.) 2, 145. Hieronymus 1, 206. 3, 175. — Grabalt 1, 43. Hilarius 4, 332. Hilda 3, 50. bilde (ahd.) 2, 120. Hildebrand 1, 138. 2, 163. 172. 4, 405. 477. Hildebrandslied 1, 15. 36. 96. 115. 142. 2, 262. 417.419.421.423—426. 432. 503. 522. 3, 25. 44. 214. 4, 22. 320. 332. 411. 535 f. 538. 539. 550. Hildegard, Gemahlin Karls d. Gr., 2, 166. _, heilige, 3, 582 f. 586 ff. Glossar der h. H. 3, 478. hildi (an.) 2, 86. Hildur 1, 148. 152. Hilfeling, G. G., 3, 68. hilmir (an.) 2, 145. Hiltegund 4, 519. hiltu (ahd.) 2, 86. »Himmelreich« 4, 332. Himmelsberge 1, 347. Himmelsstürmer, die, 4, 342—346. Hinze, Claus, 2, 74. Hinzelmann 1 , 448. 456. 470. 471. 472. Hincmar von Rheims 1, 479. Hindarfiall 1, 152. Hiordysar 1, 151. Hirt 2, 266. Hirtinnen (Märchen) 1, 349. Historia Septem sapientum 4, 432. Historische Volkslieder 2, 430—432. Hitopadesa 2, 435. 4, 388. hl (ahd.) 3, 379. hlautbolli (an.) 2, 271, Hlodyn 3, 9. Hlöder 3, 9. 50. Hlu.iana 3, 9. hlusta (an.) 2, 86. hn (ahd.) 3, 386. 417. Hobgoblin 1, 470. Hochdeutsch 3, 216. hochvart (mhd.) 4, 64. »Hochzeit« 4, 332. Hodeken 1, 452. 470. Hödnr 2, 299. Höfische Dichter 4, 542 f. 580. Höllenfahrt (Märchen) 1,343. Höibergs Gubbe 2, 528. Hörnen Siegfried 1, 41. 48. 50. 2, 170. 3, 24. 218. Hörner von Tondem 3, 6. Höstlang 3, 4. hof (nhd.) 2, 246. 363. Hofnarren 2, 59. 65. Hofsiede, P., 2, 323. Hofsprache 3, 215. Hogen 1, 182. \ 204. V 1 TT Hognel,152f.p'sl'^*g«°- 154. * Hogne und Hethin 2, 300. Hohenbaum 2, 520. Hohenburg, Markgraf -von, 4, 332. Hohen -Emser Handschrift des Nibelungenliedes 2, 187. 189. Holland, Dr. W. L., 4, 340—341. Holländische Runen 3, 127. Holle 1, 347. VgL Frau Holle. Hollin sark 1, 230. Holmgang 3, 31. Holmgard 1, 169. Holtei, Karl von, 1, 584. Holunderbaum 1, 455. Holyrood-House 1, 23.0. holzmove holzmuoja holzmuwa f (Glossen) 1, holzmuwo / 487. holzmvia holzruna Holzschnitt zu einer Fabel 4, 371. 400. Holzunger, der, 1, 42. Homer 1, 119. 173. 183 524. 2, 36. 164. 4,428ff. 448. 454. 537. 543' RBGI8TRR. 677 homo (Ut.) 2, 157 f. horoora (ag*-) 2, OS. Honig I, 88M. Ilopfer, Daniel, 8, 161. Horand 4, 668. 570. HoratiuK 4, 882. horc (md.) 8, 806. horegewat (md.) 8, 805. Ilorn, Franz, »Qetchichte der DeuUoben Poeale« 1, 267 r. »Die aohöne Litte- ratur DeaUchlauda« 1 , 266—288. Horneck «. .Oltokar. Hornleib 1. 389. borler (mhd.) 4, 19. Uorus 3, 806. horwic (mhd.) 8, 806. Hother 2, 299. houben (md.) 8, 280. houbet = heim 8, 281. houbit (ahd.) 8, 486 f. Hoyer von Munsfeid 2, 247. hr (ahd.) 8, 886. Hraban 4, 8S2. Hrabanische Runen 8, 86. 109. hr»(0 (an.) 2, 86. hrahanen, bi, (ahd.) 2, 86. hreaw (agn.) 2, 86. Hreidar der Tölpel 8, 89 f. hrevawunt (ahd.) 8, 286. Hrimfaxi 2, 94. Urolf 2, 299. Hrosaith 4, 382. hnif (glosB.) 3, 672. ht (ahd.) 8, 879. 880. hu (dän.) 2, 121. hiibo (kIoss.) 8, 672. HUnenbetten 2, 806—823. HUon 2, 116. Hütchen (Sage) 1. 466. Hugdieterich 1, 894. 4,406. huge (ahd.) 2, 12 t. Huginn 1, 840. Hugo von Langen8tein(»Mar- tina«) 1, 464. 8, 216. 4, 24. 882. — vonTrimberg (»Renner«) 1,26I.2,881.8,816.22.S. 4, 6.8. 25.3*.(. 119. 382. 367. 880. 882. 419. — von Werbenwag 4, 882. hugr (an.) 2, 121. Hulda I, 847. 449. Huldevolk 1, 449. Huldre 1. 449. 468. Huldre slaat 1, 459. HaldBfolk I, 468. HuUan.PApel 1, 897. hulwe (mhd.) 4, 19- 71. Humboldt 2, 881. Humor 2, 62 ff. hunrrwirz (gloaa.) 8, 477. huot (mhd.) 4, 06. Hupfeld, Prof. Harm., 4, 618. hat (mbd.) 8. 249. Huydeooper 8, 248. hQs (ahd.) 8. 494. hv (Kot.) 8, 448. Hven (Huen), Intel, 1, 140 — 174. 178. Hvanild 1, 167. 16». 160. 168. 8, 44. Hveniiiche Chronik 3, 844. 8, 21. 24. Hveno 1, 167. 160. Hvitaskald 2, 21. hw (ahd.) 8, 379. hy (für w) 4, 809. Hymera Keaael, I, 848. Hymnenaammlong 4, 882. Hyndlu Liod 1, 186. hypia (an.) 2, 268. I. i 2. 357. 8, 52. (abd.) 8, 884. 685. i-Rune 2, 880. larl-MaguA-Saga 2, 12. laaon 2, 168. Idee 1, 617. 4, 618. Iduna , schwediach« Zait- schrift, 8, 78. Idunn 8, 60. •ie 8, 62. ienchrlf^iMcho (abd.) 8, 668. Igel-Hans 1, 886. Igorlied 2, 88—41. Igor SwKtulawlitsch 2, 88 — 41. Ihre 1, 129. 2, 167. 8, 14. Ih-Rune 8, 87. ihrxen 3, 488. Ilcs-Rune 3, 88. Iliade I. 178. Uja 2, 276. Haan 2, 178. 4, 616. Ilsenburg 2, 197. Imperativ schwach bei sonst aUrkem Verbuni 8, 487. In- 8, 225. inbaaiu (md.) 8, 286. Inebnarry I, 280. Inetibo I, 468. 470. indax Qmt.) 8. 481. Indier 3, 825. indiacba Fabeln and Er- •MbtrafM 2, 485~4tt. lag* BMrdaoB 8, 84. iBftborR I, 104. iBfMBBod der Alu S. 10. faf-Rwia 8, 80. lalatboB« f. 0. innflalgt (an.) I. ^tal i^ ' kainpilting ; K.il, Dr. II., 8, 499. kcit (mhd.) 4, 151 f. K.'lch 2, 98. Ktller, Adalbert, 4, 574 f. Kumble, John M., 2, 488 j — 490. 4, 659. I keminate 2, 246. kenipa (an.) 3, 535. kempfe (mhd.) 3, 54 1 ff. , 547. kempfen (mhd.) 8, 548 ff. 647. keiiipfcrinno (mhd.) 8, 548. keni|ihjo (nhd.) 8, 586. kenko» (nhd.) 3. 448. Kcnningar 1, 129. 187. 2, 17fV. 8, 15. kep)>a (an.) 8, 586. Kerlingische Sage 4, 538. kerne (mhd.) 8, 289 f. kernen (mhd.) 4, 87. KeDsel des Hymer 1, 348. Kesselgriff 2, 262. ketene (mhd.) 8, 278. ketenwanihis (mhd.) 8, 576. keule (nhd.) 2, 868. 8, 504. KiÄmpeViisers.KampeViser. , kichirn (mhd.) 8, 280. kiel (nhd.) 2. 87. Kiliandur 2, 305. kimachlda (ahd.) 2, 149. kimachon (ahd.) 2, 149. Kinimerier 2, 819. kindappel (nd.) 1. 864. Kindt'lruthen 1,.390. Kinilerbischof 1, 390. Kinderblut 1, 404. Kinderfeste 1, 878 ff. Kindergebet 1, 893. Kinderglauben 1. 399-404. Kinderlieder 1, 898. Kinderling 2, 821. I KindermKrcben 1, 888. Vgl. Märchen. KindtrscbuU I, 481. Kinderspiele 1, 864'ir. Kinderapracbe 1, 892. Kinderlag 1, 8H9. Kinderwesen und Kinder- eitlen 1, 859 — 898. Kindibrunnen 1, 809. Kindjeeiabend 1, 889. Kindlein In Kindeeaugen 1, 401. Kin-Rey 1, 561 f. kifilr (an.) 2.87. Kiot 4, 609. Kirrhenges«nge, Utein., 4, 297. 840. Kirchhof, II, W., 2, 67. 4, 38t. 416. Kirchliche Commisaion, Be- richt Über eine, 4, 618 — 620. Kirchliche Freiheit 4, 6!8r. kirihha (ahd.) 2, 246. Kirkland 1, 229. Kitx, die, (Kinderspiel) 1, 872. Kitzkammer 2, 286. Kivike. Monument 2, 410. 3, 28. Kjttmpeviser s. KSmpe Viser. Kjartan Olofson 2. 403. Kjempevisebog s. Kftmpe Viser. KUden, C, 8, 210. »Klage, die,« 1, 88. 2, 181 — 185. 418, 8, 249. 4, 12. 68. 104. 883. 541. Klapperstorch 1, 899. Kla» 1, 887. Klaubauf 1, 402. kleiden (mhd.) 8, 290. Kleiner Finger 3,447—460. Klein-Troja I. 205. Kleobulus 1, 888. Klingelspiel 1. 372. KlingenbergerThurm 2.881. Klinger 4. 427. Klinggecstabend 1, 889. Kling. Peter, 1, 827. Klobes 1, 887. klocka (schwed.) 2, 86. klökgua (an.) 2, 87. Klopfer 1, 470. 489. Klopstock 1. 276. Klotz 2, 485. ! KlUwer, L. D., 2, 835. 867. 415-416. I bluft (mild.) S. SO». Klage EI.e(MtrcbMi) 1.867. klüwin (md.) 8. 298. kn- a. aucb ca-. Knaben. Lied auf eines. 4, 888. knae (ecbwed.) 2. 146. kDMo (im Slmplirlatlmue) t, 87. 146. kne (an.) 2. 87. 146. Knecht Ruprecht s. Rnpretbt kneip (nhd.) 2. 116. knie (nbd.) 2. 140. knief (nbd.) 9, 116. Knigg« 1. 288. kniv (din.) 9. 116. knutlilkempfo (ahd.) 8,586. Knytlinga-Saga 2.488. 8.9. Kobbe, Theodor von. 4.861. Koberstein 4. 624. 577. Kobolde 1.849. 461. 470. Kochbücher 8. 481. KöfRnger. Joh. Paul. 2. 198—206. KShler. Reinbold, 4, 867 — 860. Kfille, S. W., 8, 862. KSnige, die heiligen drei, 1,878. König Krentelle 2. 171. Königsboven, Jacob Twin- ger von, 1. 116. Königsetuhl zu Rense 2.308. Königstöchterlein (Kinder- spiel) 1, 868. Köpke, Fr. Carl. 2. 286— 249. 886. Koppen. Peter ron. 8. 124. Kömer (in d. Metrik) 4. 198. Kömer, Bernhard, 2. 608. kolf (hollKnd.) 2, 868. Kolmas (MinnesJtnger) 4,21. kolo (serbisch) 1. 468. Kolocsaer Codex 2, 198 — 206. Kolskegg 2. 512. koma (an.) 2. 258. Komödie 1, 291. Konrad.vgl.Chnnrat.Cnnrat. Konrad IV. 2. 482. — . Pfaffe, (»Rolandslied«) 2, 890. 477. 480. 8, 208. 206. 221. 627. 588. 4, 888. — Fleck, •. Fleck. — Ton Faaaeabmnnen 4, 888. — Ton Haalan 4. 888. 680 REGISTER. Konrad von Heimesfurt 4, 333. 337. — von Kilchberg 4, 333. — von Landegge 4, 333. — von Lübeck 3, 206. — von Muer 3, 149. — von Winterateten 4, 6. — von Würzburg 1, 365. 447. 2,239. 3,210. 215. 222. 223. 239. 244. 247. 249. 521 ff. 544. 4, 21. 48. 49. 52. 122. 333. 462. 584. »Engelhart« 3, 265. »Klage der Kunst« 4, 333. »Partonopier und Meliur« 3, 336. köpf (nhd.) 3, 418. Kopitar 3, 85. Kopp 2, 328. 360. Korkud Ata 4, 435 f. Kosmos 1, 521—525. Kotzebue 1, 561. 563. Kothner, Fritz, 1, 43. Kovachich 2, 198. Krähe 1, 383. Kranach, Lucas, 2, 514. 3, 189. 191. Kranz knüpfen 1, 377. kraphilin (ahd.) 3, 577. kreg (ahd.) 3, 563. kregen (ahd.) 3, 563. Kreisel I, 375. krepfelin (gloss.) 3, 577. Kreuz 2, 408. Kreuzeszeichen 3, 29. KreuzzUge 1, 110. 111. 112. 525. Kreuzzug, Lied auf den, 4, 333. ^;!^^ j (rahd.) 3, 563-567. krieg (nhd.) 3, 519. Krieg der Wespen und Esel 4, 363. 364. Krieg, deutsche Wörter für, 3, 516 — 567. kriegen (nhd.) 3, 520. 563. Kriegerideal 4, 532. Kriegsberichte aus Cassel (1813) 1, 529—535. Kriemhilt 2, 218. 4, 5 14 f. Vgl. Chriemhild, Grimild, Grymhilldur. K.'s Mutter 4, 519. Kringelkranz 1, 367. Kristan von Lupin 3, 221. kristen,diu,(mhd.)4, 19.43. Krist helfe dir 3, 488. Kröte 2, 229. »Krone« 4, 424. Kruscheln (Kinderspiel) 1, 372. KrUdken, dat is mi een, 1, 393. Kruse, Friedr., 2, 266. 285. Krusenstern 1, 563. Küchlein 2, 258. Kückelrei 2, 207. Kühe 1, 486. Künste, bildende, 1, 498. Kürenberg 4, 333. Kürzeren ziehen, den, 1,377. Kufer 1, 393. Kuhländchens, Lieder des, 3, 40. 44. Kuhn, A., 2, 508. küle (md.) 3, 293. 335. 4, 338. Kumblasmidr 2, 257. kuml (an.) 2, 269. 3, 31. Kungklin von Strassburg 1, 43. kunne, künne 2, 87. 146. Kunst 2, 293. 613 f. 3, 138 ff. Kunstpoesie 1, 114 ft". 193. 235—314. 352. 4, 524. Kunstwerke in Cassel (18 15) 1, 556—557. Kunz von Rosen 2, 59. Kunz Zorn 1, 42. Kupfer 4, 83. Kurd Chimgen 1, 470. Kürzungen, metrische, 4, 45 ff. Kurfürst (Wilhelm L) von Hessen 1, 542ff. Kurhessen s. Hessen. Kurprincessin von Hessen 1, 557. 558. Kurz- oder lang -ziehen 1, 377. Kutrun 4, 560. Vgl. Gudrun. Kützkammer 2, 235. Kyklopenauge 4, 458 ff. Kyklopensage s. Polyphem- sage. Kymrisch 3, 55. Kyrialaxsage 2, 305. Kyriologische Schrift 2,325. 326. L. 1 2,355.357. 1-Rune 2,330. Laale, Peter, 2, 2. 3, 7. Laaz-Rane 3, 94. 130. Laber 4, 333. Labiale 2, 356. 441, laecefinger (ags.) ) laegefinger (dän.) ) ' lächenaere (mhd.) 3, 442. Lachmann, Karl, 1, 566. 2, 170. 176 — 195. 235, 385 — 395. 451. 520. 3, 25. 4, 98. 116. 525. 544. 547. 566. 578. 585. Lacomblet 3, 212. Lacretelle 2, 348. Lactantius 4, 333. laed (dän.) 2, 121. Lätare-Sonntag 2, 375. Lagabätir 3, 59. Lahen 1, 272. lähhi (ahd.) 3, 441 f. Lakud 1, 365. Laienbuch 1, 112. 2, 53, 55. 60. 438. Laienbürger 1, 357. Lambert li tors (cors) 3, 252. 4, 330. Lambrecht (Pfaffe) 3, 220. 223. 243. 245. 4,. 333. Lamia 4, 460. lamiae 1, 479. lanclip (mhd.) 4, 19. lancmar (mhd.) 3, 439 f. Land der Jugend, das, 1,. 412. Landelfinnen 1, 487. Landsberger, Julius, 4, 399. Landstände in Hessen 4,. 618 — 629. 631 — 634. Landtag 1, 538. Landvätter 3, 50. Langbardur 1, 364. Langobarden s. Longobar- den. Langbein, Riese, 1, 142. langer rät (rahd.) 4, 72. langen (mhd. Verb.) 3, 281. Langfedgatal 2, 434. langhals (hess.) 3, 439. Langles 4, 441. langluchs (pornm.) 3, 439. langmeier (nhd.) 3, 439. La regina Anchroja 2, 288. larva (lat.) 1, 480. Las Cases 1, 511. lästern (mhd.) 4, 19. 76. Lateinisches Alphabet 2, 355. L. Dichtung im RKGISTBR. 681 MitUlalter 1, 110. R«lm ' in formloien 1. 0«(H. ^f>7 f iMilitir 4, 626. 628. 688. Miliin 2. 881. jMimai 2,-94. I Mimer 1, 188 ff. 267. t. ! 94. 161. |Mimmerin( I, 188. 2, 94. Mimmung I, 147. Minden 2, 806. ntln b^r (mhd.) 4. 6M4. Minnebrief 4, 21. Mlnaegeeang I, h'ii f. Mionelie4er 1. 66. 4, 681. Vgl. LiebeMieder. Minneirinken 8, 616. minnewurx (gloM.) 8. 679. minnieto (ahd.) 8, 447. min vroowe (mhd.) 4. 684. mifltudr (an.) 2, 266. Miaenere, der, I, 377. miHepris (mhd.) 8, 848. missi (ahd.) 4, 228. mitteilare (mhd.) 4, 19. 89. mittarönto (ahd ) 8, 488. mitteliere (mhd.) 8, 488. MitteldeuUch 8, 221 tf. Vgl. »Athia und Prophi- lian«. mitkempfer (mhd.) 8. 648. Mittelalter 1, 18. Mittelfinger 8, 438—441. 441—447. Mittelreini 4, 67. 194—196. Mittfasten 1, 880 ff. Modena. Lied der Relagerten in, 4, 883. Modernisierung alter Poesi« 1. 6H. 238 ff. 2, 42 ff. mögen (nhd.) 2, 12 t. mSgr (an.) 2, 87. 148. M5me, de olle, 1, 402. Mönch! (an.) 2, 253. naudr ) ^ ' naus (goth.) 2, 87. Neapolitanische Urkunden 2, 335. 442. 445 f. Nebel 2, 167. Nebel, Prof, 3, 313. 334. Nebelkappe 1, 339. 452. 460. Nebelringe 2, 167. nebeta (gloss.) 3, 579. Nebi 2, 166. Nebilinger 2, 166. Nebulones 2, 170. Nechschebi 4, 388. Neckereien 1, 392. Neest-kiken ) j Neest-puuk ^ I nefa (ags.) i neffe (nhd.) 2, 92. ! nefi (an.) 1 Neger 2, 325. Negermärchen 3, 362. 366. Neidhart 1, 372. 392. 525. 2, 66 — 76. 3, 336. 527. 533. 561. 566. 4, 51. 333. 424. Nemesianus 4, 338. nemo (lat.) 2, 157. Nennius 4, 605. Nestquackchen 1, 393. Neubert s. Naubert. Neugebutzte kurzweilige Zeitvertreiber 2, 57. Nevelin 2, 175. Neveling von Hardenberg 1, 470. Nialssaga 1, 567. 2, 11. 15. 261. 3, 2, 10. Nibelung (der Name) 2, 165 ff. Nibelungen 1, 135. 2, 12. 36. 160. 161 — 195. 233. 241.434. 493. 495. 502. 522. 3, 44. 1, 393. Nibelungenhort 1, 116.844, 454. 2, 517. Nibelungenlied 1 , 34. 36. 61. 65 ff. 97 ff. 108. 116. 118. 120. 130. 131. 132. 146. 147. 160. 173. 184. 187 ff. 237. 275.. 523. 2, 5. 37.210—220. 3, 20. 25. 218. 243. 527. 547. 553.4, 20. 53. 320. 334. 523. 526. 541 ff. 550 ff. 578. 581. Dichter des N. 2, 191 ff. Vgl. Liedertheorie. Ent- stehung des N. 1, 98. 102. Geschichte im N. 1 , 98 ff. Handschriften des N. 2, 187. 190. Metrum des N. 1, 79. 100. 197. Originalität des N. und des Helden- buchs 1, 34. Nibelunge Noth 2, 178. 418. 421. Nibelungensage 4, 537 ff. 550 ff. NicephorusCallistus 3, 183. 196. 198. Nicodemus 3, 198. Nicolaus, Abt, 2, 303 f. — , der heilige, 1, 387. — von Jeroschin 3, 221. Niding I, 159. 2, 76. Nidingsskat 2, 76. Nidingswerk 2, 76. Niebuhr 1, 503. Niederdeutsche Einmischun- gen 3, 213 ff. Niederländisch 3-, 50Ö. N. Runen 3, 127. Niedersächsisch 1, 512. N. Poesie 3, 217 f. Niels von Soröe, Bruder, 2, 2. Niemant- (als Name) 4, 120. Nidud 2, 254. Niflheim 1, 342. 2, 94. 3, 50. Niflungasaga 1, 239. 3, 266. 4, 552. Niflunge 1, 135. 137. 152. 154. 2, 165. nift (an.) ( « qo niftel (ahd.) \ ^' Night-mare 1, 477. nihhus (ahd.) 1, 447. Ninive 4, 518. Niord 2, 298. RRniHTBR. 6S5 KiMe-goit-Drang 1, 470. Nithart •. Neidhsrt. niagerne (tnbd.) 4, 18. 19. Nix 1, 449. 460. Nixt-n 1, 447. 465. 462. | Koblingliort V, 168. Sil. N6kk«n 1, 447. I Noicz-Rune 8, 44. 1S9. | nöiU (ahd.) 8, 884. Nomina volucruni, ferarum, lignorum, piaciuin 4,884. NordIWkDzöaiacbe PomU 1, ! 81. I Norüin, Hiitchof, 2, 400. Nordisch 2, 821. Vgl. AU. | nordisch. N. AltertUmar ^ 1,876—879, 898 — 416. 8, 27. 80 f. 69. N. Alter- tamawiisenschafl 8, 88 f. N.Arcbaeologie 2, 290 — 294. N. Bildhauerarbeiten 2, 407 ff. N. Bracteateo 2, 411. N. Geschichte 2, 294—802. N. Gram- matik 8, 18. N. Grkber 2, 41? ff. N. Inschriften 2, 401 ff. N. Kunst 2, 291 f. N. Münzen 2,411. N. Mythologie 1, 126 ff. 176." 2, 14—82. 80— 108. 187—154. 290— 294. 884—885. 8, 47 f. 77. N. Poesie 1, 122 ff. 160. 177 ff. 2, 80 — 108. 187 — 164,260— 265.N. Religion S, 5. N. Rainen 2, 410 f. N, Runen 8, 124 — 127, N, Sagen 1, 97, 188 ff, 2, 899. 8, 18 f. N. Sprache 8, 16. N.Übersetzungen 1, t48ff. N. Volkslieder 1, 189 ff. N. Wörterbücher 8, 14. N. Wohnungen 2, 291. Noregs Konunga S6gor 8,88. NormUnnerzüge 1, 148. Nomagestasage 1, 186. 188. 189. 166 f. 2, 847. 498. 8, 19 f. Nomen t , 244. 848. 2, 94. 8, 60. Northumberland 2, 486. Norwegische Altertümer 2, 416—416. N.Geschichte 8, 82. N. MKrchen 4, 466 ff. N. Recht 8, 68 ff. N. Volksbücher 2, 520— 626. D6tK«»(ali|rn ^nihil.; Ü, 800. nAtgeslalle (mhd ) 4, 19. nAtgisiallo (ahd.) 8, 800. Notker 1, 876, 2, 249, — Balbulus 4, 884, nAUUdeU (mhd.) 8, 800. Nudung 4, 514 f. 619. 6tt. Nürnberg 3, 282. nnachal (mhd.) 4, I». nuwe hüben (mhd.) I, 892. N/erup, Kasnius, 2, 1 — 12. 14—82. nur. 114. 188. 154. 290. 881. 865— 870. 498. 620 — 625. 8, 7 ff. 27. 40 f. 47 r. 71. Nvnar-Mttail 1, 164. 0 2, 819. 886. 857. 868. (ahd.) 8, 886. Obbe Jern 1, 166. ober (md.) 8. 286. Obemburg 4, 884. Oberon 1, 442. 448. 460. 489. 2, 116. Obert, Franz, 4, 444. Oddrun 2, 264. Oddur 2, 282. Odenheim 2, 216. Odenwald 2, 216. Odericus Vidalis 1, 480. odhin (ahd.) 2, 216. Odilia 1, 106. Odin 1, 166. 171. 192. 211. 268. 346. 364. 2, 98. 216. 281. 296. 886 f. 847. 884. 401. 412. 486. 8, 5. 27. 49 f. 66. 4, 469. Odina und Tentona t, 105. 180. Odinsgrab 2. 408. odo (ahd.) 8. 876. O'Donoghue 1, 459. Odyssee 1, 178. 6rlig (xchwed.) 8, 562. Oedil-Rune 8, 88. oedlingr (an.) 2, 87. oegishialmr (an.) 4, 404. öhlenschlKger, Adam, 1, 246 ff. 2, 6, 12.82.884. 885. »Aladdin« 1, 261. »Palnatoke« 1, 248— 260. 1 Oghuzier 4, 485 ff. 461. ! Ohr (nbd.) 2, 868. Ohrfiastr 8, 448. oi (abd.) 8. 884. cur der ileilig« 2, 299. — li6skulds«o 2, 291. — Tbordsen 2, 21. OlaA«s, John reo Onrndrik (JobanoM Olaviaa) 2, 17. 81. 91 f. 188.16t. 8, 82. 88. — von SvefttO« 2, 282. 8, 82. Oldenburgar llom 2, 888. 884. Olgar Danak« 2. 219. 588. Olof 1. 478. — Sehoaakfolg 2, 411. Olttf Harald 8. 282. I— , K*nlg, l, 178. — Kym 2, 288, ' — TrTggveaaoa Bfß t, 282. ondUu (afriaa.) 8, 808. lonstbella (ahd.) 2. 516. i oorlog(en) (ndL) 8, 682. oorvinger (boU.) 8, 448. Opal 4, 469. Opferkanne 2, 271. Opferschala 2. 271. lOpfersUtten 2, 265—278. OpiU 2, 2, dreroa (gloaa.) 8, 571. lOragrflbal (ahd.) 8, 448. i Orandal 3, 208, I drfingar (ahd,) 8, 448. ' Orient 2, 269. ' Orientalische EinflOaM 1, 110. 626. ; Orientius 4, 884. ' Origines 3, 175. orlag (aga.) 8, 562. orlAggifr« (aga.) 8, 662. orlaK(i) (as.) 8. 666. 662. Orlamande, UrSan. 2, 289. Orlando innamorato 2. 286. ofleg (aga.) und Zosanroen- setxungen damit 8, 662. orlich (nd.) 8. .S61. orlocb (afries.) 8. 557. orl5g(an.) 2, 268, 8, 661 f. ' orlog (din ) 8, 662. I orlog drygia (an.) 1, 348. I orlogc(n) (md.) 8, 667. 560. 661. I orloga (ahd.) 8, 566, Orm (altd&nische Ballad«) 1, 182. ort (mhd.) 2, 248. ortb (an.) 2. 162. 686 REGISTER. Orthographie 1, 510 f. 516. Orthon (bei Froissart) 1, 461. Ortnit 1, 35. 67. 97. 446. 448. 460. 463. 464. 2, 171. 390. 419. 421. 3, -21. 245. 4, 334. 406, 477. Ortwin 4, 514. OS (dän.) 2, 87. Osantrix 1, 105. Ospim 2, 503. Os-Rune 2, 329. ossi (an.) 2, 87. Ossian 1, 48. 173. 233. 283 f. 366. 2, 36. 37. 38. 220 — 221.263. 312. 3, 35 f. Ostergelächter 2, 59. osvidr (an.) 2, 255. Oswald-Lied 4, 541. -6t (mhd.) 4, 54 ff. Otacker 4, 18. otan (run.) 3, 130. Otfried 1, 208. 2, 322. 3, 214 f. 216. 4, 20. 334. 536 f. Othenat 2, 171. Othil-Rune 2, 336. Othin 8. Odin. Otmar 1, 327. Otnit s. Ortnit. Ottacker von Horneck vgl. Ottokar. Otte (»Eraclius«) 1 , 442. 3, 203. 206. 221. 222. 241. 242. 246. 249 f. 4, 53. 334. Ottelin 1, 161. Otter 3, 24. Ottfried s. Otfried. Ottnit 8. Ortnit. Otto s. Otte. — der Bogener 1, 37. — von Rotenlaube 4, 334. — von Freisingen 2, 160. 3, 206. — der Fröhliche von Oeater- reich 2, 69. 70. — , Kaiser, 1, 248. Ottokar von Horneck 1, 397. 447. 462. 4, 521. ou (ahd.) 3, 585. Oudevar 1, 399. Ovidius 4, 334. O war meine Lieb jenes Röslein roth! 1, 231. p 2, 856. 363. (ahd.) 3, 378. 385. (roman.) 3, 398. 417. PaderbornerMärchen 1, 328. palanza (ahd.) \ palas (mhd.) / palatiuin (lat.) ' 2, 245. palenze (mhd.) \ palinza (ahd.) ■ Palmezzano, Marco, 3, 189. Palnatoke 1,460. P.'s Grab- hügel 3, 29. palo (ahd.) 2, 143. Pamelius, Jacob, 3, 158. Pandarus 1, 205. Pantschatantra 2, 435. 438. 4, 388. Pape Theun 2, 73. Paramarta 2, 436 ff. Parenthese in der mhd. Poesie 3, 248 f. Parthenopex und Meliure 1, 351. Participiale Form des Ge- rundii 3, 296. Partie, praet. im Compar. 3, 293. Parzen 1, 348. Parzifal 4, 607. VgL Wolf- ram. Pasquier 2, 134. Passional 3,221.223. 226 ff. 552.4,334.418.421.424. Patäken 1, 453. TtaTT^p 3, 58. Pathengeschenk 1, 364. Pauli 4, 373. Paulson, Gunnar, 2, 252. Paulus, Bekehrung des hei- ligen, 4, 334. Paulus Diaconus (Winfried) 1, 135. 2, 169.281. 301. 4, 535. Pausen 4, 195 — 197. Pechmännchen 1, 401. Peitsche 1, 375. Pelasger 2, 326. Penaten 1, 349. Pentamerone 1, 326. 332, 2, 222. Peterlein Sachs 1, 39, Peter von Arberg 1, 42. — von Sassen 1, 39. Percy 1, 175. 232. 275 f. Peredur 4, 607. Peringskiöld 1, 143 f. 2, 11, ! Perle 2, 363. i Peros de Nesle 3, 251. jPerrault 1, 325 f. Perros de Neele 3, 251. Perseus 1, 338. 4, 350. 409. 460. Persius 4, 334. Pertra-Rune 3, 94. 180. Pertz 3, 85. 108. Persona, Gobelinus, 1, 470. Pescheck 2, 518 ff. Peter Leu 2, 65 ff. — von Reichenbach 1, 42. Petrus 4, 842. Gebet zum heiligen P, 4, 334. Petrus Alfonsi 2, 380—383. 3, 350 ff. 364 f. pfafendürao (ahd.) 3, 430, Pfaff Amis 2, 199. Pfaffenleben 3, 222. 4, 68. 334, pfaffen wip (mhd.) 2, 468. 4, 33. pfalenz (ahd.) 2, 245. Pfalz von Strassburg 1, 43. Pfalzgrafen 2, 245. Pfarrherr vom Kaienberg 2^ 65 ff. Pfauvogel 2, 291. pfeffercrüt (gloss.) 3, 578. Pfefferleinstag 1, 389. Pfeiffer,Franz, 2,508— 510. 4, 99 — 117. 337—339. pfenninc (mhd.) 4, 89. Pferdekampf 3, 39. Pfingstkönig 1, 385. Pflanzen im Kinderspiel 1,^ 875. Pfriem, Hans, 4, 344. pfulsin (ahd.) 3, 550. ph (ahd.) 3, 385. Phagifacetus s. Reineru» Alemanicus. pbalanzä i phalenze- (ahd.) 2, 245. phalinza 1 cptdXrj 1, 345. Philander von Sittewald 2^ 219. Philibert 3, 221. Philipp, Bruder, 3, 218. 221. 336. — der Grossmüthige 3, 220. 4, 619 f. phorzih (ahd.) 2, 245. Photius 3, 191. Phuka, die, 1, 411. 477. 2, 372, RECIHTKR. 687 phutti (md.) 3, 806. PhysioloKUM 4, 67. 86. 884. l'jcten 8, 87. Pit-phsiiH 8, 449. Piepliug 8, 449. PietUmuB 4, 619. PiUtut 8, 220. ns. 244. 4, 21. 884. Pilgriin. Bitchof, 2, 177. Pilosi 1, 478. 480. 481. Pil|>ai 2, 522. PiitipinelU 8, 57». pin (gloas.) 8. 576. pine (ahd. mhd.) 8, 284. pinkQ«) (hoU.) 8, 449. Pipin 2, 288. Pitter, Peter, 1, 48. Pläder, at tlaae, (dMn. Kin- derapiel) 1, 876. PUten 4, 884. PlatschfuRS 1, 848. pleckazzan (ahd.) 8, 85. plikch (mhd.) 2, 516. Poenitentiale 1, 481. PoLMiitentiartus 4, 884. Poesie l, 199. 201. 208. 241 f. 271 f. 818. 824. 497ff. 2, 118. t56f. 1G4. 4, .'S29. 581. P. des Altertums 8, 78 f. P. der neueren Zeit 8, 79. Epi- scher Ursprung der P. I, 55. Erfindung in der P. 1, 98. I'. und Historie 1,9-2 f. P. und Religion 1, 124. Vgl. Adeliche, Altdeutsche , Angelsttch- sische. Chinesische, DMni- sche. Didaktische, Dra- matische, Epische, Lyri- sche, Erzählende P., Ge^ schichte der Poesie, Islän- dische, Niedersächsische, Nordfranzö.sische, Nordi- sche, Romantische, Ser- bische, Slavische P. poUex (lau) 8, 426. Politisches 1, 527—570. PoHzeigewalt 1, 540. 546. Pols Jahrbücher 2, 285. Polster, der, 1, 48. Poltergeist 1, 489. poUux (lat.) 1, 849. Polowzer 2, 88. 85. 89. Polyphem-Sage 4, 428-462. Pomona 2, 264. Popo, Bischof, 1, 248. poppea (lat.) 1, 897. portii: (u, , : l '. PoteluHk: Potocki, (.rai Polt 8, 425. Poula Phuka :, :. .. pp (abd.) 8, 878. 686. (rom.) 8, 422. Prftlaunstand I, 587. Prangtinger 8, 444. Pr^achAn 1, 400. Pradigten dea MatbMiu 1, 569—570. presdcia (glosa.) 8, 674. preasere (glosa.) 8, 676. PrMalV«ib«it 1, 640. Pniaagesetx 4. 627. Prausaen I, 648. Priachan 1, 409. Priamus 1, 206. 211. Primiiwer 2, 515. Prinz Eugen 1, 566. Prischuch, Thomas, 1, 41. priselouch (gloaa.) 8, 680. Pron. pers. h^int V«rb. im Abd. 8, 899. Proaaiacbe Edda 1, 218. Proaper Aquitanna 1, S06. 4, 884. Propertius 4, 884. Protestantismus 1, 570. Provenzaliscbe Poeai« 1,81. Prudentius 4, 884. Psalm 38 4, 884. Ptolemäus 2, 285. Publikum 1, 12. Publius Lentulus 8, 188. PUck 1, 470. 471. Puterich von Reichanihanaen 1, 41. 48. 876. Puterken 1, 898. pUtjenlicker 8, 487. Püki 1, 470. Pulter-Klas, der, t, 408. Punctum s. Godeflridns. puntloucb (glosa.) 8, 576. Pantung 1, 894. 2, 172. pupa (lat.) ) j puppe (nhd.) y ' Pnrismus 1, 841. 618. 4, 612. 615. PdsoU 4, 514. q 8. 868. qa (abd.) 8. 879. 686. Quader 888. 841. 897. •luahtila (gloM.) t, 6tl. gurair 8. 841. Qu«dltBbarK«r Cbronik I, 1I&. qo«r (oM) 8, S8. QMTtrA'RaM 8, 9A. Qamt* 8, 680. qualMhao (ahd.) 8, 886. QuArtln 8. 844. 846. r f, 166. S69. fUma* 9. 18». SS«. lUbtläk 8, «8. Rabrn (in dm MArcban) 1, 841. RabanacbUebt 8, 178. 418. 421. 8. 886. 4, 884. RabcnaUia 8, 868. lUera 8, S86. lUdaffMt S. 181. 18S. Kadevicas 1, 481. Kadiaeba I, 468. radja 8. 876. Radlof 1, 614. Kur 8, 71. Kieda-Kuaa 8. 87. rMair (an.) 8. 87. 168. rtU(s)er (ahd.) 8, 87. Rätsel 2, 490. LatoioiMbt R. 4, 884. R. am d«r Harvararaag» 1 , 1 7 1 - 1 78. Räuber Nnaa 4, 861. RaffaelliD del Garbo 8, 168. Ragnar 8, 844. Ragoar-Lodbroka-Saga I, 186. 2, 801. 498 r. 3,84. Rabback 2, 12—18. S, 7. 40 f. Ran 2, 261. rand (ahd.) 8, 88. Randal, Lord, 1, 888. Kandrer 1, 108. Raniscb Ober II. Sachs 8, 234. rann (an.) 8, 846. RaphMl 8, 189. 189. 198. rappo (gloaa.) 8, 677. RMk 1, 888. 887. 8, 184. 819. 880. 889. 867 ff. 896. 8, 18. 18 ff. 51 ff. 68 f. 70. Raatbachlain 2, 67. rathjo (goUu) 8. 847. HatiolulinaiM 4, 619. Ratpertaa 4, 884. Ranch« EU« 1, 479. 4S7, 688 REGISTER. Raumelant 2, 68. 3, 221. 4, 21. 334. Raumer, Rudolf von, 3, 367. 4, 337. Rausch, Bruder, s. Rus. Raynouard 2, 473. razn (goth.) 2, 246. re (ahd.) 2, 86. Reali di Franza 2, 288. rebestuchil (gloss.) 3, 582. reche (ahd.) 2, 87. Recht 1, 549 flF. »Recht, vom,« 4, 334. Rechtsstreit 3, 565. Rechtswissenschaft 1, 549 —555. recke (nhd.) 1, 134. 2, 162. Reda-Rune 3, 94. 130; rede (nhd.) 2, 247. Reden W. Grimms 1, 491 — 520. redja(ahd.) 2, 247. 3, 375. redihaft (ahd.) 2, 247. RedondiUa 2, 274. reif (nhd.) 2, 86. Refrain 1, 194. Regenboge, Meister, 3, 152 ff. 4, 23. 24. 334. Regensburger Münze 2, 71. Regin s. Reiginn. Reginbald 1, 105. Regner Lodbrock 1 , Vgl. Ragnar. Regnitzsch 2, 217. Reichardt in Halle 1 Reichenbach , Peter 1, 42. Reidrune 2, 336. Reiginn 1, 151 f. 366. Reil in Halle 1, 16. Reim 1, 186. 4, 54 — 59. 114.125—341.520.544. Doppelter Reim 4, 58. Dreifacher R. 2, 240. Dreisilbiger R. 3, 275. 526. R. im Md. 3, 240. Rührender R. 4, 57. R. und Allitteration 2, 83. Zur Geschichte des Reims 4, 125—341. Übersicht zu letzterem 4, 329. Re- gister 4, 330—336. Reimchronik 2, 199. 201. 400. Reimer s. Reinmar. Reinardus 4, 334. 554. Reinbot von Doren 2,240. 3, 216.219.336. 4,68.334. 136. 17. von, Reinecke Fuchs 2, 206-207. Reineke de Vos 4, 554. Reinerus Alemanicus 4, 334. Reinfried von Braunschweig 1, 361. 460. 470. 2, 59. 4, 334. Reinhart Fuchs 2, 76. 199. 383. 496. 522. 4, 334. 367. 553. Reinheit der Sprache 1,517. Reinnian von Brennenberg j 4, 334. i Reinmar der Alte 1, 376.1 525. 2, 199. 4, 7. 23 f. I 53. 334. — von Zweter 2, 247. 454. 3, 222. 224. 4, 21. 334. Reinolt 2, 174. Reinolt von der Lippe 3, 221. 4, 334. reiten (nhd.) 1, 219. reizer (mhd.) 4, 19. 66. reke (an.) 2, 87. Religion der Germanen 1, 123. 127. Renard 2, 383. 473. 4, 554. Renart Contrefait 3, 253. renn (an.) 2, 92. »Renner« s. Hugo von Trim berg. Rennewart 3, 216. Reno, Guido, 3, 190. re-roup (mhd.) 2, 247. Re8en(ius), Arne, 1, 214. 2, 16. 17. 21. 265. 3, 1. R.'s Edda 1, 213. ressmadr (an.) 2, 87. 153. reue (nhd.) 2, 86. Reuenthal 2, 72. (S. Neid- hart.) reuwige (mhd.) 3, 235. reveige (md.) 3, 235. rewunt (mhd.) 3, 235. Reyn 1, 154. Rhein 2, 92. 261. 8, 22. Rhode, J. G., 2, 220-221. Rhythmus 1, 78. 196 f. 2, 122. Riedesel 1, 537. Riesen 1, 132. 133. 323. 334. 349. 2, 320. 4,342. rift (nhd.) 2, 86. rihen (mhd.) 3, 298. rihtic (mhd.) 4, 19. 86. rihtida (ahd.) 3, 372. Rigsmäl 2, 20. 265. 352, 397. 3, 69. Rikord 1,560. 561.563-566. Rimur 2, 83. rin (ags.) 2, 92. 261. ringe (mhd.) 2, 167. Ringe schnellen (Kinder- spiel) 1, 372. ringelaere (mhd.) 3, 443. Ringelreihe 1, 367. Ringfinger 3, 441—447. rist(e) (ahd. mhd.) 3, 572. riter (ahd. mhd.) 3, 647. Ritschart 2, 174. Ritson 1, 232. Ritter 2, 162. Ritter aus Steiermark, der, 1, 142. Ritterschaft 1, 537. rizan (ahd.) 2, 331, Robin 2, 68. Vgl. Rubin. rochlog (gloss.) 3, 573. Rockenmärlein 1, 333. Rodella 2, 224. Rodenstein 1, 460. Rodgai 2, 275. Rodingeir 1, 146. Rodolfur 1, 146, Römer von Zwickau 1, 40. Roen, Kaspar von der, 1, 117. rönd (an.) 2, 87. Roggenrouhmen 1, 487. Rohm (Rohn, Rone), Wolf- gang, 1 , 41. rohsn (goth.) 2, 246, Rokkesteine 2, 291. 318. 3, 28. Roland 1, 351. »Rolands Abentheuer« von Bojardo 2, 286-289. Rolandslied 1, 113. 2, 472 — 481. 3, 243. 247. 4, 533. 550.' 579. Epilog zum R. 3, 200—207. Altfranzösisches R. 4,334. Rollenhagen 4, 370. 382. Rollwagenbüchlein 2, 56. Rom 2, 305. Lied auf R. 4, 334. Roman 1, 290 f. Roman du Renard s. Renard. Romanische Einflüsse 1,517. 3, 393 ff. Romanisches Register zu den Casseler Glossen 3, 460 — 462. Romanische Strophe 4, 304—305. Romantik 1, 286. 2, 196 f. Romantische Poesie 1, 61 ff. 112ff. 148, 2,287 — 289. lu 6t»9 Kumeu und Julie 'i, 429. römesae (gloM.) 8, 579. Kointer vun Biber 1, 48. Uuinulut-Sage 'i, 172. 4, 407 ff. Roinulus (Fabeldichter) 4, 37». Uuncevaux, Cbanaon de, 2, 472 — 479. Uoo -i, 70. KotAiiiunde 1, 148. Kun (nhd.) 8, 286. Ruth, K., 8, 886. Hothais 1, 207. Rother, König, 1, 148. U9. 2,417.421. 8,216.228. 225. 4, 884. Rothkäppchcn 1, 854. Hou, Roman de, 2, 478. roudil (gloss.) 3, 581. Roy, Johann, 1, 481. Rubin 1, 525. 2,68.4,834. ruch (gloss.) 8, 581. Hudbek 1, 204. 2, 824. Rudlieb 4, 884. 856. 886. >Rudolf, Graf,« s. »Graf Rudolf«. — von Ems (= R. von Montfort) 1 , 149. 896. 2, 285-249. 481-488. 3,217.285-249.525.4, 6. 7. 8f. 17.81.52.100. 103. 105. 111. 884. — von Montfort = R. von Ems. — von Rotenburg 4, 884. — der Schreiber 4, 884. Rudolf suu StciuitcU 4, 18. ! Rübezahl 2. 195. | Rücken 4, 328. 680. 648. ' Rüdiger von Becbelam 1, 116. 117. 2, 174. 177. 184. 4. 614. — der Hunthofer 4, 834. rtlereii (mhd.) 4, 78. Rügen. Buch der, 4, 18.884. Rührender Keim 4.126-181. Rttba, Friedrich. 1, 29. S, 80 — 108. 187—164. Rüstungen (1816) 1, 548. ruga (gloae.) 8, 678. Rüge Claaa, de. 1, 402. Ruhl 1. 668. Ruinen im Norden 2, 4 10 f. RumKniüche Sage 4. 444 (T. 458. Rnmelant 2, 68. 8. 221. 4, 21. 884. Rumohr 8, 119. Ronacapituli 1, 214. 462. 2, 852. rünakefli 2, 278—279. Rundaoge 4, 458 ff. Ronen 1, 96. 462. 2, 824 —887, 865—870. 877. 898. 401 ff. 416 f. 489 — 440. 448. 488—490. 611 f. 8, 29. 51. 86— 181. 132 — 184. R. auf Goldbracteaten 8, 114 — 116. Künstliche R. 2, 884. »Über deutache R.« 1, 14. Runenalphabete 8, 86 ff. Runeiihuuer 2, 408. Runenkalender 2, 278-279. 448. Runennamen 3, 181. Runensteine 2, 865—870. 876 f. 402 ff. 415. 8, 29. 125. Slavische R. 3, 117—124. rungd (gloss.) 8, 678. Runge, »Plattdentacbe Ifftr- chen«, 4, 848. Runhenda 2, 88. 8, 47. 4, 821. Ruodiger 1, 440. 460. Ruolandes liet s. RoUnd*- lied. »Ruprecht« 4, 384. — , Knecht, 1, 887. 401. 470. 2, 195. — ein Würzburger« 1, 40. Rus, Bruder, 2, 628. \V. OKIMM, KL. SCIllUrrEN. IV. inC«aMl(18IS) I, »29 ff. Roaaiaeber IIeld«iigM«ag t, 88—11. 274— S7». Bathtr a. Rolber. Rstbwtlltr loMbrift i,Wit RajrM«b«. Broeder. a. Roa. BtmIIm, HUcbof. 2, 411. a 2. 866. 869. 448. 8ab«n 1. 894. 2, 419. 4. 406. 409. Scobs s. Bmw. 8«ebMa*pt«g«l I, 87. 8My. Sfivwtr« d«, 2. 881. «aeilfenn« (aga.) I. 448. SAcbsiscbeaXtciabd« 2,82 t. •«gen (ubd.) 2, 88. ';"'«»;'»{(«bw.d.)2,l60. •ftAverlig ) ^ SAmuDdFrode 1. 126. 126. 120. 212. 687. 2, 612. 8, 10. 20. Vgl. Edda, •ftnftigen (nhd.) 2, 267. Stoger 1, 95. 4. 641. Sftogeretand 8, 4. 337(; 1, 845. Sage 1. 188. 2, 195—197. 8. 79 ff. 4. 428. 661 f. 605. Geachicbtliche S. 1 , 888. Überlieferung der S. 1, 862. 8. vuo Poljrphem 4, 428-462. Vgl. Altnordische. Con- •tantinopolitaniscbe, Di^ oische , Esthniache , G«- schicbtlicb« S., GSttar- aag«, Haldenaag«, Local«, Kareliaobe, KeiiiDgische, RumKniacbe . Sccllndi- •che, WaUachiache. Walli- •ische S. Salamander und Samanirit 2, 248. Saloaon 1, 566. 8, 460. 4. 866. »Salomons Lob« 4, 885. S«lomon, Bischof von Coo- stau, 4, 884. Salomon and Markolf 1, 46. 802. Salomon and Satam 2. 490. Salomon von Frankreich 1. 148. -•am 8, 286. 44 690 REGISTER. Samariterin, Lied von der, 4, 335. 536. Samekarc (mhd.) 4, 19. 86. sänien (verb.) 3, 307. Samson Fagres Saga 1, 105. 144. 148. samt (mhd.) 3, 285. 311. Sanctgaller Glossen 3, 389 f. — Runen 3, 111 — 114. 131. Sander, L. C, 2, 14. 3, 42. 47. Sandmännchen 1, 401. Sandsaier 1, 401. Sandvig 2, 12. 3, 40. sanft (nhd.) 2, 257. sang (dän.) 2, 102. Sanielh 1, 103. sanikela 3, 579. San Harte 2, 468—469. 4, 566. 673. 575. 586. 587. 603. Sanskrit 2, 326. 435. Saaten 1, 205. sar (an.) 2, 257. Sarg 2, 379. Sasse, Johann, 1, 40. sättr (an.) 2, 257. Saturnalien 1, 389. Saurle 1, 103. 154. 353. Savigny 1, 10. 549 f. Saxo Grammaticus 1, 115. 134. 141. 2, 5. 17. 28. 97. 294—302. 334. 429. 432—435. 3, 26. 4, 568. 569. Saxonum, de conversione, 4, 335. sc (ahd.) 3, 586. Scalden s. Skalden. Scandinavien s. Skandina- vien, schaamvinger (holl.) 3, 439. Schaber, der, 1, 41. Schätze, vergrabene; 1, 410. -Schaft (mhd.) 4, 141. 152 — 153. 164. 167. 173. 177. Schalmei 3, 405. Schapel 1, 392. Scharold , Legationsrath , 4, 3. Schatz (in den Märchen) 1, 344. Schaubhut 1, 403. Schanmburg, Grafschaft, 1, 537. Schädel, Hartmann, 4, 1 ff. 6. schefde ) (gloss.) 3, scheftecrapho ) 575. scheide (md.) 3, 279. Scheinhut 1, 403. schein (mhd.) 4, 11. Scherben auf dem Wasser tanzen lassen 1, 376. Scherz 2, 52 ff. Scherzhafte Stoffe 1, 65. Schevelin 2, 173. Scheving, Hallgrim, 2, 252. Schicksalsfaden (in den Märchen) 1, 348. Schilcher, Jörg, 1, 42. Schildbürger 2, 54 — 64. 438. Schilddecke 3, 270. Schiller 1, 275. 510. 2, 365. Schimmelmann 1, 126. 215. Schinhut 1, 403. Schlafapfel 1, 400. Schlagrasen 2, 235. Schlagreim 4, 57. 185 — 189. Schlangen (in den Märchen) 1, 343. Schlangenbiss 1, 423. Schlaraffenland 1, 358. schlecht (nhd.) 2, 146. Schlegel, A.W. von, 1, 277. 2, 8. 66. 156—161. 188. 212. 506. 4, 548. 601, 602. 604. Schlesische Altertümer 2, 284—286. Schlettstädter Glossen 3, 478. Schleusingen, Hans Com- pan von, 2, 57. schlicht (nhd.) 2, 146. Schlözer 2, 30. 137. 3, 3. Schmeller 4, 536. Schmetterling 1, 477. Schmieder, K. Chr., 2, 234. Schmiedesiegel 3, 134-137. Schmidt, Fr. Wilh. Val., 2, 221—225. 286 — 289. 380—383. Schmuck der Germanen 2, 270. Schnabellippen 1, 348. Schnecke 1, 374. Schnee (Märchen) 1 , 347. 403. Schneeballen 1, 376, Schneemänner 1, 376. Schiieeweisschen 1, 342. Schneewitchen 1, 330. 350. Schöning, Gerhard, 3, 2. 32. Schön, Martin, 3, 161. »Schöpfung« 4, 335. Scholer, der, 1, 42. Schoreel 3, 163. 189. schotfinger (afries.) 3, 433. Schottischer Aberglauben 2, 373 — 375. Seh. Lieder und Balladen 2, 208 — 210. Schottland, Elfen in, 1, 412—438. Schrate 1, 446. 480. Schreiber, der tugendhafte, 4, 335. Schretel 1, 446. 483. 4, 335. Schretlein 1, 446. Schrift 1, 96. 107. 2, 325 ff. 353 — 365. Vgl. Bilder- sclirift, Geheimschrift, Gothische, Kyriologische Seh., Mönchsschrift. Schriftsprache 1, 512. Schröder, Wilh., 4, 361. Schröter, Prof. von, 2, 341. 3, 117. Schrutan 4, 477. 514. Schubart, Henriette, 2, 208 —210. schufa (gloss.) 3, 577. schürzen (nhd.) 3, 292. Schulbischof 1, 390. Schulenburg, Graf Matthias von der, 2, 350. Schüler, Georg, 1, 42. Schuler, Joh., 1, 42. Schultz, C. J., 1, 560. Schulz, Albert, 4, 586. 605. 608. Vgl. San Marte. Schulze, C. J., 1, 561. Schulze, G., 2, 447—449. Schuppius 4, 385. Schutzengel 1, 401. Schutzfelsen 2, 412. Schwaben, die sieben, 1, 357. Schwabenspiegel 4, 25. Schwalbe 1, 383. Schwalbenaas 2, 80. Schwalbenschwanz 2, 391. Schwanenjungfrauen l,341f. 348. 447. 2, 163. 4,436. 460. 569. Schwanhild Sonnenblume 1, 103. 163 f. 2, 343. Schwanritter 4, 433. 558. KK'.lvrKR. ^Q) Schwurt uinl Weiu (io d«o Mürchen) 1 , 34 1 f. Schwarzwald 8, 68. Nchwe.len 3, 66. BchwediRche Volkilieder 7, •201). 8, 70 II. Si-hweinaberi; 1, 587. Sthw«!JU«r, der, 1, 40. Schwfizeriich 1, 612. Schwerter, berUhmte, 1, 147. Sc'hwerUell 2, 378. ■*ceiiga 1 (»K»-) 85. tceacKcd ) ricina (ahd.) 8, 674. Sciviaa 8, 688. •cl (statt b1) 8, 509. ScogliuB 8, 171. Scott, Michael, 1, 422. — , Walter, 1, '281 f. 412. 438. 467. 2, 208-210. 371. 8, 40. 76. Acreiz \ scrcza | (ahd) I, 446. Mcrezzol I scrub« (gloas.) 8, 676. *ci\ba (gloss.) 8, 675. seuzzM (ahd.) 8, 488. scyteiinger (ags.) 8, 488. Scythen s. Skythen. ■Sebastian s. Brant. Seburg 4, 617 f. 619. seckere (gloss.) 8, 576. Sedulius 4, 835. Seehunde 1, 434. Seeländische Sagen 8, 61. Seelen Trost, der, 8, 863. Seelenwanderung 2, 812. 318. 8, 50. seta (an.) 2, 267. Sefarttlll 1, 221. sed (an.) 2, 88. 150. 8e6a (an.) 2, 267. sega (an.) 2, 88. Segen des Vaters und der Mutter 1, 584—686. •eggr (an.) 2, 88. 150. Seifrivd Helbling 2, 606. 4, 4. 25 «•. 332. selbsvlbe (mhd.) 4, 19. 8elbj>elbo (ahd.) 4, 75. Selbstbiographie W. Grimms 1, 3. 26. selbstredend (nhd.) 1, 616. selbstverständlich (nhd.) 1, 515. seile (mhd.) 4, 60. Selitz, Johannes, 1, 41. semi (ndl.) 3, 508. Semiten 2, 825. Sandabad) . ... Sendabar | *' ""• Sendschreiben an GrtUer i, 104 — 186. Senkung, Fehlen der, 4. 48. •entier (tn.) 2, 404. Serbisebe Lieder S. 274. 8. Miroben 1, 887. 4, 847. 448 f. 468. 8.Poe«i« 1, 499. 4. 880. 681. sere. diu, (nbd.) S, 287. Serenus 4, 886. •trtan (ahd.) 8, 510. »8«rratiiM« 8, 241. 244. 246. 4, 58. 886. •estere (gloss.) 8, 676. Shakespeare 1, 192. 288. 869. 443. 2. 866. 872. 427—480. 8, 81. 82. She 1, 405. Shefro I, 405. 409. 2. 871. Sheringhams 1, 214. Shi 1, 406. • Shian 1, 406. 418. 484. Shipping 1, 876. Sibbe Udsson 2, 408. Sibich 1, 106. 107. 864. sichein (md.) 8, 285. Sidonius Apollin 2, 159. Sieba 8, 118. 121. Siebenschläfer 2, 219. 8, 221. Sieben Schwaben, die, 1,867. Sieben weisen Meister, die, 4, 482 f. Siegel (nhd.) 9, 88. Siegelinschriften 4, 886. Siegelkunde 8, 184 — 187. Siegenot s. Sigenot. Siegfried 1. 161. 289 ff. 886. 888. 868. 855. 2, 168. 185. 215ir. 8,21. 218. 4, 546ff. 562.658. — , der hörnerne, s. d. »Siegfrieds Jugend« 4, 628. Siegft-iedslied 2, 41tf. 422. Siegfried von Mohrenland 4, 669. — von Tegernsee 4, 886. Siegmund 8, 88. Vgl. Sig^ mnnd. — Breeteaen 8, 88. Siegrnne 1, 220. Sif 1, 848. 8, 6. sife (mhd.) 8, 886. Sifka 1, 106. 2. 129. siga (an.) 2, 216. 8i«« 1, 21«. aiftn (mbd.) 2. 21«. Sigtnol 9, 41. 48. !>')■ 171. 421. 8. 218. 4, ii'o. Siffrod V, 187. Siggft t. 818. rigli (•«•.) 2, 88. 181. Sicmtr der W«Ue 1, 40. Slgmnnd I, 151. 168.8.88. Sigai «. 129. 800. SlfaUd I, 18». 470. 2. 6. 158. Sigorea 2. 818. Signin I, 842. Sigurd 1. 184. 18«. 187. 188. 147. 10« ff. 191. 21«. 287 ff. 880. 2.6. 21«. 264.842. 8.21.22. — , der Jcmtalemfahrer, 2, 288. . Sigardrifornftl 1, 186. 2, 264. 4, 885 r. SigurdurPoftaisbane 1.l5lff. 2. 18. 840. Sigvatur I. 184. Siklinger 2, 21«. Silbenmast I. 78. 198 1. SUiiu 4, 886. Silveeter, Legende von, 8, 140. ''"(";.>; 2. 288. Bime (nhd.) S Simeon Mauphrastos8, 196. 196. Simon, Johanne*, I, 41. simi (an.) 2, 268. Simonides von Keoe 2, 441. Simplieiaaimiu 1, 292. 486. Simrock 2, 426—427. 427 —480. 4, 98. 67«. Sindbad 2. 801. 4, 441 ff 452. Sindri 1. 847. Sinfiotle 1. 22U. 2. 261. Siogenberg 2, 464. 4. 41. 886. Singenden Knochen , Mär« eben von dem, 4, 854. 867. Singen nnd sagen 4. 2. 819. 641 •iniaa (mn.} .'. 868. Sinter 1, 8«:. ainia (gloas ) 3, 580. SUiU 1, 1(>>. •tt (md.) 8. 286. sittirwan (ahd.) 8, 678. Sivard 1, 181. 3, 44. 45. 44* 692 REGISTER. Sixtus von Siena 3, 196. Sjöborg, N.H., 2, 266. 290. 376. 398—415. 3, 69. Sjürur sneare 2, 345. Skade 2, 129. 298.^ Skaldaspiller, Eyvind, 2, 260. Skalden 1, 100. 183 f. 2, 18. 46 f. 281. 541. Skandinavier 1, 122. 177. Skandinavisch s. Altnor- disch, Nordisch. skegg (dän.) 2, 85. skoggiadr (an.) 2, 85. skemfa (an.) 1, 144. Skeppshögar 2, 414. skiäg (schwed.) 2, 85. Skidbladner 1, 462. 2, 24. 'u'!-, ! (an.) 2, 253. skilit ) skilliggs (goth.) 2, 445. Skinfaxi 2, 94. skiola (an.) 2, 154. Skirners Fahrt 2, 105. skirr (an.) 2, 88. SköU (an.) 4, 412. Skofte 1, 249. 251 ff. Skogr 3, 58. Skrvmner 2, 347. Skuld 2, 94. Skyldinge 3, 26. Skythen 1, 345. 403. sla (ahd.) 2, 258. Slaa 2, 103. Slange 3, 136. Slaven 2, 266. 326. Slavisch 3, 56. S. Alter- tümer 2, 284. S.Dichtung 2, 33. S. Religion 2, 39. S. Runensteine 3, 117 — 124. slif (gloss.) 3, 575. slod (an.) 2, 258. slutere (afries.) 3, 448. Sluwenburg, von, 1, 39. smergela (gloss.) 3, 579. smerze (mhd.) 4, 44. Snäfridr 1, 330. Sneewittchen 1, 330. 350. Snio 2, 301. Snoldelevischer Runenstein 3, 29. Snorre Sturleson 1, 128. 129. 133. 136. 192. 212 f. 587. 2, 21 f. 97. 279 — 283. 294 — 302. 351. 404. 433. 3, 38. Vgl. Edda. 2, 88. snoter } , , (an-) snotr \ ^ ' snutrs (goth.) 8DÜZ (gloss.) 3, 572. so den (md., nach d. Com- par.) 3, 277. söndag (dän.) 2, 88. Söhne, die drei, (Märchen) 1, 345. Sögubrot 2, 300. Serie s. Saurle. »Sohn, der verlorene,« 4, 335. Solario, Andr., 3, 189. Solarliod 3, 73. 4, 418. solbiört (an.) 1, 342. Solsernus 3, 180. Somadeva 4, 455. Sonimerkinder 1, 381. Sommersonnenwende 2,2 16f. Sommertag 1, 380. Sommer und Winter, Kampf zwischen, l, 381. Sommerverkündigung 1,380. Sonne 1, 339. 342. 445. 2, 88. Sonnenblume 2, 343. Sonnenfest 2, 352. Sonnenwölfe 4, 412. Sophie von Dänemark 3, 42. sorcsam (mhd.) 3, 235. spaed (dän.) 2, 101. Spagna, La, 2, 288. Spangenberg 2, 57. 70. 4, 370. Spanische Märchen 1, 325. 4, 352—860. Speere 2, 248. Speiche (nhd.) 2, 87. 150. speit (gloss.) 3, 574. »Sperber, der«, 3, 218. 4. 18. Spervogel 4, 5. 22. 109. 335. 416. 417. Spet, der, 1, 42. Speyer, der von, 1, 43. Spiecker 2, 150. spiegiibrün (md.) 3, 233. spiegellieht j 3 spiegelluter ^ ^ ' Spiele 1, 364 ft. Spielhans 1, 343. 4, 342. spik (an.) 2, 87. 149. 150. spiler win (mhd.) 2, 468. 4, 33. Spinnerinnen (Märchen) 1, 348. spitze (nhd.) 2, 87. 150, spiz (Adj.) 3, 304. spizi (ahd.) 3, 304. spörge (dän.) 2, 86. Sponholz 3, 118. 122. spor (dän.) 2, 88. Sporn 2, 270. Sprache, deutsche, 1, 506. 508 f. 2, 43. Sprachentrennung 2, 89 f. Sprachentwicklung 4,612ff. sprechen und singen 4, 2. 7. Spre na Skillenagh 1, 410. Sprichwörter 2, 450. 464. 4, 22. 414. Griechische 5. 2, 464. Sprinz 1, 397. Sprinzelin 1, 397. sprüzvale (md.) 3, 305. spur (nhd.) 2, 88. SS (nd.) 3, 486. Stab 3, 504. Städte 1, 537. Die St. im Mittelalter 1, 111. Ständeversammlung in Hes- sen (1815) 1, 536 — 543. Ständische Verfassung 1, 536. Stärkodder 2, 300. Stamheim, der von, 1, 373. Starkather 2, 172. Starken Hans, Märehen von dem, 4, 451. Statins 4, 335. Stauchen 3, 269. Staufenb erger 1, 470. Steffens 2, 112. 498. Stein au 1, 5 ff. Steinen, Spiel mit, 1, 365. Steinhöwel 3, 350. 353. 4, 368. 374. Steinkiste 2, 413 f. Steinkreise 3, 30 f. Steinmar 4, 335. Steinschneider 4, 368. steivvarn (gloss.) 3, 579. Sten Sture 2, 401. • Stephanius 1, 213 f. Sternblume 1, 377. Sterne 1, 339. 403. sterre (md.) 4, 44. Steuern 1, 553. Stewart, David, 2, 374. — , Grant, 1, 412. 457. 2, 374. Stiefel 1, 470. Stiefmutter 1, 322. 334. Stiernold, Freiherr von, 3,68. HKifl^lkit. HtifTe krön 1, 892. Stig 1, 191. Stil nid. Dichter 8. 241 ff. Stille Volk, das, 1, 406. SlillitiK Jung 1, 284. Btinii (gloM.) 8, 574. Stirbt der Fucha, ho gilt der Balg 1, 870. Stimange 4, 468 ff. Stollberg 2, 220. Stolle, MeUter, 8, 247. 4, 886. Stonebenge 2, 812. Storch 1, 888. 899. Flie- gender St. 1, 874. atorm (ags., as.) 8, 649. Btorro (ahd.) 8, 678. Btraa (dftn.) 2, 101. Strabo 1, 826. 2, 814. Straparola 1, 826. 2, 221 -928. Strnfi!«bitrger F.ide 8, 894. StrtMtttxte 1, 432. Stribog 2, 3l>. Strickor 2, 176. 477. 480. 808. 8, 222. 247. 627. 588. 4, 16. 886. 462. Strieder 1, 22. 2, 57. Sfn'imkarl, der, 1, 199 f. 469. Strophe 1, 11)6 f. 4, 319 f. Lateinische St. 4. 297 — 804. Romanische St. 4, 804 — 806. Btrüch (md.) 3. 284. stubenbeie (mhd.) 8, 677. stftche (mhd.) 3, 268. 412. stUren (mhd.) 8, 560. stUrmerinno (mhd.) 3, 666. StüAsi. Radoir, 1. 111. stupa fgloM.) 8, 577. SturleThord9en2,227.8,61. Sturlunga-Saga 2, 226. 227. .S, 60. Sturm 8, 549—556. sfurmwre (mhd.) 8, 664. Stnrmaren, die, 8, 649. Bturmen (mbd.) 3, 550 ff. Sturm-, mhd. Composita mit, 8, 556 f. sturmjan (ahd.) 8, 549. Sturm und strft (mhd.) 8,664. Suchenwirt 4, 885. Suchesinn, der, 1, 48. Sünder unter den Gerechten, der. 1, 578— .S74. suHelfire (ahd.) 1, 481. Sngil-Rane 8. 94. 130. •ngir (glosa.) 8, 676. Snbm, Peter Friedrich von. 1. 210. 216. 2, II. I«. 81. 118. 185. 296. 805. 8. 2. Summarium lUnriel 8, 477. 479 f. snndag (schwed.) 2, 88. sundem (I'raep.) 8, 295. sunna (an., gotb.) 2, 88. •unnegihten, m, 2, 471. Buonotag (ahd.) 8, 874. Surtur 1. 269. 848. sus (md.) 8, 276. BUtnlaria (lat.) I, 481. •uiel (gloss.) 8, 675. Svabo, Jens Chr., 2, 840. 846. sväfa (an.) 2, 256. Svanhillda (Snanhilldur, Svavilda) 1, 108 f. 168 f. svanr (an.) 2, 266. Svava 1, 220. 864. Svarabhakti-Vr>cale8, 491 f. Sverr.« 2, 27t». 8, 88. 84. Svithiöd 8, 66. swanger (mhd.) 8, 808. swAr (md.) 8, 284. Bwas (ahd.) 2, 166. Bwella (gloss.) 8, 676. suerca (gloss.) 3, 675. sttertkempfo (ahd.) 8, 686. swie den (m'i. nach dem Compar.) 8, 277. Swinegel, der. 4,861—862. syb, sybbe (ags.) 2, 160. Smonvmik 8, 616 (T. Syv, Peter, 1, 178. 180. ' 198. 2, 120. 8, 41. t 2. 865. 868. 859. Taattir 2, 341. Tabakspfeifen 1, 410. Tabartische Sammlung 1, 825. Tacitus 1, 866. 2. 282. 814. Taddeo di Bartolo 8, 186. 188. tafel (nhd.) 2, 98. Tafelrunde 4, 602 (T. Tagalp 4, 460. Tag-Rune 2, 880. Takati- Kachi I, 564. tala (ao.) 2, 247. Talar, der, 4, II». TMibaua*r I. 418. 117. 4, 18. 100. 885. Tann-F^ I, 864. TaBDbtaa«r s. Tanhaaser. U|>«l« (ffloM.) I, 578. TargiUDs I. 84» f. tambüt (mbd.) I. 452. Tamkapp« I. 452. 460. Taaalloni» decrMom I, 586, Tatae I, 876. Taabmann 2. 78. Taufbackan 2, 414. Tanaend und «int Nacbt 8. 855. 866. Taukand nnd ein Tair 8, 860. 866. Uiridu •. torido. td (ahd.) 8. 585. Tegemseer ■ Runen -Hand- schrift 8, 110. Teichner 4. 24. Teil I, »48. 2. 214 21». teilen (nd.) ». 88. terrAi (mhd.) 8. 29». JTertullian 8, 174. 175 4, 885. terfia (abd.) 8, 491. iTesko 1, 566. JTenrel I, 848. 44t. 487. JTeul 2, 167. j Tentoberg 1, 559. {Textkritik 2, 241. I Tt-jy«« Tjlit 2, 247. j tb 2*. 886. (ahd.) 8, 879. I 586. th-Rone 2, 829. j Thftttr afKarli resala 8, 87. thalen (nhd.) 2, 151. Tbam, Pehlr, 8, 68. tbeganscepi (as.) 8, 811. thengil (an.) 2. 88. tbeodan (an.) 2, 144. Theodolus 4, 885. Theodorieb der Grosse I, 508. 2, 159 f. Tbeodorua Anagnostea 8, 195. Theodor, KSnigvonCorsira, 2. 850. Theophilas 8, 221. Theophrast 2. 289. Tbeopbylactns Simocatta 8, 192.* Thetis 4. 409. Tbidrikur 1. 145. Thiele. J. M.. 8, 6t. Thiere (in den Mircben) 1. 840. 694 REGISTER. Thierepos 4, 553 ff. 556. Thierfabel 1, 324. 2, 206. 4, 556. Vgl. Babrius, Cyrillische Th., Dänische Fabelzeit, Indische Th., Meistersänger. Thiermärchen 1 , 354. 4, 357. 388. 556. Zwei Th. 4, 363—365. Thiersage 4, 336 ff. Thierna na oge 1, 412. thing(a) (an.) 2, 88. thiodan (an.) 2, 144. Thiodolf 1, 141. 477. 2, 25. 280. 3, 4. 46. Thirstedstein 2, 368. Thomas von Aquino 3, 196. — von Canterbury 4, 335. — von Cantimpre 3, 353 f. 364. Thomasin (»Welscher Gast«) 2, 390. 453. 457—463. 3, 229. 4, 15. 22. 105. 106. 335. Thomas Rymer 1, 417. 428. Thomsen 2, 367. Thorr 1, 185. 343. 2, 105. 405. 3, 4. 5. 50. 4, 342 f. Th.'s Hammer 2, 272. 402 f. 408. 3, 5. Th.'s Opfer 2, 102. Thora 2, 403. Thordis 2, 404. Thorsdrapa 3, 4. Thorkelin 3, 33. 59. 65. 4, 559. Thorkell Kraftlas 3, 30. Thorkill 2, 301. 3, 11. Thorlacius, Birger, (Sohn) 2, 259. 279 — 283. 3, 11. 12. 30 f. .S3. 37 ff. — , Skule Theodor, (Vater) 1, 215. 2, 260. 265. 272. 317. 337. 3, 2. 3 ff. 27. 32. 63. Thorsbild 2, 102. Thorsteinson, B., 2, 227. Thorwald 2, 404. Thorwaldsson 2, 404. Thowald Vidförle 1, 249. Thracier 2, 326. Thracisch 3, 51. Thräda (an.) 1, 348. Thrä valkyrior 1, 348. threya (an.) 2, 258. thrideilur (an.) 2, 334. Thridi 1, 346. Thronds Leben 3, 38. Thryms Quida 3, 46. Thuisko 1, 346. thulr (an.; 2, 88. 150. thuraalalin (an.) 3, 427. thumalfingr (an) 3, 432. thumb (engl.) 3, 430. thümeling (ahd.) 3, 430. thundr (ags.) 2, 93 f. 153. thunor (ags.) 2, 93. 163. Thurneissen,2, 502. Thverra 2, 88. Thwrotz, Chronik des Job. de, 1, 98. thy (an.) 2, 257. thylia (an.) 2, 151. thylr (an.) 2, 88. Thyth-Rune 3, 93. Tibullus 4, 335. Tidgren 2, 399. Tieck 1, 66.71. 285. 3,81. Tiedge 1, 283. timbr (an.) 2, 246. tir (an.) 2, 93. Tirades monoriraes 3, 248. 4, 307 — 310. Tirard s. Girard. Tilbury, Gervasius von, 1, 472. 475. 477. Tirfing 1, 253. Tirol undFridebrant 1, 360. 3, 221. 4, 21. 105. 335. 387. Ti-Rune 3, 88. tisch (nhd.) 1, 517. Tischtücher zerschneiden 4, 30. 100. Titurel 1, 63. 361. 365. 2, 515. 3, 211. 4, 335. tiuvel (mhd.) 1, 441. Des tiuvels er entgiltet (mhd.) 4, 19. 77. Tochter der Nacht 1, 342. Tod 1, 343. 2, 215. Den T. austreiben 1, 381 f. Todter Fuchs 1, 383. tölfr (an.) 2, 98. toema 2, 333. tofwurz (ahd.) 3, 579. Toggeli 1, 477. tohcha (ahd.) 1, 397. Tomhan 1, 413. tommelfinger (dän.) 3, 432. Tomnafurich 1, 416. Tomte Gubbe 1, 470. Tondernsche Hörn er 2, 333. 3, 6. topf (mhd.) 1, 375. Toskiäche Märchen 4, 348. totgeselle (md.) 3, 237. tötval (mhd.) 3, 299. Tournüs 1, 204. tovido (run.) 2, 333. tr 3, 491. trac (rad.) 3, 234. Trades monoriraes 3, 248. 4, 307—310. Tragemundes -Lied 2, 503. Tragica 1, 178. 2, 1. 5. 113. Tragödie 1, 291. Trasgo 1, 470. Trauer 2, 215. 218. • Trega 1, 147. trehdere (gloss.) 3, 576. treuten (mhd.) 2, 79. Treviso 4, 1. Treya 1, 206. Triaden 4, 602. triegen (mhd.) I, 476. Trimurti 1, 346. 350. 2, 272. Tristan 2, 523. Altfranzö- sisches Gedicht 3, 248. 4, 335. Vgl. Gottfried von Strassburg. Tritopatores 1, 454. triuwe (mhd.) 3, 491. triwo (ahd.) 3, 491. troen l , . , „„. I (an.) 1, 204. trogen ) ^ Troiin 1, 204. Troja 1, 161. 204 f. 2, 20. »Zerstörung Trojas« 4, 335. Trojamanna-Saga 2, 522. Trojan 2, 35. Trojanische Abkunft der Franken 1, 204—211. T. Krieg 2, '522. Trojenborg 1, 204. Troll 2, 410. Trolde 1, 465. 467. 3, 60. Troneg 1, 204. Tronia 1, 204. Trony 1, 204. tropf(e) (nhd.) 3, 508. Trott, Präsident von, 4,631. Troubadoure 2, 473. 247 f. Troy 1, 206. troys (an.) 2, 248. trüten (mhd.) 2, 79. Trygger 1, 204. Tryggevälde- Monument 3, 10.' tschappel (mhd.) 1, 392. tschevalir (mhd.) 2, 173. i;l '.i-IKIJ. 695 THcliionatuUnder 2, 178. Tüchurilo 2, 275. tUbil (mhd.) 4, 74. tUr (mhd.) 8, 558. TUtt-hönken 1, 892. TuKarin 2, 276. tole (an.) 2, 151. TullochKurin 1, 487. Tuiulalu* s. Aiber. tmic (kIo»») 8, 577. Tuner Stein 2. 387. tunt^en (mhd.) 8, 286. tuiiKl (an.) 2, 88. 151. tuiiKloiukr (an.) 2, 88. -tuum (mhd.) 4, 141. 158. 162. 164. 166. 167. 169. 171. 172. 178. 174. 177. Turchot 1, 207. Turold 2. 476. Turpin 2, 288. Tutosel 1, 460. twekamp (dKn.) 8, 545. twttr (an.) 2, 88. tweegevecht (ndl.) 8, 545. tweekamp (ndl.) 8, 545. tweeatrjjd (ndl.) 8, 545. Twinger von Königshoven, Jacob, 1, 116. Tvchsen 8. 6. Tyjro de Brahe 1, 174. 178. Tyr 3, 50. Tyra Danabot 2, 408. tyrannus (lat.) 2, 98. tj-rr (an.) 2. 98. Tyr- Reihe (run.) 2, 884. Tyturell ». Titurel. TJi-Rune 8, 94. V 2, 886. 857. (ahd.) 8, 877. 884. 585. (gotb.) 2, 446. Ubbe 2. 408. ubir ein (md.) 8, 277. Uckesachs 1, 147. Tidain8akur(an.) 1,847. 8,60. Udgarde 8, 50. Ubele stellen, sich, (mhd.) 8, 290. Übel hüt (mhd.) 8, 249. über daz (mhd.) 4, 19. übergehender Reim 4, 190 — 194. übergehen in eine andre Oe- stalt (in den MKrchen) 1, 841. Über houbet (mhd.) 4, 84. Überlieferung der MKrchen 1, 887 — 888. Ü. der 8«g« 1. 852. überwtxangeii 8, 81 f. Cb«rNtsunga«irer im Mittel- alter 1, 118. Übertreten (mhd.) 8, 808. Uehte (mhd.) 8, 189. iiellitn (gloM.) .8, 67S. uerewere (gloM.) 8, 678. ttenbotde (gluns.) 8, 580. &r der beite (mhd.) I, 441. Uhlaod 9, 886. 474. Ulflla» 2, 442 (T. 8, 106. Ülfr (an.) 4, 402. ulite (aga.) 2. 92. »Ulrich, heiliger«, n. AI- bertn«. Ulrich von Rudinberg 1, 89. — Furterer 1, 863. — von Gutenberg 4, 885. — von Hütten 4, 400. — von Lichtenstein 1,864.; 525. 2, 456. 8, 222. | 246. 4, 16. 22. 40. 51. 885. 571. 580. — von Muneger 4, 885. — von Tarheim 1, 84. 48. 8,521. 4, 16. 885. 418. — vom TUrlein 1, 48. 8, 221. 240. 247. 4, 835.! — von Wintersteten 4, 885. { — von Zezinghofen (»Lan- 1 seiet«) 8, 222. 248.246. 249. 250. 4, 885. 421. •um und -umto (ahd.) 8, 428. Umsingen I, 880. un- (mhd.) 4, 68. W. unbitbarbi (as.) 8, 896. understunden (mhd.) 1, 898. Ungarische Überliefemngto 8, 24. nngebutden (gloss.) 8, 576. Ungeheuer (Marcben) 1,851. Ungelert, der, 1, 48. Ungenannte, dar, (Finger- name) 8, 445 ff. Ungenauer Reim 4, 201. Unholdin 1, 441. Universalitit deutscher Bil- dung 1, 109. Universitftten 1,564. 4,628. unt (mhd.) 4, 50 ff. Untergang der Welt, Sag« vom, 4, 21. i Unterirdiacbe 1, 446. UoscbuldigeQ Kindltio, F«6 der, 1. 889. Ubmt fraato Klaga 8. 2 16. ÜBTtnafU, d«r, 8, S2I. 4. 6. nnwtp (mhd.) 4, It. 48. aowiplleb« (mhd.) 4. lt. 17. 48. itawlt (md.) 8. 800. nDwisao (ahd.) 8, SOO. nochasa (ahd.) 8, t8». oochiM (ahd) 8, t89. uobsnana (ahd.) 8, 189. Cote I. 18«. üplftadisehta OaaatsbMh t, 899. UplHndiachtr Banaiutaia t, 402. Ufas- Rone 8, »8. ISO. Urd 2, 94.- 161. Urkundtn an* dmn nordi- schen Mittelaller t, 400. urlac (ahd.) 8, 520. 661. 66t. urlaag« (mhd.) 8, 667. 660. arl«ng(e) (mhd.) 8, 667. nriangen (mhd.) 8, 657. nrllg (mhd.) 8. 660. nrlingier« (mhd.) 8, 657. 659. 660. urliage(n) (mhd.) 8, 618. 556—568. urliogevluht) jj jg, urliuggTuobe^ urliagi (ahd.) 8, 556. nrloge(n) (ahd. mhd.) 8, 666. 660. nrlogi (as.) 8, 666. 662. arlouge(n) (ahd. mhd.) 8, 666. 557. 660. arlAga(a) (md.) 8. 559. Urnen 2, 265 ff. 269 f. 809. 418 f. Ur-Rune 2, 448. 446. 8, 87. Ursprache 1, 617. 4, 614. Ursprung der Christusbildar 8, 188—199. ürtpmng de« Reims 4, 817—828. Urstende 4, 885. Urseit, asiatische, 1. 122. Utal-Rnne S. 98. aththan (goth.) 8, ISO. Bu (ftlr ahd. ü) 8. 886. Uyn-Rnne 8, 87. Os (ahd.) 8, 490. 696 REGISTER. V 2, 336. 357. (ahd.) 3, 385. 585. (goth.) 2, 442. Lat. V s. w. Vace, Robert, (Reimchronik) 2, 473. 3, 65. Vadianus 1, 204. vahs (ahd.) 2, 86. vaig (ahd.) 2, 92. vale (mhd.) 2, 517. Valerius (röm. Dichter) 4, 335. varn (mhd.) 3, 300. Varnhagen von Ense 2, 348 — 350. Varusschlacht 1, 559. Vasolt 1, 38. vasten (mhd.) 4, 78. vät (mhd.) 4, 117. vehefuter | (^^d.) 1,392. vehenmantel) '^ veig (ahd.) 2, 92. Velschlberger, der, 1, 40. veltsturm (mhd.) 3, 555. veme(r) (mhd.) 3, 233. vemestat (mhd.) 3, 233. Venantius Fortunatus 2, 401. 4, 335. Venus, Frau, 1, 488. Venusberg 1, 454. ver- (mhd.) 4, 58. 215 ff. verbläsen (mhd.) 3, 234. verch (md.) 3, 232. vereiteln (nhd.) 3, 236. Verfassung, ständische, 1, 536. vergelten, sich, (mhd.) 3,275. verhorde (md.) 3, 145. verkargen (mhd.) 3, 306. Verlorenen Sohn , Gedicht vom, 4, 21. vernen (md.) 3, 298. verniugernen (mhd.) 4, 19. Vernunftrecht 1, 552 f. Veronica, heilige, 2, 463. 3, 141 — 166. 4, 21. Veronicabilder 3, 159 ff. verorloget (mhd.) 3, 557. verret (mhd.) 2, 516. verriten,sich, (mhd.) 3,300. Versube 2, 471. Verschleifungen in mhd. Metrik 4, 47. versehrt (nhd.) 2, 257. Versöhnung Ottos I. mit seinem Bruder Heinrich 3, 214. verteilen (mhd.) 3, 279. Vertiual- Runen 3, 59. vertöten (mhd.) 3, 237. vertragen (mhd.) 3, 237. Vertumnus 1, 264. vervät (mhd.) 4, 117. vervemen (mhd.) 3, 233. verwerren (mhd.) 3, 532. verwirren (nhd.) 3, 532. Verzeichnis der Dichter des Mittelalters, Beitrag zu einem, 1, 36. vicboum (mhd.) 3, 521. Viehmännin 1, 329. vierdel (gloss.) 3, 576. vige (mhd.) 3, 521, Vignetten 2, 370. Vilea s. unter w. Villemarque, Graf, 4, 602. 603. Villers 1, 569. Vilmar, A. F. G., 2, 481 — 483. 4, 537, uingerhuth (gloss.) 3, 574. uiselun (gloss.) 3, 581. Viola tricolor 1, 322. 334. violin (md.) 3, 298. 328. vir- 3, 225. virbläsin (md.) 3, 234. 237. virdorpin (md.) 3, 237. Virgilius 4, 335. virkargin (md.) 3, 237. 306. virminnin (md.) 3, 237. virmiste (md.) 3, 290. virrostin (md.) 3, 23 6. virschin (md.) 3, 291. virtrachtin, sich, (md.) 3, 237. virwern (md.) 3, 235. Vocale 2, 354. 356. Vögel (in den Märchen) 1, 340. 354. Völkel, Oberhofrath in Cassel, 1, 22. Völkerwanderung 1, 94.124. 216. volc (mhd.) 3, 295. Volcnant 1, 37. volcsturm (mhd.) 3, 555. volcwic (mhd.) 3, 529. 538. Volk, das stille, 1, 405. Volker 1, 96. 2, 170. 177. 4, 477. Volksbücher 1, 64. 71. 2, 520—525. Dänische V. 1, 149. Volksdichtung 1 , 353. 4, 524. Volksepos 1, 523 f. 4, 54-2ff. 550 ff. 558. 581. Volkslieder 1, 141. 2, 10. 430—432. 3, 41 ff. 4, 319. 320 f. 327. V. aus- dem 16.Jahrh. 4, 463. V. im Anhang zum Wal- tharius 4, 335. Vgl. Dä- nische, Deutsche, Eng- lische, Estbnische, Färö- ische. Historische, Nor- dische, Schwedische V. Volkspoesie 1, 184. 193. Volkssagen 1, 324.4, 545ff. vonen (md.) 3, 307. voorfinger (holl.) 3, 435. vorne (md.) 3, 281. Vorrede zu den Kinder- und Hausmärchen 1, 320 —332. vorsprechen (md.) 3, 280. vort (md.) 3, 234. Vorwort zu Arnims Werken 1, 311—314. Voss 1, 285. 512. Voss, de, (nd.) 1, 363. Vossbad 1, 363. Vridanc s. Freidank. vrischin (md.) 3, 291. vrowe (mhd.) 4, 77. Vulcan 3, 137. Vulgares cantilenae 4, 31&^ 320. vur vazzin (md.) 3, 279. w. w 2, 357. 4, 309. (ahd.) 3, 386. (goth.) 2, 442. Wace (Reimchtonik) 2,473. 3, 65. Wachsmut von MUlnhausen 4, 335. Wacholdermann 4, 460. Wachsthum 2, 257. Wackernagel, W., 3, 466- —471. 4, 98. 317. 339 —340. wadel(in) (md.) 2, 284. väg (ags.) 2, 92. Wälsche 3, 391. war (ags.) 3, 531. Wäringer 2, 168. 402. vättur (an.) 1 , 339. 446. 3, 57. Waffen 2, 132. 270. 316f. 377. RB0I8TER. 697 VaftbrodDiBinal 1, 214. 2, 364. Wafurloga 1, 152. vag (ahd.) 2, U2. vagr (an.) 2, 92. Wagiier, Veit, 1, 48. Waiblinge 3, 166. T«{l\jd (gotb.) 8, 619. Walafrid Strabo 8, 402. 4, 885. wala-raaba (abd.) 2, 247. val baugaur (an.) 1 , 844. Waldemar 1, 460. — I. von Dänemark 2, 488. Waldborg 2, 6 ff. Waldbau 1. 449. Waldgflister 1, 478. Waldia, Burkard, 4,1 28.870. Waldmann 1, 111. waleveige (md.) 8, 286. Yalfobnrg 2, 806. Walhalll,844. 2,98. 8,60. Walküren 1 , 848. 2 , 98. Wallacb 4, 7G. Wallachiscbe Sage 4, 848. 847. Vallandi 1, 156. Walliser 4, 601. Wallisiscbe Sagen 1, 825. Wallenstein 1, 287. Vallöo- Monument 3, 10. Vftlnaliot 1, 667. val-nln (an.) 2, 247. walstruze (mlui.) 8, 627. Waltharius manu fortis 2, 417. 519. 4, 885. Walther (in den Nibelungen) 4, 477. 518 f. — und Hildegund 4, 886. — von Aquitanien 2, 178. 61^. — von Breisacb 4, 385. — Insulaniis 2, 522. — von Klingen 4, 886. — von Oxford 4,602. 606. — von Spanien 1, 102. — von der Vogelweide 1, 861. 872 f. 877. 898. 626. 2, 885 — 895. 482. 452 ff. 609. 8, 187. 208 — 211. 222. 246. 4, 8. 5. 6. 7. 21. 28 f. 87 f. 89 ff. 49 ff. 64 ff. 59 f. 64. 68. 98 ff. 98 ff. 101. Il2ff. 116. 885 420. 578. — der Vogelweid von Veit- heim 4, 5. Waltaebrat« 1, 446.8, 118. waltscrechal (ahd.) 1, 446. walt-wlser (robd.) 1, 898. wambU (mbd.) 8, 675. van (dkn.) 2, 117. wan (mbd., c. Oen.) 4, 68. wanawils (abd.) 8, 800. wand (md.) 8, 882. wandelin (md.) 8, 884. wandeln (mbd.) 8, 884. wandiln (md.) 8, 290. Wandererslied 4, 668. vang (an.) 2, 88. wankelwitz (mbd.) 8, 800. Vanland 1, 477. vanr (an.) 2, 117. WAn-Rune 2, 886. wanwits (mbd.) 8, 800. Vilolno 2, 848. wfipen sniden (md.) 8, 288. warag (at.) 4, 402. wäre (mbd.) 4, 402. 408. warcgengel (gloss.) 8, 581. 4, 402. varda (an.) 2, 151. varg (schwed.) 4, 408. warg (ahd.) 4, 402. 408. wargel (glo^s.) 4, 402. vargr (an.) 4, 402. vargs (golh.) 4, 402. wargus 4, 402. »Warnung« 4, 886. Warslin 1, 229. 2.'<0. Wartburgkrieg 1, 860. 402. 2, 288. 4, 886. 427. Wasserelfen 1, 461. Wasserfrauen 1, 447. 449. Wasser des Lebens 1, 846. Wassermttnner 1, 447. Wassersturm 8, 554. Wassily 2, 275. wfit (ahd.) 2, 257. 8, 805. Water- mSme 1, 402. vath (an.) 2, 267. vatn (goth.) 8, 62. Vatnsdäla.Saga 8, 80. Ve 1, 846. weardan (ags.) 2, 161. vearg (ags.) 4, 402. vearh (ags.) 4, 402. Weber 1, 282. Webi 2, 166. Webilinger 2, 166. Wecbselbälge 1, 894. 408. 429. 476. 479. Wccbselrede 8, 246 ff. Wedel 1. 174. 178. 180. 2, 2D6. 8, 284. ▼•g« (an.) 8, 518. VtgtbMwqaida 1. lt5.tU. t. 884. walio (ahd.) 8, 681. wtbrao (nhd.) 8, 88. vtigan (gotb.) 8, 518. Wti(Md 8, 818. 888 ff. — von Tbtbtn 2, 70. vtihan (goth.) 8, 518. Weihnaehtvn 1, 888.8,818. 875. Weibnachtabaum I, 888. WaibnacbUpoiMn 2, 58. Waimar (1809) 1, 18. W«hMdiwtlg 1. 888. W«iaa«nbrann«r •. Wmm- bninnar Gcb*t. Weiaae Fran 1, 411. 444. 465. 8, 872. WeisM YSgtl (in den Mar- cben) 1, -841. Weiss in Marburg 1, 11. Weiss und Schwan (in den Mtrcben) 1, 841 f. weizel (md.) 8, 812. Weland 1, 146. ; Weles 2, 84. 89. j Weifen 2, 162 ff. 1 wellen (mit EUipae da« Inf.) 8, 290. , Velint 1, 147. ' Velleda 8, 60. Welscher Gast s. Tbonaain. Weltauge 4, 469. »Weltbeschreibung« 4, 888. I Weltchronik 1,868. 8. 886 f. , wen bis (md.) 8, 288. wen das (md.) 8, 888. wende (md.) 8, 288. Wendel von GOn 1. 48. ^ WendischesMMrchen4, 868. Wendungen, bestimmte W. in der Volksdichtung. 1, 188. Wend-Cnmntb 8, 67. I Wengkel, der gros, 1, 48. Vera-tyrr 2, 98 I werbiere (mbd.) 8. 678. ' werch (glosa.) 8, 674. werckongel 4, 408. Vardandi 2, 94. 151. Verelins, Olana, 8, 14. verja (an.) 8, 88. 161. wargel (mbd.) 4, 408. Warinnd 8, 78. Warlaoff 8. 890. 808 — 806. 611—512. 8. 9. 80. 88. 126. 698 REGISTER. Wermilaga 3, 291. Wernhers Maria 1, 360. 3, 222. 244. 4, 336. 415. — , Bruder, 1, 374. 3, 222. 4, 21. 336. 420. 421. — von Elmendorf 3, 220. — von Honberg 4, 336. — vom Niederrhein 3, 145fF. 192. 197. 216. 4, 228. 230. 336. — von Teufen 4, 336. — von Tegernsee s. Wern- hers Maria. werra(n) (ahd.) 3, 531 — 535. werrari (ahd.) 3, 582. Werre (Eigenname) 3, 534f. werre (mhd.) 3, 518. 520. 533. werren (mhd.) 3, 532. Werwolf 4, 413. Wessobrunner Gebet 2, 503. 4, 19. 532. 536. Westendorp 2, 306—323. 3, 127. Westgothisches Gesetzbuch 2, 399 f. Westphälischer Hof (1813) 1, 535. wetersturm (mhd.) 3, 555. wibelval (md.) 3, 280. wie 3, 518—531. wiegar (mhd.) 3, 529. wicgenoz wiegerüste wiegeserwe wicgeselle wiegewtefene wiegewant wiegeziuge I wieget 1 wicgvim / Wichart 2, 174. wicht (nhd.) 1, 339. 446. 480. 3, 57. Wichtelmänner 1, 349. 463. wichuns (gloss.) 3, 580. wickä (ahd.) 3, 580. Wiekram, Jörg (Georg), 1, 261. 263 — 265. 442. 2, 66. 4, 381. wie-, mhd. Composita mit, 3, 530 f. wiespsehe (mhd.) 3, 521. 531. Vidar 2, 352. widar (ahd.) 3, 375. (mhd.) 530. 3, widarcregilin (ahd.) 3, 563. widergüefen (mhd.) 4, 83. widersturm (mhd.) 3, 555. widerwic (mhd.) 3, 295. Vidga 2, 129. Vidrich 1, 183. 3, 73. Wiedergeburt 2, 215. 218. Wielandssage 1, 146. 463. 510. 2, 228. 417. 3, 135—137. Wiener Meerfahrt 2, 199. 4, 336. Wiener Runenhandsehrift 3, 95 f. 103 — 108. Wiesbadener Alphabet 3, 588. W. Glossen 3, 214. 568—588. W. Grabhügel 2, 266 ff. wiga (ags.) 3, 519. Wigalois s. Wirnt. Wigamur 2, 240. 4, 336. wigan (ags.) 3, 518. Wigand 2, 94. 3, 529. wigandlike (afries.) 3, 519. vigans (goth.) 3, 519. Wigars flockar 2, 400. wigant (ahd.) 3, 618. 523 —529. Wigant (Eigenname) 3,529. Viga-Styrs-Saga 3, 1. Wiger der Weise 2, 399. vvigidis (ahd.) 3, 535. wigis gesatten (mhd.) 3, 531. wihsilstein (ahd.) 1, 447. wiht (ahd. ags.) 1, 446. wihtel (ahd.)"l, 446. wihtelin (ahd.) 1, 446. wijzer, wijzfinger (holl.) 3, 434. vikingar (run.) 2, 368. Wild (der Schwiegervater) 1,24. Henriette Dorothee W. 1, 23. wildaz wip (mhd.) 1, 487. vildbasse (dän.) 2, 117. Wilder Jäger 3, 29. Vili 1, 346. Vilen, die, 1, 451. 456. 458. 461. 489. Wilhelm der Eroberer 4, 336. — I. von Hessen 1, 542 ff. — der Heilige 2, 240. — von Holland 3, 217. — zur Lippe, Graf, 2, 350. — von Malmesbury 4, 606. » — von Oranse« 1, 31. 37. 360. 374. Wilhelm von Orlenz 1, 396. 2, 236 f. — von Poitiers 4, 336. — von Soetze 1, 43. wilint (mhd.) 3, 20. Wilibald 1, 263. Vilkinasaga 1, 117. 142. 143 ff. 165 — 170. 239. 360. 448. 2, 125. 177. 180. 183. 188. 211. 344. 418. 494. 3, 19 f. 45. 135. 218. 4, 552. Vilkinus 3, 137. willeküre (mhd.) 3, 276. Villemarque, Graf, 4, 602. 603. Wind 1, 403. Windmühlen als Spielzeug 1, 365. Winfried s. Paulus Diaconus. winiliod (ahd.) 4, 529. Winkelmann 1, 269. Winli 4, 336. 421. Uuinne-Rune 3, 94. Winsbeke 3, 534. 4, 14 f. 22. 104. 107. 109. 387. Winsbekin 1, 359. 4, 14 f. 387. Wippo 4, 336. Wirant 2, 239. Wirbelwind 1, 427. wilden (gloss.) 3, 574. Wirmilaha 3, 291. 336. Wirmlaga 3, 291. 336. Wirnt von Gravenbeicb (»Wigalois«) 2, 235-249. 453. 3, 246. 524. 561. 4, 13. 14. 41. 386. wirren (nhd.) 3, 532. wirz (ahd.) 3, 577. wise (mhd.) 4, 81. wisen (mhd.) 2, 177. wiser (mhd.) 3, 434. visifingr (isl.) 3, 434. witede (gloss.) 3, 574. Witege mit dem Slangen 3, 134—137. vitifried forts 1, 347. 2, 291. Wittich 1, 97. 102. 118. . 142. 146. 2, 344. 415. 3,73. 135. 4, 514. W.'s Mutter 3, 45. Witzlav von Rügen 3, 218 f. 222. 4, 336. wizzecliche (mhd.) 4, 19. wizzen (mhd.) 4, 425. Wladimir 2, 34. W. und REGISTER. 699 (IfliMD Tafelrund« 2, 374 —275. Wodan 4, 460. Wöcbenüiche NaohriobUn 2, 512 — 620. WölflnKe 2, 163 ff. 169. 4, 405. wöricl (nhd.) 4, 40S. Wörterbuch, deuUchet, 1, 608—520. W&rtDfbUcher 2, 341. 344. W. in altdeuUoher Zait 3, 475 f. Wörter nir Kriug ».516 —867. vöxtr (an.) 2, 257. Wotcen, Daniel, 3, 117. Wo ist gut Bier feil? (Kin- derspiel) 1, 871. VoU (an.) 8, 60. Wolf 1, 864. 2, 346. 4, 402 f. über die mythi- sche Bedeutung des Wol- fes 4, 402 — 427. W. in Eigennamen 4, 404 f. Wolf, Ferdinand, 4, 868. — , Peter, 1, 48. Wolfbrand 2, 170. Wolfdieterich 1, 35. 67. 97. 487. 2, 171 f. 419. 421. 8, 21. 4, 405 ff. 542. W.'s Kindheit 1, 894 ff. Wolfes gele (gloss.) 3, 679. Wolff, Jens, 2, 278—279. Wolff, O. L. B., 2, 480— 483. Wolfhiiare 4, 412. Wolf hart 2, 170. 4, 406. Wolfram von Eschen bach 1, 62. 53. 372. 876- 897. 898. 454. 524 f. 2, 86. 68. 170. 288. 240. 249. 392. 468— 469. 3, 187. 309. 222. 248. 246.249. 891. 621. 624. 651. 564. 4, 7. 18. 28 f. 60. 105. 886. 642. 643. 678. 583. 583. 609. Lateinische Übersetzung von W.*» Wilhelm 4, 886. Wolfsauge 4, 422. Wolfsbalg 4, 418. Wolfsbart 8, 679. »Wolf^esang« 4, 437. WolfUiunger 4, 416. Wolfsmagen 4, 416. Wolfspels 4. 418. 1 Wolf und die 8obaffl, d«r, (Kinderspiel) I, 866. Wolfwin (abd.) 2, 170. 4, 405. ' Wolga 2, 261. Wolgemut, Ilaiderich, 4, 870. ; Wolke. Chr. H., 1. 614. | Wolken I, 403. Wolsungansage I, 185. 186. 177. 186. 216. 318— 328. 289. 3, 18. 86.1 93. 98. 214. 360. 848. 498 f. 8, 19 ff. 36. Wolundslied 2, 361. 358 ff. i 364. 8, 30. 26. : Voluspi 1, 163. 314. 3. I 30. 366. 282. 863. 897. 8, 10. 60. 78. 4, 681.1 wolves tan (mhd.) 4, An. \ 426 f. Vonved i, 190. Wood a'Warslin 1, 380. ; Vorm, Bischo'f, 8, I. Wonn, Olaus, 1, 318 f. 3, 38. 378. 880. 887. 866. 8, 8. 39. Wormeln 8, 291. Wormlag 8, 291. Worms 8, 21. Wormstede 8, 291. Word (ags.) 2, 152. wort (nhd.) 3, 518. Wortalreit 3, 666. ▼rag (serb.) 4, 402. wrah (böhm.) 4, 402. Wright, Th., 4, 886. wriUn (ags.) 2, 881. Wsewolod 2, 88. wgchs (nhd.) 2, 257. ▼tidiüfenne (ags.) 1, 448. Wttnscheldinge (MKrchen) 1, 344. WUnschelrad 1, 849. Wunschelruthe 1, 844. Würgengel (nhd.) 8, 581. Würger (nhd.) 4, 403. Wüthende Heer, das, 1,460. WUthenden JMger, die, 1, 460. Wak StephanowiUch K*- radschitsch 4, 448. Wulf in Eigennamen 4, 404 f. ▼nlfbeifod (ag>.) 4. 403. wullena (glosa.) 8, 679. Wnlpensand 4, 670. WMdwgMcMdit— dtr DtirtMbM S. lM~lf7. WniaMltl« t. t»l. Wamgartaa t, 3*0 f. wvmliff* (mbd.) S. ISO f. 886. Wurmlahnn 8, 391. Wurmstide S, 301. wart (abd.) 3. 16t. wunnn (ahd.) 8, 887. Vjlflngas (ags.) 4, 406. Vymotb.Kaa« S. 108. ayrd (gloM.) 3. 161. wytd («ff».) 3. 163. rjtmmU (nd.) 8, 391. mym (ag*.) 8, 681. X. XaDlan I, '206. Y. y 3, 867. Tftinde, dar von, 1, 89. Ylflngar (an.) 4, 406. Yogiinga -Saga 3, 380. Tr-Rune 3, 880. 886. Ysopet 4, 878. X 3, 866. B-Bune 8, 120. za (ahd.) 8, 876. Zacharift 1. 876. Zacher 8, 184. sagel (mhd.) 4. 68. zahl (nbd.) 3, 247. Zabngaachenk 1, 864. tala (ahd.) 2, 347. sank (nhd.) 3, 666. Zauberei 1, 841. 8, 876. Zanberstab I, 844. Zaunkönig, der, (MirchMi) 1, 864. 4, 864. 866. Zcirgker, der, 1, 48. se- (mhd.) 4. 316 ff. leig&ri (ahd.) 4. 488. Zaigtfinger 8, 488—488. saigd (mhd.) 8, 488. Zaitidter 2, 816. Zaitgescbichtliches 1 , 627 —670. Zenobia 3. 171. 700 REGISTER. zequetzin (md.) 3, 286. zer- (mhd.) 4, 215 ff. ze Bunnegihten 2, 471. Zeugnisse über die deutsche Heldensage 2, 416 f. Ziegel von Hierapolis 3, 169. Ziegen 1, 428. Ziemann 4, 572. Zieraten der Germanen 2, 270. Ziffern, gothische, 3, 100 — 103. zimbar (ahd.) 2, 246. Zimmer (nhd.) 2, 246. Zimmer (Grossvater und Tante) 1, 4. — 2, 110. Zinn 4, 83. ziquarre (ahd.) B, 236. Zorn, Fritz, 1, 42. zubeda (gloss.) 3, 576. Zünglein (nhd.) 2, 88. Zürcher Glossen 3, 476. Zupfen der weissen Stern- blume 1, 377. Zusammenziehungen in mhd. Metrik. 4, 47. zweckessen (nhd.) 1, 515. Zwei Brüder, die, 1, 229 —230. Zweikampf 3, 5 18 ff. 535 flf. 545. Z. im heidnischen Norden 3, 31 f. » Zwei Meisterlieder « 4, 464—467. Zwerge 1, 132. 349. 445, 457. 2, 196. Zwinger, Peter, 1, 41. A.W. Schade's Buchdruckeiei (L. Schade) in Berlin, Stallschreiberstr. 45 '46. BII^ING 8ECT. DEC 1 B83 PLEASE DO NOT REMOVE CARDS OR SLIPS FROM THIS POCKET UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY